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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 31. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Rasen. An beiden Enden der Stadt erheben sich
zwei großartige Denkmahle der Vorzeit, die alte
Citadelle, welche auf einem Felsen nächst der Alt-
stadt erbaut, eine sehr schöne Uebersicht der Gegend
darbietet, worin sich ein Zeughaus befindet, und
die alten Krönungskleinodien der Könige von Schott-
land verwahrt werden. Das zweite alte Denkmahl
von Edinburg, der Pallast von Holyrood-
House
hat ein größeres Jnteresse, der Ereignisse
wegen, die sich hier zugetragen. Es ist ein vier-
eckiges Gebäude, welches eine lange Gallerie ent-
hält, wo sich sonst die Großen drängten, und gegen-
wärtig die Wahl der schottischen Pairs für die
Lordskammer von Grostbritannien vorgenommen wird.
Mehr als hundert Bilder der alten Könige schmü-
cken diesen Saal, aber die meisten derselben sind
Erzeugnisse der Phantasie. Was in diesem Pallast
von den Neugierigen am häufigsten besucht wird,
sind die Gemächer der Königin Maria Stuart.
Sie bestehen aus 2 Zimmern mit Kabineten. Jn
den Zimmern sind alle Meubles gelassen worden,
und man behauptet, es wären noch dieselben, wie
zu den Zeiten jener Königin ( wenigstens scheinen
sie alt genug zu seyn, um für die Hausgeräthe der
Maria gelten zu können ) . Die Vorhänge von
rothem Damast können kaum mehr der zerstörenden
Zeit widerstehen. Der Armstuhl der Königin ist
noch da, selbst ihre Harfe und Toilette. Es war
in einem der anstoßenden Kabinete, wo sie mit der
Gräfin von Argyle und Rizzio zu Nacht speiste,
und diesen Günstling von den Leuten des Lord
Darnley ergreifen sah, die ihn im Schlafzimmer
der Königin ermordeten. Man zeigt die geheime
Treppe, auf welcher die Meuchelmörder eingedrun-
gen waren, und selbst die Blutflecken von diesem
Morde sind noch so sichtbar, als wäre er eben be-
gangen worden. ( Doch scheint es wahr, daß man
Sorge trägt, sie jährlich zu erneuern. ) Rizzio ist
in einer gothischen Kapelle nächst des Pallastes be-
graben worden, welche noch besteht, obschon im Zu-
stande des Verfalls. Mehrere Familien haben das
Vorrecht, dort bestattet zu werden. Man sieht das
Contrefey der Maria Stuart an mehreren Stel-
len des Pallastes; auch das Bild des Mörders
Darnley und selbst einen seiner Handschuhe hat
man daselbst bewahrt; aber von Rizzio ist nichts
mehr übrig, als sein Grabstein, und einige seiner
Lieder, welche die leidenschaftliche Königin entzück-
ten, und in den Mund des Volkes übergingen.

Das Uebrige des Pallastes ist nicht mehr wie
zu Mariens Zeit, Karl II. hat verschiedene Ver-
änderungen damit vorgenommen.

Das alte Gebäude des schottischen Parlaments
dient dem Justizhof noch zum Sitz.

Zu den schönsten Gebäuden der Altstadt gehören:
das neue Universitätsgebäude ( seit 1788 erbaut ) ,
die mit einem Aufwande von 75,000 Pfund Ster-
ling erbaute Bank, das Parlamentshaus und die
Börse. Jn der Neustadt zeichnet sich das 1774
erbaute prächtige Registeroffice oder Generalarchiv
von Schottland aus. Unter Andern zeigt man darin
die Orginalurkunde der Vereinigung Englands und
Schottlands, von der Königin Anna unterschrieben.
Auf dem Caltonhill, einem Hügel bei der Neustadt,
ist die Sternwarte und Nelson's Denkmahl, eine
100 Fuß hohe Säule, in deren Jnnerem eine Wen-
deltreppe bis zur Spitze hinaufführt, und in deren
hohem Fußgestell Zimmer angebracht sind. Unter
[Spaltenumbruch] den milden Anstalten Edinburgs steht das große
Hospital, von einem patriotischen Goldschmiede
George Heriot, 1650 gestiftet, oben an; auch Wat-
son 's
und Gillespie's Hospital und das Wai-
senhaus zeichnen sich aus. An der Spitze der
gelehrten Anstalten steht die Universität, von Ja-
kob
VI. 1581 gestiftet, die 1826 gegen 2300 Stu-
dirende zählte. Am berühmtesten ist von jeher die
medizinische Fakultät gewesen, die noch jetzt die
talentvollsten Männer von Schottland, einen Dun-
can, Brewster, Thomson, Gordon, Hope

u. s. w. zu ihren Mitgliedern zählt. Die Univer-
sitätsbibliothek von 50,000 Bänden erhielt durch
den Ankauf der medizinischen Dissertationensamm-
lung des verstorbenen Professor Reimarus in
Hamburg einen ansehnlichen Zuwachs. Bedeuten-
der noch ist die Advokatenbibliothek, für welche einer
der schönsten Säle des Parlamentshauses eingerich-
tet worden ist. Unter den gelehrten Gesellschaften
in Edinburg hat sich die Royal = Society durch
gründliche Abhandlungen bemerkbar gemacht. Auch
ward hier eine Gesellschaft der Naturgeschichte ge-
stiftet. Als Vorbereitungsschule für die Universität
dient die berühmte High-School ( hohe Schule ) .
Die Stadt hat viele Fabriken und treibt mittelst
des Hafens einen bedeutenden Handel. Letzterer
besitzt Schiffswerfte, Schiffsdocken, Glashütten, welche
Flaschen und Gläser liefern, die selbst den engli-
schen vorgezogen werden, bedeutende Seifensiedereien
und große Magazine der Edinburger. Merkwürdig
sind die in der Umgegend von Edinburg ver-
einzelt und steil zu einer großen Höhe heranstei-
genden Felsenmassen, von denen mehrere eine
Höhe von 1000 Fuß haben. Sie sind basalt-
artig und haben zum Theil eine prismatische [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]Form.
Es erscheinen in Edinburg, das mit London
den Besitz des englischen Buchhandels theilt, viele
größere encyklopädische Werke und berühmte Zeit-
schriften.



Afrikanische Begrüßungen.

Die Art, zu grüßen in diesem Erdtheil, ist durch-
aus sklavisch. Abyssinier und andere Nationen fallen
auf das Knie und küssen die Erde. Viele Neger-
nationen fassen sich bei den Händen und ziehen sich
die Finger so heftig an, daß diese knacken. Die
Neger auf Sierra = Leone beugen den rechten Ellen-
bogen so, daß die Hand an den Mund kommt. Der
Begrüßte thut ein Gleiches, sodann wird der Dau-
men und Zeigefinger zusammengelegt und langsam
zurückgezogen. Andere Neger schnippen mit den
Fingern, wenn sie Jemandem begegnen, ziehen sich
den Kamm aus den Haaren und stecken ihn wieder
ein. Jn Unterguinea ergreift der Grüßende die
Finger Desjenigen, welchen er grüßt, bringt sie in
eine besondere Lage, drückt sie, schnappt schnell damit
und ruft dabei aus: Akkio! akkio! ( Dein Diener!
dein Diener! ) -- Auf der Goldküste von Oberguinea
umarmen sich Freunde, fügen die 2 Vorderfinger
der rechten Hand so zusammen, daß sie knacken, beu-
gen den Kopf und sprechen wiederhohlt: Auzi! auzi!
( Guten Tag! guten Tag! ) Standespersonen rufen
nach dem Fingerknacken: Bere! bere! ( Friede!
Friede! ) -- Wenn die Mandingos ein Frauenzim-
mer grüßen, so fassen sie die Hand desselben, brin-
gen sie an ihre Nase und beriechen sie 2mal. Der
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Rasen. An beiden Enden der Stadt erheben sich
zwei großartige Denkmahle der Vorzeit, die alte
Citadelle, welche auf einem Felsen nächst der Alt-
stadt erbaut, eine sehr schöne Uebersicht der Gegend
darbietet, worin sich ein Zeughaus befindet, und
die alten Krönungskleinodien der Könige von Schott-
land verwahrt werden. Das zweite alte Denkmahl
von Edinburg, der Pallast von Holyrood-
House
hat ein größeres Jnteresse, der Ereignisse
wegen, die sich hier zugetragen. Es ist ein vier-
eckiges Gebäude, welches eine lange Gallerie ent-
hält, wo sich sonst die Großen drängten, und gegen-
wärtig die Wahl der schottischen Pairs für die
Lordskammer von Grostbritannien vorgenommen wird.
Mehr als hundert Bilder der alten Könige schmü-
cken diesen Saal, aber die meisten derselben sind
Erzeugnisse der Phantasie. Was in diesem Pallast
von den Neugierigen am häufigsten besucht wird,
sind die Gemächer der Königin Maria Stuart.
Sie bestehen aus 2 Zimmern mit Kabineten. Jn
den Zimmern sind alle Meubles gelassen worden,
und man behauptet, es wären noch dieselben, wie
zu den Zeiten jener Königin ( wenigstens scheinen
sie alt genug zu seyn, um für die Hausgeräthe der
Maria gelten zu können ) . Die Vorhänge von
rothem Damast können kaum mehr der zerstörenden
Zeit widerstehen. Der Armstuhl der Königin ist
noch da, selbst ihre Harfe und Toilette. Es war
in einem der anstoßenden Kabinete, wo sie mit der
Gräfin von Argyle und Rizzio zu Nacht speiste,
und diesen Günstling von den Leuten des Lord
Darnley ergreifen sah, die ihn im Schlafzimmer
der Königin ermordeten. Man zeigt die geheime
Treppe, auf welcher die Meuchelmörder eingedrun-
gen waren, und selbst die Blutflecken von diesem
Morde sind noch so sichtbar, als wäre er eben be-
gangen worden. ( Doch scheint es wahr, daß man
Sorge trägt, sie jährlich zu erneuern. ) Rizzio ist
in einer gothischen Kapelle nächst des Pallastes be-
graben worden, welche noch besteht, obschon im Zu-
stande des Verfalls. Mehrere Familien haben das
Vorrecht, dort bestattet zu werden. Man sieht das
Contrefey der Maria Stuart an mehreren Stel-
len des Pallastes; auch das Bild des Mörders
Darnley und selbst einen seiner Handschuhe hat
man daselbst bewahrt; aber von Rizzio ist nichts
mehr übrig, als sein Grabstein, und einige seiner
Lieder, welche die leidenschaftliche Königin entzück-
ten, und in den Mund des Volkes übergingen.

Das Uebrige des Pallastes ist nicht mehr wie
zu Mariens Zeit, Karl II. hat verschiedene Ver-
änderungen damit vorgenommen.

Das alte Gebäude des schottischen Parlaments
dient dem Justizhof noch zum Sitz.

Zu den schönsten Gebäuden der Altstadt gehören:
das neue Universitätsgebäude ( seit 1788 erbaut ) ,
die mit einem Aufwande von 75,000 Pfund Ster-
ling erbaute Bank, das Parlamentshaus und die
Börse. Jn der Neustadt zeichnet sich das 1774
erbaute prächtige Registeroffice oder Generalarchiv
von Schottland aus. Unter Andern zeigt man darin
die Orginalurkunde der Vereinigung Englands und
Schottlands, von der Königin Anna unterschrieben.
Auf dem Caltonhill, einem Hügel bei der Neustadt,
ist die Sternwarte und Nelson's Denkmahl, eine
100 Fuß hohe Säule, in deren Jnnerem eine Wen-
deltreppe bis zur Spitze hinaufführt, und in deren
hohem Fußgestell Zimmer angebracht sind. Unter
[Spaltenumbruch] den milden Anstalten Edinburgs steht das große
Hospital, von einem patriotischen Goldschmiede
George Heriot, 1650 gestiftet, oben an; auch Wat-
son 's
und Gillespie's Hospital und das Wai-
senhaus zeichnen sich aus. An der Spitze der
gelehrten Anstalten steht die Universität, von Ja-
kob
VI. 1581 gestiftet, die 1826 gegen 2300 Stu-
dirende zählte. Am berühmtesten ist von jeher die
medizinische Fakultät gewesen, die noch jetzt die
talentvollsten Männer von Schottland, einen Dun-
can, Brewster, Thomson, Gordon, Hope

u. s. w. zu ihren Mitgliedern zählt. Die Univer-
sitätsbibliothek von 50,000 Bänden erhielt durch
den Ankauf der medizinischen Dissertationensamm-
lung des verstorbenen Professor Reimarus in
Hamburg einen ansehnlichen Zuwachs. Bedeuten-
der noch ist die Advokatenbibliothek, für welche einer
der schönsten Säle des Parlamentshauses eingerich-
tet worden ist. Unter den gelehrten Gesellschaften
in Edinburg hat sich die Royal = Society durch
gründliche Abhandlungen bemerkbar gemacht. Auch
ward hier eine Gesellschaft der Naturgeschichte ge-
stiftet. Als Vorbereitungsschule für die Universität
dient die berühmte High-School ( hohe Schule ) .
Die Stadt hat viele Fabriken und treibt mittelst
des Hafens einen bedeutenden Handel. Letzterer
besitzt Schiffswerfte, Schiffsdocken, Glashütten, welche
Flaschen und Gläser liefern, die selbst den engli-
schen vorgezogen werden, bedeutende Seifensiedereien
und große Magazine der Edinburger. Merkwürdig
sind die in der Umgegend von Edinburg ver-
einzelt und steil zu einer großen Höhe heranstei-
genden Felsenmassen, von denen mehrere eine
Höhe von 1000 Fuß haben. Sie sind basalt-
artig und haben zum Theil eine prismatische [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]Form.
Es erscheinen in Edinburg, das mit London
den Besitz des englischen Buchhandels theilt, viele
größere encyklopädische Werke und berühmte Zeit-
schriften.



Afrikanische Begrüßungen.

Die Art, zu grüßen in diesem Erdtheil, ist durch-
aus sklavisch. Abyssinier und andere Nationen fallen
auf das Knie und küssen die Erde. Viele Neger-
nationen fassen sich bei den Händen und ziehen sich
die Finger so heftig an, daß diese knacken. Die
Neger auf Sierra = Leone beugen den rechten Ellen-
bogen so, daß die Hand an den Mund kommt. Der
Begrüßte thut ein Gleiches, sodann wird der Dau-
men und Zeigefinger zusammengelegt und langsam
zurückgezogen. Andere Neger schnippen mit den
Fingern, wenn sie Jemandem begegnen, ziehen sich
den Kamm aus den Haaren und stecken ihn wieder
ein. Jn Unterguinea ergreift der Grüßende die
Finger Desjenigen, welchen er grüßt, bringt sie in
eine besondere Lage, drückt sie, schnappt schnell damit
und ruft dabei aus: Akkio! akkio! ( Dein Diener!
dein Diener! ) — Auf der Goldküste von Oberguinea
umarmen sich Freunde, fügen die 2 Vorderfinger
der rechten Hand so zusammen, daß sie knacken, beu-
gen den Kopf und sprechen wiederhohlt: Auzi! auzi!
( Guten Tag! guten Tag! ) Standespersonen rufen
nach dem Fingerknacken: Bere! bere! ( Friede!
Friede! ) — Wenn die Mandingos ein Frauenzim-
mer grüßen, so fassen sie die Hand desselben, brin-
gen sie an ihre Nase und beriechen sie 2mal. Der
[Ende Spaltensatz]

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Sie bestehen aus 2 Zimmern mit Kabineten. Jn den Zimmern sind alle Meubles gelassen worden, und man behauptet, es wären noch dieselben, wie zu den Zeiten jener Königin ( wenigstens scheinen sie alt genug zu seyn, um für die Hausgeräthe der Maria gelten zu können ) . Die Vorhänge von rothem Damast können kaum mehr der zerstörenden Zeit widerstehen. Der Armstuhl der Königin ist noch da, selbst ihre Harfe und Toilette. Es war in einem der anstoßenden Kabinete, wo sie mit der Gräfin von Argyle und Rizzio zu Nacht speiste, und diesen Günstling von den Leuten des Lord Darnley ergreifen sah, die ihn im Schlafzimmer der Königin ermordeten. Man zeigt die geheime Treppe, auf welcher die Meuchelmörder eingedrun- gen waren, und selbst die Blutflecken von diesem Morde sind noch so sichtbar, als wäre er eben be- gangen worden. ( Doch scheint es wahr, daß man Sorge trägt, sie jährlich zu erneuern. ) Rizzio ist in einer gothischen Kapelle nächst des Pallastes be- graben worden, welche noch besteht, obschon im Zu- stande des Verfalls. Mehrere Familien haben das Vorrecht, dort bestattet zu werden. Man sieht das Contrefey der Maria Stuart an mehreren Stel- len des Pallastes; auch das Bild des Mörders Darnley und selbst einen seiner Handschuhe hat man daselbst bewahrt; aber von Rizzio ist nichts mehr übrig, als sein Grabstein, und einige seiner Lieder, welche die leidenschaftliche Königin entzück- ten, und in den Mund des Volkes übergingen. Das Uebrige des Pallastes ist nicht mehr wie zu Mariens Zeit, Karl II. hat verschiedene Ver- änderungen damit vorgenommen. Das alte Gebäude des schottischen Parlaments dient dem Justizhof noch zum Sitz. 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An der Spitze der gelehrten Anstalten steht die Universität, von Ja- kob VI. 1581 gestiftet, die 1826 gegen 2300 Stu- dirende zählte. Am berühmtesten ist von jeher die medizinische Fakultät gewesen, die noch jetzt die talentvollsten Männer von Schottland, einen Dun- can, Brewster, Thomson, Gordon, Hope u. s. w. zu ihren Mitgliedern zählt. Die Univer- sitätsbibliothek von 50,000 Bänden erhielt durch den Ankauf der medizinischen Dissertationensamm- lung des verstorbenen Professor Reimarus in Hamburg einen ansehnlichen Zuwachs. Bedeuten- der noch ist die Advokatenbibliothek, für welche einer der schönsten Säle des Parlamentshauses eingerich- tet worden ist. Unter den gelehrten Gesellschaften in Edinburg hat sich die Royal = Society durch gründliche Abhandlungen bemerkbar gemacht. Auch ward hier eine Gesellschaft der Naturgeschichte ge- stiftet. Als Vorbereitungsschule für die Universität dient die berühmte High-School ( hohe Schule ) . Die Stadt hat viele Fabriken und treibt mittelst des Hafens einen bedeutenden Handel. Letzterer besitzt Schiffswerfte, Schiffsdocken, Glashütten, welche Flaschen und Gläser liefern, die selbst den engli- schen vorgezogen werden, bedeutende Seifensiedereien und große Magazine der Edinburger. Merkwürdig sind die in der Umgegend von Edinburg ver- einzelt und steil zu einer großen Höhe heranstei- genden Felsenmassen, von denen mehrere eine Höhe von 1000 Fuß haben. Sie sind basalt- artig und haben zum Theil eine prismatische ____Form. Es erscheinen in Edinburg, das mit London den Besitz des englischen Buchhandels theilt, viele größere encyklopädische Werke und berühmte Zeit- schriften. Afrikanische Begrüßungen. Die Art, zu grüßen in diesem Erdtheil, ist durch- aus sklavisch. Abyssinier und andere Nationen fallen auf das Knie und küssen die Erde. Viele Neger- nationen fassen sich bei den Händen und ziehen sich die Finger so heftig an, daß diese knacken. Die Neger auf Sierra = Leone beugen den rechten Ellen- bogen so, daß die Hand an den Mund kommt. Der Begrüßte thut ein Gleiches, sodann wird der Dau- men und Zeigefinger zusammengelegt und langsam zurückgezogen. Andere Neger schnippen mit den Fingern, wenn sie Jemandem begegnen, ziehen sich den Kamm aus den Haaren und stecken ihn wieder ein. Jn Unterguinea ergreift der Grüßende die Finger Desjenigen, welchen er grüßt, bringt sie in eine besondere Lage, drückt sie, schnappt schnell damit und ruft dabei aus: Akkio! akkio! ( Dein Diener! dein Diener! ) — Auf der Goldküste von Oberguinea umarmen sich Freunde, fügen die 2 Vorderfinger der rechten Hand so zusammen, daß sie knacken, beu- gen den Kopf und sprechen wiederhohlt: Auzi! auzi! ( Guten Tag! guten Tag! ) Standespersonen rufen nach dem Fingerknacken: Bere! bere! ( Friede! Friede! ) — Wenn die Mandingos ein Frauenzim- mer grüßen, so fassen sie die Hand desselben, brin- gen sie an ihre Nase und beriechen sie 2mal. Der

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 31. Prag, 1834, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama31_1834/6>, abgerufen am 01.06.2024.