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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 187. Köln, 5. Januar 1849. Beilage.

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gen jetzt im Leihhause; die Leute liegen nicht darauf; aber sie zahlen, weil sie darauf gelegen, und sich schmeicheln, eines Tages wieder darauf liegen zu können. Eitle Hoffnung: sie zahlen für die Illusion des Eigenthums; die Matraze verfällt dem Altkäufer, und der Matrazenlose der Bahre.

Paris, 2. Jan.

Die gestrigen Neujahrsfeierlichkeiten haben dem Ansehen des neuen Präsidenten sehr geschadet. Obgleich alle offiziellen Reden verboten waren, konnte es doch nicht fehlen, daß jeder Diplomat, jeder Behördenchef, jeder Korporationsvorstand etc. Privatgespräche zum Theil mit dem Staatschef selbst, zum Theil mit den Ministern anknüpfte.

Auf diese Weise wurde manches gewichtige Wörtchen fallen gelassen, und man hoffte verstanden zu werden. Allein der nackte, blasse Unverstand starrte allen Andeutungen und Winken entgegen, und man konnte das allgemeine Erstaunen namentlich auf denjenigen Gesichtern lesen, welche am vorigen Hofe die Beredsamkeit Louis Philipps so sehr zu bewundern Gelegenheit hatten.

Der allgemeine Eindruck, den der neue Präsident machte, ist daher in den höchsten offiziellen Regionen ein sehr schlechter, und die Angst derjenigen, die mit dieser Puppe dem neuen Staatsgebäude die Krone aufgesetzt und den Revolutionskrater geschlossen zu haben wähnten, steigt daher um so höher.

-- Die "Patrie" (Leibpage des neuen Kabinets) füllt eine lange Spalte mit den gestrigen Empfangsfeierlichkeiten. Ihr Bericht ist natürlich sehr speichelleckerisch und schließt, nach Beschreibung aller goldgestickten Uniformen, mit den Worten:

"Die Haltung des Herrn Präsidenten bei dieser Empfangsfeier war, wie bei der Parade vom 24. Dez., vortrefflich: Hr. Louis Napoleon fand Gelegenheit, Jedermann einige Worte zu sagen, die seinen besonderen Verhältnissen entsprachen."

-- Odilon-Barrot fertigte gestern statt des Präsidenten bei Gelegenheit der Neujahrsfeier diejenigen Körperschaften ab, denen man unbedingt etwas sagen mußte. Wir haben keinen Raum, hier die Antworten an alle Körperschaften wiederzugeben. Wir beschränken uns nur auf folgende zwei, die auf den Revolutionszustand des Landes Beziehung haben:

An dem Kassationshofe erklärte Herr Barrot, daß er künftig nicht mehr zugeben wolle, den Richterstand auf das politische Gebiet hinübergepflanzt zu sehen. "Ich werde, sagte Herr Barrot wörtlich, den Kultus (Götzendienst) des Rechts und die Achtung vor dem Gesetz zu befestigen wissen."

Als ob das Recht überhaupt existire?

Den "Gewerbverständigungs-Räthen," welche am meisten mit dem Arbeiter zu thun haben, sagte er:

"An Euch ist es vorzüglich, den Arbeitern begreiflich zu machen, daß es nothwendig ist, die Gesetze zu achten und die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Nur durch die Arbeit könne man die Besserung seines Schicksals und des öffentlichen Reichthums erlangen. Ihr seid die natürlichen Rathgeber der Arbeiter. Ihr müßt uns helfen, die gefährlichen Lehren zu bekämpfen, welche ihnen von ihren Feinden gepredigt werden" (Allgemeiner Beifall bedeckte diese Worte.)

-- Gestern Vormittag, meldet La Patrie, begab sich der Präsident Louis Napoleon zu Fuß und ohne Gefolge (aber von einem Polizeichef gefolgt, wohl zu bemerken) aus seinem Palast, Elysee National, in die Magdalenenkirche, und hörte dort in tiefer Andacht und inmitten der Menge des Volks (!) eine Messe.

-- Jetzt zahlt Frankreich für seine Briefe nur 2 und resp. 4 Sous.

-- Der Almanach's in Masse. Im Almanach General de Medecine viele interessante Aufschlüsse. Unter andern weis't er eine Verminderung von 53 Aerzten für 1849 nach. Aus dem Almanach litteraire ersieht man, daß uns das Jahr 1848 mit 7234 Werken und 1055 Kupfer- u. Stahlstich- und Lithographiebildern segnete.

-- Das pariser Leihamt empfing in den vier Tagen (vom 25. bis 29. Dezbr.) 17,658 Pfänder, auf die es 262,898 Frk. lieh. Eingelös't wurden 13,000 mit 242,618 Frk.

-- "Die Tante des Präsidenten, verwittwete Großherzogin Stephanie Beauharnais (in Mannheim wohnend) ist dazu auserkoren, die Honneurs des Präsidialhauses zu machen."

Also nicht Madame Gordon!

-- Vorgestern begaben sich mehrere Proletarier des 3ten Arrondissements zu ihrem Maire, Namens Hamelin, um sich zu beklagen daß man sie von den Almosenlisten gestrichen habe. Dabei ereignete sich folgende Scene:

Proletarier: Wir bitten Sie, Herr Maire, daß man unseren Frauen und Kindern die von der Kammer und dem Stadtrath votirte Unterstützung nicht entziehen möge. Man hat sie von den Listen gestrichen und manchen Reicheren darauf stehen lassen. Wir können unsere Familien nicht ernähren.

Maire Hamelin: Wenn man Familie hat, so muß man sie auch ernähren.

Proletarier: Das können wir nur, wenn wir verdienen. Wir haben aber keine Arbeit. Wir sind keine Kapitalisten.

Maire (unwillig): In diesem Falle muß man sich enthalten, Kinder zu haben. (Dans ce cas, il faut s'abstenir d'avoir des enfans!)

Das "Peuple" vom 2. Jan., dem wir diese Worte entnehmen, sagt hierzu, daß Herr Hamelin diese Unglücklichen strich weil sie Kommunisten seien. Wie wir hören, ist der Minister des Innern aufgefordert, diesen Meinungsterrorismus zu untersuchen. Soviel steht fest das Herr Malthus auch in Paris seine Anhänger täglich mehren sieht.

-- Paris war gestern außerordentlich lebhaft. Die gesammte kleine und große Bourgeoisie strömte den Boulevards entlang, wo ihnen das Proletariat, hungrig und halberfroren, für 1, 2, 3, 5 und mehr Sous allerlei Neujahrsgeschenke zum Kauf anbot. Es hat sich mehr als eine dieser Nomadenkrämerinnen Hände und Füße erfroren, um für einige Tage die spärlichsten Existenzmittel zu gewinnen. Der Winter hat uns plötzlich heimgesucht.

-- Der Moniteur enthält zwei Dekrete aus dem Elysee-National vom 31. Dezember, von denen das eine vierzehn Departementen neue Präfekten gibt; das Andere die Wahlzirkel des Departements Vienne für den 14. Januar zur Ersetzung der Volksvertreter Drouet und Jeudy zusammenruft.

Die neu ernannten Präfekten gehören größtentheils der monarchischen Zeit an.

-- Ricci, bisheriger Gesandter Sardiniens, hat Paris plötzlich verlassen, um nach Turin zurückzukehren, wo ihn ein Portefeuille erwartet.

-- Marrast hat die amtliche Erklärung abgegeben, daß er sich nicht mehr zum Präsidenten der Nationalversammlung wählen lassen werde.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 2. Januar. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 2 1/2 Uhr.

Der Andrang des Publikums ist trotz der russischen Kälte sehr stark, weil man scharfe Interpellationen wegen des jüngsten Ministerwechsels vermuthete.

Nach Vorlesung des Protokolls wird aber zunächst zur Diskussion eines ziemlich delikaten Antrags geschritten.

Fould hat sich nämlich durch die letzten parlamentarischen Niederlagen des Ministeriums veranlaßt gefühlt, den Dringlichkeitsantrag zu stellen, in Gemäßheit des Artikel 41 der Verfassung den englischen Gebrauch zu verfolgen, nämlich jeden Gesetzentwurf drei Mal zur Diskussion zu bringen und ihn erst nach dreimaligem Votum Rechtskraft erreichen zu lassen. Zwischen diesen Voten müßten jedes Mal mindestens fünf Tage verfließen u. s. w.

Boussi bekämpft den Antrag zwar nicht, aber er beantragt dessen Vertagung. Er habe einen ähnlichen Antrag schon früher gestellt und derselbe sei vom Ausschuß verworfen oder wenigstens begraben worden. Diese ganze Förmlichkeit laufe übrigens auf reinen Zeitverlust hinaus. Er bekämpfe ihn jetzt, weil ihm die Erfahrung seit dem Mai gezeigt, daß man alle Förmlichkeiten umgehen könne, wenn man die sogenannte Dringlichkeit erwirke. Der ganze Antrag sei zum Sturze der National-Versammlung geschaffen.

Hubert Delisle, Berichterstatter jenes Ausschusses, sagt, der Boussi'sche Antrag sei keineswegs verworfen oder begraben worden, er finde sich vielmehr im Fouldschen Vorschlag, der alles Gute aus dem Boussi'schen in sich aufgenommen. Er verwahrt sich gegen die Vorwürfe.

St. Gaudens unterstützt aber die Vertagung. Das Ministerium zeige sich jetzt nur so eilig, weil es die Maßregel ausbeuten wolle, um die National-Versammlung aufzulösen. Nein, das soll ihm nicht gelingen, ruft er begeistert, wir wollen die organischen Gesetze votiren und gehen nicht eher auseinander. (Diese Worte riefen einige Agitatinon hervor).

Düpin (der ältere) definirt den Unterschied, der zwischen Boussi's Antrag und der von Fould beantragten Aenderung der §§ 54 und 55 der Geschäftsordnung herrsche. Er thut dies in seiner gewöhnlichen Weise und möchte der Versammlung durchaus nicht das Recht absprechen, die organischen Gesetze zu votiren. Doch thut dies schnell und verliert Eure Zeit nicht, ruft er am Schlusse seines zwanzig Mal unterbrochenen Vortrags.

Fayet, Bischof von Orleans, gesteht zwar ebenfalls der Versammlung das Recht zu, zu thun und zu berathen, was sie wolle; allein sie werde doch, meint er, nicht alle organischen Gesetze berathen können. (Stürmischer Widerspruch von der Linken und einem Theil des Centrums).

Unter immer steigender Agitation vollendet der Redner, welchem Dupin und der Finanzminister Passy folgen.

Deujony mischt sich auch in die Debatte und erhöht den Scandal.

Endlich schreitet man zu den einzelnen Artikeln.

Die artikelweise Berathung stellt heraus, daß die Regierung die Aenderung der Geschäftsordnung besonders darum hervorgerufen, um sich durch kein zweites Salzvotum überrumpelt zu sehen.

Die Abstimmung selbst geschieht ziemlich verworren.

Artikel 55, 56, 57, 58 und 59 gehen durch, während die Artikel 49, 50, 51, 52, 53 und 54 unerledigt bleiben.

Artikel 60 hat die größte Bedeutung. Er wird vom Ministerium selbst vorgeschlagen und lautet:

"Jedem Antrag auf Dringlichkeit müssen Erläuterungsgründe vorangeschickt werden. Findet sie die National-Versammlung genügend, dann geht der Antrag an die Abtheilungen und bestimmt die Zeit, in der ihr Bericht über Zu- oder Unzulässigkeit der Dringlichkeit abzustatten. Nach Anhörung dieses Berichts trifft die Versammlung ihre Entscheidung und bestimmt die Diskussion. Entscheidet sie sich gegen die Dringlichkeit, so verfällt der Antrag dem gewöhnlichen Gange."

Vorstehender Artikel soll das Bleigewicht sein, das gegen neue Salzvoten schützt.

Er wird dem Ausschusse zur Begutachtung nochmals überwiesen.

Schließlich bewilligt die Versammlung dem Kardinal-Erzbischof von Bourges eine Gehaltszulage von 10,000 Fr. mit 434 gegen 181 Stimmen.

Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben.

Belgien.
33 Brüssel, 3. Januar.

Als Belgien mit Hülfe der Franzosen und durch die Franzosen sich als belgische Monarchie unter Coburg konstituirt hatte, da hatte es nichts eiligeres zu thun, als aus Frankreich sich zwei Sachen kommen zu lassen, ohne welche Belgien nicht existiren konnte: das sind französische Schneider und französische Sprachmeister. Französische Schneider, um die flämischen Jungen als Soldaten einzukleiden, und französische Sprachmeister, um aus ihnen Journalisten, Diplomaten u. s. w. zu machen. Die franz. Sprachmeister, die meistens aus banquerott gewordenen Kaufleuten und Gewürzkrämern hervorgegangen sind, fanden in Brüssel ein weites Feld, um ihre Waare, die franz. Sprache, die ihnen keinen Groschen gekostet, in Brüssel auf die vortheilhafteste Weise unterzubringen, obgleich ihre aus fernem Lande importirte Waare schon von Grunde aus Avarie erlitten hatte. Aber die Flamänder waren lüstern nach der originellen Mundart, nach dem echten Champagner, und so ein Franzose, der das Gewächs in sich hatte, und dem es aus dem Munde beständig wieder hervorwuchs, schlug mit seiner Authenticität als Franzose alle französisch sprechenden Flamänder zu Boden. Wenn Perrot, Rogier u. s. w. sagten: He, was ihr da sagt oder aussprecht, ist nicht französisch, das bedeutete auf der Stelle so viel, als wenn Guizot gesagt hätte: das ist nicht politisch, das ist nicht aus der grande politiques. Die französischen Schneider ihrerseits thaten ihr Mögliches, um die "Armee" glänzend auszustatten; sie gaben den jungen Burschen zwei Epauletten mit Franzen, statt einer Franze; sie verbesserten so die franz. Kriegskunst, und es ist eine Lust, die belgische Armee in gutem flämischem Tuch, in Gold und Silber ausgerüstet zu sehen. Die Sprachmeister haben auch ihr Glück gemacht: sie sind reiche Journalisten oder Minister geworden; und am 1. Januar hatten sie ihr großes Fest. Sie konnten ihre Kunst in glänzenden Neujahrswünschen an den König zur Schau tragen: Und so haben wir denn eine Sammlung von Komplimenten, von Versicherungen ewiger Treue und Anhänglichkeit an den König und die Königin, die alle um so widriger sind, als der Königin Vater und Mutter in Frankreich auch dieselben Versicherungen in demselben Style, nur besser französisch erhalten hatten. Die meisten dieser Komplimente sind die größte Beleidigung für den Coburger: aber er versteht sie nicht. Die Belgier sagen offen darin: Vater und Mutter sind zwar zum Teufel geschickt; aber wir rächen die Eltern, indem wir die Tochter ehren. Ehre die Tochter, damit es dir wohl ergehe auf Erden.

Großbritannien.
* London, 2. Jan.

Sie haben ihren Lesern in einer der frühern Nummern den neuen Finanzplan Cobden's ausführlich mitgetheilt. Der Northern Star vom 30. Dezember bringt eine ausführliche Kritik desselben durch den Chartistenchef O'Connor.

Was zunächst die ökonomische Seite anbetrifft, so weist O'Connor schlagend nach, daß die materielle Lage der Arbeiterklasse durch diese Steuerverminderung so wenig verbessert würde, wie sie faktisch durch die Abschaffung der Kornzölle verbessert worden ist. Die 11,477,000 Pf. St. Ersparungen, die Cobden vorschlägt, betragen auf den Kopf in ganz Großbritannien 8 Sh. 3 P. [unleserliches Material] Dabei ist aber auf die Klassenunterschiede, auf die Produktionsverhältnisse und auf die verschiedene Theilnahme der verschiedenen Klassen angehörigen Individuen an der Konsumtion keine Rücksicht genommen. In der Wirklichkeit gestaltet sich die Sache anders. [unleserliches Material] Sobald der Fabrikant durch die Konkurrenz gezwungen wird, eine der Verwohlfeilerung des Rohmaterials entsprechende Reduktion in dem Verkaufspreis eintreten zu lassen, verkürzt er sofort den Arbeitslohn. Und diese Verminderung des Arbeitslohns ist sogar, wie sich erfahrungsmäßig, z. B. bei der Abschaffung der Kornzölle, neuerdings wieder herausgestellt hat, ungleich beträchtlicher als der Gewinn, der dem Arbeiter als Konsumenten durch die Verwohlfeilerung der Waare erwächst. In Folge der von Cobden vorgeschlagenen Ersparnisse würde der Kapitalist im allergünstigsten Falle sich mit Herabsetzung des Arbeitslohns auf einen Shilling per Woche begnügen. Der Verlust betrüge für den Arbeiter per Jahr 2 Pfund, 3 Sh. und 4 P.

Es ist also eine von den Fabrikanten absichtlich genährte Illusion, als könne, sei es durch Cobden's Vorschlag, sei es durch irgend eine andre Steuerreform, die materielle Lage der arbeitenden Klasse irgendwie verbessert werden.

Nichtsdestoweniger erklärt O'Connor, daß die Chartisten an der von Cobden vorgeschlagenen Agitation praktisch sich betheiligen werden und zwar -- aus politischen Gründen.

Ein Wegfall von 11 und 1/2 Millionen Pf. Sterl. in der Staatseinnahme wäre der Sturz der jetzigen Whigregierung, die nur von der Korruption und einer allseitig entwickelten Patronatschaft lebt. Es wäre gleichzeitig die bisherige auswärtige Politik England's materiell unmöglich geworden. Es wären endlich die Staatsalmosen, von denen die jüngern Söhne der verarmten und heruntergekommenen englischen Aristokratie jetzt noch vegetiren, aus dem brittischen Staatsbüdget für immer gestrichen.

Und schließlich ist die Verwandlung der indirekten Steuern in direkte, worauf Cobden's Finanzplan hinsteuert, das Zerreißen des Vorhangs, der die Exploitation des Volks durch den Staat, d. h. durch den Ausschuß der herrschenden Klassen, immer noch verborgen hält. Erst mit der Verwandlung der indirekten Steuern in direkte wird es unmöglich, die Ursache der "großen Krankheit" in dieser oder jener Steuer und das Heilmittel in all' den kleinen Palliativen zu suchen, worin die englische Bourgeoisie vor allen andern erfinderisch ist.

Man sieht, die Chartisten -- Chartist ist der politische Parteiname des englischen Arbeiters -- verhalten sich zu der zweiten Freetrader Agitation, wie sie sich zu der ersten, der Anti-Corn-Law-League Agitation verhalten haben. Sie machen sich keine Illusion über den Bourgeoischarakter dieser Bewegung, aber sie verbinden sich mit ihrem einen Feind, der industriellen Bourgeoisie, gegen ihren andern Feind, die grundbesitzende Aristokratie. Sie helfen die Bedingungen vorbereiten, in denen der entscheidende Kampf zwischen der industriellen Bourgeoisie und der arbeitenden Klasse vor sich gehn wird und vor sich gehn muß.

* London, 2. Jan.

John O'Connell hat dem "Volke Irlands" ein Manifest zum Neujahrgeschenk gemacht, das sich, wenn auch durch nichts anderes, durch seine Länge und noch größere Langweiligkeit auszeichnet. Seine Manifest ist bis auf einige Sätze nur eine neue Auflage seiner Sterberede in der "Versöhnungshalle." Die Times sagt mit vollem Recht: "Es ist überflüssig, auf den Inhalt des Dokuments auch nur einen Augenblick einzugehen. Denn es enthält lediglich die alten Zuthaten, mit welchen die mehr scientifische Kochkunst seines Vaters den Gaumen des Publikums so lange und mit solchem Erfolg gekitzelt hat, die aber endlich, trotz seiner vollendeten Geschicklichkeit, schaal und abgestanden sind."

Dieses O'Connell'sche Manifest ist zu zwei Drittel ein "Flenn"-Brief über die Undankbarkeit der Irländer, die den Verfasser genöthigt haben, das Land zu verlassen, weil sie seines Humbugs überdrüssig waren, so daß er jetzt zu London im Exil lebt. Gleichwohl versichert er, daß er für Irland nochmals sterben wird, natürlich blos "auf dem Flur des Unterhauses," wie er schon einmal gedroht.

Wir müssen jedoch Eine Stelle hervorheben, weil sie zeigen wird, mit welchen Mathy's, Bassermann's etc. Irland gesegnet und dadurch immer tiefer ins Elend gerathen ist. Der irische Abklatsch deutscher Volksverräther, die früher auch im Humbug des Liberalismus profitable Geschäfte machten, geifert in seinem Manifest mit wahrer Hundswuth gegen sämmtliche revolutionäre Bewegungen des Kontinents, insbesondere gegen die demokratische Partei in Frankreich, Deutschland, Ungarn und Italien. Auch die arme Schweiz kommt schlecht weg; sie hat die Jesuiten vertrieben und sich von den Knechten Sonderbundes in majorem dei gloriam abschlachten lassen.

"Aber," kreischt der durchgefallene Repeal-Komödiant, die Krone dieses scheußlichen Radikalismus, dieser wirkliche Despotismus der Schandbrut von den ketzerischen Universitäten des Kontinents mit dem Auswurf der Gefängnisse vereinigt, ist für die Hauptstadt der Christenheit aufgespart worden etc."

Die Leser mögen sich mit diesem Pröbchen begnügen!

* London, 2. Jan.

Erstaunenswerth ist die Thätigkeit, mit welcher in den Vereinigten Staaten die elektro-magnetische Telegraphie überhaupt, namentlich aber in besonders wichtigen Fällen benutzt wird. Einen solchen Fall bot die Versendung der kürzlich vom Präsidenten Polk an den Kongreß gerichteten Botschaft. Diese Botschaft, welche mehr als 50,000 Worte enthält, war innerhalb 24 Stunden von Baltimore bis St. Louis vollständig mitgetheilt, und zwar so korrekt, daß sich in dem ganzen langen Dokument nicht ein einziger Fehler vorfand. Auf dem Wege dahin wurden Abschriften der Botschaft abgesetzt (dropped): in York, Harrisburg, Carlisle, Chambersburg, Bedford und Pittsburgh in Pensylvanien; zu Massillon, Columbus, Dayton, Cincinnati etc. in Ohio; Madison etc. in Indiana; Louisville in Kentucy und Saline in Illinois. Damit haben die betreffenden Beamten der verschiedenen Telegraphenlinien den Beweis geliefert, daß die "Blitztelegraphie" eben so zur Weiterbeförderung großer wie kleiner Schriftstücke, langer und kurzer Nachrichten, in unglaublich wenig Zeit möglich ist. So wie Dienstag die Botschaft erschienen war, begannen die elektrischen Telegraphen ihre Arbeit und Mittwochs um 2 Uhr Nachmittag hatten sie ihre herkulische Arbeit beendigt. Die beiden Operateure waren die ganze Zeit über in Arbeit, einander gelegentlich ablösend; blos ein paar Stunden war das westliche Ende der Linie durch einen Sturm im Arbeiten unterbrochen.

Redakteur en chef: Karl Marx.
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

Druckfehler in Nro. 185 der "N. Rh. Ztg."

Durch Versehen sind auf Seite 2, Spalte 3 die Anführungszeichen vor: Herr Jung hat den Helden gespielt u. s. w. weggefallen. Die angeführte Stelle ist ein zur Charakteristik der "N. Pr. Ztg." aus letzterer mitgetheiltes Citat.

Ferner ist 3. Seite, 3. Spalte oben der Schluß des in der Beilage befindlichen Artikels unter London gekommen.

gen jetzt im Leihhause; die Leute liegen nicht darauf; aber sie zahlen, weil sie darauf gelegen, und sich schmeicheln, eines Tages wieder darauf liegen zu können. Eitle Hoffnung: sie zahlen für die Illusion des Eigenthums; die Matraze verfällt dem Altkäufer, und der Matrazenlose der Bahre.

Paris, 2. Jan.

Die gestrigen Neujahrsfeierlichkeiten haben dem Ansehen des neuen Präsidenten sehr geschadet. Obgleich alle offiziellen Reden verboten waren, konnte es doch nicht fehlen, daß jeder Diplomat, jeder Behördenchef, jeder Korporationsvorstand etc. Privatgespräche zum Theil mit dem Staatschef selbst, zum Theil mit den Ministern anknüpfte.

Auf diese Weise wurde manches gewichtige Wörtchen fallen gelassen, und man hoffte verstanden zu werden. Allein der nackte, blasse Unverstand starrte allen Andeutungen und Winken entgegen, und man konnte das allgemeine Erstaunen namentlich auf denjenigen Gesichtern lesen, welche am vorigen Hofe die Beredsamkeit Louis Philipps so sehr zu bewundern Gelegenheit hatten.

Der allgemeine Eindruck, den der neue Präsident machte, ist daher in den höchsten offiziellen Regionen ein sehr schlechter, und die Angst derjenigen, die mit dieser Puppe dem neuen Staatsgebäude die Krone aufgesetzt und den Revolutionskrater geschlossen zu haben wähnten, steigt daher um so höher.

— Die „Patrie“ (Leibpage des neuen Kabinets) füllt eine lange Spalte mit den gestrigen Empfangsfeierlichkeiten. Ihr Bericht ist natürlich sehr speichelleckerisch und schließt, nach Beschreibung aller goldgestickten Uniformen, mit den Worten:

„Die Haltung des Herrn Präsidenten bei dieser Empfangsfeier war, wie bei der Parade vom 24. Dez., vortrefflich: Hr. Louis Napoleon fand Gelegenheit, Jedermann einige Worte zu sagen, die seinen besonderen Verhältnissen entsprachen.“

— Odilon-Barrot fertigte gestern statt des Präsidenten bei Gelegenheit der Neujahrsfeier diejenigen Körperschaften ab, denen man unbedingt etwas sagen mußte. Wir haben keinen Raum, hier die Antworten an alle Körperschaften wiederzugeben. Wir beschränken uns nur auf folgende zwei, die auf den Revolutionszustand des Landes Beziehung haben:

An dem Kassationshofe erklärte Herr Barrot, daß er künftig nicht mehr zugeben wolle, den Richterstand auf das politische Gebiet hinübergepflanzt zu sehen. „Ich werde, sagte Herr Barrot wörtlich, den Kultus (Götzendienst) des Rechts und die Achtung vor dem Gesetz zu befestigen wissen.“

Als ob das Recht überhaupt existire?

Den „Gewerbverständigungs-Räthen,“ welche am meisten mit dem Arbeiter zu thun haben, sagte er:

„An Euch ist es vorzüglich, den Arbeitern begreiflich zu machen, daß es nothwendig ist, die Gesetze zu achten und die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Nur durch die Arbeit könne man die Besserung seines Schicksals und des öffentlichen Reichthums erlangen. Ihr seid die natürlichen Rathgeber der Arbeiter. Ihr müßt uns helfen, die gefährlichen Lehren zu bekämpfen, welche ihnen von ihren Feinden gepredigt werden“ (Allgemeiner Beifall bedeckte diese Worte.)

— Gestern Vormittag, meldet La Patrie, begab sich der Präsident Louis Napoleon zu Fuß und ohne Gefolge (aber von einem Polizeichef gefolgt, wohl zu bemerken) aus seinem Palast, Elysée National, in die Magdalenenkirche, und hörte dort in tiefer Andacht und inmitten der Menge des Volks (!) eine Messe.

— Jetzt zahlt Frankreich für seine Briefe nur 2 und resp. 4 Sous.

— Der Almanach's in Masse. Im Almanach Général de Medecine viele interessante Aufschlüsse. Unter andern weis't er eine Verminderung von 53 Aerzten für 1849 nach. Aus dem Almanach litteraire ersieht man, daß uns das Jahr 1848 mit 7234 Werken und 1055 Kupfer- u. Stahlstich- und Lithographiebildern segnete.

— Das pariser Leihamt empfing in den vier Tagen (vom 25. bis 29. Dezbr.) 17,658 Pfänder, auf die es 262,898 Frk. lieh. Eingelös't wurden 13,000 mit 242,618 Frk.

— „Die Tante des Präsidenten, verwittwete Großherzogin Stephanie Beauharnais (in Mannheim wohnend) ist dazu auserkoren, die Honneurs des Präsidialhauses zu machen.“

Also nicht Madame Gordon!

— Vorgestern begaben sich mehrere Proletarier des 3ten Arrondissements zu ihrem Maire, Namens Hamelin, um sich zu beklagen daß man sie von den Almosenlisten gestrichen habe. Dabei ereignete sich folgende Scene:

Proletarier: Wir bitten Sie, Herr Maire, daß man unseren Frauen und Kindern die von der Kammer und dem Stadtrath votirte Unterstützung nicht entziehen möge. Man hat sie von den Listen gestrichen und manchen Reicheren darauf stehen lassen. Wir können unsere Familien nicht ernähren.

Maire Hamelin: Wenn man Familie hat, so muß man sie auch ernähren.

Proletarier: Das können wir nur, wenn wir verdienen. Wir haben aber keine Arbeit. Wir sind keine Kapitalisten.

Maire (unwillig): In diesem Falle muß man sich enthalten, Kinder zu haben. (Dans ce cas, il faut s'abstenir d'avoir des enfans!)

Das „Peuple“ vom 2. Jan., dem wir diese Worte entnehmen, sagt hierzu, daß Herr Hamelin diese Unglücklichen strich weil sie Kommunisten seien. Wie wir hören, ist der Minister des Innern aufgefordert, diesen Meinungsterrorismus zu untersuchen. Soviel steht fest das Herr Malthus auch in Paris seine Anhänger täglich mehren sieht.

— Paris war gestern außerordentlich lebhaft. Die gesammte kleine und große Bourgeoisie strömte den Boulevards entlang, wo ihnen das Proletariat, hungrig und halberfroren, für 1, 2, 3, 5 und mehr Sous allerlei Neujahrsgeschenke zum Kauf anbot. Es hat sich mehr als eine dieser Nomadenkrämerinnen Hände und Füße erfroren, um für einige Tage die spärlichsten Existenzmittel zu gewinnen. Der Winter hat uns plötzlich heimgesucht.

— Der Moniteur enthält zwei Dekrete aus dem Elysée-National vom 31. Dezember, von denen das eine vierzehn Departementen neue Präfekten gibt; das Andere die Wahlzirkel des Departements Vienne für den 14. Januar zur Ersetzung der Volksvertreter Drouet und Jeudy zusammenruft.

Die neu ernannten Präfekten gehören größtentheils der monarchischen Zeit an.

— Ricci, bisheriger Gesandter Sardiniens, hat Paris plötzlich verlassen, um nach Turin zurückzukehren, wo ihn ein Portefeuille erwartet.

— Marrast hat die amtliche Erklärung abgegeben, daß er sich nicht mehr zum Präsidenten der Nationalversammlung wählen lassen werde.

National-Versammlung. Sitzung vom 2. Januar. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 2 1/2 Uhr.

Der Andrang des Publikums ist trotz der russischen Kälte sehr stark, weil man scharfe Interpellationen wegen des jüngsten Ministerwechsels vermuthete.

Nach Vorlesung des Protokolls wird aber zunächst zur Diskussion eines ziemlich delikaten Antrags geschritten.

Fould hat sich nämlich durch die letzten parlamentarischen Niederlagen des Ministeriums veranlaßt gefühlt, den Dringlichkeitsantrag zu stellen, in Gemäßheit des Artikel 41 der Verfassung den englischen Gebrauch zu verfolgen, nämlich jeden Gesetzentwurf drei Mal zur Diskussion zu bringen und ihn erst nach dreimaligem Votum Rechtskraft erreichen zu lassen. Zwischen diesen Voten müßten jedes Mal mindestens fünf Tage verfließen u. s. w.

Boussi bekämpft den Antrag zwar nicht, aber er beantragt dessen Vertagung. Er habe einen ähnlichen Antrag schon früher gestellt und derselbe sei vom Ausschuß verworfen oder wenigstens begraben worden. Diese ganze Förmlichkeit laufe übrigens auf reinen Zeitverlust hinaus. Er bekämpfe ihn jetzt, weil ihm die Erfahrung seit dem Mai gezeigt, daß man alle Förmlichkeiten umgehen könne, wenn man die sogenannte Dringlichkeit erwirke. Der ganze Antrag sei zum Sturze der National-Versammlung geschaffen.

Hubert Delisle, Berichterstatter jenes Ausschusses, sagt, der Boussi'sche Antrag sei keineswegs verworfen oder begraben worden, er finde sich vielmehr im Fouldschen Vorschlag, der alles Gute aus dem Boussi'schen in sich aufgenommen. Er verwahrt sich gegen die Vorwürfe.

St. Gaudens unterstützt aber die Vertagung. Das Ministerium zeige sich jetzt nur so eilig, weil es die Maßregel ausbeuten wolle, um die National-Versammlung aufzulösen. Nein, das soll ihm nicht gelingen, ruft er begeistert, wir wollen die organischen Gesetze votiren und gehen nicht eher auseinander. (Diese Worte riefen einige Agitatinon hervor).

Düpin (der ältere) definirt den Unterschied, der zwischen Boussi's Antrag und der von Fould beantragten Aenderung der §§ 54 und 55 der Geschäftsordnung herrsche. Er thut dies in seiner gewöhnlichen Weise und möchte der Versammlung durchaus nicht das Recht absprechen, die organischen Gesetze zu votiren. Doch thut dies schnell und verliert Eure Zeit nicht, ruft er am Schlusse seines zwanzig Mal unterbrochenen Vortrags.

Fayet, Bischof von Orleans, gesteht zwar ebenfalls der Versammlung das Recht zu, zu thun und zu berathen, was sie wolle; allein sie werde doch, meint er, nicht alle organischen Gesetze berathen können. (Stürmischer Widerspruch von der Linken und einem Theil des Centrums).

Unter immer steigender Agitation vollendet der Redner, welchem Dupin und der Finanzminister Passy folgen.

Deujony mischt sich auch in die Debatte und erhöht den Scandal.

Endlich schreitet man zu den einzelnen Artikeln.

Die artikelweise Berathung stellt heraus, daß die Regierung die Aenderung der Geschäftsordnung besonders darum hervorgerufen, um sich durch kein zweites Salzvotum überrumpelt zu sehen.

Die Abstimmung selbst geschieht ziemlich verworren.

Artikel 55, 56, 57, 58 und 59 gehen durch, während die Artikel 49, 50, 51, 52, 53 und 54 unerledigt bleiben.

Artikel 60 hat die größte Bedeutung. Er wird vom Ministerium selbst vorgeschlagen und lautet:

„Jedem Antrag auf Dringlichkeit müssen Erläuterungsgründe vorangeschickt werden. Findet sie die National-Versammlung genügend, dann geht der Antrag an die Abtheilungen und bestimmt die Zeit, in der ihr Bericht über Zu- oder Unzulässigkeit der Dringlichkeit abzustatten. Nach Anhörung dieses Berichts trifft die Versammlung ihre Entscheidung und bestimmt die Diskussion. Entscheidet sie sich gegen die Dringlichkeit, so verfällt der Antrag dem gewöhnlichen Gange.“

Vorstehender Artikel soll das Bleigewicht sein, das gegen neue Salzvoten schützt.

Er wird dem Ausschusse zur Begutachtung nochmals überwiesen.

Schließlich bewilligt die Versammlung dem Kardinal-Erzbischof von Bourges eine Gehaltszulage von 10,000 Fr. mit 434 gegen 181 Stimmen.

Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben.

Belgien.
33 Brüssel, 3. Januar.

Als Belgien mit Hülfe der Franzosen und durch die Franzosen sich als belgische Monarchie unter Coburg konstituirt hatte, da hatte es nichts eiligeres zu thun, als aus Frankreich sich zwei Sachen kommen zu lassen, ohne welche Belgien nicht existiren konnte: das sind französische Schneider und französische Sprachmeister. Französische Schneider, um die flämischen Jungen als Soldaten einzukleiden, und französische Sprachmeister, um aus ihnen Journalisten, Diplomaten u. s. w. zu machen. Die franz. Sprachmeister, die meistens aus banquerott gewordenen Kaufleuten und Gewürzkrämern hervorgegangen sind, fanden in Brüssel ein weites Feld, um ihre Waare, die franz. Sprache, die ihnen keinen Groschen gekostet, in Brüssel auf die vortheilhafteste Weise unterzubringen, obgleich ihre aus fernem Lande importirte Waare schon von Grunde aus Avarie erlitten hatte. Aber die Flamänder waren lüstern nach der originellen Mundart, nach dem echten Champagner, und so ein Franzose, der das Gewächs in sich hatte, und dem es aus dem Munde beständig wieder hervorwuchs, schlug mit seiner Authenticität als Franzose alle französisch sprechenden Flamänder zu Boden. Wenn Perrot, Rogier u. s. w. sagten: He, was ihr da sagt oder aussprecht, ist nicht französisch, das bedeutete auf der Stelle so viel, als wenn Guizot gesagt hätte: das ist nicht politisch, das ist nicht aus der grande politiques. Die französischen Schneider ihrerseits thaten ihr Mögliches, um die „Armee“ glänzend auszustatten; sie gaben den jungen Burschen zwei Epauletten mit Franzen, statt einer Franze; sie verbesserten so die franz. Kriegskunst, und es ist eine Lust, die belgische Armee in gutem flämischem Tuch, in Gold und Silber ausgerüstet zu sehen. Die Sprachmeister haben auch ihr Glück gemacht: sie sind reiche Journalisten oder Minister geworden; und am 1. Januar hatten sie ihr großes Fest. Sie konnten ihre Kunst in glänzenden Neujahrswünschen an den König zur Schau tragen: Und so haben wir denn eine Sammlung von Komplimenten, von Versicherungen ewiger Treue und Anhänglichkeit an den König und die Königin, die alle um so widriger sind, als der Königin Vater und Mutter in Frankreich auch dieselben Versicherungen in demselben Style, nur besser französisch erhalten hatten. Die meisten dieser Komplimente sind die größte Beleidigung für den Coburger: aber er versteht sie nicht. Die Belgier sagen offen darin: Vater und Mutter sind zwar zum Teufel geschickt; aber wir rächen die Eltern, indem wir die Tochter ehren. Ehre die Tochter, damit es dir wohl ergehe auf Erden.

Großbritannien.
* London, 2. Jan.

Sie haben ihren Lesern in einer der frühern Nummern den neuen Finanzplan Cobden's ausführlich mitgetheilt. Der Northern Star vom 30. Dezember bringt eine ausführliche Kritik desselben durch den Chartistenchef O'Connor.

Was zunächst die ökonomische Seite anbetrifft, so weist O'Connor schlagend nach, daß die materielle Lage der Arbeiterklasse durch diese Steuerverminderung so wenig verbessert würde, wie sie faktisch durch die Abschaffung der Kornzölle verbessert worden ist. Die 11,477,000 Pf. St. Ersparungen, die Cobden vorschlägt, betragen auf den Kopf in ganz Großbritannien 8 Sh. 3 P. [unleserliches Material] Dabei ist aber auf die Klassenunterschiede, auf die Produktionsverhältnisse und auf die verschiedene Theilnahme der verschiedenen Klassen angehörigen Individuen an der Konsumtion keine Rücksicht genommen. In der Wirklichkeit gestaltet sich die Sache anders. [unleserliches Material] Sobald der Fabrikant durch die Konkurrenz gezwungen wird, eine der Verwohlfeilerung des Rohmaterials entsprechende Reduktion in dem Verkaufspreis eintreten zu lassen, verkürzt er sofort den Arbeitslohn. Und diese Verminderung des Arbeitslohns ist sogar, wie sich erfahrungsmäßig, z. B. bei der Abschaffung der Kornzölle, neuerdings wieder herausgestellt hat, ungleich beträchtlicher als der Gewinn, der dem Arbeiter als Konsumenten durch die Verwohlfeilerung der Waare erwächst. In Folge der von Cobden vorgeschlagenen Ersparnisse würde der Kapitalist im allergünstigsten Falle sich mit Herabsetzung des Arbeitslohns auf einen Shilling per Woche begnügen. Der Verlust betrüge für den Arbeiter per Jahr 2 Pfund, 3 Sh. und 4 P.

Es ist also eine von den Fabrikanten absichtlich genährte Illusion, als könne, sei es durch Cobden's Vorschlag, sei es durch irgend eine andre Steuerreform, die materielle Lage der arbeitenden Klasse irgendwie verbessert werden.

Nichtsdestoweniger erklärt O'Connor, daß die Chartisten an der von Cobden vorgeschlagenen Agitation praktisch sich betheiligen werden und zwar — aus politischen Gründen.

Ein Wegfall von 11 und 1/2 Millionen Pf. Sterl. in der Staatseinnahme wäre der Sturz der jetzigen Whigregierung, die nur von der Korruption und einer allseitig entwickelten Patronatschaft lebt. Es wäre gleichzeitig die bisherige auswärtige Politik England's materiell unmöglich geworden. Es wären endlich die Staatsalmosen, von denen die jüngern Söhne der verarmten und heruntergekommenen englischen Aristokratie jetzt noch vegetiren, aus dem brittischen Staatsbüdget für immer gestrichen.

Und schließlich ist die Verwandlung der indirekten Steuern in direkte, worauf Cobden's Finanzplan hinsteuert, das Zerreißen des Vorhangs, der die Exploitation des Volks durch den Staat, d. h. durch den Ausschuß der herrschenden Klassen, immer noch verborgen hält. Erst mit der Verwandlung der indirekten Steuern in direkte wird es unmöglich, die Ursache der „großen Krankheit“ in dieser oder jener Steuer und das Heilmittel in all' den kleinen Palliativen zu suchen, worin die englische Bourgeoisie vor allen andern erfinderisch ist.

Man sieht, die Chartisten — Chartist ist der politische Parteiname des englischen Arbeiters — verhalten sich zu der zweiten Freetrader Agitation, wie sie sich zu der ersten, der Anti-Corn-Law-League Agitation verhalten haben. Sie machen sich keine Illusion über den Bourgeoischarakter dieser Bewegung, aber sie verbinden sich mit ihrem einen Feind, der industriellen Bourgeoisie, gegen ihren andern Feind, die grundbesitzende Aristokratie. Sie helfen die Bedingungen vorbereiten, in denen der entscheidende Kampf zwischen der industriellen Bourgeoisie und der arbeitenden Klasse vor sich gehn wird und vor sich gehn muß.

* London, 2. Jan.

John O'Connell hat dem „Volke Irlands“ ein Manifest zum Neujahrgeschenk gemacht, das sich, wenn auch durch nichts anderes, durch seine Länge und noch größere Langweiligkeit auszeichnet. Seine Manifest ist bis auf einige Sätze nur eine neue Auflage seiner Sterberede in der „Versöhnungshalle.“ Die Times sagt mit vollem Recht: „Es ist überflüssig, auf den Inhalt des Dokuments auch nur einen Augenblick einzugehen. Denn es enthält lediglich die alten Zuthaten, mit welchen die mehr scientifische Kochkunst seines Vaters den Gaumen des Publikums so lange und mit solchem Erfolg gekitzelt hat, die aber endlich, trotz seiner vollendeten Geschicklichkeit, schaal und abgestanden sind.“

Dieses O'Connell'sche Manifest ist zu zwei Drittel ein „Flenn“-Brief über die Undankbarkeit der Irländer, die den Verfasser genöthigt haben, das Land zu verlassen, weil sie seines Humbugs überdrüssig waren, so daß er jetzt zu London im Exil lebt. Gleichwohl versichert er, daß er für Irland nochmals sterben wird, natürlich blos „auf dem Flur des Unterhauses,“ wie er schon einmal gedroht.

Wir müssen jedoch Eine Stelle hervorheben, weil sie zeigen wird, mit welchen Mathy's, Bassermann's etc. Irland gesegnet und dadurch immer tiefer ins Elend gerathen ist. Der irische Abklatsch deutscher Volksverräther, die früher auch im Humbug des Liberalismus profitable Geschäfte machten, geifert in seinem Manifest mit wahrer Hundswuth gegen sämmtliche revolutionäre Bewegungen des Kontinents, insbesondere gegen die demokratische Partei in Frankreich, Deutschland, Ungarn und Italien. Auch die arme Schweiz kommt schlecht weg; sie hat die Jesuiten vertrieben und sich von den Knechten Sonderbundes in majorem dei gloriam abschlachten lassen.

„Aber,“ kreischt der durchgefallene Repeal-Komödiant, die Krone dieses scheußlichen Radikalismus, dieser wirkliche Despotismus der Schandbrut von den ketzerischen Universitäten des Kontinents mit dem Auswurf der Gefängnisse vereinigt, ist für die Hauptstadt der Christenheit aufgespart worden etc.“

Die Leser mögen sich mit diesem Pröbchen begnügen!

* London, 2. Jan.

Erstaunenswerth ist die Thätigkeit, mit welcher in den Vereinigten Staaten die elektro-magnetische Telegraphie überhaupt, namentlich aber in besonders wichtigen Fällen benutzt wird. Einen solchen Fall bot die Versendung der kürzlich vom Präsidenten Polk an den Kongreß gerichteten Botschaft. Diese Botschaft, welche mehr als 50,000 Worte enthält, war innerhalb 24 Stunden von Baltimore bis St. Louis vollständig mitgetheilt, und zwar so korrekt, daß sich in dem ganzen langen Dokument nicht ein einziger Fehler vorfand. Auf dem Wege dahin wurden Abschriften der Botschaft abgesetzt (dropped): in York, Harrisburg, Carlisle, Chambersburg, Bedford und Pittsburgh in Pensylvanien; zu Massillon, Columbus, Dayton, Cincinnati etc. in Ohio; Madison etc. in Indiana; Louisville in Kentucy und Saline in Illinois. Damit haben die betreffenden Beamten der verschiedenen Telegraphenlinien den Beweis geliefert, daß die „Blitztelegraphie“ eben so zur Weiterbeförderung großer wie kleiner Schriftstücke, langer und kurzer Nachrichten, in unglaublich wenig Zeit möglich ist. So wie Dienstag die Botschaft erschienen war, begannen die elektrischen Telegraphen ihre Arbeit und Mittwochs um 2 Uhr Nachmittag hatten sie ihre herkulische Arbeit beendigt. Die beiden Operateure waren die ganze Zeit über in Arbeit, einander gelegentlich ablösend; blos ein paar Stunden war das westliche Ende der Linie durch einen Sturm im Arbeiten unterbrochen.

Redakteur en chef: Karl Marx.
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

Druckfehler in Nro. 185 der „N. Rh. Ztg.“

Durch Versehen sind auf Seite 2, Spalte 3 die Anführungszeichen vor: Herr Jung hat den Helden gespielt u. s. w. weggefallen. Die angeführte Stelle ist ein zur Charakteristik der „N. Pr. Ztg.“ aus letzterer mitgetheiltes Citat.

Ferner ist 3. Seite, 3. Spalte oben der Schluß des in der Beilage befindlichen Artikels unter London gekommen.

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gen jetzt im Leihhause; die Leute liegen nicht darauf; aber sie zahlen, weil sie darauf gelegen, und sich schmeicheln, eines Tages wieder darauf liegen zu können. Eitle Hoffnung: sie zahlen für die Illusion des Eigenthums; die Matraze verfällt dem Altkäufer, und der Matrazenlose der <hi rendition="#g">Bahre</hi>.</p>
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          <head>Paris, 2. Jan.</head>
          <p>Die gestrigen Neujahrsfeierlichkeiten haben dem Ansehen des neuen Präsidenten sehr geschadet. Obgleich alle offiziellen Reden verboten waren, konnte es doch nicht fehlen, daß jeder Diplomat, jeder Behördenchef, jeder Korporationsvorstand etc. Privatgespräche zum Theil mit dem Staatschef selbst, zum Theil mit den Ministern anknüpfte.</p>
          <p>Auf diese Weise wurde manches gewichtige Wörtchen fallen gelassen, und man hoffte verstanden zu werden. Allein der nackte, blasse Unverstand starrte allen Andeutungen und Winken entgegen, und man konnte das allgemeine Erstaunen namentlich auf denjenigen Gesichtern lesen, welche am vorigen Hofe die Beredsamkeit Louis Philipps so sehr zu bewundern Gelegenheit hatten.</p>
          <p>Der allgemeine Eindruck, den der neue Präsident machte, ist daher in den höchsten offiziellen Regionen ein sehr schlechter, und die Angst derjenigen, die mit dieser Puppe dem neuen Staatsgebäude die Krone aufgesetzt und den Revolutionskrater geschlossen zu haben wähnten, steigt daher um so höher.</p>
          <p>&#x2014; Die &#x201E;Patrie&#x201C; (Leibpage des neuen Kabinets) füllt eine lange Spalte mit den gestrigen Empfangsfeierlichkeiten. Ihr Bericht ist natürlich sehr speichelleckerisch und schließt, nach Beschreibung aller goldgestickten Uniformen, mit den Worten:</p>
          <p>&#x201E;Die Haltung des Herrn Präsidenten bei dieser Empfangsfeier war, wie bei der Parade vom 24. Dez., vortrefflich: Hr. Louis Napoleon fand Gelegenheit, Jedermann einige Worte zu sagen, die seinen besonderen Verhältnissen entsprachen.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Odilon-Barrot fertigte gestern statt des Präsidenten bei Gelegenheit der Neujahrsfeier diejenigen Körperschaften ab, denen man unbedingt etwas sagen mußte. Wir haben keinen Raum, hier die Antworten an alle Körperschaften wiederzugeben. Wir beschränken uns nur auf folgende zwei, die auf den Revolutionszustand des Landes Beziehung haben:</p>
          <p>An dem Kassationshofe erklärte Herr Barrot, daß er künftig nicht mehr zugeben wolle, den Richterstand auf das politische Gebiet hinübergepflanzt zu sehen. &#x201E;Ich werde, sagte Herr Barrot wörtlich, den Kultus (Götzendienst) des Rechts und die Achtung vor dem Gesetz zu befestigen wissen.&#x201C;</p>
          <p>Als ob das Recht überhaupt existire?</p>
          <p>Den &#x201E;Gewerbverständigungs-Räthen,&#x201C; welche am meisten mit dem Arbeiter zu thun haben, sagte er:</p>
          <p>&#x201E;An Euch ist es vorzüglich, den Arbeitern begreiflich zu machen, daß es nothwendig ist, die Gesetze zu achten und die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Nur durch die Arbeit könne man die Besserung seines Schicksals und des öffentlichen Reichthums erlangen. Ihr seid die natürlichen Rathgeber der Arbeiter. Ihr müßt uns helfen, die gefährlichen Lehren zu bekämpfen, welche ihnen von ihren Feinden gepredigt werden&#x201C; (Allgemeiner Beifall bedeckte diese Worte.)</p>
          <p>&#x2014; Gestern Vormittag, meldet La Patrie, begab sich der Präsident Louis Napoleon zu Fuß und ohne Gefolge (aber von einem Polizeichef gefolgt, wohl zu bemerken) aus seinem Palast, Elysée National, in die Magdalenenkirche, und hörte dort in tiefer Andacht und inmitten der Menge des Volks (!) eine Messe.</p>
          <p>&#x2014; Jetzt zahlt Frankreich für seine Briefe nur 2 und resp. 4 Sous.</p>
          <p>&#x2014; Der Almanach's in Masse. Im Almanach Général de Medecine viele interessante Aufschlüsse. Unter andern weis't er eine Verminderung von 53 Aerzten für 1849 nach. Aus dem Almanach litteraire ersieht man, daß uns das Jahr 1848 mit 7234 Werken und 1055 Kupfer- u. Stahlstich- und Lithographiebildern segnete.</p>
          <p>&#x2014; Das pariser Leihamt empfing in den vier Tagen (vom 25. bis 29. Dezbr.) 17,658 Pfänder, auf die es 262,898 Frk. lieh. Eingelös't wurden 13,000 mit 242,618 Frk.</p>
          <p>&#x2014; &#x201E;Die Tante des Präsidenten, verwittwete Großherzogin Stephanie Beauharnais (in Mannheim wohnend) ist dazu auserkoren, die Honneurs des Präsidialhauses zu machen.&#x201C;</p>
          <p>Also nicht Madame Gordon!</p>
          <p>&#x2014; Vorgestern begaben sich mehrere Proletarier des 3ten Arrondissements zu ihrem Maire, Namens Hamelin, um sich zu beklagen daß man sie von den Almosenlisten gestrichen habe. Dabei ereignete sich folgende Scene:</p>
          <p><hi rendition="#g">Proletarier:</hi> Wir bitten Sie, Herr Maire, daß man unseren Frauen und Kindern die von der Kammer und dem Stadtrath votirte Unterstützung nicht entziehen möge. Man hat sie von den Listen gestrichen und manchen Reicheren darauf stehen lassen. Wir können unsere Familien nicht ernähren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Maire Hamelin:</hi> Wenn man Familie hat, so muß man sie auch ernähren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Proletarier:</hi> Das können wir nur, wenn wir verdienen. Wir haben aber keine Arbeit. Wir sind keine Kapitalisten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Maire</hi> (unwillig): In diesem Falle muß man sich enthalten, Kinder zu haben. (Dans ce cas, il faut s'abstenir d'avoir des enfans!)</p>
          <p>Das &#x201E;Peuple&#x201C; vom 2. Jan., dem wir diese Worte entnehmen, sagt hierzu, daß Herr Hamelin diese Unglücklichen strich weil sie Kommunisten seien. Wie wir hören, ist der Minister des Innern aufgefordert, diesen Meinungsterrorismus zu untersuchen. Soviel steht fest das Herr Malthus auch in Paris seine Anhänger täglich mehren sieht.</p>
          <p>&#x2014; Paris war gestern außerordentlich lebhaft. Die gesammte kleine und große Bourgeoisie strömte den Boulevards entlang, wo ihnen das Proletariat, hungrig und halberfroren, für 1, 2, 3, 5 und mehr Sous allerlei Neujahrsgeschenke zum Kauf anbot. Es hat sich mehr als eine dieser Nomadenkrämerinnen Hände und Füße erfroren, um für einige Tage die spärlichsten Existenzmittel zu gewinnen. Der Winter hat uns plötzlich heimgesucht.</p>
          <p>&#x2014; Der Moniteur enthält zwei Dekrete aus dem Elysée-National vom 31. Dezember, von denen das eine vierzehn Departementen neue Präfekten gibt; das Andere die Wahlzirkel des Departements Vienne für den 14. Januar zur Ersetzung der Volksvertreter Drouet und Jeudy zusammenruft.</p>
          <p>Die neu ernannten Präfekten gehören größtentheils der monarchischen Zeit an.</p>
          <p>&#x2014; Ricci, bisheriger Gesandter Sardiniens, hat Paris plötzlich verlassen, um nach Turin zurückzukehren, wo ihn ein Portefeuille erwartet.</p>
          <p>&#x2014; Marrast hat die amtliche Erklärung abgegeben, daß er sich nicht mehr zum Präsidenten der Nationalversammlung wählen lassen werde.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 2. Januar. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 2 1/2 Uhr.</p>
          <p>Der Andrang des Publikums ist trotz der russischen Kälte sehr stark, weil man scharfe Interpellationen wegen des jüngsten Ministerwechsels vermuthete.</p>
          <p>Nach Vorlesung des Protokolls wird aber zunächst zur Diskussion eines ziemlich delikaten Antrags geschritten.</p>
          <p>Fould hat sich nämlich durch die letzten parlamentarischen Niederlagen des Ministeriums veranlaßt gefühlt, den Dringlichkeitsantrag zu stellen, in Gemäßheit des Artikel 41 der Verfassung den englischen Gebrauch zu verfolgen, nämlich jeden Gesetzentwurf drei Mal zur Diskussion zu bringen und ihn erst nach dreimaligem Votum Rechtskraft erreichen zu lassen. Zwischen diesen Voten müßten jedes Mal mindestens fünf Tage verfließen u. s. w.</p>
          <p><hi rendition="#g">Boussi</hi> bekämpft den Antrag zwar nicht, aber er beantragt dessen Vertagung. Er habe einen ähnlichen Antrag schon früher gestellt und derselbe sei vom Ausschuß verworfen oder wenigstens begraben worden. Diese ganze Förmlichkeit laufe übrigens auf reinen Zeitverlust hinaus. Er bekämpfe ihn jetzt, weil ihm die Erfahrung seit dem Mai gezeigt, daß man alle Förmlichkeiten umgehen könne, wenn man die sogenannte Dringlichkeit erwirke. Der ganze Antrag sei zum Sturze der National-Versammlung geschaffen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Hubert Delisle,</hi> Berichterstatter jenes Ausschusses, sagt, der Boussi'sche Antrag sei keineswegs verworfen oder begraben worden, er finde sich vielmehr im Fouldschen Vorschlag, der alles Gute aus dem Boussi'schen in sich aufgenommen. Er verwahrt sich gegen die Vorwürfe.</p>
          <p><hi rendition="#g">St. Gaudens</hi> unterstützt aber die Vertagung. Das Ministerium zeige sich jetzt nur so eilig, weil es die Maßregel ausbeuten wolle, um die National-Versammlung aufzulösen. Nein, das soll ihm nicht gelingen, ruft er begeistert, wir wollen die organischen Gesetze votiren und gehen nicht eher auseinander. (Diese Worte riefen einige Agitatinon hervor).</p>
          <p><hi rendition="#g">Düpin</hi> (der ältere) definirt den Unterschied, der zwischen Boussi's Antrag und der von Fould beantragten Aenderung der §§ 54 und 55 der Geschäftsordnung herrsche. Er thut dies in seiner gewöhnlichen Weise und möchte der Versammlung durchaus nicht das Recht absprechen, die organischen Gesetze zu votiren. Doch thut dies schnell und verliert Eure Zeit nicht, ruft er am Schlusse seines zwanzig Mal unterbrochenen Vortrags.</p>
          <p><hi rendition="#g">Fayet,</hi> Bischof von Orleans, gesteht zwar ebenfalls der Versammlung das Recht zu, zu thun und zu berathen, was sie wolle; allein sie werde doch, meint er, nicht alle organischen Gesetze berathen können. (Stürmischer Widerspruch von der Linken und einem Theil des Centrums).</p>
          <p>Unter immer steigender Agitation vollendet der Redner, welchem Dupin und der Finanzminister Passy folgen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Deujony</hi> mischt sich auch in die Debatte und erhöht den Scandal.</p>
          <p>Endlich schreitet man zu den einzelnen Artikeln.</p>
          <p>Die artikelweise Berathung stellt heraus, daß die Regierung die Aenderung der Geschäftsordnung besonders darum hervorgerufen, um sich durch kein zweites Salzvotum überrumpelt zu sehen.</p>
          <p>Die Abstimmung selbst geschieht ziemlich verworren.</p>
          <p>Artikel 55, 56, 57, 58 und 59 gehen durch, während die Artikel 49, 50, 51, 52, 53 und 54 unerledigt bleiben.</p>
          <p>Artikel 60 hat die größte Bedeutung. Er wird vom Ministerium selbst vorgeschlagen und lautet:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Jedem Antrag auf Dringlichkeit müssen Erläuterungsgründe vorangeschickt werden. Findet sie die National-Versammlung genügend, dann geht der Antrag an die Abtheilungen und bestimmt die Zeit, in der ihr Bericht über Zu- oder Unzulässigkeit der Dringlichkeit abzustatten. Nach Anhörung dieses Berichts trifft die Versammlung ihre Entscheidung und bestimmt die Diskussion. Entscheidet sie sich gegen die Dringlichkeit, so verfällt der Antrag dem gewöhnlichen Gange.&#x201C;</p>
          <p>Vorstehender Artikel soll das Bleigewicht sein, das gegen neue Salzvoten schützt.</p>
          <p>Er wird dem Ausschusse zur Begutachtung nochmals überwiesen.</p>
          <p>Schließlich bewilligt die Versammlung dem Kardinal-Erzbischof von Bourges eine Gehaltszulage von 10,000 Fr. mit 434 gegen 181 Stimmen.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben.</p>
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        <head>Belgien.</head>
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          <head><bibl><author>33</author></bibl> Brüssel, 3. Januar.</head>
          <p>Als Belgien mit Hülfe der Franzosen und durch die Franzosen sich als belgische Monarchie unter Coburg konstituirt hatte, da hatte es nichts eiligeres zu thun, als aus Frankreich sich zwei Sachen kommen zu lassen, ohne welche Belgien nicht existiren konnte: das sind französische Schneider und französische Sprachmeister. Französische Schneider, um die flämischen Jungen als Soldaten einzukleiden, und französische Sprachmeister, um aus ihnen Journalisten, Diplomaten u. s. w. zu machen. Die franz. Sprachmeister, die meistens aus banquerott gewordenen Kaufleuten und Gewürzkrämern hervorgegangen sind, fanden in Brüssel ein weites Feld, um ihre Waare, die franz. Sprache, die ihnen keinen Groschen gekostet, in Brüssel auf die vortheilhafteste Weise unterzubringen, obgleich ihre aus fernem Lande importirte Waare schon von Grunde aus Avarie erlitten hatte. Aber die Flamänder waren lüstern nach der originellen Mundart, nach dem echten Champagner, und so ein Franzose, der das Gewächs in sich hatte, und dem es aus dem Munde beständig wieder hervorwuchs, schlug mit seiner Authenticität als Franzose alle französisch sprechenden Flamänder zu Boden. Wenn Perrot, Rogier u. s. w. sagten: He, was ihr da sagt oder aussprecht, ist nicht französisch, das bedeutete auf der Stelle so viel, als wenn Guizot gesagt hätte: das ist nicht politisch, das ist nicht aus der grande politiques. Die französischen Schneider ihrerseits thaten ihr Mögliches, um die &#x201E;Armee&#x201C; glänzend auszustatten; sie gaben den jungen Burschen zwei Epauletten mit Franzen, statt einer Franze; sie verbesserten so die franz. Kriegskunst, und es ist eine Lust, die belgische Armee in gutem flämischem Tuch, in Gold und Silber ausgerüstet zu sehen. Die Sprachmeister haben auch ihr Glück gemacht: sie sind reiche Journalisten oder Minister geworden; und am 1. Januar hatten sie ihr großes Fest. Sie konnten ihre Kunst in glänzenden Neujahrswünschen an den König zur Schau tragen: Und so haben wir denn eine Sammlung von Komplimenten, von Versicherungen ewiger Treue und Anhänglichkeit an den König und die Königin, die alle um so widriger sind, als der Königin Vater und Mutter in Frankreich auch dieselben Versicherungen in demselben Style, nur besser französisch erhalten hatten. Die meisten dieser Komplimente sind die größte Beleidigung für den Coburger: aber er versteht sie nicht. Die Belgier sagen offen darin: Vater und Mutter sind zwar zum Teufel geschickt; aber wir rächen die Eltern, indem wir die Tochter ehren. Ehre die Tochter, damit es dir wohl ergehe auf Erden.</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 2. Jan.</head>
          <p>Sie haben ihren Lesern in einer der frühern Nummern den neuen Finanzplan Cobden's ausführlich mitgetheilt. Der Northern Star vom 30. Dezember bringt eine ausführliche Kritik desselben durch den Chartistenchef <hi rendition="#g">O'Connor</hi>.</p>
          <p>Was zunächst die ökonomische Seite anbetrifft, so weist O'Connor schlagend nach, daß die materielle Lage der Arbeiterklasse durch diese Steuerverminderung so wenig verbessert würde, wie sie faktisch durch die Abschaffung der Kornzölle verbessert worden ist. Die 11,477,000 Pf. St. Ersparungen, die Cobden vorschlägt, betragen auf den Kopf in ganz Großbritannien 8 Sh. 3 P. <gap reason="illegible"/> Dabei ist aber auf die Klassenunterschiede, auf die Produktionsverhältnisse und auf die verschiedene Theilnahme der verschiedenen Klassen angehörigen Individuen an der Konsumtion keine Rücksicht genommen. In der Wirklichkeit gestaltet sich die Sache anders. <gap reason="illegible"/> Sobald der Fabrikant durch die Konkurrenz gezwungen wird, eine der Verwohlfeilerung des Rohmaterials entsprechende Reduktion in dem Verkaufspreis eintreten zu lassen, verkürzt er sofort den Arbeitslohn. Und diese Verminderung des Arbeitslohns ist sogar, wie sich erfahrungsmäßig, z. B. bei der Abschaffung der Kornzölle, neuerdings wieder herausgestellt hat, ungleich beträchtlicher als der Gewinn, der dem Arbeiter als Konsumenten durch die Verwohlfeilerung der Waare erwächst. In Folge der von Cobden vorgeschlagenen Ersparnisse würde der Kapitalist im allergünstigsten Falle sich mit Herabsetzung des Arbeitslohns auf einen Shilling per Woche begnügen. Der Verlust betrüge für den Arbeiter per Jahr 2 Pfund, 3 Sh. und 4 P.</p>
          <p>Es ist also eine von den Fabrikanten absichtlich genährte Illusion, als könne, sei es durch Cobden's Vorschlag, sei es durch irgend eine andre Steuerreform, die materielle Lage der arbeitenden Klasse irgendwie verbessert werden.</p>
          <p>Nichtsdestoweniger erklärt O'Connor, daß die Chartisten an der von Cobden vorgeschlagenen Agitation praktisch sich betheiligen werden und zwar &#x2014; aus <hi rendition="#g">politischen</hi> Gründen.</p>
          <p>Ein Wegfall von 11 und 1/2 Millionen Pf. Sterl. in der Staatseinnahme wäre der Sturz der jetzigen Whigregierung, die nur von der Korruption und einer allseitig entwickelten Patronatschaft lebt. Es wäre gleichzeitig die bisherige auswärtige Politik England's materiell unmöglich geworden. Es wären endlich die Staatsalmosen, von denen die jüngern Söhne der verarmten und heruntergekommenen englischen Aristokratie jetzt noch vegetiren, aus dem brittischen Staatsbüdget für immer gestrichen.</p>
          <p>Und schließlich ist die Verwandlung der <hi rendition="#g">indirekten</hi> Steuern in <hi rendition="#g">direkte,</hi> worauf Cobden's Finanzplan hinsteuert, das Zerreißen des Vorhangs, der die Exploitation des Volks durch den Staat, d. h. durch den Ausschuß der herrschenden Klassen, immer noch verborgen hält. Erst mit der Verwandlung der indirekten Steuern in direkte wird es unmöglich, die Ursache der &#x201E;großen Krankheit&#x201C; in dieser oder jener Steuer und das Heilmittel in all' den kleinen Palliativen zu suchen, worin die englische Bourgeoisie vor allen andern erfinderisch ist.</p>
          <p>Man sieht, die Chartisten &#x2014; Chartist ist der politische Parteiname des englischen Arbeiters &#x2014; verhalten sich zu der zweiten Freetrader Agitation, wie sie sich zu der ersten, der Anti-Corn-Law-League Agitation verhalten haben. Sie machen sich keine Illusion über den Bourgeoischarakter dieser Bewegung, aber sie verbinden sich mit ihrem einen Feind, der industriellen Bourgeoisie, gegen ihren andern Feind, die grundbesitzende Aristokratie. Sie helfen die Bedingungen vorbereiten, in denen der entscheidende Kampf zwischen der industriellen Bourgeoisie und der arbeitenden Klasse vor sich gehn wird und vor sich gehn muß.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 2. Jan.</head>
          <p>John O'Connell hat dem &#x201E;Volke Irlands&#x201C; ein Manifest zum Neujahrgeschenk gemacht, das sich, wenn auch durch nichts anderes, durch seine Länge und noch größere Langweiligkeit auszeichnet. Seine Manifest ist bis auf einige Sätze nur eine neue Auflage seiner Sterberede in der &#x201E;Versöhnungshalle.&#x201C; Die Times sagt mit vollem Recht: &#x201E;Es ist überflüssig, auf den Inhalt des Dokuments auch nur einen Augenblick einzugehen. Denn es enthält lediglich die alten Zuthaten, mit welchen die mehr scientifische Kochkunst seines Vaters den Gaumen des Publikums so lange und mit solchem Erfolg gekitzelt hat, die aber endlich, trotz seiner vollendeten Geschicklichkeit, schaal und abgestanden sind.&#x201C;</p>
          <p>Dieses O'Connell'sche Manifest ist zu zwei Drittel ein &#x201E;Flenn&#x201C;-Brief über die Undankbarkeit der Irländer, die den Verfasser genöthigt haben, das Land zu verlassen, weil sie seines Humbugs überdrüssig waren, so daß er jetzt zu London im Exil lebt. Gleichwohl versichert er, daß er für Irland nochmals sterben wird, natürlich blos &#x201E;auf dem Flur des Unterhauses,&#x201C; wie er schon einmal gedroht.</p>
          <p>Wir müssen jedoch Eine Stelle hervorheben, weil sie zeigen wird, mit welchen Mathy's, Bassermann's etc. Irland gesegnet und dadurch immer tiefer ins Elend gerathen ist. Der irische Abklatsch deutscher Volksverräther, die früher auch im Humbug des Liberalismus profitable Geschäfte machten, geifert in seinem Manifest mit wahrer Hundswuth gegen sämmtliche revolutionäre Bewegungen des Kontinents, insbesondere gegen die demokratische Partei in Frankreich, Deutschland, Ungarn und Italien. Auch die arme Schweiz kommt schlecht weg; sie hat die Jesuiten vertrieben und sich von den Knechten Sonderbundes in majorem dei gloriam abschlachten lassen.</p>
          <p>&#x201E;Aber,&#x201C; kreischt der durchgefallene Repeal-Komödiant, die Krone dieses scheußlichen Radikalismus, dieser wirkliche Despotismus der Schandbrut von den ketzerischen Universitäten des Kontinents mit dem Auswurf der Gefängnisse vereinigt, ist für die Hauptstadt der Christenheit aufgespart worden etc.&#x201C;</p>
          <p>Die Leser mögen sich mit diesem Pröbchen begnügen!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar187b_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 2. Jan.</head>
          <p>Erstaunenswerth ist die Thätigkeit, mit welcher in den Vereinigten Staaten die elektro-magnetische Telegraphie überhaupt, namentlich aber in besonders wichtigen Fällen benutzt wird. Einen solchen Fall bot die Versendung der kürzlich vom Präsidenten Polk an den Kongreß gerichteten Botschaft. Diese Botschaft, welche mehr als 50,000 Worte enthält, war innerhalb 24 Stunden von Baltimore bis St. Louis vollständig mitgetheilt, und zwar so korrekt, daß sich in dem ganzen langen Dokument nicht ein einziger Fehler vorfand. Auf dem Wege dahin wurden Abschriften der Botschaft abgesetzt (dropped): in York, Harrisburg, Carlisle, Chambersburg, Bedford und Pittsburgh in Pensylvanien; zu Massillon, Columbus, Dayton, Cincinnati etc. in Ohio; Madison etc. in Indiana; Louisville in Kentucy und Saline in Illinois. Damit haben die betreffenden Beamten der verschiedenen Telegraphenlinien den Beweis geliefert, daß die &#x201E;Blitztelegraphie&#x201C; eben so zur Weiterbeförderung großer wie kleiner Schriftstücke, langer und kurzer Nachrichten, in unglaublich wenig Zeit möglich ist. So wie Dienstag die Botschaft erschienen war, begannen die elektrischen Telegraphen ihre Arbeit und Mittwochs um 2 Uhr Nachmittag hatten sie ihre herkulische Arbeit beendigt. Die beiden Operateure waren die ganze Zeit über in Arbeit, einander gelegentlich ablösend; blos ein paar Stunden war das westliche Ende der Linie durch einen Sturm im Arbeiten unterbrochen.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Meteorologische Beobachtungen.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
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        <head>Handelsnachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div type="corrigenda">
        <p> <hi rendition="#g">Druckfehler in Nro. 185 der &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C;</hi> </p>
        <p>Durch Versehen sind auf Seite 2, Spalte 3 die <hi rendition="#g">Anführungszeichen</hi> vor: Herr Jung hat den Helden gespielt u. s. w. weggefallen. Die angeführte Stelle ist ein zur Charakteristik der &#x201E;N. Pr. Ztg.&#x201C; aus letzterer mitgetheiltes Citat.</p>
        <p>Ferner ist 3. Seite, 3. Spalte oben der Schluß des in der Beilage befindlichen Artikels unter London gekommen.</p>
      </div>
    </body>
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</TEI>
[1012/0002] gen jetzt im Leihhause; die Leute liegen nicht darauf; aber sie zahlen, weil sie darauf gelegen, und sich schmeicheln, eines Tages wieder darauf liegen zu können. Eitle Hoffnung: sie zahlen für die Illusion des Eigenthums; die Matraze verfällt dem Altkäufer, und der Matrazenlose der Bahre. Paris, 2. Jan. Die gestrigen Neujahrsfeierlichkeiten haben dem Ansehen des neuen Präsidenten sehr geschadet. Obgleich alle offiziellen Reden verboten waren, konnte es doch nicht fehlen, daß jeder Diplomat, jeder Behördenchef, jeder Korporationsvorstand etc. Privatgespräche zum Theil mit dem Staatschef selbst, zum Theil mit den Ministern anknüpfte. Auf diese Weise wurde manches gewichtige Wörtchen fallen gelassen, und man hoffte verstanden zu werden. Allein der nackte, blasse Unverstand starrte allen Andeutungen und Winken entgegen, und man konnte das allgemeine Erstaunen namentlich auf denjenigen Gesichtern lesen, welche am vorigen Hofe die Beredsamkeit Louis Philipps so sehr zu bewundern Gelegenheit hatten. Der allgemeine Eindruck, den der neue Präsident machte, ist daher in den höchsten offiziellen Regionen ein sehr schlechter, und die Angst derjenigen, die mit dieser Puppe dem neuen Staatsgebäude die Krone aufgesetzt und den Revolutionskrater geschlossen zu haben wähnten, steigt daher um so höher. — Die „Patrie“ (Leibpage des neuen Kabinets) füllt eine lange Spalte mit den gestrigen Empfangsfeierlichkeiten. Ihr Bericht ist natürlich sehr speichelleckerisch und schließt, nach Beschreibung aller goldgestickten Uniformen, mit den Worten: „Die Haltung des Herrn Präsidenten bei dieser Empfangsfeier war, wie bei der Parade vom 24. Dez., vortrefflich: Hr. Louis Napoleon fand Gelegenheit, Jedermann einige Worte zu sagen, die seinen besonderen Verhältnissen entsprachen.“ — Odilon-Barrot fertigte gestern statt des Präsidenten bei Gelegenheit der Neujahrsfeier diejenigen Körperschaften ab, denen man unbedingt etwas sagen mußte. Wir haben keinen Raum, hier die Antworten an alle Körperschaften wiederzugeben. Wir beschränken uns nur auf folgende zwei, die auf den Revolutionszustand des Landes Beziehung haben: An dem Kassationshofe erklärte Herr Barrot, daß er künftig nicht mehr zugeben wolle, den Richterstand auf das politische Gebiet hinübergepflanzt zu sehen. „Ich werde, sagte Herr Barrot wörtlich, den Kultus (Götzendienst) des Rechts und die Achtung vor dem Gesetz zu befestigen wissen.“ Als ob das Recht überhaupt existire? Den „Gewerbverständigungs-Räthen,“ welche am meisten mit dem Arbeiter zu thun haben, sagte er: „An Euch ist es vorzüglich, den Arbeitern begreiflich zu machen, daß es nothwendig ist, die Gesetze zu achten und die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Nur durch die Arbeit könne man die Besserung seines Schicksals und des öffentlichen Reichthums erlangen. Ihr seid die natürlichen Rathgeber der Arbeiter. Ihr müßt uns helfen, die gefährlichen Lehren zu bekämpfen, welche ihnen von ihren Feinden gepredigt werden“ (Allgemeiner Beifall bedeckte diese Worte.) — Gestern Vormittag, meldet La Patrie, begab sich der Präsident Louis Napoleon zu Fuß und ohne Gefolge (aber von einem Polizeichef gefolgt, wohl zu bemerken) aus seinem Palast, Elysée National, in die Magdalenenkirche, und hörte dort in tiefer Andacht und inmitten der Menge des Volks (!) eine Messe. — Jetzt zahlt Frankreich für seine Briefe nur 2 und resp. 4 Sous. — Der Almanach's in Masse. Im Almanach Général de Medecine viele interessante Aufschlüsse. Unter andern weis't er eine Verminderung von 53 Aerzten für 1849 nach. Aus dem Almanach litteraire ersieht man, daß uns das Jahr 1848 mit 7234 Werken und 1055 Kupfer- u. Stahlstich- und Lithographiebildern segnete. — Das pariser Leihamt empfing in den vier Tagen (vom 25. bis 29. Dezbr.) 17,658 Pfänder, auf die es 262,898 Frk. lieh. Eingelös't wurden 13,000 mit 242,618 Frk. — „Die Tante des Präsidenten, verwittwete Großherzogin Stephanie Beauharnais (in Mannheim wohnend) ist dazu auserkoren, die Honneurs des Präsidialhauses zu machen.“ Also nicht Madame Gordon! — Vorgestern begaben sich mehrere Proletarier des 3ten Arrondissements zu ihrem Maire, Namens Hamelin, um sich zu beklagen daß man sie von den Almosenlisten gestrichen habe. Dabei ereignete sich folgende Scene: Proletarier: Wir bitten Sie, Herr Maire, daß man unseren Frauen und Kindern die von der Kammer und dem Stadtrath votirte Unterstützung nicht entziehen möge. Man hat sie von den Listen gestrichen und manchen Reicheren darauf stehen lassen. Wir können unsere Familien nicht ernähren. Maire Hamelin: Wenn man Familie hat, so muß man sie auch ernähren. Proletarier: Das können wir nur, wenn wir verdienen. Wir haben aber keine Arbeit. Wir sind keine Kapitalisten. Maire (unwillig): In diesem Falle muß man sich enthalten, Kinder zu haben. (Dans ce cas, il faut s'abstenir d'avoir des enfans!) Das „Peuple“ vom 2. Jan., dem wir diese Worte entnehmen, sagt hierzu, daß Herr Hamelin diese Unglücklichen strich weil sie Kommunisten seien. Wie wir hören, ist der Minister des Innern aufgefordert, diesen Meinungsterrorismus zu untersuchen. Soviel steht fest das Herr Malthus auch in Paris seine Anhänger täglich mehren sieht. — Paris war gestern außerordentlich lebhaft. Die gesammte kleine und große Bourgeoisie strömte den Boulevards entlang, wo ihnen das Proletariat, hungrig und halberfroren, für 1, 2, 3, 5 und mehr Sous allerlei Neujahrsgeschenke zum Kauf anbot. Es hat sich mehr als eine dieser Nomadenkrämerinnen Hände und Füße erfroren, um für einige Tage die spärlichsten Existenzmittel zu gewinnen. Der Winter hat uns plötzlich heimgesucht. — Der Moniteur enthält zwei Dekrete aus dem Elysée-National vom 31. Dezember, von denen das eine vierzehn Departementen neue Präfekten gibt; das Andere die Wahlzirkel des Departements Vienne für den 14. Januar zur Ersetzung der Volksvertreter Drouet und Jeudy zusammenruft. Die neu ernannten Präfekten gehören größtentheils der monarchischen Zeit an. — Ricci, bisheriger Gesandter Sardiniens, hat Paris plötzlich verlassen, um nach Turin zurückzukehren, wo ihn ein Portefeuille erwartet. — Marrast hat die amtliche Erklärung abgegeben, daß er sich nicht mehr zum Präsidenten der Nationalversammlung wählen lassen werde. — National-Versammlung. Sitzung vom 2. Januar. Präsident Marrast eröffnet die Sitzung um 2 1/2 Uhr. Der Andrang des Publikums ist trotz der russischen Kälte sehr stark, weil man scharfe Interpellationen wegen des jüngsten Ministerwechsels vermuthete. Nach Vorlesung des Protokolls wird aber zunächst zur Diskussion eines ziemlich delikaten Antrags geschritten. Fould hat sich nämlich durch die letzten parlamentarischen Niederlagen des Ministeriums veranlaßt gefühlt, den Dringlichkeitsantrag zu stellen, in Gemäßheit des Artikel 41 der Verfassung den englischen Gebrauch zu verfolgen, nämlich jeden Gesetzentwurf drei Mal zur Diskussion zu bringen und ihn erst nach dreimaligem Votum Rechtskraft erreichen zu lassen. Zwischen diesen Voten müßten jedes Mal mindestens fünf Tage verfließen u. s. w. Boussi bekämpft den Antrag zwar nicht, aber er beantragt dessen Vertagung. Er habe einen ähnlichen Antrag schon früher gestellt und derselbe sei vom Ausschuß verworfen oder wenigstens begraben worden. Diese ganze Förmlichkeit laufe übrigens auf reinen Zeitverlust hinaus. Er bekämpfe ihn jetzt, weil ihm die Erfahrung seit dem Mai gezeigt, daß man alle Förmlichkeiten umgehen könne, wenn man die sogenannte Dringlichkeit erwirke. Der ganze Antrag sei zum Sturze der National-Versammlung geschaffen. Hubert Delisle, Berichterstatter jenes Ausschusses, sagt, der Boussi'sche Antrag sei keineswegs verworfen oder begraben worden, er finde sich vielmehr im Fouldschen Vorschlag, der alles Gute aus dem Boussi'schen in sich aufgenommen. Er verwahrt sich gegen die Vorwürfe. St. Gaudens unterstützt aber die Vertagung. Das Ministerium zeige sich jetzt nur so eilig, weil es die Maßregel ausbeuten wolle, um die National-Versammlung aufzulösen. Nein, das soll ihm nicht gelingen, ruft er begeistert, wir wollen die organischen Gesetze votiren und gehen nicht eher auseinander. (Diese Worte riefen einige Agitatinon hervor). Düpin (der ältere) definirt den Unterschied, der zwischen Boussi's Antrag und der von Fould beantragten Aenderung der §§ 54 und 55 der Geschäftsordnung herrsche. Er thut dies in seiner gewöhnlichen Weise und möchte der Versammlung durchaus nicht das Recht absprechen, die organischen Gesetze zu votiren. Doch thut dies schnell und verliert Eure Zeit nicht, ruft er am Schlusse seines zwanzig Mal unterbrochenen Vortrags. Fayet, Bischof von Orleans, gesteht zwar ebenfalls der Versammlung das Recht zu, zu thun und zu berathen, was sie wolle; allein sie werde doch, meint er, nicht alle organischen Gesetze berathen können. (Stürmischer Widerspruch von der Linken und einem Theil des Centrums). Unter immer steigender Agitation vollendet der Redner, welchem Dupin und der Finanzminister Passy folgen. Deujony mischt sich auch in die Debatte und erhöht den Scandal. Endlich schreitet man zu den einzelnen Artikeln. Die artikelweise Berathung stellt heraus, daß die Regierung die Aenderung der Geschäftsordnung besonders darum hervorgerufen, um sich durch kein zweites Salzvotum überrumpelt zu sehen. Die Abstimmung selbst geschieht ziemlich verworren. Artikel 55, 56, 57, 58 und 59 gehen durch, während die Artikel 49, 50, 51, 52, 53 und 54 unerledigt bleiben. Artikel 60 hat die größte Bedeutung. Er wird vom Ministerium selbst vorgeschlagen und lautet: „Jedem Antrag auf Dringlichkeit müssen Erläuterungsgründe vorangeschickt werden. Findet sie die National-Versammlung genügend, dann geht der Antrag an die Abtheilungen und bestimmt die Zeit, in der ihr Bericht über Zu- oder Unzulässigkeit der Dringlichkeit abzustatten. Nach Anhörung dieses Berichts trifft die Versammlung ihre Entscheidung und bestimmt die Diskussion. Entscheidet sie sich gegen die Dringlichkeit, so verfällt der Antrag dem gewöhnlichen Gange.“ Vorstehender Artikel soll das Bleigewicht sein, das gegen neue Salzvoten schützt. Er wird dem Ausschusse zur Begutachtung nochmals überwiesen. Schließlich bewilligt die Versammlung dem Kardinal-Erzbischof von Bourges eine Gehaltszulage von 10,000 Fr. mit 434 gegen 181 Stimmen. Die Sitzung wird um 6 Uhr aufgehoben. Belgien. 33 Brüssel, 3. Januar. Als Belgien mit Hülfe der Franzosen und durch die Franzosen sich als belgische Monarchie unter Coburg konstituirt hatte, da hatte es nichts eiligeres zu thun, als aus Frankreich sich zwei Sachen kommen zu lassen, ohne welche Belgien nicht existiren konnte: das sind französische Schneider und französische Sprachmeister. Französische Schneider, um die flämischen Jungen als Soldaten einzukleiden, und französische Sprachmeister, um aus ihnen Journalisten, Diplomaten u. s. w. zu machen. Die franz. Sprachmeister, die meistens aus banquerott gewordenen Kaufleuten und Gewürzkrämern hervorgegangen sind, fanden in Brüssel ein weites Feld, um ihre Waare, die franz. Sprache, die ihnen keinen Groschen gekostet, in Brüssel auf die vortheilhafteste Weise unterzubringen, obgleich ihre aus fernem Lande importirte Waare schon von Grunde aus Avarie erlitten hatte. Aber die Flamänder waren lüstern nach der originellen Mundart, nach dem echten Champagner, und so ein Franzose, der das Gewächs in sich hatte, und dem es aus dem Munde beständig wieder hervorwuchs, schlug mit seiner Authenticität als Franzose alle französisch sprechenden Flamänder zu Boden. Wenn Perrot, Rogier u. s. w. sagten: He, was ihr da sagt oder aussprecht, ist nicht französisch, das bedeutete auf der Stelle so viel, als wenn Guizot gesagt hätte: das ist nicht politisch, das ist nicht aus der grande politiques. Die französischen Schneider ihrerseits thaten ihr Mögliches, um die „Armee“ glänzend auszustatten; sie gaben den jungen Burschen zwei Epauletten mit Franzen, statt einer Franze; sie verbesserten so die franz. Kriegskunst, und es ist eine Lust, die belgische Armee in gutem flämischem Tuch, in Gold und Silber ausgerüstet zu sehen. Die Sprachmeister haben auch ihr Glück gemacht: sie sind reiche Journalisten oder Minister geworden; und am 1. Januar hatten sie ihr großes Fest. Sie konnten ihre Kunst in glänzenden Neujahrswünschen an den König zur Schau tragen: Und so haben wir denn eine Sammlung von Komplimenten, von Versicherungen ewiger Treue und Anhänglichkeit an den König und die Königin, die alle um so widriger sind, als der Königin Vater und Mutter in Frankreich auch dieselben Versicherungen in demselben Style, nur besser französisch erhalten hatten. Die meisten dieser Komplimente sind die größte Beleidigung für den Coburger: aber er versteht sie nicht. Die Belgier sagen offen darin: Vater und Mutter sind zwar zum Teufel geschickt; aber wir rächen die Eltern, indem wir die Tochter ehren. Ehre die Tochter, damit es dir wohl ergehe auf Erden. Großbritannien. * London, 2. Jan. Sie haben ihren Lesern in einer der frühern Nummern den neuen Finanzplan Cobden's ausführlich mitgetheilt. Der Northern Star vom 30. Dezember bringt eine ausführliche Kritik desselben durch den Chartistenchef O'Connor. Was zunächst die ökonomische Seite anbetrifft, so weist O'Connor schlagend nach, daß die materielle Lage der Arbeiterklasse durch diese Steuerverminderung so wenig verbessert würde, wie sie faktisch durch die Abschaffung der Kornzölle verbessert worden ist. Die 11,477,000 Pf. St. Ersparungen, die Cobden vorschlägt, betragen auf den Kopf in ganz Großbritannien 8 Sh. 3 P. _ Dabei ist aber auf die Klassenunterschiede, auf die Produktionsverhältnisse und auf die verschiedene Theilnahme der verschiedenen Klassen angehörigen Individuen an der Konsumtion keine Rücksicht genommen. In der Wirklichkeit gestaltet sich die Sache anders. _ Sobald der Fabrikant durch die Konkurrenz gezwungen wird, eine der Verwohlfeilerung des Rohmaterials entsprechende Reduktion in dem Verkaufspreis eintreten zu lassen, verkürzt er sofort den Arbeitslohn. Und diese Verminderung des Arbeitslohns ist sogar, wie sich erfahrungsmäßig, z. B. bei der Abschaffung der Kornzölle, neuerdings wieder herausgestellt hat, ungleich beträchtlicher als der Gewinn, der dem Arbeiter als Konsumenten durch die Verwohlfeilerung der Waare erwächst. In Folge der von Cobden vorgeschlagenen Ersparnisse würde der Kapitalist im allergünstigsten Falle sich mit Herabsetzung des Arbeitslohns auf einen Shilling per Woche begnügen. Der Verlust betrüge für den Arbeiter per Jahr 2 Pfund, 3 Sh. und 4 P. Es ist also eine von den Fabrikanten absichtlich genährte Illusion, als könne, sei es durch Cobden's Vorschlag, sei es durch irgend eine andre Steuerreform, die materielle Lage der arbeitenden Klasse irgendwie verbessert werden. Nichtsdestoweniger erklärt O'Connor, daß die Chartisten an der von Cobden vorgeschlagenen Agitation praktisch sich betheiligen werden und zwar — aus politischen Gründen. Ein Wegfall von 11 und 1/2 Millionen Pf. Sterl. in der Staatseinnahme wäre der Sturz der jetzigen Whigregierung, die nur von der Korruption und einer allseitig entwickelten Patronatschaft lebt. Es wäre gleichzeitig die bisherige auswärtige Politik England's materiell unmöglich geworden. Es wären endlich die Staatsalmosen, von denen die jüngern Söhne der verarmten und heruntergekommenen englischen Aristokratie jetzt noch vegetiren, aus dem brittischen Staatsbüdget für immer gestrichen. Und schließlich ist die Verwandlung der indirekten Steuern in direkte, worauf Cobden's Finanzplan hinsteuert, das Zerreißen des Vorhangs, der die Exploitation des Volks durch den Staat, d. h. durch den Ausschuß der herrschenden Klassen, immer noch verborgen hält. Erst mit der Verwandlung der indirekten Steuern in direkte wird es unmöglich, die Ursache der „großen Krankheit“ in dieser oder jener Steuer und das Heilmittel in all' den kleinen Palliativen zu suchen, worin die englische Bourgeoisie vor allen andern erfinderisch ist. Man sieht, die Chartisten — Chartist ist der politische Parteiname des englischen Arbeiters — verhalten sich zu der zweiten Freetrader Agitation, wie sie sich zu der ersten, der Anti-Corn-Law-League Agitation verhalten haben. Sie machen sich keine Illusion über den Bourgeoischarakter dieser Bewegung, aber sie verbinden sich mit ihrem einen Feind, der industriellen Bourgeoisie, gegen ihren andern Feind, die grundbesitzende Aristokratie. Sie helfen die Bedingungen vorbereiten, in denen der entscheidende Kampf zwischen der industriellen Bourgeoisie und der arbeitenden Klasse vor sich gehn wird und vor sich gehn muß. * London, 2. Jan. John O'Connell hat dem „Volke Irlands“ ein Manifest zum Neujahrgeschenk gemacht, das sich, wenn auch durch nichts anderes, durch seine Länge und noch größere Langweiligkeit auszeichnet. Seine Manifest ist bis auf einige Sätze nur eine neue Auflage seiner Sterberede in der „Versöhnungshalle.“ Die Times sagt mit vollem Recht: „Es ist überflüssig, auf den Inhalt des Dokuments auch nur einen Augenblick einzugehen. Denn es enthält lediglich die alten Zuthaten, mit welchen die mehr scientifische Kochkunst seines Vaters den Gaumen des Publikums so lange und mit solchem Erfolg gekitzelt hat, die aber endlich, trotz seiner vollendeten Geschicklichkeit, schaal und abgestanden sind.“ Dieses O'Connell'sche Manifest ist zu zwei Drittel ein „Flenn“-Brief über die Undankbarkeit der Irländer, die den Verfasser genöthigt haben, das Land zu verlassen, weil sie seines Humbugs überdrüssig waren, so daß er jetzt zu London im Exil lebt. Gleichwohl versichert er, daß er für Irland nochmals sterben wird, natürlich blos „auf dem Flur des Unterhauses,“ wie er schon einmal gedroht. Wir müssen jedoch Eine Stelle hervorheben, weil sie zeigen wird, mit welchen Mathy's, Bassermann's etc. Irland gesegnet und dadurch immer tiefer ins Elend gerathen ist. Der irische Abklatsch deutscher Volksverräther, die früher auch im Humbug des Liberalismus profitable Geschäfte machten, geifert in seinem Manifest mit wahrer Hundswuth gegen sämmtliche revolutionäre Bewegungen des Kontinents, insbesondere gegen die demokratische Partei in Frankreich, Deutschland, Ungarn und Italien. Auch die arme Schweiz kommt schlecht weg; sie hat die Jesuiten vertrieben und sich von den Knechten Sonderbundes in majorem dei gloriam abschlachten lassen. „Aber,“ kreischt der durchgefallene Repeal-Komödiant, die Krone dieses scheußlichen Radikalismus, dieser wirkliche Despotismus der Schandbrut von den ketzerischen Universitäten des Kontinents mit dem Auswurf der Gefängnisse vereinigt, ist für die Hauptstadt der Christenheit aufgespart worden etc.“ Die Leser mögen sich mit diesem Pröbchen begnügen! * London, 2. Jan. Erstaunenswerth ist die Thätigkeit, mit welcher in den Vereinigten Staaten die elektro-magnetische Telegraphie überhaupt, namentlich aber in besonders wichtigen Fällen benutzt wird. Einen solchen Fall bot die Versendung der kürzlich vom Präsidenten Polk an den Kongreß gerichteten Botschaft. Diese Botschaft, welche mehr als 50,000 Worte enthält, war innerhalb 24 Stunden von Baltimore bis St. Louis vollständig mitgetheilt, und zwar so korrekt, daß sich in dem ganzen langen Dokument nicht ein einziger Fehler vorfand. Auf dem Wege dahin wurden Abschriften der Botschaft abgesetzt (dropped): in York, Harrisburg, Carlisle, Chambersburg, Bedford und Pittsburgh in Pensylvanien; zu Massillon, Columbus, Dayton, Cincinnati etc. in Ohio; Madison etc. in Indiana; Louisville in Kentucy und Saline in Illinois. Damit haben die betreffenden Beamten der verschiedenen Telegraphenlinien den Beweis geliefert, daß die „Blitztelegraphie“ eben so zur Weiterbeförderung großer wie kleiner Schriftstücke, langer und kurzer Nachrichten, in unglaublich wenig Zeit möglich ist. So wie Dienstag die Botschaft erschienen war, begannen die elektrischen Telegraphen ihre Arbeit und Mittwochs um 2 Uhr Nachmittag hatten sie ihre herkulische Arbeit beendigt. Die beiden Operateure waren die ganze Zeit über in Arbeit, einander gelegentlich ablösend; blos ein paar Stunden war das westliche Ende der Linie durch einen Sturm im Arbeiten unterbrochen. Redakteur en chef: Karl Marx. Meteorologische Beobachtungen. _ Handelsnachrichten. _ Druckfehler in Nro. 185 der „N. Rh. Ztg.“ Durch Versehen sind auf Seite 2, Spalte 3 die Anführungszeichen vor: Herr Jung hat den Helden gespielt u. s. w. weggefallen. Die angeführte Stelle ist ein zur Charakteristik der „N. Pr. Ztg.“ aus letzterer mitgetheiltes Citat. Ferner ist 3. Seite, 3. Spalte oben der Schluß des in der Beilage befindlichen Artikels unter London gekommen.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 187. Köln, 5. Januar 1849. Beilage, S. 1012. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz187b_1849/2>, abgerufen am 27.04.2024.