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Märkische Blätter. Nr. 17. Hattingen, 25. Februar 1851.

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Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 17.Hattingen, Mittwoch, den 25. Februar 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Berlin, 21. Febr. Die Deutsch. Ref. giebt zu, daß wir
an einem Wendepunkte stehen, meint aber, daß zu kriegerischen
Aussichten nicht die geringste Veranlassung sei. Preußens Ehre
werde, trotz der schwierigen Lage, auf jeden Fall gerettet wer-
den. Unsere Empfänglichkeit für dergleichen Versicherungen ist
etwas abgestumpft.

Aus Dresden meldet die D. R. vom 20. d. M.: Dem
Fürsten Schwarzenberg ist eine Note übergeben, in welcher Preu-
ßen sich weigert, ein neues Centralorgan für Deutschland eher
mit einsetzen zu helfen, als bis alle deutschen Regierungen ihre
Ansichten und Rathschläge über die Revision der Bundesver-
fassung frei und unumwunden ausgesprochen, und der gemein-
samen Prüfung der Bundesgenossen unterbreitet haben. Ueber
die Rückkehr des Ministerpräsidenten von Manteuffel nach Ber-
lin ist augeublicklich noch nichts bestimmt. Heute haben mehr-
stündige Besprechungen mit Fürst Schwarzenberg in Gegenwart
des Grafen Buol=Schauenstein und des Herrn von Prokesch-
Osten stattgefunden, die uoch zu keiner vollständigen Ueberein-
stimmung gesührt haben.

Dresden, 20. Febr. Das C, B. läßt sich über den
Stand der Dinge folgendermaßen vernehmen: Die Stellung,
welche die Militairbundesbehörde, die Exekution der Exekutive
gegenüber einnehmen soll, kann hier nicht conveniren. Die voll-
ständige Unterordnung der ersteren unter die letztere, in der ein
Oesterreicher den Vorsitz führen soll und in der außerdem schon
durch die Zusammensetzung die österreichische Politik in vielen
Dingen ein Uebergewicht hat, ist namentlich, wenn man erwägt,
daß der Prinz von Preußen neben dem Erzherzog Albrecht der
Exekution vorstehen soll, für Preußen zu mißlich, als daß man
in der Art, wie sie jetzt proponirt wird, diesseits darauf einge-
hen möchte.

Es war eine weise Politik des hochseligen Königs, die Prin-
zen des königlichen Hauses nie zu Exekutionen nach Jnnen zu
verwenden. Wenn nun die Verhältnisse auch andere ge-
worden sind und oft gerade bei derartigen Exekutionen, die in
das Bereich der Bundesexekutionsbehörde gehören werden, der
königliche Name ihnen gerade ein größeres Ansehen verleihen
möchte, so muß doch wenigstens die Stellung des kö-
niglichen Prinzen, der dem Throne am nächsten steht, eine mög-
lichst selbstständige und nicht eine den Vertretern Oesterreichs in
Wahrheit untergeordnete sein.

Erzherzog Albrecht nimmt eine ganz andere Stellung ein,
wenn er die Aufträge des österreichischen Präsidenten der Bun-
des Exekution ausführt, er folgt den Befehlen seines Kaisers;
anders ist es mit unserm Prinzen von Preußen, soll er die
Aufträge eines Collegiums vollziehen, in dem Oesterreich prä-
sidirt, iu dem es zunächst gewiß überwiegenden Einfluß aus-
üben wird, Anfträge die ihm von einem Präsidenten zukommen
werden, der eben vor allem Oesterreicher ist!! --

Hamburg, 21. Febr. Wir empfingen heute Mitthei-
lungen aus dem Holsteinischen, welche die erfreuliche Neuigkeit
enthalten, daß die reichen Gutsbesitzer und Bauern in der
Marsch, demnach sicher auch noch viele andere Bewohner Hol-
steins, selbst dazu beitragen wollen, daß die Krieger welche für
des Landes Recht und Ehre gekämpft, die ihnen von dem Pen-
sionsgesetz [unleserliches Material - 13 Zeichen fehlen]zugesicherten Existenzmittel im Falle unfreiwilliger
[Spaltenumbruch] Entlassungen, so weit irgend möglich wirklich ausbezahlt erhal-
ten. Es soll bereits eine große Summe Geldes zu diesem Be-
hufe in der Marsch gezeichnet worden sein. Daß die [unleserliches Material - 18 Zeichen fehlen]Statt-
halterschaft in Uebereinstimmung mit der Landesversammlung,
vor dem Zurücktreten, bei einem Hamburger Banquierhause
eine bedeutende Summe deponirt habe, welche dazu dienen soll,
mindestens für ein Jahr die Pensionszahlungen an die Offiziere
und Militärbeamten zu beschaffen, ist eine andere Mittheilnng,
welche wir nicht unerwähnt lassen. ( Wes.=Z. )

Frankreich.

Paris, 20. Febr. Seit einiger Zeit sprach man von
einem Manifesie des Grafen v. Chambord welches in diesen
Tagen veröffentlicht werden würde. Dasselbe ist heute erschie-
neu in der Form eines Schreibens an Berryer. Der Zweck
desselben ist, diejenigen zu beruhigen, welche von der Rückkehr
zur alten Monarchie die Rückkehr zu dem alten Absolutismus
unzertrennlich halten. Der Graf v. Chambord erkennt die
Nothwendigkeit der Fortschritte an.

Paris 19. Fbr. Die Decembristen verbreiten das Ge-
rücht, bei der am 26. d. M. stattfindenden Versteigerung der
Luruspferde des Präsidenten der Republik werde eines auf eine
Million, das zweite auf 1,800,000 Fr. getrieben werden, um
die Versammlung wegen ihres Geizes zu beschämen? ( W.=Z. )



Die Stellung der österreichischen Truppen in
Deutschland.

Der Marsch der österreichischen Truppen nach Holstein hat
gewiß eine große politische Bedeutung. Eine noch weit größere
Bedeutung hat jedoch die Stellung der österreichischen Truppen
in Dentschland überhaupt.

Seit einem Jahre ist Preußen aus allen seinen Stellungen
in Deutschland nach und nach verdrängt und Oesterreich hat
entweder seinen Platz allein eingenommen, oder es hat die
Punkte eben so stark besetzt wie Preußen. Jm Jahre 1849
hatte Preußen Baden ganz besetzt und war dadurch Meister
des ganzen Süd=Westen Deutschlands. Oesterreich erkannte
die Wichtigkeit dieser Stellung sehr richtig, und beeilte sich,
durch Bildung eines Corps in Vorarlberg, an den Pacisicati-
ons=Maßregeln Theit zu nehmen. Nach Beendigung des Krie-
ges in Ungarn, wurde diefes Corps verstärkt und auch Frank-
furt mitbesetzt, Oesterreich trat also mit Preußen zusammen
auf und hatte dadurch seine Stellung in Deutschland auch fac-
tisch wieder eingenommen. Durch geschickte Benutzung der po-
litischen Verhältrisse gelang es ihm, immer mehr Terrain zu
gewinnen, und dadurch, daß es einen Krieg in Aussicht stellte,
zwang es Preußen seine Truppen aus Baden zurückzuziehen;
es eilte uun die verlassenen Positionen zu besetzen, und es ste-
hen nun die österreichischen Truppen wie folgt:

Jn Baden hat Oesterreich die Festung Rastatt besetzt; da-
durch ist der Süden Badens ganz in seiner Gewalt und das
Corps in Vorarlberg kann ungehindert dort einrücken. Wür-
temberg und Baiern können dieses Corps verstärken, sind in ih-
ren Flanken gedeckt und die Verbindung mit der baierischen
Pfalz ist hergestellt. Die Operations=Basis gegen die sogenannte
preußische Pfalz ( Crenznach ) Großherzogthum und Kurfür-
stenthum Hessen, ist so gewonnen und diese Länder sind [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]jeden
Einfalle offen,

[Ende Spaltensatz]
Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 17.Hattingen, Mittwoch, den 25. Februar 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Berlin, 21. Febr. Die Deutsch. Ref. giebt zu, daß wir
an einem Wendepunkte stehen, meint aber, daß zu kriegerischen
Aussichten nicht die geringste Veranlassung sei. Preußens Ehre
werde, trotz der schwierigen Lage, auf jeden Fall gerettet wer-
den. Unsere Empfänglichkeit für dergleichen Versicherungen ist
etwas abgestumpft.

Aus Dresden meldet die D. R. vom 20. d. M.: Dem
Fürsten Schwarzenberg ist eine Note übergeben, in welcher Preu-
ßen sich weigert, ein neues Centralorgan für Deutschland eher
mit einsetzen zu helfen, als bis alle deutschen Regierungen ihre
Ansichten und Rathschläge über die Revision der Bundesver-
fassung frei und unumwunden ausgesprochen, und der gemein-
samen Prüfung der Bundesgenossen unterbreitet haben. Ueber
die Rückkehr des Ministerpräsidenten von Manteuffel nach Ber-
lin ist augeublicklich noch nichts bestimmt. Heute haben mehr-
stündige Besprechungen mit Fürst Schwarzenberg in Gegenwart
des Grafen Buol=Schauenstein und des Herrn von Prokesch-
Osten stattgefunden, die uoch zu keiner vollständigen Ueberein-
stimmung gesührt haben.

Dresden, 20. Febr. Das C, B. läßt sich über den
Stand der Dinge folgendermaßen vernehmen: Die Stellung,
welche die Militairbundesbehörde, die Exekution der Exekutive
gegenüber einnehmen soll, kann hier nicht conveniren. Die voll-
ständige Unterordnung der ersteren unter die letztere, in der ein
Oesterreicher den Vorsitz führen soll und in der außerdem schon
durch die Zusammensetzung die österreichische Politik in vielen
Dingen ein Uebergewicht hat, ist namentlich, wenn man erwägt,
daß der Prinz von Preußen neben dem Erzherzog Albrecht der
Exekution vorstehen soll, für Preußen zu mißlich, als daß man
in der Art, wie sie jetzt proponirt wird, diesseits darauf einge-
hen möchte.

Es war eine weise Politik des hochseligen Königs, die Prin-
zen des königlichen Hauses nie zu Exekutionen nach Jnnen zu
verwenden. Wenn nun die Verhältnisse auch andere ge-
worden sind und oft gerade bei derartigen Exekutionen, die in
das Bereich der Bundesexekutionsbehörde gehören werden, der
königliche Name ihnen gerade ein größeres Ansehen verleihen
möchte, so muß doch wenigstens die Stellung des kö-
niglichen Prinzen, der dem Throne am nächsten steht, eine mög-
lichst selbstständige und nicht eine den Vertretern Oesterreichs in
Wahrheit untergeordnete sein.

Erzherzog Albrecht nimmt eine ganz andere Stellung ein,
wenn er die Aufträge des österreichischen Präsidenten der Bun-
des Exekution ausführt, er folgt den Befehlen seines Kaisers;
anders ist es mit unserm Prinzen von Preußen, soll er die
Aufträge eines Collegiums vollziehen, in dem Oesterreich prä-
sidirt, iu dem es zunächst gewiß überwiegenden Einfluß aus-
üben wird, Anfträge die ihm von einem Präsidenten zukommen
werden, der eben vor allem Oesterreicher ist!! —

Hamburg, 21. Febr. Wir empfingen heute Mitthei-
lungen aus dem Holsteinischen, welche die erfreuliche Neuigkeit
enthalten, daß die reichen Gutsbesitzer und Bauern in der
Marsch, demnach sicher auch noch viele andere Bewohner Hol-
steins, selbst dazu beitragen wollen, daß die Krieger welche für
des Landes Recht und Ehre gekämpft, die ihnen von dem Pen-
sionsgesetz [unleserliches Material – 13 Zeichen fehlen]zugesicherten Existenzmittel im Falle unfreiwilliger
[Spaltenumbruch] Entlassungen, so weit irgend möglich wirklich ausbezahlt erhal-
ten. Es soll bereits eine große Summe Geldes zu diesem Be-
hufe in der Marsch gezeichnet worden sein. Daß die [unleserliches Material – 18 Zeichen fehlen]Statt-
halterschaft in Uebereinstimmung mit der Landesversammlung,
vor dem Zurücktreten, bei einem Hamburger Banquierhause
eine bedeutende Summe deponirt habe, welche dazu dienen soll,
mindestens für ein Jahr die Pensionszahlungen an die Offiziere
und Militärbeamten zu beschaffen, ist eine andere Mittheilnng,
welche wir nicht unerwähnt lassen. ( Wes.=Z. )

Frankreich.

Paris, 20. Febr. Seit einiger Zeit sprach man von
einem Manifesie des Grafen v. Chambord welches in diesen
Tagen veröffentlicht werden würde. Dasselbe ist heute erschie-
neu in der Form eines Schreibens an Berryer. Der Zweck
desselben ist, diejenigen zu beruhigen, welche von der Rückkehr
zur alten Monarchie die Rückkehr zu dem alten Absolutismus
unzertrennlich halten. Der Graf v. Chambord erkennt die
Nothwendigkeit der Fortschritte an.

Paris 19. Fbr. Die Decembristen verbreiten das Ge-
rücht, bei der am 26. d. M. stattfindenden Versteigerung der
Luruspferde des Präsidenten der Republik werde eines auf eine
Million, das zweite auf 1,800,000 Fr. getrieben werden, um
die Versammlung wegen ihres Geizes zu beschämen? ( W.=Z. )



Die Stellung der österreichischen Truppen in
Deutschland.

Der Marsch der österreichischen Truppen nach Holstein hat
gewiß eine große politische Bedeutung. Eine noch weit größere
Bedeutung hat jedoch die Stellung der österreichischen Truppen
in Dentschland überhaupt.

Seit einem Jahre ist Preußen aus allen seinen Stellungen
in Deutschland nach und nach verdrängt und Oesterreich hat
entweder seinen Platz allein eingenommen, oder es hat die
Punkte eben so stark besetzt wie Preußen. Jm Jahre 1849
hatte Preußen Baden ganz besetzt und war dadurch Meister
des ganzen Süd=Westen Deutschlands. Oesterreich erkannte
die Wichtigkeit dieser Stellung sehr richtig, und beeilte sich,
durch Bildung eines Corps in Vorarlberg, an den Pacisicati-
ons=Maßregeln Theit zu nehmen. Nach Beendigung des Krie-
ges in Ungarn, wurde diefes Corps verstärkt und auch Frank-
furt mitbesetzt, Oesterreich trat also mit Preußen zusammen
auf und hatte dadurch seine Stellung in Deutschland auch fac-
tisch wieder eingenommen. Durch geschickte Benutzung der po-
litischen Verhältrisse gelang es ihm, immer mehr Terrain zu
gewinnen, und dadurch, daß es einen Krieg in Aussicht stellte,
zwang es Preußen seine Truppen aus Baden zurückzuziehen;
es eilte uun die verlassenen Positionen zu besetzen, und es ste-
hen nun die österreichischen Truppen wie folgt:

Jn Baden hat Oesterreich die Festung Rastatt besetzt; da-
durch ist der Süden Badens ganz in seiner Gewalt und das
Corps in Vorarlberg kann ungehindert dort einrücken. Wür-
temberg und Baiern können dieses Corps verstärken, sind in ih-
ren Flanken gedeckt und die Verbindung mit der baierischen
Pfalz ist hergestellt. Die Operations=Basis gegen die sogenannte
preußische Pfalz ( Crenznach ) Großherzogthum und Kurfür-
stenthum Hessen, ist so gewonnen und diese Länder sind [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]jeden
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Wir empfingen heute Mitthei- lungen aus dem Holsteinischen, welche die erfreuliche Neuigkeit enthalten, daß die reichen Gutsbesitzer und Bauern in der Marsch, demnach sicher auch noch viele andere Bewohner Hol- steins, selbst dazu beitragen wollen, daß die Krieger welche für des Landes Recht und Ehre gekämpft, die ihnen von dem Pen- sionsgesetz _____________zugesicherten Existenzmittel im Falle unfreiwilliger Entlassungen, so weit irgend möglich wirklich ausbezahlt erhal- ten. Es soll bereits eine große Summe Geldes zu diesem Be- hufe in der Marsch gezeichnet worden sein. Daß die __________________Statt- halterschaft in Uebereinstimmung mit der Landesversammlung, vor dem Zurücktreten, bei einem Hamburger Banquierhause eine bedeutende Summe deponirt habe, welche dazu dienen soll, mindestens für ein Jahr die Pensionszahlungen an die Offiziere und Militärbeamten zu beschaffen, ist eine andere Mittheilnng, welche wir nicht unerwähnt lassen. ( Wes.=Z. ) Frankreich. Paris, 20. Febr. Seit einiger Zeit sprach man von einem Manifesie des Grafen v. Chambord welches in diesen Tagen veröffentlicht werden würde. Dasselbe ist heute erschie- neu in der Form eines Schreibens an Berryer. Der Zweck desselben ist, diejenigen zu beruhigen, welche von der Rückkehr zur alten Monarchie die Rückkehr zu dem alten Absolutismus unzertrennlich halten. Der Graf v. Chambord erkennt die Nothwendigkeit der Fortschritte an. Paris 19. Fbr. Die Decembristen verbreiten das Ge- rücht, bei der am 26. d. M. stattfindenden Versteigerung der Luruspferde des Präsidenten der Republik werde eines auf eine Million, das zweite auf 1,800,000 Fr. getrieben werden, um die Versammlung wegen ihres Geizes zu beschämen? ( W.=Z. ) Die Stellung der österreichischen Truppen in Deutschland. Der Marsch der österreichischen Truppen nach Holstein hat gewiß eine große politische Bedeutung. Eine noch weit größere Bedeutung hat jedoch die Stellung der österreichischen Truppen in Dentschland überhaupt. Seit einem Jahre ist Preußen aus allen seinen Stellungen in Deutschland nach und nach verdrängt und Oesterreich hat entweder seinen Platz allein eingenommen, oder es hat die Punkte eben so stark besetzt wie Preußen. Jm Jahre 1849 hatte Preußen Baden ganz besetzt und war dadurch Meister des ganzen Süd=Westen Deutschlands. Oesterreich erkannte die Wichtigkeit dieser Stellung sehr richtig, und beeilte sich, durch Bildung eines Corps in Vorarlberg, an den Pacisicati- ons=Maßregeln Theit zu nehmen. Nach Beendigung des Krie- ges in Ungarn, wurde diefes Corps verstärkt und auch Frank- furt mitbesetzt, Oesterreich trat also mit Preußen zusammen auf und hatte dadurch seine Stellung in Deutschland auch fac- tisch wieder eingenommen. Durch geschickte Benutzung der po- litischen Verhältrisse gelang es ihm, immer mehr Terrain zu gewinnen, und dadurch, daß es einen Krieg in Aussicht stellte, zwang es Preußen seine Truppen aus Baden zurückzuziehen; es eilte uun die verlassenen Positionen zu besetzen, und es ste- hen nun die österreichischen Truppen wie folgt: Jn Baden hat Oesterreich die Festung Rastatt besetzt; da- durch ist der Süden Badens ganz in seiner Gewalt und das Corps in Vorarlberg kann ungehindert dort einrücken. Wür- temberg und Baiern können dieses Corps verstärken, sind in ih- ren Flanken gedeckt und die Verbindung mit der baierischen Pfalz ist hergestellt. Die Operations=Basis gegen die sogenannte preußische Pfalz ( Crenznach ) Großherzogthum und Kurfür- stenthum Hessen, ist so gewonnen und diese Länder sind _____jeden Einfalle offen,

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 17. Hattingen, 25. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische017_1851/1>, abgerufen am 15.05.2024.