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Märkische Blätter. Nr. 13. Hattingen, 13. Februar 1850.

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Märkische Blätter.
Wochenblatt


für belehrende und angenehme Unterhaltung.



ro 13.Hattingen, Mittwoch, den 13. Februar 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Rede des Königs
bei der Beschwörung der Verfassung am 6. Febr. 1850.

    Meine Herren!

Jch bitte um ihre Aufmerksamkeit. Was ich sagen
werde, sind meine eigensten Worte, denn ich erscheine heute
vor Jhnen, wie nie zuvor und nie hernach. -- Jch
bin hier, nicht um die angebornen und ererbten heiligen
Pflichten des Königlichen Amtes zu üben ( die hocherha-
ben sind über dem Meinen und Wollen der Parteien; )
vor Allem nicht gedeckt durch die Verantwortlichkeit meiner
höchsten Räthe, sondern als Jch selbst allein, als ein
Mann von Ehre, der sein Theuerstes, sein Wort geben
will, ein Ja, vollkräftig und bedächtig. Darum
einiges zuvor. -- Das Werk, dem Jch heut Meine Be-
stätigung aufdrücken will, ist entstanden in einem Jahre,
welches die Treue werdender Geschlechter wohl mit Thrä-
nen, aber vergebens wünschen wird, aus unserer Geschichte
hinauszubringen. Jn der Form, in der es Jhnen vorgelegt
worden, ist es allerdings das Werk aufopfernder Treue
von Männern, die diesen Thron gerettet haben, gegen die
Meine Dankbarkeit nur mit Meinem Leben erlöschen wird;
aber es wurde so in den Tagen, in welchen, im buchstäb-
lichen Sinne des Wortes, das Dasein des Vaterlandes
bedroht war. Es war das Werk des Augenblicks, und es
trug den breiten Stempel seines Ursprungs. Die Frage
ist gerechtfertigt, wie Jch, bei solcher Betrachtung, diesem
Werke die Sanction geben könne? Dennoch will Jch
es, weil Jch es kann, und, daß Jch es kann, verdank'
Jch Jhnen allein, Meine Herren. Sie haben die bessernde
Hand daran gelegt, Sie haben Bedenkliches daraus ent-
fernt, Gutes hineingetragen und Mir durch Jhre treffli-
che Arbeit und durch die Aufnahme Meiner letzten Vor-
schläge ein Pfand gegeben, daß Sie die vor der
Sanction begonnene Arbeit der Vervollkommnung auch
nachher nicht lassen wollen und daß es unserem vereinten
redlichem Streben auf verfassungsmäßigem Wege gelingen
wird, es den Lebensbedingungen Preußens immer entspre-
chender zu machen. Jch darf dies Werk bestätigen, weil
Jch es in Hoffnung kann.
Das erkenne Jch mit
allerwärmstem Danke gegen Sie, Meine Herren, und Jch
sprech' es gerührt und freudig aus, Sie haben den
Dank des Vaterlandes verdient. Und so erklär' Jch,
Gott ist des Zeuge, daß Mein Gelöbniß auf die Verfas-
sung treu, wahrhaftig und ohne Rückhalt ist. Allein, Le-
ben und Segen der Verfassung, das fühlen Jhre und
[Spaltenumbruch] Alle edlen Herzen im Lande, hängen von der Erfüllung
unabweislicher Bedingungen ab.

Sie, Meine Herren, müssen Mir helfen und die Land-
tage nach Jhnen und die Treue meines Volkes muß mir
helfen wider die, so die Königlich verliehene Freiheit zum
Deckel der Bosheit machen und dieselbe gegen ihre Ur-
heber kehren, gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit;
wider die, welche diese Urkunde gleichsam als Ersatz der
göttlichen Vorsehung, unserer Geschichte und der alten
heiligen Treue betrachten möchten; alle guten Kräfte im
Lande müssen sich vereinigen in Unterthanentreue, in Ehr-
furcht gegen das Königthum und diesen Thron, der auf
den Siegen unserer Heere ruht, in Beobachtung der Ge-
setze, in wahrhaftiger Erfüllung des Huldigungs=Eides,
so wie des neuen Schwurs " der Treue und des
Gehorsams gegen den König und des gewis-
senhaften Haltens der Verfassung;
" mit einem
Worte: seine Lebensbedingung ist die, daß Mir
das Regieren mit diesem Gesetze mög-
lich gemacht werde
-- denn in Preußen muß
der König regieren, und Jch regiere nicht, weil
es also Mein Wohlgefallen ist, Gott weiß es!
fondern, weil es Gottes Ordnung ist, darum aber
will ich auch regieren. -- Ein freies Volk unter
einem freien Könige, das war meine Loosung seit zehn
Jahren, das ist sie heut' und soll es bleiben, so lange
Jch athme.

Ehe Jch zur Handlung des Tages schreite, werde
Jch zwei Gelöbnisse vor Jhnen erneuern. Das gebietet
mir der Blick auf die zehn verflossenen Jahre Meiner
Regierung.

Zum ersten erneuere wiederhole, und bestätige Jch
feierlich und ausdrücklich die Gelöbnisse, die Jch vor Gott
und Menschen bei den Huldigungen zu Königsberg und
hier geleistet habe! -- Ja! Ja! -- Das will Jch, so
Gott mir helfe!

Zum Zweiten erneuere, wiederhole und bestätige Jch
feierlich und ausdrücklich das heilige Gelöbniß, welches
Jch am 11. April 1847 ausgesprochen: "Mit Meinem
Hause dem Herrn zu dienen." -- Ja! Ja! -- Das
will ich, so Gott mir helfe. Dies Gelöbniß steht
über Allen anderen, es muß in einem Jeden andern ent-
halten sein und alle anderen Gelöbnisse, sollen sie anders
Werth haben, wie lauteres Lebenswasser durchströmen.

Jetzt aber und indem Jch die Verfassungs=Urkunde
[Ende Spaltensatz]

Märkische Blätter.
Wochenblatt


für belehrende und angenehme Unterhaltung.



ro 13.Hattingen, Mittwoch, den 13. Februar 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Rede des Königs
bei der Beschwörung der Verfassung am 6. Febr. 1850.

    Meine Herren!

Jch bitte um ihre Aufmerksamkeit. Was ich sagen
werde, sind meine eigensten Worte, denn ich erscheine heute
vor Jhnen, wie nie zuvor und nie hernach. — Jch
bin hier, nicht um die angebornen und ererbten heiligen
Pflichten des Königlichen Amtes zu üben ( die hocherha-
ben sind über dem Meinen und Wollen der Parteien; )
vor Allem nicht gedeckt durch die Verantwortlichkeit meiner
höchsten Räthe, sondern als Jch selbst allein, als ein
Mann von Ehre, der sein Theuerstes, sein Wort geben
will, ein Ja, vollkräftig und bedächtig. Darum
einiges zuvor. — Das Werk, dem Jch heut Meine Be-
stätigung aufdrücken will, ist entstanden in einem Jahre,
welches die Treue werdender Geschlechter wohl mit Thrä-
nen, aber vergebens wünschen wird, aus unserer Geschichte
hinauszubringen. Jn der Form, in der es Jhnen vorgelegt
worden, ist es allerdings das Werk aufopfernder Treue
von Männern, die diesen Thron gerettet haben, gegen die
Meine Dankbarkeit nur mit Meinem Leben erlöschen wird;
aber es wurde so in den Tagen, in welchen, im buchstäb-
lichen Sinne des Wortes, das Dasein des Vaterlandes
bedroht war. Es war das Werk des Augenblicks, und es
trug den breiten Stempel seines Ursprungs. Die Frage
ist gerechtfertigt, wie Jch, bei solcher Betrachtung, diesem
Werke die Sanction geben könne? Dennoch will Jch
es, weil Jch es kann, und, daß Jch es kann, verdank'
Jch Jhnen allein, Meine Herren. Sie haben die bessernde
Hand daran gelegt, Sie haben Bedenkliches daraus ent-
fernt, Gutes hineingetragen und Mir durch Jhre treffli-
che Arbeit und durch die Aufnahme Meiner letzten Vor-
schläge ein Pfand gegeben, daß Sie die vor der
Sanction begonnene Arbeit der Vervollkommnung auch
nachher nicht lassen wollen und daß es unserem vereinten
redlichem Streben auf verfassungsmäßigem Wege gelingen
wird, es den Lebensbedingungen Preußens immer entspre-
chender zu machen. Jch darf dies Werk bestätigen, weil
Jch es in Hoffnung kann.
Das erkenne Jch mit
allerwärmstem Danke gegen Sie, Meine Herren, und Jch
sprech' es gerührt und freudig aus, Sie haben den
Dank des Vaterlandes verdient. Und so erklär' Jch,
Gott ist des Zeuge, daß Mein Gelöbniß auf die Verfas-
sung treu, wahrhaftig und ohne Rückhalt ist. Allein, Le-
ben und Segen der Verfassung, das fühlen Jhre und
[Spaltenumbruch] Alle edlen Herzen im Lande, hängen von der Erfüllung
unabweislicher Bedingungen ab.

Sie, Meine Herren, müssen Mir helfen und die Land-
tage nach Jhnen und die Treue meines Volkes muß mir
helfen wider die, so die Königlich verliehene Freiheit zum
Deckel der Bosheit machen und dieselbe gegen ihre Ur-
heber kehren, gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit;
wider die, welche diese Urkunde gleichsam als Ersatz der
göttlichen Vorsehung, unserer Geschichte und der alten
heiligen Treue betrachten möchten; alle guten Kräfte im
Lande müssen sich vereinigen in Unterthanentreue, in Ehr-
furcht gegen das Königthum und diesen Thron, der auf
den Siegen unserer Heere ruht, in Beobachtung der Ge-
setze, in wahrhaftiger Erfüllung des Huldigungs=Eides,
so wie des neuen Schwurs „ der Treue und des
Gehorsams gegen den König und des gewis-
senhaften Haltens der Verfassung;
“ mit einem
Worte: seine Lebensbedingung ist die, daß Mir
das Regieren mit diesem Gesetze mög-
lich gemacht werde
— denn in Preußen muß
der König regieren, und Jch regiere nicht, weil
es also Mein Wohlgefallen ist, Gott weiß es!
fondern, weil es Gottes Ordnung ist, darum aber
will ich auch regieren. — Ein freies Volk unter
einem freien Könige, das war meine Loosung seit zehn
Jahren, das ist sie heut' und soll es bleiben, so lange
Jch athme.

Ehe Jch zur Handlung des Tages schreite, werde
Jch zwei Gelöbnisse vor Jhnen erneuern. Das gebietet
mir der Blick auf die zehn verflossenen Jahre Meiner
Regierung.

Zum ersten erneuere wiederhole, und bestätige Jch
feierlich und ausdrücklich die Gelöbnisse, die Jch vor Gott
und Menschen bei den Huldigungen zu Königsberg und
hier geleistet habe! — Ja! Ja! — Das will Jch, so
Gott mir helfe!

Zum Zweiten erneuere, wiederhole und bestätige Jch
feierlich und ausdrücklich das heilige Gelöbniß, welches
Jch am 11. April 1847 ausgesprochen: „Mit Meinem
Hause dem Herrn zu dienen.“ — Ja! Ja! — Das
will ich, so Gott mir helfe. Dies Gelöbniß steht
über Allen anderen, es muß in einem Jeden andern ent-
halten sein und alle anderen Gelöbnisse, sollen sie anders
Werth haben, wie lauteres Lebenswasser durchströmen.

Jetzt aber und indem Jch die Verfassungs=Urkunde
[Ende Spaltensatz]

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[0001] Märkische Blätter. Wochenblatt für belehrende und angenehme Unterhaltung. ro 13.Hattingen, Mittwoch, den 13. Februar 1850. Rede des Königs bei der Beschwörung der Verfassung am 6. Febr. 1850. Meine Herren! Jch bitte um ihre Aufmerksamkeit. Was ich sagen werde, sind meine eigensten Worte, denn ich erscheine heute vor Jhnen, wie nie zuvor und nie hernach. — Jch bin hier, nicht um die angebornen und ererbten heiligen Pflichten des Königlichen Amtes zu üben ( die hocherha- ben sind über dem Meinen und Wollen der Parteien; ) vor Allem nicht gedeckt durch die Verantwortlichkeit meiner höchsten Räthe, sondern als Jch selbst allein, als ein Mann von Ehre, der sein Theuerstes, sein Wort geben will, ein Ja, vollkräftig und bedächtig. Darum einiges zuvor. — Das Werk, dem Jch heut Meine Be- stätigung aufdrücken will, ist entstanden in einem Jahre, welches die Treue werdender Geschlechter wohl mit Thrä- nen, aber vergebens wünschen wird, aus unserer Geschichte hinauszubringen. Jn der Form, in der es Jhnen vorgelegt worden, ist es allerdings das Werk aufopfernder Treue von Männern, die diesen Thron gerettet haben, gegen die Meine Dankbarkeit nur mit Meinem Leben erlöschen wird; aber es wurde so in den Tagen, in welchen, im buchstäb- lichen Sinne des Wortes, das Dasein des Vaterlandes bedroht war. Es war das Werk des Augenblicks, und es trug den breiten Stempel seines Ursprungs. Die Frage ist gerechtfertigt, wie Jch, bei solcher Betrachtung, diesem Werke die Sanction geben könne? Dennoch will Jch es, weil Jch es kann, und, daß Jch es kann, verdank' Jch Jhnen allein, Meine Herren. Sie haben die bessernde Hand daran gelegt, Sie haben Bedenkliches daraus ent- fernt, Gutes hineingetragen und Mir durch Jhre treffli- che Arbeit und durch die Aufnahme Meiner letzten Vor- schläge ein Pfand gegeben, daß Sie die vor der Sanction begonnene Arbeit der Vervollkommnung auch nachher nicht lassen wollen und daß es unserem vereinten redlichem Streben auf verfassungsmäßigem Wege gelingen wird, es den Lebensbedingungen Preußens immer entspre- chender zu machen. Jch darf dies Werk bestätigen, weil Jch es in Hoffnung kann. Das erkenne Jch mit allerwärmstem Danke gegen Sie, Meine Herren, und Jch sprech' es gerührt und freudig aus, Sie haben den Dank des Vaterlandes verdient. Und so erklär' Jch, Gott ist des Zeuge, daß Mein Gelöbniß auf die Verfas- sung treu, wahrhaftig und ohne Rückhalt ist. Allein, Le- ben und Segen der Verfassung, das fühlen Jhre und Alle edlen Herzen im Lande, hängen von der Erfüllung unabweislicher Bedingungen ab. Sie, Meine Herren, müssen Mir helfen und die Land- tage nach Jhnen und die Treue meines Volkes muß mir helfen wider die, so die Königlich verliehene Freiheit zum Deckel der Bosheit machen und dieselbe gegen ihre Ur- heber kehren, gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit; wider die, welche diese Urkunde gleichsam als Ersatz der göttlichen Vorsehung, unserer Geschichte und der alten heiligen Treue betrachten möchten; alle guten Kräfte im Lande müssen sich vereinigen in Unterthanentreue, in Ehr- furcht gegen das Königthum und diesen Thron, der auf den Siegen unserer Heere ruht, in Beobachtung der Ge- setze, in wahrhaftiger Erfüllung des Huldigungs=Eides, so wie des neuen Schwurs „ der Treue und des Gehorsams gegen den König und des gewis- senhaften Haltens der Verfassung; “ mit einem Worte: seine Lebensbedingung ist die, daß Mir das Regieren mit diesem Gesetze mög- lich gemacht werde — denn in Preußen muß der König regieren, und Jch regiere nicht, weil es also Mein Wohlgefallen ist, Gott weiß es! fondern, weil es Gottes Ordnung ist, darum aber will ich auch regieren. — Ein freies Volk unter einem freien Könige, das war meine Loosung seit zehn Jahren, das ist sie heut' und soll es bleiben, so lange Jch athme. Ehe Jch zur Handlung des Tages schreite, werde Jch zwei Gelöbnisse vor Jhnen erneuern. Das gebietet mir der Blick auf die zehn verflossenen Jahre Meiner Regierung. Zum ersten erneuere wiederhole, und bestätige Jch feierlich und ausdrücklich die Gelöbnisse, die Jch vor Gott und Menschen bei den Huldigungen zu Königsberg und hier geleistet habe! — Ja! Ja! — Das will Jch, so Gott mir helfe! Zum Zweiten erneuere, wiederhole und bestätige Jch feierlich und ausdrücklich das heilige Gelöbniß, welches Jch am 11. April 1847 ausgesprochen: „Mit Meinem Hause dem Herrn zu dienen.“ — Ja! Ja! — Das will ich, so Gott mir helfe. Dies Gelöbniß steht über Allen anderen, es muß in einem Jeden andern ent- halten sein und alle anderen Gelöbnisse, sollen sie anders Werth haben, wie lauteres Lebenswasser durchströmen. Jetzt aber und indem Jch die Verfassungs=Urkunde

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 13. Hattingen, 13. Februar 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische013_1850/1>, abgerufen am 15.05.2024.