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Das Heller-Blatt. Nr. 32. Breslau, 9. August 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] sich deshalb auch durch ihr behagliches und anständiges
Aussehen von andern Theilen dieses Landes ganz beson-
ders aus. Die medicinischen Eigenschaften des Manna
sind die eines gelinden Abführungsmittels, besonders zum
Gebrauch für Kinder passend, und wurde es demgemäß
vormals sehr viel in medicinischer Anwendung ver-
braucht. Allein jetzt ist es nicht mehr so beliebt, weil
wir im Besitz so mancher anderer Mittel uns befinden,
welche noch wirksamer sind.



Brautschau in Arsamas.

Sobald in dem Städtchen Arsamas, in der russi-
schen Provinz Nischegorod, ein Mädchen das sechszehnte
Jahr erreicht hat, so ist sie zur Brautschau reif, und
von diesem Augenblick an ist auch ihre Freiheit dahin.
Vorbei ist es mit Spielen und Tänzen. Verschlossen
sind ihr Fenster, Straße und Kirche. Jn ihrem Zim-
mer muß sie sitzen und arbeiten und die erste Woche der
großen Fastenzeit ( vor Ostern ) abwarten. Ein ganzes
Jahr lang darf sie das Haus nicht verlassen und nicht
einmal ein einzelnes Haar eines männlichen Kopfes, ge-
schweige denn einen solchen Kopf selbst, darf sie anse-
hen. Erscheint nun endlich die erste Fastenwoche, so
führt man sie Freitags zur Beichte, Sonnabends zum
Abendmahl und am folgenden Sonntage in die Kirche
zum Gebet. Und welche Anstalten gehen diesem Sonn-
tage vorher? Die Mutter läuft zu Bekannten und
Gönnern und leiht zu diesem Kirchengange Perlen,
Edelsteine, Halsschmuck und schöne Kleider. Früh
Morgens wäscht und reinigt sich die Tochter und läßt
den Spiegel nicht aus den Augen. Endlich geht es in
die Kirche. Alle zur Brautschau bestimmte Mädchen
bilden eine geschlossene Reihe; hinter jeder steht ihre
Freiwerberin ( Swacha ) . Die heirathslustigen Jüng-
linge betrachten und beurtheilen die Ausstellung. Sie
können thun, was ihnen beliebt, nur nicht den Gegen-
stand ihrer Neigung berühren oder ein Gespräch mit
ihm anfangen. Hat sich einer ein Mädchen ausgesucht,
so wendet er sich an deren Freiwerberin, erkundigt sich
nach der Aussteuer, nach der Familie und sogar bis-
weilen nach dem Charakter des Mädchens. Gefällt
ihm diese und ihre Aussteuer, so begiebt er sich zu
ihren Eltern und hält um sie an. Werden beide
Theile einig, so findet die Hochzeit nach der heiligen
Woche statt. Bleibt ein Mädchen unbemerkt, und will
Niemand ihre Hand, so kehrt sie zu ihrem Stübchen,
zu ihrem Nährahmen, zu ihrer Nadel zurück und er-
wartet die nächsten großen Fasten. Wird sie dieser
Einsamkeit überdrüßig, so darf sie den Verwandten
erklären, daß sie gar nicht heirathen, sondern Nonne
werden will. Dann darf sie wie eine verheirathete Frau
überall hingehen, aber es hält auch dann nie mehr ein
Mann um sie an.

[Spaltenumbruch]
Woche.

10. August 955. Die Deutschen unter ihrem Kaiser
Otto I. schlagen bei Landsberg auf dem Lechfelde
die Ungarn.

12. August 1212. Die Spanier schlagen die Mauren
bei Las Navas de Tolosa.

- August 1812. Die Engländer unter Maitland
landen, von Sicilien her, bei Alicante.

- August 1812. Die Franzosen unter Mürat und
Ney schlagen die Russen unter Rajefsky bei
Krasnoi.

14. August 1385. Die Portugiesen unter ihrem
Könige Johann I. schlagen die Spanier unter dem
Könige Johann I. von Kastilien bei Aljubarotta.

15. August 1760. Friedrich II. schlägt die Oester-
reicher unter Laudon bei Liegnitz.

- August 1799. Die Russen und Oesterreicher unter
Suwarow, Kray und Melas siegen nach 20stün-
digem Kampfe über die Franzosen unter Moreau
und Joubert bei Novi. ( Joubert bleibt. )

16. August 1634. Die Kaiserlichen unter dem Erzher-
zog Ferdinand schlagen die Schweden und Sachsen
unter Horn, bei Nördlingen.

- August 1717. Die Türken unter ihrem Groß-
wesir Lari=Achmed werden von den Oesterreichern
und Ungarn bei Belgrad geschlagen.



Thierische Mutterliebe.

Ein rührendes Beispiel von der Mutterliebe des
weiblichen Eisbären wird in einer neuern Reise nach
dem Nordpol erzählt. "Am frühen Morgen," so be-
richtet der Reisende, "verkündigte uns der Mann auf
dem Mastkorbe, daß drei Bären mit großer Schnellig-
keit über das Eis und auf unser Schiff zu rannten.
Vermuthlich hatte sie das Fett eines Seepferdes ange-
lockt, das von der Mannschaft angezündet worden war
und eben auf dem Eise brannte. Wir erkannten sie für
einen weiblichen Bären mit seinen zwei Jungen; allein
die Jungen waren beinahe so groß, als ihre Mutter.
Sie stürmten gierig gegen das Feuer an, rissen sich
einen Theil des Fleisches, das unverbrannt geblieben,
aus der Flamme, und würgten es hinunter. Die
Mannschaft schleuderte noch mehrere große Stücke
Fleisch auf das Eis, welche der alte Bär einzeln davon
trug, jedes Stück seinen Jungen vorlegte, und nach-
dem er die Stücke getheilt, jedem seine Portion gab,
indem er blos einen kleinen Theil für sich behielt. Als
die Bärenmutter das letzte Stück wegtrug, griffen die
Matrosen zu ihren Flinten und schossen beide Jungen
todt; auch verwundeten sie die Alte, jedoch nicht tödt-
lich. Das arme Thier schleppte sich ungeachtet seiner
Wunde bis zu den Jungen, riß den Lappen Fleisch in
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] sich deshalb auch durch ihr behagliches und anständiges
Aussehen von andern Theilen dieses Landes ganz beson-
ders aus. Die medicinischen Eigenschaften des Manna
sind die eines gelinden Abführungsmittels, besonders zum
Gebrauch für Kinder passend, und wurde es demgemäß
vormals sehr viel in medicinischer Anwendung ver-
braucht. Allein jetzt ist es nicht mehr so beliebt, weil
wir im Besitz so mancher anderer Mittel uns befinden,
welche noch wirksamer sind.



Brautschau in Arsamas.

Sobald in dem Städtchen Arsamas, in der russi-
schen Provinz Nischegorod, ein Mädchen das sechszehnte
Jahr erreicht hat, so ist sie zur Brautschau reif, und
von diesem Augenblick an ist auch ihre Freiheit dahin.
Vorbei ist es mit Spielen und Tänzen. Verschlossen
sind ihr Fenster, Straße und Kirche. Jn ihrem Zim-
mer muß sie sitzen und arbeiten und die erste Woche der
großen Fastenzeit ( vor Ostern ) abwarten. Ein ganzes
Jahr lang darf sie das Haus nicht verlassen und nicht
einmal ein einzelnes Haar eines männlichen Kopfes, ge-
schweige denn einen solchen Kopf selbst, darf sie anse-
hen. Erscheint nun endlich die erste Fastenwoche, so
führt man sie Freitags zur Beichte, Sonnabends zum
Abendmahl und am folgenden Sonntage in die Kirche
zum Gebet. Und welche Anstalten gehen diesem Sonn-
tage vorher? Die Mutter läuft zu Bekannten und
Gönnern und leiht zu diesem Kirchengange Perlen,
Edelsteine, Halsschmuck und schöne Kleider. Früh
Morgens wäscht und reinigt sich die Tochter und läßt
den Spiegel nicht aus den Augen. Endlich geht es in
die Kirche. Alle zur Brautschau bestimmte Mädchen
bilden eine geschlossene Reihe; hinter jeder steht ihre
Freiwerberin ( Swacha ) . Die heirathslustigen Jüng-
linge betrachten und beurtheilen die Ausstellung. Sie
können thun, was ihnen beliebt, nur nicht den Gegen-
stand ihrer Neigung berühren oder ein Gespräch mit
ihm anfangen. Hat sich einer ein Mädchen ausgesucht,
so wendet er sich an deren Freiwerberin, erkundigt sich
nach der Aussteuer, nach der Familie und sogar bis-
weilen nach dem Charakter des Mädchens. Gefällt
ihm diese und ihre Aussteuer, so begiebt er sich zu
ihren Eltern und hält um sie an. Werden beide
Theile einig, so findet die Hochzeit nach der heiligen
Woche statt. Bleibt ein Mädchen unbemerkt, und will
Niemand ihre Hand, so kehrt sie zu ihrem Stübchen,
zu ihrem Nährahmen, zu ihrer Nadel zurück und er-
wartet die nächsten großen Fasten. Wird sie dieser
Einsamkeit überdrüßig, so darf sie den Verwandten
erklären, daß sie gar nicht heirathen, sondern Nonne
werden will. Dann darf sie wie eine verheirathete Frau
überall hingehen, aber es hält auch dann nie mehr ein
Mann um sie an.

[Spaltenumbruch]
Woche.

10. August 955. Die Deutschen unter ihrem Kaiser
Otto I. schlagen bei Landsberg auf dem Lechfelde
die Ungarn.

12. August 1212. Die Spanier schlagen die Mauren
bei Las Navas de Tolosa.

– August 1812. Die Engländer unter Maitland
landen, von Sicilien her, bei Alicante.

– August 1812. Die Franzosen unter Mürat und
Ney schlagen die Russen unter Rajefsky bei
Krasnoi.

14. August 1385. Die Portugiesen unter ihrem
Könige Johann I. schlagen die Spanier unter dem
Könige Johann I. von Kastilien bei Aljubarotta.

15. August 1760. Friedrich II. schlägt die Oester-
reicher unter Laudon bei Liegnitz.

– August 1799. Die Russen und Oesterreicher unter
Suwarow, Kray und Melas siegen nach 20stün-
digem Kampfe über die Franzosen unter Moreau
und Joubert bei Novi. ( Joubert bleibt. )

16. August 1634. Die Kaiserlichen unter dem Erzher-
zog Ferdinand schlagen die Schweden und Sachsen
unter Horn, bei Nördlingen.

– August 1717. Die Türken unter ihrem Groß-
wesir Lari=Achmed werden von den Oesterreichern
und Ungarn bei Belgrad geschlagen.



Thierische Mutterliebe.

Ein rührendes Beispiel von der Mutterliebe des
weiblichen Eisbären wird in einer neuern Reise nach
dem Nordpol erzählt. „Am frühen Morgen,“ so be-
richtet der Reisende, „verkündigte uns der Mann auf
dem Mastkorbe, daß drei Bären mit großer Schnellig-
keit über das Eis und auf unser Schiff zu rannten.
Vermuthlich hatte sie das Fett eines Seepferdes ange-
lockt, das von der Mannschaft angezündet worden war
und eben auf dem Eise brannte. Wir erkannten sie für
einen weiblichen Bären mit seinen zwei Jungen; allein
die Jungen waren beinahe so groß, als ihre Mutter.
Sie stürmten gierig gegen das Feuer an, rissen sich
einen Theil des Fleisches, das unverbrannt geblieben,
aus der Flamme, und würgten es hinunter. Die
Mannschaft schleuderte noch mehrere große Stücke
Fleisch auf das Eis, welche der alte Bär einzeln davon
trug, jedes Stück seinen Jungen vorlegte, und nach-
dem er die Stücke getheilt, jedem seine Portion gab,
indem er blos einen kleinen Theil für sich behielt. Als
die Bärenmutter das letzte Stück wegtrug, griffen die
Matrosen zu ihren Flinten und schossen beide Jungen
todt; auch verwundeten sie die Alte, jedoch nicht tödt-
lich. Das arme Thier schleppte sich ungeachtet seiner
Wunde bis zu den Jungen, riß den Lappen Fleisch in
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 32. Breslau, 9. August 1834, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller32_1834/3>, abgerufen am 14.06.2024.