Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 97. Köln, 8. September 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

mokratische Korporationen, die Nationalgarde, sowie die Bevölkerung Wiens zu dieser Demonstration einzuladen.

Folgende Dispositionen waren getroffen: Sonntag den 3. Septbr. werden sich sämmtliche Demokraten Wiens, zur Begehung dieser Leichenfeier, am Glacis nächst dem rothen Hause versammeln.

Der demokratische Verein, der liberale Verein und der Arbeiterverein, werden in Corpore mit den Vereinsfahnen erscheinen.

Der Frauenverein wird in schwarzen Kleidern daran Theil nehmen.

Dr. Tausenau, Präsident des demokratischen Vereines, hat die Einladung der akademischen Jugend übernommen.

Der ehemalige Sicherheitsausschuß, jetzt sich zum Ausschuß der Wahrung der Volksrechte konstituirend, wird sich jedenfalls dabei betheiligen.

Auch an die Nationalgarde und einzelne Mitglieder des Reichstags wird die Einladung ergehn. Um vier Uhr wird sich der geordnete Zug auf den Wehringer Friedhof begeben und der protestantische Pastor Löbenstein, Bruder des Schrifistellers Löbenstein, und der deutschkatholische Pater Petri, werden auf den Gräbern der gefallenen Leichenreden halten.

So eben wird aber bekannt, daß das Ministerium die beabsichtigten Feier verboten hat. Es ist vorauszusehen, daß dies Verbot unter der gesammten Bevölkerung eine neue, tiefe Aufregung hervorbringen wird.

In der heutigen Versammlung des ersten Wiener Arbeitervereines sprach Herr Marx über social-ökonomische Zustände.

41 Provinz Sachsen, 3. Sept.

Je mehr die Regierungen von Merseburg und Erfurt der Demokratie entgegenwirkenum, so mächtiger scheint diese sich zu erheben. Auf heute ist der vierte Thüringer Volkstag ausgeschrieben, welcher in einem Walde bei Erfurt statt finden soll, geleitet von den Buchhändlern Berlepsch und Straube. Die Regierung zu Erfurt hat bekanntlich die Theilnahme von Nichtpreußen an solchen Versammlungen verboten, indessen ladet das Programm alle Nachbarn: Weimaraner und Gothaer, Schwarzburger und Meininger zu dem Volkstage ein. Die Regierung kann ihr Verbot nicht durchsetzen. Sehr schlimm für die Autorität der Regierung! Die Regierung von Merseburg publizirt aufs Neue den §. 151 des Strafrechts und fordert ihre Polizei zur strengsten Handhabung desselben auf. (Erregung von Mißvergnügen und ähnliche liebenswürdige Bestimmungen). Das Vertrauen des Volkes zum Abgeordneten Krackrügge wächst immer mehr. Die Erbitterung, welche die Reaktionspartei erzeugt, wird immer bedrohlicher. Die bekannte Disziplinarverfügung der Minister Hansemann und Kühlwetter wegen der mißliebigen und verhaßten Beamten hat in der Provinz Sachsen, unter dem Ober-Präsidenten v. Bonin, keine Folgen. Die höheren Beamten und Offiziere halten fest zusammen und beherrschen die Provinz.

* Mucheln, 4. Sept.

Gestern fand hier eine Volksversammlung statt, wozu aus Halle, Merseburg, Lützen, Weißenfels und allen umliegenden Ortschaften Tausende von Menschen strömten. Die Bürgerwehr holte die Gäste feierlich ein. Unter den Rednern bemerkte man Dr. Sachse aus Merseburg, Wislicenus aus Halle u. A. Wislicenus, der sehr sanft von "gesetzlichen Mitteln zur Erreichung der Republik" sprach, machte wenig Eindruck. Am Schluß erklärte sich die Versammlung auf Befragen des Dr. Sachse und unter anhaltendem stürmischem Jubel aller Anwesenden für die "rothe Republik."

Dessau, 1. Sept.

In der 16. Sitzung des Landtages wurde der Antrag angenommen: "Das Ministerium wird ersucht, durch die betreffenden Kommando's dem Militär sofort bekannt machen zu lassen, daß auch Seitens des Militärs Versammlungen ohne Waffen, behufs Abfassung von Petitionen statt finden dürfen.

* Dessau, 31. August.

In der heutigen Landtagssitzung erklärte der Minister Habicht auf eine Interpellation des Abgeordneten Schilling in Betreff der Verhältnisse zur Centralgewalt: "daß die obschwebenden Verhandlungen sich keineswegs auf eine Inkorporation Anhalts in Preußen bezögen, sondern im Gegentheil auf größere Garantien für die politische Selbstständigkeit Anhalts, auf dessen Vertretung bei der Centralgewalt und auf die Abschaffung der bisherigen anhaltischen Gesandten an anderen Höfen."

Aus dem südlichen Holstein, 4. Sept.

Karl, Graf v. Moltke, unter Christian VIII. Präsident der schleswig-holsteinischen Kanzlei, der Urheber des offenen Briefes, der Mann des Absolutismus und des Prinzips der Staatseinheit der deutschen Herzogthümer mit Dänemark, tritt an die Spitze der Regierung Schleswig-Holsteins. Das ist das erste Ergebniß der Unterhandlungen die Preußen für Deutschland mit Dänemark geführt. Der Mann, der sein Vaterland an das Ausland verrathen, der die Rechte seines Landes mit Füßen trat, um der erste Diener fremder Gewaltmacht zu sein, Karl Moltke kommt gestern mit der Ratifikation des Waffenstillstandes nach Deutschland zurück und ist eher in Rendsburg angekommen, als die Bedingungen des Waffenstillstandes! Aber das Erscheinen dieses Mannes rechtfertigt das Schlimmste, was das Gerücht von der Infamie dieses Waffenstillstandes erzählt. Das ist der Edelmann! "Alter Adel ohne Tadel!" -- In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in Oesterreich mit den Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monat nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das ist kaum weniger ernst und geeignet, auch die Gutmüthigsten aufzuschrecken, als daß Radetzky gleichzeitig mit dem hannoverschen Orden und der Adresse der rechten Seite der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden erhält, den nur ein russischer General, der für Rußland eine Schlacht gewonnen, bekommen hat.

(Brem. Z.)
* Rendsburg, 5. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Rendsburg, 4. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Hamburg, 5. Sept.

Das Dampfboot "Elbe" hat gestern dem Kommandeur des dänischen Blokadegeschwaders die Ratifikation des Waffenstillstandes überbracht, worauf die Blokade bereits aufgehoben ist.

Italien.
* Florenz, 29. Aug.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
17 Paris, 5. Sept.

Zähneknirschend erwidern die henri-philippistischen Blätter auf Cavaignac's Strafpredigt, er solle nicht die Royalisten, sondern die "rothen Republikaner" wegen der Aufstände im Süden beschuldigen; Blut sei nie (!) von der Partei des gesetzlichen Thrones vergossen worden, die "Gazette de France" des Abbe Genoude lehre seit Jahren Unterwürfigkeit unter die Stimmen der Mehrheit, nun sei aber der Süden vom biskayischen Golf bis an die Alpen für einen "erblichen" Präsidenten, folglich ... Worauf Cavaignac sagte: "Ich weiß, gewisse Leute wollen die Republik unten, die Monarchie oben, aber dies neue System werde ich zu verhindern wissen, und die Männer, die sich mit mir der guten Sache gewidmet, werden Gut und Leben, ja selbst die persönliche Ehre dran setzen, die Gelüste der beiden extremen Parteien, deren Journale ich suspendirte, zu vereiteln." Die Kammer votirte die Fortdauer des pariser Belagerungszustandes mit großer Majorität. Der Kommandant der Nationalgarden, General Changarnier, hatte als kompromittirter Royalist zwei Tage Zimmerarrest; der ehemalige Generalsekretär Caussidieres, der entschlossene Republikaner Mo#ier, ist als Oberkommissär in den legitimistischen Süden abgereist. Da geht es bunt her; eine Unzahl gedruckter und autographirter und besiegelter Handbriefe Heinrichs V., aus London und Frohsdorf datirt, circuliren, werden von der Kanzel verlesen, und zu seinem festlichen Empfang organisirt die Pfaffenpartei in Bordeaux und Toulouse wieder eine "Glaubensarmee" mit Amuletten und Eidformeln, wobei sich besonders die, durch die kurz vor dem Februar stattgehabte Verurtheilung des Bruders Leotade wegen Nothzucht und Mord in Toulouse, gereizten Ignorantiner auszeichnen. "Inzwischen befinden sich bereits Agenten der Herzogin von Berr#, Einige sagen sie selbst, in Marseille, und es ist abermals klar, (sagt "Le National de L'Ouest"), daß diese unausstehliche, gleich Schmeißfliegen und Ungeziefer zudringliche Herrscherrasse der Bourbons, durch ihre jüngsten Banditenerfolge in Neapel und Madrid wieder Courage gekriegt hat und das gallische Volk wieder aufs Neue heimsucht. Das wackere Operationsmesser von 93 hat so vielen Krebsschaden noch stehen gelassen, daß an Heilung des Staatskörpers vorläufig noch nicht zu denken ist; zumal wenn unser Schlendrian so fortgeht. Warum erlaubt aber unsere Republik dem Kartätschenkönige der Lazzaroni den Aufenthalt in Europa? O Schande dir, Frankreich! du hast dir selbst die Hände gebunden, du hast dir den Hemmschuh des honentten Konservatismus wieder angelegt. Es ist unzweifelhaft, würde jetzt eine neue Kammer gewählt, sie würde fast ganz royalistisch und das souveränste aller europäischen Völker, zum Hohngelächter der Welt sich wegwerfend, setzte sich wieder einen König ein." Und der Peuple souverän sagt: "Die Demokraten aller Länder sollten an uns ein Beispiel nehmen; Frankreich ist dazu erlesen, immer Experimente zu machen, und gerade dafür muß man ihm danken. Wir haben jetzt handgreiflich und sehr bitter erfahren, daß ein Universalstimmrecht in gewissen Fällen gegen die Demokratie ausschlägt." Wie dies aber möglich ist, das ist den guten Leuten ganz unerklärlich. Lamartine hat, gleichsam um diese Anklage zu rechtfertigen, einen Brief an seine Wähler publicirt, der an Albernheit und Faselei alles übertrifft, was seit Februar aus "republikanischer Feder" geflossen ist.

"Wir verlangen nichts mehr von dieserlei Staatsweisen, unsere Zeit ist noch nicht da, wir wollen wieder warten lernen," ruft "La Liberte" von Lyon, und berichtet, der dortige Arbeitercentralklub "Grand Seminaire" habe die Diskussion des Konstitutionsplans begonnen, und werde von der Kammer fordern, dem Präsidenten der Republik nicht 600,000 Franken Jahreslohn, sondern nur so viel wie jedem andern guten Arbeiter zu zahlen, nicht gerechnet die frrie Wohnung und Heitzung; er dürfe aber nicht im Tuilerienschloß einquartirt werden, das könne als Nationalgut entweder zu Museen der Industrieen und Künste, oder zu einem Nationalerziehungsinstitut verwahrloster Kinder u. dgl. verwandt werden; die von der Thiersklike stets gepriesene Bourgeoisrepublik Amerika halte ihren Präsidenten in Geldsachen auch ziemlich kurz u. s. w. Worüber "l'Echo du Midi" schäumend in Wuth geräth und über "Entweihung des Königspalastes" schreit; der "Constitutionnel" begnügt sich, vornehm die Achsel zu zucken "über diese befremdliche Arroganz des gewiß ehrenwerthen Arbeiterstandes, der jedoch innerhalb seines Lebenskreises bleiben möge." Deutschland's Demokratie macht ihm und dem "Siecle" viel Kummer; "L'Univers" das Jesuitenblatt erzählt, östreichische Offiziere in Mailand hätten über Frankreichs Intervention gespöttelt, aber sehr ernsthaft gesagt: die deutsche Demokratie sei im Stande, die Siegesfrüchte ihnen zu entreißen. Hrn. Victor Hugo's "Evenement" und Pater Lacordaire's "Ere Nouvelle" sind ein Herz und eine Seele, und rathen der Berliner und Wiener "gebildeten, besitzenden Klasse" das Beispiel der Pariser seit dem Juni, zu befolgen, Associationen unter Arbeitern mit Aufsicht des Gesetzes zwar "als Dampflöcher" zu gestatten, Privatateliers zu unterstützen, aber gegen jede "Arbeitsanarchie" materiell keäftig einzuschreiten. Hr. Hugo, ein großer Historiker bekanntlich, beklagt hiebei die deutsche Zerstückeltheit, weil, wenn in einer der vielen deutschen Hauptstädte auch die "materielle Ordnung" siege, in irgend einer andern die "revolutionäre Unordnung" wieder auftauche. Das Gesuch der 10,000 franz. Arbeiter, Lamoriciere (der Kriegsminister) möge ihnen nebst Familie eine Kolonisation in der algierischen Westprovinz erlauben, sie wollten mit "Schweiß und Blut" die Staatsvorschüsse abarbeiten, findet Hr. Hugo "sehr romantisch und rührend", Lamoriciere aber würdigt sie keiner Antwort. Inzwischen naht der Winter und die Misere steigt, das 8 Mill. kostende Zellengefängniß ist fertig!

Paris, 5. August.

(Amtliches). 1) Der Senator A. B. Ardouin hat dem General Cavaignac die Vollmachten überreicht, die ihn als Vertreter der Republik Haiti hieselbst akkreditiren.

2) Dekret, das die Inhaber der alten Lyonbahnaktien noch mit einer Nachfrist bis zum 15. September schmeichelt, um sie zur Nachzahlung der restirenden 250 Fr. per Aktie gegen 25 Fr. Rente zu veranlassen.

3) Dekret, das die Pariser Mobilgarde organisirt. Dieselbe durch die Junischlacht und den Reinigungsprozeß von kommunistischen Elementen bedeutend geschmolzen, besteht von heute an wieder aus 25 Bataillonen zu 650 Mann, deren Sold für die alten Gemeinen auf 1 1/2 Fr. und für die neuen Gemeinen auf 1 1/4 Fr. per Tag festgesetzt bleibt, wofür sie sich aber selbst beköstigen und reinigen müssen. Der Anwerbende darf nicht unter 16 und nicht über 30 Jahr alt sein und muß außerdem noch Eltern, Verwandte, Vormund oder ansässige Bürger beibringen, die für seine Existenz bürgen, falls der Angeworbene aus dem Dienst gejagt wird.

Dieser neuen Mobilgarde von 16250 Mann will Cavaignac die Obhut der Stadt Paris anvertrauen und ihr nur 25000 Mann Linientruppen beigeben. Die übrigen 25000 Mann werden sich in die Gegend von Metz zurückziehen, wo ein Lager von 5 Divisionen zusammengezogen werden soll

-- De Talnay, früher in Hamburg und jüngst in London, geht an Savoie's Stelle nach Frankfurt, um die Republik zu vertreten.

-- Die Nationalversammlung ist von ihrem Plane, täglich zwei Sitzungen zu halten, bald zurückgekommen. Sie wird die Montage, Dienstage, Mittwoche und Donnerstage der neuen Verfassung und die Freitage und Sonnabende den übrigen Geschäften widmen.

-- Cavaignac bereitet sich in aller Stille zum Kriege vor. Gestern untersuchten sogar Ingenieur-Offiziere die Tragweite unserer Wälle und Bastionen, um im Falle einer Belagerung die Wirkung unserer Artillerie zu berechnen.

-- Die Polizei machte gestern Jagd auf 1) Proudhon's Le Peuple, 2) Brief an den Marschall Bugeaud d'Isly von dem Negozianten Jacques Frederic Vignie, 3) Biancourt's "Dieu le veut."

Außerdem raffte sie die legitimistischen Blätter Peuple Francais und den "Mund von Stahl (Bouche d'acier)" mit weg. Ihr Appetit erstreckte sich sogar auf einige kleine Zettel, mittelst welcher uns die Luxusfreunde die Nothwendigkeit der Rückkehr eines verschwenderischen Hofes täglich vor demonstriren.

mokratische Korporationen, die Nationalgarde, sowie die Bevölkerung Wiens zu dieser Demonstration einzuladen.

Folgende Dispositionen waren getroffen: Sonntag den 3. Septbr. werden sich sämmtliche Demokraten Wiens, zur Begehung dieser Leichenfeier, am Glacis nächst dem rothen Hause versammeln.

Der demokratische Verein, der liberale Verein und der Arbeiterverein, werden in Corpore mit den Vereinsfahnen erscheinen.

Der Frauenverein wird in schwarzen Kleidern daran Theil nehmen.

Dr. Tausenau, Präsident des demokratischen Vereines, hat die Einladung der akademischen Jugend übernommen.

Der ehemalige Sicherheitsausschuß, jetzt sich zum Ausschuß der Wahrung der Volksrechte konstituirend, wird sich jedenfalls dabei betheiligen.

Auch an die Nationalgarde und einzelne Mitglieder des Reichstags wird die Einladung ergehn. Um vier Uhr wird sich der geordnete Zug auf den Wehringer Friedhof begeben und der protestantische Pastor Löbenstein, Bruder des Schrifistellers Löbenstein, und der deutschkatholische Pater Petri, werden auf den Gräbern der gefallenen Leichenreden halten.

So eben wird aber bekannt, daß das Ministerium die beabsichtigten Feier verboten hat. Es ist vorauszusehen, daß dies Verbot unter der gesammten Bevölkerung eine neue, tiefe Aufregung hervorbringen wird.

In der heutigen Versammlung des ersten Wiener Arbeitervereines sprach Herr Marx über social-ökonomische Zustände.

41 Provinz Sachsen, 3. Sept.

Je mehr die Regierungen von Merseburg und Erfurt der Demokratie entgegenwirkenum, so mächtiger scheint diese sich zu erheben. Auf heute ist der vierte Thüringer Volkstag ausgeschrieben, welcher in einem Walde bei Erfurt statt finden soll, geleitet von den Buchhändlern Berlepsch und Straube. Die Regierung zu Erfurt hat bekanntlich die Theilnahme von Nichtpreußen an solchen Versammlungen verboten, indessen ladet das Programm alle Nachbarn: Weimaraner und Gothaer, Schwarzburger und Meininger zu dem Volkstage ein. Die Regierung kann ihr Verbot nicht durchsetzen. Sehr schlimm für die Autorität der Regierung! Die Regierung von Merseburg publizirt aufs Neue den §. 151 des Strafrechts und fordert ihre Polizei zur strengsten Handhabung desselben auf. (Erregung von Mißvergnügen und ähnliche liebenswürdige Bestimmungen). Das Vertrauen des Volkes zum Abgeordneten Krackrügge wächst immer mehr. Die Erbitterung, welche die Reaktionspartei erzeugt, wird immer bedrohlicher. Die bekannte Disziplinarverfügung der Minister Hansemann und Kühlwetter wegen der mißliebigen und verhaßten Beamten hat in der Provinz Sachsen, unter dem Ober-Präsidenten v. Bonin, keine Folgen. Die höheren Beamten und Offiziere halten fest zusammen und beherrschen die Provinz.

* Mucheln, 4. Sept.

Gestern fand hier eine Volksversammlung statt, wozu aus Halle, Merseburg, Lützen, Weißenfels und allen umliegenden Ortschaften Tausende von Menschen strömten. Die Bürgerwehr holte die Gäste feierlich ein. Unter den Rednern bemerkte man Dr. Sachse aus Merseburg, Wislicenus aus Halle u. A. Wislicenus, der sehr sanft von „gesetzlichen Mitteln zur Erreichung der Republik“ sprach, machte wenig Eindruck. Am Schluß erklärte sich die Versammlung auf Befragen des Dr. Sachse und unter anhaltendem stürmischem Jubel aller Anwesenden für die „rothe Republik.“

Dessau, 1. Sept.

In der 16. Sitzung des Landtages wurde der Antrag angenommen: „Das Ministerium wird ersucht, durch die betreffenden Kommando's dem Militär sofort bekannt machen zu lassen, daß auch Seitens des Militärs Versammlungen ohne Waffen, behufs Abfassung von Petitionen statt finden dürfen.

* Dessau, 31. August.

In der heutigen Landtagssitzung erklärte der Minister Habicht auf eine Interpellation des Abgeordneten Schilling in Betreff der Verhältnisse zur Centralgewalt: „daß die obschwebenden Verhandlungen sich keineswegs auf eine Inkorporation Anhalts in Preußen bezögen, sondern im Gegentheil auf größere Garantien für die politische Selbstständigkeit Anhalts, auf dessen Vertretung bei der Centralgewalt und auf die Abschaffung der bisherigen anhaltischen Gesandten an anderen Höfen.“

Aus dem südlichen Holstein, 4. Sept.

Karl, Graf v. Moltke, unter Christian VIII. Präsident der schleswig-holsteinischen Kanzlei, der Urheber des offenen Briefes, der Mann des Absolutismus und des Prinzips der Staatseinheit der deutschen Herzogthümer mit Dänemark, tritt an die Spitze der Regierung Schleswig-Holsteins. Das ist das erste Ergebniß der Unterhandlungen die Preußen für Deutschland mit Dänemark geführt. Der Mann, der sein Vaterland an das Ausland verrathen, der die Rechte seines Landes mit Füßen trat, um der erste Diener fremder Gewaltmacht zu sein, Karl Moltke kommt gestern mit der Ratifikation des Waffenstillstandes nach Deutschland zurück und ist eher in Rendsburg angekommen, als die Bedingungen des Waffenstillstandes! Aber das Erscheinen dieses Mannes rechtfertigt das Schlimmste, was das Gerücht von der Infamie dieses Waffenstillstandes erzählt. Das ist der Edelmann! „Alter Adel ohne Tadel!“ — In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in Oesterreich mit den Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monat nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das ist kaum weniger ernst und geeignet, auch die Gutmüthigsten aufzuschrecken, als daß Radetzky gleichzeitig mit dem hannoverschen Orden und der Adresse der rechten Seite der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden erhält, den nur ein russischer General, der für Rußland eine Schlacht gewonnen, bekommen hat.

(Brem. Z.)
* Rendsburg, 5. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Rendsburg, 4. Sept.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Hamburg, 5. Sept.

Das Dampfboot „Elbe“ hat gestern dem Kommandeur des dänischen Blokadegeschwaders die Ratifikation des Waffenstillstandes überbracht, worauf die Blokade bereits aufgehoben ist.

Italien.
* Florenz, 29. Aug.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
17 Paris, 5. Sept.

Zähneknirschend erwidern die henri-philippistischen Blätter auf Cavaignac's Strafpredigt, er solle nicht die Royalisten, sondern die „rothen Republikaner“ wegen der Aufstände im Süden beschuldigen; Blut sei nie (!) von der Partei des gesetzlichen Thrones vergossen worden, die „Gazette de France“ des Abbe Genoude lehre seit Jahren Unterwürfigkeit unter die Stimmen der Mehrheit, nun sei aber der Süden vom biskayischen Golf bis an die Alpen für einen „erblichen“ Präsidenten, folglich … Worauf Cavaignac sagte: „Ich weiß, gewisse Leute wollen die Republik unten, die Monarchie oben, aber dies neue System werde ich zu verhindern wissen, und die Männer, die sich mit mir der guten Sache gewidmet, werden Gut und Leben, ja selbst die persönliche Ehre dran setzen, die Gelüste der beiden extremen Parteien, deren Journale ich suspendirte, zu vereiteln.“ Die Kammer votirte die Fortdauer des pariser Belagerungszustandes mit großer Majorität. Der Kommandant der Nationalgarden, General Changarnier, hatte als kompromittirter Royalist zwei Tage Zimmerarrest; der ehemalige Generalsekretär Caussidieres, der entschlossene Republikaner Mo#ier, ist als Oberkommissär in den legitimistischen Süden abgereist. Da geht es bunt her; eine Unzahl gedruckter und autographirter und besiegelter Handbriefe Heinrichs V., aus London und Frohsdorf datirt, circuliren, werden von der Kanzel verlesen, und zu seinem festlichen Empfang organisirt die Pfaffenpartei in Bordeaux und Toulouse wieder eine „Glaubensarmee“ mit Amuletten und Eidformeln, wobei sich besonders die, durch die kurz vor dem Februar stattgehabte Verurtheilung des Bruders Leotade wegen Nothzucht und Mord in Toulouse, gereizten Ignorantiner auszeichnen. „Inzwischen befinden sich bereits Agenten der Herzogin von Berr#, Einige sagen sie selbst, in Marseille, und es ist abermals klar, (sagt „Le National de L'Ouest“), daß diese unausstehliche, gleich Schmeißfliegen und Ungeziefer zudringliche Herrscherrasse der Bourbons, durch ihre jüngsten Banditenerfolge in Neapel und Madrid wieder Courage gekriegt hat und das gallische Volk wieder aufs Neue heimsucht. Das wackere Operationsmesser von 93 hat so vielen Krebsschaden noch stehen gelassen, daß an Heilung des Staatskörpers vorläufig noch nicht zu denken ist; zumal wenn unser Schlendrian so fortgeht. Warum erlaubt aber unsere Republik dem Kartätschenkönige der Lazzaroni den Aufenthalt in Europa? O Schande dir, Frankreich! du hast dir selbst die Hände gebunden, du hast dir den Hemmschuh des honentten Konservatismus wieder angelegt. Es ist unzweifelhaft, würde jetzt eine neue Kammer gewählt, sie würde fast ganz royalistisch und das souveränste aller europäischen Völker, zum Hohngelächter der Welt sich wegwerfend, setzte sich wieder einen König ein.“ Und der Peuple souverän sagt: „Die Demokraten aller Länder sollten an uns ein Beispiel nehmen; Frankreich ist dazu erlesen, immer Experimente zu machen, und gerade dafür muß man ihm danken. Wir haben jetzt handgreiflich und sehr bitter erfahren, daß ein Universalstimmrecht in gewissen Fällen gegen die Demokratie ausschlägt.“ Wie dies aber möglich ist, das ist den guten Leuten ganz unerklärlich. Lamartine hat, gleichsam um diese Anklage zu rechtfertigen, einen Brief an seine Wähler publicirt, der an Albernheit und Faselei alles übertrifft, was seit Februar aus „republikanischer Feder“ geflossen ist.

„Wir verlangen nichts mehr von dieserlei Staatsweisen, unsere Zeit ist noch nicht da, wir wollen wieder warten lernen,“ ruft „La Liberte“ von Lyon, und berichtet, der dortige Arbeitercentralklub „Grand Seminaire“ habe die Diskussion des Konstitutionsplans begonnen, und werde von der Kammer fordern, dem Präsidenten der Republik nicht 600,000 Franken Jahreslohn, sondern nur so viel wie jedem andern guten Arbeiter zu zahlen, nicht gerechnet die frrie Wohnung und Heitzung; er dürfe aber nicht im Tuilerienschloß einquartirt werden, das könne als Nationalgut entweder zu Museen der Industrieen und Künste, oder zu einem Nationalerziehungsinstitut verwahrloster Kinder u. dgl. verwandt werden; die von der Thiersklike stets gepriesene Bourgeoisrepublik Amerika halte ihren Präsidenten in Geldsachen auch ziemlich kurz u. s. w. Worüber „l'Echo du Midi“ schäumend in Wuth geräth und über „Entweihung des Königspalastes“ schreit; der „Constitutionnel“ begnügt sich, vornehm die Achsel zu zucken „über diese befremdliche Arroganz des gewiß ehrenwerthen Arbeiterstandes, der jedoch innerhalb seines Lebenskreises bleiben möge.“ Deutschland's Demokratie macht ihm und dem „Siecle“ viel Kummer; „L'Univers“ das Jesuitenblatt erzählt, östreichische Offiziere in Mailand hätten über Frankreichs Intervention gespöttelt, aber sehr ernsthaft gesagt: die deutsche Demokratie sei im Stande, die Siegesfrüchte ihnen zu entreißen. Hrn. Victor Hugo's „Evenement“ und Pater Lacordaire's „Ere Nouvelle“ sind ein Herz und eine Seele, und rathen der Berliner und Wiener „gebildeten, besitzenden Klasse“ das Beispiel der Pariser seit dem Juni, zu befolgen, Associationen unter Arbeitern mit Aufsicht des Gesetzes zwar „als Dampflöcher“ zu gestatten, Privatateliers zu unterstützen, aber gegen jede „Arbeitsanarchie“ materiell keäftig einzuschreiten. Hr. Hugo, ein großer Historiker bekanntlich, beklagt hiebei die deutsche Zerstückeltheit, weil, wenn in einer der vielen deutschen Hauptstädte auch die „materielle Ordnung“ siege, in irgend einer andern die „revolutionäre Unordnung“ wieder auftauche. Das Gesuch der 10,000 franz. Arbeiter, Lamoriciere (der Kriegsminister) möge ihnen nebst Familie eine Kolonisation in der algierischen Westprovinz erlauben, sie wollten mit „Schweiß und Blut“ die Staatsvorschüsse abarbeiten, findet Hr. Hugo „sehr romantisch und rührend“, Lamoriciere aber würdigt sie keiner Antwort. Inzwischen naht der Winter und die Misere steigt, das 8 Mill. kostende Zellengefängniß ist fertig!

Paris, 5. August.

(Amtliches). 1) Der Senator A. B. Ardouin hat dem General Cavaignac die Vollmachten überreicht, die ihn als Vertreter der Republik Haiti hieselbst akkreditiren.

2) Dekret, das die Inhaber der alten Lyonbahnaktien noch mit einer Nachfrist bis zum 15. September schmeichelt, um sie zur Nachzahlung der restirenden 250 Fr. per Aktie gegen 25 Fr. Rente zu veranlassen.

3) Dekret, das die Pariser Mobilgarde organisirt. Dieselbe durch die Junischlacht und den Reinigungsprozeß von kommunistischen Elementen bedeutend geschmolzen, besteht von heute an wieder aus 25 Bataillonen zu 650 Mann, deren Sold für die alten Gemeinen auf 1 1/2 Fr. und für die neuen Gemeinen auf 1 1/4 Fr. per Tag festgesetzt bleibt, wofür sie sich aber selbst beköstigen und reinigen müssen. Der Anwerbende darf nicht unter 16 und nicht über 30 Jahr alt sein und muß außerdem noch Eltern, Verwandte, Vormund oder ansässige Bürger beibringen, die für seine Existenz bürgen, falls der Angeworbene aus dem Dienst gejagt wird.

Dieser neuen Mobilgarde von 16250 Mann will Cavaignac die Obhut der Stadt Paris anvertrauen und ihr nur 25000 Mann Linientruppen beigeben. Die übrigen 25000 Mann werden sich in die Gegend von Metz zurückziehen, wo ein Lager von 5 Divisionen zusammengezogen werden soll

— De Talnay, früher in Hamburg und jüngst in London, geht an Savoie's Stelle nach Frankfurt, um die Republik zu vertreten.

— Die Nationalversammlung ist von ihrem Plane, täglich zwei Sitzungen zu halten, bald zurückgekommen. Sie wird die Montage, Dienstage, Mittwoche und Donnerstage der neuen Verfassung und die Freitage und Sonnabende den übrigen Geschäften widmen.

— Cavaignac bereitet sich in aller Stille zum Kriege vor. Gestern untersuchten sogar Ingenieur-Offiziere die Tragweite unserer Wälle und Bastionen, um im Falle einer Belagerung die Wirkung unserer Artillerie zu berechnen.

— Die Polizei machte gestern Jagd auf 1) Proudhon's Le Peuple, 2) Brief an den Marschall Bugeaud d'Isly von dem Negozianten Jacques Fréderic Vignié, 3) Biancourt's „Dieu le veut.“

Außerdem raffte sie die legitimistischen Blätter Peuple Français und den „Mund von Stahl (Bouche d'acier)“ mit weg. Ihr Appetit erstreckte sich sogar auf einige kleine Zettel, mittelst welcher uns die Luxusfreunde die Nothwendigkeit der Rückkehr eines verschwenderischen Hofes täglich vor demonstriren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar097_006" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="0487"/>
mokratische Korporationen, die                         Nationalgarde, sowie die Bevölkerung Wiens zu dieser Demonstration                         einzuladen.</p>
          <p>Folgende Dispositionen waren getroffen: Sonntag den 3. Septbr. werden sich                         sämmtliche Demokraten Wiens, zur Begehung dieser Leichenfeier, am Glacis                         nächst dem rothen Hause versammeln.</p>
          <p>Der demokratische Verein, der liberale Verein und der Arbeiterverein, werden                         in Corpore mit den Vereinsfahnen erscheinen.</p>
          <p>Der Frauenverein wird in schwarzen Kleidern daran Theil nehmen.</p>
          <p>Dr. Tausenau, Präsident des demokratischen Vereines, hat die Einladung der                         akademischen Jugend übernommen.</p>
          <p>Der ehemalige Sicherheitsausschuß, jetzt sich zum Ausschuß der Wahrung der                         Volksrechte konstituirend, wird sich jedenfalls dabei betheiligen.</p>
          <p>Auch an die Nationalgarde und einzelne Mitglieder des Reichstags wird die                         Einladung ergehn. Um vier Uhr wird sich der geordnete Zug auf den Wehringer                         Friedhof begeben und der protestantische Pastor Löbenstein, Bruder des                         Schrifistellers Löbenstein, und der deutschkatholische Pater Petri, werden                         auf den Gräbern der gefallenen Leichenreden halten.</p>
          <p>So eben wird aber bekannt, daß das Ministerium die beabsichtigten Feier                         verboten hat. Es ist vorauszusehen, daß dies Verbot unter der gesammten                         Bevölkerung eine neue, tiefe Aufregung hervorbringen wird.</p>
          <p>In der heutigen Versammlung des ersten Wiener Arbeitervereines sprach Herr                         Marx über social-ökonomische Zustände.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar097_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>41</author></bibl> Provinz Sachsen, 3. Sept.</head>
          <p>Je mehr die Regierungen von Merseburg und Erfurt der Demokratie                         entgegenwirkenum, so mächtiger scheint diese sich zu erheben. Auf heute ist                         der vierte Thüringer Volkstag ausgeschrieben, welcher in einem Walde bei                         Erfurt statt finden soll, geleitet von den Buchhändlern Berlepsch und                         Straube. Die Regierung zu Erfurt hat bekanntlich die Theilnahme von                         Nichtpreußen an solchen Versammlungen verboten, indessen ladet das Programm                         alle Nachbarn: Weimaraner und Gothaer, Schwarzburger und Meininger zu dem                         Volkstage ein. Die Regierung kann ihr Verbot nicht durchsetzen. Sehr schlimm                         für die Autorität der Regierung! Die Regierung von Merseburg publizirt aufs                         Neue den §. 151 des Strafrechts und fordert ihre Polizei zur strengsten                         Handhabung desselben auf. (Erregung von Mißvergnügen und ähnliche                         liebenswürdige Bestimmungen). Das Vertrauen des Volkes zum Abgeordneten                         Krackrügge wächst immer mehr. Die Erbitterung, welche die Reaktionspartei                         erzeugt, wird immer bedrohlicher. Die bekannte Disziplinarverfügung der                         Minister Hansemann und Kühlwetter wegen der mißliebigen und verhaßten                         Beamten hat in der Provinz Sachsen, unter dem Ober-Präsidenten v. Bonin,                         keine Folgen. Die höheren Beamten und Offiziere halten fest zusammen und                         beherrschen die Provinz.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar097_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Mucheln, 4. Sept.</head>
          <p>Gestern fand hier eine Volksversammlung statt, wozu aus Halle, Merseburg,                         Lützen, Weißenfels und allen umliegenden Ortschaften Tausende von Menschen                         strömten. Die Bürgerwehr holte die Gäste feierlich ein. Unter den Rednern                         bemerkte man Dr. Sachse aus Merseburg, Wislicenus aus Halle u. A.                         Wislicenus, der sehr sanft von &#x201E;gesetzlichen Mitteln zur Erreichung der                         Republik&#x201C; sprach, machte wenig Eindruck. Am Schluß erklärte sich die                         Versammlung auf Befragen des Dr. Sachse und unter anhaltendem stürmischem                         Jubel aller Anwesenden für die &#x201E;<hi rendition="#g">rothe Republik</hi>.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar097_009" type="jArticle">
          <head>Dessau, 1. Sept.</head>
          <p>In der 16. Sitzung des Landtages wurde der Antrag angenommen: &#x201E;Das                         Ministerium wird ersucht, durch die betreffenden Kommando's dem Militär                         sofort bekannt machen zu lassen, daß auch Seitens des Militärs Versammlungen                         ohne Waffen, behufs Abfassung von Petitionen statt finden dürfen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar097_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dessau, 31. August.</head>
          <p>In der heutigen Landtagssitzung erklärte der Minister Habicht auf eine                         Interpellation des Abgeordneten Schilling in Betreff der Verhältnisse zur                         Centralgewalt: &#x201E;daß die obschwebenden Verhandlungen sich keineswegs auf eine                         Inkorporation Anhalts in Preußen bezögen, sondern im Gegentheil auf größere                         Garantien für die <hi rendition="#g">politische Selbstständigkeit                             Anhalts</hi>, auf dessen Vertretung bei der Centralgewalt und auf die                         Abschaffung der bisherigen anhaltischen Gesandten an anderen Höfen.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar097_011" type="jArticle">
          <head>Aus dem südlichen Holstein, 4. Sept.</head>
          <p>Karl, Graf v. Moltke, unter Christian VIII. Präsident der                         schleswig-holsteinischen Kanzlei, der Urheber des offenen Briefes, der Mann                         des Absolutismus und des Prinzips der Staatseinheit der deutschen                         Herzogthümer mit Dänemark, tritt an die Spitze der Regierung                         Schleswig-Holsteins. Das ist das erste Ergebniß der Unterhandlungen die                         Preußen für Deutschland mit Dänemark geführt. Der Mann, der sein Vaterland                         an das Ausland verrathen, der die Rechte seines Landes mit Füßen trat, um                         der erste Diener fremder Gewaltmacht zu sein, Karl Moltke kommt gestern mit                         der Ratifikation des Waffenstillstandes nach Deutschland zurück und ist eher                         in Rendsburg angekommen, als die Bedingungen des Waffenstillstandes! Aber                         das Erscheinen dieses Mannes rechtfertigt das Schlimmste, was das Gerücht                         von der Infamie dieses Waffenstillstandes erzählt. Das ist der Edelmann!                         &#x201E;Alter Adel ohne Tadel!&#x201C; &#x2014; In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in                         Oesterreich mit den Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monat                         nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht                         Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von                         40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in                         Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das                         ist kaum weniger ernst und geeignet, auch die Gutmüthigsten aufzuschrecken,                         als daß Radetzky gleichzeitig mit dem hannoverschen Orden und der Adresse                         der rechten Seite der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden                         erhält, den nur ein russischer General, der für Rußland eine Schlacht                         gewonnen, bekommen hat.</p>
          <bibl>(Brem. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar097_012_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Republikanische Kundgebungen (Schleswig-Holstein). In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 671.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rendsburg, 5. Sept.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar097_013_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Sitzung der Landesversammlung (Schleswig-Holstein). In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 673.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rendsburg, 4. Sept.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar097_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Hamburg, 5. Sept.</head>
          <p>Das Dampfboot &#x201E;Elbe&#x201C; hat gestern dem Kommandeur des dänischen                         Blokadegeschwaders die Ratifikation des Waffenstillstandes überbracht,                         worauf die Blokade bereits aufgehoben ist.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar097_015_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 8. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 674.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 29. Aug.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar097_016_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 8. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 674.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar097_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 5. Sept.</head>
          <p>Zähneknirschend erwidern die henri-philippistischen Blätter auf Cavaignac's                         Strafpredigt, er solle nicht die Royalisten, sondern die &#x201E;rothen                         Republikaner&#x201C; wegen der Aufstände im Süden beschuldigen; Blut <hi rendition="#g">sei nie</hi> (!) von der Partei des gesetzlichen Thrones                         vergossen worden, die &#x201E;Gazette de France&#x201C; des Abbe Genoude lehre seit Jahren                         Unterwürfigkeit unter die Stimmen der Mehrheit, nun sei aber der Süden vom                         biskayischen Golf bis an die Alpen für einen &#x201E;erblichen&#x201C; Präsidenten,                         folglich &#x2026; Worauf Cavaignac sagte: &#x201E;Ich weiß, gewisse Leute wollen die                         Republik unten, die Monarchie oben, aber dies neue System werde ich zu                         verhindern wissen, und die Männer, die sich mit mir der guten Sache                         gewidmet, werden Gut und Leben, ja selbst die persönliche Ehre dran setzen,                         die Gelüste der beiden extremen Parteien, deren Journale ich suspendirte, zu                         vereiteln.&#x201C; Die Kammer votirte die Fortdauer des pariser                         Belagerungszustandes mit großer Majorität. Der Kommandant der                         Nationalgarden, General Changarnier, hatte als kompromittirter Royalist zwei                         Tage Zimmerarrest; der ehemalige Generalsekretär Caussidieres, der                         entschlossene Republikaner Mo#ier, ist als Oberkommissär in den                         legitimistischen Süden abgereist. Da geht es bunt her; eine Unzahl                         gedruckter und autographirter und besiegelter Handbriefe Heinrichs V., aus                         London und Frohsdorf datirt, circuliren, werden von der Kanzel verlesen, und                         zu seinem festlichen Empfang organisirt die Pfaffenpartei in Bordeaux und                         Toulouse wieder eine &#x201E;Glaubensarmee&#x201C; mit Amuletten und Eidformeln, wobei                         sich besonders die, durch die kurz vor dem Februar stattgehabte                         Verurtheilung des Bruders Leotade wegen Nothzucht und Mord in Toulouse,                         gereizten Ignorantiner auszeichnen. &#x201E;Inzwischen befinden sich bereits                         Agenten der Herzogin von Berr#, Einige sagen sie selbst, in Marseille, und                         es ist abermals klar, (sagt &#x201E;Le National de L'Ouest&#x201C;), daß diese                         unausstehliche, <hi rendition="#g">gleich Schmeißfliegen</hi> und <hi rendition="#g">Ungeziefer</hi> zudringliche Herrscherrasse der Bourbons,                         durch ihre jüngsten Banditenerfolge in Neapel und Madrid wieder Courage                         gekriegt hat und das gallische Volk wieder aufs Neue heimsucht. Das wackere                         Operationsmesser von 93 hat so vielen Krebsschaden noch stehen gelassen, daß                         an Heilung des Staatskörpers vorläufig noch nicht zu denken ist; zumal wenn                         unser Schlendrian so fortgeht. Warum erlaubt aber unsere Republik dem                         Kartätschenkönige der Lazzaroni den Aufenthalt in Europa? O Schande dir,                         Frankreich! du hast dir selbst die Hände gebunden, du hast dir den Hemmschuh                         des honentten Konservatismus wieder angelegt. Es ist unzweifelhaft, würde                         jetzt eine neue Kammer gewählt, sie würde fast ganz royalistisch und das                         souveränste aller europäischen Völker, zum Hohngelächter der Welt sich                         wegwerfend, setzte sich wieder einen König ein.&#x201C; Und der Peuple souverän                         sagt: &#x201E;Die Demokraten aller Länder sollten an uns ein Beispiel nehmen;                         Frankreich ist dazu erlesen, immer Experimente zu machen, und gerade dafür                         muß man ihm danken. Wir haben jetzt handgreiflich und sehr bitter erfahren,                         daß ein Universalstimmrecht in gewissen Fällen gegen die Demokratie                         ausschlägt.&#x201C; Wie dies aber möglich ist, das ist den guten Leuten ganz                         unerklärlich. Lamartine hat, gleichsam um diese Anklage zu rechtfertigen,                         einen Brief an seine Wähler publicirt, der an Albernheit und Faselei alles                         übertrifft, was seit Februar aus &#x201E;republikanischer Feder&#x201C; geflossen ist.</p>
          <p>&#x201E;Wir verlangen nichts mehr von dieserlei Staatsweisen, unsere Zeit ist noch                         nicht da, wir wollen wieder warten lernen,&#x201C; ruft &#x201E;La Liberte&#x201C; von Lyon, und                         berichtet, der dortige Arbeitercentralklub &#x201E;Grand Seminaire&#x201C; habe die                         Diskussion des Konstitutionsplans begonnen, und werde von der Kammer                         fordern, dem Präsidenten der Republik nicht 600,000 Franken Jahreslohn,                         sondern nur so viel wie <hi rendition="#g">jedem andern guten Arbeiter</hi> zu zahlen, nicht gerechnet die frrie Wohnung und Heitzung; er dürfe aber                         nicht im Tuilerienschloß einquartirt werden, das könne als Nationalgut                         entweder zu Museen der Industrieen und Künste, oder zu einem                         Nationalerziehungsinstitut verwahrloster Kinder u. dgl. verwandt werden; die                         von der Thiersklike stets gepriesene Bourgeoisrepublik Amerika halte ihren                         Präsidenten in Geldsachen auch ziemlich kurz u. s. w. Worüber &#x201E;l'Echo du                         Midi&#x201C; schäumend in Wuth geräth und über &#x201E;Entweihung des Königspalastes&#x201C;                         schreit; der &#x201E;Constitutionnel&#x201C; begnügt sich, vornehm die Achsel zu zucken                         &#x201E;über diese befremdliche Arroganz des gewiß ehrenwerthen Arbeiterstandes,                         der jedoch <hi rendition="#g">innerhalb seines Lebenskreises</hi> bleiben                         möge.&#x201C; Deutschland's Demokratie macht ihm und dem &#x201E;Siecle&#x201C; viel Kummer;                         &#x201E;L'Univers&#x201C; das Jesuitenblatt erzählt, östreichische Offiziere in Mailand                         hätten über Frankreichs Intervention gespöttelt, aber sehr ernsthaft gesagt: <hi rendition="#g">die deutsche Demokratie sei im Stande, die                             Siegesfrüchte ihnen zu entreißen</hi>. Hrn. Victor Hugo's &#x201E;Evenement&#x201C;                         und Pater Lacordaire's &#x201E;Ere Nouvelle&#x201C; sind ein Herz und eine Seele, und                         rathen der Berliner und Wiener &#x201E;gebildeten, besitzenden Klasse&#x201C; das Beispiel                         der Pariser seit dem Juni, zu befolgen, Associationen unter Arbeitern mit                         Aufsicht des Gesetzes zwar &#x201E;als Dampflöcher&#x201C; zu gestatten, Privatateliers zu                         unterstützen, aber gegen jede &#x201E;Arbeitsanarchie&#x201C; materiell keäftig                         einzuschreiten. Hr. Hugo, ein großer Historiker bekanntlich, beklagt hiebei                         die deutsche Zerstückeltheit, weil, wenn in einer der vielen deutschen                         Hauptstädte auch die &#x201E;materielle Ordnung&#x201C; siege, in irgend einer andern die                         &#x201E;revolutionäre Unordnung&#x201C; wieder auftauche. Das Gesuch der 10,000 franz.                         Arbeiter, Lamoriciere (der Kriegsminister) möge ihnen nebst Familie eine                         Kolonisation in der algierischen Westprovinz erlauben, sie wollten mit                         &#x201E;Schweiß und Blut&#x201C; die Staatsvorschüsse abarbeiten, findet Hr. Hugo &#x201E;sehr                         romantisch und rührend&#x201C;, Lamoriciere aber würdigt sie keiner Antwort.                         Inzwischen naht der Winter und die Misere steigt, das 8 Mill. kostende                         Zellengefängniß ist fertig!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar097_018" type="jArticle">
          <head>Paris, 5. August.</head>
          <p>(Amtliches). 1) Der Senator A. B. Ardouin hat dem General Cavaignac die                         Vollmachten überreicht, die ihn als Vertreter der Republik Haiti hieselbst                         akkreditiren.</p>
          <p>2) Dekret, das die Inhaber der alten Lyonbahnaktien noch mit einer Nachfrist                         bis zum 15. September schmeichelt, um sie zur Nachzahlung der restirenden                         250 Fr. per Aktie gegen 25 Fr. Rente zu veranlassen.</p>
          <p>3) Dekret, das die Pariser Mobilgarde organisirt. Dieselbe durch die                         Junischlacht und den Reinigungsprozeß von kommunistischen Elementen                         bedeutend geschmolzen, besteht von heute an wieder aus 25 Bataillonen zu 650                         Mann, deren Sold für die alten Gemeinen auf 1 1/2 Fr. und für die neuen                         Gemeinen auf 1 1/4 Fr. per Tag festgesetzt bleibt, wofür sie sich aber                         selbst beköstigen und reinigen müssen. Der Anwerbende darf nicht unter 16                         und nicht über 30 Jahr alt sein und muß außerdem noch Eltern, Verwandte,                         Vormund oder ansässige Bürger beibringen, die für seine Existenz bürgen,                         falls der Angeworbene aus dem Dienst gejagt wird.</p>
          <p>Dieser neuen Mobilgarde von 16250 Mann will Cavaignac die Obhut der Stadt                         Paris anvertrauen und ihr nur 25000 Mann Linientruppen beigeben. Die übrigen                         25000 Mann werden sich in die Gegend von Metz zurückziehen, wo ein Lager von                         5 Divisionen zusammengezogen werden soll</p>
          <p>&#x2014; De Talnay, früher in Hamburg und jüngst in London, geht an Savoie's Stelle                         nach Frankfurt, um die Republik zu vertreten.</p>
          <p>&#x2014; Die Nationalversammlung ist von ihrem Plane, täglich zwei Sitzungen zu                         halten, bald zurückgekommen. Sie wird die Montage, Dienstage, Mittwoche und                         Donnerstage der neuen Verfassung und die Freitage und Sonnabende den übrigen                         Geschäften widmen.</p>
          <p>&#x2014; Cavaignac bereitet sich in aller Stille zum Kriege vor. Gestern                         untersuchten sogar Ingenieur-Offiziere die Tragweite unserer Wälle und                         Bastionen, um im Falle einer Belagerung die Wirkung unserer Artillerie zu                         berechnen.</p>
          <p>&#x2014; Die Polizei machte gestern Jagd auf 1) Proudhon's Le Peuple, 2) Brief an                         den Marschall Bugeaud d'Isly von dem Negozianten Jacques Fréderic Vignié, 3)                         Biancourt's &#x201E;Dieu le veut.&#x201C;</p>
          <p>Außerdem raffte sie die legitimistischen Blätter Peuple Français und den                         &#x201E;Mund von Stahl (Bouche d'acier)&#x201C; mit weg. Ihr Appetit erstreckte sich sogar                         auf einige kleine Zettel, mittelst welcher uns die Luxusfreunde die                         Nothwendigkeit der Rückkehr eines verschwenderischen Hofes täglich vor                         demonstriren.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0487/0003] mokratische Korporationen, die Nationalgarde, sowie die Bevölkerung Wiens zu dieser Demonstration einzuladen. Folgende Dispositionen waren getroffen: Sonntag den 3. Septbr. werden sich sämmtliche Demokraten Wiens, zur Begehung dieser Leichenfeier, am Glacis nächst dem rothen Hause versammeln. Der demokratische Verein, der liberale Verein und der Arbeiterverein, werden in Corpore mit den Vereinsfahnen erscheinen. Der Frauenverein wird in schwarzen Kleidern daran Theil nehmen. Dr. Tausenau, Präsident des demokratischen Vereines, hat die Einladung der akademischen Jugend übernommen. Der ehemalige Sicherheitsausschuß, jetzt sich zum Ausschuß der Wahrung der Volksrechte konstituirend, wird sich jedenfalls dabei betheiligen. Auch an die Nationalgarde und einzelne Mitglieder des Reichstags wird die Einladung ergehn. Um vier Uhr wird sich der geordnete Zug auf den Wehringer Friedhof begeben und der protestantische Pastor Löbenstein, Bruder des Schrifistellers Löbenstein, und der deutschkatholische Pater Petri, werden auf den Gräbern der gefallenen Leichenreden halten. So eben wird aber bekannt, daß das Ministerium die beabsichtigten Feier verboten hat. Es ist vorauszusehen, daß dies Verbot unter der gesammten Bevölkerung eine neue, tiefe Aufregung hervorbringen wird. In der heutigen Versammlung des ersten Wiener Arbeitervereines sprach Herr Marx über social-ökonomische Zustände. 41 Provinz Sachsen, 3. Sept. Je mehr die Regierungen von Merseburg und Erfurt der Demokratie entgegenwirkenum, so mächtiger scheint diese sich zu erheben. Auf heute ist der vierte Thüringer Volkstag ausgeschrieben, welcher in einem Walde bei Erfurt statt finden soll, geleitet von den Buchhändlern Berlepsch und Straube. Die Regierung zu Erfurt hat bekanntlich die Theilnahme von Nichtpreußen an solchen Versammlungen verboten, indessen ladet das Programm alle Nachbarn: Weimaraner und Gothaer, Schwarzburger und Meininger zu dem Volkstage ein. Die Regierung kann ihr Verbot nicht durchsetzen. Sehr schlimm für die Autorität der Regierung! Die Regierung von Merseburg publizirt aufs Neue den §. 151 des Strafrechts und fordert ihre Polizei zur strengsten Handhabung desselben auf. (Erregung von Mißvergnügen und ähnliche liebenswürdige Bestimmungen). Das Vertrauen des Volkes zum Abgeordneten Krackrügge wächst immer mehr. Die Erbitterung, welche die Reaktionspartei erzeugt, wird immer bedrohlicher. Die bekannte Disziplinarverfügung der Minister Hansemann und Kühlwetter wegen der mißliebigen und verhaßten Beamten hat in der Provinz Sachsen, unter dem Ober-Präsidenten v. Bonin, keine Folgen. Die höheren Beamten und Offiziere halten fest zusammen und beherrschen die Provinz. * Mucheln, 4. Sept. Gestern fand hier eine Volksversammlung statt, wozu aus Halle, Merseburg, Lützen, Weißenfels und allen umliegenden Ortschaften Tausende von Menschen strömten. Die Bürgerwehr holte die Gäste feierlich ein. Unter den Rednern bemerkte man Dr. Sachse aus Merseburg, Wislicenus aus Halle u. A. Wislicenus, der sehr sanft von „gesetzlichen Mitteln zur Erreichung der Republik“ sprach, machte wenig Eindruck. Am Schluß erklärte sich die Versammlung auf Befragen des Dr. Sachse und unter anhaltendem stürmischem Jubel aller Anwesenden für die „rothe Republik.“ Dessau, 1. Sept. In der 16. Sitzung des Landtages wurde der Antrag angenommen: „Das Ministerium wird ersucht, durch die betreffenden Kommando's dem Militär sofort bekannt machen zu lassen, daß auch Seitens des Militärs Versammlungen ohne Waffen, behufs Abfassung von Petitionen statt finden dürfen. * Dessau, 31. August. In der heutigen Landtagssitzung erklärte der Minister Habicht auf eine Interpellation des Abgeordneten Schilling in Betreff der Verhältnisse zur Centralgewalt: „daß die obschwebenden Verhandlungen sich keineswegs auf eine Inkorporation Anhalts in Preußen bezögen, sondern im Gegentheil auf größere Garantien für die politische Selbstständigkeit Anhalts, auf dessen Vertretung bei der Centralgewalt und auf die Abschaffung der bisherigen anhaltischen Gesandten an anderen Höfen.“ Aus dem südlichen Holstein, 4. Sept. Karl, Graf v. Moltke, unter Christian VIII. Präsident der schleswig-holsteinischen Kanzlei, der Urheber des offenen Briefes, der Mann des Absolutismus und des Prinzips der Staatseinheit der deutschen Herzogthümer mit Dänemark, tritt an die Spitze der Regierung Schleswig-Holsteins. Das ist das erste Ergebniß der Unterhandlungen die Preußen für Deutschland mit Dänemark geführt. Der Mann, der sein Vaterland an das Ausland verrathen, der die Rechte seines Landes mit Füßen trat, um der erste Diener fremder Gewaltmacht zu sein, Karl Moltke kommt gestern mit der Ratifikation des Waffenstillstandes nach Deutschland zurück und ist eher in Rendsburg angekommen, als die Bedingungen des Waffenstillstandes! Aber das Erscheinen dieses Mannes rechtfertigt das Schlimmste, was das Gerücht von der Infamie dieses Waffenstillstandes erzählt. Das ist der Edelmann! „Alter Adel ohne Tadel!“ — In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in Oesterreich mit den Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monat nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das ist kaum weniger ernst und geeignet, auch die Gutmüthigsten aufzuschrecken, als daß Radetzky gleichzeitig mit dem hannoverschen Orden und der Adresse der rechten Seite der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden erhält, den nur ein russischer General, der für Rußland eine Schlacht gewonnen, bekommen hat. (Brem. Z.) * Rendsburg, 5. Sept. _ * Rendsburg, 4. Sept. _ * Hamburg, 5. Sept. Das Dampfboot „Elbe“ hat gestern dem Kommandeur des dänischen Blokadegeschwaders die Ratifikation des Waffenstillstandes überbracht, worauf die Blokade bereits aufgehoben ist. Italien. * Florenz, 29. Aug. _ * _ Französische Republik. 17 Paris, 5. Sept. Zähneknirschend erwidern die henri-philippistischen Blätter auf Cavaignac's Strafpredigt, er solle nicht die Royalisten, sondern die „rothen Republikaner“ wegen der Aufstände im Süden beschuldigen; Blut sei nie (!) von der Partei des gesetzlichen Thrones vergossen worden, die „Gazette de France“ des Abbe Genoude lehre seit Jahren Unterwürfigkeit unter die Stimmen der Mehrheit, nun sei aber der Süden vom biskayischen Golf bis an die Alpen für einen „erblichen“ Präsidenten, folglich … Worauf Cavaignac sagte: „Ich weiß, gewisse Leute wollen die Republik unten, die Monarchie oben, aber dies neue System werde ich zu verhindern wissen, und die Männer, die sich mit mir der guten Sache gewidmet, werden Gut und Leben, ja selbst die persönliche Ehre dran setzen, die Gelüste der beiden extremen Parteien, deren Journale ich suspendirte, zu vereiteln.“ Die Kammer votirte die Fortdauer des pariser Belagerungszustandes mit großer Majorität. Der Kommandant der Nationalgarden, General Changarnier, hatte als kompromittirter Royalist zwei Tage Zimmerarrest; der ehemalige Generalsekretär Caussidieres, der entschlossene Republikaner Mo#ier, ist als Oberkommissär in den legitimistischen Süden abgereist. Da geht es bunt her; eine Unzahl gedruckter und autographirter und besiegelter Handbriefe Heinrichs V., aus London und Frohsdorf datirt, circuliren, werden von der Kanzel verlesen, und zu seinem festlichen Empfang organisirt die Pfaffenpartei in Bordeaux und Toulouse wieder eine „Glaubensarmee“ mit Amuletten und Eidformeln, wobei sich besonders die, durch die kurz vor dem Februar stattgehabte Verurtheilung des Bruders Leotade wegen Nothzucht und Mord in Toulouse, gereizten Ignorantiner auszeichnen. „Inzwischen befinden sich bereits Agenten der Herzogin von Berr#, Einige sagen sie selbst, in Marseille, und es ist abermals klar, (sagt „Le National de L'Ouest“), daß diese unausstehliche, gleich Schmeißfliegen und Ungeziefer zudringliche Herrscherrasse der Bourbons, durch ihre jüngsten Banditenerfolge in Neapel und Madrid wieder Courage gekriegt hat und das gallische Volk wieder aufs Neue heimsucht. Das wackere Operationsmesser von 93 hat so vielen Krebsschaden noch stehen gelassen, daß an Heilung des Staatskörpers vorläufig noch nicht zu denken ist; zumal wenn unser Schlendrian so fortgeht. Warum erlaubt aber unsere Republik dem Kartätschenkönige der Lazzaroni den Aufenthalt in Europa? O Schande dir, Frankreich! du hast dir selbst die Hände gebunden, du hast dir den Hemmschuh des honentten Konservatismus wieder angelegt. Es ist unzweifelhaft, würde jetzt eine neue Kammer gewählt, sie würde fast ganz royalistisch und das souveränste aller europäischen Völker, zum Hohngelächter der Welt sich wegwerfend, setzte sich wieder einen König ein.“ Und der Peuple souverän sagt: „Die Demokraten aller Länder sollten an uns ein Beispiel nehmen; Frankreich ist dazu erlesen, immer Experimente zu machen, und gerade dafür muß man ihm danken. Wir haben jetzt handgreiflich und sehr bitter erfahren, daß ein Universalstimmrecht in gewissen Fällen gegen die Demokratie ausschlägt.“ Wie dies aber möglich ist, das ist den guten Leuten ganz unerklärlich. Lamartine hat, gleichsam um diese Anklage zu rechtfertigen, einen Brief an seine Wähler publicirt, der an Albernheit und Faselei alles übertrifft, was seit Februar aus „republikanischer Feder“ geflossen ist. „Wir verlangen nichts mehr von dieserlei Staatsweisen, unsere Zeit ist noch nicht da, wir wollen wieder warten lernen,“ ruft „La Liberte“ von Lyon, und berichtet, der dortige Arbeitercentralklub „Grand Seminaire“ habe die Diskussion des Konstitutionsplans begonnen, und werde von der Kammer fordern, dem Präsidenten der Republik nicht 600,000 Franken Jahreslohn, sondern nur so viel wie jedem andern guten Arbeiter zu zahlen, nicht gerechnet die frrie Wohnung und Heitzung; er dürfe aber nicht im Tuilerienschloß einquartirt werden, das könne als Nationalgut entweder zu Museen der Industrieen und Künste, oder zu einem Nationalerziehungsinstitut verwahrloster Kinder u. dgl. verwandt werden; die von der Thiersklike stets gepriesene Bourgeoisrepublik Amerika halte ihren Präsidenten in Geldsachen auch ziemlich kurz u. s. w. Worüber „l'Echo du Midi“ schäumend in Wuth geräth und über „Entweihung des Königspalastes“ schreit; der „Constitutionnel“ begnügt sich, vornehm die Achsel zu zucken „über diese befremdliche Arroganz des gewiß ehrenwerthen Arbeiterstandes, der jedoch innerhalb seines Lebenskreises bleiben möge.“ Deutschland's Demokratie macht ihm und dem „Siecle“ viel Kummer; „L'Univers“ das Jesuitenblatt erzählt, östreichische Offiziere in Mailand hätten über Frankreichs Intervention gespöttelt, aber sehr ernsthaft gesagt: die deutsche Demokratie sei im Stande, die Siegesfrüchte ihnen zu entreißen. Hrn. Victor Hugo's „Evenement“ und Pater Lacordaire's „Ere Nouvelle“ sind ein Herz und eine Seele, und rathen der Berliner und Wiener „gebildeten, besitzenden Klasse“ das Beispiel der Pariser seit dem Juni, zu befolgen, Associationen unter Arbeitern mit Aufsicht des Gesetzes zwar „als Dampflöcher“ zu gestatten, Privatateliers zu unterstützen, aber gegen jede „Arbeitsanarchie“ materiell keäftig einzuschreiten. Hr. Hugo, ein großer Historiker bekanntlich, beklagt hiebei die deutsche Zerstückeltheit, weil, wenn in einer der vielen deutschen Hauptstädte auch die „materielle Ordnung“ siege, in irgend einer andern die „revolutionäre Unordnung“ wieder auftauche. Das Gesuch der 10,000 franz. Arbeiter, Lamoriciere (der Kriegsminister) möge ihnen nebst Familie eine Kolonisation in der algierischen Westprovinz erlauben, sie wollten mit „Schweiß und Blut“ die Staatsvorschüsse abarbeiten, findet Hr. Hugo „sehr romantisch und rührend“, Lamoriciere aber würdigt sie keiner Antwort. Inzwischen naht der Winter und die Misere steigt, das 8 Mill. kostende Zellengefängniß ist fertig! Paris, 5. August. (Amtliches). 1) Der Senator A. B. Ardouin hat dem General Cavaignac die Vollmachten überreicht, die ihn als Vertreter der Republik Haiti hieselbst akkreditiren. 2) Dekret, das die Inhaber der alten Lyonbahnaktien noch mit einer Nachfrist bis zum 15. September schmeichelt, um sie zur Nachzahlung der restirenden 250 Fr. per Aktie gegen 25 Fr. Rente zu veranlassen. 3) Dekret, das die Pariser Mobilgarde organisirt. Dieselbe durch die Junischlacht und den Reinigungsprozeß von kommunistischen Elementen bedeutend geschmolzen, besteht von heute an wieder aus 25 Bataillonen zu 650 Mann, deren Sold für die alten Gemeinen auf 1 1/2 Fr. und für die neuen Gemeinen auf 1 1/4 Fr. per Tag festgesetzt bleibt, wofür sie sich aber selbst beköstigen und reinigen müssen. Der Anwerbende darf nicht unter 16 und nicht über 30 Jahr alt sein und muß außerdem noch Eltern, Verwandte, Vormund oder ansässige Bürger beibringen, die für seine Existenz bürgen, falls der Angeworbene aus dem Dienst gejagt wird. Dieser neuen Mobilgarde von 16250 Mann will Cavaignac die Obhut der Stadt Paris anvertrauen und ihr nur 25000 Mann Linientruppen beigeben. Die übrigen 25000 Mann werden sich in die Gegend von Metz zurückziehen, wo ein Lager von 5 Divisionen zusammengezogen werden soll — De Talnay, früher in Hamburg und jüngst in London, geht an Savoie's Stelle nach Frankfurt, um die Republik zu vertreten. — Die Nationalversammlung ist von ihrem Plane, täglich zwei Sitzungen zu halten, bald zurückgekommen. Sie wird die Montage, Dienstage, Mittwoche und Donnerstage der neuen Verfassung und die Freitage und Sonnabende den übrigen Geschäften widmen. — Cavaignac bereitet sich in aller Stille zum Kriege vor. Gestern untersuchten sogar Ingenieur-Offiziere die Tragweite unserer Wälle und Bastionen, um im Falle einer Belagerung die Wirkung unserer Artillerie zu berechnen. — Die Polizei machte gestern Jagd auf 1) Proudhon's Le Peuple, 2) Brief an den Marschall Bugeaud d'Isly von dem Negozianten Jacques Fréderic Vignié, 3) Biancourt's „Dieu le veut.“ Außerdem raffte sie die legitimistischen Blätter Peuple Français und den „Mund von Stahl (Bouche d'acier)“ mit weg. Ihr Appetit erstreckte sich sogar auf einige kleine Zettel, mittelst welcher uns die Luxusfreunde die Nothwendigkeit der Rückkehr eines verschwenderischen Hofes täglich vor demonstriren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz097_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz097_1848/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 97. Köln, 8. September 1848, S. 0487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz097_1848/3>, abgerufen am 28.04.2024.