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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 258. Köln, 29. März 1849.

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[Deutschland]

[Fortsetzung] dukteur schon am zweiten Tage herbei und maß den fehlenden Acker sofort hinzu. Der Kondukteur war sich wohl bewußt, daß er im ganzen Kreise Aehnliches und noch Schlimmeres begangen; daher seine Eile, damit die Sache nicht erst in weitern Kreisen ruchbar würde. Solche Fälle der Restitution waren indeß unerhört. Was einmal zum Vortheil der Herrn Ritter vermessen, resp. gestohlen war, das verblieb ihnen. Der Landmann hatte nicht die Mittel zu weitläufigen und kostspieligen Prozessen, zur Bezahlung von Untersuchungskommissionen, von neuer Vermessung etc. Manche fingen Prozesse an, die Jahre lang dauerten und gewöhnlich mit ihrem vollständigen Ruin endigten.

Den Schluß des raubritterlichen Geschäfts bildete die Ausfertigung und Unterzeichnung der von der General-Kommission zusammengestellten "Rezesse", Urkunden, in denen die Aecker eines jeden Rustikalen vor und nach der Vermessung rücksichtlich ihrer Lage, Morgenzahl etc., ferner die abgelösten oder ausgeglichenen Leistungen an die Gutsherrschaft etc. verzeichnet standen. Dann kam die Generalkostennote und mit ihr begann erst recht der Jammer des Landmanns. Zur Charakterisirung dieser Rechnungen giebt's keinen andern Ausdruck als: unverschämt. Der Bauer mochte protestiren, sich die Haare raufen: half Alles nichts. Auf seinen Geldbeutel war's ja eben abgesehen; der Fiskus nahm seinen Theil Stempelsteuer vornweg und das Uebrige diente zur Besoldung der General-Kommission, der Oekonomie-Kommissarien etc. Dieser ganze Beamtenschwarm lebte dafür herrlich und in Freuden. Pauvre Burschen haben sich in ihrer Stellung als Oekonomie-Kommissarien mit Hülfe des raubritterlichen Refas sehr bald ebenfalls zu Rittergutsbesitzern heraufgeschwungen. Daß die Entscheidung bei den General-Kommissionen in den Händen von Adligen lag, bedarf kaum der Bemerkung. Ohne sie wäre es um die Geschäftchen der Herren Ritter nicht so gut bestellt gewesen. Die General-Kommissionen haben bis jetzt aus leicht ersichtlichen Gründen noch keine Uebersicht ihrer sämmtlichen Kostenbeträge veröffentlicht. Wird diese Berechnung später an's Licht gezogen, so werden die schlesischen Bauern erstaunen, welch' enorme Summen sie insgesammt für ihre "Rezesse" und was dazu gehörte, bezahlt haben. Die einzelnen Gemeinden und die Rustikalen darin werden ohnehin nie vergessen, was sie damals haben "blechen" müssen. Ein kleines Dorf z. B., dessen Wirthe zusammen noch nicht 30 Morgen besaßen, mußte an Rezeßkosten c. 137 Thaler bezahlen; in einem andern kam auf einen Stellenbesitzer mit 7 Morgen Acker nicht weniger als 29 Thaler Kosten.

"Das waren so seelige Tage,
Bewimpeltes Schifflein ach trage
Noch einmal zu ihnen uns hin!"

So fingen die Herren Ritter, so fingen ihnen nach die Herren der General-Kommissionen und die Uebrigen, welche bei der bisherigen 30 jährigen Ablösungs- und Entschädigungsfrage feist wurden. Das raubritterliche Entschädigungsgericht war so köstlich, daß es, mit einigen neu erfundenen christlich-germanischen Ingredienzen gewürzt, auch ferner auf den Tafeln der hohen und noblen Herrn nicht fehlen soll. "Es schmeckt nach mehr!" spricht die schlesische Raubritterschaft, streicht sich schmunzelnd den Schnauzbart und schnalzt mit der Zunge, wie die Krautjunker pflegen.

Inzwischen hat sich aber auch bei dem schlesischen Landvolk, namentlich seit dem März vorigen Jahres, ein Appetit nach "Entschädigung" im entgegengesetzten Sinne entwickelt. Fahren die Herren Ritter fort, diesen durch ihr Beispiel noch mehr zu reizen und aufzustacheln, so dürfte er sehr bald unwiderstehlich werden.

Und die Bauern haben einen ganz gesunden Appetit: das werden die Herrn Ritter merken, wenn es einmal an ein Rückzahlen der schlesischen Milliarde geht!

307 Unna, 26. März Mittags.

Es wogt hier plötzlich vollauf von Menschen in den Straßen, der Marktplatz steht gedrängt voll, man hört fortwährend durch das Getöse der Menge auf einem Jagdhorn Allarm blasen. Eben ziehen noch zwei Tamboure vorbei, gefolgt von Groß und Klein; Tamboure und Hornisten stellen sich auf die Rathhaustreppe und allarmiren fortwährend. Große Konfusion. Man hört sagen, der Auflauf sei von der Reaktion angezettelt, um der beabsichtigten Verlegung des Gerichtes zum Vorwand zu dienen u. s. w. suche man Aufruhr zu bewirken, Mitglieder des schwarzweißen s. g. konstitutionellen Vereins mengen sich unter das Volk (a la Graf Breßler) um es perfider Weise zu reizen. Ich bemerke den Präsidenten des hiesigen demokratischen Vereins, umgeben von vielen seiner Mitglieder. Er warnt das Volk, sich nicht irreführen zu lassen. Die Demokraten gehen durch das Volk, mahnen es, sich ruhig zu verhalten, nicht ihren Kopf in die Schlinge zu stecken, man wünsche einen Exceß, man habe hierzu gewisse Absichten etc. Das Volk scheint auf die Demokraten zu hören, und sich ruhig verhalten zu wollen. Der demokratische Verein versammelt sich, und schreibt so eben an den Magistrat, er wolle sich mit 150 Mann zur Disposition stellen, um die allgemeine Sicherheit und Ruhe zu erhalten, welche die Polizei nicht mehr handhaben zu können oder zu wollen scheine. Man hört zwar noch Flüche, daß man hintergangen sei, Verwünschungen gegen den Minister Bodelschwingh, und will hinaus auf sein Gut, wo er gestern Abend von Berlin zum Besuch angelangt sein soll u. s. w.

In diesem Augenblicke fallen 4 bis 5 Schüsse auf dem Markte. Es entsteht auf demselben ein großer Halloh; es klingt fast wie ein jubelndes Hurrah. Die Trommeln und das Jagdhorn allarmiren noch fortwährend. Morgen vom Verlauf der Sache mehr.

Berlin, 26. März.

Nach dem "Publicisten hat das Ministerium dem Polizei-Präsidenten am 23. d. M. eine Verfügung zugeschickt, nach welcher das gesetzlich gewährte Associationsrecht wohl für aufgehoben anzusehen ist, alle Vereinigungen nämlich, bei denen Geld eingezahlt wird, sollen unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden. Unser Ministerium schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Einestheils überwacht es vollständig das Associationsrecht, auf der andern Seite aber schützt es Personen, welche z. B. bei Sterbekassen, Rentenanstalten u. s. w. bei dem Publikum gerechtes Mißtrauen erregten, der Regierung aber durch ihre politischen Ansichten um so näher stehen.

Der Abg. Maetschke aus Wahlau (an der Rechten) hat sein Mandat niedergelegt. Der Graf Reichenbach wird als Kandidat auftreten, da Maetschke nur mit einer Stimme Majorität gewählt war und der erste Abg. des Kreises Dr. Wollheim ist. - Ebenso hat der Abg. Kachel aus Rosenberg auf sein Mandat verzichtet.

In der dritten Abtheilung ist der §. des Preßgesetzes, der von Aufreizung der verschiedenen Klassen gegeneinander handelt, zurückgewiesen worden. Selbst Herr Schwerin erklärte sich gegen denselben.

Der Abg. Bloemer ist damit beschäftigt eine gemäßigte Partei auf der rechten Seite des Hauses zu bilden der sich schon sehr viele seiner Collegen anschlossen.

Auerswald unterstützte heute das Amendement auf Anerkennung der deutschen Grundrechte und stimmte dagegen.

Der Stallmeister Thomson hat im Gefängniß erklärt, er werde wichtige Aussagen über diejenigen, welche ihn zu dem fabelhaften Umritt am 18. März veranlaßt hätten, bei der öffentlichen Verhandlung geben. Sehr bekannte Persönlichkeiten in höheren Kreisen sollen stark compromittirt sein.

Der Abg. Treplin, "weil Stockpreuße ein Deutscher" hat heute eine außerordentliche Literaturkenntniß entwickelt. "Ein Redner in Frankfurt hat gesagt" ... er stockt, blättert in der Brieftasche (allgem. Erwartung) "ans Vaterland, aus Theure schließ, dich an," (allgem. Gelächter).

Bei dem hiesigen Staatsanwalt ist eine Denunciation gegen den Minister v. d. Heydt, wegen Majestätsbeleidigung, von einem Glasermeister, eingereicht worden. Der Staatsanwalt muß jedenfalls die Untersuchung einleiten und wir sehen den edlen Wupperthaler noch an sich selbst die Erfahrungen seiner Gesetze machen.

In der dritten Abtheilung fiel der Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes durch. Während der Wahl des Referenten trat Lisiecki hinein und Jacobi wurde der Berichterstatter für die Central-Abtheilung.

In einer andern Abtheilung wurde der Antrag verworfen, so schleunigst als möglich ein Gemeindegesetz vorzulegen. Bei der Wahl entschied indeß bei Stimmengleichheit das Loos für Abg. Kosch, den Kandidaten der Linken.

Im Ministerrath ist gestern eine sehr heftige Scene vorgekommen, die fast damit geendigt hätte, daß der vielfach getadelte Minister Arnim erzürnt das Zimmer verließ. Dem begutigenden Zureden unseres Freundes Rintelen haben wir das längere Verbleiben dieses ausgezeichneten Diplomaten zu verdanken.

In der Verfassungs-Revisions-Kommission sind die Debatten natürlich die allerheftigsten, da die Rechte den Fehler begangen hat, fast nur Ultra-Consertavie hineinzuschicken. Der Redner der Linken, der Vertheidiger konstitutioneller Principien ist wunderbarerweise Herr v. Vinke. Kleist-Retzow und Bismark bestanden nämlich in einer zweistündigen Debatte auf den christlichen Staat. Es dürften nur die römische und protestantische Kirche anerkannt werden. Kleist sprach besonders gegen die Emancipation der Juden. Die Religionsfreiheit ging zwar durch, aber selbst Herr v. Vinke meinte, Atheisten dürften z. B. nicht Soldaten werden, da man nicht tapfer sein könne ohne an ein Jenseits zu glauben.

* Berlin, 26. März.

Sitzung der zweiten Kammer.

Nach Verlesung des Protokolls theilt der Präsident Grabow mit, daß einige Abgeordnete, darunter Simon aus Trier, ihr Mandat niedergelegt haben, jedoch wird der Abg. Simon bis zur Ankunft seines Nachfolgers hier bleiben.

Die vertagte Adreßdebatte über die deutsche Frage wird fortgesetzt.

Auerswald hält den Entwurf von D'Ester und Genossen fur undeutlich, unklar und unpatriotisch. Man solle doch nicht das Sündenregister des vorigen Jahres, die Sünden der Fürsten und Völker immer wieder von Neuem aufrollen. Thun wir lieber Buße. Wer hat an aller Aufregung und der daraus hervorgehenden Noth schuld, als die sogenannten Volksfreunde, die dem unwissenden Volke die unsinnigsten Ideen in den Kopf setzen. Schließlich sucht er eine Vereinigung mit der Partei Rodbertus und der seinigen herbeizuführen, indem er sich für den ersten Satz des Amendement Rodbertus erklärt, d n er a n hmen will.

Der Minister des Auswärtigen, Graf Arnim, erklärt, daß die Regierung den in der Note vom 23. Januar ausgesprochenen Weg festhalte, eine Verständigung mit den deutschen Fürsten und der deutschen National-Versammlung. Wenn Oestreich auch an seiner Erklärung, keiner deutschen Volksrepräsentation sich unterwerfen zu wollen, festhalte, so wird die preußische Regierung dennoch der Ansicht bleiben, daß eine Volksvertretung in Frankfurt nothwendig sei. Der Note vom 10. März lege man ein zu großes Gewicht bei.

Rodbertus: Ich sehe eine Verständigung der deutschen Fürsten mit der National-Versammlung über die deutsche Verfassung für unmöglich an. Nur die National-Versammlung allein hat die Verfassung festzustellen. Der Redner geht hierauf auf die verschiedenen preußischen und östreichischen Noten ein die er zum Theil vorliest. Er setzt seine Ansichten über den Eintritt Oestreichs in den deutschen Bund auseinander. Er hebt hervor, daß sich die preußische Regierung bisher als im Einverständniß mit Oestreich erklärt habe, welches aber keine Centralgewalt, sondern den alten Bundestag wolle. Der Redner schließt damit, daß er überzeugt sei, daß auf dem jetzt von der Regierung eingeschlagenen Wege die Einheit Deutschlands nicht erreicht werden wird, wenn daher das deutsche Volk sich wieder einmal wie im vorigen Jahre für die deutsche Einheit erheben wird, es energischer auftreten werde.

Kirchmann: Wir mögen beschließen, was wir wollen, die Regierung wird sich dadurch doch nicht von ihrer Ansicht abbringen lassen. In konstitutionellen Staaten sollte es zwar anders sein, das Ministerium müßte zurücktreten, wenn seine Meinung nicht mit der Kammermajorität übereinstimmt. Das gegenwärtige Ministerium scheint jedoch dieser Ansicht nicht zu sein. ... Die Einheit Deutschlands wurde im vorigen Jahre mit Enthusiasmus aufgenommen. Wie diese Idee zu verwirklichen sei, schwebte nur verwirrt vor Am 6. August, als die deutsche Einheit sich zuerst bethätigen sollte, bekam sie ihren ersten Riß, der sich immer mehr und mehr vergrößerte..... Die Frankfurter Versammlung war die einzige, welche unabhängig von jeder Regierung berufen war, eine Verfassung festzustellen. Die Centralgewalt kann ich als keine Regierung ansehen, denn sie ist ohne Macht; die Reichskommissare sind ihre ganze Macht den Regierungen gegenüber. Daher war in Frankfurt die Vereinbarung leicht auszuschließen, welche jetzt mit 38 deutschen Regierungen zu Stande kommen soll. Das kleinste Ländchen hat dann eben so gut das Recht zur Einsprache als der größte Staat. Ein engerer Bundesstaat mit Ausschluß Oestreichs wird dem Auslande gegenüber nie die Achtung erlangen, die einer kräftigen Centralgewalt nothwendig ist. Nur durch einen allgemeinen europäischen Krieg haben wir demnach noch Aussicht, die "deutsche Einheit" zu erlangen und dieser allgemeine Krieg wird nicht ausbleiben. Noch ein Weg wäre zwar, wenn die einzelnen deutschen Staaten, durch die "Freiheit," d. h. durch wirklich freisinnige Verfassungen zur Einheit gelangten. Aber diesem Weg scheinen die Dynastien im Wege zu stehen. Trotz alledem wird das deutsche Volk dennoch zum Ziele der Freiheit und Einheit gelangen.

Ministerpräsident Brandenburg hält es vor Schluß der Debatte für nothwendig, dem Abg. Rodbertus, der meinte, daß der Regierung es mit der Note vom 23. Januar nicht redlich und ehrlich gemeint sei, zu erwidern, daß die Regierung es mit dieser Note eben so ehrlich und redlich gemeint habe, wie sie es bei allen ihren Maßregeln thut. Die Regierung wollte vereint mit Oestreich ein mächtiges und einiges Deutschland erzielen. Wenn Oestreich jetzt seine Mitwirkung versagt, so wird die Regierung das gesteckte Ziel ohne dasselbe dennoch zu erreichen suchen. (Der Ministerpräsident lernt immer geläufiger sprechen).

Vinke, als Referent, resumirt in seiner bekannten Manier die Debatte und ruft oft Widersprüche hervor.

Vinke meint, die Erhebung des deutschen Volkes im März v. J. hätte weiter nichts beabsichtigt, als der Misere des Bundestages, der weiter nichts war, als eine große Registratur und ein großes Polizeiamt, sich zu entledigen. Aus dem Staatenbunde von 1815 einen Bundesstaat nach dem Muster der nordamerikanischen Union zu bilden. Die Vertretung dem Auslande gegenüber Zölle, Post, Gewicht und Maß sollten für ganz Deutschland durch eine Centralgewalt geordnet werden. Das verstand man unter Einheit. Oestreich kann, da es ein Ganzes bildet, mit seinen deutschen Staaten nicht in einen solchen Bundesstaat eintreten, weil es dann wieder seinen eigenen Staat zerriß.

Vinke wandte sich zum Schluß seiner Rede heftig gegen die Politik des Ministeriums, welche er Preußens unwürdig nannte. Wie kann man es wagen, sagte er, uns einen Diplomaten aus der Metternichschen Schule zum Minister des Auswärtigen zu machen.

Man kommt zur Abstimmung.

Das Amendement D'Ester wird verworfen.

Der erste Satz des Amendement Rodbertus wird mit 164 gegen 146 Stimmen verworfen.

Viele zur Linken gehörende Polen hatten sich vor der Abstimmung entfernt.

Das Zusatzamendement Müller, Pflücker und Genossen, lautend:

"Zur Erreichung dieses schönen Zieles wird die Publikation der deutschen Grundrechte wesentlich beitragen,"

wird nach namentlicher Abstimmung mit 166 gegen 164 Stimmen verworfen.

Dies Resultat wird mit Beifallklatschen und Bravo von der linken Seite aufgenommen, trotz ihrer Niederlage, aber man ruft der Rechten zu: "Deutsche Einheit! Das ist Eure deutsche Einheit!"

Der erste Satz des Adreßentwurfs wird hierauf mit 172 gegen 149 Stimmen angenommen.

Sitzung der ersten Kammer.

Der Antrag von Schleinitz, die Verfassung in den Abtheilungen zu berathen, wird mit Modifikationen von Hansemann angenommen.

Katte verlangt Vorlagen über gleichmäßige Besteuerung nach Art. 100 der Verfassung: - Ritz behauptet, daß das Sache der zweiten Kammer, der Volkskammer sei. -

Stahl behauptet die erste Kammer sei auch eine Volkskammer und vertrete gerade diejenigen, welch die mehrsten Steuern zahlten. -

Ritz erwidert, das sei nicht der Fall. Im Gegentheil die Wähler der zweiten Kammer zahlten den überwiegend größten Theil der Steuern. -

Finanzminister Rabe erklärt, daß das Ministerium Vorlagen machen werde, er wisse noch nicht, welcher der beiden Kammern zuerst.

Dann kommt der Schleinitz'sche Antrag zur Verhandlung daß es jeder Gemeindevertretung frei stehen solle ihre Bürgerwehr zu suspendiren, oder die Organisation auszusetzen.

Möwes, Wilhlm Beer und Saegert, sämmtlich berliner Stadträthe heulen und donnern gegen die Bürgerwehr ihrer Stadt. - Saegert will eine Volkswehr, aber mit Disciplin, Beer behauptet die Bürgerwehr sei anarchisch. - Der Ehrenmann Kupfer hat sämmtliche Clubs besucht und sehr traurige Erfahrungen dort gemacht. Der Antrag wird schließlich zur Erwägung in die Abtheilungen geschickt.

302 Berlin, 26. März.

Der General-Postmeister v. Schaper hat eine wichtige Deklaration des Preßgesetzes vom 17. März v. J. amtlich erlassen. In Folge einer Beschwerde gegen das Intelligenz-Comptoir zu Erfurt, wegen gemeiner Beschimpfungen und Verläumdungen, wodurch sich das von dieser Behörde amtlich herausgegebene "Intelligenzblatt" im Sinne der Reaktion auszeichnet, hat der General-Postmeister entschieden, daß das "Intelligenz-Komptoir" nicht verpflichtet sei, eine bestimmte Person als Redakteur oder Herausgeber auf jedem Stücke des Blattes namhaft zu machen. Das Erfurter "Intelligenzblatt" enthält nämlich allemal nur die Angabe: "Redaktions-Intelligenz-Komptoir im Posthause". Diese amtliche Angabe schließt eine faktische Unwahrheit ein. Das "Intelligenz-Komptoir" ist der Post-Direktor [Fortsetzung]

[Fortsetzung] einer Stimme, die im Laufe des ersten Theiles der Rede mehr oder weniger ihren ersten Ton beibehielt und durch Einförmigkeit gewissermaßen jedes Wort in das Gedächtniß der Zuhörer eingraben zu wollen schien, begann O'Connor seine Rede. Ich weiß nicht mehr alle Details derselben; nur so viel ist mir erinnerlich, daß einem halbstündigen, aufmerksamen Zuhören, allmälig eine sichtbare Bewegung der ganzen Masse folgte. O'Connor hatte über dieses und jenes Bericht abgestattet, dann folgte die Argumentation, jetzt rückte er in das Herz seines Gegenstandes vor.

Schon mehrere Male hatte er hörbar das Brett der Tribüne mit der Rechten geschlagen, schon mehrere Male zorniger mit dem Fuße gestampft und wilder das Haupt geschüttelt - er schickte sich an, den Angriff auf seine Feinde zu machen. Die Versammlung merkte dies und ermunterte ihn durch lauteren Beifall; es war, als hätte man einen Stier mit rothem Tuche gehetzt. Da hatte der Riese seinen Gegner gepackt! Die Stimme bekam einen volleren Klang, die Sätze wurden kürzer; stoßweise drangen sie aus der kochenden Brust, die Faust trommelte wilder auf den Rand der Tribüne, das Gesicht des Redners wurde feuerroth, seine Glieder zitterten, der Katara't seines Zornes hatte das letzte Wehr überfluthet und hindonnerte nun die Woge der Beredtsamkeit, Alles vor sich niederwerfend, Alles zerkrachend und zersplitternd und ich glaube, der Mann hätte sich todt gesprochen, wenn er nicht durch einen Applaus unterbrochen worden wäre, der das ganze Haus für eine Minute lang wie in eine schwingende Bewegung setzte.

O'Connor sprach etwa 3 Stunden lang an jenem Abend. Sein Eindruck auf die Versammlung war unbeschreiblich. Mehr als einmal trockneten die Weiber, welche den Redner auf der Tribüne umringten, ihre heißen Thränen von den Wangen; mehr als einmal brachen sie in den unendlichen Jubel aus. Auf den Gesichtern der Männer las man, was in ihren Herzen vorging, - die Stimmung des Redners lebte in einem Jeden. Die Irländer, die bei dem Meeting zugegen waren, kannten für ihren Enthusiasmus, wie gewöhnlich, keine Gränzen. Sie drängten sich mehrere Male durch die dichtesten Haufen, sprangen an der Tribüne hinauf und drückten O'Connor's Hände. Mehrere Subjekte, die man als Unruhstifter und Spione erkannte, ergriff man und warf sie über die Köpfe der Versammlung von einer Hand zur andern, durch die ganze Länge des Saales, absichtliche Stöße den unwillkührlichen hinzufügend und an der Thüre des Saales durch einige Fußtritte ihre schnelle Abreise sehr befördernd.

O'Connor stand damals auf dem Gipfel seines Ruhmes; gehaßt von der Aristokratie, gefürchtet von der Mittelklasse, und vergöttert vom Volke. Er war der Diktator einer der furchtbarsten Parteien neuerer Zeit, der Partei der englischen Arbeiter.

Mehrere Jahre sind seitdem verstrichen. Als Abgeordneter für Nottingham sahen wir ihn heute im Parlamente. Er hat sich auf den Wink des Sprechers erhoben und ergreift das Wort gegen die von den Whigs vorgeschlagene Verlängerung der irischen Zwangs-Bill.

Festen Schrittes tritt er an den Tisch des Hauses; jetzt lehnt er den einen Arm auf die rothe Büchse, und den andern in die Seite stemmend, beginnt er seine Rede. - Ja, das ist noch dieselbe Stirn, welche so kühn manchem Feinde getrotzt hat; ja, das ist noch dieselbe Brust, aus der mit dem Donner eines Gewitters, so mancher gewaltige Ton über Tausende von Zuhörern dahinbraus'te. Es ist wohlthuend, nach dem stotternden Krüppel John O'Connell, diesen Riesen O'Connor auftreten zu sehen. Ein "Aha!" geht durch die ganze Versammlung; neugierig recken die ehrenwerthen Mitglieder ihre Hälse, viele erheben sich, um den wilden Chartisten noch einmal von Kopf bis zu Fuß zu beschauen, - aber damit hat auch die Aufmerksamkeit des Parlaments ein Ende. Denn wie O'Connor in seiner Rede vorrückt, jetzt die Leiden Irlands schildernd, jetzt die Grausamkeiten des Gouvernements und jetzt die einzigen Mittel aufzählend, welche die unglückliche Insel vom Untergange retten können, da greift der kleine John Russell nach seinen Papieren, da knüpft Lord Palmerston eine Konversation mit dem Sprecher des Hauses an und da lehnt sich Sir George Grey zu einigen jungen Bekannten hintenüber, um von Fuchsjagden zu sprechen, von Pferderennen und von schönen Frauen. Aber auch die sonst so steifen Freetrader verlieren die Geduld. Der alte Colonel Thompson unterhält sich mit Herrn Hume und beide lachen aus vollem Halse. Der Quäker Bright trommelt mit den Füßen; der fuchsige Wilson studirt in einer Zeitung und Mr. Cobden hat sich mit vielen andern Mitgliedern hinaus in den Vorsaal geschlichen. - Die Bänke der Tory's sind aber erst recht verlassen; Sir James Graham ist hinauf zu den Peeliten gestiegen; die alten Glatzköpfe schlafen in den nächsten Ecken oder wandeln mit knarrenden Stiefeln über die Gallerie. Disraeli spricht mit seinen Anhängern unter den lebendigsten Gestikulationen und nur der junge Galdstone blickt unverwandt hinab auf den großen Sir Robert Peel, der die Arme vor der Brust gekreuzt, die Beine übereinandergeschlagen, und den Hut tief über der Stirn, schweigend da sitzt, um von Zeit zu Zeit langsam den Kopf zu erheben und den Redner anzuschauen, mit einem mitleidigen Lächeln.

Ja, außer ihm sind wohl nur die irischen Mitglieder am Platze geblieben, und die Worte des Redners würden längst in dem allgemeinen Gemurmel verloren gegangen sein, wenn das Metall der O'Connor'schen Stimme sich nicht trotz alldem geltend machte und das Haus erdröhnen ließe, bis in seinen letzten Winkel.

Aber wie kommt es, daß der gewaltige Mann so durchaus unwirksam bleibt? Er, der die Bewegung des ganzen Volkes in seiner Hand hielt? Nichts ist leichter zu beantworten, als das: O'Connor hat aufgehört, da draußen Triumphe zu feiern, und mit seinen Triumphen im Parlamente ist es für ewig zu Ende. Ja, nach einer Carriere, die fast ohne Beispiel in dem Leben der Agitatoren des Volkes ist, sehen wir den "wilden Feargus" endlich fast auf demselben Punkte ankommen, den [Fortsetzung]

[Deutschland]

[Fortsetzung] dukteur schon am zweiten Tage herbei und maß den fehlenden Acker sofort hinzu. Der Kondukteur war sich wohl bewußt, daß er im ganzen Kreise Aehnliches und noch Schlimmeres begangen; daher seine Eile, damit die Sache nicht erst in weitern Kreisen ruchbar würde. Solche Fälle der Restitution waren indeß unerhört. Was einmal zum Vortheil der Herrn Ritter vermessen, resp. gestohlen war, das verblieb ihnen. Der Landmann hatte nicht die Mittel zu weitläufigen und kostspieligen Prozessen, zur Bezahlung von Untersuchungskommissionen, von neuer Vermessung etc. Manche fingen Prozesse an, die Jahre lang dauerten und gewöhnlich mit ihrem vollständigen Ruin endigten.

Den Schluß des raubritterlichen Geschäfts bildete die Ausfertigung und Unterzeichnung der von der General-Kommission zusammengestellten „Rezesse“, Urkunden, in denen die Aecker eines jeden Rustikalen vor und nach der Vermessung rücksichtlich ihrer Lage, Morgenzahl etc., ferner die abgelösten oder ausgeglichenen Leistungen an die Gutsherrschaft etc. verzeichnet standen. Dann kam die Generalkostennote und mit ihr begann erst recht der Jammer des Landmanns. Zur Charakterisirung dieser Rechnungen giebt's keinen andern Ausdruck als: unverschämt. Der Bauer mochte protestiren, sich die Haare raufen: half Alles nichts. Auf seinen Geldbeutel war's ja eben abgesehen; der Fiskus nahm seinen Theil Stempelsteuer vornweg und das Uebrige diente zur Besoldung der General-Kommission, der Oekonomie-Kommissarien etc. Dieser ganze Beamtenschwarm lebte dafür herrlich und in Freuden. Pauvre Burschen haben sich in ihrer Stellung als Oekonomie-Kommissarien mit Hülfe des raubritterlichen Refas sehr bald ebenfalls zu Rittergutsbesitzern heraufgeschwungen. Daß die Entscheidung bei den General-Kommissionen in den Händen von Adligen lag, bedarf kaum der Bemerkung. Ohne sie wäre es um die Geschäftchen der Herren Ritter nicht so gut bestellt gewesen. Die General-Kommissionen haben bis jetzt aus leicht ersichtlichen Gründen noch keine Uebersicht ihrer sämmtlichen Kostenbeträge veröffentlicht. Wird diese Berechnung später an's Licht gezogen, so werden die schlesischen Bauern erstaunen, welch' enorme Summen sie insgesammt für ihre „Rezesse“ und was dazu gehörte, bezahlt haben. Die einzelnen Gemeinden und die Rustikalen darin werden ohnehin nie vergessen, was sie damals haben „blechen“ müssen. Ein kleines Dorf z. B., dessen Wirthe zusammen noch nicht 30 Morgen besaßen, mußte an Rezeßkosten c. 137 Thaler bezahlen; in einem andern kam auf einen Stellenbesitzer mit 7 Morgen Acker nicht weniger als 29 Thaler Kosten.

„Das waren so seelige Tage,
Bewimpeltes Schifflein ach trage
Noch einmal zu ihnen uns hin!“

So fingen die Herren Ritter, so fingen ihnen nach die Herren der General-Kommissionen und die Uebrigen, welche bei der bisherigen 30 jährigen Ablösungs- und Entschädigungsfrage feist wurden. Das raubritterliche Entschädigungsgericht war so köstlich, daß es, mit einigen neu erfundenen christlich-germanischen Ingredienzen gewürzt, auch ferner auf den Tafeln der hohen und noblen Herrn nicht fehlen soll. „Es schmeckt nach mehr!“ spricht die schlesische Raubritterschaft, streicht sich schmunzelnd den Schnauzbart und schnalzt mit der Zunge, wie die Krautjunker pflegen.

Inzwischen hat sich aber auch bei dem schlesischen Landvolk, namentlich seit dem März vorigen Jahres, ein Appetit nach „Entschädigung“ im entgegengesetzten Sinne entwickelt. Fahren die Herren Ritter fort, diesen durch ihr Beispiel noch mehr zu reizen und aufzustacheln, so dürfte er sehr bald unwiderstehlich werden.

Und die Bauern haben einen ganz gesunden Appetit: das werden die Herrn Ritter merken, wenn es einmal an ein Rückzahlen der schlesischen Milliarde geht!

307 Unna, 26. März Mittags.

Es wogt hier plötzlich vollauf von Menschen in den Straßen, der Marktplatz steht gedrängt voll, man hört fortwährend durch das Getöse der Menge auf einem Jagdhorn Allarm blasen. Eben ziehen noch zwei Tamboure vorbei, gefolgt von Groß und Klein; Tamboure und Hornisten stellen sich auf die Rathhaustreppe und allarmiren fortwährend. Große Konfusion. Man hört sagen, der Auflauf sei von der Reaktion angezettelt, um der beabsichtigten Verlegung des Gerichtes zum Vorwand zu dienen u. s. w. suche man Aufruhr zu bewirken, Mitglieder des schwarzweißen s. g. konstitutionellen Vereins mengen sich unter das Volk (à la Graf Breßler) um es perfider Weise zu reizen. Ich bemerke den Präsidenten des hiesigen demokratischen Vereins, umgeben von vielen seiner Mitglieder. Er warnt das Volk, sich nicht irreführen zu lassen. Die Demokraten gehen durch das Volk, mahnen es, sich ruhig zu verhalten, nicht ihren Kopf in die Schlinge zu stecken, man wünsche einen Exceß, man habe hierzu gewisse Absichten etc. Das Volk scheint auf die Demokraten zu hören, und sich ruhig verhalten zu wollen. Der demokratische Verein versammelt sich, und schreibt so eben an den Magistrat, er wolle sich mit 150 Mann zur Disposition stellen, um die allgemeine Sicherheit und Ruhe zu erhalten, welche die Polizei nicht mehr handhaben zu können oder zu wollen scheine. Man hört zwar noch Flüche, daß man hintergangen sei, Verwünschungen gegen den Minister Bodelschwingh, und will hinaus auf sein Gut, wo er gestern Abend von Berlin zum Besuch angelangt sein soll u. s. w.

In diesem Augenblicke fallen 4 bis 5 Schüsse auf dem Markte. Es entsteht auf demselben ein großer Halloh; es klingt fast wie ein jubelndes Hurrah. Die Trommeln und das Jagdhorn allarmiren noch fortwährend. Morgen vom Verlauf der Sache mehr.

Berlin, 26. März.

Nach dem „Publicisten hat das Ministerium dem Polizei-Präsidenten am 23. d. M. eine Verfügung zugeschickt, nach welcher das gesetzlich gewährte Associationsrecht wohl für aufgehoben anzusehen ist, alle Vereinigungen nämlich, bei denen Geld eingezahlt wird, sollen unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden. Unser Ministerium schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Einestheils überwacht es vollständig das Associationsrecht, auf der andern Seite aber schützt es Personen, welche z. B. bei Sterbekassen, Rentenanstalten u. s. w. bei dem Publikum gerechtes Mißtrauen erregten, der Regierung aber durch ihre politischen Ansichten um so näher stehen.

Der Abg. Maetschke aus Wahlau (an der Rechten) hat sein Mandat niedergelegt. Der Graf Reichenbach wird als Kandidat auftreten, da Maetschke nur mit einer Stimme Majorität gewählt war und der erste Abg. des Kreises Dr. Wollheim ist. ‒ Ebenso hat der Abg. Kachel aus Rosenberg auf sein Mandat verzichtet.

In der dritten Abtheilung ist der §. des Preßgesetzes, der von Aufreizung der verschiedenen Klassen gegeneinander handelt, zurückgewiesen worden. Selbst Herr Schwerin erklärte sich gegen denselben.

Der Abg. Bloemer ist damit beschäftigt eine gemäßigte Partei auf der rechten Seite des Hauses zu bilden der sich schon sehr viele seiner Collegen anschlossen.

Auerswald unterstützte heute das Amendement auf Anerkennung der deutschen Grundrechte und stimmte dagegen.

Der Stallmeister Thomson hat im Gefängniß erklärt, er werde wichtige Aussagen über diejenigen, welche ihn zu dem fabelhaften Umritt am 18. März veranlaßt hätten, bei der öffentlichen Verhandlung geben. Sehr bekannte Persönlichkeiten in höheren Kreisen sollen stark compromittirt sein.

Der Abg. Treplin, „weil Stockpreuße ein Deutscher“ hat heute eine außerordentliche Literaturkenntniß entwickelt. „Ein Redner in Frankfurt hat gesagt“ … er stockt, blättert in der Brieftasche (allgem. Erwartung) „ans Vaterland, aus Theure schließ, dich an,“ (allgem. Gelächter).

Bei dem hiesigen Staatsanwalt ist eine Denunciation gegen den Minister v. d. Heydt, wegen Majestätsbeleidigung, von einem Glasermeister, eingereicht worden. Der Staatsanwalt muß jedenfalls die Untersuchung einleiten und wir sehen den edlen Wupperthaler noch an sich selbst die Erfahrungen seiner Gesetze machen.

In der dritten Abtheilung fiel der Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes durch. Während der Wahl des Referenten trat Lisiecki hinein und Jacobi wurde der Berichterstatter für die Central-Abtheilung.

In einer andern Abtheilung wurde der Antrag verworfen, so schleunigst als möglich ein Gemeindegesetz vorzulegen. Bei der Wahl entschied indeß bei Stimmengleichheit das Loos für Abg. Kosch, den Kandidaten der Linken.

Im Ministerrath ist gestern eine sehr heftige Scene vorgekommen, die fast damit geendigt hätte, daß der vielfach getadelte Minister Arnim erzürnt das Zimmer verließ. Dem begutigenden Zureden unseres Freundes Rintelen haben wir das längere Verbleiben dieses ausgezeichneten Diplomaten zu verdanken.

In der Verfassungs-Revisions-Kommission sind die Debatten natürlich die allerheftigsten, da die Rechte den Fehler begangen hat, fast nur Ultra-Consertavie hineinzuschicken. Der Redner der Linken, der Vertheidiger konstitutioneller Principien ist wunderbarerweise Herr v. Vinke. Kleist-Retzow und Bismark bestanden nämlich in einer zweistündigen Debatte auf den christlichen Staat. Es dürften nur die römische und protestantische Kirche anerkannt werden. Kleist sprach besonders gegen die Emancipation der Juden. Die Religionsfreiheit ging zwar durch, aber selbst Herr v. Vinke meinte, Atheisten dürften z. B. nicht Soldaten werden, da man nicht tapfer sein könne ohne an ein Jenseits zu glauben.

* Berlin, 26. März.

Sitzung der zweiten Kammer.

Nach Verlesung des Protokolls theilt der Präsident Grabow mit, daß einige Abgeordnete, darunter Simon aus Trier, ihr Mandat niedergelegt haben, jedoch wird der Abg. Simon bis zur Ankunft seines Nachfolgers hier bleiben.

Die vertagte Adreßdebatte über die deutsche Frage wird fortgesetzt.

Auerswald hält den Entwurf von D'Ester und Genossen fur undeutlich, unklar und unpatriotisch. Man solle doch nicht das Sündenregister des vorigen Jahres, die Sünden der Fürsten und Völker immer wieder von Neuem aufrollen. Thun wir lieber Buße. Wer hat an aller Aufregung und der daraus hervorgehenden Noth schuld, als die sogenannten Volksfreunde, die dem unwissenden Volke die unsinnigsten Ideen in den Kopf setzen. Schließlich sucht er eine Vereinigung mit der Partei Rodbertus und der seinigen herbeizuführen, indem er sich für den ersten Satz des Amendement Rodbertus erklärt, d n er a n hmen will.

Der Minister des Auswärtigen, Graf Arnim, erklärt, daß die Regierung den in der Note vom 23. Januar ausgesprochenen Weg festhalte, eine Verständigung mit den deutschen Fürsten und der deutschen National-Versammlung. Wenn Oestreich auch an seiner Erklärung, keiner deutschen Volksrepräsentation sich unterwerfen zu wollen, festhalte, so wird die preußische Regierung dennoch der Ansicht bleiben, daß eine Volksvertretung in Frankfurt nothwendig sei. Der Note vom 10. März lege man ein zu großes Gewicht bei.

Rodbertus: Ich sehe eine Verständigung der deutschen Fürsten mit der National-Versammlung über die deutsche Verfassung für unmöglich an. Nur die National-Versammlung allein hat die Verfassung festzustellen. Der Redner geht hierauf auf die verschiedenen preußischen und östreichischen Noten ein die er zum Theil vorliest. Er setzt seine Ansichten über den Eintritt Oestreichs in den deutschen Bund auseinander. Er hebt hervor, daß sich die preußische Regierung bisher als im Einverständniß mit Oestreich erklärt habe, welches aber keine Centralgewalt, sondern den alten Bundestag wolle. Der Redner schließt damit, daß er überzeugt sei, daß auf dem jetzt von der Regierung eingeschlagenen Wege die Einheit Deutschlands nicht erreicht werden wird, wenn daher das deutsche Volk sich wieder einmal wie im vorigen Jahre für die deutsche Einheit erheben wird, es energischer auftreten werde.

Kirchmann: Wir mögen beschließen, was wir wollen, die Regierung wird sich dadurch doch nicht von ihrer Ansicht abbringen lassen. In konstitutionellen Staaten sollte es zwar anders sein, das Ministerium müßte zurücktreten, wenn seine Meinung nicht mit der Kammermajorität übereinstimmt. Das gegenwärtige Ministerium scheint jedoch dieser Ansicht nicht zu sein. … Die Einheit Deutschlands wurde im vorigen Jahre mit Enthusiasmus aufgenommen. Wie diese Idee zu verwirklichen sei, schwebte nur verwirrt vor Am 6. August, als die deutsche Einheit sich zuerst bethätigen sollte, bekam sie ihren ersten Riß, der sich immer mehr und mehr vergrößerte.‥‥ Die Frankfurter Versammlung war die einzige, welche unabhängig von jeder Regierung berufen war, eine Verfassung festzustellen. Die Centralgewalt kann ich als keine Regierung ansehen, denn sie ist ohne Macht; die Reichskommissare sind ihre ganze Macht den Regierungen gegenüber. Daher war in Frankfurt die Vereinbarung leicht auszuschließen, welche jetzt mit 38 deutschen Regierungen zu Stande kommen soll. Das kleinste Ländchen hat dann eben so gut das Recht zur Einsprache als der größte Staat. Ein engerer Bundesstaat mit Ausschluß Oestreichs wird dem Auslande gegenüber nie die Achtung erlangen, die einer kräftigen Centralgewalt nothwendig ist. Nur durch einen allgemeinen europäischen Krieg haben wir demnach noch Aussicht, die „deutsche Einheit“ zu erlangen und dieser allgemeine Krieg wird nicht ausbleiben. Noch ein Weg wäre zwar, wenn die einzelnen deutschen Staaten, durch die „Freiheit,“ d. h. durch wirklich freisinnige Verfassungen zur Einheit gelangten. Aber diesem Weg scheinen die Dynastien im Wege zu stehen. Trotz alledem wird das deutsche Volk dennoch zum Ziele der Freiheit und Einheit gelangen.

Ministerpräsident Brandenburg hält es vor Schluß der Debatte für nothwendig, dem Abg. Rodbertus, der meinte, daß der Regierung es mit der Note vom 23. Januar nicht redlich und ehrlich gemeint sei, zu erwidern, daß die Regierung es mit dieser Note eben so ehrlich und redlich gemeint habe, wie sie es bei allen ihren Maßregeln thut. Die Regierung wollte vereint mit Oestreich ein mächtiges und einiges Deutschland erzielen. Wenn Oestreich jetzt seine Mitwirkung versagt, so wird die Regierung das gesteckte Ziel ohne dasselbe dennoch zu erreichen suchen. (Der Ministerpräsident lernt immer geläufiger sprechen).

Vinke, als Referent, resumirt in seiner bekannten Manier die Debatte und ruft oft Widersprüche hervor.

Vinke meint, die Erhebung des deutschen Volkes im März v. J. hätte weiter nichts beabsichtigt, als der Misere des Bundestages, der weiter nichts war, als eine große Registratur und ein großes Polizeiamt, sich zu entledigen. Aus dem Staatenbunde von 1815 einen Bundesstaat nach dem Muster der nordamerikanischen Union zu bilden. Die Vertretung dem Auslande gegenüber Zölle, Post, Gewicht und Maß sollten für ganz Deutschland durch eine Centralgewalt geordnet werden. Das verstand man unter Einheit. Oestreich kann, da es ein Ganzes bildet, mit seinen deutschen Staaten nicht in einen solchen Bundesstaat eintreten, weil es dann wieder seinen eigenen Staat zerriß.

Vinke wandte sich zum Schluß seiner Rede heftig gegen die Politik des Ministeriums, welche er Preußens unwürdig nannte. Wie kann man es wagen, sagte er, uns einen Diplomaten aus der Metternichschen Schule zum Minister des Auswärtigen zu machen.

Man kommt zur Abstimmung.

Das Amendement D'Ester wird verworfen.

Der erste Satz des Amendement Rodbertus wird mit 164 gegen 146 Stimmen verworfen.

Viele zur Linken gehörende Polen hatten sich vor der Abstimmung entfernt.

Das Zusatzamendement Müller, Pflücker und Genossen, lautend:

„Zur Erreichung dieses schönen Zieles wird die Publikation der deutschen Grundrechte wesentlich beitragen,“

wird nach namentlicher Abstimmung mit 166 gegen 164 Stimmen verworfen.

Dies Resultat wird mit Beifallklatschen und Bravo von der linken Seite aufgenommen, trotz ihrer Niederlage, aber man ruft der Rechten zu: „Deutsche Einheit! Das ist Eure deutsche Einheit!“

Der erste Satz des Adreßentwurfs wird hierauf mit 172 gegen 149 Stimmen angenommen.

Sitzung der ersten Kammer.

Der Antrag von Schleinitz, die Verfassung in den Abtheilungen zu berathen, wird mit Modifikationen von Hansemann angenommen.

Katte verlangt Vorlagen über gleichmäßige Besteuerung nach Art. 100 der Verfassung: ‒ Ritz behauptet, daß das Sache der zweiten Kammer, der Volkskammer sei. ‒

Stahl behauptet die erste Kammer sei auch eine Volkskammer und vertrete gerade diejenigen, welch die mehrsten Steuern zahlten. ‒

Ritz erwidert, das sei nicht der Fall. Im Gegentheil die Wähler der zweiten Kammer zahlten den überwiegend größten Theil der Steuern. ‒

Finanzminister Rabe erklärt, daß das Ministerium Vorlagen machen werde, er wisse noch nicht, welcher der beiden Kammern zuerst.

Dann kommt der Schleinitz'sche Antrag zur Verhandlung daß es jeder Gemeindevertretung frei stehen solle ihre Bürgerwehr zu suspendiren, oder die Organisation auszusetzen.

Möwes, Wilhlm Beer und Saegert, sämmtlich berliner Stadträthe heulen und donnern gegen die Bürgerwehr ihrer Stadt. ‒ Saegert will eine Volkswehr, aber mit Disciplin, Beer behauptet die Bürgerwehr sei anarchisch. ‒ Der Ehrenmann Kupfer hat sämmtliche Clubs besucht und sehr traurige Erfahrungen dort gemacht. Der Antrag wird schließlich zur Erwägung in die Abtheilungen geschickt.

302 Berlin, 26. März.

Der General-Postmeister v. Schaper hat eine wichtige Deklaration des Preßgesetzes vom 17. März v. J. amtlich erlassen. In Folge einer Beschwerde gegen das Intelligenz-Comptoir zu Erfurt, wegen gemeiner Beschimpfungen und Verläumdungen, wodurch sich das von dieser Behörde amtlich herausgegebene „Intelligenzblatt“ im Sinne der Reaktion auszeichnet, hat der General-Postmeister entschieden, daß das „Intelligenz-Komptoir“ nicht verpflichtet sei, eine bestimmte Person als Redakteur oder Herausgeber auf jedem Stücke des Blattes namhaft zu machen. Das Erfurter „Intelligenzblatt“ enthält nämlich allemal nur die Angabe: „Redaktions-Intelligenz-Komptoir im Posthause“. Diese amtliche Angabe schließt eine faktische Unwahrheit ein. Das „Intelligenz-Komptoir“ ist der Post-Direktor [Fortsetzung]

[Fortsetzung] einer Stimme, die im Laufe des ersten Theiles der Rede mehr oder weniger ihren ersten Ton beibehielt und durch Einförmigkeit gewissermaßen jedes Wort in das Gedächtniß der Zuhörer eingraben zu wollen schien, begann O'Connor seine Rede. Ich weiß nicht mehr alle Details derselben; nur so viel ist mir erinnerlich, daß einem halbstündigen, aufmerksamen Zuhören, allmälig eine sichtbare Bewegung der ganzen Masse folgte. O'Connor hatte über dieses und jenes Bericht abgestattet, dann folgte die Argumentation, jetzt rückte er in das Herz seines Gegenstandes vor.

Schon mehrere Male hatte er hörbar das Brett der Tribüne mit der Rechten geschlagen, schon mehrere Male zorniger mit dem Fuße gestampft und wilder das Haupt geschüttelt ‒ er schickte sich an, den Angriff auf seine Feinde zu machen. Die Versammlung merkte dies und ermunterte ihn durch lauteren Beifall; es war, als hätte man einen Stier mit rothem Tuche gehetzt. Da hatte der Riese seinen Gegner gepackt! Die Stimme bekam einen volleren Klang, die Sätze wurden kürzer; stoßweise drangen sie aus der kochenden Brust, die Faust trommelte wilder auf den Rand der Tribüne, das Gesicht des Redners wurde feuerroth, seine Glieder zitterten, der Katara't seines Zornes hatte das letzte Wehr überfluthet und hindonnerte nun die Woge der Beredtsamkeit, Alles vor sich niederwerfend, Alles zerkrachend und zersplitternd und ich glaube, der Mann hätte sich todt gesprochen, wenn er nicht durch einen Applaus unterbrochen worden wäre, der das ganze Haus für eine Minute lang wie in eine schwingende Bewegung setzte.

O'Connor sprach etwa 3 Stunden lang an jenem Abend. Sein Eindruck auf die Versammlung war unbeschreiblich. Mehr als einmal trockneten die Weiber, welche den Redner auf der Tribüne umringten, ihre heißen Thränen von den Wangen; mehr als einmal brachen sie in den unendlichen Jubel aus. Auf den Gesichtern der Männer las man, was in ihren Herzen vorging, ‒ die Stimmung des Redners lebte in einem Jeden. Die Irländer, die bei dem Meeting zugegen waren, kannten für ihren Enthusiasmus, wie gewöhnlich, keine Gränzen. Sie drängten sich mehrere Male durch die dichtesten Haufen, sprangen an der Tribüne hinauf und drückten O'Connor's Hände. Mehrere Subjekte, die man als Unruhstifter und Spione erkannte, ergriff man und warf sie über die Köpfe der Versammlung von einer Hand zur andern, durch die ganze Länge des Saales, absichtliche Stöße den unwillkührlichen hinzufügend und an der Thüre des Saales durch einige Fußtritte ihre schnelle Abreise sehr befördernd.

O'Connor stand damals auf dem Gipfel seines Ruhmes; gehaßt von der Aristokratie, gefürchtet von der Mittelklasse, und vergöttert vom Volke. Er war der Diktator einer der furchtbarsten Parteien neuerer Zeit, der Partei der englischen Arbeiter.

Mehrere Jahre sind seitdem verstrichen. Als Abgeordneter für Nottingham sahen wir ihn heute im Parlamente. Er hat sich auf den Wink des Sprechers erhoben und ergreift das Wort gegen die von den Whigs vorgeschlagene Verlängerung der irischen Zwangs-Bill.

Festen Schrittes tritt er an den Tisch des Hauses; jetzt lehnt er den einen Arm auf die rothe Büchse, und den andern in die Seite stemmend, beginnt er seine Rede. ‒ Ja, das ist noch dieselbe Stirn, welche so kühn manchem Feinde getrotzt hat; ja, das ist noch dieselbe Brust, aus der mit dem Donner eines Gewitters, so mancher gewaltige Ton über Tausende von Zuhörern dahinbraus'te. Es ist wohlthuend, nach dem stotternden Krüppel John O'Connell, diesen Riesen O'Connor auftreten zu sehen. Ein „Aha!“ geht durch die ganze Versammlung; neugierig recken die ehrenwerthen Mitglieder ihre Hälse, viele erheben sich, um den wilden Chartisten noch einmal von Kopf bis zu Fuß zu beschauen, ‒ aber damit hat auch die Aufmerksamkeit des Parlaments ein Ende. Denn wie O'Connor in seiner Rede vorrückt, jetzt die Leiden Irlands schildernd, jetzt die Grausamkeiten des Gouvernements und jetzt die einzigen Mittel aufzählend, welche die unglückliche Insel vom Untergange retten können, da greift der kleine John Russell nach seinen Papieren, da knüpft Lord Palmerston eine Konversation mit dem Sprecher des Hauses an und da lehnt sich Sir George Grey zu einigen jungen Bekannten hintenüber, um von Fuchsjagden zu sprechen, von Pferderennen und von schönen Frauen. Aber auch die sonst so steifen Freetrader verlieren die Geduld. Der alte Colonel Thompson unterhält sich mit Herrn Hume und beide lachen aus vollem Halse. Der Quäker Bright trommelt mit den Füßen; der fuchsige Wilson studirt in einer Zeitung und Mr. Cobden hat sich mit vielen andern Mitgliedern hinaus in den Vorsaal geschlichen. ‒ Die Bänke der Tory's sind aber erst recht verlassen; Sir James Graham ist hinauf zu den Peeliten gestiegen; die alten Glatzköpfe schlafen in den nächsten Ecken oder wandeln mit knarrenden Stiefeln über die Gallerie. Disraeli spricht mit seinen Anhängern unter den lebendigsten Gestikulationen und nur der junge Galdstone blickt unverwandt hinab auf den großen Sir Robert Peel, der die Arme vor der Brust gekreuzt, die Beine übereinandergeschlagen, und den Hut tief über der Stirn, schweigend da sitzt, um von Zeit zu Zeit langsam den Kopf zu erheben und den Redner anzuschauen, mit einem mitleidigen Lächeln.

Ja, außer ihm sind wohl nur die irischen Mitglieder am Platze geblieben, und die Worte des Redners würden längst in dem allgemeinen Gemurmel verloren gegangen sein, wenn das Metall der O'Connor'schen Stimme sich nicht trotz alldem geltend machte und das Haus erdröhnen ließe, bis in seinen letzten Winkel.

Aber wie kommt es, daß der gewaltige Mann so durchaus unwirksam bleibt? Er, der die Bewegung des ganzen Volkes in seiner Hand hielt? Nichts ist leichter zu beantworten, als das: O'Connor hat aufgehört, da draußen Triumphe zu feiern, und mit seinen Triumphen im Parlamente ist es für ewig zu Ende. Ja, nach einer Carrière, die fast ohne Beispiel in dem Leben der Agitatoren des Volkes ist, sehen wir den „wilden Feargus“ endlich fast auf demselben Punkte ankommen, den [Fortsetzung]

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        <head>[Deutschland]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> dukteur schon am zweiten Tage herbei und maß den fehlenden Acker sofort hinzu. Der Kondukteur war sich wohl bewußt, daß er im ganzen Kreise Aehnliches und noch Schlimmeres begangen; daher seine Eile, damit die Sache nicht erst in weitern Kreisen ruchbar würde. Solche Fälle der Restitution waren indeß unerhört. Was einmal zum Vortheil der Herrn Ritter vermessen, resp. gestohlen war, das verblieb ihnen. Der Landmann hatte nicht die Mittel zu weitläufigen und kostspieligen Prozessen, zur Bezahlung von Untersuchungskommissionen, von neuer Vermessung etc. Manche fingen Prozesse an, die Jahre lang dauerten und gewöhnlich mit ihrem vollständigen Ruin endigten.</p>
          <p>Den Schluß des raubritterlichen Geschäfts bildete die Ausfertigung und Unterzeichnung der von der General-Kommission zusammengestellten &#x201E;Rezesse&#x201C;, Urkunden, in denen die Aecker eines jeden Rustikalen vor und nach der Vermessung rücksichtlich ihrer Lage, Morgenzahl etc., ferner die abgelösten oder ausgeglichenen Leistungen an die Gutsherrschaft etc. verzeichnet standen. Dann kam die Generalkostennote und mit ihr begann erst recht der Jammer des Landmanns. Zur Charakterisirung dieser Rechnungen giebt's keinen andern Ausdruck als: unverschämt. Der Bauer mochte protestiren, sich die Haare raufen: half Alles nichts. Auf seinen Geldbeutel war's ja eben abgesehen; der Fiskus nahm seinen Theil Stempelsteuer vornweg und das Uebrige diente zur Besoldung der General-Kommission, der Oekonomie-Kommissarien etc. Dieser ganze Beamtenschwarm lebte dafür herrlich und in Freuden. Pauvre Burschen haben sich in ihrer Stellung als Oekonomie-Kommissarien mit Hülfe des raubritterlichen Refas sehr bald ebenfalls zu Rittergutsbesitzern heraufgeschwungen. Daß die Entscheidung bei den General-Kommissionen in den Händen von Adligen lag, bedarf kaum der Bemerkung. Ohne sie wäre es um die Geschäftchen der Herren Ritter nicht so gut bestellt gewesen. Die General-Kommissionen haben bis jetzt aus leicht ersichtlichen Gründen noch keine Uebersicht ihrer sämmtlichen Kostenbeträge veröffentlicht. Wird diese Berechnung später an's Licht gezogen, so werden die schlesischen Bauern erstaunen, welch' enorme Summen sie insgesammt für ihre &#x201E;Rezesse&#x201C; und was dazu gehörte, bezahlt haben. Die einzelnen Gemeinden und die Rustikalen darin werden ohnehin nie vergessen, was sie damals haben &#x201E;blechen&#x201C; müssen. Ein kleines Dorf z. B., dessen Wirthe zusammen noch nicht 30 Morgen besaßen, mußte an Rezeßkosten c. 137 Thaler bezahlen; in einem andern kam auf einen Stellenbesitzer mit 7 Morgen Acker nicht weniger als 29 Thaler Kosten.</p>
          <p>&#x201E;Das waren so seelige Tage,<lb/>
Bewimpeltes Schifflein ach trage<lb/>
Noch einmal zu ihnen uns hin!&#x201C;</p>
          <p>So fingen die Herren Ritter, so fingen ihnen nach die Herren der General-Kommissionen und die Uebrigen, welche bei der bisherigen 30 jährigen Ablösungs- und Entschädigungsfrage feist wurden. Das raubritterliche Entschädigungsgericht war so köstlich, daß es, mit einigen neu erfundenen christlich-germanischen Ingredienzen gewürzt, auch ferner auf den Tafeln der hohen und noblen Herrn nicht fehlen soll. &#x201E;Es schmeckt nach mehr!&#x201C; spricht die schlesische Raubritterschaft, streicht sich schmunzelnd den Schnauzbart und schnalzt mit der Zunge, wie die Krautjunker pflegen.</p>
          <p>Inzwischen hat sich aber auch bei dem schlesischen Landvolk, namentlich seit dem März vorigen Jahres, ein Appetit nach &#x201E;Entschädigung&#x201C; im entgegengesetzten Sinne entwickelt. Fahren die Herren Ritter fort, diesen durch ihr Beispiel noch mehr zu reizen und aufzustacheln, so dürfte er sehr bald unwiderstehlich werden.</p>
          <p>Und die Bauern haben einen ganz gesunden Appetit: das werden die Herrn Ritter merken, wenn es einmal an ein <hi rendition="#b">Rückzahlen der schlesischen Milliarde</hi> geht!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar258_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>307</author></bibl> Unna, 26. März Mittags.</head>
          <p>Es wogt hier plötzlich vollauf von Menschen in den Straßen, der Marktplatz steht gedrängt voll, man hört fortwährend durch das Getöse der Menge auf einem Jagdhorn Allarm blasen. Eben ziehen noch zwei Tamboure vorbei, gefolgt von Groß und Klein; Tamboure und Hornisten stellen sich auf die Rathhaustreppe und allarmiren fortwährend. Große Konfusion. Man hört sagen, der Auflauf sei von der Reaktion angezettelt, um der beabsichtigten Verlegung des Gerichtes zum Vorwand zu dienen u. s. w. suche man Aufruhr zu bewirken, Mitglieder des schwarzweißen s. g. konstitutionellen Vereins mengen sich unter das Volk (à la Graf Breßler) um es perfider Weise zu reizen. Ich bemerke den Präsidenten des hiesigen demokratischen Vereins, umgeben von vielen seiner Mitglieder. Er warnt das Volk, sich nicht irreführen zu lassen. Die Demokraten gehen durch das Volk, mahnen es, sich ruhig zu verhalten, nicht ihren Kopf in die Schlinge zu stecken, man wünsche einen Exceß, man habe hierzu gewisse Absichten etc. Das Volk scheint auf die Demokraten zu hören, und sich ruhig verhalten zu wollen. Der demokratische Verein versammelt sich, und schreibt so eben an den Magistrat, er wolle sich mit 150 Mann zur Disposition stellen, um die allgemeine Sicherheit und Ruhe zu erhalten, welche die Polizei nicht mehr handhaben zu können oder zu wollen scheine. Man hört zwar noch Flüche, daß man hintergangen sei, Verwünschungen gegen den Minister Bodelschwingh, und will hinaus auf sein Gut, wo er gestern Abend von Berlin zum Besuch angelangt sein soll u. s. w.</p>
          <p>In diesem Augenblicke fallen 4 bis 5 Schüsse auf dem Markte. Es entsteht auf demselben ein großer Halloh; es klingt fast wie ein jubelndes Hurrah. Die Trommeln und das Jagdhorn allarmiren noch fortwährend. Morgen vom Verlauf der Sache mehr.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar258_005" type="jArticle">
          <head>Berlin, 26. März. </head>
          <p>Nach dem &#x201E;Publicisten hat das Ministerium dem Polizei-Präsidenten am 23. d. M. eine Verfügung zugeschickt, nach welcher das gesetzlich gewährte Associationsrecht wohl für aufgehoben anzusehen ist, alle Vereinigungen nämlich, bei denen Geld eingezahlt wird, sollen unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden. Unser Ministerium schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Einestheils überwacht es vollständig das Associationsrecht, auf der andern Seite aber schützt es Personen, welche z. B. bei Sterbekassen, Rentenanstalten u. s. w. bei dem Publikum gerechtes Mißtrauen erregten, der Regierung aber durch ihre politischen Ansichten um so näher stehen.</p>
          <p>Der Abg. Maetschke aus Wahlau (an der Rechten) hat sein Mandat niedergelegt. Der Graf Reichenbach wird als Kandidat auftreten, da Maetschke nur mit einer Stimme Majorität gewählt war und der erste Abg. des Kreises Dr. Wollheim ist. &#x2012; Ebenso hat der Abg. Kachel aus Rosenberg auf sein Mandat verzichtet.</p>
          <p>In der dritten Abtheilung ist der §. des Preßgesetzes, der von Aufreizung der verschiedenen Klassen gegeneinander handelt, zurückgewiesen worden. Selbst Herr Schwerin erklärte sich gegen denselben.</p>
          <p>Der Abg. Bloemer ist damit beschäftigt eine gemäßigte Partei auf der rechten Seite des Hauses zu bilden der sich schon sehr viele seiner Collegen anschlossen.</p>
          <p>Auerswald unterstützte heute das Amendement auf Anerkennung der deutschen Grundrechte und stimmte dagegen.</p>
          <p>Der Stallmeister Thomson hat im Gefängniß erklärt, er werde wichtige Aussagen über diejenigen, welche ihn zu dem fabelhaften Umritt am 18. März veranlaßt hätten, bei der öffentlichen Verhandlung geben. Sehr bekannte Persönlichkeiten in höheren Kreisen sollen stark compromittirt sein.</p>
          <p>Der Abg. Treplin, &#x201E;weil Stockpreuße ein Deutscher&#x201C; hat heute eine außerordentliche Literaturkenntniß entwickelt. &#x201E;Ein <hi rendition="#g">Redner in Frankfurt</hi> hat gesagt&#x201C; &#x2026; er stockt, blättert in der Brieftasche (allgem. Erwartung) &#x201E;ans Vaterland, aus Theure schließ, dich an,&#x201C; (allgem. Gelächter).</p>
          <p>Bei dem hiesigen Staatsanwalt ist eine Denunciation gegen den Minister v. d. Heydt, wegen Majestätsbeleidigung, von einem Glasermeister, eingereicht worden. Der Staatsanwalt muß jedenfalls die Untersuchung einleiten und wir sehen den edlen Wupperthaler noch an sich selbst die Erfahrungen seiner Gesetze machen.</p>
          <p>In der dritten Abtheilung fiel der Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes durch. Während der Wahl des Referenten trat Lisiecki hinein und Jacobi wurde der Berichterstatter für die Central-Abtheilung.</p>
          <p>In einer andern Abtheilung wurde der Antrag verworfen, so schleunigst als möglich ein Gemeindegesetz vorzulegen. Bei der Wahl entschied indeß bei Stimmengleichheit das Loos für Abg. Kosch, den Kandidaten der Linken.</p>
          <p>Im Ministerrath ist gestern eine sehr heftige Scene vorgekommen, die fast damit geendigt hätte, daß der vielfach getadelte Minister Arnim erzürnt das Zimmer verließ. Dem begutigenden Zureden unseres Freundes Rintelen haben wir das längere Verbleiben dieses ausgezeichneten Diplomaten zu verdanken.</p>
          <p>In der Verfassungs-Revisions-Kommission sind die Debatten natürlich die allerheftigsten, da die Rechte den Fehler begangen hat, fast nur Ultra-Consertavie hineinzuschicken. Der Redner der Linken, der Vertheidiger konstitutioneller Principien ist wunderbarerweise Herr v. Vinke. Kleist-Retzow und Bismark bestanden nämlich in einer zweistündigen Debatte auf den christlichen Staat. Es dürften nur die römische und protestantische Kirche anerkannt werden. Kleist sprach besonders gegen die Emancipation der Juden. Die Religionsfreiheit ging zwar durch, aber selbst Herr v. Vinke meinte, Atheisten dürften z. B. nicht Soldaten werden, da man nicht tapfer sein könne ohne an ein Jenseits zu glauben.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 26. März.</head>
          <p> <hi rendition="#b">Sitzung der zweiten Kammer.</hi> </p>
          <p>Nach Verlesung des Protokolls theilt der Präsident <hi rendition="#g">Grabow</hi> mit, daß einige Abgeordnete, darunter Simon aus Trier, ihr Mandat niedergelegt haben, jedoch wird der Abg. Simon bis zur Ankunft seines Nachfolgers hier bleiben.</p>
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          <p>Der Minister des Auswärtigen, Graf <hi rendition="#g">Arnim,</hi> erklärt, daß die Regierung den in der Note vom 23. Januar ausgesprochenen Weg festhalte, eine Verständigung mit den deutschen Fürsten und der deutschen National-Versammlung. Wenn Oestreich auch an seiner Erklärung, keiner deutschen Volksrepräsentation sich unterwerfen zu wollen, festhalte, so wird die preußische Regierung dennoch der Ansicht bleiben, daß eine Volksvertretung in Frankfurt nothwendig sei. Der Note vom 10. März lege man ein zu großes Gewicht bei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rodbertus:</hi> Ich sehe eine Verständigung der deutschen Fürsten mit der National-Versammlung über die deutsche Verfassung für unmöglich an. Nur die National-Versammlung allein hat die Verfassung festzustellen. Der Redner geht hierauf auf die verschiedenen preußischen und östreichischen Noten ein die er zum Theil vorliest. Er setzt seine Ansichten über den Eintritt Oestreichs in den deutschen Bund auseinander. Er hebt hervor, daß sich die preußische Regierung bisher als im Einverständniß mit Oestreich erklärt habe, welches aber keine Centralgewalt, sondern den alten Bundestag wolle. Der Redner schließt damit, daß er überzeugt sei, daß auf dem jetzt von der Regierung eingeschlagenen Wege die Einheit Deutschlands nicht erreicht werden wird, wenn daher das deutsche Volk sich wieder einmal wie im vorigen Jahre für die deutsche Einheit erheben wird, es energischer auftreten werde.</p>
          <p><hi rendition="#g">Kirchmann:</hi> Wir mögen beschließen, was wir wollen, die Regierung wird sich dadurch doch nicht von ihrer Ansicht abbringen lassen. In konstitutionellen Staaten sollte es zwar anders sein, das Ministerium müßte zurücktreten, wenn seine Meinung nicht mit der Kammermajorität übereinstimmt. Das gegenwärtige Ministerium scheint jedoch dieser Ansicht nicht zu sein. &#x2026; Die Einheit Deutschlands wurde im vorigen Jahre mit Enthusiasmus aufgenommen. Wie diese Idee zu verwirklichen sei, schwebte nur verwirrt vor Am 6. August, als die deutsche Einheit sich zuerst bethätigen sollte, bekam sie ihren ersten Riß, der sich immer mehr und mehr vergrößerte.&#x2025;&#x2025; Die Frankfurter Versammlung war die einzige, welche unabhängig von jeder Regierung berufen war, eine Verfassung festzustellen. Die Centralgewalt kann ich als keine Regierung ansehen, denn sie ist ohne Macht; die Reichskommissare sind ihre ganze Macht den Regierungen gegenüber. Daher war in Frankfurt die Vereinbarung leicht auszuschließen, welche jetzt mit 38 deutschen Regierungen zu Stande kommen soll. Das kleinste Ländchen hat dann eben so gut das Recht zur Einsprache als der größte Staat. Ein engerer Bundesstaat mit Ausschluß Oestreichs wird dem Auslande gegenüber nie die Achtung erlangen, die einer kräftigen Centralgewalt nothwendig ist. Nur durch einen allgemeinen europäischen Krieg haben wir demnach noch Aussicht, die &#x201E;deutsche Einheit&#x201C; zu erlangen und dieser allgemeine Krieg wird nicht ausbleiben. Noch ein Weg wäre zwar, wenn die einzelnen deutschen Staaten, durch die &#x201E;Freiheit,&#x201C; d. h. durch wirklich freisinnige Verfassungen zur Einheit gelangten. Aber diesem Weg scheinen die Dynastien im Wege zu stehen. Trotz alledem wird das deutsche Volk dennoch zum Ziele der Freiheit und Einheit gelangen.</p>
          <p>Ministerpräsident <hi rendition="#g">Brandenburg</hi> hält es vor Schluß der Debatte für nothwendig, dem Abg. Rodbertus, der meinte, daß der Regierung es mit der Note vom 23. Januar nicht redlich und ehrlich gemeint sei, zu erwidern, daß die Regierung es mit dieser Note eben so ehrlich und redlich gemeint habe, wie sie es bei allen ihren Maßregeln thut. Die Regierung wollte vereint mit Oestreich ein mächtiges und einiges Deutschland erzielen. Wenn Oestreich jetzt seine Mitwirkung versagt, so wird die Regierung das gesteckte Ziel ohne dasselbe dennoch zu erreichen suchen. (Der Ministerpräsident lernt immer geläufiger sprechen).</p>
          <p><hi rendition="#g">Vinke,</hi> als Referent, resumirt in seiner bekannten Manier die Debatte und ruft oft Widersprüche hervor.</p>
          <p>Vinke meint, die Erhebung des deutschen Volkes im März v. J. hätte weiter nichts beabsichtigt, als der Misere des Bundestages, der weiter nichts war, als eine große Registratur und ein großes Polizeiamt, sich zu entledigen. Aus dem Staatenbunde von 1815 einen Bundesstaat nach dem Muster der nordamerikanischen Union zu bilden. Die Vertretung dem Auslande gegenüber Zölle, Post, Gewicht und Maß sollten für ganz Deutschland durch eine Centralgewalt geordnet werden. Das verstand man unter Einheit. Oestreich kann, da es ein Ganzes bildet, mit seinen deutschen Staaten nicht in einen solchen Bundesstaat eintreten, weil es dann wieder seinen eigenen Staat zerriß.</p>
          <p>Vinke wandte sich zum Schluß seiner Rede heftig gegen die Politik des Ministeriums, welche er Preußens unwürdig nannte. Wie kann man es wagen, sagte er, uns einen Diplomaten aus der Metternichschen Schule zum Minister des Auswärtigen zu machen.</p>
          <p>Man kommt zur Abstimmung.</p>
          <p>Das Amendement D'Ester wird verworfen.</p>
          <p>Der erste Satz des Amendement Rodbertus wird mit 164 gegen 146 Stimmen verworfen.</p>
          <p>Viele zur Linken gehörende Polen hatten sich vor der Abstimmung entfernt.</p>
          <p>Das Zusatzamendement Müller, Pflücker und Genossen, lautend:</p>
          <p>&#x201E;Zur Erreichung dieses schönen Zieles wird die Publikation der deutschen Grundrechte wesentlich beitragen,&#x201C;</p>
          <p>wird nach namentlicher Abstimmung mit 166 gegen 164 Stimmen verworfen.</p>
          <p>Dies Resultat wird mit Beifallklatschen und Bravo von der linken Seite aufgenommen, trotz ihrer Niederlage, aber man ruft der Rechten zu: &#x201E;Deutsche Einheit! Das ist Eure deutsche Einheit!&#x201C;</p>
          <p>Der erste Satz des Adreßentwurfs wird hierauf mit 172 gegen 149 Stimmen angenommen.</p>
          <p> <hi rendition="#b">Sitzung der ersten Kammer.</hi> </p>
          <p>Der Antrag von <hi rendition="#g">Schleinitz,</hi> die Verfassung in den Abtheilungen zu berathen, wird mit Modifikationen von <hi rendition="#g">Hansemann</hi> angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Katte</hi> verlangt Vorlagen über gleichmäßige Besteuerung nach Art. 100 der Verfassung: &#x2012; <hi rendition="#g">Ritz</hi> behauptet, daß das Sache der zweiten Kammer, der Volkskammer sei. &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">Stahl</hi> behauptet die erste Kammer sei auch eine Volkskammer und vertrete gerade diejenigen, welch die mehrsten Steuern zahlten. &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">Ritz</hi> erwidert, das sei nicht der Fall. Im Gegentheil die Wähler der zweiten Kammer zahlten den überwiegend größten Theil der Steuern. &#x2012;</p>
          <p>Finanzminister <hi rendition="#g">Rabe</hi> erklärt, daß das Ministerium Vorlagen machen werde, er wisse noch nicht, welcher der beiden Kammern zuerst.</p>
          <p>Dann kommt der <hi rendition="#g">Schleinitz'sche</hi> Antrag zur Verhandlung daß es jeder Gemeindevertretung frei stehen solle ihre Bürgerwehr zu suspendiren, oder die Organisation auszusetzen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Möwes, Wilhlm Beer</hi> und <hi rendition="#g">Saegert,</hi> sämmtlich berliner Stadträthe heulen und donnern gegen die Bürgerwehr ihrer Stadt. &#x2012; <hi rendition="#g">Saegert</hi> will eine Volkswehr, aber mit Disciplin, <hi rendition="#g">Beer</hi> behauptet die Bürgerwehr sei anarchisch. &#x2012; Der Ehrenmann <hi rendition="#g">Kupfer</hi> hat sämmtliche Clubs besucht und sehr traurige Erfahrungen dort gemacht. Der Antrag wird schließlich zur Erwägung in die Abtheilungen geschickt.</p>
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        <div xml:id="ar258_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>302</author></bibl> Berlin, 26. März.</head>
          <p>Der General-Postmeister v. Schaper hat eine wichtige Deklaration des Preßgesetzes vom 17. März v. J. amtlich erlassen. In Folge einer Beschwerde gegen das Intelligenz-Comptoir zu Erfurt, wegen gemeiner Beschimpfungen und Verläumdungen, wodurch sich das von dieser <hi rendition="#g">Behörde amtlich</hi> herausgegebene &#x201E;Intelligenzblatt&#x201C; im Sinne der Reaktion auszeichnet, hat der General-Postmeister entschieden, daß das &#x201E;Intelligenz-Komptoir&#x201C; nicht verpflichtet sei, eine <hi rendition="#g">bestimmte Person</hi> als Redakteur oder Herausgeber auf jedem Stücke des Blattes namhaft zu machen. Das Erfurter &#x201E;Intelligenzblatt&#x201C; enthält nämlich allemal nur die Angabe: &#x201E;Redaktions-Intelligenz-Komptoir im Posthause&#x201C;. Diese <hi rendition="#g">amtliche</hi> Angabe schließt eine <hi rendition="#g">faktische Unwahrheit</hi> ein. Das &#x201E;Intelligenz-Komptoir&#x201C; ist der Post-Direktor <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref>                 </p>
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        <div xml:id="ar258_008" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> einer Stimme, die im Laufe des ersten Theiles der Rede mehr oder weniger ihren ersten Ton beibehielt und durch Einförmigkeit gewissermaßen jedes Wort in das Gedächtniß der Zuhörer eingraben zu wollen schien, begann O'Connor seine Rede. Ich weiß nicht mehr alle Details derselben; nur so viel ist mir erinnerlich, daß einem halbstündigen, aufmerksamen Zuhören, allmälig eine sichtbare Bewegung der ganzen Masse folgte. O'Connor hatte über dieses und jenes Bericht abgestattet, dann folgte die Argumentation, jetzt rückte er in das Herz seines Gegenstandes vor.</p>
          <p>Schon mehrere Male hatte er hörbar das Brett der Tribüne mit der Rechten geschlagen, schon mehrere Male zorniger mit dem Fuße gestampft und wilder das Haupt geschüttelt &#x2012; er schickte sich an, den Angriff auf seine Feinde zu machen. Die Versammlung merkte dies und ermunterte ihn durch lauteren Beifall; es war, als hätte man einen Stier mit rothem Tuche gehetzt. Da hatte der Riese seinen Gegner gepackt! Die Stimme bekam einen volleren Klang, die Sätze wurden kürzer; stoßweise drangen sie aus der kochenden Brust, die Faust trommelte wilder auf den Rand der Tribüne, das Gesicht des Redners wurde feuerroth, seine Glieder zitterten, der Katara't seines Zornes hatte das letzte Wehr überfluthet und hindonnerte nun die Woge der Beredtsamkeit, Alles vor sich niederwerfend, Alles zerkrachend und zersplitternd und ich glaube, der Mann hätte sich todt gesprochen, wenn er nicht durch einen Applaus unterbrochen worden wäre, der das ganze Haus für eine Minute lang wie in eine schwingende Bewegung setzte.</p>
          <p>O'Connor sprach etwa 3 Stunden lang an jenem Abend. Sein Eindruck auf die Versammlung war unbeschreiblich. Mehr als einmal trockneten die Weiber, welche den Redner auf der Tribüne umringten, ihre heißen Thränen von den Wangen; mehr als einmal brachen sie in den unendlichen Jubel aus. Auf den Gesichtern der Männer las man, was in ihren Herzen vorging, &#x2012; die Stimmung des Redners lebte in einem Jeden. Die Irländer, die bei dem Meeting zugegen waren, kannten für ihren Enthusiasmus, wie gewöhnlich, keine Gränzen. Sie drängten sich mehrere Male durch die dichtesten Haufen, sprangen an der Tribüne hinauf und drückten O'Connor's Hände. Mehrere Subjekte, die man als Unruhstifter und Spione erkannte, ergriff man und warf sie über die Köpfe der Versammlung von einer Hand zur andern, durch die ganze Länge des Saales, absichtliche Stöße den unwillkührlichen hinzufügend und an der Thüre des Saales durch einige Fußtritte ihre schnelle Abreise sehr befördernd.</p>
          <p>O'Connor stand damals auf dem Gipfel seines Ruhmes; gehaßt von der Aristokratie, gefürchtet von der Mittelklasse, und vergöttert vom Volke. Er war der Diktator einer der furchtbarsten Parteien neuerer Zeit, der Partei der englischen Arbeiter.</p>
          <p>Mehrere Jahre sind seitdem verstrichen. Als Abgeordneter für Nottingham sahen wir ihn heute im Parlamente. Er hat sich auf den Wink des Sprechers erhoben und ergreift das Wort gegen die von den Whigs vorgeschlagene Verlängerung der irischen Zwangs-Bill.</p>
          <p>Festen Schrittes tritt er an den Tisch des Hauses; jetzt lehnt er den einen Arm auf die rothe Büchse, und den andern in die Seite stemmend, beginnt er seine Rede. &#x2012; Ja, das ist noch dieselbe Stirn, welche so kühn manchem Feinde getrotzt hat; ja, das ist noch dieselbe Brust, aus der mit dem Donner eines Gewitters, so mancher gewaltige Ton über Tausende von Zuhörern dahinbraus'te. Es ist wohlthuend, nach dem stotternden Krüppel John O'Connell, diesen Riesen O'Connor auftreten zu sehen. Ein &#x201E;Aha!&#x201C; geht durch die ganze Versammlung; neugierig recken die ehrenwerthen Mitglieder ihre Hälse, viele erheben sich, um den wilden Chartisten noch einmal von Kopf bis zu Fuß zu beschauen, &#x2012; aber damit hat auch die Aufmerksamkeit des Parlaments ein Ende. Denn wie O'Connor in seiner Rede vorrückt, jetzt die Leiden Irlands schildernd, jetzt die Grausamkeiten des Gouvernements und jetzt die einzigen Mittel aufzählend, welche die unglückliche Insel vom Untergange retten können, da greift der kleine John Russell nach seinen Papieren, da knüpft Lord Palmerston eine Konversation mit dem Sprecher des Hauses an und da lehnt sich Sir George Grey zu einigen jungen Bekannten hintenüber, um von Fuchsjagden zu sprechen, von Pferderennen und von schönen Frauen. Aber auch die sonst so steifen Freetrader verlieren die Geduld. Der alte Colonel Thompson unterhält sich mit Herrn Hume und beide lachen aus vollem Halse. Der Quäker Bright trommelt mit den Füßen; der fuchsige Wilson studirt in einer Zeitung und Mr. Cobden hat sich mit vielen andern Mitgliedern hinaus in den Vorsaal geschlichen. &#x2012; Die Bänke der Tory's sind aber erst recht verlassen; Sir James Graham ist hinauf zu den Peeliten gestiegen; die alten Glatzköpfe schlafen in den nächsten Ecken oder wandeln mit knarrenden Stiefeln über die Gallerie. Disraeli spricht mit seinen Anhängern unter den lebendigsten Gestikulationen und nur der junge Galdstone blickt unverwandt hinab auf den großen Sir Robert Peel, der die Arme vor der Brust gekreuzt, die Beine übereinandergeschlagen, und den Hut tief über der Stirn, schweigend da sitzt, um von Zeit zu Zeit langsam den Kopf zu erheben und den Redner anzuschauen, mit einem mitleidigen Lächeln.</p>
          <p>Ja, außer ihm sind wohl nur die irischen Mitglieder am Platze geblieben, und die Worte des Redners würden längst in dem allgemeinen Gemurmel verloren gegangen sein, wenn das Metall der O'Connor'schen Stimme sich nicht trotz alldem geltend machte und das Haus erdröhnen ließe, bis in seinen letzten Winkel.</p>
          <p>Aber wie kommt es, daß der gewaltige Mann so durchaus unwirksam bleibt? Er, der die Bewegung des ganzen Volkes in seiner Hand hielt? Nichts ist leichter zu beantworten, als das: <hi rendition="#g">O'Connor hat aufgehört, da draußen Triumphe zu feiern,</hi> und mit seinen Triumphen im Parlamente ist es für ewig zu Ende. Ja, nach einer Carrière, die fast ohne Beispiel in dem Leben der Agitatoren des Volkes ist, sehen wir den &#x201E;wilden Feargus&#x201C; endlich fast auf demselben Punkte ankommen, den <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref>                </p>
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</TEI>
[1450/0002] [Deutschland] [Fortsetzung] dukteur schon am zweiten Tage herbei und maß den fehlenden Acker sofort hinzu. Der Kondukteur war sich wohl bewußt, daß er im ganzen Kreise Aehnliches und noch Schlimmeres begangen; daher seine Eile, damit die Sache nicht erst in weitern Kreisen ruchbar würde. Solche Fälle der Restitution waren indeß unerhört. Was einmal zum Vortheil der Herrn Ritter vermessen, resp. gestohlen war, das verblieb ihnen. Der Landmann hatte nicht die Mittel zu weitläufigen und kostspieligen Prozessen, zur Bezahlung von Untersuchungskommissionen, von neuer Vermessung etc. Manche fingen Prozesse an, die Jahre lang dauerten und gewöhnlich mit ihrem vollständigen Ruin endigten. Den Schluß des raubritterlichen Geschäfts bildete die Ausfertigung und Unterzeichnung der von der General-Kommission zusammengestellten „Rezesse“, Urkunden, in denen die Aecker eines jeden Rustikalen vor und nach der Vermessung rücksichtlich ihrer Lage, Morgenzahl etc., ferner die abgelösten oder ausgeglichenen Leistungen an die Gutsherrschaft etc. verzeichnet standen. Dann kam die Generalkostennote und mit ihr begann erst recht der Jammer des Landmanns. Zur Charakterisirung dieser Rechnungen giebt's keinen andern Ausdruck als: unverschämt. Der Bauer mochte protestiren, sich die Haare raufen: half Alles nichts. Auf seinen Geldbeutel war's ja eben abgesehen; der Fiskus nahm seinen Theil Stempelsteuer vornweg und das Uebrige diente zur Besoldung der General-Kommission, der Oekonomie-Kommissarien etc. Dieser ganze Beamtenschwarm lebte dafür herrlich und in Freuden. Pauvre Burschen haben sich in ihrer Stellung als Oekonomie-Kommissarien mit Hülfe des raubritterlichen Refas sehr bald ebenfalls zu Rittergutsbesitzern heraufgeschwungen. Daß die Entscheidung bei den General-Kommissionen in den Händen von Adligen lag, bedarf kaum der Bemerkung. Ohne sie wäre es um die Geschäftchen der Herren Ritter nicht so gut bestellt gewesen. Die General-Kommissionen haben bis jetzt aus leicht ersichtlichen Gründen noch keine Uebersicht ihrer sämmtlichen Kostenbeträge veröffentlicht. Wird diese Berechnung später an's Licht gezogen, so werden die schlesischen Bauern erstaunen, welch' enorme Summen sie insgesammt für ihre „Rezesse“ und was dazu gehörte, bezahlt haben. Die einzelnen Gemeinden und die Rustikalen darin werden ohnehin nie vergessen, was sie damals haben „blechen“ müssen. Ein kleines Dorf z. B., dessen Wirthe zusammen noch nicht 30 Morgen besaßen, mußte an Rezeßkosten c. 137 Thaler bezahlen; in einem andern kam auf einen Stellenbesitzer mit 7 Morgen Acker nicht weniger als 29 Thaler Kosten. „Das waren so seelige Tage, Bewimpeltes Schifflein ach trage Noch einmal zu ihnen uns hin!“ So fingen die Herren Ritter, so fingen ihnen nach die Herren der General-Kommissionen und die Uebrigen, welche bei der bisherigen 30 jährigen Ablösungs- und Entschädigungsfrage feist wurden. Das raubritterliche Entschädigungsgericht war so köstlich, daß es, mit einigen neu erfundenen christlich-germanischen Ingredienzen gewürzt, auch ferner auf den Tafeln der hohen und noblen Herrn nicht fehlen soll. „Es schmeckt nach mehr!“ spricht die schlesische Raubritterschaft, streicht sich schmunzelnd den Schnauzbart und schnalzt mit der Zunge, wie die Krautjunker pflegen. Inzwischen hat sich aber auch bei dem schlesischen Landvolk, namentlich seit dem März vorigen Jahres, ein Appetit nach „Entschädigung“ im entgegengesetzten Sinne entwickelt. Fahren die Herren Ritter fort, diesen durch ihr Beispiel noch mehr zu reizen und aufzustacheln, so dürfte er sehr bald unwiderstehlich werden. Und die Bauern haben einen ganz gesunden Appetit: das werden die Herrn Ritter merken, wenn es einmal an ein Rückzahlen der schlesischen Milliarde geht! 307 Unna, 26. März Mittags. Es wogt hier plötzlich vollauf von Menschen in den Straßen, der Marktplatz steht gedrängt voll, man hört fortwährend durch das Getöse der Menge auf einem Jagdhorn Allarm blasen. Eben ziehen noch zwei Tamboure vorbei, gefolgt von Groß und Klein; Tamboure und Hornisten stellen sich auf die Rathhaustreppe und allarmiren fortwährend. Große Konfusion. Man hört sagen, der Auflauf sei von der Reaktion angezettelt, um der beabsichtigten Verlegung des Gerichtes zum Vorwand zu dienen u. s. w. suche man Aufruhr zu bewirken, Mitglieder des schwarzweißen s. g. konstitutionellen Vereins mengen sich unter das Volk (à la Graf Breßler) um es perfider Weise zu reizen. Ich bemerke den Präsidenten des hiesigen demokratischen Vereins, umgeben von vielen seiner Mitglieder. Er warnt das Volk, sich nicht irreführen zu lassen. Die Demokraten gehen durch das Volk, mahnen es, sich ruhig zu verhalten, nicht ihren Kopf in die Schlinge zu stecken, man wünsche einen Exceß, man habe hierzu gewisse Absichten etc. Das Volk scheint auf die Demokraten zu hören, und sich ruhig verhalten zu wollen. Der demokratische Verein versammelt sich, und schreibt so eben an den Magistrat, er wolle sich mit 150 Mann zur Disposition stellen, um die allgemeine Sicherheit und Ruhe zu erhalten, welche die Polizei nicht mehr handhaben zu können oder zu wollen scheine. Man hört zwar noch Flüche, daß man hintergangen sei, Verwünschungen gegen den Minister Bodelschwingh, und will hinaus auf sein Gut, wo er gestern Abend von Berlin zum Besuch angelangt sein soll u. s. w. In diesem Augenblicke fallen 4 bis 5 Schüsse auf dem Markte. Es entsteht auf demselben ein großer Halloh; es klingt fast wie ein jubelndes Hurrah. Die Trommeln und das Jagdhorn allarmiren noch fortwährend. Morgen vom Verlauf der Sache mehr. Berlin, 26. März. Nach dem „Publicisten hat das Ministerium dem Polizei-Präsidenten am 23. d. M. eine Verfügung zugeschickt, nach welcher das gesetzlich gewährte Associationsrecht wohl für aufgehoben anzusehen ist, alle Vereinigungen nämlich, bei denen Geld eingezahlt wird, sollen unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden. Unser Ministerium schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Einestheils überwacht es vollständig das Associationsrecht, auf der andern Seite aber schützt es Personen, welche z. B. bei Sterbekassen, Rentenanstalten u. s. w. bei dem Publikum gerechtes Mißtrauen erregten, der Regierung aber durch ihre politischen Ansichten um so näher stehen. Der Abg. Maetschke aus Wahlau (an der Rechten) hat sein Mandat niedergelegt. Der Graf Reichenbach wird als Kandidat auftreten, da Maetschke nur mit einer Stimme Majorität gewählt war und der erste Abg. des Kreises Dr. Wollheim ist. ‒ Ebenso hat der Abg. Kachel aus Rosenberg auf sein Mandat verzichtet. In der dritten Abtheilung ist der §. des Preßgesetzes, der von Aufreizung der verschiedenen Klassen gegeneinander handelt, zurückgewiesen worden. Selbst Herr Schwerin erklärte sich gegen denselben. Der Abg. Bloemer ist damit beschäftigt eine gemäßigte Partei auf der rechten Seite des Hauses zu bilden der sich schon sehr viele seiner Collegen anschlossen. Auerswald unterstützte heute das Amendement auf Anerkennung der deutschen Grundrechte und stimmte dagegen. Der Stallmeister Thomson hat im Gefängniß erklärt, er werde wichtige Aussagen über diejenigen, welche ihn zu dem fabelhaften Umritt am 18. März veranlaßt hätten, bei der öffentlichen Verhandlung geben. Sehr bekannte Persönlichkeiten in höheren Kreisen sollen stark compromittirt sein. Der Abg. Treplin, „weil Stockpreuße ein Deutscher“ hat heute eine außerordentliche Literaturkenntniß entwickelt. „Ein Redner in Frankfurt hat gesagt“ … er stockt, blättert in der Brieftasche (allgem. Erwartung) „ans Vaterland, aus Theure schließ, dich an,“ (allgem. Gelächter). Bei dem hiesigen Staatsanwalt ist eine Denunciation gegen den Minister v. d. Heydt, wegen Majestätsbeleidigung, von einem Glasermeister, eingereicht worden. Der Staatsanwalt muß jedenfalls die Untersuchung einleiten und wir sehen den edlen Wupperthaler noch an sich selbst die Erfahrungen seiner Gesetze machen. In der dritten Abtheilung fiel der Antrag auf Aufhebung des Belagerungszustandes durch. Während der Wahl des Referenten trat Lisiecki hinein und Jacobi wurde der Berichterstatter für die Central-Abtheilung. In einer andern Abtheilung wurde der Antrag verworfen, so schleunigst als möglich ein Gemeindegesetz vorzulegen. Bei der Wahl entschied indeß bei Stimmengleichheit das Loos für Abg. Kosch, den Kandidaten der Linken. Im Ministerrath ist gestern eine sehr heftige Scene vorgekommen, die fast damit geendigt hätte, daß der vielfach getadelte Minister Arnim erzürnt das Zimmer verließ. Dem begutigenden Zureden unseres Freundes Rintelen haben wir das längere Verbleiben dieses ausgezeichneten Diplomaten zu verdanken. In der Verfassungs-Revisions-Kommission sind die Debatten natürlich die allerheftigsten, da die Rechte den Fehler begangen hat, fast nur Ultra-Consertavie hineinzuschicken. Der Redner der Linken, der Vertheidiger konstitutioneller Principien ist wunderbarerweise Herr v. Vinke. Kleist-Retzow und Bismark bestanden nämlich in einer zweistündigen Debatte auf den christlichen Staat. Es dürften nur die römische und protestantische Kirche anerkannt werden. Kleist sprach besonders gegen die Emancipation der Juden. Die Religionsfreiheit ging zwar durch, aber selbst Herr v. Vinke meinte, Atheisten dürften z. B. nicht Soldaten werden, da man nicht tapfer sein könne ohne an ein Jenseits zu glauben. * Berlin, 26. März. Sitzung der zweiten Kammer. Nach Verlesung des Protokolls theilt der Präsident Grabow mit, daß einige Abgeordnete, darunter Simon aus Trier, ihr Mandat niedergelegt haben, jedoch wird der Abg. Simon bis zur Ankunft seines Nachfolgers hier bleiben. Die vertagte Adreßdebatte über die deutsche Frage wird fortgesetzt. Auerswald hält den Entwurf von D'Ester und Genossen fur undeutlich, unklar und unpatriotisch. Man solle doch nicht das Sündenregister des vorigen Jahres, die Sünden der Fürsten und Völker immer wieder von Neuem aufrollen. Thun wir lieber Buße. Wer hat an aller Aufregung und der daraus hervorgehenden Noth schuld, als die sogenannten Volksfreunde, die dem unwissenden Volke die unsinnigsten Ideen in den Kopf setzen. Schließlich sucht er eine Vereinigung mit der Partei Rodbertus und der seinigen herbeizuführen, indem er sich für den ersten Satz des Amendement Rodbertus erklärt, d n er a n hmen will. Der Minister des Auswärtigen, Graf Arnim, erklärt, daß die Regierung den in der Note vom 23. Januar ausgesprochenen Weg festhalte, eine Verständigung mit den deutschen Fürsten und der deutschen National-Versammlung. Wenn Oestreich auch an seiner Erklärung, keiner deutschen Volksrepräsentation sich unterwerfen zu wollen, festhalte, so wird die preußische Regierung dennoch der Ansicht bleiben, daß eine Volksvertretung in Frankfurt nothwendig sei. Der Note vom 10. März lege man ein zu großes Gewicht bei. Rodbertus: Ich sehe eine Verständigung der deutschen Fürsten mit der National-Versammlung über die deutsche Verfassung für unmöglich an. Nur die National-Versammlung allein hat die Verfassung festzustellen. Der Redner geht hierauf auf die verschiedenen preußischen und östreichischen Noten ein die er zum Theil vorliest. Er setzt seine Ansichten über den Eintritt Oestreichs in den deutschen Bund auseinander. Er hebt hervor, daß sich die preußische Regierung bisher als im Einverständniß mit Oestreich erklärt habe, welches aber keine Centralgewalt, sondern den alten Bundestag wolle. Der Redner schließt damit, daß er überzeugt sei, daß auf dem jetzt von der Regierung eingeschlagenen Wege die Einheit Deutschlands nicht erreicht werden wird, wenn daher das deutsche Volk sich wieder einmal wie im vorigen Jahre für die deutsche Einheit erheben wird, es energischer auftreten werde. Kirchmann: Wir mögen beschließen, was wir wollen, die Regierung wird sich dadurch doch nicht von ihrer Ansicht abbringen lassen. In konstitutionellen Staaten sollte es zwar anders sein, das Ministerium müßte zurücktreten, wenn seine Meinung nicht mit der Kammermajorität übereinstimmt. Das gegenwärtige Ministerium scheint jedoch dieser Ansicht nicht zu sein. … Die Einheit Deutschlands wurde im vorigen Jahre mit Enthusiasmus aufgenommen. Wie diese Idee zu verwirklichen sei, schwebte nur verwirrt vor Am 6. August, als die deutsche Einheit sich zuerst bethätigen sollte, bekam sie ihren ersten Riß, der sich immer mehr und mehr vergrößerte.‥‥ Die Frankfurter Versammlung war die einzige, welche unabhängig von jeder Regierung berufen war, eine Verfassung festzustellen. Die Centralgewalt kann ich als keine Regierung ansehen, denn sie ist ohne Macht; die Reichskommissare sind ihre ganze Macht den Regierungen gegenüber. Daher war in Frankfurt die Vereinbarung leicht auszuschließen, welche jetzt mit 38 deutschen Regierungen zu Stande kommen soll. Das kleinste Ländchen hat dann eben so gut das Recht zur Einsprache als der größte Staat. Ein engerer Bundesstaat mit Ausschluß Oestreichs wird dem Auslande gegenüber nie die Achtung erlangen, die einer kräftigen Centralgewalt nothwendig ist. Nur durch einen allgemeinen europäischen Krieg haben wir demnach noch Aussicht, die „deutsche Einheit“ zu erlangen und dieser allgemeine Krieg wird nicht ausbleiben. Noch ein Weg wäre zwar, wenn die einzelnen deutschen Staaten, durch die „Freiheit,“ d. h. durch wirklich freisinnige Verfassungen zur Einheit gelangten. Aber diesem Weg scheinen die Dynastien im Wege zu stehen. Trotz alledem wird das deutsche Volk dennoch zum Ziele der Freiheit und Einheit gelangen. Ministerpräsident Brandenburg hält es vor Schluß der Debatte für nothwendig, dem Abg. Rodbertus, der meinte, daß der Regierung es mit der Note vom 23. Januar nicht redlich und ehrlich gemeint sei, zu erwidern, daß die Regierung es mit dieser Note eben so ehrlich und redlich gemeint habe, wie sie es bei allen ihren Maßregeln thut. Die Regierung wollte vereint mit Oestreich ein mächtiges und einiges Deutschland erzielen. Wenn Oestreich jetzt seine Mitwirkung versagt, so wird die Regierung das gesteckte Ziel ohne dasselbe dennoch zu erreichen suchen. (Der Ministerpräsident lernt immer geläufiger sprechen). Vinke, als Referent, resumirt in seiner bekannten Manier die Debatte und ruft oft Widersprüche hervor. Vinke meint, die Erhebung des deutschen Volkes im März v. J. hätte weiter nichts beabsichtigt, als der Misere des Bundestages, der weiter nichts war, als eine große Registratur und ein großes Polizeiamt, sich zu entledigen. Aus dem Staatenbunde von 1815 einen Bundesstaat nach dem Muster der nordamerikanischen Union zu bilden. Die Vertretung dem Auslande gegenüber Zölle, Post, Gewicht und Maß sollten für ganz Deutschland durch eine Centralgewalt geordnet werden. Das verstand man unter Einheit. Oestreich kann, da es ein Ganzes bildet, mit seinen deutschen Staaten nicht in einen solchen Bundesstaat eintreten, weil es dann wieder seinen eigenen Staat zerriß. Vinke wandte sich zum Schluß seiner Rede heftig gegen die Politik des Ministeriums, welche er Preußens unwürdig nannte. Wie kann man es wagen, sagte er, uns einen Diplomaten aus der Metternichschen Schule zum Minister des Auswärtigen zu machen. Man kommt zur Abstimmung. Das Amendement D'Ester wird verworfen. Der erste Satz des Amendement Rodbertus wird mit 164 gegen 146 Stimmen verworfen. Viele zur Linken gehörende Polen hatten sich vor der Abstimmung entfernt. Das Zusatzamendement Müller, Pflücker und Genossen, lautend: „Zur Erreichung dieses schönen Zieles wird die Publikation der deutschen Grundrechte wesentlich beitragen,“ wird nach namentlicher Abstimmung mit 166 gegen 164 Stimmen verworfen. Dies Resultat wird mit Beifallklatschen und Bravo von der linken Seite aufgenommen, trotz ihrer Niederlage, aber man ruft der Rechten zu: „Deutsche Einheit! Das ist Eure deutsche Einheit!“ Der erste Satz des Adreßentwurfs wird hierauf mit 172 gegen 149 Stimmen angenommen. Sitzung der ersten Kammer. Der Antrag von Schleinitz, die Verfassung in den Abtheilungen zu berathen, wird mit Modifikationen von Hansemann angenommen. Katte verlangt Vorlagen über gleichmäßige Besteuerung nach Art. 100 der Verfassung: ‒ Ritz behauptet, daß das Sache der zweiten Kammer, der Volkskammer sei. ‒ Stahl behauptet die erste Kammer sei auch eine Volkskammer und vertrete gerade diejenigen, welch die mehrsten Steuern zahlten. ‒ Ritz erwidert, das sei nicht der Fall. Im Gegentheil die Wähler der zweiten Kammer zahlten den überwiegend größten Theil der Steuern. ‒ Finanzminister Rabe erklärt, daß das Ministerium Vorlagen machen werde, er wisse noch nicht, welcher der beiden Kammern zuerst. Dann kommt der Schleinitz'sche Antrag zur Verhandlung daß es jeder Gemeindevertretung frei stehen solle ihre Bürgerwehr zu suspendiren, oder die Organisation auszusetzen. Möwes, Wilhlm Beer und Saegert, sämmtlich berliner Stadträthe heulen und donnern gegen die Bürgerwehr ihrer Stadt. ‒ Saegert will eine Volkswehr, aber mit Disciplin, Beer behauptet die Bürgerwehr sei anarchisch. ‒ Der Ehrenmann Kupfer hat sämmtliche Clubs besucht und sehr traurige Erfahrungen dort gemacht. Der Antrag wird schließlich zur Erwägung in die Abtheilungen geschickt. 302 Berlin, 26. März. Der General-Postmeister v. Schaper hat eine wichtige Deklaration des Preßgesetzes vom 17. März v. J. amtlich erlassen. In Folge einer Beschwerde gegen das Intelligenz-Comptoir zu Erfurt, wegen gemeiner Beschimpfungen und Verläumdungen, wodurch sich das von dieser Behörde amtlich herausgegebene „Intelligenzblatt“ im Sinne der Reaktion auszeichnet, hat der General-Postmeister entschieden, daß das „Intelligenz-Komptoir“ nicht verpflichtet sei, eine bestimmte Person als Redakteur oder Herausgeber auf jedem Stücke des Blattes namhaft zu machen. Das Erfurter „Intelligenzblatt“ enthält nämlich allemal nur die Angabe: „Redaktions-Intelligenz-Komptoir im Posthause“. Diese amtliche Angabe schließt eine faktische Unwahrheit ein. Das „Intelligenz-Komptoir“ ist der Post-Direktor [Fortsetzung] [Fortsetzung] einer Stimme, die im Laufe des ersten Theiles der Rede mehr oder weniger ihren ersten Ton beibehielt und durch Einförmigkeit gewissermaßen jedes Wort in das Gedächtniß der Zuhörer eingraben zu wollen schien, begann O'Connor seine Rede. Ich weiß nicht mehr alle Details derselben; nur so viel ist mir erinnerlich, daß einem halbstündigen, aufmerksamen Zuhören, allmälig eine sichtbare Bewegung der ganzen Masse folgte. O'Connor hatte über dieses und jenes Bericht abgestattet, dann folgte die Argumentation, jetzt rückte er in das Herz seines Gegenstandes vor. Schon mehrere Male hatte er hörbar das Brett der Tribüne mit der Rechten geschlagen, schon mehrere Male zorniger mit dem Fuße gestampft und wilder das Haupt geschüttelt ‒ er schickte sich an, den Angriff auf seine Feinde zu machen. Die Versammlung merkte dies und ermunterte ihn durch lauteren Beifall; es war, als hätte man einen Stier mit rothem Tuche gehetzt. Da hatte der Riese seinen Gegner gepackt! Die Stimme bekam einen volleren Klang, die Sätze wurden kürzer; stoßweise drangen sie aus der kochenden Brust, die Faust trommelte wilder auf den Rand der Tribüne, das Gesicht des Redners wurde feuerroth, seine Glieder zitterten, der Katara't seines Zornes hatte das letzte Wehr überfluthet und hindonnerte nun die Woge der Beredtsamkeit, Alles vor sich niederwerfend, Alles zerkrachend und zersplitternd und ich glaube, der Mann hätte sich todt gesprochen, wenn er nicht durch einen Applaus unterbrochen worden wäre, der das ganze Haus für eine Minute lang wie in eine schwingende Bewegung setzte. O'Connor sprach etwa 3 Stunden lang an jenem Abend. Sein Eindruck auf die Versammlung war unbeschreiblich. Mehr als einmal trockneten die Weiber, welche den Redner auf der Tribüne umringten, ihre heißen Thränen von den Wangen; mehr als einmal brachen sie in den unendlichen Jubel aus. Auf den Gesichtern der Männer las man, was in ihren Herzen vorging, ‒ die Stimmung des Redners lebte in einem Jeden. Die Irländer, die bei dem Meeting zugegen waren, kannten für ihren Enthusiasmus, wie gewöhnlich, keine Gränzen. Sie drängten sich mehrere Male durch die dichtesten Haufen, sprangen an der Tribüne hinauf und drückten O'Connor's Hände. Mehrere Subjekte, die man als Unruhstifter und Spione erkannte, ergriff man und warf sie über die Köpfe der Versammlung von einer Hand zur andern, durch die ganze Länge des Saales, absichtliche Stöße den unwillkührlichen hinzufügend und an der Thüre des Saales durch einige Fußtritte ihre schnelle Abreise sehr befördernd. O'Connor stand damals auf dem Gipfel seines Ruhmes; gehaßt von der Aristokratie, gefürchtet von der Mittelklasse, und vergöttert vom Volke. Er war der Diktator einer der furchtbarsten Parteien neuerer Zeit, der Partei der englischen Arbeiter. Mehrere Jahre sind seitdem verstrichen. Als Abgeordneter für Nottingham sahen wir ihn heute im Parlamente. Er hat sich auf den Wink des Sprechers erhoben und ergreift das Wort gegen die von den Whigs vorgeschlagene Verlängerung der irischen Zwangs-Bill. Festen Schrittes tritt er an den Tisch des Hauses; jetzt lehnt er den einen Arm auf die rothe Büchse, und den andern in die Seite stemmend, beginnt er seine Rede. ‒ Ja, das ist noch dieselbe Stirn, welche so kühn manchem Feinde getrotzt hat; ja, das ist noch dieselbe Brust, aus der mit dem Donner eines Gewitters, so mancher gewaltige Ton über Tausende von Zuhörern dahinbraus'te. Es ist wohlthuend, nach dem stotternden Krüppel John O'Connell, diesen Riesen O'Connor auftreten zu sehen. Ein „Aha!“ geht durch die ganze Versammlung; neugierig recken die ehrenwerthen Mitglieder ihre Hälse, viele erheben sich, um den wilden Chartisten noch einmal von Kopf bis zu Fuß zu beschauen, ‒ aber damit hat auch die Aufmerksamkeit des Parlaments ein Ende. Denn wie O'Connor in seiner Rede vorrückt, jetzt die Leiden Irlands schildernd, jetzt die Grausamkeiten des Gouvernements und jetzt die einzigen Mittel aufzählend, welche die unglückliche Insel vom Untergange retten können, da greift der kleine John Russell nach seinen Papieren, da knüpft Lord Palmerston eine Konversation mit dem Sprecher des Hauses an und da lehnt sich Sir George Grey zu einigen jungen Bekannten hintenüber, um von Fuchsjagden zu sprechen, von Pferderennen und von schönen Frauen. Aber auch die sonst so steifen Freetrader verlieren die Geduld. Der alte Colonel Thompson unterhält sich mit Herrn Hume und beide lachen aus vollem Halse. Der Quäker Bright trommelt mit den Füßen; der fuchsige Wilson studirt in einer Zeitung und Mr. Cobden hat sich mit vielen andern Mitgliedern hinaus in den Vorsaal geschlichen. ‒ Die Bänke der Tory's sind aber erst recht verlassen; Sir James Graham ist hinauf zu den Peeliten gestiegen; die alten Glatzköpfe schlafen in den nächsten Ecken oder wandeln mit knarrenden Stiefeln über die Gallerie. Disraeli spricht mit seinen Anhängern unter den lebendigsten Gestikulationen und nur der junge Galdstone blickt unverwandt hinab auf den großen Sir Robert Peel, der die Arme vor der Brust gekreuzt, die Beine übereinandergeschlagen, und den Hut tief über der Stirn, schweigend da sitzt, um von Zeit zu Zeit langsam den Kopf zu erheben und den Redner anzuschauen, mit einem mitleidigen Lächeln. Ja, außer ihm sind wohl nur die irischen Mitglieder am Platze geblieben, und die Worte des Redners würden längst in dem allgemeinen Gemurmel verloren gegangen sein, wenn das Metall der O'Connor'schen Stimme sich nicht trotz alldem geltend machte und das Haus erdröhnen ließe, bis in seinen letzten Winkel. Aber wie kommt es, daß der gewaltige Mann so durchaus unwirksam bleibt? Er, der die Bewegung des ganzen Volkes in seiner Hand hielt? Nichts ist leichter zu beantworten, als das: O'Connor hat aufgehört, da draußen Triumphe zu feiern, und mit seinen Triumphen im Parlamente ist es für ewig zu Ende. Ja, nach einer Carrière, die fast ohne Beispiel in dem Leben der Agitatoren des Volkes ist, sehen wir den „wilden Feargus“ endlich fast auf demselben Punkte ankommen, den [Fortsetzung]

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 258. Köln, 29. März 1849, S. 1450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz258_1849/2>, abgerufen am 28.04.2024.