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Mainzer Journal. Nr. 29. Mainz, 14. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Geistlichen vorzugsweise einzukehren pflegten, räumte ihnen be-
reitwilligst seine Lokalität ein, in der am Vormittage denn auch
die angekündigte Versammlung stattfand. Neugierige genug hatten
sich aus Stadt und Land eingestellt und fanden in den Ankömm-
lingen Leute, die, wie ihre Reden bewiesen, entweder in ihren
Studienjahren sehr faul gewesen seyn mußten, oder öffentlichen
Lehrern so wenig zu verdienen gegeben hatten, als sie, nach ihrer
ganzen Erscheinung zu urtheilen, dem Barbier, Kleider= und
Schuhmacher jetzt geben. Als man nach den gehaltenen Reden Un-
terschriften sammeln wollte, ging die Menge lachend auseinander
und nur der eine oder andere schrieb seinen Namen. -- Dieß das
armselige Ergebniß der vormittägigen Demokratensitzung. --
Und die auf den Nachmittag angesagte viel wichtigere Volksver-
sammlung in Oranienstein? Die ist gänzlich zu Wasser geworden.
Die Einwohner der nahen Stadt Diez, die man wegen des
Gebahrens einiger wenigen aus deren Mitte schon lange als arge
Republikaner verschrieen, wurden endlich durch einen am Vor-
abende beabsichtigten Scandal aus ihrer seitherigen Unthätig-
keit aufgeweckt und nahmen, gleich den Bewohnern der umliegen-
den Ortschaften, den Herren Demokraten gegenüber eine solche
Haltung an, daß die nach Limburg gekommenen Apostel des
Fortschritts es um ihrer eigenen Haut willen für gut fanden,
daselbst zu bleiben und in den schattigen Lauben eines Wirths-
gartens von den Anstrengungen des Morgens auszuruhen. Die
Diezer sind dann noch Tags darauf in ihrem antirepublikanischen
Eifer so weit gegangen, daß sie einigen Häusern, deren Jn-
haber als entschiedene Republikaner aufzutreten sich unterfangen,
arg mitgespielt, den Turnapparat niedergerissen und vier be-
sonders mißliebige Personen aus der Stadt verjagt haben.
Nun ist Ruhe, und die heimkehrenden Demokraten sind bezüglich
dieses Theiles der Lahngegend um eine Erfahrung reicher.

g Vom Rheine 12. Juli. Waltet nicht bei dem Rufe nach
Emancipation und Trennung der Schule von der Kirche ein
großes Mißverständniß und eine auffallende Verwechslung ob?
Wer ist es zumeist, der diesen Ruf erhebt? Es sind größtentheils
die Lehrer, und nach den geltenden Grundsätzen von Religions-
freiheit für Alle ist ihnen dieses Recht, sich von der Kirche zu
emancipiren, durchaus nicht zu verwehren, -- es ist dies eine
nothwendige Folge aus der allerwärts zugestandenen Gleichstel-
lung aller religiösen Ueberzeugungen. Aber dieses unbestrittene
Recht haben sie doch nur für ihre Person; wenn sie es aber auch
für die Schule, -- und das will doch sagen, für die Kinder,
denn diese machen die Schule aus, -- fordern, so begehren sie
etwas, was nicht sie, sondern einzig und allein die Eltern an-
geht, und da ist die Frage, worauf Alles ankommt, ob die Eltern
ihre Kinder von der Kirche emancipirt, d. h. ohne Religion auf-
erzogen haben wollen, oder nicht. Jst das der Eltern Meinung
und Gesinnung, dann freilich muß Schule und Kirche getrennt
werden, denn wer dürfte den Eltern das Recht der Erziehung
ihrer Kinder absprechen? wollen aber die Eltern, daß ihre Kin-
der wie seither, so hinfüro auch religiös erzogen werden sollen,
dann kann der Lehrer sich von dieser nach dem Willen der El-
tern kirchlichen Schule trennen und eine Schule übernehmen, wo
er ohne Widerspruch mit seiner Ueberzeugung wirkt; aber weil
er etwa von Religion nichts wissen will, darum den Eltern eine
irreligiöse Erziehung ihrer Kinder aufzwingen -- das kann er
nicht. Etwas Anderes ist darum Emancivation der Lehrer, etwas
Anderes Emancipation der Schule von der Kirche, und wenn das
Erstere den Lehrern, wie jedem anderen Bürger freisteht, so doch
nicht das Zweite, das einzig der Bestimmung der Eltern überlassen
bleiben muß. Kömmt es zu einem anderen Gesetze, so kann nicht
von Unterrichtsfreiheit, sondern nur von Unterrichtszwang die
Rede seyn, der um so unerträglicher ist, als derselbe nur zu Gun-
sten einer kleinen Minderzahl gegen die Rechte der ungeheuren
Majorität der Bürger geübt würde.

f Frankfurt 13. Juli. Zur Stunde, da gestern unser
Reichsverweser in Mitte der Nationalversammlung sein Amt
übernommen, hat nach dem Gesetze des Reichstags über die Cen-
tralgewalt der Bundestag aufgehört, und demgemäß ward auch
sein Schluß in einer gestern abgehaltenen letzten Sitzung ( siehe
oben ) feierlich verkündet. Der Erzherzog=Reichsverweser erschien
in Mitte der Bundesversammlung, wo der bisherige Bundes-
präsident eine Beglückwünschungsadresse überreichte, des Jnhal-
tes, daß jetzt alle Gewalt vom Bundestag an die Centralgewalt
übergehe, daß die Bundesversammlung die Hoffnung hege, daß
für die Einheit, Macht und Freiheit Deutschlands Großes und
Erfolgreiches erzielt werde, und daß die deutschen Regierungen
freudig die Mitwirkung bieten zu allen Verfügungen der Central-
gewalt, die Deutschlands Macht nach Außen und im Jnnern be-
gründen und befestigen sollen ( wenn darüber, hoffen wir, auch
die eigene Hausmacht die nothwendige Beschränkung erleiden
[Spaltenumbruch] muß ) . Der Erzherzog erwiederte, daß er sein Amt mit dem Ver-
trauen auf die thätige Mitwirkung der Regierungen antrete, und
in diesem Vertrauen gerade eine sichere Bürgschaft für Deutsch-
lands künftige Wohlfahrt erblicke.

So ist also jetzt die provisorische Centralgewalt instituirt und
jener Bundestag, von dem in letzter Zeit des Bösen so viel ist
gesagt worden, daß wir nichts zufügen wollen, ist vom Schau-
platz der Geschichte abgetreten. Was er gethan, oder vielmehr,
was er nicht gethan, darüber hat die Zeit ihr Urtheil gesprochen;
hoffen wir, daß unsere Nachkommen über den Bau der deutschen
Reichsverfassung, den wir jetzt aufführen, nicht ein ähnliches
Urtheil fällen müssen! Noch ist erst der Grundstein gelegt; zur
Vollführung gehört noch Viel; nur Vertrauen und einträchtiges
Zusammenwirken wird im Stande seyn, die verschiedenartigen
Elemente zu einem großen, starken und harmonischen Ganzen
dauerhaft zu verbinden.

Oesterreichische Monarchie.

Von der galizischen Grenze 7. Juli. ( D. A. Z. ) Die große
Militäraushebung in Galizien zu dreizehn neu zu errichten-
den Reservebataillons geht ganz anstandlos und friedlich vor sich,
und in einer nie geahnten Schnelle sehen wir eine nicht unbedeu-
tende Truppenmacht entstehen. Eine verbürgte Nachricht ist es,
daß eine Deputation Bauern zu dem Militärcommandanten von
Krakau, Grafen Zlik, gekommen ist und erklärten, sie haben
vernommen, der Kaiser benöthige Soldaten, und so möchten nur
immerhin die Regimenter wegmarschiren, sie würden schon Ruhe
erhalten, und wehe Denjenigen, die nur das Geringste unter-
nähmen; gleiche Deputationen erschienen an vielen Stations-
orten dieser Provinz. Die Deutung in Bezug der Ruheerhaltung
ist leicht zu entnehmen, denn tief gewurzelt ist der Abscheu des
Bauern gegen seine früheren Unterdrücker und steht zur Warnung
in der Geschichte da. Zu bedauern ist es aber, daß die Anhäng-
lichkeit der Bauern auch zu Nachtheilen führt; so haben in vielen
Bezirken Galiziens dieselben keine Abgeordneten zum Wiener
Reichstag gewählt, mit dem Bemerken: sie wären hinlänglich
zufrieden mit dem, was ihnen der Kaiser geschenkt, mehr brauch-
ten und wollten sie nicht, und sie möchten in Wien machen was
sie wollen, da sie überzeugt wären, man werde ihnen die zuge-
standenen Freiheiten unbeirrt lassen.

Jtalien.

Rom 3. Juli. ( A. Z. ) Der Papst hielt diesen Morgen im
apostolischen Palaste des Quirinal ein geheimes Consistorium, in
welchem er nach kurzer Allocution folgende Prälaten promovirte:
1 ) Zum Metropoliten und Erzbischof von Mohilew in Ruß-
land
den Msgr. Casimir Dmochowsky, früher Bischof von
Milto in partibus und Suffragan in Wilna; 2 ) zum Bischof
von Sebaste in partibus den Msgr. A. Charvay, bisher Bischof
von Pignerol in Piemont; 3 ) zum Bischof von Segovia in Alt-
Castilien den Msgr. T. de la Puente, bisher Bischof von Porto-
rico; 4 ) zum Bischof von Modena den Msgr. L. Ferrari, Dom-
herrn jener Kathedrale; 5 ) zum Bischof von Calahorra und Cal-
zada den Msgr. C. de Cos y Soberon; 6 ) zum Bischof von Tortosa
den Msgr. D. Gordo y Saez; 7 ) zum Bischof von Vich in Cata-
lonien den Msgr. L. Casadevall; 8 ) zum Bischof von Portorico den
Msgr. E. Esteve; 9 ) zum Bischof von Luceoria und Zitomeritz
in Volhynien
den Msgr. C. Borowsky; 10 ) zum Bischof
von Wilna den Msgr. Wenceslaus Zylinsky; 11 ) zum
Bischof von Cuenza in Amerika den Msgr. E. Plaza; 12 ) zum
ersten Bischof der von Gregor XVI. gegründeten, aber bisher
unbesetzt gebliebenen Diöcese S. Carlo di Ancud in Chili den
Msgr. Donoso; 13 ) zum Bischof von Caristos in partibus
( Euböa ) den Msgr. J. Holowinsky; 14 ) zum Bischof von
Milto in partibus den Msgr. G. Gavi; 15 ) zum Bischof von
Tripolis in partibus ( Phönicien ) den Msgr. Precanati; 16 ) zum
Bischof von Antigona in partibus ( Hellespont ) den Msgr. Pineda.
Dem Erzbischof von Mohilew wurde das Pallium bewilligt 1).

Frankreich.

* * * Paris 11. Juli. Die gestrige Sitzung der National-
versammlung bot kein besonderes politisches Jnteresse und die
ganze Lage der Dinge läßt sich mit wenigen Worten dahin zusam-
menfassen, daß die rückgängige Bewegung, welcher durch die
letzte Jnsurrection die Bahn gebrochen wurde, nach allen Seiten
hin Fortschritte macht. Nachdem zuerst der Präsident Marie
über den Besuch berichtet, welchen er mit seinen Collegen in den Hospi-
tälern gemacht und bei der Gelegenheit der Geduld und dem Muthe
der Verwundeten, sowie ihrer sorgfältigen Pflege von Seiten der

[Ende Spaltensatz]

1) Nach diesen Promotionen zu schließen scheinen die kirchlichen Ver-
hältnisse mit Rußland zum Theile geordnet zu seyn, wenn auch noch
kein förmliches Concordat abgeschlossen worden ist.
1 ) Nach diesen Promotionen zu schließen scheinen die kirchlichen Ver-
hältnisse mit Rußland zum Theile geordnet zu seyn, wenn auch noch
kein förmliches Concordat abgeschlossen worden ist.

[Beginn Spaltensatz] Geistlichen vorzugsweise einzukehren pflegten, räumte ihnen be-
reitwilligst seine Lokalität ein, in der am Vormittage denn auch
die angekündigte Versammlung stattfand. Neugierige genug hatten
sich aus Stadt und Land eingestellt und fanden in den Ankömm-
lingen Leute, die, wie ihre Reden bewiesen, entweder in ihren
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Lehrern so wenig zu verdienen gegeben hatten, als sie, nach ihrer
ganzen Erscheinung zu urtheilen, dem Barbier, Kleider= und
Schuhmacher jetzt geben. Als man nach den gehaltenen Reden Un-
terschriften sammeln wollte, ging die Menge lachend auseinander
und nur der eine oder andere schrieb seinen Namen. — Dieß das
armselige Ergebniß der vormittägigen Demokratensitzung. —
Und die auf den Nachmittag angesagte viel wichtigere Volksver-
sammlung in Oranienstein? Die ist gänzlich zu Wasser geworden.
Die Einwohner der nahen Stadt Diez, die man wegen des
Gebahrens einiger wenigen aus deren Mitte schon lange als arge
Republikaner verschrieen, wurden endlich durch einen am Vor-
abende beabsichtigten Scandal aus ihrer seitherigen Unthätig-
keit aufgeweckt und nahmen, gleich den Bewohnern der umliegen-
den Ortschaften, den Herren Demokraten gegenüber eine solche
Haltung an, daß die nach Limburg gekommenen Apostel des
Fortschritts es um ihrer eigenen Haut willen für gut fanden,
daselbst zu bleiben und in den schattigen Lauben eines Wirths-
gartens von den Anstrengungen des Morgens auszuruhen. Die
Diezer sind dann noch Tags darauf in ihrem antirepublikanischen
Eifer so weit gegangen, daß sie einigen Häusern, deren Jn-
haber als entschiedene Republikaner aufzutreten sich unterfangen,
arg mitgespielt, den Turnapparat niedergerissen und vier be-
sonders mißliebige Personen aus der Stadt verjagt haben.
Nun ist Ruhe, und die heimkehrenden Demokraten sind bezüglich
dieses Theiles der Lahngegend um eine Erfahrung reicher.

g Vom Rheine 12. Juli. Waltet nicht bei dem Rufe nach
Emancipation und Trennung der Schule von der Kirche ein
großes Mißverständniß und eine auffallende Verwechslung ob?
Wer ist es zumeist, der diesen Ruf erhebt? Es sind größtentheils
die Lehrer, und nach den geltenden Grundsätzen von Religions-
freiheit für Alle ist ihnen dieses Recht, sich von der Kirche zu
emancipiren, durchaus nicht zu verwehren, — es ist dies eine
nothwendige Folge aus der allerwärts zugestandenen Gleichstel-
lung aller religiösen Ueberzeugungen. Aber dieses unbestrittene
Recht haben sie doch nur für ihre Person; wenn sie es aber auch
für die Schule, — und das will doch sagen, für die Kinder,
denn diese machen die Schule aus, — fordern, so begehren sie
etwas, was nicht sie, sondern einzig und allein die Eltern an-
geht, und da ist die Frage, worauf Alles ankommt, ob die Eltern
ihre Kinder von der Kirche emancipirt, d. h. ohne Religion auf-
erzogen haben wollen, oder nicht. Jst das der Eltern Meinung
und Gesinnung, dann freilich muß Schule und Kirche getrennt
werden, denn wer dürfte den Eltern das Recht der Erziehung
ihrer Kinder absprechen? wollen aber die Eltern, daß ihre Kin-
der wie seither, so hinfüro auch religiös erzogen werden sollen,
dann kann der Lehrer sich von dieser nach dem Willen der El-
tern kirchlichen Schule trennen und eine Schule übernehmen, wo
er ohne Widerspruch mit seiner Ueberzeugung wirkt; aber weil
er etwa von Religion nichts wissen will, darum den Eltern eine
irreligiöse Erziehung ihrer Kinder aufzwingen — das kann er
nicht. Etwas Anderes ist darum Emancivation der Lehrer, etwas
Anderes Emancipation der Schule von der Kirche, und wenn das
Erstere den Lehrern, wie jedem anderen Bürger freisteht, so doch
nicht das Zweite, das einzig der Bestimmung der Eltern überlassen
bleiben muß. Kömmt es zu einem anderen Gesetze, so kann nicht
von Unterrichtsfreiheit, sondern nur von Unterrichtszwang die
Rede seyn, der um so unerträglicher ist, als derselbe nur zu Gun-
sten einer kleinen Minderzahl gegen die Rechte der ungeheuren
Majorität der Bürger geübt würde.

f Frankfurt 13. Juli. Zur Stunde, da gestern unser
Reichsverweser in Mitte der Nationalversammlung sein Amt
übernommen, hat nach dem Gesetze des Reichstags über die Cen-
tralgewalt der Bundestag aufgehört, und demgemäß ward auch
sein Schluß in einer gestern abgehaltenen letzten Sitzung ( siehe
oben ) feierlich verkündet. Der Erzherzog=Reichsverweser erschien
in Mitte der Bundesversammlung, wo der bisherige Bundes-
präsident eine Beglückwünschungsadresse überreichte, des Jnhal-
tes, daß jetzt alle Gewalt vom Bundestag an die Centralgewalt
übergehe, daß die Bundesversammlung die Hoffnung hege, daß
für die Einheit, Macht und Freiheit Deutschlands Großes und
Erfolgreiches erzielt werde, und daß die deutschen Regierungen
freudig die Mitwirkung bieten zu allen Verfügungen der Central-
gewalt, die Deutschlands Macht nach Außen und im Jnnern be-
gründen und befestigen sollen ( wenn darüber, hoffen wir, auch
die eigene Hausmacht die nothwendige Beschränkung erleiden
[Spaltenumbruch] muß ) . Der Erzherzog erwiederte, daß er sein Amt mit dem Ver-
trauen auf die thätige Mitwirkung der Regierungen antrete, und
in diesem Vertrauen gerade eine sichere Bürgschaft für Deutsch-
lands künftige Wohlfahrt erblicke.

So ist also jetzt die provisorische Centralgewalt instituirt und
jener Bundestag, von dem in letzter Zeit des Bösen so viel ist
gesagt worden, daß wir nichts zufügen wollen, ist vom Schau-
platz der Geschichte abgetreten. Was er gethan, oder vielmehr,
was er nicht gethan, darüber hat die Zeit ihr Urtheil gesprochen;
hoffen wir, daß unsere Nachkommen über den Bau der deutschen
Reichsverfassung, den wir jetzt aufführen, nicht ein ähnliches
Urtheil fällen müssen! Noch ist erst der Grundstein gelegt; zur
Vollführung gehört noch Viel; nur Vertrauen und einträchtiges
Zusammenwirken wird im Stande seyn, die verschiedenartigen
Elemente zu einem großen, starken und harmonischen Ganzen
dauerhaft zu verbinden.

Oesterreichische Monarchie.

Von der galizischen Grenze 7. Juli. ( D. A. Z. ) Die große
Militäraushebung in Galizien zu dreizehn neu zu errichten-
den Reservebataillons geht ganz anstandlos und friedlich vor sich,
und in einer nie geahnten Schnelle sehen wir eine nicht unbedeu-
tende Truppenmacht entstehen. Eine verbürgte Nachricht ist es,
daß eine Deputation Bauern zu dem Militärcommandanten von
Krakau, Grafen Zlik, gekommen ist und erklärten, sie haben
vernommen, der Kaiser benöthige Soldaten, und so möchten nur
immerhin die Regimenter wegmarschiren, sie würden schon Ruhe
erhalten, und wehe Denjenigen, die nur das Geringste unter-
nähmen; gleiche Deputationen erschienen an vielen Stations-
orten dieser Provinz. Die Deutung in Bezug der Ruheerhaltung
ist leicht zu entnehmen, denn tief gewurzelt ist der Abscheu des
Bauern gegen seine früheren Unterdrücker und steht zur Warnung
in der Geschichte da. Zu bedauern ist es aber, daß die Anhäng-
lichkeit der Bauern auch zu Nachtheilen führt; so haben in vielen
Bezirken Galiziens dieselben keine Abgeordneten zum Wiener
Reichstag gewählt, mit dem Bemerken: sie wären hinlänglich
zufrieden mit dem, was ihnen der Kaiser geschenkt, mehr brauch-
ten und wollten sie nicht, und sie möchten in Wien machen was
sie wollen, da sie überzeugt wären, man werde ihnen die zuge-
standenen Freiheiten unbeirrt lassen.

Jtalien.

Rom 3. Juli. ( A. Z. ) Der Papst hielt diesen Morgen im
apostolischen Palaste des Quirinal ein geheimes Consistorium, in
welchem er nach kurzer Allocution folgende Prälaten promovirte:
1 ) Zum Metropoliten und Erzbischof von Mohilew in Ruß-
land
den Msgr. Casimir Dmochowsky, früher Bischof von
Milto in partibus und Suffragan in Wilna; 2 ) zum Bischof
von Sebaste in partibus den Msgr. A. Charvay, bisher Bischof
von Pignerol in Piemont; 3 ) zum Bischof von Segovia in Alt-
Castilien den Msgr. T. de la Puente, bisher Bischof von Porto-
rico; 4 ) zum Bischof von Modena den Msgr. L. Ferrari, Dom-
herrn jener Kathedrale; 5 ) zum Bischof von Calahorra und Cal-
zada den Msgr. C. de Cos y Soberon; 6 ) zum Bischof von Tortosa
den Msgr. D. Gordo y Saez; 7 ) zum Bischof von Vich in Cata-
lonien den Msgr. L. Casadevall; 8 ) zum Bischof von Portorico den
Msgr. E. Esteve; 9 ) zum Bischof von Luceoria und Zitomeritz
in Volhynien
den Msgr. C. Borowsky; 10 ) zum Bischof
von Wilna den Msgr. Wenceslaus Zylinsky; 11 ) zum
Bischof von Cuenza in Amerika den Msgr. E. Plaza; 12 ) zum
ersten Bischof der von Gregor XVI. gegründeten, aber bisher
unbesetzt gebliebenen Diöcese S. Carlo di Ancud in Chili den
Msgr. Donoso; 13 ) zum Bischof von Caristós in partibus
( Euböa ) den Msgr. J. Holowinsky; 14 ) zum Bischof von
Milto in partibus den Msgr. G. Gavi; 15 ) zum Bischof von
Tripolis in partibus ( Phönicien ) den Msgr. Precanati; 16 ) zum
Bischof von Antigona in partibus ( Hellespont ) den Msgr. Pineda.
Dem Erzbischof von Mohilew wurde das Pallium bewilligt 1).

Frankreich.

* * * Paris 11. Juli. Die gestrige Sitzung der National-
versammlung bot kein besonderes politisches Jnteresse und die
ganze Lage der Dinge läßt sich mit wenigen Worten dahin zusam-
menfassen, daß die rückgängige Bewegung, welcher durch die
letzte Jnsurrection die Bahn gebrochen wurde, nach allen Seiten
hin Fortschritte macht. Nachdem zuerst der Präsident Marie
über den Besuch berichtet, welchen er mit seinen Collegen in den Hospi-
tälern gemacht und bei der Gelegenheit der Geduld und dem Muthe
der Verwundeten, sowie ihrer sorgfältigen Pflege von Seiten der

[Ende Spaltensatz]

1) Nach diesen Promotionen zu schließen scheinen die kirchlichen Ver-
hältnisse mit Rußland zum Theile geordnet zu seyn, wenn auch noch
kein förmliches Concordat abgeschlossen worden ist.
1 ) Nach diesen Promotionen zu schließen scheinen die kirchlichen Ver-
hältnisse mit Rußland zum Theile geordnet zu seyn, wenn auch noch
kein förmliches Concordat abgeschlossen worden ist.
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[0003] Geistlichen vorzugsweise einzukehren pflegten, räumte ihnen be- reitwilligst seine Lokalität ein, in der am Vormittage denn auch die angekündigte Versammlung stattfand. Neugierige genug hatten sich aus Stadt und Land eingestellt und fanden in den Ankömm- lingen Leute, die, wie ihre Reden bewiesen, entweder in ihren Studienjahren sehr faul gewesen seyn mußten, oder öffentlichen Lehrern so wenig zu verdienen gegeben hatten, als sie, nach ihrer ganzen Erscheinung zu urtheilen, dem Barbier, Kleider= und Schuhmacher jetzt geben. Als man nach den gehaltenen Reden Un- terschriften sammeln wollte, ging die Menge lachend auseinander und nur der eine oder andere schrieb seinen Namen. — Dieß das armselige Ergebniß der vormittägigen Demokratensitzung. — Und die auf den Nachmittag angesagte viel wichtigere Volksver- sammlung in Oranienstein? Die ist gänzlich zu Wasser geworden. Die Einwohner der nahen Stadt Diez, die man wegen des Gebahrens einiger wenigen aus deren Mitte schon lange als arge Republikaner verschrieen, wurden endlich durch einen am Vor- abende beabsichtigten Scandal aus ihrer seitherigen Unthätig- keit aufgeweckt und nahmen, gleich den Bewohnern der umliegen- den Ortschaften, den Herren Demokraten gegenüber eine solche Haltung an, daß die nach Limburg gekommenen Apostel des Fortschritts es um ihrer eigenen Haut willen für gut fanden, daselbst zu bleiben und in den schattigen Lauben eines Wirths- gartens von den Anstrengungen des Morgens auszuruhen. Die Diezer sind dann noch Tags darauf in ihrem antirepublikanischen Eifer so weit gegangen, daß sie einigen Häusern, deren Jn- haber als entschiedene Republikaner aufzutreten sich unterfangen, arg mitgespielt, den Turnapparat niedergerissen und vier be- sonders mißliebige Personen aus der Stadt verjagt haben. Nun ist Ruhe, und die heimkehrenden Demokraten sind bezüglich dieses Theiles der Lahngegend um eine Erfahrung reicher. g Vom Rheine 12. Juli. Waltet nicht bei dem Rufe nach Emancipation und Trennung der Schule von der Kirche ein großes Mißverständniß und eine auffallende Verwechslung ob? Wer ist es zumeist, der diesen Ruf erhebt? Es sind größtentheils die Lehrer, und nach den geltenden Grundsätzen von Religions- freiheit für Alle ist ihnen dieses Recht, sich von der Kirche zu emancipiren, durchaus nicht zu verwehren, — es ist dies eine nothwendige Folge aus der allerwärts zugestandenen Gleichstel- lung aller religiösen Ueberzeugungen. Aber dieses unbestrittene Recht haben sie doch nur für ihre Person; wenn sie es aber auch für die Schule, — und das will doch sagen, für die Kinder, denn diese machen die Schule aus, — fordern, so begehren sie etwas, was nicht sie, sondern einzig und allein die Eltern an- geht, und da ist die Frage, worauf Alles ankommt, ob die Eltern ihre Kinder von der Kirche emancipirt, d. h. ohne Religion auf- erzogen haben wollen, oder nicht. Jst das der Eltern Meinung und Gesinnung, dann freilich muß Schule und Kirche getrennt werden, denn wer dürfte den Eltern das Recht der Erziehung ihrer Kinder absprechen? wollen aber die Eltern, daß ihre Kin- der wie seither, so hinfüro auch religiös erzogen werden sollen, dann kann der Lehrer sich von dieser nach dem Willen der El- tern kirchlichen Schule trennen und eine Schule übernehmen, wo er ohne Widerspruch mit seiner Ueberzeugung wirkt; aber weil er etwa von Religion nichts wissen will, darum den Eltern eine irreligiöse Erziehung ihrer Kinder aufzwingen — das kann er nicht. Etwas Anderes ist darum Emancivation der Lehrer, etwas Anderes Emancipation der Schule von der Kirche, und wenn das Erstere den Lehrern, wie jedem anderen Bürger freisteht, so doch nicht das Zweite, das einzig der Bestimmung der Eltern überlassen bleiben muß. Kömmt es zu einem anderen Gesetze, so kann nicht von Unterrichtsfreiheit, sondern nur von Unterrichtszwang die Rede seyn, der um so unerträglicher ist, als derselbe nur zu Gun- sten einer kleinen Minderzahl gegen die Rechte der ungeheuren Majorität der Bürger geübt würde. f Frankfurt 13. Juli. Zur Stunde, da gestern unser Reichsverweser in Mitte der Nationalversammlung sein Amt übernommen, hat nach dem Gesetze des Reichstags über die Cen- tralgewalt der Bundestag aufgehört, und demgemäß ward auch sein Schluß in einer gestern abgehaltenen letzten Sitzung ( siehe oben ) feierlich verkündet. Der Erzherzog=Reichsverweser erschien in Mitte der Bundesversammlung, wo der bisherige Bundes- präsident eine Beglückwünschungsadresse überreichte, des Jnhal- tes, daß jetzt alle Gewalt vom Bundestag an die Centralgewalt übergehe, daß die Bundesversammlung die Hoffnung hege, daß für die Einheit, Macht und Freiheit Deutschlands Großes und Erfolgreiches erzielt werde, und daß die deutschen Regierungen freudig die Mitwirkung bieten zu allen Verfügungen der Central- gewalt, die Deutschlands Macht nach Außen und im Jnnern be- gründen und befestigen sollen ( wenn darüber, hoffen wir, auch die eigene Hausmacht die nothwendige Beschränkung erleiden muß ) . Der Erzherzog erwiederte, daß er sein Amt mit dem Ver- trauen auf die thätige Mitwirkung der Regierungen antrete, und in diesem Vertrauen gerade eine sichere Bürgschaft für Deutsch- lands künftige Wohlfahrt erblicke. So ist also jetzt die provisorische Centralgewalt instituirt und jener Bundestag, von dem in letzter Zeit des Bösen so viel ist gesagt worden, daß wir nichts zufügen wollen, ist vom Schau- platz der Geschichte abgetreten. Was er gethan, oder vielmehr, was er nicht gethan, darüber hat die Zeit ihr Urtheil gesprochen; hoffen wir, daß unsere Nachkommen über den Bau der deutschen Reichsverfassung, den wir jetzt aufführen, nicht ein ähnliches Urtheil fällen müssen! Noch ist erst der Grundstein gelegt; zur Vollführung gehört noch Viel; nur Vertrauen und einträchtiges Zusammenwirken wird im Stande seyn, die verschiedenartigen Elemente zu einem großen, starken und harmonischen Ganzen dauerhaft zu verbinden. Oesterreichische Monarchie. Von der galizischen Grenze 7. Juli. ( D. A. Z. ) Die große Militäraushebung in Galizien zu dreizehn neu zu errichten- den Reservebataillons geht ganz anstandlos und friedlich vor sich, und in einer nie geahnten Schnelle sehen wir eine nicht unbedeu- tende Truppenmacht entstehen. Eine verbürgte Nachricht ist es, daß eine Deputation Bauern zu dem Militärcommandanten von Krakau, Grafen Zlik, gekommen ist und erklärten, sie haben vernommen, der Kaiser benöthige Soldaten, und so möchten nur immerhin die Regimenter wegmarschiren, sie würden schon Ruhe erhalten, und wehe Denjenigen, die nur das Geringste unter- nähmen; gleiche Deputationen erschienen an vielen Stations- orten dieser Provinz. Die Deutung in Bezug der Ruheerhaltung ist leicht zu entnehmen, denn tief gewurzelt ist der Abscheu des Bauern gegen seine früheren Unterdrücker und steht zur Warnung in der Geschichte da. Zu bedauern ist es aber, daß die Anhäng- lichkeit der Bauern auch zu Nachtheilen führt; so haben in vielen Bezirken Galiziens dieselben keine Abgeordneten zum Wiener Reichstag gewählt, mit dem Bemerken: sie wären hinlänglich zufrieden mit dem, was ihnen der Kaiser geschenkt, mehr brauch- ten und wollten sie nicht, und sie möchten in Wien machen was sie wollen, da sie überzeugt wären, man werde ihnen die zuge- standenen Freiheiten unbeirrt lassen. Jtalien. Rom 3. Juli. ( A. Z. ) Der Papst hielt diesen Morgen im apostolischen Palaste des Quirinal ein geheimes Consistorium, in welchem er nach kurzer Allocution folgende Prälaten promovirte: 1 ) Zum Metropoliten und Erzbischof von Mohilew in Ruß- land den Msgr. Casimir Dmochowsky, früher Bischof von Milto in partibus und Suffragan in Wilna; 2 ) zum Bischof von Sebaste in partibus den Msgr. A. Charvay, bisher Bischof von Pignerol in Piemont; 3 ) zum Bischof von Segovia in Alt- Castilien den Msgr. T. de la Puente, bisher Bischof von Porto- rico; 4 ) zum Bischof von Modena den Msgr. L. Ferrari, Dom- herrn jener Kathedrale; 5 ) zum Bischof von Calahorra und Cal- zada den Msgr. C. de Cos y Soberon; 6 ) zum Bischof von Tortosa den Msgr. D. Gordo y Saez; 7 ) zum Bischof von Vich in Cata- lonien den Msgr. L. Casadevall; 8 ) zum Bischof von Portorico den Msgr. E. Esteve; 9 ) zum Bischof von Luceoria und Zitomeritz in Volhynien den Msgr. C. Borowsky; 10 ) zum Bischof von Wilna den Msgr. Wenceslaus Zylinsky; 11 ) zum Bischof von Cuenza in Amerika den Msgr. E. Plaza; 12 ) zum ersten Bischof der von Gregor XVI. gegründeten, aber bisher unbesetzt gebliebenen Diöcese S. Carlo di Ancud in Chili den Msgr. Donoso; 13 ) zum Bischof von Caristós in partibus ( Euböa ) den Msgr. J. Holowinsky; 14 ) zum Bischof von Milto in partibus den Msgr. G. Gavi; 15 ) zum Bischof von Tripolis in partibus ( Phönicien ) den Msgr. Precanati; 16 ) zum Bischof von Antigona in partibus ( Hellespont ) den Msgr. Pineda. Dem Erzbischof von Mohilew wurde das Pallium bewilligt 1). Frankreich. * * * Paris 11. Juli. Die gestrige Sitzung der National- versammlung bot kein besonderes politisches Jnteresse und die ganze Lage der Dinge läßt sich mit wenigen Worten dahin zusam- menfassen, daß die rückgängige Bewegung, welcher durch die letzte Jnsurrection die Bahn gebrochen wurde, nach allen Seiten hin Fortschritte macht. Nachdem zuerst der Präsident Marie über den Besuch berichtet, welchen er mit seinen Collegen in den Hospi- tälern gemacht und bei der Gelegenheit der Geduld und dem Muthe der Verwundeten, sowie ihrer sorgfältigen Pflege von Seiten der 1) Nach diesen Promotionen zu schließen scheinen die kirchlichen Ver- hältnisse mit Rußland zum Theile geordnet zu seyn, wenn auch noch kein förmliches Concordat abgeschlossen worden ist. 1 ) Nach diesen Promotionen zu schließen scheinen die kirchlichen Ver- hältnisse mit Rußland zum Theile geordnet zu seyn, wenn auch noch kein förmliches Concordat abgeschlossen worden ist.

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Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 29. Mainz, 14. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal029_1848/3>, abgerufen am 01.06.2024.