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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 259. Köln, 30. März 1849.

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Französische Republik.
Paris, 27. März.

Die neuesten (hier bis Mittags) eingetroffenen Postberichte tragen das Datum von Turin, den 23. März. Sie melden, daß eine entscheidende Schlacht zwischen Radetzki und Karl Albert bis zu jenem Tage noch nicht stattgefunden hat, sondern allem Anscheine nach erst für die folgenden Tage, zwischen Pavia und Lodi (wie wir schon früher andeuteten) sich vorbereitet.

Ein Zwischenfall, den Rothschild und Comp. an der gestrigen Börse vortrefflich auszubeuten verstanden, gab hier zu allerlei Gerüchten, z. B. Radetzki stehe vor Turin oder sei schon in diese Hauptstadt eingerückt u. s. w. Veranlassung und brachte Hausse hervor.

Laut den neuesten Berichten aus Turin vom 23. März (die Sie zum Theil im Constitutionnel, National, Presse, Debats etc. finden) hat es aber mit diesem Zwischenfall folgende Bewandniß:

Wie gemeldet, erstrecken sich die piemontesische Divisionen von Novara bis Piacenza, welche unter verschiedenen Befehlshabern gleichzeitig vorrückten. Die mittelste dieser Division stand unter Romarino, dem berüchtigten Generale der savoyer Expedition aus den dreißiger Jahren her, aus Genf, genügend im Gedächtniß. Geschah es nun aus Taktik oder aus Verrätherei, kurz während Radetzki seine Hauptarmee bei Lodi zusammenzog, überschritt ein östreichisches Corps bei La Cava (dicht bei Vigevano) den Tessin und warf obigen Herrn Romarino und dann hinter ihm den Herzog von Genua über den Haufen. Die Oestreicher drangen so bis Mortara. Dort sind sie aber jetzt gänzlich umzingelt und sie werden ihren Uebermuth schwer büßen müssen.

Karl Albert, der ein mörderisches Gefecht bei Pavia bestand und von diesem Einfall eines östreichischen Corps sofort Kenntniß erhielt, hat den Hrn. Romarino vor ein Kriegsgericht stellen lassen, um über seine Lauheit Rechenschaft abzulegen. Er ist durch den General Fanti ersetzt worden.

Hierauf erstreckt sich der Sieg ganz.

Man sieht, die Freude unserer Börsenwölfe war etwas voreilig, obgleich die Fonds heute Miene machen ihre gestrige Waterloo-Hausse fortzusetzen.

- Der unermüdliche Buvignier will den Minister des Auswärtigen veranlassen, seine Depeschen aus Italien der Nationalversammlung vorzulesen.

- Im Elysee war diesen Abend wieder Hofconzert, zu dem sich auch diesesmal ein Theil der Faubourg St. Germain einzufinden hatte. Die Säle waren ziemlich voll. Die Engländer hatten wieder wie gewöhnlich das stärkste Contingent dazu geliefert; man hörte nichts als englisch sprechen. Von deutschen Idioten war auch diesmal keine Spur.

- Die Gazette de France sagt: das Gerücht von einer vermeintlichen Niederlage Karl Albert's durchzuckt wie ein elektrischer Funke die gesammte demokratische Partei. Wie wir hören, soll nun die wegen der Clubs beabsichtigte große Demonstration des 26. März in den nächsten Tagen zu Gunsten Italiens stattfinden.

- Die Anleihe der 25 Millionen für die Stadt Paris, deren Zuschlag gestern erfolgen sollte, ist vorläufig in das Wasser gefallen. -

- Aus Lyon hören wir, daß die allgemeine Arbeitseinstellung im Loirethale (Rive de Gier, Saint Etienne etc.) fortdaure, ebenso aber auch die Verhaftungen.

In Cherolles ist die Bürgerwehr wegen ihres zu rothen Geistes auf Befehl des Ministers Barrot-Faucher aufgelöst worden.

- Der Moniteur meldet, daß das Ministerium die Staatsanwaltschaft beauftragt habe, die Geranten des "Peuple" und der "Revolution" aufzufordern, die in ihren Nummern vom 26. März aufgestellten Behauptungen über das Vorhandensein einer conservativen Verschwörung in der Rue Cassette zur Vertilgung der rothen Republikaner, protokollarisch zu beweisen.

Die "Revolution" sagt, wir haben eine derartige Vorladung noch nicht erhalten. Allein wir fragen, warum ladet man den Geranten der Gazette nicht ebenfalls ein, sich über den vermeintlichen neuen Kreuzzug zu Gunsten der Italiener zu erklären?

- Morgen stellt sich Proudhon vor die Assisen wegen seines berüchtigten Artikels im "Peuple" gegen den Präsidenten Bonaparte. Viele Arbeiter wollen den Debatten beiwohnen. Grund genug, um Hrn. Carlier in Schrecken zu jagen. Man spricht von großen Vorsichtsmaßregeln um den Justizpallast herum.

Peuple hat sechs schwebende Prozesse.

- Gestern sollte die längst debattirte 25 Millionen-Anleihe im hiesigen Stadthause zugeschlagen werden. Da aber nur Bechet u. Comp. 1005 1/2 Franken für jede 1000 frankige Obligation boten, so wurde ein anderer Lizitationstermin anberaumt.

- Das Journal Nazione d. d. Turin den 23. meldet, daß mittelst Estaffette die Nachricht eben in Turin eingetroffen sei, daß die Divisionen des Herzogs v. Genua und des Generals Bos, sich dem Punkte gegenüber befindend, wo die Oestreicher den Tessin überschritten und bis Mortara durchgedrungen seien - auf die Oestreicher geworfen und für die Romarino'sche Niederlage eklatante Revanche genommen hätten.

Ein Schreiben aus Verceil vom 23. d. bestätigt diese doppelte Niederlage der Oestreicher.

Eine Depesche aus Alessandria vom 22. März meldet, daß Radetzky am 21. März Nachmittags 3 Uhr noch in Pavia war und daß ein starkes Corps desselben Generals in Lomellina eingezogen sei.

Die östreichische Artillerie, die Radetzky bei sich führt und die er in Pavia zurückließ, zählt 54 Geschütze.

- Die Nationalversammlung eilt mit dem Büdget und möchte zunächst mit den Staatsbauten fertig werden.

- In Bourges haben am 26. März die Requsitorien begonnen. Die ganze Sitzung nahm fast allein das Baroche'sche Requisitorium ein. Ribeyrolles, der von der Gallerie herab den Baroche unterbrach, wurde zu 24stündigem Gefängniß als Ordnungsstrafe verurtheilt. Die Vertheidigungsreden sind auf den folgenden Tag angesetzt.

- Die Rue de Poitiers beschäftigte sich gestern Abend mit einem Antrage des Gemeinderathes in Lisieux rücksichtlich der Wiederwahl Guizots.

Die Debats behaupten, Guizot sei noch nicht in Paris; Temps sagt heute, daß er wisse wo der Exminister sich versteckt halte.

- Nationalversammlung. Sitzung vom 27. März. Anfang 11 1/2 Uhr. Marrast präsidirt.

Um sich zu überzeugen, daß das Haus beschlußfähig, läßt er die Urnen cirkuliren, welche die Anwesenheit von 536 Volksvertretern konstatiren.

An der Tagesordnung ist das Budget. Man war gestern Abend bis zum Kapitel 15 der Staatsbauten (Entwässerungen, Damme u. dgl.) vorgeschritten, auf welche fast 3 Millionen (von 4 Million n Voranschlag) erspart werden sollen.

Vivien bekämpft zuerst eine so widersinnige Herabdrückung aller Staatsbauten, welche die Brodlosigkeit von Millionen zur Folge haben mußte.

Das Alles rührt die Kommission nicht. Sie besteht nicht nur auf Streichung dieses Postens, sondern noch anderer, welche nach ihm an die Reihe kommen.

Kapitel 17 handelt von den Eisenbahnen und gab zu langer Debatte Veranlassung.

Der Minister verlangt zur Anlage und resp. Vollendung der Bahnen eine Summe von     88,700,000 Fr.
Die Kommission will aber nur bewilligen     69,675,000 Fr.
Also eine Ersparniß von     19,025,000 Fr. machen.

Daru (Napoleon) bekämpft diese Ersparniß als unheilvoll. Man werde in nächster Zukunft 100 Millionen als außerordentliche Kredite bewilligen müssen und da werde der Schaden größer sein als das Gute, das man zu st ften gedenke.

Stourm, Berichterstatter der Budgetkommission, erwidert, daß die Reduktion von 19 Millionen der Beschäftigung des Proletariats keineswegs schaden wurde. Wolle man aber aus den Eisenbahnarbeiten eine Sorte von Nationalwerkstätten berüchtigten Andenkens schaffen, dann könne man dem Einwande des Vorredners Gehör schenken.

Lacrosse (Minister) findet, daß die Kommission sehr spät die Augen geöffnet habe - zu spät, sagt er mit Nachdruck. Denn Ihr sollt sehen, daß auf gewissen Linien 14 bis 20,000 Arbeiter brodlos werden.

Marrast will diejenigen Linien zur Abstimmung bringen, auf denen keine Reduktion laste.

Stimmen rechts und links: Auf morgen!

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

* Bourges, 23. März.

Die Verhandlungen werden um 10 1/2 Uhr eröffnet. Als erster Zeuge erscheint heute Destutt de Tracy, Marineminister. Als Oberster der ersten Legion wohnte er der Versammlung der Obersten vom 14. Mai bei, und erhielt den Befehl, die Reserven bis auf 1000 Mann zu bringen und den folgenden Tag (15. Mai) die Brücke de la Concorde zu besetzen. Er hielt aber diesen Befehl für so exceptionell, daß er erst einen positivern abwarten zu müssen glaubte. Er versichert auf Befragen, daß am 14. keine präzisen Befehle ergingen. Es wird ihm durch den Vertheidiger Bethmont der Widerspruch mit seinen Aussagen vor dem Instruktionsrichter nachgewiesen. Er sucht sich vergebens herauszuwickeln. Es ergiebt sich weiterhin, daß Tracy den Befehl, Rappel schlagen zu lassen, erhalten, ihn aber nicht befolgt hat.

Guinard, Volksrepräsentant und Oberst in der Artillerie der Pariser Nationalgarde. Ich habe die Ehre, die Bürger Courtais, Barbes, Sobrier, Raspail und Villain zu kennen. In der Obristen-Versammlung vom 14. Mai ist b stimmt worden, daß die 1., 2., 4. und 10. Legion am 15. Mai um 10 Uhr des Morgens sich in Marsch setzen sollten. Zur Unterstützung seiner Aussage verliest er den betreffenden Rapport vom 25. Mai. Dadurch wird der Zeuge Tracy, Marineminister, noch mehr in die Enge getrieben. Der Oberst Saisset, der das Protokoll geführt, erklärt, daß die Obersten auf General Courtais' Anfrage, ob sie noch einen schriftlichen Befehl haben wollten, geantwortet: "Nein, nein, das ist überflüssig!"

Generalprokurator Baroche. Wie kommt's, daß die Ordonnanz des Hrn. Buchez, am 15. Mai Rappel schlagen zu lassen, nicht zu rechter Zeit angelangt ist? Oberst Bourdon meint, sie sei im Kabinet des General Courtais liegen geblieben.

Guinard. Ich konnte nicht den geringsten Zweifel hegen, daß das Haus Sobrier's der Republik mit vollster Hingebung diene, ebensowenig in Betreff Barbes.

Barbes. Ich danke dir, Freund!

Der Angeklagte Billain legt hierauf Rechenschaft über seine Verwendung des 15. Mai ab. Er ist nicht einmal bei dem Zuge nach der Nationalversammlung zugegen gewesen. Auf dem Boulevard erfährt er, daß die Volksmasse in den Sitzungssaal derselben gedrungen. Er sucht Guinard auf, der so wenig, als er selbst, von der Sache wußte. Er begibt sich nach der Polizeipräfektur und hier kennt man eben so wenig, was sich in der Nationalversammlung ereignet.

Clement Thomas, Volksrepräsentant: War in der Oberstenversammlung am 14. Mai. Man wies nach längerer Diskussion jeder Reserve für den nächsten Tag ihre Positionen an. Schriftliche Befehle wurden nicht ertheilt und solche auch nicht weiter erwartet. Er selbst hat am 15. Mai um 9 Uhr früh die ihm Abends vorher mündlich zu Theil gewordene Ordre ausgeführt. Als er demgemäß den Pont-Nationale besetzen wollte, erhielt er Befehl, sich nach der Brücke de la Concorde zu begeben.

Einer der Geschwornen. Glauben Sie, daß alle Legionen Befehl hatten, sich um 9 Uhr in Bewegung zu setzen?

Thomas. Ja, und ich that dies zur festgesetzten Zeit.

Zeuge Marchand: Ich stand am Gitter der Nationalversammlung, der Brücke gegenüber, auf Piquet und sah Raspail an der Spitze der Volksmasse. In dem Augenblick wurde das Gitter geöffnet und ich klopfte Raspail auf die Schulter mit der Einladung, hineinzutreten, was er denn auch that.

Bürgerin Garin de Vitrey, Eigenthümerin, hat den Sitzungen des Blanqui'schen Klubs öfters beigewohnt; es ist dort mit großer Ruhe verhandelt worden; Blanqui habe höchst unparteiisch präsidirt und es sei oft Gegnern der sozial-demokratischen Republik das Wort ertheilt worden, um sie ihre Gründe entwickeln zu lassen.

Gallois, Schriftsteller, 69 Jahre alt. In Sobrier's Hause befanden sich eine Anzahl Gewehre, die man angeschafft, weil die Reaktionärs wiederholt mit bewaffnetem Angriff gedroht.

Präsident. Waren Sie einer der Redakteure der "Commune de Paris?"

Nein, aber ich lieferte der Redaktion, gleich den Uebrigen, Beiträge.

Die bei Sobrier gefundenen Dekrete rühren nicht von diesem, sondern von Seigneuret her. Sobrier habe sich der Manifestation widersetzt.

Gallois. Bevor ich abtrete, ersuche ich um Erlaubniß, meinen alten Freunden die Hand geben zu dürfen.

Präsident. Nach der Sitzung.

Leroy d'Etioles, Arzt. Am 15. Mai war ich in der Uniform eines Chirurgen der Nationalgarde in der Nationalversammlung. Man benachrichtigte mich, daß Barbes unwohl geworden; ich ließ mich zu ihm führen und fand ihn blaß und sich an zwei Personen anlehnend; ich brachte ihn wieder zu sich und sah später, wie er sich mit der Masse entfernte. Raspail war in dem Augenblicke weit weg; sie konnten sich nicht einmal sehen, geschweige denn miteinander sprechen.

Barbes. Ich bin nicht ohnmächtig geworden; allein ich war durch Anstrengungen erschöpft, und das ist nicht zu verwundern, wenn man 6 Jahre in den Kasematten des Mont-Saint-Michel zugebracht.

Monnier weiß in Betreff der gegenwärtigen Angeklagten nichts zu bemerken; er hat blos über Huber etwas zu sagen.

Huber stellte sich 1838 an die Spitze eines Komplotts, das die Ermordung Louis Philipp's zum Zweck hatte. Huber machte dies Geständniß gegen Trouve-Chauvel, um sich von der Polizei kaufen zu lassen. Es werden 2 Briefe des Huber an den Polizeipräfekten verlesen. In dem einen bittet er um eine geheime Audienz, ohne das Beisein seiner Mitangeklagten. In dem zweiten, d. d. Beaulieu, 10. August 1838, bittet er um Angabe eines sichern Weges, damit er den von ihm für die Polizei gefertigten Bericht übersenden könne; der Post wage er ihn nicht anzuvertrauen. Der Rapport wird verlesen. Huber, dem 5 Jahre Gefängniß erlassen worden, begibt sich nach London, und tritt, um dem Könige, wie er sagt, einen Dienst zu leisten, in das Komplott von Steuble, Grouvelle etc. ein. Als Ende Aug. 1837 die Pläne zur Höllenmaschine fertig waren, reiste Huber ohne Steuble's und der andern Willen, ja gegen des Erstern ausdrücklichen Wunsch, nach Frankreich zurück. Der hiervon benachrichtigte Polizeipräfekt schritt nicht zur Verhaftung, weil er das Komplott bis zum ersten Anfang der Ausführung gelangen lassen wollte. Einen Monat später wird Huber von Steuble nach London zurückgerufen, und ersterer setzt den Polizeipräfekten davon in Kenntniß. Er kehrt wieder nach Paris zurück und reist auf die Einladung des Polizeipräfekten nach London, um die dort befindlichen Pläne zur Höllenmaschine abzuholen. Unterm 2. Dezember benachrichtigt er in einem mit "Vallet" unterzeichneten Briefe den Marschall Sebastiani, daß Huber den andern Tag nach Boulogne abreist. Er kommt dort an und wundert sich über seine Nichtverhaftung. Da läßt er seine Brieftasche fallen, die einen Brief enthält, der absichtlich so geschrieben ist, daß er den Argwohn der Behörden erregen muß. So wird Huber denn endlich arretirt, und aus dem Gefängniß gibt er dem Polizeipräfekten obige nebst vielen andern Aufklärungen. Er rühmt sich in seinem Polizeibericht, daß er dem Könige zwei Mal das Leben gerettet, und hofft, daß man ihm diesen Dienst nicht vergessen wird."

Raspail. Wäre Huber anwesend, so würden wir ihn mit dem Zeugen konfrontiren; denn Huber war es eben, der mich vom Ende des Zuges an die Spitze desselben wegholte und der die Auflösung der Nationalversammlung aussprach. Ich werde diese uns sehr dienlichen Enthüllungen zu benutzen wissen, besonders da Huber arretirt und wieder freigelassen worden, da er nachher, wie Jedermann weiß, in Paris gesehen und doch nicht festgenommen worden ist.

Einer der schon vernommenen Zeugen: ich muß erklären, daß Huber am Morgen des 15. Mai in einem Kafe die Anwesenden zur Theilnahme an der Manifestation anreizte. Den Abend zuvor war ich bei Blanqui und frug ihn, ob er noch immer darauf beharre, die Manifestation nicht mit zumachen. Ich erhielt zur Antwort: Ja! Es folgen mehrere Zeugen, welche bekunden, daß Raspail von mehreren Repräsentanten aufgefordert wurde, die Petition zu verlesen und daß der damalige Präsident ihn, wenn nicht selbst direkt aufgefordert, wenigstens nicht verhindert und sogar Stillschweigen geboten hat, damit die Versammlung den Inhalt der Petition höre.

Lamye, Huissier der Nationalversammlung hat gesehen, daß Raspail Alles aufbot, um die eingedrungene Volksmenge aus dem Saale zu schaffen. Der Zeuge hat auch gesehen, daß Courtais von Mehreren aus der Masse heftig bedroht wurde; er (Lamye) hat sogar den Todesstoß von ihm abgewehrt.

Barbes. Es ist nachgewiesen worden, daß nicht Louis Blanc, sondern ich auf Zulassung der Petitionäre zur Sitzung gedrungen habe. Ich wünsche indeß das Faktum jetzt durch die Volksrepräsentanten konstatiren zu lassen.

Der Generalprokurator. Die Herren Geschwornen haben über L. Blanc keinen Ausspruch zu thun.

Barbes. Das ist kein Grund, ihn auf unbestimmte Zeit im Exil' zu lassen.

Der Generalprokurator. Wenn L. Blanc sich rechtfertigen will, so wird er sich stellen.

Barbes. O! L. Blanc hätte sich vor der Jury gestellt; aber er hat sehr Recht gehabt, nicht vor Euer Ausnahme-Tribunal zu kommen.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen und auf morgen 10 Uhr vertagt.

* Bourges, 24. März.

(Prozeßverhandlung.) Die Sitzung beginnt 10 1/2 Uhr.

Zeuge Guillant, 40 Jahre alt, Kaufmann. Ich sah den Bürger Raspail vor der Assemblee. Man fragte ihn, was vorginge, und er antwortete, daß er sehr betrübt sei über die Wendung der Dinge. Zugleich forderte er das Volk auf, sich von dem Palais der Versammlung zu entfernen.

Raspail. Diese Aussage widerlegt vollkommen den Zeugen Point, welcher behauptet, ich habe das Volk aufgefordert, Barbes nach dem Hotel-de-Ville zu bringen.

Zeuge Samson, 45 Jahre alt, Professor der Medizin. Am 15. Mai war ich in der Nationalversammlung. Raspail las seine Petition und verließ die Tribüne, als mehrere Repräsentanten ihm sagten: "Gebrauchen Sie Ihren Einfluß, daß das Volk den Saal verläßt". Raspail versuchte dies augenblicklich mit allen Kräften und rief mehreremal den Blousenmännern zu, daß diejenigen, welche noch verweilten, keine wahren Republikaner seien.

Ich habe noch einige Worte in Betreff Louis Blanc's zu sagen, obwohl derselbe hier nicht anwesend ist. Im Luxembourg hörte man täglich eine Masse junger Leute sagen, daß die Sache des Volks verloren sei, wenn die Wahlen nicht republikanisch ausfielen, und daß man in diesem Fall die Assemblee auseinanderjagen müsse. Louis Blanc protestirte jedesmal mit Energie gegen diese Theorieen und behauptete, daß die Assemblee unter allen Umständen respektirt werden müsse.

Zeuge Jouy, Aufseher bei der Assemblee, deponirt in ähnlichem Sinne gegen die Aussage des Belastungszeugen Point.

Fünf Entlastungszeugen für Larger, sämmtlich aus Passy, deponiren, daß sie den Angeklagten seit dem Februar als einen besonnenen und gemäßigten Mann kennen, der gerade aus diesem Grunde zum Kommandanten der Nationalgarde erwählt worden sei. Er habe gegen die Manifestation protestirt, und sei am 15. Mai, nachdem er selbst zum Rappel Befehl gegeben, an der Spitze der Garden nach Paris gezogen.

Zeuge Clairet, 28 Jahr alt, Maurer von Passy, war am 15. Mai in der Assemblee, als Larger ihn erblickte und aufforderte mitzuwirken, daß der Saal geräumt werde und das Volk sich zurückziehe. In diesem Augenblick habe man von allen Seiten geschrien: "Louis Blanc! Louis Blanc!" worauf Larger dem Volk geantwortet: "Wenn ihr Louis Blanc wollt, so will ich ihn rufen, aber stürmt nicht die Assemblee!"

Zeuge Jules Gouache, 25 Jahre alt, Schriftsteller. Am 15. Mai war ich Redakteur der Reforme. Die Nachrichten, welche von der Assemblee kamen, waren sehr widersprechend, und ich begab mich selbst dahin. Auf dem Rückweg ging ich nach Passy zu, wo mir mehrere Arbeiter begegneten, die mich nach Neuigkeiten fragten. Ich sagte, daß die Assemblee gesprengt und eine neue provisorische Regierung eingesetzt sei. Wenn man daher diese Scene dem Angeklagten Larger zur Last legen will, so thut man ihm Unrecht, denn ich bin es gewesen, der den Landleuten das wiedererzählte, was alle Welt in der Stadt sagte.

Hierzu eine Beilage.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
Paris, 27. März.

Die neuesten (hier bis Mittags) eingetroffenen Postberichte tragen das Datum von Turin, den 23. März. Sie melden, daß eine entscheidende Schlacht zwischen Radetzki und Karl Albert bis zu jenem Tage noch nicht stattgefunden hat, sondern allem Anscheine nach erst für die folgenden Tage, zwischen Pavia und Lodi (wie wir schon früher andeuteten) sich vorbereitet.

Ein Zwischenfall, den Rothschild und Comp. an der gestrigen Börse vortrefflich auszubeuten verstanden, gab hier zu allerlei Gerüchten, z. B. Radetzki stehe vor Turin oder sei schon in diese Hauptstadt eingerückt u. s. w. Veranlassung und brachte Hausse hervor.

Laut den neuesten Berichten aus Turin vom 23. März (die Sie zum Theil im Constitutionnel, National, Presse, Debats etc. finden) hat es aber mit diesem Zwischenfall folgende Bewandniß:

Wie gemeldet, erstrecken sich die piemontesische Divisionen von Novara bis Piacenza, welche unter verschiedenen Befehlshabern gleichzeitig vorrückten. Die mittelste dieser Division stand unter Romarino, dem berüchtigten Generale der savoyer Expedition aus den dreißiger Jahren her, aus Genf, genügend im Gedächtniß. Geschah es nun aus Taktik oder aus Verrätherei, kurz während Radetzki seine Hauptarmee bei Lodi zusammenzog, überschritt ein östreichisches Corps bei La Cava (dicht bei Vigevano) den Tessin und warf obigen Herrn Romarino und dann hinter ihm den Herzog von Genua über den Haufen. Die Oestreicher drangen so bis Mortara. Dort sind sie aber jetzt gänzlich umzingelt und sie werden ihren Uebermuth schwer büßen müssen.

Karl Albert, der ein mörderisches Gefecht bei Pavia bestand und von diesem Einfall eines östreichischen Corps sofort Kenntniß erhielt, hat den Hrn. Romarino vor ein Kriegsgericht stellen lassen, um über seine Lauheit Rechenschaft abzulegen. Er ist durch den General Fanti ersetzt worden.

Hierauf erstreckt sich der Sieg ganz.

Man sieht, die Freude unserer Börsenwölfe war etwas voreilig, obgleich die Fonds heute Miene machen ihre gestrige Waterloo-Hausse fortzusetzen.

‒ Der unermüdliche Buvignier will den Minister des Auswärtigen veranlassen, seine Depeschen aus Italien der Nationalversammlung vorzulesen.

‒ Im Elysée war diesen Abend wieder Hofconzert, zu dem sich auch diesesmal ein Theil der Faubourg St. Germain einzufinden hatte. Die Säle waren ziemlich voll. Die Engländer hatten wieder wie gewöhnlich das stärkste Contingent dazu geliefert; man hörte nichts als englisch sprechen. Von deutschen Idioten war auch diesmal keine Spur.

‒ Die Gazette de France sagt: das Gerücht von einer vermeintlichen Niederlage Karl Albert's durchzuckt wie ein elektrischer Funke die gesammte demokratische Partei. Wie wir hören, soll nun die wegen der Clubs beabsichtigte große Demonstration des 26. März in den nächsten Tagen zu Gunsten Italiens stattfinden.

‒ Die Anleihe der 25 Millionen für die Stadt Paris, deren Zuschlag gestern erfolgen sollte, ist vorläufig in das Wasser gefallen. ‒

‒ Aus Lyon hören wir, daß die allgemeine Arbeitseinstellung im Loirethale (Rive de Gier, Saint Etienne etc.) fortdaure, ebenso aber auch die Verhaftungen.

In Cherolles ist die Bürgerwehr wegen ihres zu rothen Geistes auf Befehl des Ministers Barrot-Faucher aufgelöst worden.

‒ Der Moniteur meldet, daß das Ministerium die Staatsanwaltschaft beauftragt habe, die Geranten des „Peuple“ und der „Revolution“ aufzufordern, die in ihren Nummern vom 26. März aufgestellten Behauptungen über das Vorhandensein einer conservativen Verschwörung in der Rue Cassette zur Vertilgung der rothen Republikaner, protokollarisch zu beweisen.

Die „Revolution“ sagt, wir haben eine derartige Vorladung noch nicht erhalten. Allein wir fragen, warum ladet man den Geranten der Gazette nicht ebenfalls ein, sich über den vermeintlichen neuen Kreuzzug zu Gunsten der Italiener zu erklären?

‒ Morgen stellt sich Proudhon vor die Assisen wegen seines berüchtigten Artikels im „Peuple“ gegen den Präsidenten Bonaparte. Viele Arbeiter wollen den Debatten beiwohnen. Grund genug, um Hrn. Carlier in Schrecken zu jagen. Man spricht von großen Vorsichtsmaßregeln um den Justizpallast herum.

Peuple hat sechs schwebende Prozesse.

‒ Gestern sollte die längst debattirte 25 Millionen-Anleihe im hiesigen Stadthause zugeschlagen werden. Da aber nur Bechet u. Comp. 1005 1/2 Franken für jede 1000 frankige Obligation boten, so wurde ein anderer Lizitationstermin anberaumt.

‒ Das Journal Nazione d. d. Turin den 23. meldet, daß mittelst Estaffette die Nachricht eben in Turin eingetroffen sei, daß die Divisionen des Herzogs v. Genua und des Generals Bos, sich dem Punkte gegenüber befindend, wo die Oestreicher den Tessin überschritten und bis Mortara durchgedrungen seien ‒ auf die Oestreicher geworfen und für die Romarino'sche Niederlage eklatante Revanche genommen hätten.

Ein Schreiben aus Verceil vom 23. d. bestätigt diese doppelte Niederlage der Oestreicher.

Eine Depesche aus Alessandria vom 22. März meldet, daß Radetzky am 21. März Nachmittags 3 Uhr noch in Pavia war und daß ein starkes Corps desselben Generals in Lomellina eingezogen sei.

Die östreichische Artillerie, die Radetzky bei sich führt und die er in Pavia zurückließ, zählt 54 Geschütze.

‒ Die Nationalversammlung eilt mit dem Büdget und möchte zunächst mit den Staatsbauten fertig werden.

‒ In Bourges haben am 26. März die Requsitorien begonnen. Die ganze Sitzung nahm fast allein das Baroche'sche Requisitorium ein. Ribeyrolles, der von der Gallerie herab den Baroche unterbrach, wurde zu 24stündigem Gefängniß als Ordnungsstrafe verurtheilt. Die Vertheidigungsreden sind auf den folgenden Tag angesetzt.

‒ Die Rue de Poitiers beschäftigte sich gestern Abend mit einem Antrage des Gemeinderathes in Lisieux rücksichtlich der Wiederwahl Guizots.

Die Debats behaupten, Guizot sei noch nicht in Paris; Temps sagt heute, daß er wisse wo der Exminister sich versteckt halte.

Nationalversammlung. Sitzung vom 27. März. Anfang 11 1/2 Uhr. Marrast präsidirt.

Um sich zu überzeugen, daß das Haus beschlußfähig, läßt er die Urnen cirkuliren, welche die Anwesenheit von 536 Volksvertretern konstatiren.

An der Tagesordnung ist das Budget. Man war gestern Abend bis zum Kapitel 15 der Staatsbauten (Entwässerungen, Damme u. dgl.) vorgeschritten, auf welche fast 3 Millionen (von 4 Million n Voranschlag) erspart werden sollen.

Vivien bekämpft zuerst eine so widersinnige Herabdrückung aller Staatsbauten, welche die Brodlosigkeit von Millionen zur Folge haben mußte.

Das Alles rührt die Kommission nicht. Sie besteht nicht nur auf Streichung dieses Postens, sondern noch anderer, welche nach ihm an die Reihe kommen.

Kapitel 17 handelt von den Eisenbahnen und gab zu langer Debatte Veranlassung.

Der Minister verlangt zur Anlage und resp. Vollendung der Bahnen eine Summe von     88,700,000 Fr.
Die Kommission will aber nur bewilligen     69,675,000 Fr.
Also eine Ersparniß von     19,025,000 Fr. machen.

Daru (Napoleon) bekämpft diese Ersparniß als unheilvoll. Man werde in nächster Zukunft 100 Millionen als außerordentliche Kredite bewilligen müssen und da werde der Schaden größer sein als das Gute, das man zu st ften gedenke.

Stourm, Berichterstatter der Budgetkommission, erwidert, daß die Reduktion von 19 Millionen der Beschäftigung des Proletariats keineswegs schaden wurde. Wolle man aber aus den Eisenbahnarbeiten eine Sorte von Nationalwerkstätten berüchtigten Andenkens schaffen, dann könne man dem Einwande des Vorredners Gehör schenken.

Lacrosse (Minister) findet, daß die Kommission sehr spät die Augen geöffnet habe ‒ zu spät, sagt er mit Nachdruck. Denn Ihr sollt sehen, daß auf gewissen Linien 14 bis 20,000 Arbeiter brodlos werden.

Marrast will diejenigen Linien zur Abstimmung bringen, auf denen keine Reduktion laste.

Stimmen rechts und links: Auf morgen!

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

* Bourges, 23. März.

Die Verhandlungen werden um 10 1/2 Uhr eröffnet. Als erster Zeuge erscheint heute Destutt de Tracy, Marineminister. Als Oberster der ersten Legion wohnte er der Versammlung der Obersten vom 14. Mai bei, und erhielt den Befehl, die Reserven bis auf 1000 Mann zu bringen und den folgenden Tag (15. Mai) die Brücke de la Concorde zu besetzen. Er hielt aber diesen Befehl für so exceptionell, daß er erst einen positivern abwarten zu müssen glaubte. Er versichert auf Befragen, daß am 14. keine präzisen Befehle ergingen. Es wird ihm durch den Vertheidiger Bethmont der Widerspruch mit seinen Aussagen vor dem Instruktionsrichter nachgewiesen. Er sucht sich vergebens herauszuwickeln. Es ergiebt sich weiterhin, daß Tracy den Befehl, Rappel schlagen zu lassen, erhalten, ihn aber nicht befolgt hat.

Guinard, Volksrepräsentant und Oberst in der Artillerie der Pariser Nationalgarde. Ich habe die Ehre, die Bürger Courtais, Barbes, Sobrier, Raspail und Villain zu kennen. In der Obristen-Versammlung vom 14. Mai ist b stimmt worden, daß die 1., 2., 4. und 10. Legion am 15. Mai um 10 Uhr des Morgens sich in Marsch setzen sollten. Zur Unterstützung seiner Aussage verliest er den betreffenden Rapport vom 25. Mai. Dadurch wird der Zeuge Tracy, Marineminister, noch mehr in die Enge getrieben. Der Oberst Saisset, der das Protokoll geführt, erklärt, daß die Obersten auf General Courtais' Anfrage, ob sie noch einen schriftlichen Befehl haben wollten, geantwortet: „Nein, nein, das ist überflüssig!“

Generalprokurator Baroche. Wie kommt's, daß die Ordonnanz des Hrn. Buchez, am 15. Mai Rappel schlagen zu lassen, nicht zu rechter Zeit angelangt ist? Oberst Bourdon meint, sie sei im Kabinet des General Courtais liegen geblieben.

Guinard. Ich konnte nicht den geringsten Zweifel hegen, daß das Haus Sobrier's der Republik mit vollster Hingebung diene, ebensowenig in Betreff Barbes.

Barbes. Ich danke dir, Freund!

Der Angeklagte Billain legt hierauf Rechenschaft über seine Verwendung des 15. Mai ab. Er ist nicht einmal bei dem Zuge nach der Nationalversammlung zugegen gewesen. Auf dem Boulevard erfährt er, daß die Volksmasse in den Sitzungssaal derselben gedrungen. Er sucht Guinard auf, der so wenig, als er selbst, von der Sache wußte. Er begibt sich nach der Polizeipräfektur und hier kennt man eben so wenig, was sich in der Nationalversammlung ereignet.

Clement Thomas, Volksrepräsentant: War in der Oberstenversammlung am 14. Mai. Man wies nach längerer Diskussion jeder Reserve für den nächsten Tag ihre Positionen an. Schriftliche Befehle wurden nicht ertheilt und solche auch nicht weiter erwartet. Er selbst hat am 15. Mai um 9 Uhr früh die ihm Abends vorher mündlich zu Theil gewordene Ordre ausgeführt. Als er demgemäß den Pont-Nationale besetzen wollte, erhielt er Befehl, sich nach der Brücke de la Concorde zu begeben.

Einer der Geschwornen. Glauben Sie, daß alle Legionen Befehl hatten, sich um 9 Uhr in Bewegung zu setzen?

Thomas. Ja, und ich that dies zur festgesetzten Zeit.

Zeuge Marchand: Ich stand am Gitter der Nationalversammlung, der Brücke gegenüber, auf Piquet und sah Raspail an der Spitze der Volksmasse. In dem Augenblick wurde das Gitter geöffnet und ich klopfte Raspail auf die Schulter mit der Einladung, hineinzutreten, was er denn auch that.

Bürgerin Garin de Vitrey, Eigenthümerin, hat den Sitzungen des Blanqui'schen Klubs öfters beigewohnt; es ist dort mit großer Ruhe verhandelt worden; Blanqui habe höchst unparteiisch präsidirt und es sei oft Gegnern der sozial-demokratischen Republik das Wort ertheilt worden, um sie ihre Gründe entwickeln zu lassen.

Gallois, Schriftsteller, 69 Jahre alt. In Sobrier's Hause befanden sich eine Anzahl Gewehre, die man angeschafft, weil die Reaktionärs wiederholt mit bewaffnetem Angriff gedroht.

Präsident. Waren Sie einer der Redakteure der „Commune de Paris?“

Nein, aber ich lieferte der Redaktion, gleich den Uebrigen, Beiträge.

Die bei Sobrier gefundenen Dekrete rühren nicht von diesem, sondern von Seigneuret her. Sobrier habe sich der Manifestation widersetzt.

Gallois. Bevor ich abtrete, ersuche ich um Erlaubniß, meinen alten Freunden die Hand geben zu dürfen.

Präsident. Nach der Sitzung.

Leroy d'Etioles, Arzt. Am 15. Mai war ich in der Uniform eines Chirurgen der Nationalgarde in der Nationalversammlung. Man benachrichtigte mich, daß Barbes unwohl geworden; ich ließ mich zu ihm führen und fand ihn blaß und sich an zwei Personen anlehnend; ich brachte ihn wieder zu sich und sah später, wie er sich mit der Masse entfernte. Raspail war in dem Augenblicke weit weg; sie konnten sich nicht einmal sehen, geschweige denn miteinander sprechen.

Barbes. Ich bin nicht ohnmächtig geworden; allein ich war durch Anstrengungen erschöpft, und das ist nicht zu verwundern, wenn man 6 Jahre in den Kasematten des Mont-Saint-Michel zugebracht.

Monnier weiß in Betreff der gegenwärtigen Angeklagten nichts zu bemerken; er hat blos über Huber etwas zu sagen.

Huber stellte sich 1838 an die Spitze eines Komplotts, das die Ermordung Louis Philipp's zum Zweck hatte. Huber machte dies Geständniß gegen Trouve-Chauvel, um sich von der Polizei kaufen zu lassen. Es werden 2 Briefe des Huber an den Polizeipräfekten verlesen. In dem einen bittet er um eine geheime Audienz, ohne das Beisein seiner Mitangeklagten. In dem zweiten, d. d. Beaulieu, 10. August 1838, bittet er um Angabe eines sichern Weges, damit er den von ihm für die Polizei gefertigten Bericht übersenden könne; der Post wage er ihn nicht anzuvertrauen. Der Rapport wird verlesen. Huber, dem 5 Jahre Gefängniß erlassen worden, begibt sich nach London, und tritt, um dem Könige, wie er sagt, einen Dienst zu leisten, in das Komplott von Steuble, Grouvelle etc. ein. Als Ende Aug. 1837 die Pläne zur Höllenmaschine fertig waren, reiste Huber ohne Steuble's und der andern Willen, ja gegen des Erstern ausdrücklichen Wunsch, nach Frankreich zurück. Der hiervon benachrichtigte Polizeipräfekt schritt nicht zur Verhaftung, weil er das Komplott bis zum ersten Anfang der Ausführung gelangen lassen wollte. Einen Monat später wird Huber von Steuble nach London zurückgerufen, und ersterer setzt den Polizeipräfekten davon in Kenntniß. Er kehrt wieder nach Paris zurück und reist auf die Einladung des Polizeipräfekten nach London, um die dort befindlichen Pläne zur Höllenmaschine abzuholen. Unterm 2. Dezember benachrichtigt er in einem mit „Vallet“ unterzeichneten Briefe den Marschall Sebastiani, daß Huber den andern Tag nach Boulogne abreist. Er kommt dort an und wundert sich über seine Nichtverhaftung. Da läßt er seine Brieftasche fallen, die einen Brief enthält, der absichtlich so geschrieben ist, daß er den Argwohn der Behörden erregen muß. So wird Huber denn endlich arretirt, und aus dem Gefängniß gibt er dem Polizeipräfekten obige nebst vielen andern Aufklärungen. Er rühmt sich in seinem Polizeibericht, daß er dem Könige zwei Mal das Leben gerettet, und hofft, daß man ihm diesen Dienst nicht vergessen wird.“

Raspail. Wäre Huber anwesend, so würden wir ihn mit dem Zeugen konfrontiren; denn Huber war es eben, der mich vom Ende des Zuges an die Spitze desselben wegholte und der die Auflösung der Nationalversammlung aussprach. Ich werde diese uns sehr dienlichen Enthüllungen zu benutzen wissen, besonders da Huber arretirt und wieder freigelassen worden, da er nachher, wie Jedermann weiß, in Paris gesehen und doch nicht festgenommen worden ist.

Einer der schon vernommenen Zeugen: ich muß erklären, daß Huber am Morgen des 15. Mai in einem Kafé die Anwesenden zur Theilnahme an der Manifestation anreizte. Den Abend zuvor war ich bei Blanqui und frug ihn, ob er noch immer darauf beharre, die Manifestation nicht mit zumachen. Ich erhielt zur Antwort: Ja! Es folgen mehrere Zeugen, welche bekunden, daß Raspail von mehreren Repräsentanten aufgefordert wurde, die Petition zu verlesen und daß der damalige Präsident ihn, wenn nicht selbst direkt aufgefordert, wenigstens nicht verhindert und sogar Stillschweigen geboten hat, damit die Versammlung den Inhalt der Petition höre.

Lamye, Huissier der Nationalversammlung hat gesehen, daß Raspail Alles aufbot, um die eingedrungene Volksmenge aus dem Saale zu schaffen. Der Zeuge hat auch gesehen, daß Courtais von Mehreren aus der Masse heftig bedroht wurde; er (Lamye) hat sogar den Todesstoß von ihm abgewehrt.

Barbès. Es ist nachgewiesen worden, daß nicht Louis Blanc, sondern ich auf Zulassung der Petitionäre zur Sitzung gedrungen habe. Ich wünsche indeß das Faktum jetzt durch die Volksrepräsentanten konstatiren zu lassen.

Der Generalprokurator. Die Herren Geschwornen haben über L. Blanc keinen Ausspruch zu thun.

Barbès. Das ist kein Grund, ihn auf unbestimmte Zeit im Exil' zu lassen.

Der Generalprokurator. Wenn L. Blanc sich rechtfertigen will, so wird er sich stellen.

Barbès. O! L. Blanc hätte sich vor der Jury gestellt; aber er hat sehr Recht gehabt, nicht vor Euer Ausnahme-Tribunal zu kommen.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen und auf morgen 10 Uhr vertagt.

* Bourges, 24. März.

(Prozeßverhandlung.) Die Sitzung beginnt 10 1/2 Uhr.

Zeuge Guillant, 40 Jahre alt, Kaufmann. Ich sah den Bürger Raspail vor der Assemblée. Man fragte ihn, was vorginge, und er antwortete, daß er sehr betrübt sei über die Wendung der Dinge. Zugleich forderte er das Volk auf, sich von dem Palais der Versammlung zu entfernen.

Raspail. Diese Aussage widerlegt vollkommen den Zeugen Point, welcher behauptet, ich habe das Volk aufgefordert, Barbes nach dem Hotel-de-Ville zu bringen.

Zeuge Samson, 45 Jahre alt, Professor der Medizin. Am 15. Mai war ich in der Nationalversammlung. Raspail las seine Petition und verließ die Tribüne, als mehrere Repräsentanten ihm sagten: „Gebrauchen Sie Ihren Einfluß, daß das Volk den Saal verläßt“. Raspail versuchte dies augenblicklich mit allen Kräften und rief mehreremal den Blousenmännern zu, daß diejenigen, welche noch verweilten, keine wahren Republikaner seien.

Ich habe noch einige Worte in Betreff Louis Blanc's zu sagen, obwohl derselbe hier nicht anwesend ist. Im Luxembourg hörte man täglich eine Masse junger Leute sagen, daß die Sache des Volks verloren sei, wenn die Wahlen nicht republikanisch ausfielen, und daß man in diesem Fall die Assemblée auseinanderjagen müsse. Louis Blanc protestirte jedesmal mit Energie gegen diese Theorieen und behauptete, daß die Assemblée unter allen Umständen respektirt werden müsse.

Zeuge Jouy, Aufseher bei der Assemblée, deponirt in ähnlichem Sinne gegen die Aussage des Belastungszeugen Point.

Fünf Entlastungszeugen für Larger, sämmtlich aus Passy, deponiren, daß sie den Angeklagten seit dem Februar als einen besonnenen und gemäßigten Mann kennen, der gerade aus diesem Grunde zum Kommandanten der Nationalgarde erwählt worden sei. Er habe gegen die Manifestation protestirt, und sei am 15. Mai, nachdem er selbst zum Rappel Befehl gegeben, an der Spitze der Garden nach Paris gezogen.

Zeuge Clairet, 28 Jahr alt, Maurer von Passy, war am 15. Mai in der Assemblée, als Larger ihn erblickte und aufforderte mitzuwirken, daß der Saal geräumt werde und das Volk sich zurückziehe. In diesem Augenblick habe man von allen Seiten geschrien: „Louis Blanc! Louis Blanc!“ worauf Larger dem Volk geantwortet: „Wenn ihr Louis Blanc wollt, so will ich ihn rufen, aber stürmt nicht die Assemblée!“

Zeuge Jules Gouache, 25 Jahre alt, Schriftsteller. Am 15. Mai war ich Redakteur der Reforme. Die Nachrichten, welche von der Assemblée kamen, waren sehr widersprechend, und ich begab mich selbst dahin. Auf dem Rückweg ging ich nach Passy zu, wo mir mehrere Arbeiter begegneten, die mich nach Neuigkeiten fragten. Ich sagte, daß die Assemblée gesprengt und eine neue provisorische Regierung eingesetzt sei. Wenn man daher diese Scene dem Angeklagten Larger zur Last legen will, so thut man ihm Unrecht, denn ich bin es gewesen, der den Landleuten das wiedererzählte, was alle Welt in der Stadt sagte.

Hierzu eine Beilage.

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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
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        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar259_014" type="jArticle">
          <head>Paris, 27. März.</head>
          <p>Die neuesten (hier bis Mittags) eingetroffenen Postberichte tragen das Datum von Turin, den 23. März. Sie melden, daß eine entscheidende Schlacht zwischen Radetzki und Karl Albert bis zu jenem Tage noch nicht stattgefunden hat, sondern allem Anscheine nach erst für die folgenden Tage, zwischen Pavia und Lodi (wie wir schon früher andeuteten) sich vorbereitet.</p>
          <p>Ein Zwischenfall, den Rothschild und Comp. an der gestrigen Börse vortrefflich auszubeuten verstanden, gab hier zu allerlei Gerüchten, z. B. Radetzki stehe vor Turin oder sei schon in diese Hauptstadt eingerückt u. s. w. Veranlassung und brachte Hausse hervor.</p>
          <p>Laut den neuesten Berichten aus Turin vom 23. März (die Sie zum Theil im Constitutionnel, National, Presse, Debats etc. finden) hat es aber mit diesem Zwischenfall folgende Bewandniß:</p>
          <p>Wie gemeldet, erstrecken sich die piemontesische Divisionen von Novara bis Piacenza, welche unter verschiedenen Befehlshabern gleichzeitig vorrückten. Die mittelste dieser Division stand unter Romarino, dem berüchtigten Generale der savoyer Expedition aus den dreißiger Jahren her, aus Genf, genügend im Gedächtniß. Geschah es nun aus Taktik oder aus Verrätherei, kurz während Radetzki seine Hauptarmee bei Lodi zusammenzog, überschritt ein östreichisches Corps bei La Cava (dicht bei Vigevano) den Tessin und warf obigen Herrn Romarino und dann hinter ihm den Herzog von Genua über den Haufen. Die Oestreicher drangen so bis Mortara. Dort sind sie aber jetzt gänzlich umzingelt und sie werden ihren Uebermuth schwer büßen müssen.</p>
          <p>Karl Albert, der ein mörderisches Gefecht bei Pavia bestand und von diesem Einfall eines östreichischen Corps sofort Kenntniß erhielt, hat den Hrn. Romarino vor ein Kriegsgericht stellen lassen, um über seine Lauheit Rechenschaft abzulegen. Er ist durch den General Fanti ersetzt worden.</p>
          <p>Hierauf erstreckt sich der Sieg ganz.</p>
          <p>Man sieht, die Freude unserer Börsenwölfe war etwas voreilig, obgleich die Fonds heute Miene machen ihre gestrige Waterloo-Hausse fortzusetzen.</p>
          <p>&#x2012; Der unermüdliche Buvignier will den Minister des Auswärtigen veranlassen, seine Depeschen aus Italien der Nationalversammlung vorzulesen.</p>
          <p>&#x2012; Im Elysée war diesen Abend wieder Hofconzert, zu dem sich auch diesesmal ein Theil der Faubourg St. Germain einzufinden hatte. Die Säle waren ziemlich voll. Die Engländer hatten wieder wie gewöhnlich das stärkste Contingent dazu geliefert; man hörte nichts als englisch sprechen. Von deutschen Idioten war auch diesmal keine Spur.</p>
          <p>&#x2012; Die Gazette de France sagt: das Gerücht von einer vermeintlichen Niederlage Karl Albert's durchzuckt wie ein elektrischer Funke die gesammte demokratische Partei. Wie wir hören, soll nun die wegen der Clubs beabsichtigte große Demonstration des 26. März in den nächsten Tagen zu Gunsten Italiens stattfinden.</p>
          <p>&#x2012; Die Anleihe der 25 Millionen für die Stadt Paris, deren Zuschlag gestern erfolgen sollte, ist vorläufig in das Wasser gefallen. &#x2012;</p>
          <p>&#x2012; Aus Lyon hören wir, daß die allgemeine Arbeitseinstellung im Loirethale (Rive de Gier, Saint Etienne etc.) fortdaure, ebenso aber auch die Verhaftungen.</p>
          <p>In Cherolles ist die Bürgerwehr wegen ihres zu rothen Geistes auf Befehl des Ministers Barrot-Faucher aufgelöst worden.</p>
          <p>&#x2012; Der Moniteur meldet, daß das Ministerium die Staatsanwaltschaft beauftragt habe, die Geranten des &#x201E;Peuple&#x201C; und der &#x201E;Revolution&#x201C; aufzufordern, die in ihren Nummern vom 26. März aufgestellten Behauptungen über das Vorhandensein einer conservativen Verschwörung in der Rue Cassette zur Vertilgung der rothen Republikaner, protokollarisch zu beweisen.</p>
          <p>Die &#x201E;Revolution&#x201C; sagt, wir haben eine derartige Vorladung noch nicht erhalten. Allein wir fragen, warum ladet man den Geranten der Gazette nicht ebenfalls ein, sich über den vermeintlichen neuen Kreuzzug zu Gunsten der Italiener zu erklären?</p>
          <p>&#x2012; Morgen stellt sich Proudhon vor die Assisen wegen seines berüchtigten Artikels im &#x201E;Peuple&#x201C; gegen den Präsidenten Bonaparte. Viele Arbeiter wollen den Debatten beiwohnen. Grund genug, um Hrn. Carlier in Schrecken zu jagen. Man spricht von großen Vorsichtsmaßregeln um den Justizpallast herum.</p>
          <p>Peuple hat sechs schwebende Prozesse.</p>
          <p>&#x2012; Gestern sollte die längst debattirte 25 Millionen-Anleihe im hiesigen Stadthause zugeschlagen werden. Da aber nur Bechet u. Comp. 1005 1/2 Franken für jede 1000 frankige Obligation boten, so wurde ein anderer Lizitationstermin anberaumt.</p>
          <p>&#x2012; Das Journal Nazione d. d. <hi rendition="#g">Turin</hi> den 23. meldet, daß mittelst Estaffette die Nachricht eben in Turin eingetroffen sei, daß die Divisionen des Herzogs v. Genua und des Generals Bos, sich dem Punkte gegenüber befindend, wo die Oestreicher den Tessin überschritten und bis Mortara durchgedrungen seien &#x2012; auf die Oestreicher geworfen und für die Romarino'sche Niederlage eklatante Revanche genommen hätten.</p>
          <p>Ein Schreiben aus <hi rendition="#g">Verceil</hi> vom 23. d. bestätigt diese doppelte Niederlage der Oestreicher.</p>
          <p>Eine Depesche aus <hi rendition="#g">Alessandria</hi> vom 22. März meldet, daß Radetzky am 21. März Nachmittags 3 Uhr noch in Pavia war und daß ein starkes Corps desselben Generals in Lomellina eingezogen sei.</p>
          <p>Die östreichische Artillerie, die Radetzky bei sich führt und die er in Pavia zurückließ, zählt 54 Geschütze.</p>
          <p>&#x2012; Die Nationalversammlung eilt mit dem Büdget und möchte zunächst mit den Staatsbauten fertig werden.</p>
          <p>&#x2012; In <hi rendition="#g">Bourges</hi> haben am 26. März die Requsitorien begonnen. Die ganze Sitzung nahm fast allein das Baroche'sche Requisitorium ein. Ribeyrolles, der von der Gallerie herab den Baroche unterbrach, wurde zu 24stündigem Gefängniß als Ordnungsstrafe verurtheilt. Die Vertheidigungsreden sind auf den folgenden Tag angesetzt.</p>
          <p>&#x2012; Die Rue de Poitiers beschäftigte sich gestern Abend mit einem Antrage des Gemeinderathes in Lisieux rücksichtlich der Wiederwahl Guizots.</p>
          <p>Die Debats behaupten, Guizot sei noch nicht in Paris; Temps sagt heute, daß er wisse wo der Exminister sich versteckt halte.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 27. März. Anfang 11 1/2 Uhr. Marrast präsidirt.</p>
          <p>Um sich zu überzeugen, daß das Haus beschlußfähig, läßt er die Urnen cirkuliren, welche die Anwesenheit von 536 Volksvertretern konstatiren.</p>
          <p>An der Tagesordnung ist das Budget. Man war gestern Abend bis zum Kapitel 15 der Staatsbauten (Entwässerungen, Damme u. dgl.) vorgeschritten, auf welche fast 3 Millionen (von 4 Million n Voranschlag) erspart werden sollen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vivien</hi> bekämpft zuerst eine so widersinnige Herabdrückung aller Staatsbauten, welche die Brodlosigkeit von Millionen zur Folge haben mußte.</p>
          <p>Das Alles rührt die Kommission nicht. Sie besteht nicht nur auf Streichung dieses Postens, sondern noch anderer, welche nach ihm an die Reihe kommen.</p>
          <p>Kapitel 17 handelt von den Eisenbahnen und gab zu langer Debatte Veranlassung.</p>
          <p>Der Minister verlangt zur Anlage und resp. Vollendung der Bahnen eine Summe von <space dim="horizontal"/> 88,700,000 Fr.<lb/>
Die Kommission will aber nur bewilligen <space dim="horizontal"/> 69,675,000 Fr.<lb/>
Also eine Ersparniß von <space dim="horizontal"/> 19,025,000 Fr. machen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Daru</hi> (Napoleon) bekämpft diese Ersparniß als unheilvoll. Man werde in nächster Zukunft 100 Millionen als außerordentliche Kredite bewilligen müssen und da werde der Schaden größer sein als das Gute, das man zu st ften gedenke.</p>
          <p><hi rendition="#g">Stourm,</hi> Berichterstatter der Budgetkommission, erwidert, daß die Reduktion von 19 Millionen der Beschäftigung des Proletariats keineswegs schaden wurde. Wolle man aber aus den Eisenbahnarbeiten eine Sorte von Nationalwerkstätten berüchtigten Andenkens schaffen, dann könne man dem Einwande des Vorredners Gehör schenken.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lacrosse</hi> (Minister) findet, daß die Kommission sehr spät die Augen geöffnet habe &#x2012; zu spät, sagt er mit Nachdruck. Denn Ihr sollt sehen, daß auf gewissen Linien 14 bis 20,000 Arbeiter brodlos werden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> will diejenigen Linien zur Abstimmung bringen, auf denen keine Reduktion laste.</p>
          <p>Stimmen rechts und links: Auf morgen!</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bourges, 23. März.</head>
          <p>Die Verhandlungen werden um 10 1/2 Uhr eröffnet. Als erster Zeuge erscheint heute Destutt de Tracy, Marineminister. Als Oberster der ersten Legion wohnte er der Versammlung der Obersten vom 14. Mai bei, und erhielt den Befehl, die Reserven bis auf 1000 Mann zu bringen und den folgenden Tag (15. Mai) die Brücke de la Concorde zu besetzen. Er hielt aber diesen Befehl für so exceptionell, daß er erst einen positivern abwarten zu müssen glaubte. Er versichert auf Befragen, daß am 14. keine präzisen Befehle ergingen. Es wird ihm durch den Vertheidiger Bethmont der Widerspruch mit seinen Aussagen vor dem Instruktionsrichter nachgewiesen. Er sucht sich vergebens herauszuwickeln. Es ergiebt sich weiterhin, daß Tracy den Befehl, Rappel schlagen zu lassen, erhalten, ihn aber nicht befolgt hat.</p>
          <p>Guinard, Volksrepräsentant und Oberst in der Artillerie der Pariser Nationalgarde. Ich habe die Ehre, die Bürger Courtais, Barbes, Sobrier, Raspail und Villain zu kennen. In der Obristen-Versammlung vom 14. Mai ist b stimmt worden, daß die 1., 2., 4. und 10. Legion am 15. Mai um 10 Uhr des Morgens sich in Marsch setzen sollten. Zur Unterstützung seiner Aussage verliest er den betreffenden Rapport vom 25. Mai. Dadurch wird der Zeuge Tracy, Marineminister, noch mehr in die Enge getrieben. Der Oberst Saisset, der das Protokoll geführt, erklärt, daß die Obersten auf General Courtais' Anfrage, ob sie noch einen schriftlichen Befehl haben wollten, geantwortet: &#x201E;Nein, nein, das ist überflüssig!&#x201C;</p>
          <p>Generalprokurator Baroche. Wie kommt's, daß die Ordonnanz des Hrn. Buchez, am 15. Mai Rappel schlagen zu lassen, nicht zu rechter Zeit angelangt ist? Oberst Bourdon meint, sie sei im Kabinet des General Courtais liegen geblieben.</p>
          <p>Guinard. Ich konnte nicht den geringsten Zweifel hegen, daß das Haus Sobrier's der Republik mit vollster Hingebung diene, ebensowenig in Betreff Barbes.</p>
          <p>Barbes. Ich danke dir, Freund!</p>
          <p>Der Angeklagte Billain legt hierauf Rechenschaft über seine Verwendung des 15. Mai ab. Er ist nicht einmal bei dem Zuge nach der Nationalversammlung zugegen gewesen. Auf dem Boulevard erfährt er, daß die Volksmasse in den Sitzungssaal derselben gedrungen. Er sucht Guinard auf, der so wenig, als er selbst, von der Sache wußte. Er begibt sich nach der Polizeipräfektur und hier kennt man eben so wenig, was sich in der Nationalversammlung ereignet.</p>
          <p>Clement Thomas, Volksrepräsentant: War in der Oberstenversammlung am 14. Mai. Man wies nach längerer Diskussion jeder Reserve für den nächsten Tag ihre Positionen an. Schriftliche Befehle wurden nicht ertheilt und solche auch nicht weiter erwartet. Er selbst hat am 15. Mai um 9 Uhr früh die ihm Abends vorher mündlich zu Theil gewordene Ordre ausgeführt. Als er demgemäß den Pont-Nationale besetzen wollte, erhielt er Befehl, sich nach der Brücke de la Concorde zu begeben.</p>
          <p>Einer der Geschwornen. Glauben Sie, daß alle Legionen Befehl hatten, sich um 9 Uhr in Bewegung zu setzen?</p>
          <p>Thomas. Ja, und ich that dies zur festgesetzten Zeit.</p>
          <p>Zeuge Marchand: Ich stand am Gitter der Nationalversammlung, der Brücke gegenüber, auf Piquet und sah Raspail an der Spitze der Volksmasse. In dem Augenblick wurde das Gitter geöffnet und ich klopfte Raspail auf die Schulter mit der Einladung, hineinzutreten, was er denn auch that.</p>
          <p>Bürgerin Garin de Vitrey, Eigenthümerin, hat den Sitzungen des Blanqui'schen Klubs öfters beigewohnt; es ist dort mit großer Ruhe verhandelt worden; Blanqui habe höchst unparteiisch präsidirt und es sei oft Gegnern der sozial-demokratischen Republik das Wort ertheilt worden, um sie ihre Gründe entwickeln zu lassen.</p>
          <p>Gallois, Schriftsteller, 69 Jahre alt. In Sobrier's Hause befanden sich eine Anzahl Gewehre, die man angeschafft, weil die Reaktionärs wiederholt mit bewaffnetem Angriff gedroht.</p>
          <p>Präsident. Waren Sie einer der Redakteure der &#x201E;Commune de Paris?&#x201C;</p>
          <p>Nein, aber ich lieferte der Redaktion, gleich den Uebrigen, Beiträge.</p>
          <p>Die bei Sobrier gefundenen Dekrete rühren nicht von diesem, sondern von Seigneuret her. Sobrier habe sich der Manifestation widersetzt.</p>
          <p>Gallois. Bevor ich abtrete, ersuche ich um Erlaubniß, meinen alten Freunden die Hand geben zu dürfen.</p>
          <p>Präsident. Nach der Sitzung.</p>
          <p>Leroy d'Etioles, Arzt. Am 15. Mai war ich in der Uniform eines Chirurgen der Nationalgarde in der Nationalversammlung. Man benachrichtigte mich, daß Barbes unwohl geworden; ich ließ mich zu ihm führen und fand ihn blaß und sich an zwei Personen anlehnend; ich brachte ihn wieder zu sich und sah später, wie er sich mit der Masse entfernte. Raspail war in dem Augenblicke weit weg; sie konnten sich nicht einmal sehen, geschweige denn miteinander sprechen.</p>
          <p>Barbes. Ich bin nicht ohnmächtig geworden; allein ich war durch Anstrengungen erschöpft, und das ist nicht zu verwundern, wenn man 6 Jahre in den Kasematten des Mont-Saint-Michel zugebracht.</p>
          <p>Monnier weiß in Betreff der gegenwärtigen Angeklagten nichts zu bemerken; er hat blos über Huber etwas zu sagen.</p>
          <p>Huber stellte sich 1838 an die Spitze eines Komplotts, das die Ermordung Louis Philipp's zum Zweck hatte. Huber machte dies Geständniß gegen Trouve-Chauvel, um sich von der Polizei kaufen zu lassen. Es werden 2 Briefe des Huber an den Polizeipräfekten verlesen. In dem einen bittet er um eine geheime Audienz, ohne das Beisein seiner Mitangeklagten. In dem zweiten, d. d. Beaulieu, 10. August 1838, bittet er um Angabe eines sichern Weges, damit er den von ihm für die Polizei gefertigten Bericht übersenden könne; der Post wage er ihn nicht anzuvertrauen. Der Rapport wird verlesen. Huber, dem 5 Jahre Gefängniß erlassen worden, begibt sich nach London, und tritt, um dem Könige, wie er sagt, einen Dienst zu leisten, in das Komplott von Steuble, Grouvelle etc. ein. Als Ende Aug. 1837 die Pläne zur Höllenmaschine fertig waren, reiste Huber ohne Steuble's und der andern Willen, ja gegen des Erstern ausdrücklichen Wunsch, nach Frankreich zurück. Der hiervon benachrichtigte Polizeipräfekt schritt nicht zur Verhaftung, weil er das Komplott bis zum ersten Anfang der Ausführung gelangen lassen wollte. Einen Monat später wird Huber von Steuble nach London zurückgerufen, und ersterer setzt den Polizeipräfekten davon in Kenntniß. Er kehrt wieder nach Paris zurück und reist auf die Einladung des Polizeipräfekten nach London, um die dort befindlichen Pläne zur Höllenmaschine abzuholen. Unterm 2. Dezember benachrichtigt er in einem mit &#x201E;Vallet&#x201C; unterzeichneten Briefe den Marschall Sebastiani, daß Huber den andern Tag nach Boulogne abreist. Er kommt dort an und wundert sich über seine Nichtverhaftung. Da läßt er seine Brieftasche fallen, die einen Brief enthält, der absichtlich so geschrieben ist, daß er den Argwohn der Behörden erregen muß. So wird Huber denn endlich arretirt, und aus dem Gefängniß gibt er dem Polizeipräfekten obige nebst vielen andern Aufklärungen. Er rühmt sich in seinem Polizeibericht, daß er dem Könige zwei Mal das Leben gerettet, und hofft, daß man ihm diesen Dienst nicht vergessen wird.&#x201C;</p>
          <p>Raspail. Wäre Huber anwesend, so würden wir ihn mit dem Zeugen konfrontiren; denn Huber war es eben, der mich vom Ende des Zuges an die Spitze desselben wegholte und der die Auflösung der Nationalversammlung aussprach. Ich werde diese uns sehr dienlichen Enthüllungen zu benutzen wissen, besonders da Huber arretirt und wieder freigelassen worden, da er nachher, wie Jedermann weiß, in Paris gesehen und doch nicht festgenommen worden ist.</p>
          <p>Einer der schon vernommenen Zeugen: ich muß erklären, daß Huber am Morgen des 15. Mai in einem Kafé die Anwesenden zur Theilnahme an der Manifestation anreizte. Den Abend zuvor war ich bei Blanqui und frug ihn, ob er noch immer darauf beharre, die Manifestation nicht mit zumachen. Ich erhielt zur Antwort: Ja! Es folgen mehrere Zeugen, welche bekunden, daß Raspail von mehreren Repräsentanten aufgefordert wurde, die Petition zu verlesen und daß der damalige Präsident ihn, wenn nicht selbst direkt aufgefordert, wenigstens nicht verhindert und sogar Stillschweigen geboten hat, damit die Versammlung den Inhalt der Petition höre.</p>
          <p>Lamye, Huissier der Nationalversammlung hat gesehen, daß Raspail Alles aufbot, um die eingedrungene Volksmenge aus dem Saale zu schaffen. Der Zeuge hat auch gesehen, daß Courtais von Mehreren aus der Masse heftig bedroht wurde; er (Lamye) hat sogar den Todesstoß von ihm abgewehrt.</p>
          <p>Barbès. Es ist nachgewiesen worden, daß nicht Louis Blanc, sondern ich auf Zulassung der Petitionäre zur Sitzung gedrungen habe. Ich wünsche indeß das Faktum jetzt durch die Volksrepräsentanten konstatiren zu lassen.</p>
          <p>Der Generalprokurator. Die Herren Geschwornen haben über L. Blanc keinen Ausspruch zu thun.</p>
          <p>Barbès. Das ist kein Grund, ihn auf unbestimmte Zeit im Exil' zu lassen.</p>
          <p>Der Generalprokurator. Wenn L. Blanc sich rechtfertigen will, so wird er sich stellen.</p>
          <p>Barbès. O! L. Blanc hätte sich vor der Jury gestellt; aber er hat sehr Recht gehabt, nicht vor Euer Ausnahme-Tribunal zu kommen.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen und auf morgen 10 Uhr vertagt.</p>
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          <p>(Prozeßverhandlung.) Die Sitzung beginnt 10 1/2 Uhr.</p>
          <p>Zeuge Guillant, 40 Jahre alt, Kaufmann. Ich sah den Bürger Raspail vor der Assemblée. Man fragte ihn, was vorginge, und er antwortete, daß er sehr betrübt sei über die Wendung der Dinge. Zugleich forderte er das Volk auf, sich von dem Palais der Versammlung zu entfernen.</p>
          <p>Raspail. Diese Aussage widerlegt vollkommen den Zeugen Point, welcher behauptet, ich habe das Volk aufgefordert, Barbes nach dem Hotel-de-Ville zu bringen.</p>
          <p>Zeuge Samson, 45 Jahre alt, Professor der Medizin. Am 15. Mai war ich in der Nationalversammlung. Raspail las seine Petition und verließ die Tribüne, als mehrere Repräsentanten ihm sagten: &#x201E;Gebrauchen Sie Ihren Einfluß, daß das Volk den Saal verläßt&#x201C;. Raspail versuchte dies augenblicklich mit allen Kräften und rief mehreremal den Blousenmännern zu, daß diejenigen, welche noch verweilten, keine wahren Republikaner seien.</p>
          <p>Ich habe noch einige Worte in Betreff Louis Blanc's zu sagen, obwohl derselbe hier nicht anwesend ist. Im Luxembourg hörte man täglich eine Masse junger Leute sagen, daß die Sache des Volks verloren sei, wenn die Wahlen nicht republikanisch ausfielen, und daß man in diesem Fall die Assemblée auseinanderjagen müsse. Louis Blanc protestirte jedesmal mit Energie gegen diese Theorieen und behauptete, daß die Assemblée unter allen Umständen respektirt werden müsse.</p>
          <p>Zeuge Jouy, Aufseher bei der Assemblée, deponirt in ähnlichem Sinne gegen die Aussage des Belastungszeugen Point.</p>
          <p>Fünf Entlastungszeugen für Larger, sämmtlich aus Passy, deponiren, daß sie den Angeklagten seit dem Februar als einen besonnenen und gemäßigten Mann kennen, der gerade aus diesem Grunde zum Kommandanten der Nationalgarde erwählt worden sei. Er habe gegen die Manifestation protestirt, und sei am 15. Mai, nachdem er selbst zum Rappel Befehl gegeben, an der Spitze der Garden nach Paris gezogen.</p>
          <p>Zeuge Clairet, 28 Jahr alt, Maurer von Passy, war am 15. Mai in der Assemblée, als Larger ihn erblickte und aufforderte mitzuwirken, daß der Saal geräumt werde und das Volk sich zurückziehe. In diesem Augenblick habe man von allen Seiten geschrien: &#x201E;Louis Blanc! Louis Blanc!&#x201C; worauf Larger dem Volk geantwortet: &#x201E;Wenn ihr Louis Blanc wollt, so will ich ihn rufen, aber stürmt nicht die Assemblée!&#x201C;</p>
          <p>Zeuge Jules Gouache, 25 Jahre alt, Schriftsteller. Am 15. Mai war ich Redakteur der Reforme. Die Nachrichten, welche von der Assemblée kamen, waren sehr widersprechend, und ich begab mich selbst dahin. Auf dem Rückweg ging ich nach Passy zu, wo mir mehrere Arbeiter begegneten, die mich nach Neuigkeiten fragten. Ich sagte, daß die Assemblée gesprengt und eine neue provisorische Regierung eingesetzt sei. Wenn man daher diese Scene dem Angeklagten Larger zur Last legen will, so thut man ihm Unrecht, denn ich bin es gewesen, der den Landleuten das wiedererzählte, was alle Welt in der Stadt sagte.</p>
          <p>
            <ref type="link">Hierzu eine Beilage.</ref>
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[1458/0004] _ Französische Republik. Paris, 27. März. Die neuesten (hier bis Mittags) eingetroffenen Postberichte tragen das Datum von Turin, den 23. März. Sie melden, daß eine entscheidende Schlacht zwischen Radetzki und Karl Albert bis zu jenem Tage noch nicht stattgefunden hat, sondern allem Anscheine nach erst für die folgenden Tage, zwischen Pavia und Lodi (wie wir schon früher andeuteten) sich vorbereitet. Ein Zwischenfall, den Rothschild und Comp. an der gestrigen Börse vortrefflich auszubeuten verstanden, gab hier zu allerlei Gerüchten, z. B. Radetzki stehe vor Turin oder sei schon in diese Hauptstadt eingerückt u. s. w. Veranlassung und brachte Hausse hervor. Laut den neuesten Berichten aus Turin vom 23. März (die Sie zum Theil im Constitutionnel, National, Presse, Debats etc. finden) hat es aber mit diesem Zwischenfall folgende Bewandniß: Wie gemeldet, erstrecken sich die piemontesische Divisionen von Novara bis Piacenza, welche unter verschiedenen Befehlshabern gleichzeitig vorrückten. Die mittelste dieser Division stand unter Romarino, dem berüchtigten Generale der savoyer Expedition aus den dreißiger Jahren her, aus Genf, genügend im Gedächtniß. Geschah es nun aus Taktik oder aus Verrätherei, kurz während Radetzki seine Hauptarmee bei Lodi zusammenzog, überschritt ein östreichisches Corps bei La Cava (dicht bei Vigevano) den Tessin und warf obigen Herrn Romarino und dann hinter ihm den Herzog von Genua über den Haufen. Die Oestreicher drangen so bis Mortara. Dort sind sie aber jetzt gänzlich umzingelt und sie werden ihren Uebermuth schwer büßen müssen. Karl Albert, der ein mörderisches Gefecht bei Pavia bestand und von diesem Einfall eines östreichischen Corps sofort Kenntniß erhielt, hat den Hrn. Romarino vor ein Kriegsgericht stellen lassen, um über seine Lauheit Rechenschaft abzulegen. Er ist durch den General Fanti ersetzt worden. Hierauf erstreckt sich der Sieg ganz. Man sieht, die Freude unserer Börsenwölfe war etwas voreilig, obgleich die Fonds heute Miene machen ihre gestrige Waterloo-Hausse fortzusetzen. ‒ Der unermüdliche Buvignier will den Minister des Auswärtigen veranlassen, seine Depeschen aus Italien der Nationalversammlung vorzulesen. ‒ Im Elysée war diesen Abend wieder Hofconzert, zu dem sich auch diesesmal ein Theil der Faubourg St. Germain einzufinden hatte. Die Säle waren ziemlich voll. Die Engländer hatten wieder wie gewöhnlich das stärkste Contingent dazu geliefert; man hörte nichts als englisch sprechen. Von deutschen Idioten war auch diesmal keine Spur. ‒ Die Gazette de France sagt: das Gerücht von einer vermeintlichen Niederlage Karl Albert's durchzuckt wie ein elektrischer Funke die gesammte demokratische Partei. Wie wir hören, soll nun die wegen der Clubs beabsichtigte große Demonstration des 26. März in den nächsten Tagen zu Gunsten Italiens stattfinden. ‒ Die Anleihe der 25 Millionen für die Stadt Paris, deren Zuschlag gestern erfolgen sollte, ist vorläufig in das Wasser gefallen. ‒ ‒ Aus Lyon hören wir, daß die allgemeine Arbeitseinstellung im Loirethale (Rive de Gier, Saint Etienne etc.) fortdaure, ebenso aber auch die Verhaftungen. In Cherolles ist die Bürgerwehr wegen ihres zu rothen Geistes auf Befehl des Ministers Barrot-Faucher aufgelöst worden. ‒ Der Moniteur meldet, daß das Ministerium die Staatsanwaltschaft beauftragt habe, die Geranten des „Peuple“ und der „Revolution“ aufzufordern, die in ihren Nummern vom 26. März aufgestellten Behauptungen über das Vorhandensein einer conservativen Verschwörung in der Rue Cassette zur Vertilgung der rothen Republikaner, protokollarisch zu beweisen. Die „Revolution“ sagt, wir haben eine derartige Vorladung noch nicht erhalten. Allein wir fragen, warum ladet man den Geranten der Gazette nicht ebenfalls ein, sich über den vermeintlichen neuen Kreuzzug zu Gunsten der Italiener zu erklären? ‒ Morgen stellt sich Proudhon vor die Assisen wegen seines berüchtigten Artikels im „Peuple“ gegen den Präsidenten Bonaparte. Viele Arbeiter wollen den Debatten beiwohnen. Grund genug, um Hrn. Carlier in Schrecken zu jagen. Man spricht von großen Vorsichtsmaßregeln um den Justizpallast herum. Peuple hat sechs schwebende Prozesse. ‒ Gestern sollte die längst debattirte 25 Millionen-Anleihe im hiesigen Stadthause zugeschlagen werden. Da aber nur Bechet u. Comp. 1005 1/2 Franken für jede 1000 frankige Obligation boten, so wurde ein anderer Lizitationstermin anberaumt. ‒ Das Journal Nazione d. d. Turin den 23. meldet, daß mittelst Estaffette die Nachricht eben in Turin eingetroffen sei, daß die Divisionen des Herzogs v. Genua und des Generals Bos, sich dem Punkte gegenüber befindend, wo die Oestreicher den Tessin überschritten und bis Mortara durchgedrungen seien ‒ auf die Oestreicher geworfen und für die Romarino'sche Niederlage eklatante Revanche genommen hätten. Ein Schreiben aus Verceil vom 23. d. bestätigt diese doppelte Niederlage der Oestreicher. Eine Depesche aus Alessandria vom 22. März meldet, daß Radetzky am 21. März Nachmittags 3 Uhr noch in Pavia war und daß ein starkes Corps desselben Generals in Lomellina eingezogen sei. Die östreichische Artillerie, die Radetzky bei sich führt und die er in Pavia zurückließ, zählt 54 Geschütze. ‒ Die Nationalversammlung eilt mit dem Büdget und möchte zunächst mit den Staatsbauten fertig werden. ‒ In Bourges haben am 26. März die Requsitorien begonnen. Die ganze Sitzung nahm fast allein das Baroche'sche Requisitorium ein. Ribeyrolles, der von der Gallerie herab den Baroche unterbrach, wurde zu 24stündigem Gefängniß als Ordnungsstrafe verurtheilt. Die Vertheidigungsreden sind auf den folgenden Tag angesetzt. ‒ Die Rue de Poitiers beschäftigte sich gestern Abend mit einem Antrage des Gemeinderathes in Lisieux rücksichtlich der Wiederwahl Guizots. Die Debats behaupten, Guizot sei noch nicht in Paris; Temps sagt heute, daß er wisse wo der Exminister sich versteckt halte. ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 27. März. Anfang 11 1/2 Uhr. Marrast präsidirt. Um sich zu überzeugen, daß das Haus beschlußfähig, läßt er die Urnen cirkuliren, welche die Anwesenheit von 536 Volksvertretern konstatiren. An der Tagesordnung ist das Budget. Man war gestern Abend bis zum Kapitel 15 der Staatsbauten (Entwässerungen, Damme u. dgl.) vorgeschritten, auf welche fast 3 Millionen (von 4 Million n Voranschlag) erspart werden sollen. Vivien bekämpft zuerst eine so widersinnige Herabdrückung aller Staatsbauten, welche die Brodlosigkeit von Millionen zur Folge haben mußte. Das Alles rührt die Kommission nicht. Sie besteht nicht nur auf Streichung dieses Postens, sondern noch anderer, welche nach ihm an die Reihe kommen. Kapitel 17 handelt von den Eisenbahnen und gab zu langer Debatte Veranlassung. Der Minister verlangt zur Anlage und resp. Vollendung der Bahnen eine Summe von 88,700,000 Fr. Die Kommission will aber nur bewilligen 69,675,000 Fr. Also eine Ersparniß von 19,025,000 Fr. machen. Daru (Napoleon) bekämpft diese Ersparniß als unheilvoll. Man werde in nächster Zukunft 100 Millionen als außerordentliche Kredite bewilligen müssen und da werde der Schaden größer sein als das Gute, das man zu st ften gedenke. Stourm, Berichterstatter der Budgetkommission, erwidert, daß die Reduktion von 19 Millionen der Beschäftigung des Proletariats keineswegs schaden wurde. Wolle man aber aus den Eisenbahnarbeiten eine Sorte von Nationalwerkstätten berüchtigten Andenkens schaffen, dann könne man dem Einwande des Vorredners Gehör schenken. Lacrosse (Minister) findet, daß die Kommission sehr spät die Augen geöffnet habe ‒ zu spät, sagt er mit Nachdruck. Denn Ihr sollt sehen, daß auf gewissen Linien 14 bis 20,000 Arbeiter brodlos werden. Marrast will diejenigen Linien zur Abstimmung bringen, auf denen keine Reduktion laste. Stimmen rechts und links: Auf morgen! Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. * Bourges, 23. März. Die Verhandlungen werden um 10 1/2 Uhr eröffnet. Als erster Zeuge erscheint heute Destutt de Tracy, Marineminister. Als Oberster der ersten Legion wohnte er der Versammlung der Obersten vom 14. Mai bei, und erhielt den Befehl, die Reserven bis auf 1000 Mann zu bringen und den folgenden Tag (15. Mai) die Brücke de la Concorde zu besetzen. Er hielt aber diesen Befehl für so exceptionell, daß er erst einen positivern abwarten zu müssen glaubte. Er versichert auf Befragen, daß am 14. keine präzisen Befehle ergingen. Es wird ihm durch den Vertheidiger Bethmont der Widerspruch mit seinen Aussagen vor dem Instruktionsrichter nachgewiesen. Er sucht sich vergebens herauszuwickeln. Es ergiebt sich weiterhin, daß Tracy den Befehl, Rappel schlagen zu lassen, erhalten, ihn aber nicht befolgt hat. Guinard, Volksrepräsentant und Oberst in der Artillerie der Pariser Nationalgarde. Ich habe die Ehre, die Bürger Courtais, Barbes, Sobrier, Raspail und Villain zu kennen. In der Obristen-Versammlung vom 14. Mai ist b stimmt worden, daß die 1., 2., 4. und 10. Legion am 15. Mai um 10 Uhr des Morgens sich in Marsch setzen sollten. Zur Unterstützung seiner Aussage verliest er den betreffenden Rapport vom 25. Mai. Dadurch wird der Zeuge Tracy, Marineminister, noch mehr in die Enge getrieben. Der Oberst Saisset, der das Protokoll geführt, erklärt, daß die Obersten auf General Courtais' Anfrage, ob sie noch einen schriftlichen Befehl haben wollten, geantwortet: „Nein, nein, das ist überflüssig!“ Generalprokurator Baroche. Wie kommt's, daß die Ordonnanz des Hrn. Buchez, am 15. Mai Rappel schlagen zu lassen, nicht zu rechter Zeit angelangt ist? Oberst Bourdon meint, sie sei im Kabinet des General Courtais liegen geblieben. Guinard. Ich konnte nicht den geringsten Zweifel hegen, daß das Haus Sobrier's der Republik mit vollster Hingebung diene, ebensowenig in Betreff Barbes. Barbes. Ich danke dir, Freund! Der Angeklagte Billain legt hierauf Rechenschaft über seine Verwendung des 15. Mai ab. Er ist nicht einmal bei dem Zuge nach der Nationalversammlung zugegen gewesen. Auf dem Boulevard erfährt er, daß die Volksmasse in den Sitzungssaal derselben gedrungen. Er sucht Guinard auf, der so wenig, als er selbst, von der Sache wußte. Er begibt sich nach der Polizeipräfektur und hier kennt man eben so wenig, was sich in der Nationalversammlung ereignet. Clement Thomas, Volksrepräsentant: War in der Oberstenversammlung am 14. Mai. Man wies nach längerer Diskussion jeder Reserve für den nächsten Tag ihre Positionen an. Schriftliche Befehle wurden nicht ertheilt und solche auch nicht weiter erwartet. Er selbst hat am 15. Mai um 9 Uhr früh die ihm Abends vorher mündlich zu Theil gewordene Ordre ausgeführt. Als er demgemäß den Pont-Nationale besetzen wollte, erhielt er Befehl, sich nach der Brücke de la Concorde zu begeben. Einer der Geschwornen. Glauben Sie, daß alle Legionen Befehl hatten, sich um 9 Uhr in Bewegung zu setzen? Thomas. Ja, und ich that dies zur festgesetzten Zeit. Zeuge Marchand: Ich stand am Gitter der Nationalversammlung, der Brücke gegenüber, auf Piquet und sah Raspail an der Spitze der Volksmasse. In dem Augenblick wurde das Gitter geöffnet und ich klopfte Raspail auf die Schulter mit der Einladung, hineinzutreten, was er denn auch that. Bürgerin Garin de Vitrey, Eigenthümerin, hat den Sitzungen des Blanqui'schen Klubs öfters beigewohnt; es ist dort mit großer Ruhe verhandelt worden; Blanqui habe höchst unparteiisch präsidirt und es sei oft Gegnern der sozial-demokratischen Republik das Wort ertheilt worden, um sie ihre Gründe entwickeln zu lassen. Gallois, Schriftsteller, 69 Jahre alt. In Sobrier's Hause befanden sich eine Anzahl Gewehre, die man angeschafft, weil die Reaktionärs wiederholt mit bewaffnetem Angriff gedroht. Präsident. Waren Sie einer der Redakteure der „Commune de Paris?“ Nein, aber ich lieferte der Redaktion, gleich den Uebrigen, Beiträge. Die bei Sobrier gefundenen Dekrete rühren nicht von diesem, sondern von Seigneuret her. Sobrier habe sich der Manifestation widersetzt. Gallois. Bevor ich abtrete, ersuche ich um Erlaubniß, meinen alten Freunden die Hand geben zu dürfen. Präsident. Nach der Sitzung. Leroy d'Etioles, Arzt. Am 15. Mai war ich in der Uniform eines Chirurgen der Nationalgarde in der Nationalversammlung. Man benachrichtigte mich, daß Barbes unwohl geworden; ich ließ mich zu ihm führen und fand ihn blaß und sich an zwei Personen anlehnend; ich brachte ihn wieder zu sich und sah später, wie er sich mit der Masse entfernte. Raspail war in dem Augenblicke weit weg; sie konnten sich nicht einmal sehen, geschweige denn miteinander sprechen. Barbes. Ich bin nicht ohnmächtig geworden; allein ich war durch Anstrengungen erschöpft, und das ist nicht zu verwundern, wenn man 6 Jahre in den Kasematten des Mont-Saint-Michel zugebracht. Monnier weiß in Betreff der gegenwärtigen Angeklagten nichts zu bemerken; er hat blos über Huber etwas zu sagen. Huber stellte sich 1838 an die Spitze eines Komplotts, das die Ermordung Louis Philipp's zum Zweck hatte. Huber machte dies Geständniß gegen Trouve-Chauvel, um sich von der Polizei kaufen zu lassen. Es werden 2 Briefe des Huber an den Polizeipräfekten verlesen. In dem einen bittet er um eine geheime Audienz, ohne das Beisein seiner Mitangeklagten. In dem zweiten, d. d. Beaulieu, 10. August 1838, bittet er um Angabe eines sichern Weges, damit er den von ihm für die Polizei gefertigten Bericht übersenden könne; der Post wage er ihn nicht anzuvertrauen. Der Rapport wird verlesen. Huber, dem 5 Jahre Gefängniß erlassen worden, begibt sich nach London, und tritt, um dem Könige, wie er sagt, einen Dienst zu leisten, in das Komplott von Steuble, Grouvelle etc. ein. Als Ende Aug. 1837 die Pläne zur Höllenmaschine fertig waren, reiste Huber ohne Steuble's und der andern Willen, ja gegen des Erstern ausdrücklichen Wunsch, nach Frankreich zurück. Der hiervon benachrichtigte Polizeipräfekt schritt nicht zur Verhaftung, weil er das Komplott bis zum ersten Anfang der Ausführung gelangen lassen wollte. Einen Monat später wird Huber von Steuble nach London zurückgerufen, und ersterer setzt den Polizeipräfekten davon in Kenntniß. Er kehrt wieder nach Paris zurück und reist auf die Einladung des Polizeipräfekten nach London, um die dort befindlichen Pläne zur Höllenmaschine abzuholen. Unterm 2. Dezember benachrichtigt er in einem mit „Vallet“ unterzeichneten Briefe den Marschall Sebastiani, daß Huber den andern Tag nach Boulogne abreist. Er kommt dort an und wundert sich über seine Nichtverhaftung. Da läßt er seine Brieftasche fallen, die einen Brief enthält, der absichtlich so geschrieben ist, daß er den Argwohn der Behörden erregen muß. So wird Huber denn endlich arretirt, und aus dem Gefängniß gibt er dem Polizeipräfekten obige nebst vielen andern Aufklärungen. Er rühmt sich in seinem Polizeibericht, daß er dem Könige zwei Mal das Leben gerettet, und hofft, daß man ihm diesen Dienst nicht vergessen wird.“ Raspail. Wäre Huber anwesend, so würden wir ihn mit dem Zeugen konfrontiren; denn Huber war es eben, der mich vom Ende des Zuges an die Spitze desselben wegholte und der die Auflösung der Nationalversammlung aussprach. Ich werde diese uns sehr dienlichen Enthüllungen zu benutzen wissen, besonders da Huber arretirt und wieder freigelassen worden, da er nachher, wie Jedermann weiß, in Paris gesehen und doch nicht festgenommen worden ist. Einer der schon vernommenen Zeugen: ich muß erklären, daß Huber am Morgen des 15. Mai in einem Kafé die Anwesenden zur Theilnahme an der Manifestation anreizte. Den Abend zuvor war ich bei Blanqui und frug ihn, ob er noch immer darauf beharre, die Manifestation nicht mit zumachen. Ich erhielt zur Antwort: Ja! Es folgen mehrere Zeugen, welche bekunden, daß Raspail von mehreren Repräsentanten aufgefordert wurde, die Petition zu verlesen und daß der damalige Präsident ihn, wenn nicht selbst direkt aufgefordert, wenigstens nicht verhindert und sogar Stillschweigen geboten hat, damit die Versammlung den Inhalt der Petition höre. Lamye, Huissier der Nationalversammlung hat gesehen, daß Raspail Alles aufbot, um die eingedrungene Volksmenge aus dem Saale zu schaffen. Der Zeuge hat auch gesehen, daß Courtais von Mehreren aus der Masse heftig bedroht wurde; er (Lamye) hat sogar den Todesstoß von ihm abgewehrt. Barbès. Es ist nachgewiesen worden, daß nicht Louis Blanc, sondern ich auf Zulassung der Petitionäre zur Sitzung gedrungen habe. Ich wünsche indeß das Faktum jetzt durch die Volksrepräsentanten konstatiren zu lassen. Der Generalprokurator. Die Herren Geschwornen haben über L. Blanc keinen Ausspruch zu thun. Barbès. Das ist kein Grund, ihn auf unbestimmte Zeit im Exil' zu lassen. Der Generalprokurator. Wenn L. Blanc sich rechtfertigen will, so wird er sich stellen. Barbès. O! L. Blanc hätte sich vor der Jury gestellt; aber er hat sehr Recht gehabt, nicht vor Euer Ausnahme-Tribunal zu kommen. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen und auf morgen 10 Uhr vertagt. * Bourges, 24. März. (Prozeßverhandlung.) Die Sitzung beginnt 10 1/2 Uhr. Zeuge Guillant, 40 Jahre alt, Kaufmann. Ich sah den Bürger Raspail vor der Assemblée. Man fragte ihn, was vorginge, und er antwortete, daß er sehr betrübt sei über die Wendung der Dinge. Zugleich forderte er das Volk auf, sich von dem Palais der Versammlung zu entfernen. Raspail. Diese Aussage widerlegt vollkommen den Zeugen Point, welcher behauptet, ich habe das Volk aufgefordert, Barbes nach dem Hotel-de-Ville zu bringen. Zeuge Samson, 45 Jahre alt, Professor der Medizin. Am 15. Mai war ich in der Nationalversammlung. Raspail las seine Petition und verließ die Tribüne, als mehrere Repräsentanten ihm sagten: „Gebrauchen Sie Ihren Einfluß, daß das Volk den Saal verläßt“. Raspail versuchte dies augenblicklich mit allen Kräften und rief mehreremal den Blousenmännern zu, daß diejenigen, welche noch verweilten, keine wahren Republikaner seien. Ich habe noch einige Worte in Betreff Louis Blanc's zu sagen, obwohl derselbe hier nicht anwesend ist. Im Luxembourg hörte man täglich eine Masse junger Leute sagen, daß die Sache des Volks verloren sei, wenn die Wahlen nicht republikanisch ausfielen, und daß man in diesem Fall die Assemblée auseinanderjagen müsse. Louis Blanc protestirte jedesmal mit Energie gegen diese Theorieen und behauptete, daß die Assemblée unter allen Umständen respektirt werden müsse. Zeuge Jouy, Aufseher bei der Assemblée, deponirt in ähnlichem Sinne gegen die Aussage des Belastungszeugen Point. Fünf Entlastungszeugen für Larger, sämmtlich aus Passy, deponiren, daß sie den Angeklagten seit dem Februar als einen besonnenen und gemäßigten Mann kennen, der gerade aus diesem Grunde zum Kommandanten der Nationalgarde erwählt worden sei. Er habe gegen die Manifestation protestirt, und sei am 15. Mai, nachdem er selbst zum Rappel Befehl gegeben, an der Spitze der Garden nach Paris gezogen. Zeuge Clairet, 28 Jahr alt, Maurer von Passy, war am 15. Mai in der Assemblée, als Larger ihn erblickte und aufforderte mitzuwirken, daß der Saal geräumt werde und das Volk sich zurückziehe. In diesem Augenblick habe man von allen Seiten geschrien: „Louis Blanc! Louis Blanc!“ worauf Larger dem Volk geantwortet: „Wenn ihr Louis Blanc wollt, so will ich ihn rufen, aber stürmt nicht die Assemblée!“ Zeuge Jules Gouache, 25 Jahre alt, Schriftsteller. Am 15. Mai war ich Redakteur der Reforme. Die Nachrichten, welche von der Assemblée kamen, waren sehr widersprechend, und ich begab mich selbst dahin. Auf dem Rückweg ging ich nach Passy zu, wo mir mehrere Arbeiter begegneten, die mich nach Neuigkeiten fragten. Ich sagte, daß die Assemblée gesprengt und eine neue provisorische Regierung eingesetzt sei. Wenn man daher diese Scene dem Angeklagten Larger zur Last legen will, so thut man ihm Unrecht, denn ich bin es gewesen, der den Landleuten das wiedererzählte, was alle Welt in der Stadt sagte. Hierzu eine Beilage.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 259. Köln, 30. März 1849, S. 1458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz259_1849/4>, abgerufen am 28.04.2024.