Augen zu sehen, weil er sich selten über 29° von der Sonne entfernt. Kopernicus bereute es noch auf seinem Sterbebette ihn nie gesehen zu haben; selbst der große Delambre, welcher so viele Jahre sich mit der beobachtenden Astronomie beschäf- tigte, hat ihn nur 2 mal in seinem Leben gesehen. Dagegen unter 30-35° N. B. in Babylon und Aegypten kann man ihn sehr leicht entdecken. Seine Lichtstärke ist größer als die des Jupiters, sein Durchmesser variirt v. 4-111/2 Secunden und beträgt 580 Meilen; er ist 1/5 größer als der des Mondes; Umlaufszeit 87 Tage; Bahn sehr excentrisch, nur von den Aste- roiden in dieser Hinsicht übertroffen; Entfernung von der Sonne 8,000,000 Meilen.
Schon die Aegypter glaubten, daß Mercur und Venus sich um die Sonne bewegten, und es ist nicht zu läugnen, daß grade die große Sonnennähe dieser Planeten auf Copernicus System vielen Einfluß gehabt habe. Seine Ro- tation ist sehr spät, erst 1800 bestimmt, und zwar nicht durch seine Berge, obgleich die nach Schröters freilich nicht ganz zuverläßigen Messungen bis 58,000 Fuß Höhe haben, son- dern durch eine Folge von Beobachtungen der Atmosphäre, welche Mercur zu haben scheint und welche bei den Phasen eine Dämmerung hervorbrachte. Noch genauer hat Harding die Rotation durch Beobachtung von Flecken und Streifen bestimmt, welche er auf dem Mercur wahrgenommen. Dennoch bleibt es immer zweifelhaft, ob er eine Atmosphäre habe und ob nicht das was man sieht andere Flüßigkeiten sind, welche sehr nahe an der Oberfläche sich befinden. Monnier will die
Augen zu sehen, weil er sich selten über 29° von der Sonne entfernt. Kopernicus bereute es noch auf seinem Sterbebette ihn nie gesehen zu haben; selbst der große Delambre, welcher so viele Jahre sich mit der beobachtenden Astronomie beschäf- tigte, hat ihn nur 2 mal in seinem Leben gesehen. Dagegen unter 30–35° N. B. in Babÿlon und Aegÿpten kann man ihn sehr leicht entdecken. Seine Lichtstärke ist größer als die des Jupiters, sein Durchmesser variirt v. 4–11½ Secunden und beträgt 580 Meilen; er ist ⅕ größer als der des Mondes; Umlaufszeit 87 Tage; Bahn sehr excentrisch, nur von den Aste- roïden in dieser Hinsicht übertroffen; Entfernung von der Sonne 8,000,000 Meilen.
Schon die Aegÿpter glaubten, daß Mercur und Venus sich um die Sonne bewegten, und es ist nicht zu läugnen, daß grade die große Sonnennähe dieser Planeten auf Copernicus System vielen Einfluß gehabt habe. Seine Ro- tation ist sehr spät, erst 1800 bestimmt, und zwar nicht durch seine Berge, obgleich die nach Schröters freilich nicht ganz zuverläßigen Messungen bis 58,000 Fuß Höhe haben, son- dern durch eine Folge von Beobachtungen der Atmosphäre, welche Mercur zu haben scheint und welche bei den Phasen eine Dämmerung hervorbrachte. Noch genauer hat Harding die Rotation durch Beobachtung von Flecken und Streifen bestim̃t, welche er auf dem Mercur wahrgenommen. Dennoch bleibt es immer zweifelhaft, ob er eine Atmosphäre habe und ob nicht das was man sieht andere Flüßigkeiten sind, welche sehr nahe an der Oberfläche sich befinden. Monnier will die
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so viele Jahre sich mit der beobachtenden Astronomie beschäf-
tigte, hat ihn nur 2 mal in seinem Leben gesehen. Dagegen
unter 30–35° N. B. in Babÿlon und Aegÿpten kann man
ihn sehr leicht entdecken. Seine Lichtstärke ist größer als die
des Jupiters, sein Durchmesser variirt v. 4–11½ Secunden
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Umlaufszeit 87 Tage; Bahn sehr excentrisch, nur von den Aste-
roïden in dieser Hinsicht übertroffen; Entfernung von
der Sonne 8,000,000 Meilen.
Schon die Aegÿpter glaubten, daß Mercur und Venus
sich um die Sonne bewegten, und es ist nicht zu läugnen,
daß grade die große Sonnennähe dieser Planeten auf
Copernicus System vielen Einfluß gehabt habe. Seine Ro-
tation ist sehr spät, erst 1800 bestimmt, und zwar nicht durch
seine Berge, obgleich die nach Schröters freilich nicht ganz
zuverläßigen Messungen bis 58,000 Fuß Höhe haben, son-
dern durch eine Folge von Beobachtungen der Atmosphäre,
welche Mercur zu haben scheint und welche bei den Phasen eine
Dämmerung hervorbrachte. Noch genauer hat Harding die
Rotation durch Beobachtung von Flecken und Streifen bestim̃t,
welche er auf dem Mercur wahrgenommen. Dennoch bleibt
es immer zweifelhaft, ob er eine Atmosphäre habe und
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Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/97>, abgerufen am 14.06.2024.
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