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Märkische Blätter. Nr. 61. Hattingen, 3. August 1850.

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[Beginn Spaltensatz]

Ungeheuer! rief sie, seelenloses Ungeheuer! mit den
süßesten Worten hast Du mein junges Herz bethört, daß
es nicht mehr von Dir lassen konnte, daß ich mich Dir
ganz hingeben mußte. Liebe bis zum Tode hast Du mir
geschworen, meine schönste Blume, meine Unschuld hast
Du mir gebrochen. Das Kind habe ich von Dir unter
meinem Herzen getragen. O schwöre, schwöre den Mein-
eid wenn Deine feige Seele den Muth dazu hat. --
Sie warf sich erschöpft auf einen Stuhl und ihre Thrä-
nen flossen unaufhaltsam.

    ( Fortsetzung folgt. )



Spanisches.

De las Torres, ein sehr reicher spanischer Edelmann,
war auf seinen Gütern in der Vega von Granada an-
gekommen, wo er unter andern ein schönes Schloß besitzt.
Dieses Schloß liegt am Eingange eines volkreichen Dorfes,
anderthalb Stunden von Granada und der Hauptmann
einer der zahlreichen Räuberbanden, die sich in Spanien
umhertreiben, nahm sich vor Kurzem vor, diesen Edel-
mann aus dem Schlosse desselben zu entführen. Mehrere
Tage lang lauerten Banditen, um zu berichten, wie das
Unternehmen wohl am besten auszuführen sei. Der Mar-
quis de las Torres verließ indeß sein Schloß selten und
da er viele Diener in demselben hatte, auch das Dorf
ganz in der Nähe war, so konnte man nicht hoffen, ihn
bei einem Spatztergange aufzuheben und zu entführen.
Man mußte also versuchen, ihn aus dem Schlosse selbst
heranszuholen, und so geschah es. Einst in der Nacht
wurde der Thorwärter durch lautes Pochen an der Pforte
geweckt, wo sich ein Mann in der Tracht eines Couriers
zeigte, welcher erzählte, daß er wichtige Briefe an den
Marquis aus Cadir überbringe. Der Thorwärter ahnte
nichts Böses, öffnete das Thor und ließ den angeblichen
Courrier eintreten. Der Fremde nahm da seinen Mantel
ab und während der Thorwärter das Thor wieder ver-
schloß und verriegelte, warf er demselben den Mantel
über den Kopf, so daß er nicht schreien konnte, band und
knebelte ihn. Als dies geschehen war, öffnete der Bandit
das Thor wieder und nun schlichen etwa zwanzig seiner
Kameraden herein. Jm Schlosse selbst theilte sich die
Schaar; die meisten begaben sich in die Gemächer der
Diener, damit keiner derselben entkäme und Lärm in dem
Dorfe machte und der Capitän selbst ging geraden Weges
in das Schlafzimmer des Marquis. Alles dies war nicht
ganz ohne Geräusch geschehen; der Marquis selbst hatte
den ungewöhnlichen Lärm gehört, war aufgestanden und
erschien eben an der Thür seines Schlafzimmers mit dem
Lichte in der Hand. Die Räuber bemächtigten sich seiner
sofort und nachdem alle Personen im Schloß geknebelt
worden waren, entflohen die Banditen mit ihrer Beute,
ohne das Schloß weiter zu plündern. Trotz ihrer Vorsicht
waren einige Diener entkommen und hatten Lärm in dem
Dorfe gemacht, -- leider zu spät, denn als die Bauern
in dem Schlosse ankamen, waren die Räuber mit dem
Marquis bereits auf und davon. Der Vorfall wurde so-
gleich nach Granada gemeldet und die Behörden sandten
starke Militärdetaschements aus, welche die Berge zu durch-
streifen hatten. Vergebens. Die Banditen hatten ihren
Gefangenen in Sicherheit gebracht und zeigten ruhig der
Familie desselben an, er befinde sich wohl und es fehle
ihm an nichts, aber er würde seine Freiheit nur dann
erhalten, wenn man ein Lösegeld von hundertundzwanzig-
tausend Thalern für ihn zahle. Diese unerhörte Forderung
erhöhte den Eifer der Nachforschung, aber man hörte nichts
von den Räubern und von dem Marquis. Wie sein Auf-
[Spaltenumbruch] enthalt endlich endlich entdeckt wurde, wird nicht angege-
ben, man fand ihn aber endlich und zwar keineswegs
unter nackten Felsen etwa, oder in einer einsamen Höhle,
sondern in einem hübschen Dorfe ganz nahe bei Granada.
Sobald der Marquis befreit war, stellte er sich an die
Spitze der Räuberjäger, um seine Rache zu befriedigen.
Man ergriff etwa fünf, und das Merkwürdigste bei der
ganzen Sache ist, daß man weiß, mehrere der Banditen
wohnen in Granada, ja daß sie sich gegen den Marquis
erboten, ihn künftig in Ruhe zu lassen, wenn er ihre ge-
fangenen Kameraden herausgäbe; die Polizei vermag sie
aber nicht ausfindig zu machen. Der Marquis seinerseits
hat jeden Antrag zurückgewiesen und dürftet nur nach
Rache, was ihm aber alle seine Freunde verdenken, da
sie fest überzeugt sind, daß er nach kurzer Zeit von den
Räubern wieder entführt oder gar ermordet werden wird.
-- So lebt man jetzt in dem schönen Spanien.



Tagesbegebenheiten.

Kiel, 28. Juli. Unser wirklicher Verlust in der idstedter
Schlacht stellt sich viel geringer heraus, als Viele erwar-
tet hatten. Wir haben an Todten, Verwundeten und Ver-
mißten nicht mehr als 1100 Mann, und auch von die-
sen werden manche Vermißte noch wiederkehren; verloren
ist überhaupt in jener Schlacht nichts mehr als die Po-
sition, was freilich auch schon genug ist, aber nicht genug,
um nicht noch auf den Sieg unserer Sache boffen zu
dürfen. Gefangene haben die Dänen diesmal mehr ab-
geben müssen, als wir, auch haben wir eine dänische Fahne
und mehrere Standarten erobert.

Hamburg, 30. Juli. So eben wird uns aus gu-
ter Quelle die Mittheilung, daß die dänische Armee drei
ihrer Führer bei Jdstedt einbüßte: General Schleppe-
grell,
General Lessoe ( der tüchtigste dänische Militär )
und Trepka, Chef der Artillerie, welcher schwer ver-
wundet wurde.

Berlin, den 30. Juli. Man erzählt hier für zu-
verlässig, daß hier im Kriegs=Ministerium Vorbereitungen
getroffen sind, um in sehr kurzem Zeitraum die Mobil-
machung mehrerer Armeecorps
zu bewirken. Au-
thentisches hierüber verlautet noch nicht. Um so sicherer
sind Berichte, die hier über die kriegerischen Vorkehrungen
der österreichischen Regierungen eingegangen sind. Die
Ortschaften an der böhmischen Gränze sollen mit Militär
überfüllt sein. Der größte Theil der Truppen ist erst vor
Kurzem aus den fernsten Enden des Kaiserreichs, sogar
aus Jtalien nach Böhmen commandirt worden. Das
Armeecorps von 80,000 Mann, das, irren wir nicht,
officiös in Abrede gestellt ist, eristirt, und jeder teplitzer
Badegast hat Gelegenheit, sich ohne Mühe von dessen
Eristenz und schlagfertiger Ausrüstung zu überzeugen.
Theresienstadt hat, wie sachkundige preußische Offiziere
nach dem Augenschein versichern, ganz das Aussehen einer
auf einen nahen Krieg gerüsteten Festung.



Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.

Zum Zweck der Ermittlung der nach dem Ge-
setze vom 7. März d. J. Gesetzsammlung Nro.
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Ungeheuer! rief sie, seelenloses Ungeheuer! mit den
süßesten Worten hast Du mein junges Herz bethört, daß
es nicht mehr von Dir lassen konnte, daß ich mich Dir
ganz hingeben mußte. Liebe bis zum Tode hast Du mir
geschworen, meine schönste Blume, meine Unschuld hast
Du mir gebrochen. Das Kind habe ich von Dir unter
meinem Herzen getragen. O schwöre, schwöre den Mein-
eid wenn Deine feige Seele den Muth dazu hat. —
Sie warf sich erschöpft auf einen Stuhl und ihre Thrä-
nen flossen unaufhaltsam.

    ( Fortsetzung folgt. )



Spanisches.

De las Torres, ein sehr reicher spanischer Edelmann,
war auf seinen Gütern in der Vega von Granada an-
gekommen, wo er unter andern ein schönes Schloß besitzt.
Dieses Schloß liegt am Eingange eines volkreichen Dorfes,
anderthalb Stunden von Granada und der Hauptmann
einer der zahlreichen Räuberbanden, die sich in Spanien
umhertreiben, nahm sich vor Kurzem vor, diesen Edel-
mann aus dem Schlosse desselben zu entführen. Mehrere
Tage lang lauerten Banditen, um zu berichten, wie das
Unternehmen wohl am besten auszuführen sei. Der Mar-
quis de las Torres verließ indeß sein Schloß selten und
da er viele Diener in demselben hatte, auch das Dorf
ganz in der Nähe war, so konnte man nicht hoffen, ihn
bei einem Spatztergange aufzuheben und zu entführen.
Man mußte also versuchen, ihn aus dem Schlosse selbst
heranszuholen, und so geschah es. Einst in der Nacht
wurde der Thorwärter durch lautes Pochen an der Pforte
geweckt, wo sich ein Mann in der Tracht eines Couriers
zeigte, welcher erzählte, daß er wichtige Briefe an den
Marquis aus Cadir überbringe. Der Thorwärter ahnte
nichts Böses, öffnete das Thor und ließ den angeblichen
Courrier eintreten. Der Fremde nahm da seinen Mantel
ab und während der Thorwärter das Thor wieder ver-
schloß und verriegelte, warf er demselben den Mantel
über den Kopf, so daß er nicht schreien konnte, band und
knebelte ihn. Als dies geschehen war, öffnete der Bandit
das Thor wieder und nun schlichen etwa zwanzig seiner
Kameraden herein. Jm Schlosse selbst theilte sich die
Schaar; die meisten begaben sich in die Gemächer der
Diener, damit keiner derselben entkäme und Lärm in dem
Dorfe machte und der Capitän selbst ging geraden Weges
in das Schlafzimmer des Marquis. Alles dies war nicht
ganz ohne Geräusch geschehen; der Marquis selbst hatte
den ungewöhnlichen Lärm gehört, war aufgestanden und
erschien eben an der Thür seines Schlafzimmers mit dem
Lichte in der Hand. Die Räuber bemächtigten sich seiner
sofort und nachdem alle Personen im Schloß geknebelt
worden waren, entflohen die Banditen mit ihrer Beute,
ohne das Schloß weiter zu plündern. Trotz ihrer Vorsicht
waren einige Diener entkommen und hatten Lärm in dem
Dorfe gemacht, — leider zu spät, denn als die Bauern
in dem Schlosse ankamen, waren die Räuber mit dem
Marquis bereits auf und davon. Der Vorfall wurde so-
gleich nach Granada gemeldet und die Behörden sandten
starke Militärdetaschements aus, welche die Berge zu durch-
streifen hatten. Vergebens. Die Banditen hatten ihren
Gefangenen in Sicherheit gebracht und zeigten ruhig der
Familie desselben an, er befinde sich wohl und es fehle
ihm an nichts, aber er würde seine Freiheit nur dann
erhalten, wenn man ein Lösegeld von hundertundzwanzig-
tausend Thalern für ihn zahle. Diese unerhörte Forderung
erhöhte den Eifer der Nachforschung, aber man hörte nichts
von den Räubern und von dem Marquis. Wie sein Auf-
[Spaltenumbruch] enthalt endlich endlich entdeckt wurde, wird nicht angege-
ben, man fand ihn aber endlich und zwar keineswegs
unter nackten Felsen etwa, oder in einer einsamen Höhle,
sondern in einem hübschen Dorfe ganz nahe bei Granada.
Sobald der Marquis befreit war, stellte er sich an die
Spitze der Räuberjäger, um seine Rache zu befriedigen.
Man ergriff etwa fünf, und das Merkwürdigste bei der
ganzen Sache ist, daß man weiß, mehrere der Banditen
wohnen in Granada, ja daß sie sich gegen den Marquis
erboten, ihn künftig in Ruhe zu lassen, wenn er ihre ge-
fangenen Kameraden herausgäbe; die Polizei vermag sie
aber nicht ausfindig zu machen. Der Marquis seinerseits
hat jeden Antrag zurückgewiesen und dürftet nur nach
Rache, was ihm aber alle seine Freunde verdenken, da
sie fest überzeugt sind, daß er nach kurzer Zeit von den
Räubern wieder entführt oder gar ermordet werden wird.
— So lebt man jetzt in dem schönen Spanien.



Tagesbegebenheiten.

Kiel, 28. Juli. Unser wirklicher Verlust in der idstedter
Schlacht stellt sich viel geringer heraus, als Viele erwar-
tet hatten. Wir haben an Todten, Verwundeten und Ver-
mißten nicht mehr als 1100 Mann, und auch von die-
sen werden manche Vermißte noch wiederkehren; verloren
ist überhaupt in jener Schlacht nichts mehr als die Po-
sition, was freilich auch schon genug ist, aber nicht genug,
um nicht noch auf den Sieg unserer Sache boffen zu
dürfen. Gefangene haben die Dänen diesmal mehr ab-
geben müssen, als wir, auch haben wir eine dänische Fahne
und mehrere Standarten erobert.

Hamburg, 30. Juli. So eben wird uns aus gu-
ter Quelle die Mittheilung, daß die dänische Armee drei
ihrer Führer bei Jdstedt einbüßte: General Schleppe-
grell,
General Lessoe ( der tüchtigste dänische Militär )
und Trepka, Chef der Artillerie, welcher schwer ver-
wundet wurde.

Berlin, den 30. Juli. Man erzählt hier für zu-
verlässig, daß hier im Kriegs=Ministerium Vorbereitungen
getroffen sind, um in sehr kurzem Zeitraum die Mobil-
machung mehrerer Armeecorps
zu bewirken. Au-
thentisches hierüber verlautet noch nicht. Um so sicherer
sind Berichte, die hier über die kriegerischen Vorkehrungen
der österreichischen Regierungen eingegangen sind. Die
Ortschaften an der böhmischen Gränze sollen mit Militär
überfüllt sein. Der größte Theil der Truppen ist erst vor
Kurzem aus den fernsten Enden des Kaiserreichs, sogar
aus Jtalien nach Böhmen commandirt worden. Das
Armeecorps von 80,000 Mann, das, irren wir nicht,
officiös in Abrede gestellt ist, eristirt, und jeder teplitzer
Badegast hat Gelegenheit, sich ohne Mühe von dessen
Eristenz und schlagfertiger Ausrüstung zu überzeugen.
Theresienstadt hat, wie sachkundige preußische Offiziere
nach dem Augenschein versichern, ganz das Aussehen einer
auf einen nahen Krieg gerüsteten Festung.



Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.

Zum Zweck der Ermittlung der nach dem Ge-
setze vom 7. März d. J. Gesetzsammlung Nro.
[Ende Spaltensatz]

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Wir haben an Todten, Verwundeten und Ver- mißten nicht mehr als 1100 Mann, und auch von die- sen werden manche Vermißte noch wiederkehren; verloren ist überhaupt in jener Schlacht nichts mehr als die Po- sition, was freilich auch schon genug ist, aber nicht genug, um nicht noch auf den Sieg unserer Sache boffen zu dürfen. Gefangene haben die Dänen diesmal mehr ab- geben müssen, als wir, auch haben wir eine dänische Fahne und mehrere Standarten erobert. Hamburg, 30. Juli. So eben wird uns aus gu- ter Quelle die Mittheilung, daß die dänische Armee drei ihrer Führer bei Jdstedt einbüßte: General Schleppe- grell, General Lessoe ( der tüchtigste dänische Militär ) und Trepka, Chef der Artillerie, welcher schwer ver- wundet wurde. Berlin, den 30. Juli. Man erzählt hier für zu- verlässig, daß hier im Kriegs=Ministerium Vorbereitungen getroffen sind, um in sehr kurzem Zeitraum die Mobil- machung mehrerer Armeecorps zu bewirken. Au- thentisches hierüber verlautet noch nicht. Um so sicherer sind Berichte, die hier über die kriegerischen Vorkehrungen der österreichischen Regierungen eingegangen sind. Die Ortschaften an der böhmischen Gränze sollen mit Militär überfüllt sein. Der größte Theil der Truppen ist erst vor Kurzem aus den fernsten Enden des Kaiserreichs, sogar aus Jtalien nach Böhmen commandirt worden. Das Armeecorps von 80,000 Mann, das, irren wir nicht, officiös in Abrede gestellt ist, eristirt, und jeder teplitzer Badegast hat Gelegenheit, sich ohne Mühe von dessen Eristenz und schlagfertiger Ausrüstung zu überzeugen. Theresienstadt hat, wie sachkundige preußische Offiziere nach dem Augenschein versichern, ganz das Aussehen einer auf einen nahen Krieg gerüsteten Festung. Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Zum Zweck der Ermittlung der nach dem Ge- setze vom 7. März d. J. Gesetzsammlung Nro.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 61. Hattingen, 3. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische061_1850/2>, abgerufen am 29.05.2024.