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Märkische Blätter. Nr. 21. Hattingen, 13. März 1850.

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[Beginn Spaltensatz] knallten, als Jacinto unter den Kugeln zusammenbrach,
zuckte Manoel empor, wie von einem elektrischen Schlage
getroffen; er stierte auf den blutigen Leichnam seines
Bruders und wieß mit einem grausigen Lachen auf den-
selben, denn das Kind war -- wahnsinnig geworden.

Die Mutter Jacinto's konnte das entsetzliche Elend
ihrer Familie nicht ertragen; einen Monat nach ihrem
Jacinto starb sie, und während ihres Krankenlagers wen-
dete sie nicht ein Mal die Augen von dem Bilde ihres
Märtyrers ab, wie sie ihren Jacinto nannte.

Der Marquis von Oliveira reisete in Europa um-
her und suchte Hülfe für den einzigen Sohn, der ihm
geblieben war, bei allen berühmten Aerzten, bis er sich
endlich nach England begab und seinen Sohn der Pflege
des Doctor Clarke übergab wo der Jüngling so uner-
wartet, wie wir erzählten, seinen Tod finden sollte. Von
dem alten Marquis hat man seitdem nie wieder etwas
gehört. -- Die Mutter Don Miguels aber, Donna Car-
lota von Portugal, starb am 7. Januar 1830 sanft und
fromm in dem Palaste zu Bemposta!



Tagesbegebenheiten.

Berlin, 9. März. Die neuesten Nachrichten aus
Schleswig=Holstein ziehen wieder eine vermehrte Aufmerk-
samkeit nach jenem Lande hin. Nach einigen Berichten
von dort sollen die Feindseligkeiten dem Ausbruche sehr
nahe sein und Schweden und Norweger bereits Befehl
erhalten haben, sich zurückzuziehen. Gleicher Weise soll
nach denselben Berichten General Hahn bereits Befehl
haben, sich auf Kiel zurückzuziehen. Jedenfalls hat die
Stimmung in den Herzogthümern wieder einen kriegeri-
schen Charakter angenommen, und ist in Folge dessen der
General v. Rauch an die Statthalterschaft in Kiel mit
einer besonderen Mission betraut und hat schon vor eini-
gen Tagen eine Reise dahin angetreten. Als eine An-
deutung friedlicher Aussichten an der Schweizergränze
wird unter Anderem eine heute Morgen ergangene Be-
stimmung des Kriegs=Ministeriums betrachtet, nach wel-
cher nun auch das 20. ( berliner ) Landwehr=Regiment aus
Baden zurückgekehrt.

-- Durch die Frechheit der Dänen ist es erklärlich,
daß die Statthalterschaft die Beurlaubten plötzlich einbe-
rufen hat, nachdem die Dänen Etappenstraßen durch
Schleswig benutzen und vom Reichstage 7 Millionen be-
willigt sind. Sie weiß indeß sehr wohl, daß zufolge der
gelegentlich viel besprochenen geheimen Artikel des Waf-
fenstillstandes Preußen sich verpflichtet hat, den Kampf
den Schleswig=Holsteinern allein zu überlassen, wenn diese
den Waffenstillstand brechen. Von hier ist der General v.
Rauch nach Kiel geschickt, um vor übereilten Schritten
zu warnen. Man könnte sich kein größeres Unglück den-
ken, als daß durch die Rückberufung der vielen preußi-
schen Offiziere die jetzt so tüchtige holsteinische Armee zum
Theil aufgelöst und der dänischen Uebermacht Preis ge-
geben werden sollte. Jn Kopenhagen hat der Preußen-
haß seinen ungestörten Fortgang. Auf dem Maskenballe
im Casino, woselbst die ganze elegante Welt versammelt
war, erschien auch eine Figur in preußischer Generals-
Uniform, mit einer Pickelhaube, den König von Preußen
vorstellend. Sogleich versammelte sich das Publikum um
dieselbe, man beschimpfte sie, spie sie an, riß ihr die Epau-
lettes ab, prügelte sie, stieß sie zuletzt mit Füßen aus dem
Saale und warf sie die Treppe hinunter. Hieran nah-
men, wie mir ein zuverlässiger Mann schreibt, elegante
Herren und Damen Theil. Mit dem dänischen Könige
[Spaltenumbruch] geht es übrigens zu Ende. Er hat in kurzer Zeit den
dritten gefährlichen Anfall in Folge seiner Lebensart ge-
habt, so daß seine Aerzte die Brustwassersucht befürchten.



Verschiedenes.

Der General=Lientenant v. Stockhausen, der neue Di-
rector des Kriegs=Departements, ist derselbe, der in ver-
schiedenen militärisch=historischen Werken und namentlich
auch in mehreren Biographieen Napoleon's auf eine ihn,
wie den damaligen vom Siege gekrönten mächtigen Kaiser
gleich ehrende Weise genannt wird. Hr. v. Stockhausen
wurde in der Schlacht bei Jena als 14jähriger preußi-
scher Junker gefangen genommen und vor Napoleon ge-
führt. Der Kaiser ward durch die sehr entschiedenen und
treffenden Antworten des kleinen Preußen überrascht. Er
gab ihm aus seinem eigenen Feldbecher einen Schluck Wein
zur Erquickung und machte ihm den Antrag, für seine
Erziehung in einer französischen Militärschule Sorge tra-
gen zu wollen. Der junge Stockhausen erklärte aber un-
umwunden, er sei ein Preuße und wolle auch ein Preuße
bleiben. Nun fragte der Kaiser wo seine Eltern wären,
und als er erfuhr, daß der kleine Junker nur noch eine
Mutter habe, die in Berlin wohne, so sagte er lächelnd:
"Dahin will ich auch, ich werde Sie mitnehmen und Jh-
rer Mutter zurückgeben." Dieses ist auch geschehen. Der
Kaiser behielt ihn im Hauptquartier bis er dasselbe ins
königliche Schloß zu Berlin gelegt hatte. Hier schickte er
mit einem Adjutanten seinen Schützling zu der besorgten
Mutter, der er ausdrücklich sagen ließ, sie hätte einen braven
Sohn, der ganz gewiß noch General würde. Nun ist der
kleine Junker General=Lieutenant und Kriegsminister.



Für die Ueberschwemmten am Rhein

ist ferner bei uns eingegangen: 4 Thlr. gesammelt auf
einem Hochzeitsfeste in hiesiger Stadt. Hierzu die in Nro.
19 angezeigten 12 Thlr. zusammen 16 Thlr.

Um fernere Gaben bittet

    die Redaktion.



Bekanntmachungen.
298. Nothwendiger Verkauf.
Kreisgerichts=Deputation zu Hattingen.

Die zu dem in der Katastral-Gemeinde Ober-
bonsfeld belegenen und im Hypothekenbuche pag.
184 Vol. XIII
. eingetragenen Oberkinkhaus-
Gute gehörenden Besitzungen des Geometers Her-
mann Oberheiden zu Kettwig, der Eheleute Hein-
rich Blum, des Landwirths Heinrich Wilhelm
Niggemann, des Victualienhändlers Friedrich Wil-
helm Grünendahl und des Landwirths Heinrich
Wilhelm Backhaus genannt Mayberg, Letztere zu
Oberbonsfeld, welche in der Grundsteuer=Mutter-
rolle der Gemeinde Oberbonsfeld Flur I. Nro.
191, 192, 195, 200, 203, 204, 205, 206,
208, 211, 216, 228, 235, 261, 262, 263,
265, 269, 283 und 297 aufgeführt und im
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] knallten, als Jacinto unter den Kugeln zusammenbrach,
zuckte Manoel empor, wie von einem elektrischen Schlage
getroffen; er stierte auf den blutigen Leichnam seines
Bruders und wieß mit einem grausigen Lachen auf den-
selben, denn das Kind war — wahnsinnig geworden.

Die Mutter Jacinto's konnte das entsetzliche Elend
ihrer Familie nicht ertragen; einen Monat nach ihrem
Jacinto starb sie, und während ihres Krankenlagers wen-
dete sie nicht ein Mal die Augen von dem Bilde ihres
Märtyrers ab, wie sie ihren Jacinto nannte.

Der Marquis von Oliveira reisete in Europa um-
her und suchte Hülfe für den einzigen Sohn, der ihm
geblieben war, bei allen berühmten Aerzten, bis er sich
endlich nach England begab und seinen Sohn der Pflege
des Doctor Clarke übergab wo der Jüngling so uner-
wartet, wie wir erzählten, seinen Tod finden sollte. Von
dem alten Marquis hat man seitdem nie wieder etwas
gehört. — Die Mutter Don Miguels aber, Donna Car-
lota von Portugal, starb am 7. Januar 1830 sanft und
fromm in dem Palaste zu Bemposta!



Tagesbegebenheiten.

Berlin, 9. März. Die neuesten Nachrichten aus
Schleswig=Holstein ziehen wieder eine vermehrte Aufmerk-
samkeit nach jenem Lande hin. Nach einigen Berichten
von dort sollen die Feindseligkeiten dem Ausbruche sehr
nahe sein und Schweden und Norweger bereits Befehl
erhalten haben, sich zurückzuziehen. Gleicher Weise soll
nach denselben Berichten General Hahn bereits Befehl
haben, sich auf Kiel zurückzuziehen. Jedenfalls hat die
Stimmung in den Herzogthümern wieder einen kriegeri-
schen Charakter angenommen, und ist in Folge dessen der
General v. Rauch an die Statthalterschaft in Kiel mit
einer besonderen Mission betraut und hat schon vor eini-
gen Tagen eine Reise dahin angetreten. Als eine An-
deutung friedlicher Aussichten an der Schweizergränze
wird unter Anderem eine heute Morgen ergangene Be-
stimmung des Kriegs=Ministeriums betrachtet, nach wel-
cher nun auch das 20. ( berliner ) Landwehr=Regiment aus
Baden zurückgekehrt.

— Durch die Frechheit der Dänen ist es erklärlich,
daß die Statthalterschaft die Beurlaubten plötzlich einbe-
rufen hat, nachdem die Dänen Etappenstraßen durch
Schleswig benutzen und vom Reichstage 7 Millionen be-
willigt sind. Sie weiß indeß sehr wohl, daß zufolge der
gelegentlich viel besprochenen geheimen Artikel des Waf-
fenstillstandes Preußen sich verpflichtet hat, den Kampf
den Schleswig=Holsteinern allein zu überlassen, wenn diese
den Waffenstillstand brechen. Von hier ist der General v.
Rauch nach Kiel geschickt, um vor übereilten Schritten
zu warnen. Man könnte sich kein größeres Unglück den-
ken, als daß durch die Rückberufung der vielen preußi-
schen Offiziere die jetzt so tüchtige holsteinische Armee zum
Theil aufgelöst und der dänischen Uebermacht Preis ge-
geben werden sollte. Jn Kopenhagen hat der Preußen-
haß seinen ungestörten Fortgang. Auf dem Maskenballe
im Casino, woselbst die ganze elegante Welt versammelt
war, erschien auch eine Figur in preußischer Generals-
Uniform, mit einer Pickelhaube, den König von Preußen
vorstellend. Sogleich versammelte sich das Publikum um
dieselbe, man beschimpfte sie, spie sie an, riß ihr die Epau-
lettes ab, prügelte sie, stieß sie zuletzt mit Füßen aus dem
Saale und warf sie die Treppe hinunter. Hieran nah-
men, wie mir ein zuverlässiger Mann schreibt, elegante
Herren und Damen Theil. Mit dem dänischen Könige
[Spaltenumbruch] geht es übrigens zu Ende. Er hat in kurzer Zeit den
dritten gefährlichen Anfall in Folge seiner Lebensart ge-
habt, so daß seine Aerzte die Brustwassersucht befürchten.



Verschiedenes.

Der General=Lientenant v. Stockhausen, der neue Di-
rector des Kriegs=Departements, ist derselbe, der in ver-
schiedenen militärisch=historischen Werken und namentlich
auch in mehreren Biographieen Napoleon's auf eine ihn,
wie den damaligen vom Siege gekrönten mächtigen Kaiser
gleich ehrende Weise genannt wird. Hr. v. Stockhausen
wurde in der Schlacht bei Jena als 14jähriger preußi-
scher Junker gefangen genommen und vor Napoleon ge-
führt. Der Kaiser ward durch die sehr entschiedenen und
treffenden Antworten des kleinen Preußen überrascht. Er
gab ihm aus seinem eigenen Feldbecher einen Schluck Wein
zur Erquickung und machte ihm den Antrag, für seine
Erziehung in einer französischen Militärschule Sorge tra-
gen zu wollen. Der junge Stockhausen erklärte aber un-
umwunden, er sei ein Preuße und wolle auch ein Preuße
bleiben. Nun fragte der Kaiser wo seine Eltern wären,
und als er erfuhr, daß der kleine Junker nur noch eine
Mutter habe, die in Berlin wohne, so sagte er lächelnd:
„Dahin will ich auch, ich werde Sie mitnehmen und Jh-
rer Mutter zurückgeben.“ Dieses ist auch geschehen. Der
Kaiser behielt ihn im Hauptquartier bis er dasselbe ins
königliche Schloß zu Berlin gelegt hatte. Hier schickte er
mit einem Adjutanten seinen Schützling zu der besorgten
Mutter, der er ausdrücklich sagen ließ, sie hätte einen braven
Sohn, der ganz gewiß noch General würde. Nun ist der
kleine Junker General=Lieutenant und Kriegsminister.



Für die Ueberschwemmten am Rhein

ist ferner bei uns eingegangen: 4 Thlr. gesammelt auf
einem Hochzeitsfeste in hiesiger Stadt. Hierzu die in Nro.
19 angezeigten 12 Thlr. zusammen 16 Thlr.

Um fernere Gaben bittet

    die Redaktion.



Bekanntmachungen.
298. Nothwendiger Verkauf.
Kreisgerichts=Deputation zu Hattingen.

Die zu dem in der Katastral-Gemeinde Ober-
bonsfeld belegenen und im Hypothekenbuche pag.
184 Vol. XIII
. eingetragenen Oberkinkhaus-
Gute gehörenden Besitzungen des Geometers Her-
mann Oberheiden zu Kettwig, der Eheleute Hein-
rich Blum, des Landwirths Heinrich Wilhelm
Niggemann, des Victualienhändlers Friedrich Wil-
helm Grünendahl und des Landwirths Heinrich
Wilhelm Backhaus genannt Mayberg, Letztere zu
Oberbonsfeld, welche in der Grundsteuer=Mutter-
rolle der Gemeinde Oberbonsfeld Flur I. Nro.
191, 192, 195, 200, 203, 204, 205, 206,
208, 211, 216, 228, 235, 261, 262, 263,
265, 269, 283 und 297 aufgeführt und im
[Ende Spaltensatz]

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Auf dem Maskenballe im Casino, woselbst die ganze elegante Welt versammelt war, erschien auch eine Figur in preußischer Generals- Uniform, mit einer Pickelhaube, den König von Preußen vorstellend. Sogleich versammelte sich das Publikum um dieselbe, man beschimpfte sie, spie sie an, riß ihr die Epau- lettes ab, prügelte sie, stieß sie zuletzt mit Füßen aus dem Saale und warf sie die Treppe hinunter. Hieran nah- men, wie mir ein zuverlässiger Mann schreibt, elegante Herren und Damen Theil. Mit dem dänischen Könige geht es übrigens zu Ende. Er hat in kurzer Zeit den dritten gefährlichen Anfall in Folge seiner Lebensart ge- habt, so daß seine Aerzte die Brustwassersucht befürchten. Verschiedenes. Der General=Lientenant v. Stockhausen, der neue Di- rector des Kriegs=Departements, ist derselbe, der in ver- schiedenen militärisch=historischen Werken und namentlich auch in mehreren Biographieen Napoleon's auf eine ihn, wie den damaligen vom Siege gekrönten mächtigen Kaiser gleich ehrende Weise genannt wird. Hr. v. Stockhausen wurde in der Schlacht bei Jena als 14jähriger preußi- scher Junker gefangen genommen und vor Napoleon ge- führt. Der Kaiser ward durch die sehr entschiedenen und treffenden Antworten des kleinen Preußen überrascht. Er gab ihm aus seinem eigenen Feldbecher einen Schluck Wein zur Erquickung und machte ihm den Antrag, für seine Erziehung in einer französischen Militärschule Sorge tra- gen zu wollen. Der junge Stockhausen erklärte aber un- umwunden, er sei ein Preuße und wolle auch ein Preuße bleiben. Nun fragte der Kaiser wo seine Eltern wären, und als er erfuhr, daß der kleine Junker nur noch eine Mutter habe, die in Berlin wohne, so sagte er lächelnd: „Dahin will ich auch, ich werde Sie mitnehmen und Jh- rer Mutter zurückgeben.“ Dieses ist auch geschehen. Der Kaiser behielt ihn im Hauptquartier bis er dasselbe ins königliche Schloß zu Berlin gelegt hatte. Hier schickte er mit einem Adjutanten seinen Schützling zu der besorgten Mutter, der er ausdrücklich sagen ließ, sie hätte einen braven Sohn, der ganz gewiß noch General würde. Nun ist der kleine Junker General=Lieutenant und Kriegsminister. Für die Ueberschwemmten am Rhein ist ferner bei uns eingegangen: 4 Thlr. gesammelt auf einem Hochzeitsfeste in hiesiger Stadt. Hierzu die in Nro. 19 angezeigten 12 Thlr. zusammen 16 Thlr. Um fernere Gaben bittet die Redaktion. Bekanntmachungen. 298. Nothwendiger Verkauf. Kreisgerichts=Deputation zu Hattingen. Die zu dem in der Katastral-Gemeinde Ober- bonsfeld belegenen und im Hypothekenbuche pag. 184 Vol. XIII. eingetragenen Oberkinkhaus- Gute gehörenden Besitzungen des Geometers Her- mann Oberheiden zu Kettwig, der Eheleute Hein- rich Blum, des Landwirths Heinrich Wilhelm Niggemann, des Victualienhändlers Friedrich Wil- helm Grünendahl und des Landwirths Heinrich Wilhelm Backhaus genannt Mayberg, Letztere zu Oberbonsfeld, welche in der Grundsteuer=Mutter- rolle der Gemeinde Oberbonsfeld Flur I. Nro. 191, 192, 195, 200, 203, 204, 205, 206, 208, 211, 216, 228, 235, 261, 262, 263, 265, 269, 283 und 297 aufgeführt und im

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 21. Hattingen, 13. März 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische021_1850/3>, abgerufen am 12.06.2024.