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Mainzer Journal. Nr. 245. Mainz, 15. Oktober 1849.

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[Beginn Spaltensatz] sucht des Angeklagten, [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]indem er, jedoch vergebens, nachzuweisen
suchte, daß der Angeklagte beständig betrunken sey und gar nicht
wisse, was er thue, somit gänzlich unzurechnungsfähig sey. Eine
hübsche Empfehlung für einen Geschäftsmann! Der Staatspro-
curator=Substitut Flach trug auf 9 Monate Correctionshaus-
strafe, der Vertheidiger auf Freisprechung und im Falle gegen
alles Erwarten dieselbe nicht erfolgen sollte, auf eine geringe
Geldstrafe an. Der Assisenhof verurtheilte den Angeklagten zu
9 Monaten Correctionshauestrafe und zur Zahlung der Kosten,
welche wegen der [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]enfernt wohnenden Zeugen nicht unter 600 fl.
betragen werden. Die Verhandlungen dauerten von Morgens
8 Uhr mit Unterbrechung von einer Stunde bis Abends9 1 / 2 Uhr.

*** Wiesbaden 14. October. Jn der "Deutschen" und
nach ihr in mehreren anderen Zeitungen wurde kürzlich berichtet,
daß sich auch nassauische Soldaten an einem Complott
zur Befreiung politischer Gefangenen in Bruchsal betheiligt hät-
ten, und darum die von nassauischen Truppen besetzten Wacht-
posten durch badische Dragoner abgelöst worden seyen. Jn einem
Berichte der großherzoglich badischen Garnisonscommandantschaft
Bruchsal ( Rittmeister v. Glaubitz ) an das herzogl. nassauische Com-
mando des 6. Bataillons in Etilingen heißt es dagegen: "Was
als Gerücht von einer Verschwörung in Umlauf gesetzt wurde,
und wobei nassauische Soldaten betheiligt gewesen seyn sollen,
hat sich als unwahr erwiesen und ich meinerseits habe die Ueber-
zeugung, daß dieses Gerücht von den Republikanern ab-
sichtlich
ausgesprengt wurde, um ihren Anhang zu ermuthigen
und dadurch ihre Absicht, die Gefangenen zu befreien, zu er-
leichtern."

Frankreich.

*** Paris 12. October. Huber ist von dem hohen Staats-
gerichtshofe zu Versailles zur Deportation verurtheilt worden. Jn
den nächsten Sitzungen wird nun die Hauptsache, das Juniatten-
tat zur Verhandlung kommen.

Die "Estafette" äußert aus Anlaß der Gerüchte von einer Mi-
nisterkrisis, daß die Bildung eines rein der legitimistischen oder
conservativen Partei entnommenen Ministeriums jetzt minder ge-
wiß sey als je; wahrscheinlich werde man es von Neuem mit einem
Ministerium der Versöhnung probiren und also abermals ein un-
einiges Cabinet haben. Der Präsident ist persönlich dem Tiers-
parti, den bekanntlich Odilon Barrot, Dufaure und Tocqueville
repräsentiren, ganz ergeben. Er hofft durch Transactionen am
besten durchzukommen.

[Spaltenumbruch]

Herr Mercier verweilt noch immer in Rom, eben so die bei-
den Verwaltungsräthe, welche von der französischen Regierung
mit Untersuchung des Standes der inneren Angelegenheiten be-
auftragt worden sind. Ueber die Dauer der französischen Occu-
pation lauten die Angaben fortwährend widersprechend; eine
Entscheidung wird wohl erst der Beschluß der Nationalversamm-
lung bringen.

Täuscht nicht Alles, so werden es die Finanzfragen seyn,
welche zunächst der bestehenden Regierung Schwierigkeiten bereiten
werden, es hängen dieselben unmittelbar mit den durch socia-
listische Theorien aufgeregten Begehrlichkeiten der untern Volks-
classen zusammen. So leicht nun aber dieses einzusehen ist, so
schwer ist es, Abhilfe zu treffen. Das französische Finanzsystem ist
ein höchst complicirtes, nicht ohne Kunst aufgeführtes Gebäude,
das in die Volkssitten eingedrungen, mit tausenderlei Jnteressen
verwoben ist, seine theilweise Modification, wie seine gänzliche
Umwandlung bieten daher gleichmäßig Schwierigkeiten. Und doch
muß etwas geschehen! Mag man es Kurzsichtigkeit nennen, daß
die constituirende Versammlung bei einem Deficit, daß sich unge-
achtet der additionellen Grundsteuer von 45 pCt., und der Ein-
stellung der Zahlungen an die Amortisationscasse noch auf 255
Millionen belief, einige Hauptquellen des Einkommens, die Brief-
taxe, die Salzabgabe, die Tranksteuer abschaffte oder sehr re-
ducirte, so war sie doch gewiß dabei selbst getrieben von einem
mehr oder weniger klaren Gefühle, daß etwas gethan werden
müsse zur Modification des gegenwärtigen Abgabensystemes.
Seither hat nun aber die große Mehrzahl der conseils-generaux
sich gegen die Wiederherstellung der abgeschafften Adgaben aus-
gesprochen, und die Frage ist um so bestrittener, weil natürlich
auch das, was an deren Stelle treten soll, nicht über alle Ein-
würfe erhoben ist. Gegen die Einkommensteuer wird namentlich
eingewendet, sie sey unbillig, wenn sie auch das Grundeigenthum
treffe, da dieses bereits anderen Steuern unterworfen sey, sie sey
ohne Willkührlichkeit oder lästige inquisitorische Controle nicht
ausführbar, sie sey ein bedenklicher Versuch in Zeiten revolutio-
närer Gährung. Es ist aber sehr zu bezweifeln, ob es möglich
seyn wird, zum alten Systeme zurückzukehren, die Nothwendig-
keit wird alle Einwendungen übertäuben.

[Ende Spaltensatz]

Anzeigen.
[Beginn Spaltensatz]
Große Möbelversteigerung.

Montag den 22. October d. J. und folgende Tage, sollen im
k. preuß. Gouvernementsgebäude dahier, eine Anzahl Mobiliargegen-
stände durch alle Rubriken, worunter namentlich: große Spiegel, Trü-
meaux, große Lustres von Glas und Holzvergoldung, so wie auch von
Bronze, desgleichen Wandlustres, Candelabres von Bronze, Büsten und
Vasen von Gyps, elegante Polster= und Holzmöbel, Rohr= und Metzer
Stühle von Mahagoni= und Nußbaumholz, Vorhänge, Bettwerk, feines
Porcellan und Glas, Küchengeräthe, darunter gutes Kupfergeschirr und
eine Waschmange, öffentlich gegen sogleich baare Bezahlung versteigert
werden. Desgleichen ein ganz neuer, eleganter Staatswagen mit Bast-
decke, nebst mehreren dazu gehörigen Reisekoffern, ein wohlerhaltener
Reisewagen ( Chaise nebst Vorderverdeck ) , ein Jagdwagen, ein Leiter-
wagen, mehrere Reit= und Wagenpferde, eine Anzahl von Pferde= und
Wagengeschirren.

Die benannten Gegenstände können am Vormittage des ersten Ver-
steigerungstages von 11 bis 1 Uhr in Augenschein genommen werden.



Bekanntmachung.

Vom 15. October anfangend treten, wegen Aenderung im Fahrten-
plane der Taunus=Eisenbahn, folgende Aenderungen in Abfertigung der
Posten ein:

1 ) Staffettenpost nach Forbach=Paris Morgens 9 Uhr;

2 ) Personen= und Güterpost nach Saarlouis Morgens 10 Uhr;

3 ) Eilwagen nach Worms über Odernheim Mittags 4 Uhr;

4 ) Eilwagen nach Worms=Oppenheim Abends 8 Uhr.

Die weiteren Aenderungen in den Brief= und Packetposten enthält
das dem Wochenblatte regelmäßig beigedruckte Verzeichniß über Abgang
sämmtlicher Posten.

Mainz den 12. October 1849.

    Großh. Postamt.
    Schmidt.



Capitalien auf solide Anlagen liegen fortwährend zum Ausleihen
bereit bei     Max Hirsch, Klaragasse.

[Spaltenumbruch]

Ein philologisch gebildetes Frauenzimmer, welches in
allen Lehrgegenständen, die in höheren Lehranstalten verlangt
werden, sowie im Französischen Unterricht zu geben vermag,
wünscht eine Stelle als Lehrerin in einem Institute oder einer
katholischen Familie. Frankirte Anfragen unter der Adresse
A. M. besorgt die Redaction.



Der Laden in dem neuerbauten Hause Lit. F. Nr.307 1 / 2. auf der
untern Gaugasse, dem Brauhause zur Rose gegenüber, in welchem seit
mehreren Jahren ein Spezereigeschäft mit gutem Erfolge betrieben wurde,
ist auf nächste Weihnachten nebst dem dazu gehörigen Entresol wieder zu
vermiethen; auch die Belle=Etage mit der Aussicht in die benachbarten
Gärten ist von derselben Epoche an wieder in Miethe zu begeben. Das
Nähere hierüber in Lit. B. Nr. 2. am Leichhofe eine Stiege hoch zu
erfahren.

Bei Kirchheim & Schott in Mainz ist so eben erschienen:

Von der Sterblichkeit. Eine Rede des h. Bischofs und
Märtyrers Cyprianus, gehalten im Jahre 251 zur Zeit einer
Epidemie. Auch ein Wort des Glaubens für das christliche
Volk in unserer Zeit. Preis: 3 kr. Jn Partien wohlfeiler.



Bei Fl. Kupferberg in Mainz ist so eben erschienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:

Statistische Mittheilungen über Rheinhessen und
die Maaße und Gewichte des Großherzogthums Hessen, ver-
glichen mit denen der bedeutenderen Nachbarstaaten. Den Mit-
gliedern der zwölften Versammlung der deutschen Land= und
Forstwirthe von dem landwirthschaftlichen Vereine der Provinz
Rheinhessen. Mit einer Karte von Rheinhessen. gr. 8. geheftet
36 kr. oder 10 Ngr.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] sucht des Angeklagten, [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]indem er, jedoch vergebens, nachzuweisen
suchte, daß der Angeklagte beständig betrunken sey und gar nicht
wisse, was er thue, somit gänzlich unzurechnungsfähig sey. Eine
hübsche Empfehlung für einen Geschäftsmann! Der Staatspro-
curator=Substitut Flach trug auf 9 Monate Correctionshaus-
strafe, der Vertheidiger auf Freisprechung und im Falle gegen
alles Erwarten dieselbe nicht erfolgen sollte, auf eine geringe
Geldstrafe an. Der Assisenhof verurtheilte den Angeklagten zu
9 Monaten Correctionshauestrafe und zur Zahlung der Kosten,
welche wegen der [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]enfernt wohnenden Zeugen nicht unter 600 fl.
betragen werden. Die Verhandlungen dauerten von Morgens
8 Uhr mit Unterbrechung von einer Stunde bis Abends9 1 / 2 Uhr.

*** Wiesbaden 14. October. Jn der „Deutschen“ und
nach ihr in mehreren anderen Zeitungen wurde kürzlich berichtet,
daß sich auch nassauische Soldaten an einem Complott
zur Befreiung politischer Gefangenen in Bruchsal betheiligt hät-
ten, und darum die von nassauischen Truppen besetzten Wacht-
posten durch badische Dragoner abgelöst worden seyen. Jn einem
Berichte der großherzoglich badischen Garnisonscommandantschaft
Bruchsal ( Rittmeister v. Glaubitz ) an das herzogl. nassauische Com-
mando des 6. Bataillons in Etilingen heißt es dagegen: „Was
als Gerücht von einer Verschwörung in Umlauf gesetzt wurde,
und wobei nassauische Soldaten betheiligt gewesen seyn sollen,
hat sich als unwahr erwiesen und ich meinerseits habe die Ueber-
zeugung, daß dieses Gerücht von den Republikanern ab-
sichtlich
ausgesprengt wurde, um ihren Anhang zu ermuthigen
und dadurch ihre Absicht, die Gefangenen zu befreien, zu er-
leichtern.“

Frankreich.

*** Paris 12. October. Huber ist von dem hohen Staats-
gerichtshofe zu Versailles zur Deportation verurtheilt worden. Jn
den nächsten Sitzungen wird nun die Hauptsache, das Juniatten-
tat zur Verhandlung kommen.

Die „Estafette“ äußert aus Anlaß der Gerüchte von einer Mi-
nisterkrisis, daß die Bildung eines rein der legitimistischen oder
conservativen Partei entnommenen Ministeriums jetzt minder ge-
wiß sey als je; wahrscheinlich werde man es von Neuem mit einem
Ministerium der Versöhnung probiren und also abermals ein un-
einiges Cabinet haben. Der Präsident ist persönlich dem Tiers-
parti, den bekanntlich Odilon Barrot, Dufaure und Tocqueville
repräsentiren, ganz ergeben. Er hofft durch Transactionen am
besten durchzukommen.

[Spaltenumbruch]

Herr Mercier verweilt noch immer in Rom, eben so die bei-
den Verwaltungsräthe, welche von der französischen Regierung
mit Untersuchung des Standes der inneren Angelegenheiten be-
auftragt worden sind. Ueber die Dauer der französischen Occu-
pation lauten die Angaben fortwährend widersprechend; eine
Entscheidung wird wohl erst der Beschluß der Nationalversamm-
lung bringen.

Täuscht nicht Alles, so werden es die Finanzfragen seyn,
welche zunächst der bestehenden Regierung Schwierigkeiten bereiten
werden, es hängen dieselben unmittelbar mit den durch socia-
listische Theorien aufgeregten Begehrlichkeiten der untern Volks-
classen zusammen. So leicht nun aber dieses einzusehen ist, so
schwer ist es, Abhilfe zu treffen. Das französische Finanzsystem ist
ein höchst complicirtes, nicht ohne Kunst aufgeführtes Gebäude,
das in die Volkssitten eingedrungen, mit tausenderlei Jnteressen
verwoben ist, seine theilweise Modification, wie seine gänzliche
Umwandlung bieten daher gleichmäßig Schwierigkeiten. Und doch
muß etwas geschehen! Mag man es Kurzsichtigkeit nennen, daß
die constituirende Versammlung bei einem Deficit, daß sich unge-
achtet der additionellen Grundsteuer von 45 pCt., und der Ein-
stellung der Zahlungen an die Amortisationscasse noch auf 255
Millionen belief, einige Hauptquellen des Einkommens, die Brief-
taxe, die Salzabgabe, die Tranksteuer abschaffte oder sehr re-
ducirte, so war sie doch gewiß dabei selbst getrieben von einem
mehr oder weniger klaren Gefühle, daß etwas gethan werden
müsse zur Modification des gegenwärtigen Abgabensystemes.
Seither hat nun aber die große Mehrzahl der conseils-généraux
sich gegen die Wiederherstellung der abgeschafften Adgaben aus-
gesprochen, und die Frage ist um so bestrittener, weil natürlich
auch das, was an deren Stelle treten soll, nicht über alle Ein-
würfe erhoben ist. Gegen die Einkommensteuer wird namentlich
eingewendet, sie sey unbillig, wenn sie auch das Grundeigenthum
treffe, da dieses bereits anderen Steuern unterworfen sey, sie sey
ohne Willkührlichkeit oder lästige inquisitorische Controle nicht
ausführbar, sie sey ein bedenklicher Versuch in Zeiten revolutio-
närer Gährung. Es ist aber sehr zu bezweifeln, ob es möglich
seyn wird, zum alten Systeme zurückzukehren, die Nothwendig-
keit wird alle Einwendungen übertäuben.

[Ende Spaltensatz]

Anzeigen.
[Beginn Spaltensatz]
Große Möbelversteigerung.

Montag den 22. October d. J. und folgende Tage, sollen im
k. preuß. Gouvernementsgebäude dahier, eine Anzahl Mobiliargegen-
stände durch alle Rubriken, worunter namentlich: große Spiegel, Trü-
meaux, große Lustres von Glas und Holzvergoldung, so wie auch von
Bronze, desgleichen Wandlustres, Candelabres von Bronze, Büsten und
Vasen von Gyps, elegante Polster= und Holzmöbel, Rohr= und Metzer
Stühle von Mahagoni= und Nußbaumholz, Vorhänge, Bettwerk, feines
Porcellan und Glas, Küchengeräthe, darunter gutes Kupfergeschirr und
eine Waschmange, öffentlich gegen sogleich baare Bezahlung versteigert
werden. Desgleichen ein ganz neuer, eleganter Staatswagen mit Bast-
decke, nebst mehreren dazu gehörigen Reisekoffern, ein wohlerhaltener
Reisewagen ( Chaise nebst Vorderverdeck ) , ein Jagdwagen, ein Leiter-
wagen, mehrere Reit= und Wagenpferde, eine Anzahl von Pferde= und
Wagengeschirren.

Die benannten Gegenstände können am Vormittage des ersten Ver-
steigerungstages von 11 bis 1 Uhr in Augenschein genommen werden.



Bekanntmachung.

Vom 15. October anfangend treten, wegen Aenderung im Fahrten-
plane der Taunus=Eisenbahn, folgende Aenderungen in Abfertigung der
Posten ein:

1 ) Staffettenpost nach Forbach=Paris Morgens 9 Uhr;

2 ) Personen= und Güterpost nach Saarlouis Morgens 10 Uhr;

3 ) Eilwagen nach Worms über Odernheim Mittags 4 Uhr;

4 ) Eilwagen nach Worms=Oppenheim Abends 8 Uhr.

Die weiteren Aenderungen in den Brief= und Packetposten enthält
das dem Wochenblatte regelmäßig beigedruckte Verzeichniß über Abgang
sämmtlicher Posten.

Mainz den 12. October 1849.

    Großh. Postamt.
    Schmidt.



Capitalien auf solide Anlagen liegen fortwährend zum Ausleihen
bereit bei     Max Hirsch, Klaragasse.

[Spaltenumbruch]

Ein philologisch gebildetes Frauenzimmer, welches in
allen Lehrgegenständen, die in höheren Lehranstalten verlangt
werden, sowie im Französischen Unterricht zu geben vermag,
wünscht eine Stelle als Lehrerin in einem Institute oder einer
katholischen Familie. Frankirte Anfragen unter der Adresse
A. M. besorgt die Redaction.



Der Laden in dem neuerbauten Hause Lit. F. Nr.307 1 / 2. auf der
untern Gaugasse, dem Brauhause zur Rose gegenüber, in welchem seit
mehreren Jahren ein Spezereigeschäft mit gutem Erfolge betrieben wurde,
ist auf nächste Weihnachten nebst dem dazu gehörigen Entresol wieder zu
vermiethen; auch die Belle=Etage mit der Aussicht in die benachbarten
Gärten ist von derselben Epoche an wieder in Miethe zu begeben. Das
Nähere hierüber in Lit. B. Nr. 2. am Leichhofe eine Stiege hoch zu
erfahren.

Bei Kirchheim & Schott in Mainz ist so eben erschienen:

Von der Sterblichkeit. Eine Rede des h. Bischofs und
Märtyrers Cyprianus, gehalten im Jahre 251 zur Zeit einer
Epidemie. Auch ein Wort des Glaubens für das christliche
Volk in unserer Zeit. Preis: 3 kr. Jn Partien wohlfeiler.



Bei Fl. Kupferberg in Mainz ist so eben erschienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:

Statistische Mittheilungen über Rheinhessen und
die Maaße und Gewichte des Großherzogthums Hessen, ver-
glichen mit denen der bedeutenderen Nachbarstaaten. Den Mit-
gliedern der zwölften Versammlung der deutschen Land= und
Forstwirthe von dem landwirthschaftlichen Vereine der Provinz
Rheinhessen. Mit einer Karte von Rheinhessen. gr. 8. geheftet
36 kr. oder 10 Ngr.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] sucht des Angeklagten, _____indem er, jedoch vergebens, nachzuweisen suchte, daß der Angeklagte beständig betrunken sey und gar nicht wisse, was er thue, somit gänzlich unzurechnungsfähig sey. Eine hübsche Empfehlung für einen Geschäftsmann! Der Staatspro- curator=Substitut Flach trug auf 9 Monate Correctionshaus- strafe, der Vertheidiger auf Freisprechung und im Falle gegen alles Erwarten dieselbe nicht erfolgen sollte, auf eine geringe Geldstrafe an. Der Assisenhof verurtheilte den Angeklagten zu 9 Monaten Correctionshauestrafe und zur Zahlung der Kosten, welche wegen der _______enfernt wohnenden Zeugen nicht unter 600 fl. betragen werden. Die Verhandlungen dauerten von Morgens 8 Uhr mit Unterbrechung von einer Stunde bis Abends9 1 / 2 Uhr. *** Wiesbaden 14. October. Jn der „Deutschen“ und nach ihr in mehreren anderen Zeitungen wurde kürzlich berichtet, daß sich auch nassauische Soldaten an einem Complott zur Befreiung politischer Gefangenen in Bruchsal betheiligt hät- ten, und darum die von nassauischen Truppen besetzten Wacht- posten durch badische Dragoner abgelöst worden seyen. Jn einem Berichte der großherzoglich badischen Garnisonscommandantschaft Bruchsal ( Rittmeister v. Glaubitz ) an das herzogl. nassauische Com- mando des 6. Bataillons in Etilingen heißt es dagegen: „Was als Gerücht von einer Verschwörung in Umlauf gesetzt wurde, und wobei nassauische Soldaten betheiligt gewesen seyn sollen, hat sich als unwahr erwiesen und ich meinerseits habe die Ueber- zeugung, daß dieses Gerücht von den Republikanern ab- sichtlich ausgesprengt wurde, um ihren Anhang zu ermuthigen und dadurch ihre Absicht, die Gefangenen zu befreien, zu er- leichtern.“ Frankreich. *** Paris 12. October. Huber ist von dem hohen Staats- gerichtshofe zu Versailles zur Deportation verurtheilt worden. Jn den nächsten Sitzungen wird nun die Hauptsache, das Juniatten- tat zur Verhandlung kommen. Die „Estafette“ äußert aus Anlaß der Gerüchte von einer Mi- nisterkrisis, daß die Bildung eines rein der legitimistischen oder conservativen Partei entnommenen Ministeriums jetzt minder ge- wiß sey als je; wahrscheinlich werde man es von Neuem mit einem Ministerium der Versöhnung probiren und also abermals ein un- einiges Cabinet haben. Der Präsident ist persönlich dem Tiers- parti, den bekanntlich Odilon Barrot, Dufaure und Tocqueville repräsentiren, ganz ergeben. Er hofft durch Transactionen am besten durchzukommen. Herr Mercier verweilt noch immer in Rom, eben so die bei- den Verwaltungsräthe, welche von der französischen Regierung mit Untersuchung des Standes der inneren Angelegenheiten be- auftragt worden sind. Ueber die Dauer der französischen Occu- pation lauten die Angaben fortwährend widersprechend; eine Entscheidung wird wohl erst der Beschluß der Nationalversamm- lung bringen. Täuscht nicht Alles, so werden es die Finanzfragen seyn, welche zunächst der bestehenden Regierung Schwierigkeiten bereiten werden, es hängen dieselben unmittelbar mit den durch socia- listische Theorien aufgeregten Begehrlichkeiten der untern Volks- classen zusammen. So leicht nun aber dieses einzusehen ist, so schwer ist es, Abhilfe zu treffen. Das französische Finanzsystem ist ein höchst complicirtes, nicht ohne Kunst aufgeführtes Gebäude, das in die Volkssitten eingedrungen, mit tausenderlei Jnteressen verwoben ist, seine theilweise Modification, wie seine gänzliche Umwandlung bieten daher gleichmäßig Schwierigkeiten. Und doch muß etwas geschehen! Mag man es Kurzsichtigkeit nennen, daß die constituirende Versammlung bei einem Deficit, daß sich unge- achtet der additionellen Grundsteuer von 45 pCt., und der Ein- stellung der Zahlungen an die Amortisationscasse noch auf 255 Millionen belief, einige Hauptquellen des Einkommens, die Brief- taxe, die Salzabgabe, die Tranksteuer abschaffte oder sehr re- ducirte, so war sie doch gewiß dabei selbst getrieben von einem mehr oder weniger klaren Gefühle, daß etwas gethan werden müsse zur Modification des gegenwärtigen Abgabensystemes. Seither hat nun aber die große Mehrzahl der conseils-généraux sich gegen die Wiederherstellung der abgeschafften Adgaben aus- gesprochen, und die Frage ist um so bestrittener, weil natürlich auch das, was an deren Stelle treten soll, nicht über alle Ein- würfe erhoben ist. Gegen die Einkommensteuer wird namentlich eingewendet, sie sey unbillig, wenn sie auch das Grundeigenthum treffe, da dieses bereits anderen Steuern unterworfen sey, sie sey ohne Willkührlichkeit oder lästige inquisitorische Controle nicht ausführbar, sie sey ein bedenklicher Versuch in Zeiten revolutio- närer Gährung. Es ist aber sehr zu bezweifeln, ob es möglich seyn wird, zum alten Systeme zurückzukehren, die Nothwendig- keit wird alle Einwendungen übertäuben. Anzeigen. Große Möbelversteigerung. Montag den 22. October d. J. und folgende Tage, sollen im k. preuß. Gouvernementsgebäude dahier, eine Anzahl Mobiliargegen- stände durch alle Rubriken, worunter namentlich: große Spiegel, Trü- meaux, große Lustres von Glas und Holzvergoldung, so wie auch von Bronze, desgleichen Wandlustres, Candelabres von Bronze, Büsten und Vasen von Gyps, elegante Polster= und Holzmöbel, Rohr= und Metzer Stühle von Mahagoni= und Nußbaumholz, Vorhänge, Bettwerk, feines Porcellan und Glas, Küchengeräthe, darunter gutes Kupfergeschirr und eine Waschmange, öffentlich gegen sogleich baare Bezahlung versteigert werden. Desgleichen ein ganz neuer, eleganter Staatswagen mit Bast- decke, nebst mehreren dazu gehörigen Reisekoffern, ein wohlerhaltener Reisewagen ( Chaise nebst Vorderverdeck ) , ein Jagdwagen, ein Leiter- wagen, mehrere Reit= und Wagenpferde, eine Anzahl von Pferde= und Wagengeschirren. Die benannten Gegenstände können am Vormittage des ersten Ver- steigerungstages von 11 bis 1 Uhr in Augenschein genommen werden. Bekanntmachung. Vom 15. October anfangend treten, wegen Aenderung im Fahrten- plane der Taunus=Eisenbahn, folgende Aenderungen in Abfertigung der Posten ein: 1 ) Staffettenpost nach Forbach=Paris Morgens 9 Uhr; 2 ) Personen= und Güterpost nach Saarlouis Morgens 10 Uhr; 3 ) Eilwagen nach Worms über Odernheim Mittags 4 Uhr; 4 ) Eilwagen nach Worms=Oppenheim Abends 8 Uhr. Die weiteren Aenderungen in den Brief= und Packetposten enthält das dem Wochenblatte regelmäßig beigedruckte Verzeichniß über Abgang sämmtlicher Posten. Mainz den 12. October 1849. Großh. Postamt. Schmidt. Capitalien auf solide Anlagen liegen fortwährend zum Ausleihen bereit bei Max Hirsch, Klaragasse. Ein philologisch gebildetes Frauenzimmer, welches in allen Lehrgegenständen, die in höheren Lehranstalten verlangt werden, sowie im Französischen Unterricht zu geben vermag, wünscht eine Stelle als Lehrerin in einem Institute oder einer katholischen Familie. Frankirte Anfragen unter der Adresse A. M. besorgt die Redaction. Der Laden in dem neuerbauten Hause Lit. F. Nr.307 1 / 2. auf der untern Gaugasse, dem Brauhause zur Rose gegenüber, in welchem seit mehreren Jahren ein Spezereigeschäft mit gutem Erfolge betrieben wurde, ist auf nächste Weihnachten nebst dem dazu gehörigen Entresol wieder zu vermiethen; auch die Belle=Etage mit der Aussicht in die benachbarten Gärten ist von derselben Epoche an wieder in Miethe zu begeben. Das Nähere hierüber in Lit. B. Nr. 2. am Leichhofe eine Stiege hoch zu erfahren. Bei Kirchheim & Schott in Mainz ist so eben erschienen: Von der Sterblichkeit. Eine Rede des h. Bischofs und Märtyrers Cyprianus, gehalten im Jahre 251 zur Zeit einer Epidemie. Auch ein Wort des Glaubens für das christliche Volk in unserer Zeit. Preis: 3 kr. Jn Partien wohlfeiler. Bei Fl. Kupferberg in Mainz ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Statistische Mittheilungen über Rheinhessen und die Maaße und Gewichte des Großherzogthums Hessen, ver- glichen mit denen der bedeutenderen Nachbarstaaten. Den Mit- gliedern der zwölften Versammlung der deutschen Land= und Forstwirthe von dem landwirthschaftlichen Vereine der Provinz Rheinhessen. Mit einer Karte von Rheinhessen. gr. 8. geheftet 36 kr. oder 10 Ngr. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 245. Mainz, 15. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal245_1849/4>, abgerufen am 01.06.2024.