[Nordischer Mercurius]. Hamburg, Januar 1673, S. 33–40.Januarius. nun der Herr des Schloßes solches erfuhr/ schick- te er seine Leute nach/ liß der armen Bauer-Frauen ihre Kuh wider wegnehmen/ und sie darzu grau- sahmlich tractiren. Wie sie nun die Kuh zurücke in den Stall brachten/ verreckte und starb all sein an- der Vih im Stalle/ in wenig Stunden. Hier- über ergrimmete der Herr solcher maßen/ daß er als rasend tobte/ und GOtt erschrecklich lästerte/ zum Kampff herabforderte/ ja daß GOtt auch Hunde verschaffen sollte/ die das Luder-Aas (sein todtes Vih meinende) aufffreßen konnten. Hier- auff (erschräcket über der Rache Gottes!) kam alsobald eine große Menge von Hunden in den Hof/ und er wurde auch selbst plötzlich zu einem großen Hund. Wie solches an dem Hofe zu N. bekannt wurde/ erging alsobald ein Befehl/ daß man solchen öffentlich/ zum Exempel anderen Gott- losen Menschen/ herum führen/ und der Welt zei- gen sollte. Man soll ihn jüngst in einer Caroßen mit 6. Pferden und 2. Jägern/ nach N. gebracht haben/ man erwartet ihn auch allhier/ und soll er fort nach Wien gebracht werden. Der Kopff soll annoch eine Menschen-Gestalt haben/ er soll aber doch wie ein großer Hund bellen/ und nichts als Aas freßen. NB. Dises gebe ich/ wie ich es vorgestern habe/
Januarius. nun der Herr des Schloßes solches erfuhr/ schick- te er seine Leute nach/ liß der armen Bauer-Frauen ihre Kuh wider wegnehmen/ und sie darzu grau- sahmlich tractiren. Wie sie nun die Kuh zurücke in den Stall brachten/ verreckte und starb all sein an- der Vih im Stalle/ in wenig Stunden. Hier- über ergrimmete der Herr solcher maßen/ daß er als rasend tobte/ und GOtt erschrecklich lästerte/ zum Kampff herabforderte/ ja daß GOtt auch Hunde verschaffen sollte/ die das Luder-Aas (sein todtes Vih meinende) aufffreßen konnten. Hier- auff (erschräcket über der Rache Gottes!) kam alsobald eine große Menge von Hunden in den Hof/ und er wurde auch selbst plötzlich zu einem großen Hund. Wie solches an dem Hofe zu N. bekannt wurde/ erging alsobald ein Befehl/ daß man solchen öffentlich/ zum Exempel anderen Gott- losen Menschen/ herum führen/ und der Welt zei- gen sollte. Man soll ihn jüngst in einer Caroßen mit 6. Pferden und 2. Jägern/ nach N. gebracht haben/ man erwartet ihn auch allhier/ und soll er fort nach Wien gebracht werden. Der Kopff soll annoch eine Menschen-Gestalt haben/ er soll aber doch wie ein großer Hund bellen/ und nichts als Aas freßen. NB. Dises gebe ich/ wie ich es vorgestern habe/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="34"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">Januarius</hi>.</fw><lb/> nun der Herr des Schloßes solches erfuhr/ schick-<lb/> te er seine Leute nach/ liß der armen Bauer-Frauen<lb/> ihre Kuh wider wegnehmen/ und sie darzu grau-<lb/> sahmlich tractiren. Wie sie nun die Kuh zurücke in<lb/> den Stall brachten/ verreckte und starb all sein an-<lb/> der Vih im Stalle/ in wenig Stunden. Hier-<lb/> über ergrimmete der Herr solcher maßen/ daß er<lb/> als rasend tobte/ und GOtt erschrecklich lästerte/<lb/> zum Kampff herabforderte/ ja daß GOtt auch<lb/> Hunde verschaffen sollte/ die das Luder-Aas (sein<lb/> todtes Vih meinende) aufffreßen konnten. Hier-<lb/> auff (erschräcket über der Rache Gottes!) kam<lb/> alsobald eine große Menge von Hunden in den<lb/> Hof/ und er wurde auch selbst plötzlich zu einem<lb/> großen Hund. Wie solches an dem Hofe zu N.<lb/> bekannt wurde/ erging alsobald ein Befehl/ daß<lb/> man solchen öffentlich/ zum Exempel anderen Gott-<lb/> losen Menschen/ herum führen/ und der Welt zei-<lb/> gen sollte. Man soll ihn jüngst in einer Caroßen<lb/> mit 6. Pferden und 2. Jägern/ nach N. gebracht<lb/> haben/ man erwartet ihn auch allhier/ und soll er<lb/> fort nach Wien gebracht werden. Der Kopff<lb/> soll annoch eine Menschen-Gestalt haben/ er soll<lb/> aber doch wie ein großer Hund bellen/ und nichts<lb/> als Aas freßen.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">NB.</hi> Dises gebe ich/ wie ich es vorgestern<lb/> schrifftlich von Nürnberg/ über Leipzig empfangen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">habe/</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0002]
Januarius.
nun der Herr des Schloßes solches erfuhr/ schick-
te er seine Leute nach/ liß der armen Bauer-Frauen
ihre Kuh wider wegnehmen/ und sie darzu grau-
sahmlich tractiren. Wie sie nun die Kuh zurücke in
den Stall brachten/ verreckte und starb all sein an-
der Vih im Stalle/ in wenig Stunden. Hier-
über ergrimmete der Herr solcher maßen/ daß er
als rasend tobte/ und GOtt erschrecklich lästerte/
zum Kampff herabforderte/ ja daß GOtt auch
Hunde verschaffen sollte/ die das Luder-Aas (sein
todtes Vih meinende) aufffreßen konnten. Hier-
auff (erschräcket über der Rache Gottes!) kam
alsobald eine große Menge von Hunden in den
Hof/ und er wurde auch selbst plötzlich zu einem
großen Hund. Wie solches an dem Hofe zu N.
bekannt wurde/ erging alsobald ein Befehl/ daß
man solchen öffentlich/ zum Exempel anderen Gott-
losen Menschen/ herum führen/ und der Welt zei-
gen sollte. Man soll ihn jüngst in einer Caroßen
mit 6. Pferden und 2. Jägern/ nach N. gebracht
haben/ man erwartet ihn auch allhier/ und soll er
fort nach Wien gebracht werden. Der Kopff
soll annoch eine Menschen-Gestalt haben/ er soll
aber doch wie ein großer Hund bellen/ und nichts
als Aas freßen.
NB. Dises gebe ich/ wie ich es vorgestern
schrifftlich von Nürnberg/ über Leipzig empfangen
habe/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer Erscheinungsort Hamburg und der Verlag Georg … [mehr] Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-03-30T10:30:13Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-03-30T10:30:13Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja; Die
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |