Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Das Museum für Alterthümer und Kunstwerke in Berlin. )
[Beginn Spaltensatz] Friedrich WilhelmIII., die meisten übrigen
schreiben sich von Friedrich II. und dessen Schwe-
ster, der Markgräfin von Baireuth und ein Theil
von den Einkäufen Friedrich Wilhelm II. durch
Hrn. von Erdmannsdorf in Rom her. Zu den
wichtigsten Werken der Bildhauerkunst, die sich unter
diesen reichen Schätzen befinden, rechnen Kenner vor-
züglich folgende: 1 ) Ein anbetender Knabe von 4 F.
4 Zoll Höhe. Dieser gehört zu den schönsten Bron-
cen, die aus dem Alterthum auf uns gekommen sind.
Papst Clemens XI. hatte diese in der Tiber ge-
fundene Bildsäule dem Prinzen Eugen von Sa-
voyen
geschenkt. Aus dessen Nachlaß ging dieselbe
in den Besitz des Fürsten von Lichtenstein über,
von welchem Friedrich II. sie für 10,000 Rthlr.
kaufte, und auf der Terasse in Sans=Souci auf-
stellen ließ. Späterhin stand sie im Schlosse zu Ber-
lin.
Das Piedestal ist aus dem Stumpf einer Säule
von orientalischem Porphir. -- 2 ) Die Bildsäule
eines sitzenden Mädchens in natürlicher Größe. --
3 ) Ein Stück eines großen Basreliefs: Apollo und
Herkules, welcher letztere den Pythischen Dreifuß
zu rauben droht, im altgriechischen Styl, Trümmer
eines Brunnens. -- 4 ) Hermaphrodit mit einem Faun
scherzend. Aus dem Pallast Aldobrandini in
Rom. -- 5 ) Ein Basrelief im altgriechischen Styl.
An einem Altar reicht Hebe dem Apollo die Nek-
tarschale. Diana und Latona folgen ihm. -- 6 )
Ein Knabe, welcher sich einen Dorn aus dem Fuße
zieht, 2 Fuß 5 Zoll. Antike Wiederholung eines
sehr berühmten Werks, das sich zu Rom in der
Sammlung des Kapitols befindet. Der Antikengal-
lerie gegenüber gelangt man in die Bildersäle, welche
zur Gewinnung des Raumes und eines vortheilhaften
Lichtes durch Schirmwände mit dunkelrothen, sammt-
artigen Tapeten in kleinere Abtheilungen gesondert
sind. Schon die früheren Herrscher, namentlich der
große Churfürst, König Friedrich I. und Fried-
rich
II. hatten einen großen Schatz von Gemählden
erworben, der vorzüglich aus Werken der niederlän-
dischen und holländischen Schule, von Rubens ab-
wärts, dann aus der altdeutschen und italienischen
Schule Raphaels bestanden. Aber erst Friedrich
Wilhelm
III. hat durch den Ankauf der berühmten
Giustinianischen Gemähldesammlung, die eine
[Spaltenumbruch] Reihe von Meisterwerken aus der Vorzeit der Ca-
racci
und des Michel Angelo enthielt, so wie
jener des Engländer Solly und des bekannten Kunst-
freundes Rumohr, und durch einzelne wichtige Er-
werbungen eine ungeheure Masse von Bildern gesam-
melt, deren Auswahl sich hier in einem Gebäude ver-
einigt vorfindet. Diese Gallerie zerfällt in 3 Abthei-
lungen: 1 ) Die italienischen Schulen und die ihnen
verwandten Kunstbestrebungen; die Akademiker. -- 2 )
Die niederländischen und deutschen Schulen. -- 3 )
Alterthümer und kunsthistorische Merkwürdigkeiten.
Unter den Schätzen dieser Sammlung finden wir die
wohlbekannten Bilder von Leonardo da Vinci,
Raphaels Maria
mit dem Christuskinde, Ru-
bens, Rembrands, Teniers, Terburg, Huy-
sum,
ein vorzügliches Bild des Quintin Messis
u. s. w. Die altdeutschen Bilder von Holbein,
Lukas Cranach
und unzählige andere Meisterwerke
können mit den Hauptbildern anderer Sammlungen
sehr wohl in die Schranken treten. Ein vorzügliches
und unschätzbares Juwel der Kunst besitzt aber das
Museum in den sechs, auf beiden Seiten bemalten
Tafeln der Brüder Hubert und Johann van
Eyck,
früher die interessantere Hälfte des berühmten
Altargemähldes in der Kirche St. Bavo zu Gent,
auf dessen Haupttafel die Anbetung des mackellosen
Lammes, zugleich ein Denkmahl, welches durch seine
Schönheit, vortreffliche Erhaltung, durch alte echte
Jnschriften und mehrfache andere Beglaubigungen
mehr als irgend ein anderes Werk geeignet ist, von
der Eigenthümlichkeit und hohen Ausbildung nieder-
ländischer Kunst in der ersten Hälfte des 15ten Jahr-
hunderts eine sicher begründete und würdige Vorstel-
lung zu erwecken.

Für die Umgebungen dieses schönen Gebäudes
ist bereits viel geschehen, und wird immer mehr durch
die Verschönerung des Lustgartens gesorgt, der bald
wieder nicht allein zu einem angenehmen Spazier-
gang, sondern zugleich zu einem der interessantesten
Punkte Berlins gediehen seyn wird. Eine seiner
schönsten Zierden ist der herrliche Springbrunnen in
der Mitte des Platzes und dem Museum gegenüber,
dessen mächtiger Wasserstrahl hoch über das Gebäude
hinaufsprudelt, und in perlendem Falle wieder zu
Boden stürzt.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Das Museum für Alterthümer und Kunstwerke in Berlin. )
[Beginn Spaltensatz] Friedrich WilhelmIII., die meisten übrigen
schreiben sich von Friedrich II. und dessen Schwe-
ster, der Markgräfin von Baireuth und ein Theil
von den Einkäufen Friedrich Wilhelm II. durch
Hrn. von Erdmannsdorf in Rom her. Zu den
wichtigsten Werken der Bildhauerkunst, die sich unter
diesen reichen Schätzen befinden, rechnen Kenner vor-
züglich folgende: 1 ) Ein anbetender Knabe von 4 F.
4 Zoll Höhe. Dieser gehört zu den schönsten Bron-
cen, die aus dem Alterthum auf uns gekommen sind.
Papst Clemens XI. hatte diese in der Tiber ge-
fundene Bildsäule dem Prinzen Eugen von Sa-
voyen
geschenkt. Aus dessen Nachlaß ging dieselbe
in den Besitz des Fürsten von Lichtenstein über,
von welchem Friedrich II. sie für 10,000 Rthlr.
kaufte, und auf der Terasse in Sans=Souci auf-
stellen ließ. Späterhin stand sie im Schlosse zu Ber-
lin.
Das Piedestal ist aus dem Stumpf einer Säule
von orientalischem Porphir. — 2 ) Die Bildsäule
eines sitzenden Mädchens in natürlicher Größe. —
3 ) Ein Stück eines großen Basreliefs: Apollo und
Herkules, welcher letztere den Pythischen Dreifuß
zu rauben droht, im altgriechischen Styl, Trümmer
eines Brunnens. — 4 ) Hermaphrodit mit einem Faun
scherzend. Aus dem Pallast Aldobrandini in
Rom. — 5 ) Ein Basrelief im altgriechischen Styl.
An einem Altar reicht Hebe dem Apollo die Nek-
tarschale. Diana und Latona folgen ihm. — 6 )
Ein Knabe, welcher sich einen Dorn aus dem Fuße
zieht, 2 Fuß 5 Zoll. Antike Wiederholung eines
sehr berühmten Werks, das sich zu Rom in der
Sammlung des Kapitols befindet. Der Antikengal-
lerie gegenüber gelangt man in die Bildersäle, welche
zur Gewinnung des Raumes und eines vortheilhaften
Lichtes durch Schirmwände mit dunkelrothen, sammt-
artigen Tapeten in kleinere Abtheilungen gesondert
sind. Schon die früheren Herrscher, namentlich der
große Churfürst, König Friedrich I. und Fried-
rich
II. hatten einen großen Schatz von Gemählden
erworben, der vorzüglich aus Werken der niederlän-
dischen und holländischen Schule, von Rubens ab-
wärts, dann aus der altdeutschen und italienischen
Schule Raphaels bestanden. Aber erst Friedrich
Wilhelm
III. hat durch den Ankauf der berühmten
Giustinianischen Gemähldesammlung, die eine
[Spaltenumbruch] Reihe von Meisterwerken aus der Vorzeit der Ca-
racci
und des Michel Angelo enthielt, so wie
jener des Engländer Solly und des bekannten Kunst-
freundes Rumohr, und durch einzelne wichtige Er-
werbungen eine ungeheure Masse von Bildern gesam-
melt, deren Auswahl sich hier in einem Gebäude ver-
einigt vorfindet. Diese Gallerie zerfällt in 3 Abthei-
lungen: 1 ) Die italienischen Schulen und die ihnen
verwandten Kunstbestrebungen; die Akademiker. — 2 )
Die niederländischen und deutschen Schulen. — 3 )
Alterthümer und kunsthistorische Merkwürdigkeiten.
Unter den Schätzen dieser Sammlung finden wir die
wohlbekannten Bilder von Leonardo da Vinci,
Raphaels Maria
mit dem Christuskinde, Ru-
bens, Rembrands, Teniers, Terburg, Huy-
sum,
ein vorzügliches Bild des Quintin Messis
u. s. w. Die altdeutschen Bilder von Holbein,
Lukas Cranach
und unzählige andere Meisterwerke
können mit den Hauptbildern anderer Sammlungen
sehr wohl in die Schranken treten. Ein vorzügliches
und unschätzbares Juwel der Kunst besitzt aber das
Museum in den sechs, auf beiden Seiten bemalten
Tafeln der Brüder Hubert und Johann van
Eyck,
früher die interessantere Hälfte des berühmten
Altargemähldes in der Kirche St. Bavo zu Gent,
auf dessen Haupttafel die Anbetung des mackellosen
Lammes, zugleich ein Denkmahl, welches durch seine
Schönheit, vortreffliche Erhaltung, durch alte echte
Jnschriften und mehrfache andere Beglaubigungen
mehr als irgend ein anderes Werk geeignet ist, von
der Eigenthümlichkeit und hohen Ausbildung nieder-
ländischer Kunst in der ersten Hälfte des 15ten Jahr-
hunderts eine sicher begründete und würdige Vorstel-
lung zu erwecken.

Für die Umgebungen dieses schönen Gebäudes
ist bereits viel geschehen, und wird immer mehr durch
die Verschönerung des Lustgartens gesorgt, der bald
wieder nicht allein zu einem angenehmen Spazier-
gang, sondern zugleich zu einem der interessantesten
Punkte Berlins gediehen seyn wird. Eine seiner
schönsten Zierden ist der herrliche Springbrunnen in
der Mitte des Platzes und dem Museum gegenüber,
dessen mächtiger Wasserstrahl hoch über das Gebäude
hinaufsprudelt, und in perlendem Falle wieder zu
Boden stürzt.

[Ende Spaltensatz]

Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag.Redaktion von W. A. Gerle.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0008" n="72"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><figure><head>  ( Das Museum für Alterthümer und Kunstwerke in Berlin. )   </head></figure><lb/><cb type="start"/><hi rendition="#g">Friedrich Wilhelm</hi><hi rendition="#aq">III</hi>., die meisten übrigen<lb/>
schreiben sich von <hi rendition="#g">Friedrich</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>. und dessen Schwe-<lb/>
ster, der Markgräfin von Baireuth und ein Theil<lb/>
von den Einkäufen <hi rendition="#g">Friedrich Wilhelm</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>. durch<lb/>
Hrn. von <hi rendition="#g">Erdmannsdorf</hi> in <hi rendition="#g">Rom</hi> her. Zu den<lb/>
wichtigsten Werken der Bildhauerkunst, die sich unter<lb/>
diesen reichen Schätzen befinden, rechnen Kenner vor-<lb/>
züglich folgende: 1 ) Ein anbetender Knabe von 4 F.<lb/>
4 Zoll Höhe. Dieser gehört zu den schönsten Bron-<lb/>
cen, die aus dem Alterthum auf uns gekommen sind.<lb/>
Papst <hi rendition="#g">Clemens</hi> <hi rendition="#aq">XI</hi>. hatte diese in der Tiber ge-<lb/>
fundene Bildsäule dem Prinzen <hi rendition="#g">Eugen</hi> von <hi rendition="#g">Sa-<lb/>
voyen</hi> geschenkt. Aus dessen Nachlaß ging dieselbe<lb/>
in den Besitz des Fürsten von <hi rendition="#g">Lichtenstein</hi> über,<lb/>
von welchem <hi rendition="#g">Friedrich</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>. sie für 10,000 Rthlr.<lb/>
kaufte, und auf der Terasse in <hi rendition="#g">Sans=Souci</hi> auf-<lb/>
stellen ließ. Späterhin stand sie im Schlosse zu <hi rendition="#g">Ber-<lb/>
lin.</hi> Das Piedestal ist aus dem Stumpf einer Säule<lb/>
von orientalischem Porphir. &#x2014; 2 ) Die Bildsäule<lb/>
eines sitzenden Mädchens in natürlicher Größe. &#x2014;<lb/>
3 ) Ein Stück eines großen Basreliefs: <hi rendition="#g">Apollo</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Herkules,</hi> welcher letztere den Pythischen Dreifuß<lb/>
zu rauben droht, im altgriechischen Styl, Trümmer<lb/>
eines Brunnens. &#x2014; 4 ) Hermaphrodit mit einem Faun<lb/>
scherzend. Aus dem Pallast <hi rendition="#g">Aldobrandini</hi> in<lb/>
Rom. &#x2014; 5 ) Ein Basrelief im altgriechischen Styl.<lb/>
An einem Altar reicht <hi rendition="#g">Hebe</hi> dem <hi rendition="#g">Apollo</hi> die Nek-<lb/>
tarschale. <hi rendition="#g">Diana</hi> und <hi rendition="#g">Latona</hi> folgen ihm. &#x2014; 6 )<lb/>
Ein Knabe, welcher sich einen Dorn aus dem Fuße<lb/>
zieht, 2 Fuß 5 Zoll. Antike Wiederholung eines<lb/>
sehr berühmten Werks, das sich zu <hi rendition="#g">Rom</hi> in der<lb/>
Sammlung des Kapitols befindet. Der Antikengal-<lb/>
lerie gegenüber gelangt man in die Bildersäle, welche<lb/>
zur Gewinnung des Raumes und eines vortheilhaften<lb/>
Lichtes durch Schirmwände mit dunkelrothen, sammt-<lb/>
artigen Tapeten in kleinere Abtheilungen gesondert<lb/>
sind. Schon die früheren Herrscher, namentlich der<lb/>
große Churfürst, König <hi rendition="#g">Friedrich</hi> <hi rendition="#aq">I</hi>. und <hi rendition="#g">Fried-<lb/>
rich</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>. hatten einen großen Schatz von Gemählden<lb/>
erworben, der vorzüglich aus Werken der niederlän-<lb/>
dischen und holländischen Schule, von <hi rendition="#g">Rubens</hi> ab-<lb/>
wärts, dann aus der altdeutschen und italienischen<lb/>
Schule <hi rendition="#g">Raphaels</hi> bestanden. Aber erst <hi rendition="#g">Friedrich<lb/>
Wilhelm</hi> <hi rendition="#aq">III</hi>. hat durch den Ankauf der berühmten<lb/><hi rendition="#g">Giustinianischen</hi> Gemähldesammlung, die eine<lb/><cb n="2"/>
Reihe von Meisterwerken aus der Vorzeit der <hi rendition="#g">Ca-<lb/>
racci</hi> und des <hi rendition="#g">Michel Angelo</hi> enthielt, so wie<lb/>
jener des Engländer <hi rendition="#g">Solly</hi> und des bekannten Kunst-<lb/>
freundes <hi rendition="#g">Rumohr,</hi> und durch einzelne wichtige Er-<lb/>
werbungen eine ungeheure Masse von Bildern gesam-<lb/>
melt, deren Auswahl sich hier in einem Gebäude ver-<lb/>
einigt vorfindet. Diese Gallerie zerfällt in 3 Abthei-<lb/>
lungen: 1 ) Die italienischen Schulen und die ihnen<lb/>
verwandten Kunstbestrebungen; die Akademiker. &#x2014; 2 )<lb/>
Die niederländischen und deutschen Schulen. &#x2014; 3 )<lb/>
Alterthümer und kunsthistorische Merkwürdigkeiten.<lb/>
Unter den Schätzen dieser Sammlung finden wir die<lb/>
wohlbekannten Bilder von <hi rendition="#g">Leonardo</hi> da <hi rendition="#g">Vinci,<lb/>
Raphaels Maria</hi> mit dem Christuskinde, <hi rendition="#g">Ru-<lb/>
bens, Rembrands, Teniers, Terburg, Huy-<lb/>
sum,</hi> ein vorzügliches Bild des <hi rendition="#g">Quintin Messis</hi><lb/>
u. s. w. Die altdeutschen Bilder von <hi rendition="#g">Holbein,<lb/>
Lukas Cranach</hi> und unzählige andere Meisterwerke<lb/>
können mit den Hauptbildern anderer Sammlungen<lb/>
sehr wohl in die Schranken treten. Ein vorzügliches<lb/>
und unschätzbares Juwel der Kunst besitzt aber das<lb/>
Museum in den sechs, auf beiden Seiten bemalten<lb/>
Tafeln der Brüder <hi rendition="#g">Hubert</hi> und <hi rendition="#g">Johann van<lb/>
Eyck,</hi> früher die interessantere Hälfte des berühmten<lb/>
Altargemähldes in der Kirche St. <hi rendition="#g">Bavo</hi> zu <hi rendition="#g">Gent,</hi><lb/>
auf dessen Haupttafel die Anbetung des mackellosen<lb/>
Lammes, zugleich ein Denkmahl, welches durch seine<lb/>
Schönheit, vortreffliche Erhaltung, durch alte echte<lb/>
Jnschriften und mehrfache andere Beglaubigungen<lb/>
mehr als irgend ein anderes Werk geeignet ist, von<lb/>
der Eigenthümlichkeit und hohen Ausbildung nieder-<lb/>
ländischer Kunst in der ersten Hälfte des 15ten Jahr-<lb/>
hunderts eine sicher begründete und würdige Vorstel-<lb/>
lung zu erwecken.</p><lb/>
        <p>Für die Umgebungen dieses schönen Gebäudes<lb/>
ist bereits viel geschehen, und wird immer mehr durch<lb/>
die Verschönerung des Lustgartens gesorgt, der bald<lb/>
wieder nicht allein zu einem angenehmen Spazier-<lb/>
gang, sondern zugleich zu einem der interessantesten<lb/>
Punkte <hi rendition="#g">Berlins</hi> gediehen seyn wird. Eine seiner<lb/>
schönsten Zierden ist der herrliche Springbrunnen in<lb/>
der Mitte des Platzes und dem Museum gegenüber,<lb/>
dessen mächtiger Wasserstrahl hoch über das Gebäude<lb/>
hinaufsprudelt, und in perlendem Falle wieder zu<lb/>
Boden stürzt.</p>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag.</hi> &#x2014; <hi rendition="#g">Redaktion von</hi> W. A. <hi rendition="#g">Gerle.</hi></hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0008] Panorama des Universums. [Abbildung ( Das Museum für Alterthümer und Kunstwerke in Berlin. ) ] Friedrich WilhelmIII., die meisten übrigen schreiben sich von Friedrich II. und dessen Schwe- ster, der Markgräfin von Baireuth und ein Theil von den Einkäufen Friedrich Wilhelm II. durch Hrn. von Erdmannsdorf in Rom her. Zu den wichtigsten Werken der Bildhauerkunst, die sich unter diesen reichen Schätzen befinden, rechnen Kenner vor- züglich folgende: 1 ) Ein anbetender Knabe von 4 F. 4 Zoll Höhe. Dieser gehört zu den schönsten Bron- cen, die aus dem Alterthum auf uns gekommen sind. Papst Clemens XI. hatte diese in der Tiber ge- fundene Bildsäule dem Prinzen Eugen von Sa- voyen geschenkt. Aus dessen Nachlaß ging dieselbe in den Besitz des Fürsten von Lichtenstein über, von welchem Friedrich II. sie für 10,000 Rthlr. kaufte, und auf der Terasse in Sans=Souci auf- stellen ließ. Späterhin stand sie im Schlosse zu Ber- lin. Das Piedestal ist aus dem Stumpf einer Säule von orientalischem Porphir. — 2 ) Die Bildsäule eines sitzenden Mädchens in natürlicher Größe. — 3 ) Ein Stück eines großen Basreliefs: Apollo und Herkules, welcher letztere den Pythischen Dreifuß zu rauben droht, im altgriechischen Styl, Trümmer eines Brunnens. — 4 ) Hermaphrodit mit einem Faun scherzend. Aus dem Pallast Aldobrandini in Rom. — 5 ) Ein Basrelief im altgriechischen Styl. An einem Altar reicht Hebe dem Apollo die Nek- tarschale. Diana und Latona folgen ihm. — 6 ) Ein Knabe, welcher sich einen Dorn aus dem Fuße zieht, 2 Fuß 5 Zoll. Antike Wiederholung eines sehr berühmten Werks, das sich zu Rom in der Sammlung des Kapitols befindet. Der Antikengal- lerie gegenüber gelangt man in die Bildersäle, welche zur Gewinnung des Raumes und eines vortheilhaften Lichtes durch Schirmwände mit dunkelrothen, sammt- artigen Tapeten in kleinere Abtheilungen gesondert sind. Schon die früheren Herrscher, namentlich der große Churfürst, König Friedrich I. und Fried- rich II. hatten einen großen Schatz von Gemählden erworben, der vorzüglich aus Werken der niederlän- dischen und holländischen Schule, von Rubens ab- wärts, dann aus der altdeutschen und italienischen Schule Raphaels bestanden. Aber erst Friedrich Wilhelm III. hat durch den Ankauf der berühmten Giustinianischen Gemähldesammlung, die eine Reihe von Meisterwerken aus der Vorzeit der Ca- racci und des Michel Angelo enthielt, so wie jener des Engländer Solly und des bekannten Kunst- freundes Rumohr, und durch einzelne wichtige Er- werbungen eine ungeheure Masse von Bildern gesam- melt, deren Auswahl sich hier in einem Gebäude ver- einigt vorfindet. Diese Gallerie zerfällt in 3 Abthei- lungen: 1 ) Die italienischen Schulen und die ihnen verwandten Kunstbestrebungen; die Akademiker. — 2 ) Die niederländischen und deutschen Schulen. — 3 ) Alterthümer und kunsthistorische Merkwürdigkeiten. Unter den Schätzen dieser Sammlung finden wir die wohlbekannten Bilder von Leonardo da Vinci, Raphaels Maria mit dem Christuskinde, Ru- bens, Rembrands, Teniers, Terburg, Huy- sum, ein vorzügliches Bild des Quintin Messis u. s. w. Die altdeutschen Bilder von Holbein, Lukas Cranach und unzählige andere Meisterwerke können mit den Hauptbildern anderer Sammlungen sehr wohl in die Schranken treten. Ein vorzügliches und unschätzbares Juwel der Kunst besitzt aber das Museum in den sechs, auf beiden Seiten bemalten Tafeln der Brüder Hubert und Johann van Eyck, früher die interessantere Hälfte des berühmten Altargemähldes in der Kirche St. Bavo zu Gent, auf dessen Haupttafel die Anbetung des mackellosen Lammes, zugleich ein Denkmahl, welches durch seine Schönheit, vortreffliche Erhaltung, durch alte echte Jnschriften und mehrfache andere Beglaubigungen mehr als irgend ein anderes Werk geeignet ist, von der Eigenthümlichkeit und hohen Ausbildung nieder- ländischer Kunst in der ersten Hälfte des 15ten Jahr- hunderts eine sicher begründete und würdige Vorstel- lung zu erwecken. Für die Umgebungen dieses schönen Gebäudes ist bereits viel geschehen, und wird immer mehr durch die Verschönerung des Lustgartens gesorgt, der bald wieder nicht allein zu einem angenehmen Spazier- gang, sondern zugleich zu einem der interessantesten Punkte Berlins gediehen seyn wird. Eine seiner schönsten Zierden ist der herrliche Springbrunnen in der Mitte des Platzes und dem Museum gegenüber, dessen mächtiger Wasserstrahl hoch über das Gebäude hinaufsprudelt, und in perlendem Falle wieder zu Boden stürzt. Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1834/8
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1834, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1834/8>, abgerufen am 15.06.2024.