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Mainzer Journal. Nr. 37. Mainz, 22. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Universität übergebenen bedeutenden Geldsumme, verbunden mit
der Zusicherung von Waffenhülfe für die deutsche Freiheit von
Seiten der Freistaaten, was von ihm in Abrede gestellt wird,
und wobei es sich herausgestellt hat, daß diese Geldspender Juden,
und nur der Eine, ein Privatmann, wirklich aus Nordamerika ist.

Wien 15. Juli. ( D. A. Z. ) Die verschiedenen Clubs,
namentlich der sogenante demokratische Verein, und deren Blätter
sinken immer tiefer in der öffentlichen Achtung herab, und selbst
dem Ausschusse für Sicherheit und Ordnung und Wahrung der
Volksrechte wird vielfältig die Beschließung seiner Laufbahn an-
gerathen.

( Br. Z. ) Aus Jnnsbruck lauten die neuesten Nachrichten
vom 13. Juli über das Befinden des Kaisers sehr beun-
ruhigend. Die Krankheitsanfälle wiederholen sich auf eine be-
denkliche Weise, und das Aussehen des verehrten Kaisers flößt
große Besorgnisse ein.

[ Kriegsschauplatz. ] Die neuesten Nachrichten aus Ve-
rona
vom 12. melden, daß der Feldmarschall Radetzky die dort
stehenden Truppen jetzt concentrirt hate, und daß die Operatio-
nen nicht mehr als 48 Stunden auf sich warten lassen dürften.
Die Armee erwartet mit Ungeduld die Befehle des Feldherrn.
Feldmarschall=Lieutenant Welden rückt im Modenesischen vor.

Z Neustadt an der Hardt 18. Juli. Gestern frühe um
12 Uhr wurden wir plötzlich mit einem ungewöhnlich großen
Eisenbahnzuge überrascht. Derselbe brachte in 20 Waggons 380
Heidelberger Studenten; mit den 20 Preußen, welche am
heutigen in Langenbrücken noch einen schon ( zu 1000 fl. sagt
man! ) bestellten Commers abhalten und dann nachkommen wer-
den, und etwa 30 Zurückgebliebenen, die ganze Universität! Auf
Anfrage beim hiesigen Landcommissariate wegen ihres Einzuges
wurde ihnen der Bescheid: so lange sie in den gesetzlichen Schran-
ken blieben, stehe ihm nichts im Wege. So zogen sie denn auf
unseren Marktplatz, wo sie beriethen, was zu thun. Da die frei-
sinnigen Neustädter, wie die Jugen des erwartet hatte, sie nicht
als Gäste einluden, so quartirten sie sich in den Wirthshäusern
ein. Es mundete ihnen da trefflich, denn frühe schon waren sie in
Heidelberg abgezogen; Mannheim hatten sie stillschweigend, ohne
das Mindeste zu genießen, durchwandert; die Rheinbrücke in Hast
überschritten; in Ludwigshafen im eigentlichen Sinne des Wortes
Alles aufgezehrt. Die Ursache ihres Auszuges war die von
Karlsruhe decretirte Auflösung eines democratischen Clubs
etlicher 20 Studenten. Zur Wahrung der in diesem Acte verletz-
ten Associationsfreiheit war eine aus Studenten und Docenten
zusammengesetzte Deputation nach Karlsruhe abgegangen; die-
selbe hatte aufänglich vom Minister Bekk nur eine ausweichende
Antwort erhalten, auf die dringendsten Bitten um peremptorische
Entscheidung war endlich spät Abends vor dem Einsteigen in die
Eisenbahn noch der Erlaß ihr zugekommen: daß die Gesetze von
1833 über Associationen noch zu Recht beständen, und es bei der
besagten Aufhebung sein Verbleiben habe! So kamen diese
Herrn, nachdem man sich öffentlich bei der Wahl zwischen Fran-
kenthal, ( wo sie vor 20 Jahren in ähnlicher Weise waren ) und
Neustadt für letzteres entschieden hatte, zu uns. Abends war noch
auf dem Schießhause allgemeine Versammlung, wo unsere repu-
blikanischen Wortführer, Dr. Hepp und Notär Werner sich mit
den Herren vermittelst ihrer vielberühmten Wortseligkeit in Ver-
kehr setzten. Für heute ist allgemeiner Ausflug nach dem Ham-
bacher Schlosse anberaumt. Jedenfalls ist der ganze Vorgang
sehr zu bedauern, man mag ihn betrachten von welcher Seite man
immer will. Der aufgehobene Verein war, wie ich von ehren-
werther Seite höre, dieses Aufhebens gar nicht werth und würde
in sich selbst abgestorben seyn. So aber, weil man ein allgemeines
Recht verletzt sah, haben sich die Studenten aller politischen Nü-
ancen dabei betheiligt? Auch der Sohn unseres Ministers von
Beisler soll sich darunter befinden.

* * Gießen 19. Juli. Jn den letzten Tagen kam es zu be-
dauerlichen Auftritten zwischen Studenten und Bürgergarde, und
da durch rohe Mißhandlungen von Seite der Bürgergarde die-
selbe für die Studendenschaft unmöglich geworden, so ist eine
akademische Legion beantragt, was aber möglicherweise die Sache
noch mehr verwickeln könnte. Auch außerhalb Gießen kam es
bei Gelegenheit einer Volksversammlung zu blutigen Händeln;
eine hessische Fahne war der Gegenstand des Streites.

Braunschweig 16. Juli. ( W. Z. ) Nicht leicht ist ein Ereig-
niß mit größerer Freude in Deutschland begrüßt, als die Wahl
des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser. Jn unserem Lande
ist diese Stimmung die allgemeine und unser Oberbürgermeister
und der Kommandeur der Volkswehr entsprachen daher dem all-
gemeinen Wunsche, indem sie auf heute eine Feier dieses Ereig-
nisses veranstalteten, womit die Weihe der der Volkswehr von
mehreren hiesigen Damen geschenkten Fahnen verbunden wurde.

[Spaltenumbruch]

Hadersleben 17. Juli. ( B. H. ) So eben ist der General-
Lieutenant v. Neumann, General=Adjutant bei Sr. Maj. dem
Könige von Preußen, hier angekommen und hat, wie man be-
stimmt weiß, den wiederholten Befehl an den General Wrangel
überbracht, den bereits in Unterhandlung begriffenen Waffenstill-
stand mit den Dänen nur unter solchen Bedingungen
abzuschließen, daß die Ratification desselben durch
den Reichsverweser Deutschlands mit Sicherheit
erwartet werden kann.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 14. Juli. ( Br. Z. ) Der ungarische Gesandte beim
deutschen Parlament in Frankfurt, Herr Ladislaus v. Szalai,
ist von unserem Ministerium angewiesen worden, sobald der
deutsche Reichsverweser sich ein Ministerium gebildet haben wird,
mit diesem eine diplomatische Verbindung anzuknüpfen. -- Der
russische Gesandte in Jnsbruck hat auf eine Anfrage unseres
Ministeriums über die Zwecke der russischen Truppenbe-
wegungen am Pruth
die etwas drohende Antwort gegeben,
daß die rusfische Regierung mit Ungarn in Freundschaft bleiben
wolle, aber nur so lange als sie in Ungarn keine Kriegsrüstun-
gen gegen die russischen Besitzungen ( Donaufürstenthümer? )
wahrnehmen werde. Man bezieht dies auf die vielen flüchtigen
Bojaren, welche aus der Walachei in Siebenbürgen an-
gekommen und von dort aus die weitere Entwickelung der
walachischen Revolution beobachten. Unser Ministerium hat
dem russischen Gesandten erwiedert, daß Ungarn zwar ein
freies Asyl für jeden poiitischen Flüchtling sey, daß aber die
ungarische Regierung keine Kriegsrüstungen und Conspirationen
gegen die Ruhe befreundeter Nachbarstaaten dulden werde. Be-
merkenswerth ist es, daß die russische und die englische Regierung
unser Ministerium faktisch anerkannt haben, während sie mit dem
Wiener sogenannten verantwortlichen Ministerium bisher in kei-
nen diplomatischen Verkehr getreten. -- Der Oberbefehlshaber
der ungarischen Streitkräfte im Banat, General Bechthold, hat
den serbianischen Jnsurgenten einen abermaligen 10 tägigen Waf-
fenstillstand bewilligt. Das Ministerium hat indessen an diesem
General an den Commandanten von Peterwardein, Feldmar-
schall=Lieutenant Hrabowsky, die Ordre gesendet, die Bekämpfung
des Aufstandes mit allem Nachdruck zu beginnen. Die Jnsurgenten
hatten während der langen Verhandlungen unseres Ministeriums
mit dem Hofe in Jnnsbruck Zeit gewonnen, eine bedeutende Macht
zu conzentriren. Sie stehen jetzt in 5 Lagern, nämlich bei Car-
lowitz,
in den sogenannten römischen Schanzen, bei Perlaß,
bei Kublin und bei St. Thomas. Diese letztere Stadt ist erst in
diesen Tagen zu den Jnsurgenten übergegangen. Die Opposi-
tion des Unterhauses, welche zwar keine volle 40 Köpfe zählt,
aber die bedeutsamsten und geistreichsten Männer in sich vereinigt,
bereitet daher einen bittern Kampf gegen die Nachlässigkeit des
Ministeriums vor und es bedurfte der größten Anstrengung des
übermächtigen Kossuth, um die Adreßverhandlungen zu verschie-
ben. Das Ministerium hofft nämlich bald einen entscheidenden
Vortheil über den Aufstand zu gewinnen, wodurch den Klingen
der Opposition die Spitzen abgebrochen würden. Nachschrift.
Die neuesten Nachrichten aus Groß=Buskerek melden von einem
sechsten Lager der Jnsurgenten bei Ferdinandsdorf. Die
gesammte Macht des Aufstandes dürfte sich auf
mehr als 30,000 Mann belaufen.
Jn Carlowitz tritt
ein neuer Nationalcongreß der Aufständischen zusammen. Von der
hiesigen Nationalgarde wird eine Freiwilligenschaar auf den
Kampfplatz marschiren.

Nach Berichten aus Agram vom 14. Juli ist der Banus
nach Eingang eines Couriers aus Slavonien eilig dorthin abge-
reist. Die Rüstungen der Ungarn an der Grenze Croatiens dauern
fort, deshalb ziehen von allen Seiten Grenztruppen gegen Agram.

Pesth 14. Juli. ( D. A. Z. ) Nach einer ministeriellen Er-
klärung in der heutigen Sitzung des "Repräsentantenhauses" ( so
lautet die jetzige officielle Bezeichnung für die frühere des " Unter-
hauses " ) hat das Ministerium an die betreffenden Befehlshaber
in der untern Donau= und Theißgegend den Befehl ergehen
lassen, die Aufständischen mit aller Macht anzugreifen.

Jtalien.

Genua 13. Juli. ( Schw. M. ) Allmählig ist es ruhiger in
der Stadt geworden: das Siegesgeschrei und die Schmachge-
dichte auf die Oesterreicher haben sich verloren, die Leute werden
nachdenkend und es wäre Allen sehr erwünscht, wenn ein Frie-
densschluß zu Stande käme.

Neapel 11. Juli. ( Schw. M. ) Seit einigen Tagen macht
sich unerwartet eine Wendung der Dinge zum Besseren, eine
friedlichere Umstimmung der Gemüther bemerkbar; der befürchtete
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Universität übergebenen bedeutenden Geldsumme, verbunden mit
der Zusicherung von Waffenhülfe für die deutsche Freiheit von
Seiten der Freistaaten, was von ihm in Abrede gestellt wird,
und wobei es sich herausgestellt hat, daß diese Geldspender Juden,
und nur der Eine, ein Privatmann, wirklich aus Nordamerika ist.

Wien 15. Juli. ( D. A. Z. ) Die verschiedenen Clubs,
namentlich der sogenante demokratische Verein, und deren Blätter
sinken immer tiefer in der öffentlichen Achtung herab, und selbst
dem Ausschusse für Sicherheit und Ordnung und Wahrung der
Volksrechte wird vielfältig die Beschließung seiner Laufbahn an-
gerathen.

( Br. Z. ) Aus Jnnsbruck lauten die neuesten Nachrichten
vom 13. Juli über das Befinden des Kaisers sehr beun-
ruhigend. Die Krankheitsanfälle wiederholen sich auf eine be-
denkliche Weise, und das Aussehen des verehrten Kaisers flößt
große Besorgnisse ein.

[ Kriegsschauplatz. ] Die neuesten Nachrichten aus Ve-
rona
vom 12. melden, daß der Feldmarschall Radetzky die dort
stehenden Truppen jetzt concentrirt hate, und daß die Operatio-
nen nicht mehr als 48 Stunden auf sich warten lassen dürften.
Die Armee erwartet mit Ungeduld die Befehle des Feldherrn.
Feldmarschall=Lieutenant Welden rückt im Modenesischen vor.

Z Neustadt an der Hardt 18. Juli. Gestern frühe um
12 Uhr wurden wir plötzlich mit einem ungewöhnlich großen
Eisenbahnzuge überrascht. Derselbe brachte in 20 Waggons 380
Heidelberger Studenten; mit den 20 Preußen, welche am
heutigen in Langenbrücken noch einen schon ( zu 1000 fl. sagt
man! ) bestellten Commers abhalten und dann nachkommen wer-
den, und etwa 30 Zurückgebliebenen, die ganze Universität! Auf
Anfrage beim hiesigen Landcommissariate wegen ihres Einzuges
wurde ihnen der Bescheid: so lange sie in den gesetzlichen Schran-
ken blieben, stehe ihm nichts im Wege. So zogen sie denn auf
unseren Marktplatz, wo sie beriethen, was zu thun. Da die frei-
sinnigen Neustädter, wie die Jugen des erwartet hatte, sie nicht
als Gäste einluden, so quartirten sie sich in den Wirthshäusern
ein. Es mundete ihnen da trefflich, denn frühe schon waren sie in
Heidelberg abgezogen; Mannheim hatten sie stillschweigend, ohne
das Mindeste zu genießen, durchwandert; die Rheinbrücke in Hast
überschritten; in Ludwigshafen im eigentlichen Sinne des Wortes
Alles aufgezehrt. Die Ursache ihres Auszuges war die von
Karlsruhe decretirte Auflösung eines democratischen Clubs
etlicher 20 Studenten. Zur Wahrung der in diesem Acte verletz-
ten Associationsfreiheit war eine aus Studenten und Docenten
zusammengesetzte Deputation nach Karlsruhe abgegangen; die-
selbe hatte aufänglich vom Minister Bekk nur eine ausweichende
Antwort erhalten, auf die dringendsten Bitten um peremptorische
Entscheidung war endlich spät Abends vor dem Einsteigen in die
Eisenbahn noch der Erlaß ihr zugekommen: daß die Gesetze von
1833 über Associationen noch zu Recht beständen, und es bei der
besagten Aufhebung sein Verbleiben habe! So kamen diese
Herrn, nachdem man sich öffentlich bei der Wahl zwischen Fran-
kenthal, ( wo sie vor 20 Jahren in ähnlicher Weise waren ) und
Neustadt für letzteres entschieden hatte, zu uns. Abends war noch
auf dem Schießhause allgemeine Versammlung, wo unsere repu-
blikanischen Wortführer, Dr. Hepp und Notär Werner sich mit
den Herren vermittelst ihrer vielberühmten Wortseligkeit in Ver-
kehr setzten. Für heute ist allgemeiner Ausflug nach dem Ham-
bacher Schlosse anberaumt. Jedenfalls ist der ganze Vorgang
sehr zu bedauern, man mag ihn betrachten von welcher Seite man
immer will. Der aufgehobene Verein war, wie ich von ehren-
werther Seite höre, dieses Aufhebens gar nicht werth und würde
in sich selbst abgestorben seyn. So aber, weil man ein allgemeines
Recht verletzt sah, haben sich die Studenten aller politischen Nü-
ancen dabei betheiligt? Auch der Sohn unseres Ministers von
Beisler soll sich darunter befinden.

* * Gießen 19. Juli. Jn den letzten Tagen kam es zu be-
dauerlichen Auftritten zwischen Studenten und Bürgergarde, und
da durch rohe Mißhandlungen von Seite der Bürgergarde die-
selbe für die Studendenschaft unmöglich geworden, so ist eine
akademische Legion beantragt, was aber möglicherweise die Sache
noch mehr verwickeln könnte. Auch außerhalb Gießen kam es
bei Gelegenheit einer Volksversammlung zu blutigen Händeln;
eine hessische Fahne war der Gegenstand des Streites.

Braunschweig 16. Juli. ( W. Z. ) Nicht leicht ist ein Ereig-
niß mit größerer Freude in Deutschland begrüßt, als die Wahl
des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser. Jn unserem Lande
ist diese Stimmung die allgemeine und unser Oberbürgermeister
und der Kommandeur der Volkswehr entsprachen daher dem all-
gemeinen Wunsche, indem sie auf heute eine Feier dieses Ereig-
nisses veranstalteten, womit die Weihe der der Volkswehr von
mehreren hiesigen Damen geschenkten Fahnen verbunden wurde.

[Spaltenumbruch]

Hadersleben 17. Juli. ( B. H. ) So eben ist der General-
Lieutenant v. Neumann, General=Adjutant bei Sr. Maj. dem
Könige von Preußen, hier angekommen und hat, wie man be-
stimmt weiß, den wiederholten Befehl an den General Wrangel
überbracht, den bereits in Unterhandlung begriffenen Waffenstill-
stand mit den Dänen nur unter solchen Bedingungen
abzuschließen, daß die Ratification desselben durch
den Reichsverweser Deutschlands mit Sicherheit
erwartet werden kann.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 14. Juli. ( Br. Z. ) Der ungarische Gesandte beim
deutschen Parlament in Frankfurt, Herr Ladislaus v. Szalai,
ist von unserem Ministerium angewiesen worden, sobald der
deutsche Reichsverweser sich ein Ministerium gebildet haben wird,
mit diesem eine diplomatische Verbindung anzuknüpfen. — Der
russische Gesandte in Jnsbruck hat auf eine Anfrage unseres
Ministeriums über die Zwecke der russischen Truppenbe-
wegungen am Pruth
die etwas drohende Antwort gegeben,
daß die rusfische Regierung mit Ungarn in Freundschaft bleiben
wolle, aber nur so lange als sie in Ungarn keine Kriegsrüstun-
gen gegen die russischen Besitzungen ( Donaufürstenthümer? )
wahrnehmen werde. Man bezieht dies auf die vielen flüchtigen
Bojaren, welche aus der Walachei in Siebenbürgen an-
gekommen und von dort aus die weitere Entwickelung der
walachischen Revolution beobachten. Unser Ministerium hat
dem russischen Gesandten erwiedert, daß Ungarn zwar ein
freies Asyl für jeden poiitischen Flüchtling sey, daß aber die
ungarische Regierung keine Kriegsrüstungen und Conspirationen
gegen die Ruhe befreundeter Nachbarstaaten dulden werde. Be-
merkenswerth ist es, daß die russische und die englische Regierung
unser Ministerium faktisch anerkannt haben, während sie mit dem
Wiener sogenannten verantwortlichen Ministerium bisher in kei-
nen diplomatischen Verkehr getreten. — Der Oberbefehlshaber
der ungarischen Streitkräfte im Banat, General Bechthold, hat
den serbianischen Jnsurgenten einen abermaligen 10 tägigen Waf-
fenstillstand bewilligt. Das Ministerium hat indessen an diesem
General an den Commandanten von Peterwardein, Feldmar-
schall=Lieutenant Hrabowsky, die Ordre gesendet, die Bekämpfung
des Aufstandes mit allem Nachdruck zu beginnen. Die Jnsurgenten
hatten während der langen Verhandlungen unseres Ministeriums
mit dem Hofe in Jnnsbruck Zeit gewonnen, eine bedeutende Macht
zu conzentriren. Sie stehen jetzt in 5 Lagern, nämlich bei Car-
lowitz,
in den sogenannten römischen Schanzen, bei Perlaß,
bei Kublin und bei St. Thomas. Diese letztere Stadt ist erst in
diesen Tagen zu den Jnsurgenten übergegangen. Die Opposi-
tion des Unterhauses, welche zwar keine volle 40 Köpfe zählt,
aber die bedeutsamsten und geistreichsten Männer in sich vereinigt,
bereitet daher einen bittern Kampf gegen die Nachlässigkeit des
Ministeriums vor und es bedurfte der größten Anstrengung des
übermächtigen Kossuth, um die Adreßverhandlungen zu verschie-
ben. Das Ministerium hofft nämlich bald einen entscheidenden
Vortheil über den Aufstand zu gewinnen, wodurch den Klingen
der Opposition die Spitzen abgebrochen würden. Nachschrift.
Die neuesten Nachrichten aus Groß=Buskerek melden von einem
sechsten Lager der Jnsurgenten bei Ferdinandsdorf. Die
gesammte Macht des Aufstandes dürfte sich auf
mehr als 30,000 Mann belaufen.
Jn Carlowitz tritt
ein neuer Nationalcongreß der Aufständischen zusammen. Von der
hiesigen Nationalgarde wird eine Freiwilligenschaar auf den
Kampfplatz marschiren.

Nach Berichten aus Agram vom 14. Juli ist der Banus
nach Eingang eines Couriers aus Slavonien eilig dorthin abge-
reist. Die Rüstungen der Ungarn an der Grenze Croatiens dauern
fort, deshalb ziehen von allen Seiten Grenztruppen gegen Agram.

Pesth 14. Juli. ( D. A. Z. ) Nach einer ministeriellen Er-
klärung in der heutigen Sitzung des „Repräsentantenhauses“ ( so
lautet die jetzige officielle Bezeichnung für die frühere des „ Unter-
hauses “ ) hat das Ministerium an die betreffenden Befehlshaber
in der untern Donau= und Theißgegend den Befehl ergehen
lassen, die Aufständischen mit aller Macht anzugreifen.

Jtalien.

Genua 13. Juli. ( Schw. M. ) Allmählig ist es ruhiger in
der Stadt geworden: das Siegesgeschrei und die Schmachge-
dichte auf die Oesterreicher haben sich verloren, die Leute werden
nachdenkend und es wäre Allen sehr erwünscht, wenn ein Frie-
densschluß zu Stande käme.

Neapel 11. Juli. ( Schw. M. ) Seit einigen Tagen macht
sich unerwartet eine Wendung der Dinge zum Besseren, eine
friedlichere Umstimmung der Gemüther bemerkbar; der befürchtete
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[0003] Universität übergebenen bedeutenden Geldsumme, verbunden mit der Zusicherung von Waffenhülfe für die deutsche Freiheit von Seiten der Freistaaten, was von ihm in Abrede gestellt wird, und wobei es sich herausgestellt hat, daß diese Geldspender Juden, und nur der Eine, ein Privatmann, wirklich aus Nordamerika ist. Wien 15. Juli. ( D. A. Z. ) Die verschiedenen Clubs, namentlich der sogenante demokratische Verein, und deren Blätter sinken immer tiefer in der öffentlichen Achtung herab, und selbst dem Ausschusse für Sicherheit und Ordnung und Wahrung der Volksrechte wird vielfältig die Beschließung seiner Laufbahn an- gerathen. ( Br. Z. ) Aus Jnnsbruck lauten die neuesten Nachrichten vom 13. Juli über das Befinden des Kaisers sehr beun- ruhigend. Die Krankheitsanfälle wiederholen sich auf eine be- denkliche Weise, und das Aussehen des verehrten Kaisers flößt große Besorgnisse ein. [ Kriegsschauplatz. ] Die neuesten Nachrichten aus Ve- rona vom 12. melden, daß der Feldmarschall Radetzky die dort stehenden Truppen jetzt concentrirt hate, und daß die Operatio- nen nicht mehr als 48 Stunden auf sich warten lassen dürften. Die Armee erwartet mit Ungeduld die Befehle des Feldherrn. Feldmarschall=Lieutenant Welden rückt im Modenesischen vor. Z Neustadt an der Hardt 18. Juli. Gestern frühe um 12 Uhr wurden wir plötzlich mit einem ungewöhnlich großen Eisenbahnzuge überrascht. Derselbe brachte in 20 Waggons 380 Heidelberger Studenten; mit den 20 Preußen, welche am heutigen in Langenbrücken noch einen schon ( zu 1000 fl. sagt man! ) bestellten Commers abhalten und dann nachkommen wer- den, und etwa 30 Zurückgebliebenen, die ganze Universität! Auf Anfrage beim hiesigen Landcommissariate wegen ihres Einzuges wurde ihnen der Bescheid: so lange sie in den gesetzlichen Schran- ken blieben, stehe ihm nichts im Wege. So zogen sie denn auf unseren Marktplatz, wo sie beriethen, was zu thun. Da die frei- sinnigen Neustädter, wie die Jugen des erwartet hatte, sie nicht als Gäste einluden, so quartirten sie sich in den Wirthshäusern ein. Es mundete ihnen da trefflich, denn frühe schon waren sie in Heidelberg abgezogen; Mannheim hatten sie stillschweigend, ohne das Mindeste zu genießen, durchwandert; die Rheinbrücke in Hast überschritten; in Ludwigshafen im eigentlichen Sinne des Wortes Alles aufgezehrt. Die Ursache ihres Auszuges war die von Karlsruhe decretirte Auflösung eines democratischen Clubs etlicher 20 Studenten. Zur Wahrung der in diesem Acte verletz- ten Associationsfreiheit war eine aus Studenten und Docenten zusammengesetzte Deputation nach Karlsruhe abgegangen; die- selbe hatte aufänglich vom Minister Bekk nur eine ausweichende Antwort erhalten, auf die dringendsten Bitten um peremptorische Entscheidung war endlich spät Abends vor dem Einsteigen in die Eisenbahn noch der Erlaß ihr zugekommen: daß die Gesetze von 1833 über Associationen noch zu Recht beständen, und es bei der besagten Aufhebung sein Verbleiben habe! So kamen diese Herrn, nachdem man sich öffentlich bei der Wahl zwischen Fran- kenthal, ( wo sie vor 20 Jahren in ähnlicher Weise waren ) und Neustadt für letzteres entschieden hatte, zu uns. Abends war noch auf dem Schießhause allgemeine Versammlung, wo unsere repu- blikanischen Wortführer, Dr. Hepp und Notär Werner sich mit den Herren vermittelst ihrer vielberühmten Wortseligkeit in Ver- kehr setzten. Für heute ist allgemeiner Ausflug nach dem Ham- bacher Schlosse anberaumt. Jedenfalls ist der ganze Vorgang sehr zu bedauern, man mag ihn betrachten von welcher Seite man immer will. Der aufgehobene Verein war, wie ich von ehren- werther Seite höre, dieses Aufhebens gar nicht werth und würde in sich selbst abgestorben seyn. So aber, weil man ein allgemeines Recht verletzt sah, haben sich die Studenten aller politischen Nü- ancen dabei betheiligt? Auch der Sohn unseres Ministers von Beisler soll sich darunter befinden. * * Gießen 19. Juli. Jn den letzten Tagen kam es zu be- dauerlichen Auftritten zwischen Studenten und Bürgergarde, und da durch rohe Mißhandlungen von Seite der Bürgergarde die- selbe für die Studendenschaft unmöglich geworden, so ist eine akademische Legion beantragt, was aber möglicherweise die Sache noch mehr verwickeln könnte. Auch außerhalb Gießen kam es bei Gelegenheit einer Volksversammlung zu blutigen Händeln; eine hessische Fahne war der Gegenstand des Streites. Braunschweig 16. Juli. ( W. Z. ) Nicht leicht ist ein Ereig- niß mit größerer Freude in Deutschland begrüßt, als die Wahl des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser. Jn unserem Lande ist diese Stimmung die allgemeine und unser Oberbürgermeister und der Kommandeur der Volkswehr entsprachen daher dem all- gemeinen Wunsche, indem sie auf heute eine Feier dieses Ereig- nisses veranstalteten, womit die Weihe der der Volkswehr von mehreren hiesigen Damen geschenkten Fahnen verbunden wurde. Hadersleben 17. Juli. ( B. H. ) So eben ist der General- Lieutenant v. Neumann, General=Adjutant bei Sr. Maj. dem Könige von Preußen, hier angekommen und hat, wie man be- stimmt weiß, den wiederholten Befehl an den General Wrangel überbracht, den bereits in Unterhandlung begriffenen Waffenstill- stand mit den Dänen nur unter solchen Bedingungen abzuschließen, daß die Ratification desselben durch den Reichsverweser Deutschlands mit Sicherheit erwartet werden kann. Oesterreichische Monarchie. Pesth 14. Juli. ( Br. Z. ) Der ungarische Gesandte beim deutschen Parlament in Frankfurt, Herr Ladislaus v. Szalai, ist von unserem Ministerium angewiesen worden, sobald der deutsche Reichsverweser sich ein Ministerium gebildet haben wird, mit diesem eine diplomatische Verbindung anzuknüpfen. — Der russische Gesandte in Jnsbruck hat auf eine Anfrage unseres Ministeriums über die Zwecke der russischen Truppenbe- wegungen am Pruth die etwas drohende Antwort gegeben, daß die rusfische Regierung mit Ungarn in Freundschaft bleiben wolle, aber nur so lange als sie in Ungarn keine Kriegsrüstun- gen gegen die russischen Besitzungen ( Donaufürstenthümer? ) wahrnehmen werde. Man bezieht dies auf die vielen flüchtigen Bojaren, welche aus der Walachei in Siebenbürgen an- gekommen und von dort aus die weitere Entwickelung der walachischen Revolution beobachten. Unser Ministerium hat dem russischen Gesandten erwiedert, daß Ungarn zwar ein freies Asyl für jeden poiitischen Flüchtling sey, daß aber die ungarische Regierung keine Kriegsrüstungen und Conspirationen gegen die Ruhe befreundeter Nachbarstaaten dulden werde. Be- merkenswerth ist es, daß die russische und die englische Regierung unser Ministerium faktisch anerkannt haben, während sie mit dem Wiener sogenannten verantwortlichen Ministerium bisher in kei- nen diplomatischen Verkehr getreten. — Der Oberbefehlshaber der ungarischen Streitkräfte im Banat, General Bechthold, hat den serbianischen Jnsurgenten einen abermaligen 10 tägigen Waf- fenstillstand bewilligt. Das Ministerium hat indessen an diesem General an den Commandanten von Peterwardein, Feldmar- schall=Lieutenant Hrabowsky, die Ordre gesendet, die Bekämpfung des Aufstandes mit allem Nachdruck zu beginnen. Die Jnsurgenten hatten während der langen Verhandlungen unseres Ministeriums mit dem Hofe in Jnnsbruck Zeit gewonnen, eine bedeutende Macht zu conzentriren. Sie stehen jetzt in 5 Lagern, nämlich bei Car- lowitz, in den sogenannten römischen Schanzen, bei Perlaß, bei Kublin und bei St. Thomas. Diese letztere Stadt ist erst in diesen Tagen zu den Jnsurgenten übergegangen. Die Opposi- tion des Unterhauses, welche zwar keine volle 40 Köpfe zählt, aber die bedeutsamsten und geistreichsten Männer in sich vereinigt, bereitet daher einen bittern Kampf gegen die Nachlässigkeit des Ministeriums vor und es bedurfte der größten Anstrengung des übermächtigen Kossuth, um die Adreßverhandlungen zu verschie- ben. Das Ministerium hofft nämlich bald einen entscheidenden Vortheil über den Aufstand zu gewinnen, wodurch den Klingen der Opposition die Spitzen abgebrochen würden. Nachschrift. Die neuesten Nachrichten aus Groß=Buskerek melden von einem sechsten Lager der Jnsurgenten bei Ferdinandsdorf. Die gesammte Macht des Aufstandes dürfte sich auf mehr als 30,000 Mann belaufen. Jn Carlowitz tritt ein neuer Nationalcongreß der Aufständischen zusammen. Von der hiesigen Nationalgarde wird eine Freiwilligenschaar auf den Kampfplatz marschiren. Nach Berichten aus Agram vom 14. Juli ist der Banus nach Eingang eines Couriers aus Slavonien eilig dorthin abge- reist. Die Rüstungen der Ungarn an der Grenze Croatiens dauern fort, deshalb ziehen von allen Seiten Grenztruppen gegen Agram. Pesth 14. Juli. ( D. A. Z. ) Nach einer ministeriellen Er- klärung in der heutigen Sitzung des „Repräsentantenhauses“ ( so lautet die jetzige officielle Bezeichnung für die frühere des „ Unter- hauses “ ) hat das Ministerium an die betreffenden Befehlshaber in der untern Donau= und Theißgegend den Befehl ergehen lassen, die Aufständischen mit aller Macht anzugreifen. Jtalien. Genua 13. Juli. ( Schw. M. ) Allmählig ist es ruhiger in der Stadt geworden: das Siegesgeschrei und die Schmachge- dichte auf die Oesterreicher haben sich verloren, die Leute werden nachdenkend und es wäre Allen sehr erwünscht, wenn ein Frie- densschluß zu Stande käme. Neapel 11. Juli. ( Schw. M. ) Seit einigen Tagen macht sich unerwartet eine Wendung der Dinge zum Besseren, eine friedlichere Umstimmung der Gemüther bemerkbar; der befürchtete

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 37. Mainz, 22. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal037_1848/3>, abgerufen am 01.06.2024.