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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 261. Köln, 1. April 1849.

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wegung vermieden werden möge, weil man nicht nur die Energie der östreichischen Kanonen fürchtet, sondern noch mehr das Einrücken der russischen Truppen, die an der Grenze stehen, und nach dem allgemeinen Glauben eben so gewiß wie in Siebenbürgen bei jedem Aufstande einrücken würden - ja der städtischen Behörde ist, wie man behauptet, vom östreichischen Gouverneur schon der Antrag gemacht worden, sich an den russischen kommandirenden General an der Grenze um Schutz zu wenden, was diese jedoch mit Entrüstung zurückgewiesen hat.

Französische Republik.

(Unsere sämmtlich en Pariser Briefe sind heute ausgeblieben. - Wir geben die neuesten Nachrichten, soweit die französischen und belgischen Blätter sie bringen.)

* Paris, 29. März.

Gestern stand Proudhon als Verfasser der Artikel vom 26. und 27. Januar des "Peuple" gegen den Präsidenten Bonoparte, nebst seinem Geranten Duchene vor den Assisen. Die Geschworenen sprachen gegen Beide das "Schuldig" und das Gericht verurtheilte Proudhon zu 3 Jahren Gefängniß und 3000 Frs. Buße, den Geranten Duchene zu 2 Jahr und 1000 Frs. Buße. Diese Strafe ist die höchste, die je gegen einen Publizisten verhängt wurde, und wofür? weil Proudhon sagte: "Wenn das Volk am 10. Dezember einen Ochsen gewählt hätte, so wäre es Pflicht der Nationalversammlung, darauf zu achten, daß die Bestie keinen Schaden anrichte!"

- Die Debatte über das Klubgesetz wird morgen, Freitag, in der Assemblee wieder aufgenommen werden.

- Seit drei Tagen halten die demokratischen Wahlcomite's in den Klublokalen Redoute, Saal Martel, Cordeliers u. s. w. wieder öffentliche Sitzungen. An der Spitze derselben stehen d'Alton-Shee, Baudin, Joly, Madier de Montjeau, Lechevalier. Die Angeklagten von Bourges werden die Ersten sein, welche aus den Pariser Wahlurnen hervorgehen.

- Die Rue Poitiers hat eine Subskription eröffnet, um den Bauern "billige Traktätchen" bieten zu können, worin ihnen die Vortheile reaktionärer Wahlen auseinandergesetzt werden sollen.

- Man spricht von neuen Depeschen, welche die Regierung aus Italien empfangen haben soll. Radetzky habe unter der Vermittlung der französischen und englischen Gesandten einen Waffenstillstand mit der sardinischen Regierung geschlossen, wonach er seine gegenwärtige Position beibehalte. Die östreichische Regierung habe Frankreich erklärt, daß sie keine Gebietsvergrößerung suche, sondern an den Verträgen festhalten wolle.

- Der Maire und die Adjunkten von Lisieux haben das Comite der Rue Poitiers befragt, ob sie Hrn. Guizot wählen sollten oder nicht. Mole, Thiers, Duvergier d'Hauranne sprachen sich dagegen aus; Thiers sagte, er sehe in dieser Sache nur einen Skandal. Zuletzt beschloß das Comite einstimmig, dem Maire zu antworten, daß man sich über diese Frage nicht aussprechen könne.

- Hebert und Guizot treten als Kandidaten für die legislative Kammer auf.

* Paris, 29. März.

Sitzung der Nationalversammlung. Präsident Marrast. Auf der Tagesordnung steht das Budget des Handels und Ackerbaues.

Jules Favre besteigt die Tribüne:

"Der tiefe Eindruck, den die Nachrichten aus Turin gestern in dieser Versammlung hervorgebracht haben, hat sich auch in Ihrem Comite des Auswärtigen fühlbar gemacht. Wir haben gestern und heute Sitzung gehalten. Ihr Comite hat mich beauftragt Ihnen eine Resolution vorzulegen, welche ich mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten debattiren sollte. Da aber der Herr Minister, aus uns unbekannten Gründen, nicht in der Sitzung erschienen ist, so müssen wir unsern Resolutionsentwurf auf morgen verschieben." (Bewegung.)

Die Versammlung nimmt darauf das Büdget einstimmig an. Schluß der Sitzung 5 1/4 Uhr.

* Bourges, 26. März.

(Schluß der Sitzung vom 26.März.)

Generalprokurator Baroche beginnt sein Requisitorium.

Nach einigen Einleitungsphrasen über die hohen Pflichten seines Amtes, die Aufmerksamkeit der Geschworenen u. s. w. giebt der Vertreter des öffentlichen Ministeriums sein Urtheil über die Februarrevolution zum Besten, welche in seinen Augen die höchsten Ansprüche des Volkes realisirt hatte, und durchaus nichts weiter zu wünschen übrig lassen konnte. Nichts desto weniger habe sich alsbald nach den Februartagen ein neuer Kampf entsponnen: zwischen den gemäßigten und den exaltirten Republikanern. Die Exaltirten seien bloß für den Umsturz, für die "Permanenz der Revolution" begeistert gewesen, der Vorwand der "sozialen" Revolution habe ihnen gefehlt, da die Februarrevolution nach dem Generalprokurator "politisch und sozial" war.

Zu dem 17. März übergehend wiederholt und vergleicht er die Aussagen Lamartine's, Ledru-Rollin's und Marie's. Er stellt Blanqui als den Urheber dieses "Angriffstages" dar, und meint, daß sich derselbe nur deshalb zurückgezogen gezeigt habe, um im "günstigen Augenblick" sich an die Spitze zu werfen, ohne sich vorher den zweifelhaften Chancen des Mißlingens auszusetzen. Den Charakter des 16. April bezeichnet er sodann nach dem glücklichen Ausdruck des Zeugen Degousen als das Werk einer "geheimen Macht" diese geheime Macht war Niemand anders als Blanqui, der schon den 17. März "organisirt" hatte; beide Tage haben nach der tiefen Anschauung des Generalprokurators auch die Aehnlichkeit mit einander, daß sie - "jeder unter einem andern Vorwand eingeleitet wurden"!

Der Angeklagte Blanqui bemerke zwar, daß er mit der Zusammenberufung der Arbeiter auf das Marsfeld nichts zu schaffen habe. Das öffentliche Ministerium wisse dies wohl. Aber warum ist Blanqui auf das Marsfeld gegangen, wo er nichts zu thun hatte? Blanqui hatte offenbar seinen Zweck: er wollte die Versammlung zu diesen seinen geheimen Zwecken, zu seinen politischen Leidenschaften, seinem Privathaß benutzen, sie gegen die provisorische Regierung führen, die Regierung stürzen und an ihren Platz, in "kläglicher Wiederholung der ersten Revolution" einen Wohlfahrtsausschuß setzen, in dem sich denn auch Blanqui befand. Als Beweis dieses großartigen Planes führt der Generalprokurator an, daß Blanqui am Abend in seinem Klub seinen Haß gegen die Nationalgarde verrathen habe, als er die unverzügliche Bildung der republikanischen Central-Gesellschaft mit bewaffneten Sektionen vorschlug. Die Massacres in Rouen seien die Folgen davon gewesen. Unter dem Vorwand der "Contrerevolution" habe man in dem Klub Blanqui den Bürgerkrieg gegen die Nationalgarde zu organisiren gesucht; die Nationalgarden seien "Mörder", die alten Beamten, Richter u. s. w. seien "Henker" genannt worden, die man nicht etwa absetzen, nein, vor Revolutionstribunale stellen müßte.

Am 15. Mai nimmt Blanqui selbst über die Ereignisse von Rouen das Wort. Er spricht von den Projekten der Contrerevolution und der fanatischen Wuth der Bourgeois-Garde, und macht eine Proklamation, in der es heißt, daß sich die Contrerevolution in dem Blut des Volkes haben wolle.

(Hier verlies't der Generalprokurator eine Assiche über die Massacres von Rouen, die mit den Worten: "Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!" beginnt.)

Nicht minder heftig habe sich der Club der Volksfreunde von Raspail gezeigt, wie dies aus einer Verhandlung desselben über die Rouener Ereignisse hervorgehe.

Der Ankläger geht dann zu dem 15. Mai über. Er bemerkt, daß zwei Tage vorher, am 13., eine Petition für die Polen nach dem Madeleine-Platz gebracht und dem Repräsentanten Bavin eingehändigt worden ist, der sie auf dem Bureau der Versammlung niederlegte. Wenn es sich bloß um die "Interessen Polens" gehandelt hätte, so wäre damit "Alles" erreicht, und die Manifestation des 15. überflüssig gewesen. Blanqui aber habe in der "polnischen Demonstration" nur ein "magisches Wort" gesehen, um das Volk auf die Straßen zu bringen.

Dann resumirt er den allgemeinen Gang der Manifestation und die einzelnen dabei vorgekommenen Ereignisse. Er bestätigt, daß bis zu dem Augenblick, wo der Präsident von seinem Fauteuil vertrieben wurde, kein einziges Mitglied der Versammlung seinen Platz verlassen habe. Das Schweigen der Versammlung erklärt er durch den vernünftigen Wunsch, die Wuth des Volkes nicht zu reizen, was leicht zu blutigen Exzessen hätte führen können, da die meisten der Eingedrungenen verborgene Waffen trugen. Es frage sich, ob die wahren Schuldigen hier auf der Angeklagtenbank seien? Man habe gesagt, es seien Leute unter den Angeklagten, welche sich untereinander vollständig unbekannt waren, bei denen also von keinem "Komplott" die Rede sein könne, da das "Komplott" eine Vorberathung voraussetze, einen Beschluß gemeinsam zu agiren. Dies sei wohl war; es handle sich hier aber um ein Attentat. Ein Attentat kann zufällig und unvorbereitet stattfinden, Leute, die sich zum ersten Mal auf einem öffentlichen Platz treffen, können Mitschuldige bei einem Attentat werden, und dies ist die gegenwärtige Sachlage.

Nach dieser Introduktion, deren Abwicklung über 1 1/2 Stunden währt, geht die Anklage auf die einzelnen Beschuldigten, zunächst Blanqui, über. Wenn Blanqui, nachdem er in allen Stufen des Attentats zur Hand gewesen, nicht in dem Hotel-de-Ville erschien, so geschah dies nach dem Generalprokurator, weil Blanqui erst die "Ereignisse" abwarten wollte und auf den Quais bereits Truppenbewegungen bemerkte.

Albert ist im Hotel-de-Ville, en flagrant delit, verhaftet worden; gegen ihn glaubt sich der Generalprokurator aller weiteren Beweise entheben zu dürfen. Die revolutionäre Richtung Albert's aber sei bekannt; habe er doch als einfacher Arbeiter einen Platz in der provisorischen Regierung behauptet, welche so "brüsk" auf das Königthum folgte. (So ist also auch glücklich die Februarrevolution, die provisorische Regierung, die Republik vor den "hohen Gerichtshof" gezogen.)

Die Situation von Barbes, sagt der öffentliche Ankläger, sei dieselbe. Durch die Februarrevolution der Freiheit wiedergegeben, zum Oberst einer Pariser Legion und selbst zum Volksrepräsentanten gewählt, habe er sich dennoch nicht "zufrieden" gegeben, vielmehr seinen alten revolutionären Leidenschaften auf's Neue den ausgebreitesten Spielraum gegeben. In den ersten Tagen nach der Revolution habe er eine Proklamation der Gesellschaft der Menschenrechte unterzeichnet, welche die Bürger in "Paria's" und "Privilegirte" theilte und also Haß und Bürgerkrieg zu verbreiten suchte. Ueber seine Betheiligung an dem Attentat ließen seine Rede in der Assemblee (die "Milliarde" auf die Reichen), sein Zug nach dem Hotel-de-Ville und seine Verhaftung in dem Augenblick, wo er eine Proklamation der neuen provisorischen Regierung unterzeichnete, keinen Zweifel.

Hier wird das Requisitorium des Generalprokurators durch die Einführung des Bürgers Buchez, Ex-Präsidenten der Nationalversammlung, unterbrochen, welcher, eben von Paris angekommen, noch einmal verhört werden soll. Buchez will jedoch in Betreff der behaupteten offiziellen Erlaubniß zu Raspail's Rede nichts weiter wissen, als was er schon gesagt hat, daß er nämlich auf Raspail's Gesuch, die Petition verlesen zu dürfen, geantwortet habe: "Als Präsident kann ich nur Nein sagen, als Bürger, der um jeden Preis die Ordnung retten will, stimme ich Ihnen bei.". Der Zeuge Lefranc wird ebenfalls noch einmal vorgeführt, und erklärt auf das Bestimmteste, daß der Präsident Buchez Raspail zugerufen habe: "Lesen Sie die Petition!"

Nach diesem Zwischenfall nimmt der Generalprokurator das Requisitorium wieder auf.

Sobrier, sagt der öffentliche Ankläger, habe von Anfang an eine besondere Stellung behauptet. Sein Haus in der Rue Rivoli war eine Kaserne, bewohnt und bewacht von ihm blind ergebenen Revolutionären. Ein Centralisationscomite und ein Ackerbaucomite hielten hier ihre Sitzungen, und aus diesem Hause ging das Journal La Commune de Paris hervor, welches sich durch seine leidenschaftliche Heftigkeit gegen die provisorische Regierung auszeichnete. Am 15. Mai habe sich Sobrier sehr ruhig benommen und mit mehreren Repräsentanten ein "gleichgültiges" Gespräch über Kommunismus angeknüpft; die in dem Hause Sobrier's gefundenen, von Seigneuret geschriebenen Rapporte und Dekrete, ließen die Schuld Sobrier's außer Zweifel.

Raspail sei an der Spitze der Demonstration, der Erste auf der Tribüne gewesen. Daß der Präsident oder ein anderer Repräsentant die Erlaubniß zu der Verlesung der Petition ertheilt haben solle, sei nicht wahrscheinlich; als Raspail kaum mit der Verlesung begonnen hatte, hat sogar ein Repräsentant, Hr. Adelsward, laut gegen die Verletzung protestirt. Später, von der Tribüne herabgestiegen, habe Raspail das Volk zu beruhigen gesucht, und sich dann in einen Garten zurückgezogen, um die Ereignisse abzuwarten. Als die Auflösung der Nationalversammlung ausgesprochen war, finden wir ihn auf dem Wege nach dem Hotel-de-Ville.

An dieser Stelle wird der Generalprokurator durch den. Ruf:

"das ist eine Lüge!" von einer der reservirten Tribünen unterbrochen. Die Gensd'armen bringen einen jungen Menschen, Namens Ribeyrolles, Kommis aus Lyon, vor die Schranken, welcher für diesen Ausruf mit 24 stündigem Gefängniß belegt wird.

Schluß der Sitzung 7 Uhr.

Großbritannien.
* London, 28. März.

Im Unterhause eine lange Debatte über Adderley's Antrag auf eine Adresse an die Krone, daß die "bisher unbesudelte" Kolonie in Südafrika mit der Schande, eine Verbrecherkolonie zu werden, verschont werde. Lord J.Russell versichert, daß, wenn in der Kap-Kolonie ein allgemeiner Widerwille gegen Aufnahme von Deportirten herrsche, die Hinsendung von Verbrechern aufhören werde. Darauf nimmt Adderley seinen Antrag zurück.

Sodann wieder ein irischer Gegenstand: Pfarrgelder betreffend, die von Katholiken an anglikanische Geistliche in Irland zu zahlen sind. Das Haus verwirft schließlich den von Fagan gestellten Antrag, durch welchen einem Theil dieses Uebelstandes abgeholfen werden sollte.

* London, 29. März.

Hume kündigte an, er werde nach Ostern folgende Resolution beantragen: "in Erwägung, daß die Preise von Getreide und andern nothwendigen Lebensbedürfnissen so niedrig sind als im J. 1797, ist das Haus der Ansicht, daß zum Zweck der Verminderung der Staatsausgaben und Erleichterung der Steuerlast bei jeder von nun an, sei es daheim oder auswärts, erfolgenden Anstellung im öffentlichen Dienst das Gehalt so nahe wie möglich in Uebereinstimmung mit der Scala von 1797 festzusetzen ist." Man beschäftigt sich hierauf mit den Details verschiedener uninteressanter Bills und vertagt sich um 6 Uhr Abends.

Zwei Schiffe, aus Frankreich kommend, das eine mit 202 Kisten, das andere mit 58 Ballen beladen, haben unweit der London-Bridge Anker geworfen. Ihre ebengedachte Ladung enthält lauter werthvolles Eigenthum der ex-königlichen Familie Louis Philipps. Das Ministerium Barrot-Faucher macht sich ein Vergnügen, seinem früheren Herrn und Meister gefällig zu sein.

Dänemark.
N.C. Kopenhagen, 23. März.

Wie ernsthaft die Regierung an die Fortsetzung des Krieges denkt, erhellt unter Anderm auch daraus, daß kürzlich gegen 100 Offiziere ernannt worden sind, was unter anderer Voraussetzung, schon der Ausgaben wegen, bestimmt unterlassen worden wäre.

Die berüchtigte Jungfer Rasmussen, gewesene Figurantin, Putzmansell etc., welche lange schon als Gesellschafterin des Königs ein Stein des Anstoßes und des Aergernisses gewesen, ist Sonntag bei Hofe als Baronesse Danner vorgestellt und von S. M. Ihro Gnaden titulirt worden. Sie soll aber auch noch zur Herzogin erhoben und mit den Gütern der Augustenburger und Glücksburger beschenkt werden! Dies ist unsre nordische Lola!

Türkei.
Konstantinopel, 14. März.

Die hiesigen türkischen und französischen Journale enthielten ein offizielles politisches Aktenstück der Pforte über ihre Kriegsrüstungen, welches nicht ohne Gewandtheit das Thema: Si vis pacem para bellum! behandelt. Es lautet:

"Niemand ist unbekannt mit den außerordentlichen Ereignissen, welche seit einem Jahr in Europa vorgefallen sind. Obgleich man von allen Seiten die Wiederkehr einer vollkommenden Ruhe erwartet so bemerkt man doch leider daß es noch nicht möglich gewesen, zu diesem Ziele zu gelangen; auch sind die meisten Regierungen aufmerksam auf Das, was sich zuträgt, und erwarten in gerüstetem Zustande die Dinge, die da kommen. Wenn man den jetzigen Zustand betrachtet, so könnte es beim ersten Anblicke scheinen, daß die hohe Pforte sich bereits halten müßte, jeder Erwartung die Stirne zu bieten, und wenn man die Bedürfnisse des Innern und die Schwierigkeiten des Aeußern erwägt, wird man leicht begreifen, daß dieses Reich sich hat zu außerordentlichen Rüstungen entschließen müssen. Dessenungeachtet hat die türkische Regierung mit Umsicht die Frage beleuchten und untersuchen wollen, bis wie weit sie Sorge für die Ereignisse zu tragen; und obgleich sie keinen zu dringenden Beweggrund gefunden, so kann man doch nicht leugnen, daß bis auf einen gewissen Grad sie ein wirkliches Bedürfniß hat, ihre Vorkehrungen zu treffen. So brachen im vorigen Jahre gegen Ende des Sommers Unruhen in der Walachei aus; Dank Gott und Sr. kais. Maj. wurden dieselben beigelegt, und eine vollkommene Ruhe folgte auf dieselben, wie man es gehofft hatte. Aber man glaube es ja nicht, daß die in dieses Land gesendeten militärischen Kräfte aus irgend einem andern besondern Grunde nicht zurückgezogen worden sind; ihre dortige Anwesenheit ist durch gewisse wichtige Verhandlungen begründet, welche man eben zu beendigen beschäftigt ist. In den innern Angelegenheiten der Walachei besteht kein Grund mehr von der Art, daß dieselben die ganze Aufmerksamkeit der hohen Pforte erheischen, und als Beweis der Gerechtigkeit und der guten Einrichtungen, welche Se. Maj. der Sultan hat vorherrschen lassen, hat sich keine Unordnung auf irgend einem Punkte des Territoriums dieses ausgedehnten Reiches gezeigt. Da die Lage im Innern so ist, wie wir sie eben geschildert, so untersuchen wir kurz, welche Anwendungen die genommenen Vorkehrungen nach außen erleiden. Die Türkei befindet sich in dem besten Verständniß mit den verbündeten nahe oder fern liegenden Ländern, und Jeder weiß, daß zwischen denselben und ihr ein wechselseitiges Vertrauen herrscht. Auch ist es in einer solchen Lage leicht zu begreifen, daß nichts in den innern Zuständen oder in den Beziehungen des Reichs nach außen die bedeutenden Ausgaben begründet, welche diese ausgedehnten Vorkehrungen mit sich bringen. Unterdessen da diese nur präventiven Vorkehrungen die Freundschaft nicht beeinträchtigen, so werden alle vorsichtigen Menschen eingestehen, daß in Zeiten der Verwirrung es nothwendig ist, auf geziemende Weise die Ruhe im Innern zu sichern und nach außen Ehrfurcht einflößen zu lassen vor der unparteiischen Weise, mit welcher die türkische Regierung ihre Rüstungen vorbereitet. Deswegen wird, nach den dieserhalb von Sr. Maj. dem Sultan gegebenen Befehlen, die kais. Flotte, sowie dies jedes Jahr stattfindet, im Frühjahre bereit stehen; zu gleicher Zeit ist beschlossen worden, daß die nöthige Zahl von Landtruppen sich vereinigen soll, um durch eine Vorsichtsmaßregel dahin geschickt zu werden, wo es nöthig sein sollte. Diese Zeilen sind geschrieben und in der offiziellen Reichszeitung verkündigt worden, damit die Wahrheit bekannt werde und keine andere Auslegung gegeben werden könne"

Wir erlauben uns dennoch einige Winke für den Leser. Das Actenstück ist ein Beweis der Gewandtheit des Mannes, in dessen Hände die auswärtigen Angelegenheiten gelegt sind. Es zeigt den Fortschritt des Orients durch diese Ansprache an die Oeffentlichkeit. Es ist wichtig für Das, was es sagt, und Das, was es nicht sagt. Die Abfassung desselben fällt gewiß Ende Februar, sodaß durch dasselbe Alles, was wir von den Rüstungen der Pforte schon damals gesagt, sowie Das über die Bewegungen der Flotte, bestätigt wird. Dann gesteht dasselbe, daß die innern Zustände der Walachei die fernere Anwesenheit der Truppen nicht erheischen, deutet auch mit keiner Silbe auf die Mitwirkung Rußlands zur Erlangung eines Friedenszustandes in den Donaufürstenthümern hin. Wer hiernach erwägt, wie der russische Commissar in diesen Fürstenthümern wenig im Einklange mit der Pforte bei seinen willkürlichen Verhaftungen verfahren, wie neuerdings Aufforderungen zur Räumung in Petersburg zurückgewiesen worden, wie die Neutralität dieses Bodens von Rußland aus bei den Truppensendungen nach Siebenbürgen misachtet ist, der wird am besten Dasjenige suppliren, was dieses Actenstück nicht sagt. - Uebrigens sind seit kurzem noch einige bedeutsame Personalveränderungen vorgegangen. Der dem Fortschritte weniger ergebene Risa-Pascha ist pensionirt worden und Mohammed, der Großadmiral, durch den bisherigen Commandanten der Abtheilung im Archipel ersetzt worden. Ferner sind einige englische und andere fremde Offiziere für das Landheer und die Flotte engagirt worden.

(D. A. Z.)
Neueste Nachrichten.
Lombardei.

Laut dem "Repubblicano" beginnt sich die Bevölkerung zu regen. Am 24. wußte man in Mailand, daß eine, Schlacht stattgefunden; allein über den Ausgang derselben waren nur unsichere Gerücht im Umlaufe. Da erschien ein offizielles Bülletin, das von einem unerhörten Siege der Oestreicher sprach; 14,000 Italiener seien auf dem Schlachtfelde geblieben, während die Oestreicher nur 250 Todte hätten. Diese unverschämte Aufschneiderei erbitterte das Volk; es rottete sich zusammen, riß die Bülletins von den Straßenecken und drang in die offizielle Druckerei, wo es Alles zertrümerte. Einige Patrouillen wurden entwaffnet, zu einer blutigen Collision kam es aber nicht. - Brescia wurde von den österreichischen Garnison während 2 Stunden bombadirt. In Bergamo, wo das Volk sich ebenfalls erhob, gab es ähnliche Vorfälle. Verona soll im Aufstande begriffen sein.

Basel.

Ein gestern hier angekommener Privatbrief aus Mailand vom 26. März bringt die Nachricht, daß nach einem hitzigen Treffen zwischen Vigevano und Novara, in welchem beide Theile große Verluste erlitten, die Oesterreicher aber die Oberhand behaupten, Friedensunterhandlungen angeknüpft worden seien. Karl Albert habe zu Gunsten seines Sohns, des Herzogs von Savoyen, seiner Krone entsagt, und dieser sei bereit, innert einer gewissen Zeit sich friedlich mit Oesterreich zu verständigen. Sollte aber dieser Vorschlag von Radetzki nicht angenommen werden, so beginnen die Feindseligkeiten von Neuem. An der Schlappe, welche die Piemontesen am Tessin erlitten, sollen die Savoyarden Schuld tragen, die sich nicht schlagen wollen.

(Sch. R. Z.)
Redakteur en chef: Karl Marx.

Hierzu eine Beilage.

wegung vermieden werden möge, weil man nicht nur die Energie der östreichischen Kanonen fürchtet, sondern noch mehr das Einrücken der russischen Truppen, die an der Grenze stehen, und nach dem allgemeinen Glauben eben so gewiß wie in Siebenbürgen bei jedem Aufstande einrücken würden ‒ ja der städtischen Behörde ist, wie man behauptet, vom östreichischen Gouverneur schon der Antrag gemacht worden, sich an den russischen kommandirenden General an der Grenze um Schutz zu wenden, was diese jedoch mit Entrüstung zurückgewiesen hat.

Französische Republik.

(Unsere sämmtlich en Pariser Briefe sind heute ausgeblieben. ‒ Wir geben die neuesten Nachrichten, soweit die französischen und belgischen Blätter sie bringen.)

* Paris, 29. März.

Gestern stand Proudhon als Verfasser der Artikel vom 26. und 27. Januar des „Peuple“ gegen den Präsidenten Bonoparte, nebst seinem Geranten Duchêne vor den Assisen. Die Geschworenen sprachen gegen Beide das „Schuldig“ und das Gericht verurtheilte Proudhon zu 3 Jahren Gefängniß und 3000 Frs. Buße, den Geranten Duchêne zu 2 Jahr und 1000 Frs. Buße. Diese Strafe ist die höchste, die je gegen einen Publizisten verhängt wurde, und wofür? weil Proudhon sagte: „Wenn das Volk am 10. Dezember einen Ochsen gewählt hätte, so wäre es Pflicht der Nationalversammlung, darauf zu achten, daß die Bestie keinen Schaden anrichte!“

‒ Die Debatte über das Klubgesetz wird morgen, Freitag, in der Assemblée wieder aufgenommen werden.

‒ Seit drei Tagen halten die demokratischen Wahlcomite's in den Klublokalen Redoute, Saal Martel, Cordeliers u. s. w. wieder öffentliche Sitzungen. An der Spitze derselben stehen d'Alton-Shee, Baudin, Joly, Madier de Montjeau, Lechevalier. Die Angeklagten von Bourges werden die Ersten sein, welche aus den Pariser Wahlurnen hervorgehen.

‒ Die Rue Poitiers hat eine Subskription eröffnet, um den Bauern „billige Traktätchen“ bieten zu können, worin ihnen die Vortheile reaktionärer Wahlen auseinandergesetzt werden sollen.

‒ Man spricht von neuen Depeschen, welche die Regierung aus Italien empfangen haben soll. Radetzky habe unter der Vermittlung der französischen und englischen Gesandten einen Waffenstillstand mit der sardinischen Regierung geschlossen, wonach er seine gegenwärtige Position beibehalte. Die östreichische Regierung habe Frankreich erklärt, daß sie keine Gebietsvergrößerung suche, sondern an den Verträgen festhalten wolle.

‒ Der Maire und die Adjunkten von Lisieux haben das Comité der Rue Poitiers befragt, ob sie Hrn. Guizot wählen sollten oder nicht. Molé, Thiers, Duvergier d'Hauranne sprachen sich dagegen aus; Thiers sagte, er sehe in dieser Sache nur einen Skandal. Zuletzt beschloß das Comité einstimmig, dem Maire zu antworten, daß man sich über diese Frage nicht aussprechen könne.

‒ Hebert und Guizot treten als Kandidaten für die legislative Kammer auf.

* Paris, 29. März.

Sitzung der Nationalversammlung. Präsident Marrast. Auf der Tagesordnung steht das Budget des Handels und Ackerbaues.

Jules Favre besteigt die Tribüne:

„Der tiefe Eindruck, den die Nachrichten aus Turin gestern in dieser Versammlung hervorgebracht haben, hat sich auch in Ihrem Comite des Auswärtigen fühlbar gemacht. Wir haben gestern und heute Sitzung gehalten. Ihr Comite hat mich beauftragt Ihnen eine Resolution vorzulegen, welche ich mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten debattiren sollte. Da aber der Herr Minister, aus uns unbekannten Gründen, nicht in der Sitzung erschienen ist, so müssen wir unsern Resolutionsentwurf auf morgen verschieben.“ (Bewegung.)

Die Versammlung nimmt darauf das Büdget einstimmig an. Schluß der Sitzung 5 1/4 Uhr.

* Bourges, 26. März.

(Schluß der Sitzung vom 26.März.)

Generalprokurator Baroche beginnt sein Requisitorium.

Nach einigen Einleitungsphrasen über die hohen Pflichten seines Amtes, die Aufmerksamkeit der Geschworenen u. s. w. giebt der Vertreter des öffentlichen Ministeriums sein Urtheil über die Februarrevolution zum Besten, welche in seinen Augen die höchsten Ansprüche des Volkes realisirt hatte, und durchaus nichts weiter zu wünschen übrig lassen konnte. Nichts desto weniger habe sich alsbald nach den Februartagen ein neuer Kampf entsponnen: zwischen den gemäßigten und den exaltirten Republikanern. Die Exaltirten seien bloß für den Umsturz, für die „Permanenz der Revolution“ begeistert gewesen, der Vorwand der „sozialen“ Revolution habe ihnen gefehlt, da die Februarrevolution nach dem Generalprokurator „politisch und sozial“ war.

Zu dem 17. März übergehend wiederholt und vergleicht er die Aussagen Lamartine's, Ledru-Rollin's und Marie's. Er stellt Blanqui als den Urheber dieses „Angriffstages“ dar, und meint, daß sich derselbe nur deshalb zurückgezogen gezeigt habe, um im „günstigen Augenblick“ sich an die Spitze zu werfen, ohne sich vorher den zweifelhaften Chancen des Mißlingens auszusetzen. Den Charakter des 16. April bezeichnet er sodann nach dem glücklichen Ausdruck des Zeugen Degousen als das Werk einer „geheimen Macht“ diese geheime Macht war Niemand anders als Blanqui, der schon den 17. März „organisirt“ hatte; beide Tage haben nach der tiefen Anschauung des Generalprokurators auch die Aehnlichkeit mit einander, daß sie ‒ „jeder unter einem andern Vorwand eingeleitet wurden“!

Der Angeklagte Blanqui bemerke zwar, daß er mit der Zusammenberufung der Arbeiter auf das Marsfeld nichts zu schaffen habe. Das öffentliche Ministerium wisse dies wohl. Aber warum ist Blanqui auf das Marsfeld gegangen, wo er nichts zu thun hatte? Blanqui hatte offenbar seinen Zweck: er wollte die Versammlung zu diesen seinen geheimen Zwecken, zu seinen politischen Leidenschaften, seinem Privathaß benutzen, sie gegen die provisorische Regierung führen, die Regierung stürzen und an ihren Platz, in „kläglicher Wiederholung der ersten Revolution“ einen Wohlfahrtsausschuß setzen, in dem sich denn auch Blanqui befand. Als Beweis dieses großartigen Planes führt der Generalprokurator an, daß Blanqui am Abend in seinem Klub seinen Haß gegen die Nationalgarde verrathen habe, als er die unverzügliche Bildung der republikanischen Central-Gesellschaft mit bewaffneten Sektionen vorschlug. Die Massacres in Rouen seien die Folgen davon gewesen. Unter dem Vorwand der „Contrerevolution“ habe man in dem Klub Blanqui den Bürgerkrieg gegen die Nationalgarde zu organisiren gesucht; die Nationalgarden seien „Mörder“, die alten Beamten, Richter u. s. w. seien „Henker“ genannt worden, die man nicht etwa absetzen, nein, vor Revolutionstribunale stellen müßte.

Am 15. Mai nimmt Blanqui selbst über die Ereignisse von Rouen das Wort. Er spricht von den Projekten der Contrerevolution und der fanatischen Wuth der Bourgeois-Garde, und macht eine Proklamation, in der es heißt, daß sich die Contrerevolution in dem Blut des Volkes haben wolle.

(Hier verlies't der Generalprokurator eine Assiche über die Massacres von Rouen, die mit den Worten: „Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!“ beginnt.)

Nicht minder heftig habe sich der Club der Volksfreunde von Raspail gezeigt, wie dies aus einer Verhandlung desselben über die Rouener Ereignisse hervorgehe.

Der Ankläger geht dann zu dem 15. Mai über. Er bemerkt, daß zwei Tage vorher, am 13., eine Petition für die Polen nach dem Madeleine-Platz gebracht und dem Repräsentanten Bavin eingehändigt worden ist, der sie auf dem Bureau der Versammlung niederlegte. Wenn es sich bloß um die „Interessen Polens“ gehandelt hätte, so wäre damit „Alles“ erreicht, und die Manifestation des 15. überflüssig gewesen. Blanqui aber habe in der „polnischen Demonstration“ nur ein „magisches Wort“ gesehen, um das Volk auf die Straßen zu bringen.

Dann resumirt er den allgemeinen Gang der Manifestation und die einzelnen dabei vorgekommenen Ereignisse. Er bestätigt, daß bis zu dem Augenblick, wo der Präsident von seinem Fauteuil vertrieben wurde, kein einziges Mitglied der Versammlung seinen Platz verlassen habe. Das Schweigen der Versammlung erklärt er durch den vernünftigen Wunsch, die Wuth des Volkes nicht zu reizen, was leicht zu blutigen Exzessen hätte führen können, da die meisten der Eingedrungenen verborgene Waffen trugen. Es frage sich, ob die wahren Schuldigen hier auf der Angeklagtenbank seien? Man habe gesagt, es seien Leute unter den Angeklagten, welche sich untereinander vollständig unbekannt waren, bei denen also von keinem „Komplott“ die Rede sein könne, da das „Komplott“ eine Vorberathung voraussetze, einen Beschluß gemeinsam zu agiren. Dies sei wohl war; es handle sich hier aber um ein Attentat. Ein Attentat kann zufällig und unvorbereitet stattfinden, Leute, die sich zum ersten Mal auf einem öffentlichen Platz treffen, können Mitschuldige bei einem Attentat werden, und dies ist die gegenwärtige Sachlage.

Nach dieser Introduktion, deren Abwicklung über 1 1/2 Stunden währt, geht die Anklage auf die einzelnen Beschuldigten, zunächst Blanqui, über. Wenn Blanqui, nachdem er in allen Stufen des Attentats zur Hand gewesen, nicht in dem Hotel-de-Ville erschien, so geschah dies nach dem Generalprokurator, weil Blanqui erst die „Ereignisse“ abwarten wollte und auf den Quais bereits Truppenbewegungen bemerkte.

Albert ist im Hotel-de-Ville, en flagrant delit, verhaftet worden; gegen ihn glaubt sich der Generalprokurator aller weiteren Beweise entheben zu dürfen. Die revolutionäre Richtung Albert's aber sei bekannt; habe er doch als einfacher Arbeiter einen Platz in der provisorischen Regierung behauptet, welche so „brüsk“ auf das Königthum folgte. (So ist also auch glücklich die Februarrevolution, die provisorische Regierung, die Republik vor den „hohen Gerichtshof“ gezogen.)

Die Situation von Barbes, sagt der öffentliche Ankläger, sei dieselbe. Durch die Februarrevolution der Freiheit wiedergegeben, zum Oberst einer Pariser Legion und selbst zum Volksrepräsentanten gewählt, habe er sich dennoch nicht „zufrieden“ gegeben, vielmehr seinen alten revolutionären Leidenschaften auf's Neue den ausgebreitesten Spielraum gegeben. In den ersten Tagen nach der Revolution habe er eine Proklamation der Gesellschaft der Menschenrechte unterzeichnet, welche die Bürger in „Paria's“ und „Privilegirte“ theilte und also Haß und Bürgerkrieg zu verbreiten suchte. Ueber seine Betheiligung an dem Attentat ließen seine Rede in der Assemblée (die „Milliarde“ auf die Reichen), sein Zug nach dem Hotel-de-Ville und seine Verhaftung in dem Augenblick, wo er eine Proklamation der neuen provisorischen Regierung unterzeichnete, keinen Zweifel.

Hier wird das Requisitorium des Generalprokurators durch die Einführung des Bürgers Buchez, Ex-Präsidenten der Nationalversammlung, unterbrochen, welcher, eben von Paris angekommen, noch einmal verhört werden soll. Buchez will jedoch in Betreff der behaupteten offiziellen Erlaubniß zu Raspail's Rede nichts weiter wissen, als was er schon gesagt hat, daß er nämlich auf Raspail's Gesuch, die Petition verlesen zu dürfen, geantwortet habe: „Als Präsident kann ich nur Nein sagen, als Bürger, der um jeden Preis die Ordnung retten will, stimme ich Ihnen bei.“. Der Zeuge Lefranc wird ebenfalls noch einmal vorgeführt, und erklärt auf das Bestimmteste, daß der Präsident Buchez Raspail zugerufen habe: „Lesen Sie die Petition!“

Nach diesem Zwischenfall nimmt der Generalprokurator das Requisitorium wieder auf.

Sobrier, sagt der öffentliche Ankläger, habe von Anfang an eine besondere Stellung behauptet. Sein Haus in der Rue Rivoli war eine Kaserne, bewohnt und bewacht von ihm blind ergebenen Revolutionären. Ein Centralisationscomité und ein Ackerbaucomité hielten hier ihre Sitzungen, und aus diesem Hause ging das Journal La Commune de Paris hervor, welches sich durch seine leidenschaftliche Heftigkeit gegen die provisorische Regierung auszeichnete. Am 15. Mai habe sich Sobrier sehr ruhig benommen und mit mehreren Repräsentanten ein „gleichgültiges“ Gespräch über Kommunismus angeknüpft; die in dem Hause Sobrier's gefundenen, von Seigneuret geschriebenen Rapporte und Dekrete, ließen die Schuld Sobrier's außer Zweifel.

Raspail sei an der Spitze der Demonstration, der Erste auf der Tribüne gewesen. Daß der Präsident oder ein anderer Repräsentant die Erlaubniß zu der Verlesung der Petition ertheilt haben solle, sei nicht wahrscheinlich; als Raspail kaum mit der Verlesung begonnen hatte, hat sogar ein Repräsentant, Hr. Adelsward, laut gegen die Verletzung protestirt. Später, von der Tribüne herabgestiegen, habe Raspail das Volk zu beruhigen gesucht, und sich dann in einen Garten zurückgezogen, um die Ereignisse abzuwarten. Als die Auflösung der Nationalversammlung ausgesprochen war, finden wir ihn auf dem Wege nach dem Hotel-de-Ville.

An dieser Stelle wird der Generalprokurator durch den. Ruf:

„das ist eine Lüge!“ von einer der reservirten Tribünen unterbrochen. Die Gensd'armen bringen einen jungen Menschen, Namens Ribeyrolles, Kommis aus Lyon, vor die Schranken, welcher für diesen Ausruf mit 24 stündigem Gefängniß belegt wird.

Schluß der Sitzung 7 Uhr.

Großbritannien.
* London, 28. März.

Im Unterhause eine lange Debatte über Adderley's Antrag auf eine Adresse an die Krone, daß die „bisher unbesudelte“ Kolonie in Südafrika mit der Schande, eine Verbrecherkolonie zu werden, verschont werde. Lord J.Russell versichert, daß, wenn in der Kap-Kolonie ein allgemeiner Widerwille gegen Aufnahme von Deportirten herrsche, die Hinsendung von Verbrechern aufhören werde. Darauf nimmt Adderley seinen Antrag zurück.

Sodann wieder ein irischer Gegenstand: Pfarrgelder betreffend, die von Katholiken an anglikanische Geistliche in Irland zu zahlen sind. Das Haus verwirft schließlich den von Fagan gestellten Antrag, durch welchen einem Theil dieses Uebelstandes abgeholfen werden sollte.

* London, 29. März.

Hume kündigte an, er werde nach Ostern folgende Resolution beantragen: „in Erwägung, daß die Preise von Getreide und andern nothwendigen Lebensbedürfnissen so niedrig sind als im J. 1797, ist das Haus der Ansicht, daß zum Zweck der Verminderung der Staatsausgaben und Erleichterung der Steuerlast bei jeder von nun an, sei es daheim oder auswärts, erfolgenden Anstellung im öffentlichen Dienst das Gehalt so nahe wie möglich in Uebereinstimmung mit der Scala von 1797 festzusetzen ist.“ Man beschäftigt sich hierauf mit den Details verschiedener uninteressanter Bills und vertagt sich um 6 Uhr Abends.

Zwei Schiffe, aus Frankreich kommend, das eine mit 202 Kisten, das andere mit 58 Ballen beladen, haben unweit der London-Bridge Anker geworfen. Ihre ebengedachte Ladung enthält lauter werthvolles Eigenthum der ex-königlichen Familie Louis Philipps. Das Ministerium Barrot-Faucher macht sich ein Vergnügen, seinem früheren Herrn und Meister gefällig zu sein.

Dänemark.
N.C. Kopenhagen, 23. März.

Wie ernsthaft die Regierung an die Fortsetzung des Krieges denkt, erhellt unter Anderm auch daraus, daß kürzlich gegen 100 Offiziere ernannt worden sind, was unter anderer Voraussetzung, schon der Ausgaben wegen, bestimmt unterlassen worden wäre.

Die berüchtigte Jungfer Rasmussen, gewesene Figurantin, Putzmansell etc., welche lange schon als Gesellschafterin des Königs ein Stein des Anstoßes und des Aergernisses gewesen, ist Sonntag bei Hofe als Baronesse Danner vorgestellt und von S. M. Ihro Gnaden titulirt worden. Sie soll aber auch noch zur Herzogin erhoben und mit den Gütern der Augustenburger und Glücksburger beschenkt werden! Dies ist unsre nordische Lola!

Türkei.
Konstantinopel, 14. März.

Die hiesigen türkischen und französischen Journale enthielten ein offizielles politisches Aktenstück der Pforte über ihre Kriegsrüstungen, welches nicht ohne Gewandtheit das Thema: Si vis pacem para bellum! behandelt. Es lautet:

„Niemand ist unbekannt mit den außerordentlichen Ereignissen, welche seit einem Jahr in Europa vorgefallen sind. Obgleich man von allen Seiten die Wiederkehr einer vollkommenden Ruhe erwartet so bemerkt man doch leider daß es noch nicht möglich gewesen, zu diesem Ziele zu gelangen; auch sind die meisten Regierungen aufmerksam auf Das, was sich zuträgt, und erwarten in gerüstetem Zustande die Dinge, die da kommen. Wenn man den jetzigen Zustand betrachtet, so könnte es beim ersten Anblicke scheinen, daß die hohe Pforte sich bereits halten müßte, jeder Erwartung die Stirne zu bieten, und wenn man die Bedürfnisse des Innern und die Schwierigkeiten des Aeußern erwägt, wird man leicht begreifen, daß dieses Reich sich hat zu außerordentlichen Rüstungen entschließen müssen. Dessenungeachtet hat die türkische Regierung mit Umsicht die Frage beleuchten und untersuchen wollen, bis wie weit sie Sorge für die Ereignisse zu tragen; und obgleich sie keinen zu dringenden Beweggrund gefunden, so kann man doch nicht leugnen, daß bis auf einen gewissen Grad sie ein wirkliches Bedürfniß hat, ihre Vorkehrungen zu treffen. So brachen im vorigen Jahre gegen Ende des Sommers Unruhen in der Walachei aus; Dank Gott und Sr. kais. Maj. wurden dieselben beigelegt, und eine vollkommene Ruhe folgte auf dieselben, wie man es gehofft hatte. Aber man glaube es ja nicht, daß die in dieses Land gesendeten militärischen Kräfte aus irgend einem andern besondern Grunde nicht zurückgezogen worden sind; ihre dortige Anwesenheit ist durch gewisse wichtige Verhandlungen begründet, welche man eben zu beendigen beschäftigt ist. In den innern Angelegenheiten der Walachei besteht kein Grund mehr von der Art, daß dieselben die ganze Aufmerksamkeit der hohen Pforte erheischen, und als Beweis der Gerechtigkeit und der guten Einrichtungen, welche Se. Maj. der Sultan hat vorherrschen lassen, hat sich keine Unordnung auf irgend einem Punkte des Territoriums dieses ausgedehnten Reiches gezeigt. Da die Lage im Innern so ist, wie wir sie eben geschildert, so untersuchen wir kurz, welche Anwendungen die genommenen Vorkehrungen nach außen erleiden. Die Türkei befindet sich in dem besten Verständniß mit den verbündeten nahe oder fern liegenden Ländern, und Jeder weiß, daß zwischen denselben und ihr ein wechselseitiges Vertrauen herrscht. Auch ist es in einer solchen Lage leicht zu begreifen, daß nichts in den innern Zuständen oder in den Beziehungen des Reichs nach außen die bedeutenden Ausgaben begründet, welche diese ausgedehnten Vorkehrungen mit sich bringen. Unterdessen da diese nur präventiven Vorkehrungen die Freundschaft nicht beeinträchtigen, so werden alle vorsichtigen Menschen eingestehen, daß in Zeiten der Verwirrung es nothwendig ist, auf geziemende Weise die Ruhe im Innern zu sichern und nach außen Ehrfurcht einflößen zu lassen vor der unparteiischen Weise, mit welcher die türkische Regierung ihre Rüstungen vorbereitet. Deswegen wird, nach den dieserhalb von Sr. Maj. dem Sultan gegebenen Befehlen, die kais. Flotte, sowie dies jedes Jahr stattfindet, im Frühjahre bereit stehen; zu gleicher Zeit ist beschlossen worden, daß die nöthige Zahl von Landtruppen sich vereinigen soll, um durch eine Vorsichtsmaßregel dahin geschickt zu werden, wo es nöthig sein sollte. Diese Zeilen sind geschrieben und in der offiziellen Reichszeitung verkündigt worden, damit die Wahrheit bekannt werde und keine andere Auslegung gegeben werden könne“

Wir erlauben uns dennoch einige Winke für den Leser. Das Actenstück ist ein Beweis der Gewandtheit des Mannes, in dessen Hände die auswärtigen Angelegenheiten gelegt sind. Es zeigt den Fortschritt des Orients durch diese Ansprache an die Oeffentlichkeit. Es ist wichtig für Das, was es sagt, und Das, was es nicht sagt. Die Abfassung desselben fällt gewiß Ende Februar, sodaß durch dasselbe Alles, was wir von den Rüstungen der Pforte schon damals gesagt, sowie Das über die Bewegungen der Flotte, bestätigt wird. Dann gesteht dasselbe, daß die innern Zustände der Walachei die fernere Anwesenheit der Truppen nicht erheischen, deutet auch mit keiner Silbe auf die Mitwirkung Rußlands zur Erlangung eines Friedenszustandes in den Donaufürstenthümern hin. Wer hiernach erwägt, wie der russische Commissar in diesen Fürstenthümern wenig im Einklange mit der Pforte bei seinen willkürlichen Verhaftungen verfahren, wie neuerdings Aufforderungen zur Räumung in Petersburg zurückgewiesen worden, wie die Neutralität dieses Bodens von Rußland aus bei den Truppensendungen nach Siebenbürgen misachtet ist, der wird am besten Dasjenige suppliren, was dieses Actenstück nicht sagt. ‒ Uebrigens sind seit kurzem noch einige bedeutsame Personalveränderungen vorgegangen. Der dem Fortschritte weniger ergebene Risa-Pascha ist pensionirt worden und Mohammed, der Großadmiral, durch den bisherigen Commandanten der Abtheilung im Archipel ersetzt worden. Ferner sind einige englische und andere fremde Offiziere für das Landheer und die Flotte engagirt worden.

(D. A. Z.)
Neueste Nachrichten.
Lombardei.

Laut dem „Repubblicano“ beginnt sich die Bevölkerung zu regen. Am 24. wußte man in Mailand, daß eine, Schlacht stattgefunden; allein über den Ausgang derselben waren nur unsichere Gerücht im Umlaufe. Da erschien ein offizielles Bülletin, das von einem unerhörten Siege der Oestreicher sprach; 14,000 Italiener seien auf dem Schlachtfelde geblieben, während die Oestreicher nur 250 Todte hätten. Diese unverschämte Aufschneiderei erbitterte das Volk; es rottete sich zusammen, riß die Bülletins von den Straßenecken und drang in die offizielle Druckerei, wo es Alles zertrümerte. Einige Patrouillen wurden entwaffnet, zu einer blutigen Collision kam es aber nicht. ‒ Brescia wurde von den österreichischen Garnison während 2 Stunden bombadirt. In Bergamo, wo das Volk sich ebenfalls erhob, gab es ähnliche Vorfälle. Verona soll im Aufstande begriffen sein.

Basel.

Ein gestern hier angekommener Privatbrief aus Mailand vom 26. März bringt die Nachricht, daß nach einem hitzigen Treffen zwischen Vigevano und Novara, in welchem beide Theile große Verluste erlitten, die Oesterreicher aber die Oberhand behaupten, Friedensunterhandlungen angeknüpft worden seien. Karl Albert habe zu Gunsten seines Sohns, des Herzogs von Savoyen, seiner Krone entsagt, und dieser sei bereit, innert einer gewissen Zeit sich friedlich mit Oesterreich zu verständigen. Sollte aber dieser Vorschlag von Radetzki nicht angenommen werden, so beginnen die Feindseligkeiten von Neuem. An der Schlappe, welche die Piemontesen am Tessin erlitten, sollen die Savoyarden Schuld tragen, die sich nicht schlagen wollen.

(Sch. R. Z.)
Redakteur en chef: Karl Marx.

Hierzu eine Beilage.

<TEI>
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wegung vermieden werden möge, weil man nicht nur die Energie der östreichischen Kanonen fürchtet, sondern noch mehr das Einrücken der russischen Truppen, die an der Grenze stehen, und nach dem allgemeinen Glauben eben so gewiß wie in Siebenbürgen bei jedem Aufstande einrücken würden &#x2012; ja der städtischen Behörde ist, wie man behauptet, vom östreichischen Gouverneur schon der Antrag gemacht worden, sich an den russischen kommandirenden General an der Grenze um Schutz zu wenden, was diese jedoch mit Entrüstung zurückgewiesen hat.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
        <p>(Unsere sämmtlich en Pariser Briefe sind heute ausgeblieben. &#x2012; Wir geben die neuesten Nachrichten, soweit die französischen und belgischen Blätter sie bringen.)</p>
        <div xml:id="ar261-1_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Paris, 29. März.</head>
          <p>Gestern stand Proudhon als Verfasser der Artikel vom 26. und 27. Januar des &#x201E;Peuple&#x201C; gegen den Präsidenten Bonoparte, nebst seinem Geranten Duchêne vor den Assisen. Die Geschworenen sprachen gegen Beide das &#x201E;Schuldig&#x201C; und das Gericht verurtheilte Proudhon zu 3 Jahren Gefängniß und 3000 Frs. Buße, den Geranten Duchêne zu 2 Jahr und 1000 Frs. Buße. Diese Strafe ist die höchste, die je gegen einen Publizisten verhängt wurde, und wofür? weil Proudhon sagte: &#x201E;Wenn das Volk am 10. Dezember einen Ochsen gewählt hätte, so wäre es Pflicht der Nationalversammlung, darauf zu achten, daß die Bestie keinen Schaden anrichte!&#x201C;</p>
          <p>&#x2012; Die Debatte über das Klubgesetz wird morgen, Freitag, in der Assemblée wieder aufgenommen werden.</p>
          <p>&#x2012; Seit drei Tagen halten die demokratischen Wahlcomite's in den Klublokalen Redoute, Saal Martel, Cordeliers u. s. w. wieder öffentliche Sitzungen. An der Spitze derselben stehen d'Alton-Shee, Baudin, Joly, Madier de Montjeau, Lechevalier. Die Angeklagten von Bourges werden die Ersten sein, welche aus den Pariser Wahlurnen hervorgehen.</p>
          <p>&#x2012; Die Rue Poitiers hat eine Subskription eröffnet, um den Bauern &#x201E;billige Traktätchen&#x201C; bieten zu können, worin ihnen die Vortheile reaktionärer Wahlen auseinandergesetzt werden sollen.</p>
          <p>&#x2012; Man spricht von neuen Depeschen, welche die Regierung aus Italien empfangen haben soll. Radetzky habe unter der Vermittlung der französischen und englischen Gesandten einen Waffenstillstand mit der sardinischen Regierung geschlossen, wonach er seine gegenwärtige Position beibehalte. Die östreichische Regierung habe Frankreich erklärt, daß sie keine Gebietsvergrößerung suche, sondern an den Verträgen festhalten wolle.</p>
          <p>&#x2012; Der Maire und die Adjunkten von Lisieux haben das Comité der Rue Poitiers befragt, ob sie Hrn. Guizot wählen sollten oder nicht. Molé, Thiers, Duvergier d'Hauranne sprachen sich dagegen aus; Thiers sagte, er sehe in dieser Sache nur einen Skandal. Zuletzt beschloß das Comité einstimmig, dem Maire zu antworten, daß man sich über diese Frage nicht aussprechen könne.</p>
          <p>&#x2012; Hebert und Guizot treten als Kandidaten für die legislative Kammer auf.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar261-1_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Paris, 29. März.</head>
          <p>Sitzung der Nationalversammlung. Präsident Marrast. Auf der Tagesordnung steht das Budget des Handels und Ackerbaues.</p>
          <p>Jules <hi rendition="#g">Favre</hi> besteigt die Tribüne:</p>
          <p>&#x201E;Der tiefe Eindruck, den die Nachrichten aus Turin gestern in dieser Versammlung hervorgebracht haben, hat sich auch in Ihrem Comite des Auswärtigen fühlbar gemacht. Wir haben gestern und heute Sitzung gehalten. Ihr Comite hat mich beauftragt Ihnen eine Resolution vorzulegen, welche ich mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten debattiren sollte. Da aber der Herr Minister, aus uns unbekannten Gründen, nicht in der Sitzung erschienen ist, so müssen wir unsern Resolutionsentwurf auf morgen verschieben.&#x201C; (Bewegung.)</p>
          <p>Die Versammlung nimmt darauf das Büdget einstimmig an. Schluß der Sitzung 5 1/4 Uhr.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar261-1_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bourges, 26. März.</head>
          <p>(Schluß der Sitzung vom 26.März.)</p>
          <p>Generalprokurator Baroche beginnt sein Requisitorium.</p>
          <p>Nach einigen Einleitungsphrasen über die hohen Pflichten seines Amtes, die Aufmerksamkeit der Geschworenen u. s. w. giebt der Vertreter des öffentlichen Ministeriums sein Urtheil über die Februarrevolution zum Besten, welche in seinen Augen die höchsten Ansprüche des Volkes realisirt hatte, und durchaus nichts weiter zu wünschen übrig lassen konnte. Nichts desto weniger habe sich alsbald nach den Februartagen ein neuer Kampf entsponnen: zwischen den gemäßigten und den exaltirten Republikanern. Die Exaltirten seien bloß für den Umsturz, für die &#x201E;Permanenz der Revolution&#x201C; begeistert gewesen, der Vorwand der &#x201E;sozialen&#x201C; Revolution habe ihnen gefehlt, da die Februarrevolution nach dem Generalprokurator &#x201E;politisch und sozial&#x201C; war.</p>
          <p>Zu dem 17. März übergehend wiederholt und vergleicht er die Aussagen Lamartine's, Ledru-Rollin's und Marie's. Er stellt Blanqui als den Urheber dieses &#x201E;Angriffstages&#x201C; dar, und meint, daß sich derselbe nur deshalb zurückgezogen gezeigt habe, um im &#x201E;günstigen Augenblick&#x201C; sich an die Spitze zu werfen, ohne sich vorher den zweifelhaften Chancen des Mißlingens auszusetzen. Den Charakter des 16. April bezeichnet er sodann nach dem glücklichen Ausdruck des Zeugen Degousen als das Werk einer &#x201E;geheimen Macht&#x201C; diese geheime Macht war Niemand anders als Blanqui, der schon den 17. März &#x201E;organisirt&#x201C; hatte; beide Tage haben nach der tiefen Anschauung des Generalprokurators auch die Aehnlichkeit mit einander, daß sie &#x2012; &#x201E;jeder unter einem andern Vorwand eingeleitet wurden&#x201C;!</p>
          <p>Der Angeklagte Blanqui bemerke zwar, daß er mit der Zusammenberufung der Arbeiter auf das Marsfeld nichts zu schaffen habe. Das öffentliche Ministerium wisse dies wohl. Aber warum ist Blanqui auf das Marsfeld gegangen, wo er nichts zu thun hatte? Blanqui hatte offenbar seinen Zweck: er wollte die Versammlung zu diesen seinen geheimen Zwecken, zu seinen politischen Leidenschaften, seinem Privathaß benutzen, sie gegen die provisorische Regierung führen, die Regierung stürzen und an ihren Platz, in &#x201E;kläglicher Wiederholung der ersten Revolution&#x201C; einen <hi rendition="#g">Wohlfahrtsausschuß</hi> setzen, in dem sich denn auch Blanqui befand. Als Beweis dieses großartigen Planes führt der Generalprokurator an, daß Blanqui am Abend in seinem Klub seinen Haß gegen die Nationalgarde verrathen habe, als er die unverzügliche Bildung der republikanischen Central-Gesellschaft mit bewaffneten Sektionen vorschlug. Die Massacres in Rouen seien die Folgen davon gewesen. Unter dem Vorwand der &#x201E;Contrerevolution&#x201C; habe man in dem Klub Blanqui den Bürgerkrieg gegen die Nationalgarde zu organisiren gesucht; die Nationalgarden seien &#x201E;Mörder&#x201C;, die alten Beamten, Richter u. s. w. seien &#x201E;Henker&#x201C; genannt worden, die man nicht etwa absetzen, nein, vor Revolutionstribunale stellen müßte.</p>
          <p>Am 15. Mai nimmt Blanqui selbst über die Ereignisse von Rouen das Wort. Er spricht von den Projekten der Contrerevolution und der fanatischen Wuth der Bourgeois-Garde, und macht eine Proklamation, in der es heißt, daß sich die Contrerevolution in dem Blut des Volkes haben wolle.</p>
          <p>(Hier verlies't der Generalprokurator eine Assiche über die Massacres von Rouen, die mit den Worten: &#x201E;Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!&#x201C; beginnt.)</p>
          <p>Nicht minder heftig habe sich der Club der Volksfreunde von Raspail gezeigt, wie dies aus einer Verhandlung desselben über die Rouener Ereignisse hervorgehe.</p>
          <p>Der Ankläger geht dann zu dem 15. Mai über. Er bemerkt, daß zwei Tage vorher, am 13., eine Petition für die Polen nach dem Madeleine-Platz gebracht und dem Repräsentanten Bavin eingehändigt worden ist, der sie auf dem Bureau der Versammlung niederlegte. Wenn es sich bloß um die &#x201E;Interessen Polens&#x201C; gehandelt hätte, so wäre damit &#x201E;Alles&#x201C; erreicht, und die Manifestation des 15. überflüssig gewesen. Blanqui aber habe in der &#x201E;polnischen Demonstration&#x201C; nur ein &#x201E;magisches Wort&#x201C; gesehen, um das Volk auf die Straßen zu bringen.</p>
          <p>Dann resumirt er den allgemeinen Gang der Manifestation und die einzelnen dabei vorgekommenen Ereignisse. Er bestätigt, daß bis zu dem Augenblick, wo der Präsident von seinem Fauteuil vertrieben wurde, kein einziges Mitglied der Versammlung seinen Platz verlassen habe. Das Schweigen der Versammlung erklärt er durch den vernünftigen Wunsch, die Wuth des Volkes nicht zu reizen, was leicht zu blutigen Exzessen hätte führen können, da die meisten der Eingedrungenen verborgene Waffen trugen. Es frage sich, ob die wahren Schuldigen hier auf der Angeklagtenbank seien? Man habe gesagt, es seien Leute unter den Angeklagten, welche sich untereinander vollständig unbekannt waren, bei denen also von keinem &#x201E;Komplott&#x201C; die Rede sein könne, da das &#x201E;Komplott&#x201C; eine Vorberathung voraussetze, einen Beschluß gemeinsam zu agiren. Dies sei wohl war; es handle sich hier aber um ein Attentat. Ein Attentat kann zufällig und unvorbereitet stattfinden, Leute, die sich zum ersten Mal auf einem öffentlichen Platz treffen, können Mitschuldige bei einem Attentat werden, und dies ist die gegenwärtige Sachlage.</p>
          <p>Nach dieser Introduktion, deren Abwicklung über 1 1/2 Stunden währt, geht die Anklage auf die einzelnen Beschuldigten, zunächst Blanqui, über. Wenn Blanqui, nachdem er in allen Stufen des Attentats zur Hand gewesen, nicht in dem Hotel-de-Ville erschien, so geschah dies nach dem Generalprokurator, weil Blanqui erst die &#x201E;Ereignisse&#x201C; abwarten wollte und auf den Quais bereits Truppenbewegungen bemerkte.</p>
          <p>Albert ist im Hotel-de-Ville, en flagrant delit, verhaftet worden; gegen ihn glaubt sich der Generalprokurator aller weiteren Beweise entheben zu dürfen. Die revolutionäre Richtung Albert's aber sei bekannt; habe er doch als einfacher Arbeiter einen Platz in der provisorischen Regierung behauptet, welche so &#x201E;brüsk&#x201C; auf das Königthum folgte. (So ist also auch glücklich die Februarrevolution, die provisorische Regierung, die Republik vor den &#x201E;hohen Gerichtshof&#x201C; gezogen.)</p>
          <p>Die Situation von Barbes, sagt der öffentliche Ankläger, sei dieselbe. Durch die Februarrevolution der Freiheit wiedergegeben, zum Oberst einer Pariser Legion und selbst zum Volksrepräsentanten gewählt, habe er sich dennoch nicht &#x201E;zufrieden&#x201C; gegeben, vielmehr seinen alten revolutionären Leidenschaften auf's Neue den ausgebreitesten Spielraum gegeben. In den ersten Tagen nach der Revolution habe er eine Proklamation der Gesellschaft der Menschenrechte unterzeichnet, welche die Bürger in &#x201E;Paria's&#x201C; und &#x201E;Privilegirte&#x201C; theilte und also Haß und Bürgerkrieg zu verbreiten suchte. Ueber seine Betheiligung an dem Attentat ließen seine Rede in der Assemblée (die &#x201E;Milliarde&#x201C; auf die Reichen), sein Zug nach dem Hotel-de-Ville und seine Verhaftung in dem Augenblick, wo er eine Proklamation der neuen provisorischen Regierung unterzeichnete, keinen Zweifel.</p>
          <p>Hier wird das Requisitorium des Generalprokurators durch die Einführung des Bürgers Buchez, Ex-Präsidenten der Nationalversammlung, unterbrochen, welcher, eben von Paris angekommen, noch einmal verhört werden soll. Buchez will jedoch in Betreff der behaupteten offiziellen Erlaubniß zu Raspail's Rede nichts weiter wissen, als was er schon gesagt hat, daß er nämlich auf Raspail's Gesuch, die Petition verlesen zu dürfen, geantwortet habe: &#x201E;Als Präsident kann ich nur Nein sagen, als Bürger, der um jeden Preis die Ordnung retten will, stimme ich Ihnen bei.&#x201C;. Der Zeuge Lefranc wird ebenfalls noch einmal vorgeführt, und erklärt auf das Bestimmteste, daß der Präsident Buchez Raspail zugerufen habe: &#x201E;Lesen Sie die Petition!&#x201C;</p>
          <p>Nach diesem Zwischenfall nimmt der Generalprokurator das Requisitorium wieder auf.</p>
          <p>Sobrier, sagt der öffentliche Ankläger, habe von Anfang an eine besondere Stellung behauptet. Sein Haus in der Rue Rivoli war eine Kaserne, bewohnt und bewacht von ihm blind ergebenen Revolutionären. Ein Centralisationscomité und ein Ackerbaucomité hielten hier ihre Sitzungen, und aus diesem Hause ging das Journal La Commune de Paris hervor, welches sich durch seine leidenschaftliche Heftigkeit gegen die provisorische Regierung auszeichnete. Am 15. Mai habe sich Sobrier sehr ruhig benommen und mit mehreren Repräsentanten ein &#x201E;gleichgültiges&#x201C; Gespräch über Kommunismus angeknüpft; die in dem Hause Sobrier's gefundenen, von Seigneuret geschriebenen Rapporte und Dekrete, ließen die Schuld Sobrier's außer Zweifel.</p>
          <p>Raspail sei an der Spitze der Demonstration, der Erste auf der Tribüne gewesen. Daß der Präsident oder ein anderer Repräsentant die Erlaubniß zu der Verlesung der Petition ertheilt haben solle, sei nicht wahrscheinlich; als Raspail kaum mit der Verlesung begonnen hatte, hat sogar ein Repräsentant, Hr. Adelsward, laut gegen die Verletzung protestirt. Später, von der Tribüne herabgestiegen, habe Raspail das Volk zu beruhigen gesucht, und sich dann in einen Garten zurückgezogen, um die Ereignisse abzuwarten. Als die Auflösung der Nationalversammlung ausgesprochen war, finden wir ihn auf dem Wege nach dem Hotel-de-Ville.</p>
          <p>An dieser Stelle wird der Generalprokurator durch den. Ruf:</p>
          <p>&#x201E;das ist eine Lüge!&#x201C; von einer der reservirten Tribünen unterbrochen. Die Gensd'armen bringen einen jungen Menschen, Namens Ribeyrolles, Kommis aus Lyon, vor die Schranken, welcher für diesen Ausruf mit 24 stündigem Gefängniß belegt wird.</p>
          <p>Schluß der Sitzung 7 Uhr.</p>
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          <p>Sodann wieder ein irischer Gegenstand: Pfarrgelder betreffend, die von Katholiken an anglikanische Geistliche in Irland zu zahlen sind. Das Haus verwirft schließlich den von Fagan gestellten Antrag, durch welchen einem Theil dieses Uebelstandes abgeholfen werden sollte.</p>
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          <p>Zwei Schiffe, aus Frankreich kommend, das eine mit 202 Kisten, das andere mit 58 Ballen beladen, haben unweit der London-Bridge Anker geworfen. Ihre ebengedachte Ladung enthält lauter werthvolles Eigenthum der ex-königlichen Familie Louis Philipps. Das Ministerium Barrot-Faucher macht sich ein Vergnügen, seinem früheren Herrn und Meister gefällig zu sein.</p>
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          <head>Konstantinopel, 14. März.</head>
          <p>Die hiesigen türkischen und französischen Journale enthielten ein offizielles politisches Aktenstück der Pforte über ihre Kriegsrüstungen, welches nicht ohne Gewandtheit das Thema: Si vis pacem para bellum! behandelt. Es lautet:</p>
          <p>&#x201E;Niemand ist unbekannt mit den außerordentlichen Ereignissen, welche seit einem Jahr in Europa vorgefallen sind. Obgleich man von allen Seiten die Wiederkehr einer vollkommenden Ruhe erwartet so bemerkt man doch leider daß es noch nicht möglich gewesen, zu diesem Ziele zu gelangen; auch sind die meisten Regierungen aufmerksam auf Das, was sich zuträgt, und erwarten in gerüstetem Zustande die Dinge, die da kommen. Wenn man den jetzigen Zustand betrachtet, so könnte es beim ersten Anblicke scheinen, daß die hohe Pforte sich bereits halten müßte, jeder Erwartung die Stirne zu bieten, und wenn man <hi rendition="#g">die Bedürfnisse des Innern und die Schwierigkeiten des Aeußern</hi> erwägt, wird man leicht begreifen, daß dieses Reich sich hat zu außerordentlichen Rüstungen entschließen müssen. Dessenungeachtet hat die türkische Regierung mit Umsicht die Frage beleuchten und untersuchen wollen, bis wie weit sie Sorge für die Ereignisse zu tragen; und obgleich sie keinen zu dringenden Beweggrund gefunden, so kann man doch nicht leugnen, daß bis auf einen gewissen Grad sie ein wirkliches Bedürfniß hat, ihre Vorkehrungen zu treffen. So brachen im vorigen Jahre gegen Ende des Sommers Unruhen in der Walachei aus; Dank Gott und Sr. kais. Maj. wurden dieselben beigelegt, und eine vollkommene Ruhe folgte auf dieselben, wie man es gehofft hatte. Aber man glaube es ja nicht, daß die in dieses Land gesendeten militärischen Kräfte aus irgend einem andern besondern Grunde nicht zurückgezogen worden sind; ihre dortige Anwesenheit ist durch gewisse wichtige Verhandlungen begründet, welche man eben zu beendigen beschäftigt ist. In den innern Angelegenheiten der Walachei besteht kein Grund mehr von der Art, daß dieselben die ganze Aufmerksamkeit der hohen Pforte erheischen, und als Beweis der Gerechtigkeit und der guten Einrichtungen, welche Se. Maj. der Sultan hat vorherrschen lassen, hat sich keine Unordnung auf irgend einem Punkte des Territoriums dieses ausgedehnten Reiches gezeigt. Da die Lage im Innern so ist, wie wir sie eben geschildert, so untersuchen wir kurz, welche Anwendungen die genommenen Vorkehrungen nach außen erleiden. Die Türkei befindet sich in dem besten Verständniß mit den verbündeten nahe oder fern liegenden Ländern, und Jeder weiß, daß zwischen denselben und ihr ein wechselseitiges Vertrauen herrscht. Auch ist es in einer solchen Lage leicht zu begreifen, daß nichts in den innern Zuständen oder in den Beziehungen des Reichs nach außen die bedeutenden Ausgaben begründet, welche diese ausgedehnten Vorkehrungen mit sich bringen. Unterdessen da diese nur präventiven Vorkehrungen die Freundschaft nicht beeinträchtigen, so werden alle vorsichtigen Menschen eingestehen, daß in Zeiten der Verwirrung es nothwendig ist, auf geziemende Weise die Ruhe im Innern zu sichern und nach außen Ehrfurcht einflößen zu lassen vor der unparteiischen Weise, mit welcher die türkische Regierung ihre Rüstungen vorbereitet. Deswegen wird, nach den dieserhalb von Sr. Maj. dem Sultan gegebenen Befehlen, die kais. Flotte, sowie dies jedes Jahr stattfindet, im Frühjahre bereit stehen; zu gleicher Zeit ist beschlossen worden, daß die nöthige Zahl von Landtruppen sich vereinigen soll, um durch eine Vorsichtsmaßregel dahin geschickt zu werden, wo es nöthig sein sollte. Diese Zeilen sind geschrieben und in der offiziellen Reichszeitung verkündigt worden, damit die Wahrheit bekannt werde und keine andere Auslegung gegeben werden könne&#x201C;</p>
          <p>Wir erlauben uns dennoch einige Winke für den Leser. Das Actenstück ist ein Beweis der Gewandtheit des Mannes, in dessen Hände die auswärtigen Angelegenheiten gelegt sind. Es zeigt den Fortschritt des Orients durch diese Ansprache an die Oeffentlichkeit. Es ist wichtig für Das, was es sagt, und Das, was es nicht sagt. Die Abfassung desselben fällt gewiß Ende Februar, sodaß durch dasselbe Alles, was wir von den Rüstungen der Pforte schon damals gesagt, sowie Das über die Bewegungen der Flotte, bestätigt wird. Dann gesteht dasselbe, daß die innern Zustände der Walachei die fernere Anwesenheit der Truppen nicht erheischen, deutet auch mit keiner Silbe auf die Mitwirkung Rußlands zur Erlangung eines Friedenszustandes in den Donaufürstenthümern hin. Wer hiernach erwägt, wie der russische Commissar in diesen Fürstenthümern wenig im Einklange mit der Pforte bei seinen willkürlichen Verhaftungen verfahren, wie neuerdings Aufforderungen zur Räumung in Petersburg zurückgewiesen worden, wie die Neutralität dieses Bodens von Rußland aus bei den Truppensendungen nach Siebenbürgen misachtet ist, der wird am besten Dasjenige suppliren, was dieses Actenstück nicht sagt. &#x2012; Uebrigens sind seit kurzem noch einige bedeutsame Personalveränderungen vorgegangen. Der dem Fortschritte weniger ergebene Risa-Pascha ist pensionirt worden und Mohammed, der Großadmiral, durch den bisherigen Commandanten der Abtheilung im Archipel ersetzt worden. Ferner sind einige englische und andere fremde Offiziere für das Landheer und die Flotte engagirt worden.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
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          <head>Lombardei.</head>
          <p>Laut dem &#x201E;Repubblicano&#x201C; beginnt sich die Bevölkerung zu regen. Am 24. wußte man in Mailand, daß eine, Schlacht stattgefunden; allein über den Ausgang derselben waren nur unsichere Gerücht im Umlaufe. Da erschien ein offizielles Bülletin, das von einem unerhörten Siege der Oestreicher sprach; 14,000 Italiener seien auf dem Schlachtfelde geblieben, während die Oestreicher nur 250 Todte hätten. Diese unverschämte Aufschneiderei erbitterte das Volk; es rottete sich zusammen, riß die Bülletins von den Straßenecken und <hi rendition="#g">drang in die offizielle Druckerei, wo es Alles zertrümerte. Einige Patrouillen wurden entwaffnet,</hi> zu einer blutigen Collision kam es aber nicht. &#x2012; <hi rendition="#g">Brescia</hi> wurde von den österreichischen Garnison während 2 Stunden <hi rendition="#g">bombadirt.</hi> In Bergamo, wo das Volk sich ebenfalls erhob, gab es ähnliche Vorfälle. <hi rendition="#g">Verona soll im Aufstande begriffen sein.</hi> </p>
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          <head>Basel.</head>
          <p>Ein gestern hier angekommener Privatbrief aus Mailand vom 26. März bringt die Nachricht, daß nach einem hitzigen Treffen zwischen Vigevano und Novara, in welchem beide Theile große Verluste erlitten, die Oesterreicher aber die Oberhand behaupten, Friedensunterhandlungen angeknüpft worden seien. Karl Albert habe zu Gunsten seines Sohns, des Herzogs von Savoyen, seiner Krone entsagt, und dieser sei bereit, innert einer gewissen Zeit sich friedlich mit Oesterreich zu verständigen. Sollte aber dieser Vorschlag von Radetzki nicht angenommen werden, so beginnen die Feindseligkeiten von Neuem. An der Schlappe, welche die Piemontesen am Tessin erlitten, sollen die Savoyarden Schuld tragen, die sich nicht schlagen wollen.</p>
          <bibl>(Sch. R. Z.)</bibl>
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        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
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[1468/0004] wegung vermieden werden möge, weil man nicht nur die Energie der östreichischen Kanonen fürchtet, sondern noch mehr das Einrücken der russischen Truppen, die an der Grenze stehen, und nach dem allgemeinen Glauben eben so gewiß wie in Siebenbürgen bei jedem Aufstande einrücken würden ‒ ja der städtischen Behörde ist, wie man behauptet, vom östreichischen Gouverneur schon der Antrag gemacht worden, sich an den russischen kommandirenden General an der Grenze um Schutz zu wenden, was diese jedoch mit Entrüstung zurückgewiesen hat. Französische Republik. (Unsere sämmtlich en Pariser Briefe sind heute ausgeblieben. ‒ Wir geben die neuesten Nachrichten, soweit die französischen und belgischen Blätter sie bringen.) * Paris, 29. März. Gestern stand Proudhon als Verfasser der Artikel vom 26. und 27. Januar des „Peuple“ gegen den Präsidenten Bonoparte, nebst seinem Geranten Duchêne vor den Assisen. Die Geschworenen sprachen gegen Beide das „Schuldig“ und das Gericht verurtheilte Proudhon zu 3 Jahren Gefängniß und 3000 Frs. Buße, den Geranten Duchêne zu 2 Jahr und 1000 Frs. Buße. Diese Strafe ist die höchste, die je gegen einen Publizisten verhängt wurde, und wofür? weil Proudhon sagte: „Wenn das Volk am 10. Dezember einen Ochsen gewählt hätte, so wäre es Pflicht der Nationalversammlung, darauf zu achten, daß die Bestie keinen Schaden anrichte!“ ‒ Die Debatte über das Klubgesetz wird morgen, Freitag, in der Assemblée wieder aufgenommen werden. ‒ Seit drei Tagen halten die demokratischen Wahlcomite's in den Klublokalen Redoute, Saal Martel, Cordeliers u. s. w. wieder öffentliche Sitzungen. An der Spitze derselben stehen d'Alton-Shee, Baudin, Joly, Madier de Montjeau, Lechevalier. Die Angeklagten von Bourges werden die Ersten sein, welche aus den Pariser Wahlurnen hervorgehen. ‒ Die Rue Poitiers hat eine Subskription eröffnet, um den Bauern „billige Traktätchen“ bieten zu können, worin ihnen die Vortheile reaktionärer Wahlen auseinandergesetzt werden sollen. ‒ Man spricht von neuen Depeschen, welche die Regierung aus Italien empfangen haben soll. Radetzky habe unter der Vermittlung der französischen und englischen Gesandten einen Waffenstillstand mit der sardinischen Regierung geschlossen, wonach er seine gegenwärtige Position beibehalte. Die östreichische Regierung habe Frankreich erklärt, daß sie keine Gebietsvergrößerung suche, sondern an den Verträgen festhalten wolle. ‒ Der Maire und die Adjunkten von Lisieux haben das Comité der Rue Poitiers befragt, ob sie Hrn. Guizot wählen sollten oder nicht. Molé, Thiers, Duvergier d'Hauranne sprachen sich dagegen aus; Thiers sagte, er sehe in dieser Sache nur einen Skandal. Zuletzt beschloß das Comité einstimmig, dem Maire zu antworten, daß man sich über diese Frage nicht aussprechen könne. ‒ Hebert und Guizot treten als Kandidaten für die legislative Kammer auf. * Paris, 29. März. Sitzung der Nationalversammlung. Präsident Marrast. Auf der Tagesordnung steht das Budget des Handels und Ackerbaues. Jules Favre besteigt die Tribüne: „Der tiefe Eindruck, den die Nachrichten aus Turin gestern in dieser Versammlung hervorgebracht haben, hat sich auch in Ihrem Comite des Auswärtigen fühlbar gemacht. Wir haben gestern und heute Sitzung gehalten. Ihr Comite hat mich beauftragt Ihnen eine Resolution vorzulegen, welche ich mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten debattiren sollte. Da aber der Herr Minister, aus uns unbekannten Gründen, nicht in der Sitzung erschienen ist, so müssen wir unsern Resolutionsentwurf auf morgen verschieben.“ (Bewegung.) Die Versammlung nimmt darauf das Büdget einstimmig an. Schluß der Sitzung 5 1/4 Uhr. * Bourges, 26. März. (Schluß der Sitzung vom 26.März.) Generalprokurator Baroche beginnt sein Requisitorium. Nach einigen Einleitungsphrasen über die hohen Pflichten seines Amtes, die Aufmerksamkeit der Geschworenen u. s. w. giebt der Vertreter des öffentlichen Ministeriums sein Urtheil über die Februarrevolution zum Besten, welche in seinen Augen die höchsten Ansprüche des Volkes realisirt hatte, und durchaus nichts weiter zu wünschen übrig lassen konnte. Nichts desto weniger habe sich alsbald nach den Februartagen ein neuer Kampf entsponnen: zwischen den gemäßigten und den exaltirten Republikanern. Die Exaltirten seien bloß für den Umsturz, für die „Permanenz der Revolution“ begeistert gewesen, der Vorwand der „sozialen“ Revolution habe ihnen gefehlt, da die Februarrevolution nach dem Generalprokurator „politisch und sozial“ war. Zu dem 17. März übergehend wiederholt und vergleicht er die Aussagen Lamartine's, Ledru-Rollin's und Marie's. Er stellt Blanqui als den Urheber dieses „Angriffstages“ dar, und meint, daß sich derselbe nur deshalb zurückgezogen gezeigt habe, um im „günstigen Augenblick“ sich an die Spitze zu werfen, ohne sich vorher den zweifelhaften Chancen des Mißlingens auszusetzen. Den Charakter des 16. April bezeichnet er sodann nach dem glücklichen Ausdruck des Zeugen Degousen als das Werk einer „geheimen Macht“ diese geheime Macht war Niemand anders als Blanqui, der schon den 17. März „organisirt“ hatte; beide Tage haben nach der tiefen Anschauung des Generalprokurators auch die Aehnlichkeit mit einander, daß sie ‒ „jeder unter einem andern Vorwand eingeleitet wurden“! Der Angeklagte Blanqui bemerke zwar, daß er mit der Zusammenberufung der Arbeiter auf das Marsfeld nichts zu schaffen habe. Das öffentliche Ministerium wisse dies wohl. Aber warum ist Blanqui auf das Marsfeld gegangen, wo er nichts zu thun hatte? Blanqui hatte offenbar seinen Zweck: er wollte die Versammlung zu diesen seinen geheimen Zwecken, zu seinen politischen Leidenschaften, seinem Privathaß benutzen, sie gegen die provisorische Regierung führen, die Regierung stürzen und an ihren Platz, in „kläglicher Wiederholung der ersten Revolution“ einen Wohlfahrtsausschuß setzen, in dem sich denn auch Blanqui befand. Als Beweis dieses großartigen Planes führt der Generalprokurator an, daß Blanqui am Abend in seinem Klub seinen Haß gegen die Nationalgarde verrathen habe, als er die unverzügliche Bildung der republikanischen Central-Gesellschaft mit bewaffneten Sektionen vorschlug. Die Massacres in Rouen seien die Folgen davon gewesen. Unter dem Vorwand der „Contrerevolution“ habe man in dem Klub Blanqui den Bürgerkrieg gegen die Nationalgarde zu organisiren gesucht; die Nationalgarden seien „Mörder“, die alten Beamten, Richter u. s. w. seien „Henker“ genannt worden, die man nicht etwa absetzen, nein, vor Revolutionstribunale stellen müßte. Am 15. Mai nimmt Blanqui selbst über die Ereignisse von Rouen das Wort. Er spricht von den Projekten der Contrerevolution und der fanatischen Wuth der Bourgeois-Garde, und macht eine Proklamation, in der es heißt, daß sich die Contrerevolution in dem Blut des Volkes haben wolle. (Hier verlies't der Generalprokurator eine Assiche über die Massacres von Rouen, die mit den Worten: „Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!“ beginnt.) Nicht minder heftig habe sich der Club der Volksfreunde von Raspail gezeigt, wie dies aus einer Verhandlung desselben über die Rouener Ereignisse hervorgehe. Der Ankläger geht dann zu dem 15. Mai über. Er bemerkt, daß zwei Tage vorher, am 13., eine Petition für die Polen nach dem Madeleine-Platz gebracht und dem Repräsentanten Bavin eingehändigt worden ist, der sie auf dem Bureau der Versammlung niederlegte. Wenn es sich bloß um die „Interessen Polens“ gehandelt hätte, so wäre damit „Alles“ erreicht, und die Manifestation des 15. überflüssig gewesen. Blanqui aber habe in der „polnischen Demonstration“ nur ein „magisches Wort“ gesehen, um das Volk auf die Straßen zu bringen. Dann resumirt er den allgemeinen Gang der Manifestation und die einzelnen dabei vorgekommenen Ereignisse. Er bestätigt, daß bis zu dem Augenblick, wo der Präsident von seinem Fauteuil vertrieben wurde, kein einziges Mitglied der Versammlung seinen Platz verlassen habe. Das Schweigen der Versammlung erklärt er durch den vernünftigen Wunsch, die Wuth des Volkes nicht zu reizen, was leicht zu blutigen Exzessen hätte führen können, da die meisten der Eingedrungenen verborgene Waffen trugen. Es frage sich, ob die wahren Schuldigen hier auf der Angeklagtenbank seien? Man habe gesagt, es seien Leute unter den Angeklagten, welche sich untereinander vollständig unbekannt waren, bei denen also von keinem „Komplott“ die Rede sein könne, da das „Komplott“ eine Vorberathung voraussetze, einen Beschluß gemeinsam zu agiren. Dies sei wohl war; es handle sich hier aber um ein Attentat. Ein Attentat kann zufällig und unvorbereitet stattfinden, Leute, die sich zum ersten Mal auf einem öffentlichen Platz treffen, können Mitschuldige bei einem Attentat werden, und dies ist die gegenwärtige Sachlage. Nach dieser Introduktion, deren Abwicklung über 1 1/2 Stunden währt, geht die Anklage auf die einzelnen Beschuldigten, zunächst Blanqui, über. Wenn Blanqui, nachdem er in allen Stufen des Attentats zur Hand gewesen, nicht in dem Hotel-de-Ville erschien, so geschah dies nach dem Generalprokurator, weil Blanqui erst die „Ereignisse“ abwarten wollte und auf den Quais bereits Truppenbewegungen bemerkte. Albert ist im Hotel-de-Ville, en flagrant delit, verhaftet worden; gegen ihn glaubt sich der Generalprokurator aller weiteren Beweise entheben zu dürfen. Die revolutionäre Richtung Albert's aber sei bekannt; habe er doch als einfacher Arbeiter einen Platz in der provisorischen Regierung behauptet, welche so „brüsk“ auf das Königthum folgte. (So ist also auch glücklich die Februarrevolution, die provisorische Regierung, die Republik vor den „hohen Gerichtshof“ gezogen.) Die Situation von Barbes, sagt der öffentliche Ankläger, sei dieselbe. Durch die Februarrevolution der Freiheit wiedergegeben, zum Oberst einer Pariser Legion und selbst zum Volksrepräsentanten gewählt, habe er sich dennoch nicht „zufrieden“ gegeben, vielmehr seinen alten revolutionären Leidenschaften auf's Neue den ausgebreitesten Spielraum gegeben. In den ersten Tagen nach der Revolution habe er eine Proklamation der Gesellschaft der Menschenrechte unterzeichnet, welche die Bürger in „Paria's“ und „Privilegirte“ theilte und also Haß und Bürgerkrieg zu verbreiten suchte. Ueber seine Betheiligung an dem Attentat ließen seine Rede in der Assemblée (die „Milliarde“ auf die Reichen), sein Zug nach dem Hotel-de-Ville und seine Verhaftung in dem Augenblick, wo er eine Proklamation der neuen provisorischen Regierung unterzeichnete, keinen Zweifel. Hier wird das Requisitorium des Generalprokurators durch die Einführung des Bürgers Buchez, Ex-Präsidenten der Nationalversammlung, unterbrochen, welcher, eben von Paris angekommen, noch einmal verhört werden soll. Buchez will jedoch in Betreff der behaupteten offiziellen Erlaubniß zu Raspail's Rede nichts weiter wissen, als was er schon gesagt hat, daß er nämlich auf Raspail's Gesuch, die Petition verlesen zu dürfen, geantwortet habe: „Als Präsident kann ich nur Nein sagen, als Bürger, der um jeden Preis die Ordnung retten will, stimme ich Ihnen bei.“. Der Zeuge Lefranc wird ebenfalls noch einmal vorgeführt, und erklärt auf das Bestimmteste, daß der Präsident Buchez Raspail zugerufen habe: „Lesen Sie die Petition!“ Nach diesem Zwischenfall nimmt der Generalprokurator das Requisitorium wieder auf. Sobrier, sagt der öffentliche Ankläger, habe von Anfang an eine besondere Stellung behauptet. Sein Haus in der Rue Rivoli war eine Kaserne, bewohnt und bewacht von ihm blind ergebenen Revolutionären. Ein Centralisationscomité und ein Ackerbaucomité hielten hier ihre Sitzungen, und aus diesem Hause ging das Journal La Commune de Paris hervor, welches sich durch seine leidenschaftliche Heftigkeit gegen die provisorische Regierung auszeichnete. Am 15. Mai habe sich Sobrier sehr ruhig benommen und mit mehreren Repräsentanten ein „gleichgültiges“ Gespräch über Kommunismus angeknüpft; die in dem Hause Sobrier's gefundenen, von Seigneuret geschriebenen Rapporte und Dekrete, ließen die Schuld Sobrier's außer Zweifel. Raspail sei an der Spitze der Demonstration, der Erste auf der Tribüne gewesen. Daß der Präsident oder ein anderer Repräsentant die Erlaubniß zu der Verlesung der Petition ertheilt haben solle, sei nicht wahrscheinlich; als Raspail kaum mit der Verlesung begonnen hatte, hat sogar ein Repräsentant, Hr. Adelsward, laut gegen die Verletzung protestirt. Später, von der Tribüne herabgestiegen, habe Raspail das Volk zu beruhigen gesucht, und sich dann in einen Garten zurückgezogen, um die Ereignisse abzuwarten. Als die Auflösung der Nationalversammlung ausgesprochen war, finden wir ihn auf dem Wege nach dem Hotel-de-Ville. An dieser Stelle wird der Generalprokurator durch den. Ruf: „das ist eine Lüge!“ von einer der reservirten Tribünen unterbrochen. Die Gensd'armen bringen einen jungen Menschen, Namens Ribeyrolles, Kommis aus Lyon, vor die Schranken, welcher für diesen Ausruf mit 24 stündigem Gefängniß belegt wird. Schluß der Sitzung 7 Uhr. Großbritannien. * London, 28. März. Im Unterhause eine lange Debatte über Adderley's Antrag auf eine Adresse an die Krone, daß die „bisher unbesudelte“ Kolonie in Südafrika mit der Schande, eine Verbrecherkolonie zu werden, verschont werde. Lord J.Russell versichert, daß, wenn in der Kap-Kolonie ein allgemeiner Widerwille gegen Aufnahme von Deportirten herrsche, die Hinsendung von Verbrechern aufhören werde. Darauf nimmt Adderley seinen Antrag zurück. Sodann wieder ein irischer Gegenstand: Pfarrgelder betreffend, die von Katholiken an anglikanische Geistliche in Irland zu zahlen sind. Das Haus verwirft schließlich den von Fagan gestellten Antrag, durch welchen einem Theil dieses Uebelstandes abgeholfen werden sollte. * London, 29. März. Hume kündigte an, er werde nach Ostern folgende Resolution beantragen: „in Erwägung, daß die Preise von Getreide und andern nothwendigen Lebensbedürfnissen so niedrig sind als im J. 1797, ist das Haus der Ansicht, daß zum Zweck der Verminderung der Staatsausgaben und Erleichterung der Steuerlast bei jeder von nun an, sei es daheim oder auswärts, erfolgenden Anstellung im öffentlichen Dienst das Gehalt so nahe wie möglich in Uebereinstimmung mit der Scala von 1797 festzusetzen ist.“ Man beschäftigt sich hierauf mit den Details verschiedener uninteressanter Bills und vertagt sich um 6 Uhr Abends. Zwei Schiffe, aus Frankreich kommend, das eine mit 202 Kisten, das andere mit 58 Ballen beladen, haben unweit der London-Bridge Anker geworfen. Ihre ebengedachte Ladung enthält lauter werthvolles Eigenthum der ex-königlichen Familie Louis Philipps. Das Ministerium Barrot-Faucher macht sich ein Vergnügen, seinem früheren Herrn und Meister gefällig zu sein. Dänemark. N.C. Kopenhagen, 23. März. Wie ernsthaft die Regierung an die Fortsetzung des Krieges denkt, erhellt unter Anderm auch daraus, daß kürzlich gegen 100 Offiziere ernannt worden sind, was unter anderer Voraussetzung, schon der Ausgaben wegen, bestimmt unterlassen worden wäre. Die berüchtigte Jungfer Rasmussen, gewesene Figurantin, Putzmansell etc., welche lange schon als Gesellschafterin des Königs ein Stein des Anstoßes und des Aergernisses gewesen, ist Sonntag bei Hofe als Baronesse Danner vorgestellt und von S. M. Ihro Gnaden titulirt worden. Sie soll aber auch noch zur Herzogin erhoben und mit den Gütern der Augustenburger und Glücksburger beschenkt werden! Dies ist unsre nordische Lola! Türkei. Konstantinopel, 14. März. Die hiesigen türkischen und französischen Journale enthielten ein offizielles politisches Aktenstück der Pforte über ihre Kriegsrüstungen, welches nicht ohne Gewandtheit das Thema: Si vis pacem para bellum! behandelt. Es lautet: „Niemand ist unbekannt mit den außerordentlichen Ereignissen, welche seit einem Jahr in Europa vorgefallen sind. Obgleich man von allen Seiten die Wiederkehr einer vollkommenden Ruhe erwartet so bemerkt man doch leider daß es noch nicht möglich gewesen, zu diesem Ziele zu gelangen; auch sind die meisten Regierungen aufmerksam auf Das, was sich zuträgt, und erwarten in gerüstetem Zustande die Dinge, die da kommen. Wenn man den jetzigen Zustand betrachtet, so könnte es beim ersten Anblicke scheinen, daß die hohe Pforte sich bereits halten müßte, jeder Erwartung die Stirne zu bieten, und wenn man die Bedürfnisse des Innern und die Schwierigkeiten des Aeußern erwägt, wird man leicht begreifen, daß dieses Reich sich hat zu außerordentlichen Rüstungen entschließen müssen. Dessenungeachtet hat die türkische Regierung mit Umsicht die Frage beleuchten und untersuchen wollen, bis wie weit sie Sorge für die Ereignisse zu tragen; und obgleich sie keinen zu dringenden Beweggrund gefunden, so kann man doch nicht leugnen, daß bis auf einen gewissen Grad sie ein wirkliches Bedürfniß hat, ihre Vorkehrungen zu treffen. So brachen im vorigen Jahre gegen Ende des Sommers Unruhen in der Walachei aus; Dank Gott und Sr. kais. Maj. wurden dieselben beigelegt, und eine vollkommene Ruhe folgte auf dieselben, wie man es gehofft hatte. Aber man glaube es ja nicht, daß die in dieses Land gesendeten militärischen Kräfte aus irgend einem andern besondern Grunde nicht zurückgezogen worden sind; ihre dortige Anwesenheit ist durch gewisse wichtige Verhandlungen begründet, welche man eben zu beendigen beschäftigt ist. In den innern Angelegenheiten der Walachei besteht kein Grund mehr von der Art, daß dieselben die ganze Aufmerksamkeit der hohen Pforte erheischen, und als Beweis der Gerechtigkeit und der guten Einrichtungen, welche Se. Maj. der Sultan hat vorherrschen lassen, hat sich keine Unordnung auf irgend einem Punkte des Territoriums dieses ausgedehnten Reiches gezeigt. Da die Lage im Innern so ist, wie wir sie eben geschildert, so untersuchen wir kurz, welche Anwendungen die genommenen Vorkehrungen nach außen erleiden. Die Türkei befindet sich in dem besten Verständniß mit den verbündeten nahe oder fern liegenden Ländern, und Jeder weiß, daß zwischen denselben und ihr ein wechselseitiges Vertrauen herrscht. Auch ist es in einer solchen Lage leicht zu begreifen, daß nichts in den innern Zuständen oder in den Beziehungen des Reichs nach außen die bedeutenden Ausgaben begründet, welche diese ausgedehnten Vorkehrungen mit sich bringen. Unterdessen da diese nur präventiven Vorkehrungen die Freundschaft nicht beeinträchtigen, so werden alle vorsichtigen Menschen eingestehen, daß in Zeiten der Verwirrung es nothwendig ist, auf geziemende Weise die Ruhe im Innern zu sichern und nach außen Ehrfurcht einflößen zu lassen vor der unparteiischen Weise, mit welcher die türkische Regierung ihre Rüstungen vorbereitet. Deswegen wird, nach den dieserhalb von Sr. Maj. dem Sultan gegebenen Befehlen, die kais. Flotte, sowie dies jedes Jahr stattfindet, im Frühjahre bereit stehen; zu gleicher Zeit ist beschlossen worden, daß die nöthige Zahl von Landtruppen sich vereinigen soll, um durch eine Vorsichtsmaßregel dahin geschickt zu werden, wo es nöthig sein sollte. Diese Zeilen sind geschrieben und in der offiziellen Reichszeitung verkündigt worden, damit die Wahrheit bekannt werde und keine andere Auslegung gegeben werden könne“ Wir erlauben uns dennoch einige Winke für den Leser. Das Actenstück ist ein Beweis der Gewandtheit des Mannes, in dessen Hände die auswärtigen Angelegenheiten gelegt sind. Es zeigt den Fortschritt des Orients durch diese Ansprache an die Oeffentlichkeit. Es ist wichtig für Das, was es sagt, und Das, was es nicht sagt. Die Abfassung desselben fällt gewiß Ende Februar, sodaß durch dasselbe Alles, was wir von den Rüstungen der Pforte schon damals gesagt, sowie Das über die Bewegungen der Flotte, bestätigt wird. Dann gesteht dasselbe, daß die innern Zustände der Walachei die fernere Anwesenheit der Truppen nicht erheischen, deutet auch mit keiner Silbe auf die Mitwirkung Rußlands zur Erlangung eines Friedenszustandes in den Donaufürstenthümern hin. Wer hiernach erwägt, wie der russische Commissar in diesen Fürstenthümern wenig im Einklange mit der Pforte bei seinen willkürlichen Verhaftungen verfahren, wie neuerdings Aufforderungen zur Räumung in Petersburg zurückgewiesen worden, wie die Neutralität dieses Bodens von Rußland aus bei den Truppensendungen nach Siebenbürgen misachtet ist, der wird am besten Dasjenige suppliren, was dieses Actenstück nicht sagt. ‒ Uebrigens sind seit kurzem noch einige bedeutsame Personalveränderungen vorgegangen. Der dem Fortschritte weniger ergebene Risa-Pascha ist pensionirt worden und Mohammed, der Großadmiral, durch den bisherigen Commandanten der Abtheilung im Archipel ersetzt worden. Ferner sind einige englische und andere fremde Offiziere für das Landheer und die Flotte engagirt worden. (D. A. Z.) Neueste Nachrichten. Lombardei. Laut dem „Repubblicano“ beginnt sich die Bevölkerung zu regen. Am 24. wußte man in Mailand, daß eine, Schlacht stattgefunden; allein über den Ausgang derselben waren nur unsichere Gerücht im Umlaufe. Da erschien ein offizielles Bülletin, das von einem unerhörten Siege der Oestreicher sprach; 14,000 Italiener seien auf dem Schlachtfelde geblieben, während die Oestreicher nur 250 Todte hätten. Diese unverschämte Aufschneiderei erbitterte das Volk; es rottete sich zusammen, riß die Bülletins von den Straßenecken und drang in die offizielle Druckerei, wo es Alles zertrümerte. Einige Patrouillen wurden entwaffnet, zu einer blutigen Collision kam es aber nicht. ‒ Brescia wurde von den österreichischen Garnison während 2 Stunden bombadirt. In Bergamo, wo das Volk sich ebenfalls erhob, gab es ähnliche Vorfälle. Verona soll im Aufstande begriffen sein. Basel. Ein gestern hier angekommener Privatbrief aus Mailand vom 26. März bringt die Nachricht, daß nach einem hitzigen Treffen zwischen Vigevano und Novara, in welchem beide Theile große Verluste erlitten, die Oesterreicher aber die Oberhand behaupten, Friedensunterhandlungen angeknüpft worden seien. Karl Albert habe zu Gunsten seines Sohns, des Herzogs von Savoyen, seiner Krone entsagt, und dieser sei bereit, innert einer gewissen Zeit sich friedlich mit Oesterreich zu verständigen. Sollte aber dieser Vorschlag von Radetzki nicht angenommen werden, so beginnen die Feindseligkeiten von Neuem. An der Schlappe, welche die Piemontesen am Tessin erlitten, sollen die Savoyarden Schuld tragen, die sich nicht schlagen wollen. (Sch. R. Z.) Redakteur en chef: Karl Marx. Hierzu eine Beilage.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 261. Köln, 1. April 1849, S. 1468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz261i_1849/4>, abgerufen am 03.05.2024.