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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

[Abbildung]
Der Pfeffer ( Piper Nigrum ) .

Wir haben dieses Gewächses bereits im zweiten
Jahrgange unserer Blätter ( Nr. 22 ) erwähnt. Jn
den Handel kommen -- als schwarzer Pfeffer -- die
getrockneten, unreifen, mit schwarzer, runzlicher Rinde
bekleideten, innen weißen, scharf gewürzhaften Beeren
des Pfefferstrauches ( piper nigrum ) , eines der
gemeinsten exotischen Gewürze, besonders um ohne-
dieß faden Speisen einen schärferen Geschmack zu
geben und sie dadurch verdaulicher zu machen. Es
enthält nach Pelletier Piperin fettes, mehr bal-
samisches als scharfes, ätherisches Oel, gummiartige
Materie, Extractivstoff, Aepfel= und Weinsteinsäure,
Stärkemehl, Bassarin, Pflanzenfasern. Er kommt
hauptsächlich von Ostindien aus, insbesondere von
Malabar, Sumatra, Java und den Jnseln der
Straße von Sunda in den Handel; der weiße
Pfeffer unterscheidet sich von vorigem bloß dadurch,
daß, nach völliger Reife, die Früchte ( Pfefferkörner )
von ihrer dunklen Oberhaut befreit worden sind; er
hat weniger Schärfe; dieser wie jener, wird auch
arzneilich angeordnet, zur Magenstärkung, auch wohl
in allgemeinen Schwächezuständen und darauf beru-
henden Krankheiten, Verschleimungen, Wechselfiebern,
Gicht, gegen Würmer u. s. w. Vornehmlich ist auch
der weiße Pfeffer in ganzen Körnern zu 3--10
Stück, in Art wie Pillen genommen, als magen-
stärkendes Hausmittel in Gebrauch. Auch braucht
man ihn im wäßrigen Aufguß zur Vertilgung der
Stubenfliegen und andern Ungeziefers, oder auch
als Pulver gegen Motten. Schweinen und mehre-
ren Thieren ist er Gift.     P.



Trauergebräuche in Lissabon.

Ein englischer Reisender erzählt: "Die Frau
des Senhor Pinto Bastos war kürzlich gestorben,
und ich ging deshalb, um ihm einen Kondolenzbesuch
zu machen. Es ist Gebrauch im Lande, acht Tage
[Spaltenumbruch] lang solche Besuche anzunehmen. Die ganze Familie,
in Trauerkleidung, ist in einem der besten Zimmer
versammelt, das man schwarz ausgeschlagen hat;
die Besucher treten herein, und verneigen sich gegen
alle Anwesenden; es wird kein Wort gesprochen,
und wenn sie eine kurze Zeit da gesessen haben, ver-
neigen sie sich von neuem und entfernen sich darauf."

    B.



Der Taucher.

Man hat verschiedene Behauptungen darüber
angestellt, wie lange Perlenfischer und andere Tau-
cher sich unter dem Wasser in beträchtlichen Tiefen,
ohne zu athmen, erhalten können. Einige versicher-
ten, daß man eine halbe Stunde, Andere, daß man
noch längere Zeit im Stande wäre, das Experi-
ment auszuhalten. Allein Dr. Lefre aus Roche-
fort,
der vor einiger Zeit zu Navarin stazionirt
war, hatte hinreichende Gelegenheit, um die Kräfte
der besten Taucher mit eigenen Augen zu prüfen.
Er beobachtete diejenigen, die dazu benutzt wurden,
die Ueberreste der in dem Hafen von Navarin
untergegangenen türkischen Flotte aufzufischen. Die
Tiefe, in die sie sich hinablassen mußten, betrug 109
Fuß; allein so berühmt auch die griechischen Tau-
cher wegen ihrer besonderen Vorzüge sind, so konnte
es doch keiner von ihnen zwei Minuten hinterein-
ander unter dem Wasser aushalten. Jm Durch-
schnitt blieben sie nicht länger als sechs und siebzig
Sekunden in der Tiefe, und wenn sie dann heraus-
kamen, schoß ihnen oft noch das Blut aus dem
Munde, den Augen und Ohren heraus. Jm Allge-
meinen aber sind die Taucher im Stande, ihre Ver-
suche in einer Stunde viermal hintereinander zu
wiederholen.



Miszelle.

Am 1. April 1833 wurde in einem Garten zu
Hieres im Vardepartement ein Bambus von 12
Zoll Höhe gepflanzt, welcher seitdem mehrere Sten-
gel von 20 bis 26 Fuß Länge getrieben hat. Der
Boden wird während der schönen Jahrszeit sehr flei-
ßig begossen; doch, da bisher kein strenger Winter
war, so weiß man nicht, welchen Grad von Kälte
er zu ertragen im Stande seyn werde. Einer der
Zweige, welcher am 3. September vorigen Jahres
hervorbrach, hatte zu Ende Oktobers bereits 25 Fuß
Höhe; sein Umfang an der Basis betrug neun Zoll
und in Mannshöhe7 1 / 2 Zoll. Wenn dieses Ge-
wächs sich acclimatisiren sollte, würde es in Frank-
reich, wie in Jndien, wegen der Schnelligkeit seines
Wachsthums von großem Nutzen seyn. Der Bambus
vermehrt sich durch Ableger; schon nach 5 bis 6 Mo-
naten kann man von dem Mutterstamme den kleinen
Sprossen trennen, der vollkommen eingewurzelt scheint.
Jm nämlichen Garten befindet sich auch ein prächti-
ges Zuckerrohr, dessen Zweige ungefähr 12 Fuß
Höhe haben. Jn einem andern Garten sieht man
mehrere Dattelpalmen, welche vor 25 Jahren ge-
pflanzt wurden, und sich bereits zu einer Höhe von
30 Fuß erhoben haben.     W.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
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Der Pfeffer ( Piper Nigrum ) .

Wir haben dieses Gewächses bereits im zweiten
Jahrgange unserer Blätter ( Nr. 22 ) erwähnt. Jn
den Handel kommen — als schwarzer Pfeffer — die
getrockneten, unreifen, mit schwarzer, runzlicher Rinde
bekleideten, innen weißen, scharf gewürzhaften Beeren
des Pfefferstrauches ( piper nigrum ) , eines der
gemeinsten exotischen Gewürze, besonders um ohne-
dieß faden Speisen einen schärferen Geschmack zu
geben und sie dadurch verdaulicher zu machen. Es
enthält nach Pelletier Piperin fettes, mehr bal-
samisches als scharfes, ätherisches Oel, gummiartige
Materie, Extractivstoff, Aepfel= und Weinsteinsäure,
Stärkemehl, Bassarin, Pflanzenfasern. Er kommt
hauptsächlich von Ostindien aus, insbesondere von
Malabar, Sumatra, Java und den Jnseln der
Straße von Sunda in den Handel; der weiße
Pfeffer unterscheidet sich von vorigem bloß dadurch,
daß, nach völliger Reife, die Früchte ( Pfefferkörner )
von ihrer dunklen Oberhaut befreit worden sind; er
hat weniger Schärfe; dieser wie jener, wird auch
arzneilich angeordnet, zur Magenstärkung, auch wohl
in allgemeinen Schwächezuständen und darauf beru-
henden Krankheiten, Verschleimungen, Wechselfiebern,
Gicht, gegen Würmer u. s. w. Vornehmlich ist auch
der weiße Pfeffer in ganzen Körnern zu 3—10
Stück, in Art wie Pillen genommen, als magen-
stärkendes Hausmittel in Gebrauch. Auch braucht
man ihn im wäßrigen Aufguß zur Vertilgung der
Stubenfliegen und andern Ungeziefers, oder auch
als Pulver gegen Motten. Schweinen und mehre-
ren Thieren ist er Gift.     P.



Trauergebräuche in Lissabon.

Ein englischer Reisender erzählt: „Die Frau
des Senhor Pinto Bastos war kürzlich gestorben,
und ich ging deshalb, um ihm einen Kondolenzbesuch
zu machen. Es ist Gebrauch im Lande, acht Tage
[Spaltenumbruch] lang solche Besuche anzunehmen. Die ganze Familie,
in Trauerkleidung, ist in einem der besten Zimmer
versammelt, das man schwarz ausgeschlagen hat;
die Besucher treten herein, und verneigen sich gegen
alle Anwesenden; es wird kein Wort gesprochen,
und wenn sie eine kurze Zeit da gesessen haben, ver-
neigen sie sich von neuem und entfernen sich darauf.“

    B.



Der Taucher.

Man hat verschiedene Behauptungen darüber
angestellt, wie lange Perlenfischer und andere Tau-
cher sich unter dem Wasser in beträchtlichen Tiefen,
ohne zu athmen, erhalten können. Einige versicher-
ten, daß man eine halbe Stunde, Andere, daß man
noch längere Zeit im Stande wäre, das Experi-
ment auszuhalten. Allein Dr. Lefre aus Roche-
fort,
der vor einiger Zeit zu Navarin stazionirt
war, hatte hinreichende Gelegenheit, um die Kräfte
der besten Taucher mit eigenen Augen zu prüfen.
Er beobachtete diejenigen, die dazu benutzt wurden,
die Ueberreste der in dem Hafen von Navarin
untergegangenen türkischen Flotte aufzufischen. Die
Tiefe, in die sie sich hinablassen mußten, betrug 109
Fuß; allein so berühmt auch die griechischen Tau-
cher wegen ihrer besonderen Vorzüge sind, so konnte
es doch keiner von ihnen zwei Minuten hinterein-
ander unter dem Wasser aushalten. Jm Durch-
schnitt blieben sie nicht länger als sechs und siebzig
Sekunden in der Tiefe, und wenn sie dann heraus-
kamen, schoß ihnen oft noch das Blut aus dem
Munde, den Augen und Ohren heraus. Jm Allge-
meinen aber sind die Taucher im Stande, ihre Ver-
suche in einer Stunde viermal hintereinander zu
wiederholen.



Miszelle.

Am 1. April 1833 wurde in einem Garten zu
Hieres im Vardepartement ein Bambus von 12
Zoll Höhe gepflanzt, welcher seitdem mehrere Sten-
gel von 20 bis 26 Fuß Länge getrieben hat. Der
Boden wird während der schönen Jahrszeit sehr flei-
ßig begossen; doch, da bisher kein strenger Winter
war, so weiß man nicht, welchen Grad von Kälte
er zu ertragen im Stande seyn werde. Einer der
Zweige, welcher am 3. September vorigen Jahres
hervorbrach, hatte zu Ende Oktobers bereits 25 Fuß
Höhe; sein Umfang an der Basis betrug neun Zoll
und in Mannshöhe7 1 / 2 Zoll. Wenn dieses Ge-
wächs sich acclimatisiren sollte, würde es in Frank-
reich, wie in Jndien, wegen der Schnelligkeit seines
Wachsthums von großem Nutzen seyn. Der Bambus
vermehrt sich durch Ableger; schon nach 5 bis 6 Mo-
naten kann man von dem Mutterstamme den kleinen
Sprossen trennen, der vollkommen eingewurzelt scheint.
Jm nämlichen Garten befindet sich auch ein prächti-
ges Zuckerrohr, dessen Zweige ungefähr 12 Fuß
Höhe haben. Jn einem andern Garten sieht man
mehrere Dattelpalmen, welche vor 25 Jahren ge-
pflanzt wurden, und sich bereits zu einer Höhe von
30 Fuß erhoben haben.     W.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836/8>, abgerufen am 01.06.2024.