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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 255. Köln, 25. März 1849. Zweite Ausgabe

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Lord Brougham war mit dieser Antwort sehr zufrieden und erging sich in den größesten Schmähungen über die italienischen Insurgenten, indem er das Manifest des sardinischen Gouvernements, als ein in der neueren Geschichte unerhörtes Dokument der Narrheit zu brandmarken suchte.

Die fragliche Motion wurde da zurückgezogen und die alten großbritannischen Pagoden vertagten ihre Sitzung.

Französische Republik.
12 Paris, 22. März.

Die Revolution stand vor der Thüre; während zwei voller Stunden sprühte sie unter der Asche der Linken, und die Linke hat sie in der Tasche wieder ausgelöscht. Die Kammer hatte nämlich gestern den ersten Paragraphen des von der Minorität der Kommission vorgelegten Gesetzentwurfes über die Klubs angenommen. Die Kammer hatte mit Faucher den diktatorischen Spruch ausgesprochen: "Die Klubs sind untersagt." Aber die Majorität der Kammer war so schwach, Cremieux und Favre hatten den Barrot's und Faucher's so derbe Wahrheiten gesagt, daß Faucher und Barrot Furcht bekamen und im zweiten Paragraph mit der Majorität der Komission geneigt waren, ein Correktivmittel anzuwenden. Also, wenn es im ersten Paragraphen heißt: "die Klubs sind untersagt," so sollte der zweite Paragraph lauten: "Alle politische und öffentliche Versammlungen, die nur zufällig stattfinden, um über einen bestimmten Gegenstand zu deliberiren, sind nicht als Klubs zu betrachten." Die Furcht des Herrn Barrot gab dem Hrn. Cremieux Muth: die Klubs sind untersagt! das ist eine offenbare Verletzung der Konstitution. Was liegt uns an dem mittleren, dem zweiten Paragraphen, womit Barrot und Faucher ihre Ehrlichkeit zu retten suchen? Cremieux erklärte also bei Eröffnung der Berathungen, daß die Kommission ihren eigenen Paragraphen zurückzöge und sich der Abstimmung enthalten würde. Das war wie ein Schlag, der in die Kammer fiel. Während die Kammer zum Skrutinium schritt, fand ein Skrutinium ganz anderer Natur im Conferenzsaale statt. Dort waren 300 Mitglieder, die Linke und die Montagne, hingezogen, um über die weiteren Verhaltungsmaßregeln zu deleberiren.

Cremieux sprach; und in seiner Rede setzte er die Gründe für den eben gethanen Schritt auseinander. Und wie er dem Schritte so recht auf den Grund gehen wollte, da erkannte er, daß von der Deputirten-Kammer aus der Weg direkt in die Straßen, d. h. zu den Barrikaden führe. Cremieux und die Straße! Marrast und die Straße! Und wer verbürgt dann dem Herrn Cremieux, daß der Weg von der Straße wieder in's Hotel de Ville und zur provisorischen Regierung führt? Und wer bindet Herrn Marrast an den Präsidentensessel fest? Ach Gott, und Herr Cavaignac, der Mann des Straßenkampfes, der seine Mobilgarde verloren, und mit den alten Insurgenten, seinen Todtfeinden, genöthigt wäre, dem Changarnier entgegenzutreten? Nein, das war zu viel von der Linken verlangt. Die Linke darf nicht in die Straße hinabsteigen; die Straße mit den Pflastersteinen gehört dem Volke, und die Kammer mit den Portefeuilles den Cremieux's und Genossen. Cremieux ist mit der Linken zurückgekehrt in die Kammer: der Berg allein hat sich des Abstimmens enthalten.

Während dieser ganzen Zeit aber war die Kammer in der höchsten Angst. Man denke sich: als sie zum Skrutinium schritt, ergaben sich im Ganzen 400 und einige Mitglieder, und es müssen 500 sein, um einen gültigen Beschluß zu fassen. Das Skrutinium mußte für null und nichtig erklärt werden, obgleich die Majorität dem fraglichen Paragraphen gesichert war. Ein zweites Skrutinium mit Namensaufruf fand Statt. Das Resultat war dasselbe. Die Angst war unbeschreiblich. Da der exekutiven Gewalt das Recht nicht zusteht, die Kammer aufzulösen, so hatte durch dieses Verfahren die Linke ein Mittel in die Hände bekommen, die Kammer zu paralysiren, und mit der Kammer Napoleon und Barrot. Diese Gewalt, mit der sichern Aussicht auf die "Straße," überstieg die Kräfte der Linke. Sie zog es vor, lieber in die Kammer zurückzukehren, als in die Straße hinabzusteigen. Der National hat gezeigt, daß er die Faust ballen kann, und das genügt ihm. Er hat aber auch gezeigt, daß er vor seiner eigenen geballten Faust Furcht hat, und das genügt dem Journal des Debats. Es freut sich, daß die Waffe, von welcher der National Gebrauch machen konnte. ebenso verderblich ist denen, welche sie führen, als denen, gegen welche sie geführt wird.

Paris, 23. März.

Der Moniteur und sämmtliche ministerielle Blätter enthalten folgenden Artikel, als Rechtfertigung der neuesten Polizeijagd gegen das "Peuple":

"In einem neuen Artikel über die außerordentlichen Unterstützungen, welche den hülfsbedürftigen Bürgern gewährt werden, beharrt das Journal Le Peuple in seinem Systeme, Beunruhigung zu säen und ungeachtet der Denegationen, die ihm entgegengestellt wurden, behauptet es wiederholt, daß am 25. März alle Unterstützungen aufhören und daß 300,000 Menschen in der Stadt Paris allein den Qualen des Hungers überlassen würden. Wir können nur wiederholen, daß die Behauptungen des Journals de Peuple von einem Punkte zum andern falsch sind. Die Unterstützungen an wahrhaft Bedürftige (!) werden am 25. d. nicht nur nicht aufhören, sondern aus denjenigen Quellen so lange als nöthig (!) fortgesetzt werden, welche weise Vorsicht aufzusparen wußte. Wir fügen bei, daß die Zahl des Peuple reine Erfindung ist. Aus den offiziellen Listen geht hervor, daß die Zahl der hülfsbedürftigen Bürger, nach Abzug der auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehenden, auf 126,048 Menschen gefallen ist und Alles hoffen läßt, daß diese Zahl mit jeder Woche abnehme, Dank der Wiederbelebung des öffentlichen Geschäftsbetriebs, der in fast allen Pariser Gewerbszweigen in der Besserung begriffen ist. Aber eben dieses für Alle evidente Symptom bewirkt die Verzweiflung der anarchischen Journale."

Dieser Artikel des Moniteur ist keineswegs beruhigend. Auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehen nach Delefferts und Remusats Tabellen Jahr aus Jahr ein zwischen 95-98,000 Seelen. Diese hinzugerechnet, gibt eine Zahl, welche die vom Peuple angeführte nicht weit hinter sich läßt. Man beurtheile also hiernach die Lage des Pariser Pauperismus am Beginn des Frühjahrs 1849. Der Wahrheit die Ehre.

- Cabet ist nicht todt, sondern wohl und munter in Texas bei seinen Freunden, unter denen fürchterlich intriguirt worden zu sein scheint, den Enthüllungen und Briefen nach zu urtheilen, welche "Revolution" und "Populaire" heute von Cabet "Geranten von Ikarien" veröffentlichen.

- So eben erscheint der neueste Bankbericht mit einem abermaligen Sinken des Pariser Wechselverkehrs um zwei Millionen in letzter Woche.

- Die Minorität der Klubkommission hat sich beeilt, ihre Arbeit (ein neues Klubgesetz in 28 Artikeln, deren Erster natürlich lautet: "die Klubs sind aufgehoben") zu vollenden und der Nationalversammlung vorzulegen. In Folge dieser Schnelligkeit könnte die Clubdebatte schon heute fortgesetzt werden.

- Heute Mittag erblickte man an den Mauern der Straßen eine kolossale gelbe Affiche mit den großen Buchstaben: "Kandidatur des Bürgers Proudhon. Allen wahren Katholiken zugerufen." Dieser Ueberschrift folgten die kräftigsten Stellen aus Platon, St. Augustin, Dr. Hobbes und sonstigen Aposteln.

- An den Pariser Straßenecken geht es heute ganz belustigend zu. Man nähert sich einem Journalverkäufer mit der Frage: Haben Sie ein Peuple? Nein. (Das Weib oder der Mann sieht einem in's Gesicht, und wenn man gerade keine Mouchardfratze hat, so entwickelt sich ein Peuple aus irgend einer Tasche. Man greift zu, zahlt 2 Sous und geht dann seiner Wege.)

Auf diese Weise wurden bis heute Nachmittag über 50,000 Nummern verkauft. Dann beeilen wir uns zu melden, daß in diesem Augenblicke über 500 Gardiens auf den Beinen sind, um das Peuple zum zweiten Male wegzunehmen.

Aus Lyon erhalten wir Journale vom 22. März. Bügeaud war in Grenoble und geht dann nach Valence, um den Bürgerwehren die baldige Rückkehr des Kredits zu verkünden.

Siecle meldet in seinem zweiten Leitartikel: "der russische Kaiser leide an einer schweren Krankheit."

- Zwei Dinge bilden den Gegenstand aller Gespräche: 1) Die Clubdebatte, welche heute (statt Montag) fortgesetzt wird. 2) Die wahrhaft erbauliche Polizeiwuth gegen das Journal "Le Peuple". In diesen beiden Dingen concentriren sich die augenblicklichen Kämpfe, unserer Rothen und Honetten.

Nur in der offiziellen Welt spricht man wohl auch noch von Radetzki'schen Proklamationen, von dänischen Flotten und dergleichen mehr.

- Der Moniteur zeigt an, daß der Präsident der Republik mehreren Invaliden, die er namentlich aufführt, in Erinnerung des Festes vom 20. d., das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Jenes Fest bestand in der Uebergabe des berüchtigten grauen Mantels von Austerlitz etc. aus den Händen Petit's in diejenigen Jerome's, einer Feier, deren wir vorgestern erwähnten. Der jüngste der Dekorirten zählt, glaube ich, achtzig Jahre; auch fehlen den Meisten ganze Arme und Beine.

Ferner enthält der Moniteur einen Brief Laity's (Ordonnanzoffizier) an die Direktion des Festes im Jardin d'Hiver, worin er das Ausbleiben des Präsidenten vom letzten Balle zum Besten der Züchtlinge in Petit-Bourg, durch eine Kirchenfeier entschuldigt.

Zugleich bringt uns der Moniteur zwei Spalten voll neuer richterlicher Beamten.

- Die Nationalversammlung hat gestern diejenigen Kinder, die, obgleich von Ausländern gezeugt, in Frankreich geboren wurden und die Förmlichkeit des Art. 9 des Civilgesetzbuchs erfüllten, d. h. ihrer Militärpflicht etc. genügten, nationalisirt. Dieselben können schon an der bevorstehenden Wahl theilnehmen.

- Nationalversammlung. Sitzung vom 23. März. Lamoriciere nimmt Punkt 11 1/2 Uhr den Präsidentenstuhl ein und läßt das Protokoll vorlesen. Aber die Bänke sind noch so leer und er läßt deshalb die Urnen herumgehen, um die Zahl der Glieder zu wissen. Die Zettel weisen 527 Anwesende nach und die Debatte beginnt.

An der Tagesordnung ist das Büdget (Kapitel der Staatsbauten), worüber sich eine zweite Generaldiskussion entsponnen, die gestern Abend den großen Finanzier Goudchaux auf die Bühne lockte, den aber die Versammlung nicht ausreden ließ.

Goudchaux mit seinem Folianten erscheint von Neuem auf der Bühne, um seine gestern begonnene Finanzpredigt zu vollenden. Er weist nach, wie ergiebig die Finanzquellen Frankreichs seien (das wissen Rothschild und Goudchaux wahrhaftig am Besten) und daß kein Nationalbankerott zu befürchten sei, wenn man seinen Rathschlägen folge. Zum hundertsten Male tritt er nun in seine bekannte Finanzschau seit dem 24. Februar, die darauf hinausläuft, ein Viertel von allen Staatsdienstzweigen zu ersparen, was Dufaure und Pierre Leroux gestern als die größte Verrücktheit darstellten; denn jeder abgeschnittene Posten werfe eine Masse Proletarier aufs Pflaster u. s. w.

Victor Lefranc bekämpft dieses Reduktionssystem im Sinne Dufaures und will die in Rede stehenden 10 Millionen für Kanal- und Brücken bau nicht streichen lassen.

Stourm, Doppelgänger Goudchaux's, vertheidigt die von der hochweisen Budgetkommission erdachten Ersparnisse, welche das Land allein vor dem Bankerott retten könnten.

Passy, Grandin und Marcel Barthe nehmen an der Debatte Theil.

Doch die Aufmerksamkeit ist auf die Conferenzsäle und Abtheilungsgänge gerichtet, wo die Minorität der Clubkommission deliberirt.

Gegen 3 Uhr belebt sich der Saal wieder.

Präsident Lamoriciere zeigt der Versammlung an, daß ihm die Clubkommission schreibe, sie habe ihre Arbeit vollendet und sei bereit, die Debatte wieder zu beginnen. (Ah! Ah!)

Dupont (Buffac) erzählt in langem Vortrage, wie und was sich Alles zugetragen. Sein Vortrag gleicht einer Art Generaldiskussion über die Clubfragen und bietet im Grunde nichts Neues.

Sarrut gesteht unter allgemeinem Hohngelächter, daß die Minorität heute Mittag die Majorität eingeladen habe, an der Ausarbeitung eines neuen Gesetzes Theil zu nehmen. Mehrere Glieder der Majorität hätten dieser Einladung Folge leisten zu müssen geglaubt (Ah! Ah!) und so sei das neue Gesetz zu Stande gekommen.

Cremieux bestätigt diese Aussage.

Beide, sowohl Sarrut als Cremieux suchen zu beweisen, daß es ihnen mit der Demission Ernst gewesen. Beide nehmen das Hohngelächter rechts und links sehr übel.

Senard erzählt von Neuem, wie sich die Dinge zugetragen und bringt die Debatte wieder in das rechte Geleise.

Laboulie, Berichterstatter der Minorität, liest nun seine neue Arbeit vor. Dieselbe besteht aus 28 Artikeln, deren erster natürlich lautet: "Die Clubs sind untersagt."

Die Vorlesung dieses neuen Entwurfs wird ziemlich häufig unterbrochen. Arago (Emanuel) bekämpft den neuen Entwurf, weil er die Clubs absolut vernichte und den Artikel 8 der Verfassung zerstöre.

Aylies sagt, er habe das auch Anfangs geglaubt, doch sich später überzeugt, daß dies nicht der Fall sei. (Ah! Ah!) Er unterstütze deshalb den Entwurf.

Bauchart will noch sprechen. Aber der Ruf: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! läßt ihn nicht zu Wort kommen.

Artikel 1 ist längst angenommen.

Artikel 2 des Entwurfs wird dann zur Abstimmung gebracht.

"Der Eröffnung jeder öffentl. Versammlung, die sich mit politischen Dingen beschäftigt, ist eine Deklaration des Vorstandes beim Präfekten, oder Maire der Gemeinde vorauszuschicken. Diese Deklaration muß 24 Stunden vor Eröffnung der Versammlung geschehen und muß Namen, Stand, Wohnung u. s. w. der Gründer enthalten ......

Die Versammlung hört Senard und den Minister Barrot über diese Sätze lange an und bricht dann die Debatte ab.

Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen.

Redakteur en chef Karl Marx.
[Leserbriefe]
Velbert, 20. März.

Die Königlich Preußische Polizei kann ihre lange Nase nirgends weglassen. Am 18. d. feierte Velbert die vorigjährige Revolution durch einen Ball; der Bürgermeister, ob aus Angst oder über trieben großartiger Liebe zu seinem schwarz-weißen Anhange, weiß man nicht, hatte zu dieser Feier zwei Stück Gensd'armen extra aus dem gottbegnadeten Wupperthul bestellt und sie als Assistenz dem hiesigen "blinden" Polizeidiener und Nachtwächter beigestellt. Der Ball wurde also im Belagerungszustand abgehalten, allein trotz alledem und alledem war man recht vergnügt.

Die oktroyirten, schnurrbärtigen Grünröcke verließen am Montag in aller Herrgottsfrüh Velbert und bedauerten recht sehr, daß sie von ihren haarscharfgeschliffenen Mordinstrumenten keinen Gebrauch machen und nicht wenigstens ein halbes Dutzend Demokraten als Beute mitführen konnten. - Wir hoffen, daß der Herr Bürgermeister für diesen Geniestreich zum Allerwenigsten zum Ritter des Unvermeidlichen geschlagen wird, was er schon lange verdient hat, weil - er ein ausgezeichnet intimer Freund des großen Harkort ist!

Der Expedition ist folgender Brief zugekommen:

"In Folge des Artikels in Nr. 133 d. B., betreffend den Hauptmann Uttenhoven, wird, wie es in Nr. 249 heißt, ein Unschuldiger verfolgt. Dieser Tage erzählte man: der Gefreite Linn werde bereits seit 8-10 Tagen in Untersuchungs-Arrest gehalten, ohne daß bis dato irgend ein Zeuge gegen ihn vernommen, noch dem Inquisiten mitgetheilt worden sei, weßhalb er verhaftet sei.

Hiernach nimmt der Verfasser jenes Inserats Veranlassung, die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung zu ermächtigen, Jeden Jeteressenten das Manuscript des Einsenders vorzulegen."

Köln, 34. März. 1849.

Coblenz, Coblenz, freue dich!

Der edle Leuthaus nahet sich.

Durch die Versetzung des sehr "brauchbaren" Instruktionsrichters Leuthaus büßt das hiesige Landgericht eine seiner größten Sonderbarkeiten ein, nämlich einen Richter der Vorführungsbefehle erläßt, ohne dafür Sorge zu tragen, daß binnen der gesetzlichen Frist die Vernehmung des Vorgeführten erfolgt. Wir aber sagen:

Nun leben Sie aber recht wohl!

Besonderes Kennzeichen des etc. Leuthaus: Derselbe trägt einen Hut von unaussprechlicher Farbe und Gestalt.

Ein Haus zu kaufen gesucht, dem Mittelpunkt der Stadt nicht zu entfernt, mittler Größe mit Hofranm. Anerbietungen unter L. G. Nr. 2 dieser Zeitung.

Die Haupt-Agentur der Pat. Gutta-Percha-Company in London, Waidmarkt Nr. 10, empfiehlt ihr Lager von Gutta-Percha Riemen, Röhren, Sohlen, Papier, Brandeimer, ferner Bisquit-Körbchen, Frucht- und Spielteller, Becher, Etuis, Schreibzeuge, Stöcke, Schläger etc.

Die Kunstsachen sind auch Waidmarkt Nr. 12 vorräthig.

Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.

Coblenzer Fastenbrezeln täglich frisch bei I. Haupt, Columbastraße Nr. 3.

Erste und zweite Etage zu vermiethen. Weberstraße Nr. 16.

Stollwerk'sches Vaudeville-Theater.

Die Abrechnung über die gestern Abend zum Besten der Mitglieder des Stollwerk'schen Vaudeville-Theaters stattgefundene Vorstellung im hiesigen Schauspielhause, findet Morgen Montag den 26. dieses, Nachmittags 2 Uhr im oberen Billardsaale bei Stollwerk Statt

Alle diejenigen welche Karten zum Absetzen übernommen haben, werden gebeten, sich Behufs der Abrechnung dort einzufinden.

Köln, den 25. März 1849.

Das Ausschuß-Comite.

Deutsches Kaffeehaus.

Ich mache hiermit die ergebenste Anzeige, daß mein bei dem Brande am 15. d. zerstörter Damen-Salon so weit wieder hergestellt ist, und von heute ab den mich besuchenden Gästen zur Benutzung geöffnet sein wird.

Indem ich mein Etablissement wiederholentlich der Gunst des Publikums empfehle, hoffe ich, daß dasselbe durch recht zahlreichen Besuch dazu beitragen wird, mich für den durch das Brandunglück erlittenen bedeutenden Verlust zu entschädigen.

Durch prompte aufmerksame Bedienung, gute und preiswürdige Getränke und Speisen, werde ich die Gunst des mich zu besuchenden Publikums auch ferner zu erwerben und zu erhalten trachten.

Köln, 25. März 1849.

Franz Stollwerk.

Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein.

Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1.

pr. Direktion: W. Herx, Lehrer.

Fröhlicher St. Cuniberts-Bau-Verein.

Heute Sonntag den 25. März 1849: Außerordentliche Damen-Versammlung und große theatralische Vorstellungen auf der vergrößerten und neu geschmückten Bühne bei Herrn Kleefisch, Eigelstein 51. Wir laden hiermit unsere Freunde und Gönner ergebenst ein.

Der Vorstand.

Bouquets, in jeder beliebigen Grösse fortwährend zu haben, Schildergasse Nro. 82.

IN AMSTERDAM liegen in Ladung nach Malta, Syra, Constantinopel: Harmonie Capt. Franken.
Triest: Noordholland, Cpt. P. Fijn, holl. Fl.
Genua, Livorno: Frederik, Cpt. Mink, holl. Fl.
Marseille: Sieka, Cpt. de Groot, holl. Fl.
Bayonne: Margina, Cpt. Boer, holl. Fl.
Bordeaux: Vrouw Geertje, Cpt. Bakker, holl. Fl.
Petersburg: Elisabeth Johanna, Cpt. Ekens, holl. Fl.
Riga, Riga: Cpt. Kerter, holl. Fl.
Stockholm: Anna Sophia, Cpt. Wising, schwed. Fl.
Koningsbergen: Vrouw Martha, Cpt. Wegener, holl. Fl.
Danzig: Ulrica, Cpt. Bekkering, holl. Fl.
Stettin: Vrouw Margrieta, Cpt. Nieboer, holl. Fl.
Rostock: Anna Catharina, Cpt. Drent, holl. Fl.
Kopenhagen: de Zwijger, Cpt. Weyland, holl. Fl.
Drammen, Christiania: Hanna Christensen, Cpt. Andersen.
Hamburg, Bremen: viele holl. Schiffe.
Hamburg, London: wöchentlich 2 bis 3 Dampfboote zu ermässigten Frachten.

Zur Beförderung von Waaren empfehlen sich THOLEN & Comp. in Amsterdam.

Grüne bittere Pomeranzen, billigst bei P. Weingärtner, Hochstrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden).

Neue rheinische Maiwein-Essenz, Cardinal-Essenz und Mai-wein-Syrup, von Apotheker Dr. Voget in Heinsberg, deren ausgezeichnete Güte überall rühmlichst anerkannt ist, alleinig zu haben bei P. Weingärtner, Hochsrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden).

Das Frankfurter Parlament möge unsern Mitbürger Schlechter auf 6 Jahre zum Deutschen Kaiser machen, sagte diese Zeitung gestern - wenn ich auch voraussetze, daß dieses einen Witz war so bedaure ich nur, das die Willenskraft und gute Ansichten, verbunden mit einem nie erhörten dreisten Auftreten, nicht in einem hohen Fürsten sitzt, welcher auf die Kaiserwürde Anspruch hat - dieses aber steht fest - unser Mitbürger Schlechter hat vor längerer Zeit dem Staat den Antrag gestellt - er wolle in einem Jahr Wohlstand im Land bringen, und eine solche Besserung der Moral, daß in 10 Jahren keine Person mehr ins Arresthaus zu bringen sei, und daß alle Menschen friedlich leben sollten, und 100 Millionen Thaler alle Jahre zu ziehen wären, was jetzt nicht geschehe. Das erste Jahr seiner Regierung würde er seines Lebens nicht sicher sein, das 3 aber, dürfe er ohne Wache in jeder Hüte und in jedem Pallast übernachten wo Menschenverstand wohne; Räthe würde er keine nehmen - Gehalt würde er nur 5000 Thaler nehmen, damit auch die andern Beamten sich darnach richten könnten, und wie viele Millionen wären erspart? und wie viele Millionen auf allen Seiten zu ersparen - und wenn die reichen Gutsherrn so viele Steuer als eine Dienstmagd auf dem Lande bezahlten, wie viele Millionen da mehr Einkünfte der Staat hatte???

Schlechter würde das Land wie eine Kette eintheilen, die aus so vielen Glieder bestehe, als es Stände geben, und wenn da ein Glied fest in das andere hält, so ist für das Entzweireißen keine Bange - und Glieder die nicht passen - versteht unser Schlechter passend zu machen; unser Schlechter hat die Mängel des Staates, und die praktische Aushülfe derart im Kopfe, das kein Monarch auf der Erde dieses zu sagen im Stande ist. - Schlechter sagt, es ist besser wenn ich 7 Mann speise, wenn auch das ganze Sattsein nicht da ist - als wie 4 Mann ganz satt füttern und 3 Mann verhungern lassen, die den 4 nur blos ins Maul sehen sollen.

A. B. O.

Lord Brougham war mit dieser Antwort sehr zufrieden und erging sich in den größesten Schmähungen über die italienischen Insurgenten, indem er das Manifest des sardinischen Gouvernements, als ein in der neueren Geschichte unerhörtes Dokument der Narrheit zu brandmarken suchte.

Die fragliche Motion wurde da zurückgezogen und die alten großbritannischen Pagoden vertagten ihre Sitzung.

Französische Republik.
12 Paris, 22. März.

Die Revolution stand vor der Thüre; während zwei voller Stunden sprühte sie unter der Asche der Linken, und die Linke hat sie in der Tasche wieder ausgelöscht. Die Kammer hatte nämlich gestern den ersten Paragraphen des von der Minorität der Kommission vorgelegten Gesetzentwurfes über die Klubs angenommen. Die Kammer hatte mit Faucher den diktatorischen Spruch ausgesprochen: „Die Klubs sind untersagt.“ Aber die Majorität der Kammer war so schwach, Cremieux und Favre hatten den Barrot's und Faucher's so derbe Wahrheiten gesagt, daß Faucher und Barrot Furcht bekamen und im zweiten Paragraph mit der Majorität der Komission geneigt waren, ein Correktivmittel anzuwenden. Also, wenn es im ersten Paragraphen heißt: „die Klubs sind untersagt,“ so sollte der zweite Paragraph lauten: „Alle politische und öffentliche Versammlungen, die nur zufällig stattfinden, um über einen bestimmten Gegenstand zu deliberiren, sind nicht als Klubs zu betrachten.“ Die Furcht des Herrn Barrot gab dem Hrn. Cremieux Muth: die Klubs sind untersagt! das ist eine offenbare Verletzung der Konstitution. Was liegt uns an dem mittleren, dem zweiten Paragraphen, womit Barrot und Faucher ihre Ehrlichkeit zu retten suchen? Cremieux erklärte also bei Eröffnung der Berathungen, daß die Kommission ihren eigenen Paragraphen zurückzöge und sich der Abstimmung enthalten würde. Das war wie ein Schlag, der in die Kammer fiel. Während die Kammer zum Skrutinium schritt, fand ein Skrutinium ganz anderer Natur im Conferenzsaale statt. Dort waren 300 Mitglieder, die Linke und die Montagne, hingezogen, um über die weiteren Verhaltungsmaßregeln zu deleberiren.

Cremieux sprach; und in seiner Rede setzte er die Gründe für den eben gethanen Schritt auseinander. Und wie er dem Schritte so recht auf den Grund gehen wollte, da erkannte er, daß von der Deputirten-Kammer aus der Weg direkt in die Straßen, d. h. zu den Barrikaden führe. Cremieux und die Straße! Marrast und die Straße! Und wer verbürgt dann dem Herrn Cremieux, daß der Weg von der Straße wieder in's Hotel de Ville und zur provisorischen Regierung führt? Und wer bindet Herrn Marrast an den Präsidentensessel fest? Ach Gott, und Herr Cavaignac, der Mann des Straßenkampfes, der seine Mobilgarde verloren, und mit den alten Insurgenten, seinen Todtfeinden, genöthigt wäre, dem Changarnier entgegenzutreten? Nein, das war zu viel von der Linken verlangt. Die Linke darf nicht in die Straße hinabsteigen; die Straße mit den Pflastersteinen gehört dem Volke, und die Kammer mit den Portefeuilles den Cremieux's und Genossen. Cremieux ist mit der Linken zurückgekehrt in die Kammer: der Berg allein hat sich des Abstimmens enthalten.

Während dieser ganzen Zeit aber war die Kammer in der höchsten Angst. Man denke sich: als sie zum Skrutinium schritt, ergaben sich im Ganzen 400 und einige Mitglieder, und es müssen 500 sein, um einen gültigen Beschluß zu fassen. Das Skrutinium mußte für null und nichtig erklärt werden, obgleich die Majorität dem fraglichen Paragraphen gesichert war. Ein zweites Skrutinium mit Namensaufruf fand Statt. Das Resultat war dasselbe. Die Angst war unbeschreiblich. Da der exekutiven Gewalt das Recht nicht zusteht, die Kammer aufzulösen, so hatte durch dieses Verfahren die Linke ein Mittel in die Hände bekommen, die Kammer zu paralysiren, und mit der Kammer Napoleon und Barrot. Diese Gewalt, mit der sichern Aussicht auf die „Straße,“ überstieg die Kräfte der Linke. Sie zog es vor, lieber in die Kammer zurückzukehren, als in die Straße hinabzusteigen. Der National hat gezeigt, daß er die Faust ballen kann, und das genügt ihm. Er hat aber auch gezeigt, daß er vor seiner eigenen geballten Faust Furcht hat, und das genügt dem Journal des Debats. Es freut sich, daß die Waffe, von welcher der National Gebrauch machen konnte. ebenso verderblich ist denen, welche sie führen, als denen, gegen welche sie geführt wird.

Paris, 23. März.

Der Moniteur und sämmtliche ministerielle Blätter enthalten folgenden Artikel, als Rechtfertigung der neuesten Polizeijagd gegen das „Peuple“:

„In einem neuen Artikel über die außerordentlichen Unterstützungen, welche den hülfsbedürftigen Bürgern gewährt werden, beharrt das Journal Le Peuple in seinem Systeme, Beunruhigung zu säen und ungeachtet der Denegationen, die ihm entgegengestellt wurden, behauptet es wiederholt, daß am 25. März alle Unterstützungen aufhören und daß 300,000 Menschen in der Stadt Paris allein den Qualen des Hungers überlassen würden. Wir können nur wiederholen, daß die Behauptungen des Journals de Peuple von einem Punkte zum andern falsch sind. Die Unterstützungen an wahrhaft Bedürftige (!) werden am 25. d. nicht nur nicht aufhören, sondern aus denjenigen Quellen so lange als nöthig (!) fortgesetzt werden, welche weise Vorsicht aufzusparen wußte. Wir fügen bei, daß die Zahl des Peuple reine Erfindung ist. Aus den offiziellen Listen geht hervor, daß die Zahl der hülfsbedürftigen Bürger, nach Abzug der auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehenden, auf 126,048 Menschen gefallen ist und Alles hoffen läßt, daß diese Zahl mit jeder Woche abnehme, Dank der Wiederbelebung des öffentlichen Geschäftsbetriebs, der in fast allen Pariser Gewerbszweigen in der Besserung begriffen ist. Aber eben dieses für Alle evidente Symptom bewirkt die Verzweiflung der anarchischen Journale.“

Dieser Artikel des Moniteur ist keineswegs beruhigend. Auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehen nach Delefferts und Remusats Tabellen Jahr aus Jahr ein zwischen 95-98,000 Seelen. Diese hinzugerechnet, gibt eine Zahl, welche die vom Peuple angeführte nicht weit hinter sich läßt. Man beurtheile also hiernach die Lage des Pariser Pauperismus am Beginn des Frühjahrs 1849. Der Wahrheit die Ehre.

‒ Cabet ist nicht todt, sondern wohl und munter in Texas bei seinen Freunden, unter denen fürchterlich intriguirt worden zu sein scheint, den Enthüllungen und Briefen nach zu urtheilen, welche „Revolution“ und „Populaire“ heute von Cabet „Geranten von Ikarien“ veröffentlichen.

‒ So eben erscheint der neueste Bankbericht mit einem abermaligen Sinken des Pariser Wechselverkehrs um zwei Millionen in letzter Woche.

‒ Die Minorität der Klubkommission hat sich beeilt, ihre Arbeit (ein neues Klubgesetz in 28 Artikeln, deren Erster natürlich lautet: „die Klubs sind aufgehoben“) zu vollenden und der Nationalversammlung vorzulegen. In Folge dieser Schnelligkeit könnte die Clubdebatte schon heute fortgesetzt werden.

‒ Heute Mittag erblickte man an den Mauern der Straßen eine kolossale gelbe Affiche mit den großen Buchstaben: „Kandidatur des Bürgers Proudhon. Allen wahren Katholiken zugerufen.“ Dieser Ueberschrift folgten die kräftigsten Stellen aus Platon, St. Augustin, Dr. Hobbes und sonstigen Aposteln.

‒ An den Pariser Straßenecken geht es heute ganz belustigend zu. Man nähert sich einem Journalverkäufer mit der Frage: Haben Sie ein Peuple? Nein. (Das Weib oder der Mann sieht einem in's Gesicht, und wenn man gerade keine Mouchardfratze hat, so entwickelt sich ein Peuple aus irgend einer Tasche. Man greift zu, zahlt 2 Sous und geht dann seiner Wege.)

Auf diese Weise wurden bis heute Nachmittag über 50,000 Nummern verkauft. Dann beeilen wir uns zu melden, daß in diesem Augenblicke über 500 Gardiens auf den Beinen sind, um das Peuple zum zweiten Male wegzunehmen.

Aus Lyon erhalten wir Journale vom 22. März. Bügeaud war in Grenoble und geht dann nach Valence, um den Bürgerwehren die baldige Rückkehr des Kredits zu verkünden.

Siecle meldet in seinem zweiten Leitartikel: „der russische Kaiser leide an einer schweren Krankheit.“

‒ Zwei Dinge bilden den Gegenstand aller Gespräche: 1) Die Clubdebatte, welche heute (statt Montag) fortgesetzt wird. 2) Die wahrhaft erbauliche Polizeiwuth gegen das Journal „Le Peuple“. In diesen beiden Dingen concentriren sich die augenblicklichen Kämpfe, unserer Rothen und Honetten.

Nur in der offiziellen Welt spricht man wohl auch noch von Radetzki'schen Proklamationen, von dänischen Flotten und dergleichen mehr.

‒ Der Moniteur zeigt an, daß der Präsident der Republik mehreren Invaliden, die er namentlich aufführt, in Erinnerung des Festes vom 20. d., das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Jenes Fest bestand in der Uebergabe des berüchtigten grauen Mantels von Austerlitz etc. aus den Händen Petit's in diejenigen Jerome's, einer Feier, deren wir vorgestern erwähnten. Der jüngste der Dekorirten zählt, glaube ich, achtzig Jahre; auch fehlen den Meisten ganze Arme und Beine.

Ferner enthält der Moniteur einen Brief Laity's (Ordonnanzoffizier) an die Direktion des Festes im Jardin d'Hiver, worin er das Ausbleiben des Präsidenten vom letzten Balle zum Besten der Züchtlinge in Petit-Bourg, durch eine Kirchenfeier entschuldigt.

Zugleich bringt uns der Moniteur zwei Spalten voll neuer richterlicher Beamten.

‒ Die Nationalversammlung hat gestern diejenigen Kinder, die, obgleich von Ausländern gezeugt, in Frankreich geboren wurden und die Förmlichkeit des Art. 9 des Civilgesetzbuchs erfüllten, d. h. ihrer Militärpflicht etc. genügten, nationalisirt. Dieselben können schon an der bevorstehenden Wahl theilnehmen.

Nationalversammlung. Sitzung vom 23. März. Lamoriciere nimmt Punkt 11 1/2 Uhr den Präsidentenstuhl ein und läßt das Protokoll vorlesen. Aber die Bänke sind noch so leer und er läßt deshalb die Urnen herumgehen, um die Zahl der Glieder zu wissen. Die Zettel weisen 527 Anwesende nach und die Debatte beginnt.

An der Tagesordnung ist das Büdget (Kapitel der Staatsbauten), worüber sich eine zweite Generaldiskussion entsponnen, die gestern Abend den großen Finanzier Goudchaux auf die Bühne lockte, den aber die Versammlung nicht ausreden ließ.

Goudchaux mit seinem Folianten erscheint von Neuem auf der Bühne, um seine gestern begonnene Finanzpredigt zu vollenden. Er weist nach, wie ergiebig die Finanzquellen Frankreichs seien (das wissen Rothschild und Goudchaux wahrhaftig am Besten) und daß kein Nationalbankerott zu befürchten sei, wenn man seinen Rathschlägen folge. Zum hundertsten Male tritt er nun in seine bekannte Finanzschau seit dem 24. Februar, die darauf hinausläuft, ein Viertel von allen Staatsdienstzweigen zu ersparen, was Dufaure und Pierre Leroux gestern als die größte Verrücktheit darstellten; denn jeder abgeschnittene Posten werfe eine Masse Proletarier aufs Pflaster u. s. w.

Victor Lefranc bekämpft dieses Reduktionssystem im Sinne Dufaures und will die in Rede stehenden 10 Millionen für Kanal- und Brücken bau nicht streichen lassen.

Stourm, Doppelgänger Goudchaux's, vertheidigt die von der hochweisen Budgetkommission erdachten Ersparnisse, welche das Land allein vor dem Bankerott retten könnten.

Passy, Grandin und Marcel Barthe nehmen an der Debatte Theil.

Doch die Aufmerksamkeit ist auf die Conferenzsäle und Abtheilungsgänge gerichtet, wo die Minorität der Clubkommission deliberirt.

Gegen 3 Uhr belebt sich der Saal wieder.

Präsident Lamoriciere zeigt der Versammlung an, daß ihm die Clubkommission schreibe, sie habe ihre Arbeit vollendet und sei bereit, die Debatte wieder zu beginnen. (Ah! Ah!)

Dupont (Buffac) erzählt in langem Vortrage, wie und was sich Alles zugetragen. Sein Vortrag gleicht einer Art Generaldiskussion über die Clubfragen und bietet im Grunde nichts Neues.

Sarrut gesteht unter allgemeinem Hohngelächter, daß die Minorität heute Mittag die Majorität eingeladen habe, an der Ausarbeitung eines neuen Gesetzes Theil zu nehmen. Mehrere Glieder der Majorität hätten dieser Einladung Folge leisten zu müssen geglaubt (Ah! Ah!) und so sei das neue Gesetz zu Stande gekommen.

Cremieux bestätigt diese Aussage.

Beide, sowohl Sarrut als Cremieux suchen zu beweisen, daß es ihnen mit der Demission Ernst gewesen. Beide nehmen das Hohngelächter rechts und links sehr übel.

Senard erzählt von Neuem, wie sich die Dinge zugetragen und bringt die Debatte wieder in das rechte Geleise.

Laboulie, Berichterstatter der Minorität, liest nun seine neue Arbeit vor. Dieselbe besteht aus 28 Artikeln, deren erster natürlich lautet: „Die Clubs sind untersagt.“

Die Vorlesung dieses neuen Entwurfs wird ziemlich häufig unterbrochen. Arago (Emanuel) bekämpft den neuen Entwurf, weil er die Clubs absolut vernichte und den Artikel 8 der Verfassung zerstöre.

Aylies sagt, er habe das auch Anfangs geglaubt, doch sich später überzeugt, daß dies nicht der Fall sei. (Ah! Ah!) Er unterstütze deshalb den Entwurf.

Bauchart will noch sprechen. Aber der Ruf: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! läßt ihn nicht zu Wort kommen.

Artikel 1 ist längst angenommen.

Artikel 2 des Entwurfs wird dann zur Abstimmung gebracht.

„Der Eröffnung jeder öffentl. Versammlung, die sich mit politischen Dingen beschäftigt, ist eine Deklaration des Vorstandes beim Präfekten, oder Maire der Gemeinde vorauszuschicken. Diese Deklaration muß 24 Stunden vor Eröffnung der Versammlung geschehen und muß Namen, Stand, Wohnung u. s. w. der Gründer enthalten ……

Die Versammlung hört Senard und den Minister Barrot über diese Sätze lange an und bricht dann die Debatte ab.

Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen.

Redakteur en chef Karl Marx.
[Leserbriefe]
Velbert, 20. März.

Die Königlich Preußische Polizei kann ihre lange Nase nirgends weglassen. Am 18. d. feierte Velbert die vorigjährige Revolution durch einen Ball; der Bürgermeister, ob aus Angst oder über trieben großartiger Liebe zu seinem schwarz-weißen Anhange, weiß man nicht, hatte zu dieser Feier zwei Stück Gensd'armen extra aus dem gottbegnadeten Wupperthul bestellt und sie als Assistenz dem hiesigen „blinden“ Polizeidiener und Nachtwächter beigestellt. Der Ball wurde also im Belagerungszustand abgehalten, allein trotz alledem und alledem war man recht vergnügt.

Die oktroyirten, schnurrbärtigen Grünröcke verließen am Montag in aller Herrgottsfrüh Velbert und bedauerten recht sehr, daß sie von ihren haarscharfgeschliffenen Mordinstrumenten keinen Gebrauch machen und nicht wenigstens ein halbes Dutzend Demokraten als Beute mitführen konnten. ‒ Wir hoffen, daß der Herr Bürgermeister für diesen Geniestreich zum Allerwenigsten zum Ritter des Unvermeidlichen geschlagen wird, was er schon lange verdient hat, weil ‒ er ein ausgezeichnet intimer Freund des großen Harkort ist!

Der Expedition ist folgender Brief zugekommen:

„In Folge des Artikels in Nr. 133 d. B., betreffend den Hauptmann Uttenhoven, wird, wie es in Nr. 249 heißt, ein Unschuldiger verfolgt. Dieser Tage erzählte man: der Gefreite Linn werde bereits seit 8-10 Tagen in Untersuchungs-Arrest gehalten, ohne daß bis dato irgend ein Zeuge gegen ihn vernommen, noch dem Inquisiten mitgetheilt worden sei, weßhalb er verhaftet sei.

Hiernach nimmt der Verfasser jenes Inserats Veranlassung, die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung zu ermächtigen, Jeden Jeteressenten das Manuscript des Einsenders vorzulegen.“

Köln, 34. März. 1849.

Coblenz, Coblenz, freue dich!

Der edle Leuthaus nahet sich.

Durch die Versetzung des sehr „brauchbaren“ Instruktionsrichters Leuthaus büßt das hiesige Landgericht eine seiner größten Sonderbarkeiten ein, nämlich einen Richter der Vorführungsbefehle erläßt, ohne dafür Sorge zu tragen, daß binnen der gesetzlichen Frist die Vernehmung des Vorgeführten erfolgt. Wir aber sagen:

Nun leben Sie aber recht wohl!

Besonderes Kennzeichen des etc. Leuthaus: Derselbe trägt einen Hut von unaussprechlicher Farbe und Gestalt.

Ein Haus zu kaufen gesucht, dem Mittelpunkt der Stadt nicht zu entfernt, mittler Größe mit Hofranm. Anerbietungen unter L. G. Nr. 2 dieser Zeitung.

Die Haupt-Agentur der Pat. Gutta-Percha-Company in London, Waidmarkt Nr. 10, empfiehlt ihr Lager von Gutta-Percha Riemen, Röhren, Sohlen, Papier, Brandeimer, ferner Bisquit-Körbchen, Frucht- und Spielteller, Becher, Etuis, Schreibzeuge, Stöcke, Schläger etc.

Die Kunstsachen sind auch Waidmarkt Nr. 12 vorräthig.

Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.

Coblenzer Fastenbrezeln täglich frisch bei I. Haupt, Columbastraße Nr. 3.

Erste und zweite Etage zu vermiethen. Weberstraße Nr. 16.

Stollwerk'sches Vaudeville-Theater.

Die Abrechnung über die gestern Abend zum Besten der Mitglieder des Stollwerk'schen Vaudeville-Theaters stattgefundene Vorstellung im hiesigen Schauspielhause, findet Morgen Montag den 26. dieses, Nachmittags 2 Uhr im oberen Billardsaale bei Stollwerk Statt

Alle diejenigen welche Karten zum Absetzen übernommen haben, werden gebeten, sich Behufs der Abrechnung dort einzufinden.

Köln, den 25. März 1849.

Das Ausschuß-Comite.

Deutsches Kaffeehaus.

Ich mache hiermit die ergebenste Anzeige, daß mein bei dem Brande am 15. d. zerstörter Damen-Salon so weit wieder hergestellt ist, und von heute ab den mich besuchenden Gästen zur Benutzung geöffnet sein wird.

Indem ich mein Etablissement wiederholentlich der Gunst des Publikums empfehle, hoffe ich, daß dasselbe durch recht zahlreichen Besuch dazu beitragen wird, mich für den durch das Brandunglück erlittenen bedeutenden Verlust zu entschädigen.

Durch prompte aufmerksame Bedienung, gute und preiswürdige Getränke und Speisen, werde ich die Gunst des mich zu besuchenden Publikums auch ferner zu erwerben und zu erhalten trachten.

Köln, 25. März 1849.

Franz Stollwerk.

Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein.

Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1.

pr. Direktion: W. Herx, Lehrer.

Fröhlicher St. Cuniberts-Bau-Verein.

Heute Sonntag den 25. März 1849: Außerordentliche Damen-Versammlung und große theatralische Vorstellungen auf der vergrößerten und neu geschmückten Bühne bei Herrn Kleefisch, Eigelstein 51. Wir laden hiermit unsere Freunde und Gönner ergebenst ein.

Der Vorstand.

Bouquets, in jeder beliebigen Grösse fortwährend zu haben, Schildergasse Nro. 82.

IN AMSTERDAM liegen in Ladung nach Malta, Syra, Constantinopel: Harmonie Capt. Franken.
Triest: Noordholland, Cpt. P. Fijn, holl. Fl.
Genua, Livorno: Frederik, Cpt. Mink, holl. Fl.
Marseille: Sieka, Cpt. de Groot, holl. Fl.
Bayonne: Margina, Cpt. Boer, holl. Fl.
Bordeaux: Vrouw Geertje, Cpt. Bakker, holl. Fl.
Petersburg: Elisabeth Johanna, Cpt. Ekens, holl. Fl.
Riga, Riga: Cpt. Kerter, holl. Fl.
Stockholm: Anna Sophia, Cpt. Wising, schwed. Fl.
Koningsbergen: Vrouw Martha, Cpt. Wegener, holl. Fl.
Danzig: Ulrica, Cpt. Bekkering, holl. Fl.
Stettin: Vrouw Margrieta, Cpt. Nieboer, holl. Fl.
Rostock: Anna Catharina, Cpt. Drent, holl. Fl.
Kopenhagen: de Zwijger, Cpt. Weyland, holl. Fl.
Drammen, Christiania: Hanna Christensen, Cpt. Andersen.
Hamburg, Bremen: viele holl. Schiffe.
Hamburg, London: wöchentlich 2 bis 3 Dampfboote zu ermässigten Frachten.

Zur Beförderung von Waaren empfehlen sich THOLEN & Comp. in Amsterdam.

Grüne bittere Pomeranzen, billigst bei P. Weingärtner, Hochstrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden).

Neue rheinische Maiwein-Essenz, Cardinal-Essenz und Mai-wein-Syrup, von Apotheker Dr. Voget in Heinsberg, deren ausgezeichnete Güte überall rühmlichst anerkannt ist, alleinig zu haben bei P. Weingärtner, Hochsrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden).

Das Frankfurter Parlament möge unsern Mitbürger Schlechter auf 6 Jahre zum Deutschen Kaiser machen, sagte diese Zeitung gestern ‒ wenn ich auch voraussetze, daß dieses einen Witz war so bedaure ich nur, das die Willenskraft und gute Ansichten, verbunden mit einem nie erhörten dreisten Auftreten, nicht in einem hohen Fürsten sitzt, welcher auf die Kaiserwürde Anspruch hat ‒ dieses aber steht fest ‒ unser Mitbürger Schlechter hat vor längerer Zeit dem Staat den Antrag gestellt ‒ er wolle in einem Jahr Wohlstand im Land bringen, und eine solche Besserung der Moral, daß in 10 Jahren keine Person mehr ins Arresthaus zu bringen sei, und daß alle Menschen friedlich leben sollten, und 100 Millionen Thaler alle Jahre zu ziehen wären, was jetzt nicht geschehe. Das erste Jahr seiner Regierung würde er seines Lebens nicht sicher sein, das 3 aber, dürfe er ohne Wache in jeder Hüte und in jedem Pallast übernachten wo Menschenverstand wohne; Räthe würde er keine nehmen ‒ Gehalt würde er nur 5000 Thaler nehmen, damit auch die andern Beamten sich darnach richten könnten, und wie viele Millionen wären erspart? und wie viele Millionen auf allen Seiten zu ersparen ‒ und wenn die reichen Gutsherrn so viele Steuer als eine Dienstmagd auf dem Lande bezahlten, wie viele Millionen da mehr Einkünfte der Staat hatte???

Schlechter würde das Land wie eine Kette eintheilen, die aus so vielen Glieder bestehe, als es Stände geben, und wenn da ein Glied fest in das andere hält, so ist für das Entzweireißen keine Bange ‒ und Glieder die nicht passen ‒ versteht unser Schlechter passend zu machen; unser Schlechter hat die Mängel des Staates, und die praktische Aushülfe derart im Kopfe, das kein Monarch auf der Erde dieses zu sagen im Stande ist. ‒ Schlechter sagt, es ist besser wenn ich 7 Mann speise, wenn auch das ganze Sattsein nicht da ist ‒ als wie 4 Mann ganz satt füttern und 3 Mann verhungern lassen, die den 4 nur blos ins Maul sehen sollen.

A. B. O.
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          <p>Lord Brougham war mit dieser Antwort sehr zufrieden und erging sich in den größesten Schmähungen über die italienischen Insurgenten, indem er das Manifest des sardinischen Gouvernements, als ein in der neueren Geschichte unerhörtes Dokument der Narrheit zu brandmarken suchte.</p>
          <p>Die fragliche Motion wurde da zurückgezogen und die alten großbritannischen Pagoden vertagten ihre Sitzung.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 22. März.</head>
          <p>Die Revolution stand vor der Thüre; während zwei voller Stunden sprühte sie unter der Asche der Linken, und die Linke hat sie in der Tasche wieder ausgelöscht. Die Kammer hatte nämlich gestern den ersten Paragraphen des von der Minorität der Kommission vorgelegten Gesetzentwurfes über die Klubs angenommen. Die Kammer hatte mit Faucher den diktatorischen Spruch ausgesprochen: &#x201E;Die Klubs sind untersagt.&#x201C; Aber die Majorität der Kammer war so schwach, Cremieux und Favre hatten den Barrot's und Faucher's so derbe Wahrheiten gesagt, daß Faucher und Barrot Furcht bekamen und im zweiten Paragraph mit der Majorität der Komission geneigt waren, ein Correktivmittel anzuwenden. Also, wenn es im ersten Paragraphen heißt: &#x201E;die Klubs sind untersagt,&#x201C; so sollte der zweite Paragraph lauten: &#x201E;Alle politische und öffentliche Versammlungen, die nur zufällig stattfinden, um über einen bestimmten Gegenstand zu deliberiren, sind nicht als Klubs zu betrachten.&#x201C; Die Furcht des Herrn Barrot gab dem Hrn. Cremieux Muth: die Klubs sind untersagt! das ist eine offenbare Verletzung der Konstitution. Was liegt uns an dem mittleren, dem zweiten Paragraphen, womit Barrot und Faucher ihre Ehrlichkeit zu retten suchen? Cremieux erklärte also bei Eröffnung der Berathungen, daß die Kommission ihren eigenen Paragraphen zurückzöge und sich der Abstimmung enthalten würde. Das war wie ein Schlag, der in die Kammer fiel. Während die Kammer zum Skrutinium schritt, fand ein Skrutinium ganz anderer Natur im Conferenzsaale statt. Dort waren 300 Mitglieder, die Linke und die Montagne, hingezogen, um über die weiteren Verhaltungsmaßregeln zu deleberiren.</p>
          <p>Cremieux sprach; und in seiner Rede setzte er die Gründe für den eben gethanen Schritt auseinander. Und wie er dem Schritte so recht auf den Grund gehen wollte, da erkannte er, daß von der Deputirten-Kammer aus der Weg direkt in die Straßen, d. h. zu den Barrikaden führe. Cremieux und die Straße! Marrast und die Straße! Und wer verbürgt dann dem Herrn Cremieux, daß der Weg von der Straße wieder in's Hotel de Ville und zur provisorischen Regierung führt? Und wer bindet Herrn Marrast an den Präsidentensessel fest? Ach Gott, und Herr Cavaignac, der Mann des Straßenkampfes, der seine Mobilgarde verloren, und mit den alten Insurgenten, seinen Todtfeinden, genöthigt wäre, dem Changarnier entgegenzutreten? Nein, das war zu viel von der Linken verlangt. Die Linke darf nicht in die Straße hinabsteigen; die Straße mit den Pflastersteinen gehört dem Volke, und die Kammer mit den Portefeuilles den Cremieux's und Genossen. Cremieux ist mit der Linken zurückgekehrt in die Kammer: der Berg allein hat sich des Abstimmens enthalten.</p>
          <p>Während dieser ganzen Zeit aber war die Kammer in der höchsten Angst. Man denke sich: als sie zum Skrutinium schritt, ergaben sich im Ganzen 400 und einige Mitglieder, und es müssen 500 sein, um einen gültigen Beschluß zu fassen. Das Skrutinium mußte für null und nichtig erklärt werden, obgleich die Majorität dem fraglichen Paragraphen gesichert war. Ein zweites Skrutinium mit Namensaufruf fand Statt. Das Resultat war dasselbe. Die Angst war unbeschreiblich. Da der exekutiven Gewalt das Recht nicht zusteht, die Kammer aufzulösen, so hatte durch dieses Verfahren die Linke ein Mittel in die Hände bekommen, die Kammer zu paralysiren, und mit der Kammer Napoleon und Barrot. Diese Gewalt, mit der sichern Aussicht auf die &#x201E;Straße,&#x201C; überstieg die Kräfte der Linke. Sie zog es vor, lieber in die Kammer zurückzukehren, als in die Straße hinabzusteigen. Der National hat gezeigt, daß er die Faust ballen kann, und das genügt ihm. Er hat aber auch gezeigt, daß er vor seiner eigenen geballten Faust Furcht hat, und das genügt dem Journal des Debats. Es freut sich, daß die Waffe, von welcher der National Gebrauch machen konnte. ebenso verderblich ist denen, welche sie führen, als denen, gegen welche sie geführt wird.</p>
        </div>
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          <head>Paris, 23. März.</head>
          <p>Der Moniteur und sämmtliche ministerielle Blätter enthalten folgenden Artikel, als Rechtfertigung der neuesten Polizeijagd gegen das &#x201E;Peuple&#x201C;:</p>
          <p>&#x201E;In einem neuen Artikel über die außerordentlichen Unterstützungen, welche den hülfsbedürftigen Bürgern gewährt werden, beharrt das Journal Le Peuple in seinem Systeme, Beunruhigung zu säen und ungeachtet der Denegationen, die ihm entgegengestellt wurden, behauptet es wiederholt, daß am 25. März alle Unterstützungen aufhören und daß 300,000 Menschen in der Stadt Paris allein den Qualen des Hungers überlassen würden. Wir können nur wiederholen, daß die Behauptungen des Journals de Peuple von einem Punkte zum andern falsch sind. Die Unterstützungen an wahrhaft Bedürftige (!) werden am 25. d. nicht nur nicht aufhören, sondern aus denjenigen Quellen so lange als nöthig (!) fortgesetzt werden, welche weise Vorsicht aufzusparen wußte. Wir fügen bei, daß die Zahl des Peuple reine Erfindung ist. Aus den offiziellen Listen geht hervor, daß die Zahl der hülfsbedürftigen Bürger, nach Abzug der auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehenden, auf 126,048 Menschen gefallen ist und Alles hoffen läßt, daß diese Zahl mit jeder Woche abnehme, Dank der Wiederbelebung des öffentlichen Geschäftsbetriebs, der in fast allen Pariser Gewerbszweigen in der Besserung begriffen ist. Aber eben dieses für Alle evidente Symptom bewirkt die Verzweiflung der anarchischen Journale.&#x201C;</p>
          <p>Dieser Artikel des Moniteur ist keineswegs beruhigend. Auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehen nach Delefferts und Remusats Tabellen Jahr aus Jahr ein zwischen 95-98,000 Seelen. Diese hinzugerechnet, gibt eine Zahl, welche die vom Peuple angeführte nicht weit hinter sich läßt. Man beurtheile also hiernach die Lage des Pariser Pauperismus am Beginn des Frühjahrs 1849. Der Wahrheit die Ehre.</p>
          <p>&#x2012; Cabet ist nicht todt, sondern wohl und munter in Texas bei seinen Freunden, unter denen fürchterlich intriguirt worden zu sein scheint, den Enthüllungen und Briefen nach zu urtheilen, welche &#x201E;Revolution&#x201C; und &#x201E;Populaire&#x201C; heute von Cabet &#x201E;Geranten von Ikarien&#x201C; veröffentlichen.</p>
          <p>&#x2012; So eben erscheint der neueste Bankbericht mit einem abermaligen Sinken des Pariser Wechselverkehrs um zwei Millionen in letzter Woche.</p>
          <p>&#x2012; Die Minorität der Klubkommission hat sich beeilt, ihre Arbeit (ein neues Klubgesetz in 28 Artikeln, deren Erster natürlich lautet: &#x201E;die Klubs sind aufgehoben&#x201C;) zu vollenden und der Nationalversammlung vorzulegen. In Folge dieser Schnelligkeit könnte die Clubdebatte schon heute fortgesetzt werden.</p>
          <p>&#x2012; Heute Mittag erblickte man an den Mauern der Straßen eine kolossale gelbe Affiche mit den großen Buchstaben: &#x201E;Kandidatur des Bürgers Proudhon. Allen wahren Katholiken zugerufen.&#x201C; Dieser Ueberschrift folgten die kräftigsten Stellen aus Platon, St. Augustin, Dr. Hobbes und sonstigen Aposteln.</p>
          <p>&#x2012; An den Pariser Straßenecken geht es heute ganz belustigend zu. Man nähert sich einem Journalverkäufer mit der Frage: Haben Sie ein Peuple? Nein. (Das Weib oder der Mann sieht einem in's Gesicht, und wenn man gerade keine Mouchardfratze hat, so entwickelt sich ein Peuple aus irgend einer Tasche. Man greift zu, zahlt 2 Sous und geht dann seiner Wege.)</p>
          <p>Auf diese Weise wurden bis heute Nachmittag über 50,000 Nummern verkauft. Dann beeilen wir uns zu melden, daß in diesem Augenblicke über 500 Gardiens auf den Beinen sind, um das <hi rendition="#g">Peuple</hi> zum zweiten Male wegzunehmen.</p>
          <p>Aus Lyon erhalten wir Journale vom 22. März. Bügeaud war in Grenoble und geht dann nach Valence, um den Bürgerwehren die baldige Rückkehr des Kredits zu verkünden.</p>
          <p>Siecle meldet in seinem zweiten Leitartikel: &#x201E;der russische Kaiser leide an einer schweren Krankheit.&#x201C;</p>
          <p>&#x2012; Zwei Dinge bilden den Gegenstand aller Gespräche: 1) Die Clubdebatte, welche heute (statt Montag) fortgesetzt wird. 2) Die wahrhaft erbauliche Polizeiwuth gegen das Journal &#x201E;Le Peuple&#x201C;. In diesen beiden Dingen concentriren sich die augenblicklichen Kämpfe, unserer Rothen und Honetten.</p>
          <p>Nur in der offiziellen Welt spricht man wohl auch noch von Radetzki'schen Proklamationen, von dänischen Flotten und dergleichen mehr.</p>
          <p>&#x2012; Der Moniteur zeigt an, daß der Präsident der Republik mehreren Invaliden, die er namentlich aufführt, in Erinnerung des Festes vom 20. d., das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Jenes Fest bestand in der Uebergabe des berüchtigten grauen Mantels von Austerlitz etc. aus den Händen Petit's in diejenigen Jerome's, einer Feier, deren wir vorgestern erwähnten. Der jüngste der Dekorirten zählt, glaube ich, achtzig Jahre; auch fehlen den Meisten ganze Arme und Beine.</p>
          <p>Ferner enthält der Moniteur einen Brief Laity's (Ordonnanzoffizier) an die Direktion des Festes im Jardin d'Hiver, worin er das Ausbleiben des Präsidenten vom letzten Balle zum Besten der Züchtlinge in Petit-Bourg, durch eine Kirchenfeier entschuldigt.</p>
          <p>Zugleich bringt uns der Moniteur zwei Spalten voll neuer richterlicher Beamten.</p>
          <p>&#x2012; Die Nationalversammlung hat gestern diejenigen Kinder, die, obgleich von Ausländern gezeugt, in Frankreich geboren wurden und die Förmlichkeit des Art. 9 des Civilgesetzbuchs erfüllten, d. h. ihrer Militärpflicht etc. genügten, nationalisirt. Dieselben können schon an der bevorstehenden Wahl theilnehmen.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 23. März. Lamoriciere nimmt Punkt 11 1/2 Uhr den Präsidentenstuhl ein und läßt das Protokoll vorlesen. Aber die Bänke sind noch so leer und er läßt deshalb die Urnen herumgehen, um die Zahl der Glieder zu wissen. Die Zettel weisen 527 Anwesende nach und die Debatte beginnt.</p>
          <p>An der Tagesordnung ist das Büdget (Kapitel der Staatsbauten), worüber sich eine zweite Generaldiskussion entsponnen, die gestern Abend den großen Finanzier Goudchaux auf die Bühne lockte, den aber die Versammlung nicht ausreden ließ.</p>
          <p><hi rendition="#g">Goudchaux</hi> mit seinem Folianten erscheint von Neuem auf der Bühne, um seine gestern begonnene Finanzpredigt zu vollenden. Er weist nach, wie ergiebig die Finanzquellen Frankreichs seien (das wissen Rothschild und Goudchaux wahrhaftig am Besten) und daß kein Nationalbankerott zu befürchten sei, wenn man seinen Rathschlägen folge. Zum hundertsten Male tritt er nun in seine bekannte Finanzschau seit dem 24. Februar, die darauf hinausläuft, ein Viertel von allen Staatsdienstzweigen zu ersparen, was Dufaure und Pierre Leroux gestern als die größte Verrücktheit darstellten; denn jeder abgeschnittene Posten werfe eine Masse Proletarier aufs Pflaster u. s. w.</p>
          <p><hi rendition="#g">Victor Lefranc</hi> bekämpft dieses Reduktionssystem im Sinne Dufaures und will die in Rede stehenden 10 Millionen für Kanal- und Brücken bau nicht streichen lassen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Stourm,</hi> Doppelgänger Goudchaux's, vertheidigt die von der hochweisen Budgetkommission erdachten Ersparnisse, welche das Land allein vor dem Bankerott retten könnten.</p>
          <p>Passy, Grandin und Marcel Barthe nehmen an der Debatte Theil.</p>
          <p>Doch die Aufmerksamkeit ist auf die Conferenzsäle und Abtheilungsgänge gerichtet, wo die Minorität der Clubkommission deliberirt.</p>
          <p>Gegen 3 Uhr belebt sich der Saal wieder.</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Lamoriciere</hi> zeigt der Versammlung an, daß ihm die Clubkommission schreibe, sie habe ihre Arbeit vollendet und sei bereit, die Debatte wieder zu beginnen. (Ah! Ah!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (Buffac) erzählt in langem Vortrage, wie und was sich Alles zugetragen. Sein Vortrag gleicht einer Art Generaldiskussion über die Clubfragen und bietet im Grunde nichts Neues.</p>
          <p><hi rendition="#g">Sarrut</hi> gesteht unter allgemeinem Hohngelächter, daß die Minorität heute Mittag die Majorität eingeladen habe, an der Ausarbeitung eines neuen Gesetzes Theil zu nehmen. Mehrere Glieder der Majorität hätten dieser Einladung Folge leisten zu müssen geglaubt (Ah! Ah!) und so sei das neue Gesetz zu Stande gekommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cremieux</hi> bestätigt diese Aussage.</p>
          <p>Beide, sowohl Sarrut als Cremieux suchen zu beweisen, daß es ihnen mit der Demission Ernst gewesen. Beide nehmen das Hohngelächter rechts und links sehr übel.</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard</hi> erzählt von Neuem, wie sich die Dinge zugetragen und bringt die Debatte wieder in das rechte Geleise.</p>
          <p><hi rendition="#g">Laboulie,</hi> Berichterstatter der Minorität, liest nun seine neue Arbeit vor. Dieselbe besteht aus 28 Artikeln, deren erster natürlich lautet: &#x201E;Die Clubs sind untersagt.&#x201C;</p>
          <p>Die Vorlesung dieses neuen Entwurfs wird ziemlich häufig unterbrochen. <hi rendition="#g">Arago</hi> (Emanuel) bekämpft den neuen Entwurf, weil er die Clubs absolut vernichte und den Artikel 8 der Verfassung zerstöre.</p>
          <p><hi rendition="#g">Aylies</hi> sagt, er habe das auch Anfangs geglaubt, doch sich später überzeugt, daß dies nicht der Fall sei. (Ah! Ah!) Er unterstütze deshalb den Entwurf.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bauchart</hi> will noch sprechen. Aber der Ruf: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! läßt ihn nicht zu Wort kommen.</p>
          <p>Artikel 1 ist längst angenommen.</p>
          <p>Artikel 2 des Entwurfs wird dann zur Abstimmung gebracht.</p>
          <p>&#x201E;Der Eröffnung jeder öffentl. Versammlung, die sich mit politischen Dingen beschäftigt, ist eine Deklaration des Vorstandes beim Präfekten, oder Maire der Gemeinde vorauszuschicken. Diese Deklaration muß 24 Stunden vor Eröffnung der Versammlung geschehen und muß Namen, Stand, Wohnung u. s. w. der Gründer enthalten &#x2026;&#x2026;</p>
          <p>Die Versammlung hört Senard und den Minister Barrot über diese Sätze lange an und bricht dann die Debatte ab.</p>
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          <p>Die Königlich Preußische Polizei kann ihre lange Nase nirgends weglassen. Am 18. d. feierte Velbert die vorigjährige Revolution durch einen Ball; der Bürgermeister, ob aus Angst oder über trieben großartiger Liebe zu seinem schwarz-weißen Anhange, weiß man nicht, hatte zu dieser Feier zwei Stück Gensd'armen extra aus dem gottbegnadeten Wupperthul bestellt und sie als Assistenz dem hiesigen &#x201E;blinden&#x201C; Polizeidiener und Nachtwächter beigestellt. Der Ball wurde also im Belagerungszustand abgehalten, allein trotz alledem und alledem war man recht vergnügt.</p>
          <p>Die oktroyirten, schnurrbärtigen Grünröcke verließen am Montag in aller Herrgottsfrüh Velbert und bedauerten recht sehr, daß sie von ihren haarscharfgeschliffenen Mordinstrumenten keinen Gebrauch machen und nicht wenigstens ein halbes Dutzend Demokraten als Beute mitführen konnten. &#x2012; Wir hoffen, daß der Herr Bürgermeister für diesen Geniestreich zum Allerwenigsten zum Ritter des Unvermeidlichen geschlagen wird, was er schon lange verdient hat, weil &#x2012; er ein ausgezeichnet intimer Freund des großen <hi rendition="#g">Harkort</hi> ist!</p>
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          <p>Der Expedition ist folgender Brief zugekommen:</p>
          <p>&#x201E;In Folge des Artikels in Nr. 133 d. B., betreffend <hi rendition="#g">den Hauptmann Uttenhoven,</hi> wird, wie es in Nr. 249 heißt, ein Unschuldiger verfolgt. Dieser Tage erzählte man: der Gefreite Linn werde bereits seit 8-10 Tagen in Untersuchungs-Arrest gehalten, ohne daß bis dato irgend ein Zeuge gegen ihn vernommen, noch dem Inquisiten mitgetheilt worden sei, weßhalb er verhaftet sei.</p>
          <p>Hiernach nimmt der Verfasser jenes Inserats Veranlassung, die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung zu ermächtigen, Jeden Jeteressenten das Manuscript des Einsenders vorzulegen.&#x201C;</p>
          <p>Köln, 34. März. 1849.</p>
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          <p>Coblenz, Coblenz, freue dich!</p>
          <p>Der edle Leuthaus nahet sich.</p>
          <p>Durch die Versetzung des sehr &#x201E;brauchbaren&#x201C; Instruktionsrichters Leuthaus büßt das hiesige Landgericht eine seiner größten Sonderbarkeiten ein, nämlich einen Richter der Vorführungsbefehle erläßt, ohne dafür Sorge zu tragen, daß binnen der gesetzlichen Frist die Vernehmung des Vorgeführten erfolgt. Wir aber sagen:</p>
          <p>Nun leben Sie aber recht wohl!</p>
          <p>Besonderes Kennzeichen des etc. Leuthaus: Derselbe trägt einen Hut von unaussprechlicher Farbe und Gestalt.</p>
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        <div type="jAn">
          <p>Ein Haus zu kaufen gesucht, dem Mittelpunkt der Stadt nicht zu entfernt, mittler Größe mit Hofranm. Anerbietungen unter L. G. Nr. 2 dieser Zeitung.</p>
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          <p>Die Haupt-Agentur der Pat. Gutta-Percha-Company in London, Waidmarkt Nr. 10, empfiehlt ihr Lager von Gutta-Percha Riemen, Röhren, Sohlen, Papier, Brandeimer, ferner Bisquit-Körbchen, Frucht- und Spielteller, Becher, Etuis, Schreibzeuge, Stöcke, Schläger etc.</p>
          <p>Die Kunstsachen sind auch Waidmarkt Nr. 12 vorräthig.</p>
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          <p>Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11.</p>
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        <div type="jAn">
          <p>Coblenzer Fastenbrezeln täglich frisch bei I. Haupt, Columbastraße Nr. 3.</p>
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          <p>Erste und zweite Etage zu vermiethen. Weberstraße Nr. 16.</p>
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          <p>Stollwerk'sches Vaudeville-Theater.</p>
          <p>Die Abrechnung über die gestern Abend zum Besten der Mitglieder des Stollwerk'schen Vaudeville-Theaters stattgefundene Vorstellung im hiesigen Schauspielhause, findet Morgen Montag den 26. dieses, Nachmittags 2 Uhr im oberen Billardsaale bei Stollwerk Statt</p>
          <p>Alle diejenigen welche Karten zum Absetzen übernommen haben, werden gebeten, sich Behufs der Abrechnung dort einzufinden.</p>
          <p>Köln, den 25. März 1849.</p>
          <p>Das Ausschuß-Comite.</p>
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        <div type="jAn">
          <p>Deutsches Kaffeehaus.</p>
          <p>Ich mache hiermit die ergebenste Anzeige, daß mein bei dem Brande am 15. d. zerstörter Damen-Salon so weit wieder hergestellt ist, und von heute ab den mich besuchenden Gästen zur Benutzung geöffnet sein wird.</p>
          <p>Indem ich mein Etablissement wiederholentlich der Gunst des Publikums empfehle, hoffe ich, daß dasselbe durch recht zahlreichen Besuch dazu beitragen wird, mich für den durch das Brandunglück erlittenen bedeutenden Verlust zu entschädigen.</p>
          <p>Durch prompte aufmerksame Bedienung, gute und preiswürdige Getränke und Speisen, werde ich die Gunst des mich zu besuchenden Publikums auch ferner zu erwerben und zu erhalten trachten.</p>
          <p>Köln, 25. März 1849.</p>
          <p>Franz Stollwerk.</p>
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          <p>Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein.</p>
          <p>Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1.</p>
          <p>pr. Direktion: W. Herx, Lehrer.</p>
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          <p>Fröhlicher St. Cuniberts-Bau-Verein.</p>
          <p>Heute Sonntag den 25. März 1849: Außerordentliche Damen-Versammlung und große theatralische Vorstellungen auf der vergrößerten und neu geschmückten Bühne bei Herrn Kleefisch, Eigelstein 51. Wir laden hiermit unsere Freunde und Gönner ergebenst ein.</p>
          <p>Der Vorstand.</p>
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          <p>Bouquets, in jeder beliebigen Grösse fortwährend zu haben, Schildergasse Nro. 82.</p>
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          <p>IN AMSTERDAM liegen in Ladung nach Malta, Syra, Constantinopel: Harmonie Capt. Franken.<lb/>
Triest: Noordholland, Cpt. P. Fijn, holl. Fl.<lb/>
Genua, Livorno: Frederik, Cpt. Mink, holl. Fl.<lb/>
Marseille: Sieka, Cpt. de Groot, holl. Fl.<lb/>
Bayonne: Margina, Cpt. Boer, holl. Fl.<lb/>
Bordeaux: Vrouw Geertje, Cpt. Bakker, holl. Fl.<lb/>
Petersburg: Elisabeth Johanna, Cpt. Ekens, holl. Fl.<lb/>
Riga, Riga: Cpt. Kerter, holl. Fl.<lb/>
Stockholm: Anna Sophia, Cpt. Wising, schwed. Fl.<lb/>
Koningsbergen: Vrouw Martha, Cpt. Wegener, holl. Fl.<lb/>
Danzig: Ulrica, Cpt. Bekkering, holl. Fl.<lb/>
Stettin: Vrouw Margrieta, Cpt. Nieboer, holl. Fl.<lb/>
Rostock: Anna Catharina, Cpt. Drent, holl. Fl.<lb/>
Kopenhagen: de Zwijger, Cpt. Weyland, holl. Fl.<lb/>
Drammen, Christiania: Hanna Christensen, Cpt. Andersen.<lb/>
Hamburg, Bremen: viele holl. Schiffe.<lb/>
Hamburg, London: wöchentlich 2 bis 3 Dampfboote zu ermässigten Frachten.</p>
          <p>Zur Beförderung von Waaren empfehlen sich THOLEN &amp; Comp. in Amsterdam.</p>
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          <p>Grüne bittere Pomeranzen, billigst bei P. Weingärtner, Hochstrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden).</p>
          <p>Neue rheinische Maiwein-Essenz, Cardinal-Essenz und Mai-wein-Syrup, von Apotheker Dr. Voget in Heinsberg, deren ausgezeichnete Güte überall rühmlichst anerkannt ist, alleinig zu haben bei P. Weingärtner, Hochsrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden).</p>
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          <p>Das Frankfurter Parlament möge unsern Mitbürger Schlechter auf 6 Jahre zum Deutschen Kaiser machen, sagte diese Zeitung gestern &#x2012; wenn ich auch voraussetze, daß dieses einen Witz war so bedaure ich nur, das die Willenskraft und gute Ansichten, verbunden mit einem nie erhörten dreisten Auftreten, nicht in einem hohen Fürsten sitzt, welcher auf die Kaiserwürde Anspruch hat &#x2012; dieses aber steht fest &#x2012; unser Mitbürger Schlechter hat vor längerer Zeit dem Staat den Antrag gestellt &#x2012; er wolle in einem Jahr Wohlstand im Land bringen, und eine solche Besserung der Moral, daß in 10 Jahren keine Person mehr ins Arresthaus zu bringen sei, und daß alle Menschen friedlich leben sollten, und 100 Millionen Thaler alle Jahre zu ziehen wären, was jetzt nicht geschehe. Das erste Jahr seiner Regierung würde er seines Lebens nicht sicher sein, das 3 aber, dürfe er ohne Wache in jeder Hüte und in jedem Pallast übernachten wo Menschenverstand wohne; Räthe würde er keine nehmen &#x2012; Gehalt würde er nur 5000 Thaler nehmen, damit auch die andern Beamten sich darnach richten könnten, und wie viele Millionen wären erspart? und wie viele Millionen auf allen Seiten zu ersparen &#x2012; und wenn die reichen Gutsherrn so viele Steuer als eine Dienstmagd auf dem Lande bezahlten, wie viele Millionen da mehr Einkünfte der Staat hatte???</p>
          <p>Schlechter würde das Land wie eine Kette eintheilen, die aus so vielen Glieder bestehe, als es Stände geben, und wenn da ein Glied fest in das andere hält, so ist für das Entzweireißen keine Bange &#x2012; und Glieder die nicht passen &#x2012; versteht unser Schlechter passend zu machen; unser Schlechter hat die Mängel des Staates, und die praktische Aushülfe derart im Kopfe, das kein Monarch auf der Erde dieses zu sagen im Stande ist. &#x2012; Schlechter sagt, es ist besser wenn ich 7 Mann speise, wenn auch das ganze Sattsein nicht da ist &#x2012; als wie 4 Mann ganz satt füttern und 3 Mann verhungern lassen, die den 4 nur blos ins Maul sehen sollen.</p>
          <bibl>A. B. O.</bibl>
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</TEI>
[1437/0003] Lord Brougham war mit dieser Antwort sehr zufrieden und erging sich in den größesten Schmähungen über die italienischen Insurgenten, indem er das Manifest des sardinischen Gouvernements, als ein in der neueren Geschichte unerhörtes Dokument der Narrheit zu brandmarken suchte. Die fragliche Motion wurde da zurückgezogen und die alten großbritannischen Pagoden vertagten ihre Sitzung. Französische Republik. 12 Paris, 22. März. Die Revolution stand vor der Thüre; während zwei voller Stunden sprühte sie unter der Asche der Linken, und die Linke hat sie in der Tasche wieder ausgelöscht. Die Kammer hatte nämlich gestern den ersten Paragraphen des von der Minorität der Kommission vorgelegten Gesetzentwurfes über die Klubs angenommen. Die Kammer hatte mit Faucher den diktatorischen Spruch ausgesprochen: „Die Klubs sind untersagt.“ Aber die Majorität der Kammer war so schwach, Cremieux und Favre hatten den Barrot's und Faucher's so derbe Wahrheiten gesagt, daß Faucher und Barrot Furcht bekamen und im zweiten Paragraph mit der Majorität der Komission geneigt waren, ein Correktivmittel anzuwenden. Also, wenn es im ersten Paragraphen heißt: „die Klubs sind untersagt,“ so sollte der zweite Paragraph lauten: „Alle politische und öffentliche Versammlungen, die nur zufällig stattfinden, um über einen bestimmten Gegenstand zu deliberiren, sind nicht als Klubs zu betrachten.“ Die Furcht des Herrn Barrot gab dem Hrn. Cremieux Muth: die Klubs sind untersagt! das ist eine offenbare Verletzung der Konstitution. Was liegt uns an dem mittleren, dem zweiten Paragraphen, womit Barrot und Faucher ihre Ehrlichkeit zu retten suchen? Cremieux erklärte also bei Eröffnung der Berathungen, daß die Kommission ihren eigenen Paragraphen zurückzöge und sich der Abstimmung enthalten würde. Das war wie ein Schlag, der in die Kammer fiel. Während die Kammer zum Skrutinium schritt, fand ein Skrutinium ganz anderer Natur im Conferenzsaale statt. Dort waren 300 Mitglieder, die Linke und die Montagne, hingezogen, um über die weiteren Verhaltungsmaßregeln zu deleberiren. Cremieux sprach; und in seiner Rede setzte er die Gründe für den eben gethanen Schritt auseinander. Und wie er dem Schritte so recht auf den Grund gehen wollte, da erkannte er, daß von der Deputirten-Kammer aus der Weg direkt in die Straßen, d. h. zu den Barrikaden führe. Cremieux und die Straße! Marrast und die Straße! Und wer verbürgt dann dem Herrn Cremieux, daß der Weg von der Straße wieder in's Hotel de Ville und zur provisorischen Regierung führt? Und wer bindet Herrn Marrast an den Präsidentensessel fest? Ach Gott, und Herr Cavaignac, der Mann des Straßenkampfes, der seine Mobilgarde verloren, und mit den alten Insurgenten, seinen Todtfeinden, genöthigt wäre, dem Changarnier entgegenzutreten? Nein, das war zu viel von der Linken verlangt. Die Linke darf nicht in die Straße hinabsteigen; die Straße mit den Pflastersteinen gehört dem Volke, und die Kammer mit den Portefeuilles den Cremieux's und Genossen. Cremieux ist mit der Linken zurückgekehrt in die Kammer: der Berg allein hat sich des Abstimmens enthalten. Während dieser ganzen Zeit aber war die Kammer in der höchsten Angst. Man denke sich: als sie zum Skrutinium schritt, ergaben sich im Ganzen 400 und einige Mitglieder, und es müssen 500 sein, um einen gültigen Beschluß zu fassen. Das Skrutinium mußte für null und nichtig erklärt werden, obgleich die Majorität dem fraglichen Paragraphen gesichert war. Ein zweites Skrutinium mit Namensaufruf fand Statt. Das Resultat war dasselbe. Die Angst war unbeschreiblich. Da der exekutiven Gewalt das Recht nicht zusteht, die Kammer aufzulösen, so hatte durch dieses Verfahren die Linke ein Mittel in die Hände bekommen, die Kammer zu paralysiren, und mit der Kammer Napoleon und Barrot. Diese Gewalt, mit der sichern Aussicht auf die „Straße,“ überstieg die Kräfte der Linke. Sie zog es vor, lieber in die Kammer zurückzukehren, als in die Straße hinabzusteigen. Der National hat gezeigt, daß er die Faust ballen kann, und das genügt ihm. Er hat aber auch gezeigt, daß er vor seiner eigenen geballten Faust Furcht hat, und das genügt dem Journal des Debats. Es freut sich, daß die Waffe, von welcher der National Gebrauch machen konnte. ebenso verderblich ist denen, welche sie führen, als denen, gegen welche sie geführt wird. Paris, 23. März. Der Moniteur und sämmtliche ministerielle Blätter enthalten folgenden Artikel, als Rechtfertigung der neuesten Polizeijagd gegen das „Peuple“: „In einem neuen Artikel über die außerordentlichen Unterstützungen, welche den hülfsbedürftigen Bürgern gewährt werden, beharrt das Journal Le Peuple in seinem Systeme, Beunruhigung zu säen und ungeachtet der Denegationen, die ihm entgegengestellt wurden, behauptet es wiederholt, daß am 25. März alle Unterstützungen aufhören und daß 300,000 Menschen in der Stadt Paris allein den Qualen des Hungers überlassen würden. Wir können nur wiederholen, daß die Behauptungen des Journals de Peuple von einem Punkte zum andern falsch sind. Die Unterstützungen an wahrhaft Bedürftige (!) werden am 25. d. nicht nur nicht aufhören, sondern aus denjenigen Quellen so lange als nöthig (!) fortgesetzt werden, welche weise Vorsicht aufzusparen wußte. Wir fügen bei, daß die Zahl des Peuple reine Erfindung ist. Aus den offiziellen Listen geht hervor, daß die Zahl der hülfsbedürftigen Bürger, nach Abzug der auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehenden, auf 126,048 Menschen gefallen ist und Alles hoffen läßt, daß diese Zahl mit jeder Woche abnehme, Dank der Wiederbelebung des öffentlichen Geschäftsbetriebs, der in fast allen Pariser Gewerbszweigen in der Besserung begriffen ist. Aber eben dieses für Alle evidente Symptom bewirkt die Verzweiflung der anarchischen Journale.“ Dieser Artikel des Moniteur ist keineswegs beruhigend. Auf den gewöhnlichen Armenlisten der Wohlthätigkeitsbureau's stehen nach Delefferts und Remusats Tabellen Jahr aus Jahr ein zwischen 95-98,000 Seelen. Diese hinzugerechnet, gibt eine Zahl, welche die vom Peuple angeführte nicht weit hinter sich läßt. Man beurtheile also hiernach die Lage des Pariser Pauperismus am Beginn des Frühjahrs 1849. Der Wahrheit die Ehre. ‒ Cabet ist nicht todt, sondern wohl und munter in Texas bei seinen Freunden, unter denen fürchterlich intriguirt worden zu sein scheint, den Enthüllungen und Briefen nach zu urtheilen, welche „Revolution“ und „Populaire“ heute von Cabet „Geranten von Ikarien“ veröffentlichen. ‒ So eben erscheint der neueste Bankbericht mit einem abermaligen Sinken des Pariser Wechselverkehrs um zwei Millionen in letzter Woche. ‒ Die Minorität der Klubkommission hat sich beeilt, ihre Arbeit (ein neues Klubgesetz in 28 Artikeln, deren Erster natürlich lautet: „die Klubs sind aufgehoben“) zu vollenden und der Nationalversammlung vorzulegen. In Folge dieser Schnelligkeit könnte die Clubdebatte schon heute fortgesetzt werden. ‒ Heute Mittag erblickte man an den Mauern der Straßen eine kolossale gelbe Affiche mit den großen Buchstaben: „Kandidatur des Bürgers Proudhon. Allen wahren Katholiken zugerufen.“ Dieser Ueberschrift folgten die kräftigsten Stellen aus Platon, St. Augustin, Dr. Hobbes und sonstigen Aposteln. ‒ An den Pariser Straßenecken geht es heute ganz belustigend zu. Man nähert sich einem Journalverkäufer mit der Frage: Haben Sie ein Peuple? Nein. (Das Weib oder der Mann sieht einem in's Gesicht, und wenn man gerade keine Mouchardfratze hat, so entwickelt sich ein Peuple aus irgend einer Tasche. Man greift zu, zahlt 2 Sous und geht dann seiner Wege.) Auf diese Weise wurden bis heute Nachmittag über 50,000 Nummern verkauft. Dann beeilen wir uns zu melden, daß in diesem Augenblicke über 500 Gardiens auf den Beinen sind, um das Peuple zum zweiten Male wegzunehmen. Aus Lyon erhalten wir Journale vom 22. März. Bügeaud war in Grenoble und geht dann nach Valence, um den Bürgerwehren die baldige Rückkehr des Kredits zu verkünden. Siecle meldet in seinem zweiten Leitartikel: „der russische Kaiser leide an einer schweren Krankheit.“ ‒ Zwei Dinge bilden den Gegenstand aller Gespräche: 1) Die Clubdebatte, welche heute (statt Montag) fortgesetzt wird. 2) Die wahrhaft erbauliche Polizeiwuth gegen das Journal „Le Peuple“. In diesen beiden Dingen concentriren sich die augenblicklichen Kämpfe, unserer Rothen und Honetten. Nur in der offiziellen Welt spricht man wohl auch noch von Radetzki'schen Proklamationen, von dänischen Flotten und dergleichen mehr. ‒ Der Moniteur zeigt an, daß der Präsident der Republik mehreren Invaliden, die er namentlich aufführt, in Erinnerung des Festes vom 20. d., das Kreuz der Ehrenlegion verliehen. Jenes Fest bestand in der Uebergabe des berüchtigten grauen Mantels von Austerlitz etc. aus den Händen Petit's in diejenigen Jerome's, einer Feier, deren wir vorgestern erwähnten. Der jüngste der Dekorirten zählt, glaube ich, achtzig Jahre; auch fehlen den Meisten ganze Arme und Beine. Ferner enthält der Moniteur einen Brief Laity's (Ordonnanzoffizier) an die Direktion des Festes im Jardin d'Hiver, worin er das Ausbleiben des Präsidenten vom letzten Balle zum Besten der Züchtlinge in Petit-Bourg, durch eine Kirchenfeier entschuldigt. Zugleich bringt uns der Moniteur zwei Spalten voll neuer richterlicher Beamten. ‒ Die Nationalversammlung hat gestern diejenigen Kinder, die, obgleich von Ausländern gezeugt, in Frankreich geboren wurden und die Förmlichkeit des Art. 9 des Civilgesetzbuchs erfüllten, d. h. ihrer Militärpflicht etc. genügten, nationalisirt. Dieselben können schon an der bevorstehenden Wahl theilnehmen. ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 23. März. Lamoriciere nimmt Punkt 11 1/2 Uhr den Präsidentenstuhl ein und läßt das Protokoll vorlesen. Aber die Bänke sind noch so leer und er läßt deshalb die Urnen herumgehen, um die Zahl der Glieder zu wissen. Die Zettel weisen 527 Anwesende nach und die Debatte beginnt. An der Tagesordnung ist das Büdget (Kapitel der Staatsbauten), worüber sich eine zweite Generaldiskussion entsponnen, die gestern Abend den großen Finanzier Goudchaux auf die Bühne lockte, den aber die Versammlung nicht ausreden ließ. Goudchaux mit seinem Folianten erscheint von Neuem auf der Bühne, um seine gestern begonnene Finanzpredigt zu vollenden. Er weist nach, wie ergiebig die Finanzquellen Frankreichs seien (das wissen Rothschild und Goudchaux wahrhaftig am Besten) und daß kein Nationalbankerott zu befürchten sei, wenn man seinen Rathschlägen folge. Zum hundertsten Male tritt er nun in seine bekannte Finanzschau seit dem 24. Februar, die darauf hinausläuft, ein Viertel von allen Staatsdienstzweigen zu ersparen, was Dufaure und Pierre Leroux gestern als die größte Verrücktheit darstellten; denn jeder abgeschnittene Posten werfe eine Masse Proletarier aufs Pflaster u. s. w. Victor Lefranc bekämpft dieses Reduktionssystem im Sinne Dufaures und will die in Rede stehenden 10 Millionen für Kanal- und Brücken bau nicht streichen lassen. Stourm, Doppelgänger Goudchaux's, vertheidigt die von der hochweisen Budgetkommission erdachten Ersparnisse, welche das Land allein vor dem Bankerott retten könnten. Passy, Grandin und Marcel Barthe nehmen an der Debatte Theil. Doch die Aufmerksamkeit ist auf die Conferenzsäle und Abtheilungsgänge gerichtet, wo die Minorität der Clubkommission deliberirt. Gegen 3 Uhr belebt sich der Saal wieder. Präsident Lamoriciere zeigt der Versammlung an, daß ihm die Clubkommission schreibe, sie habe ihre Arbeit vollendet und sei bereit, die Debatte wieder zu beginnen. (Ah! Ah!) Dupont (Buffac) erzählt in langem Vortrage, wie und was sich Alles zugetragen. Sein Vortrag gleicht einer Art Generaldiskussion über die Clubfragen und bietet im Grunde nichts Neues. Sarrut gesteht unter allgemeinem Hohngelächter, daß die Minorität heute Mittag die Majorität eingeladen habe, an der Ausarbeitung eines neuen Gesetzes Theil zu nehmen. Mehrere Glieder der Majorität hätten dieser Einladung Folge leisten zu müssen geglaubt (Ah! Ah!) und so sei das neue Gesetz zu Stande gekommen. Cremieux bestätigt diese Aussage. Beide, sowohl Sarrut als Cremieux suchen zu beweisen, daß es ihnen mit der Demission Ernst gewesen. Beide nehmen das Hohngelächter rechts und links sehr übel. Senard erzählt von Neuem, wie sich die Dinge zugetragen und bringt die Debatte wieder in das rechte Geleise. Laboulie, Berichterstatter der Minorität, liest nun seine neue Arbeit vor. Dieselbe besteht aus 28 Artikeln, deren erster natürlich lautet: „Die Clubs sind untersagt.“ Die Vorlesung dieses neuen Entwurfs wird ziemlich häufig unterbrochen. Arago (Emanuel) bekämpft den neuen Entwurf, weil er die Clubs absolut vernichte und den Artikel 8 der Verfassung zerstöre. Aylies sagt, er habe das auch Anfangs geglaubt, doch sich später überzeugt, daß dies nicht der Fall sei. (Ah! Ah!) Er unterstütze deshalb den Entwurf. Bauchart will noch sprechen. Aber der Ruf: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! läßt ihn nicht zu Wort kommen. Artikel 1 ist längst angenommen. Artikel 2 des Entwurfs wird dann zur Abstimmung gebracht. „Der Eröffnung jeder öffentl. Versammlung, die sich mit politischen Dingen beschäftigt, ist eine Deklaration des Vorstandes beim Präfekten, oder Maire der Gemeinde vorauszuschicken. Diese Deklaration muß 24 Stunden vor Eröffnung der Versammlung geschehen und muß Namen, Stand, Wohnung u. s. w. der Gründer enthalten …… Die Versammlung hört Senard und den Minister Barrot über diese Sätze lange an und bricht dann die Debatte ab. Die Sitzung wird um 6 1/4 Uhr geschlossen. Redakteur en chef Karl Marx. [Leserbriefe] Velbert, 20. März. Die Königlich Preußische Polizei kann ihre lange Nase nirgends weglassen. Am 18. d. feierte Velbert die vorigjährige Revolution durch einen Ball; der Bürgermeister, ob aus Angst oder über trieben großartiger Liebe zu seinem schwarz-weißen Anhange, weiß man nicht, hatte zu dieser Feier zwei Stück Gensd'armen extra aus dem gottbegnadeten Wupperthul bestellt und sie als Assistenz dem hiesigen „blinden“ Polizeidiener und Nachtwächter beigestellt. Der Ball wurde also im Belagerungszustand abgehalten, allein trotz alledem und alledem war man recht vergnügt. Die oktroyirten, schnurrbärtigen Grünröcke verließen am Montag in aller Herrgottsfrüh Velbert und bedauerten recht sehr, daß sie von ihren haarscharfgeschliffenen Mordinstrumenten keinen Gebrauch machen und nicht wenigstens ein halbes Dutzend Demokraten als Beute mitführen konnten. ‒ Wir hoffen, daß der Herr Bürgermeister für diesen Geniestreich zum Allerwenigsten zum Ritter des Unvermeidlichen geschlagen wird, was er schon lange verdient hat, weil ‒ er ein ausgezeichnet intimer Freund des großen Harkort ist! Der Expedition ist folgender Brief zugekommen: „In Folge des Artikels in Nr. 133 d. B., betreffend den Hauptmann Uttenhoven, wird, wie es in Nr. 249 heißt, ein Unschuldiger verfolgt. Dieser Tage erzählte man: der Gefreite Linn werde bereits seit 8-10 Tagen in Untersuchungs-Arrest gehalten, ohne daß bis dato irgend ein Zeuge gegen ihn vernommen, noch dem Inquisiten mitgetheilt worden sei, weßhalb er verhaftet sei. Hiernach nimmt der Verfasser jenes Inserats Veranlassung, die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung zu ermächtigen, Jeden Jeteressenten das Manuscript des Einsenders vorzulegen.“ Köln, 34. März. 1849. Coblenz, Coblenz, freue dich! Der edle Leuthaus nahet sich. Durch die Versetzung des sehr „brauchbaren“ Instruktionsrichters Leuthaus büßt das hiesige Landgericht eine seiner größten Sonderbarkeiten ein, nämlich einen Richter der Vorführungsbefehle erläßt, ohne dafür Sorge zu tragen, daß binnen der gesetzlichen Frist die Vernehmung des Vorgeführten erfolgt. Wir aber sagen: Nun leben Sie aber recht wohl! Besonderes Kennzeichen des etc. Leuthaus: Derselbe trägt einen Hut von unaussprechlicher Farbe und Gestalt. Ein Haus zu kaufen gesucht, dem Mittelpunkt der Stadt nicht zu entfernt, mittler Größe mit Hofranm. Anerbietungen unter L. G. Nr. 2 dieser Zeitung. Die Haupt-Agentur der Pat. Gutta-Percha-Company in London, Waidmarkt Nr. 10, empfiehlt ihr Lager von Gutta-Percha Riemen, Röhren, Sohlen, Papier, Brandeimer, ferner Bisquit-Körbchen, Frucht- und Spielteller, Becher, Etuis, Schreibzeuge, Stöcke, Schläger etc. Die Kunstsachen sind auch Waidmarkt Nr. 12 vorräthig. Coaks ist wieder in sehr guter Qualität vorräthig, in der Gas-Erleuchtungs-Anstalt, Buschgasse 11. Coblenzer Fastenbrezeln täglich frisch bei I. Haupt, Columbastraße Nr. 3. Erste und zweite Etage zu vermiethen. Weberstraße Nr. 16. Stollwerk'sches Vaudeville-Theater. Die Abrechnung über die gestern Abend zum Besten der Mitglieder des Stollwerk'schen Vaudeville-Theaters stattgefundene Vorstellung im hiesigen Schauspielhause, findet Morgen Montag den 26. dieses, Nachmittags 2 Uhr im oberen Billardsaale bei Stollwerk Statt Alle diejenigen welche Karten zum Absetzen übernommen haben, werden gebeten, sich Behufs der Abrechnung dort einzufinden. Köln, den 25. März 1849. Das Ausschuß-Comite. Deutsches Kaffeehaus. Ich mache hiermit die ergebenste Anzeige, daß mein bei dem Brande am 15. d. zerstörter Damen-Salon so weit wieder hergestellt ist, und von heute ab den mich besuchenden Gästen zur Benutzung geöffnet sein wird. Indem ich mein Etablissement wiederholentlich der Gunst des Publikums empfehle, hoffe ich, daß dasselbe durch recht zahlreichen Besuch dazu beitragen wird, mich für den durch das Brandunglück erlittenen bedeutenden Verlust zu entschädigen. Durch prompte aufmerksame Bedienung, gute und preiswürdige Getränke und Speisen, werde ich die Gunst des mich zu besuchenden Publikums auch ferner zu erwerben und zu erhalten trachten. Köln, 25. März 1849. Franz Stollwerk. Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein. Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1. pr. Direktion: W. Herx, Lehrer. Fröhlicher St. Cuniberts-Bau-Verein. Heute Sonntag den 25. März 1849: Außerordentliche Damen-Versammlung und große theatralische Vorstellungen auf der vergrößerten und neu geschmückten Bühne bei Herrn Kleefisch, Eigelstein 51. Wir laden hiermit unsere Freunde und Gönner ergebenst ein. Der Vorstand. Bouquets, in jeder beliebigen Grösse fortwährend zu haben, Schildergasse Nro. 82. IN AMSTERDAM liegen in Ladung nach Malta, Syra, Constantinopel: Harmonie Capt. Franken. Triest: Noordholland, Cpt. P. Fijn, holl. Fl. Genua, Livorno: Frederik, Cpt. Mink, holl. Fl. Marseille: Sieka, Cpt. de Groot, holl. Fl. Bayonne: Margina, Cpt. Boer, holl. Fl. Bordeaux: Vrouw Geertje, Cpt. Bakker, holl. Fl. Petersburg: Elisabeth Johanna, Cpt. Ekens, holl. Fl. Riga, Riga: Cpt. Kerter, holl. Fl. Stockholm: Anna Sophia, Cpt. Wising, schwed. Fl. Koningsbergen: Vrouw Martha, Cpt. Wegener, holl. Fl. Danzig: Ulrica, Cpt. Bekkering, holl. Fl. Stettin: Vrouw Margrieta, Cpt. Nieboer, holl. Fl. Rostock: Anna Catharina, Cpt. Drent, holl. Fl. Kopenhagen: de Zwijger, Cpt. Weyland, holl. Fl. Drammen, Christiania: Hanna Christensen, Cpt. Andersen. Hamburg, Bremen: viele holl. Schiffe. Hamburg, London: wöchentlich 2 bis 3 Dampfboote zu ermässigten Frachten. Zur Beförderung von Waaren empfehlen sich THOLEN & Comp. in Amsterdam. Grüne bittere Pomeranzen, billigst bei P. Weingärtner, Hochstrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden). Neue rheinische Maiwein-Essenz, Cardinal-Essenz und Mai-wein-Syrup, von Apotheker Dr. Voget in Heinsberg, deren ausgezeichnete Güte überall rühmlichst anerkannt ist, alleinig zu haben bei P. Weingärtner, Hochsrasse Nro. 82 (zwischen der Höhle und Vierwinden). Das Frankfurter Parlament möge unsern Mitbürger Schlechter auf 6 Jahre zum Deutschen Kaiser machen, sagte diese Zeitung gestern ‒ wenn ich auch voraussetze, daß dieses einen Witz war so bedaure ich nur, das die Willenskraft und gute Ansichten, verbunden mit einem nie erhörten dreisten Auftreten, nicht in einem hohen Fürsten sitzt, welcher auf die Kaiserwürde Anspruch hat ‒ dieses aber steht fest ‒ unser Mitbürger Schlechter hat vor längerer Zeit dem Staat den Antrag gestellt ‒ er wolle in einem Jahr Wohlstand im Land bringen, und eine solche Besserung der Moral, daß in 10 Jahren keine Person mehr ins Arresthaus zu bringen sei, und daß alle Menschen friedlich leben sollten, und 100 Millionen Thaler alle Jahre zu ziehen wären, was jetzt nicht geschehe. Das erste Jahr seiner Regierung würde er seines Lebens nicht sicher sein, das 3 aber, dürfe er ohne Wache in jeder Hüte und in jedem Pallast übernachten wo Menschenverstand wohne; Räthe würde er keine nehmen ‒ Gehalt würde er nur 5000 Thaler nehmen, damit auch die andern Beamten sich darnach richten könnten, und wie viele Millionen wären erspart? und wie viele Millionen auf allen Seiten zu ersparen ‒ und wenn die reichen Gutsherrn so viele Steuer als eine Dienstmagd auf dem Lande bezahlten, wie viele Millionen da mehr Einkünfte der Staat hatte??? Schlechter würde das Land wie eine Kette eintheilen, die aus so vielen Glieder bestehe, als es Stände geben, und wenn da ein Glied fest in das andere hält, so ist für das Entzweireißen keine Bange ‒ und Glieder die nicht passen ‒ versteht unser Schlechter passend zu machen; unser Schlechter hat die Mängel des Staates, und die praktische Aushülfe derart im Kopfe, das kein Monarch auf der Erde dieses zu sagen im Stande ist. ‒ Schlechter sagt, es ist besser wenn ich 7 Mann speise, wenn auch das ganze Sattsein nicht da ist ‒ als wie 4 Mann ganz satt füttern und 3 Mann verhungern lassen, die den 4 nur blos ins Maul sehen sollen. A. B. O.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 255. Köln, 25. März 1849. Zweite Ausgabe, S. 1437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz255ii_1849/3>, abgerufen am 27.04.2024.