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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 41. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Dieser ist mit dicken Bohlen bedeckt, worauf der
Cascalhao zwei bis drei Fuß hoch ausgebreitet wird.
Von dem Kanale aus laufen der Länge nach gegen
das andere Ende des Schupfens 20 Tröge hin.
Sie sind jeder drei Fnß breit, und werden durch
Breter gebildet, die unten eingegypset, auf beiden
Seiten aber wie gewöhnlich befestigt sind. Sämmt-
liche Tröge haben die gehörige Abschüssigkeit, so daß
das Wasser vermittelst kleiner Oeffnungen oben
hinein, und unten wieder hinaus laufen kann. Wenn
nun die Wäsche anfangen soll, nehmen drei Aufse-
her über dem Kanale und auf dem Cascalhao Platz.
Sie haben hohe, in gleicher Entfernung auf Gerü-
steu aufgerichtete Stühle, die aber, um sie wach zu
erhalten, ohne alle Lehnen sind. Zu gleicher Zeit
begeben sich die Neger, je drei bis sechs zu einem
Troge, je nachdem die zu bearbeitende Masse mehr
oder weniger nöthig macht. Sie stellen sich ausge-
spreizt einer hinter dem andern darauf, so daß sie
mit den Füßen auf beiden Rändern ruhen. Jeder
ist mit einem eisernen Harken versehen, der einen
kurzen Griff und fünf Zähne hat. Der erste harkt
nun dem zweiten u. s. w. eine Ladung Cascalhao
zu, worauf, da zugleich Wasser eingelassen wird,
das Durcharbeiten derselben beginnt. Dies dauert
so lange, bis alle erdigen Theile weggeschwemmt
sind, und das Wasser völlig hell abfließt. Jetzt
wird die grobe Steinmasse herausgeworfen, und das
Uebrige sorgfältig untersucht. So wie ein Neger
einen Diamanten findet, richtet er sich auf, klatscht
in die Hände, hält ihn zwischen den Fingern empor,
und übergibt ihn dem nächsten Aufseher, der ihn in
die Gamelle legt. Dies ist eine trichterförmige,
halb mit Wasser gefüllte Schale, die in der Mitte
des Schupfens herabhängt, und alle Abende an den
Oberbeamten abgeliefert wird. Eine Tagarbeit
gibt acht bis zehn Diamanten im Durchschnitt. Die
Neger sind bei sämmtlichen Werken in Rotten von
200 Mann abgetheilt, wovon jede ihren Geistlichen
und Wundarzt hat. Sie gehören theils den Ober-
und Unterbeamten, theils andern Personen, von
denen sie die Regierung zu miethen pflegt. Außer
dem Essen erhalten sie ungefähr 40 Kreuzer C. M.
täglich, was natürlich die Eigenthümer beziehen.
Jhre Arbeit ist, der gebückten Stellung wegen,
äußerst beschwerlich, daher man sie öfters ausruhen
lassen muß. Sie arbeiten keinesweges nackend, wie
sonst behauptet wurde, sie haben Hosen und Westen
an. Für jeden gefundenen Diamanten ist eine
gewisse Belohnung ausgesetzt. Für kleine Steine
z. B. etwas Tabak, besonders Schnupftabak, wovon
die Neger große Liebhaber sind. Für einen Dia-
manten von 8 -- 10 Karat ein vollständiger An-
zug. Für einen Oktavo ( von17 1 / 2 Karat ) die
Freiheit, so daß die Regierung dafür bezahlt. Um
auf der andern Seite den Diebstahl zu verhindern,
werden mancherlei Maßregel angewandt. Die Neger
müssen die Tröge schnell und häufig wechseln, sie
werden entkleidet, durchsucht, bei dem geringsten
Verdachte, Steine verschluckt zu haben, purgirt, und
dgl. mehr. Jndessen will es scheinen, daß doch
nicht alle Entwendungen zu verhindern sind. Die
Reichhaltigkeit des Diamantbodens ist außerordent-
lich. Sämmtliche Werke sind mit eben so kostbaren
Lagern umringt -- "Dieses Stück wird acht oder
zehn, oder zwölftausend Karats eintragen" -- heißt
es. So hat die Regierung für außerordentliche
Fälle Hilfsquellen in Ueberfluß! Als die kostbarsten
[Spaltenumbruch] Steine von Brasilien werden die von Rio Pardo
genannt. Sie liefern unter andern auch die bläu-
lichgrünen Diamanten, nach denen ehedem starke
Nachfrage war. Jm Allgemeinen trifft man die
Diamanten von sehr verschiedener Größe an. Einige
sind so klein, daß 16 -- 20 auf den Karat gehen;
Steine über 20 Karat werden nicht häufig gefun-
den; die von dreißig sind eine ziemliche Seltenheit.
Der Gesammtertrag wird jährlich auf 20,000 Karat
geschätzt; die Diamantgruben sind ein Regale, wie
man weiß. Die schönsten und größten behält die
Krone für sich; wie denn der königliche Diaman-
tenschatz auf zwölf Millionen Kronenthaler und
darüber geschätzt wird. Die übrigen gehen nach
England, wo jetzt der Hauptmarkt dafür ist.



Die St. Lorenzkirche in Nürnberg.

Mit Recht wird Nürnberg die Stadt der
deutschen Vorzeit genannt, denn man findet daselbst
noch eine große Zahl von Wohnhäusern, deren äußere
Gestalt nicht allein noch ganz gothisch ist, sondern
selbst die innern Räume zeigen noch Spuren der
Lebensart unserer Voreltern. Unter die vorzüglich-
sten Gebäude des Mittelalters gehört auch die St.
Lorenzkirche, welche, in der Blüthezeit der alt-
deutschen Baukunst gegründet, zwar durch späteren
Anbau um die Einheit der ersten Anlage gebracht,
doch immer ein höchst sinnreiches und kunstvolles
Bauwerk bleibt. Den imposantesten Eindruck macht
der Vorderbau der Kirche durch seine schöne, kunst-
und geschmackvolle Anordnung. Zwei schlanke, in 8
Stockwerke abgetheilte Thürme schließen die von
dem Mittelschiff hervortretende Vorderseite ein, welche
unten mit einem prachtvollen Portale prangt, und
sich oben durch eine reich verzierte Giebelwand, in
deren Mitte ein schmales Thürmchen emporsteigt,
abschließt; dazwischen befindet sich die prachtvolle,
zirkelrunde Fensterrose, gewöhnlich der Stern ge-
nannt. Am meisten aber fällt, nicht nur wegen des
reichen Schmuckes und der künstlerischen Arbeit, son-
dern auch wegen der schönen Verhältnisse, die Haupt-
pforte in das Auge. Ein zierlicher Pfeiler, an wel-
chem die heilige Jungfrau Maria mit dem Kinde
steht, trennt die beiden Thüröffnungen. Oberhalb
der oben erwähnten Fensterrose mit einem Durch-
messer von 32 Fuß, und von ihr nur durch ein nie-
deres Gesimse getrennt, erhebt sich der Giebel, in
dessen Mitte ein Thürmchen hervorragt, mit einer
kleinen Treppe, welche zu den in 3 Abtheilungen
gallerienartig über einander gebauten und im gothi-
schen Styl reich geschmückten Logen führt. An der
Stelle der aus späterer Zeit herrührenden, durch-
brochenen Verzierung, welche die beiden schrägen
Seiten des Giebels einschließt, befanden sich ursprüng-
lich zwei Thürmchen, welche der ganzen Konstruktion
weit mehr entsprachen. Die beiden Thürme der
Kirche steigen zwar nicht, gleich andern altdeutschen
Kirchthürmen, aus einer Menge von Pfeilern pyra-
midenförmig zu einer schwindelnden Höhe empor;
vielmehr stehen diese dünnen, schlanken Thürme,
gleichwie die sehr ähnlichen der Sebalduskirche, ein-
fach und ziemlich schmucklos da, ohne jedoch darum
im Verhältniß zum Ganzen weniger anzusprechen.
Beide sind bis zum Umgange in sieben Stockwerken
aufgebaut, welche durch eben so viele, zum Theil
unten mit einer Reihe von Halbkreisbögen gezierte
Gesimse von einander abgetheilt sind. Bis zur hal-
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Dieser ist mit dicken Bohlen bedeckt, worauf der
Cascalhao zwei bis drei Fuß hoch ausgebreitet wird.
Von dem Kanale aus laufen der Länge nach gegen
das andere Ende des Schupfens 20 Tröge hin.
Sie sind jeder drei Fnß breit, und werden durch
Breter gebildet, die unten eingegypset, auf beiden
Seiten aber wie gewöhnlich befestigt sind. Sämmt-
liche Tröge haben die gehörige Abschüssigkeit, so daß
das Wasser vermittelst kleiner Oeffnungen oben
hinein, und unten wieder hinaus laufen kann. Wenn
nun die Wäsche anfangen soll, nehmen drei Aufse-
her über dem Kanale und auf dem Cascalhao Platz.
Sie haben hohe, in gleicher Entfernung auf Gerü-
steu aufgerichtete Stühle, die aber, um sie wach zu
erhalten, ohne alle Lehnen sind. Zu gleicher Zeit
begeben sich die Neger, je drei bis sechs zu einem
Troge, je nachdem die zu bearbeitende Masse mehr
oder weniger nöthig macht. Sie stellen sich ausge-
spreizt einer hinter dem andern darauf, so daß sie
mit den Füßen auf beiden Rändern ruhen. Jeder
ist mit einem eisernen Harken versehen, der einen
kurzen Griff und fünf Zähne hat. Der erste harkt
nun dem zweiten u. s. w. eine Ladung Cascalhao
zu, worauf, da zugleich Wasser eingelassen wird,
das Durcharbeiten derselben beginnt. Dies dauert
so lange, bis alle erdigen Theile weggeschwemmt
sind, und das Wasser völlig hell abfließt. Jetzt
wird die grobe Steinmasse herausgeworfen, und das
Uebrige sorgfältig untersucht. So wie ein Neger
einen Diamanten findet, richtet er sich auf, klatscht
in die Hände, hält ihn zwischen den Fingern empor,
und übergibt ihn dem nächsten Aufseher, der ihn in
die Gamelle legt. Dies ist eine trichterförmige,
halb mit Wasser gefüllte Schale, die in der Mitte
des Schupfens herabhängt, und alle Abende an den
Oberbeamten abgeliefert wird. Eine Tagarbeit
gibt acht bis zehn Diamanten im Durchschnitt. Die
Neger sind bei sämmtlichen Werken in Rotten von
200 Mann abgetheilt, wovon jede ihren Geistlichen
und Wundarzt hat. Sie gehören theils den Ober-
und Unterbeamten, theils andern Personen, von
denen sie die Regierung zu miethen pflegt. Außer
dem Essen erhalten sie ungefähr 40 Kreuzer C. M.
täglich, was natürlich die Eigenthümer beziehen.
Jhre Arbeit ist, der gebückten Stellung wegen,
äußerst beschwerlich, daher man sie öfters ausruhen
lassen muß. Sie arbeiten keinesweges nackend, wie
sonst behauptet wurde, sie haben Hosen und Westen
an. Für jeden gefundenen Diamanten ist eine
gewisse Belohnung ausgesetzt. Für kleine Steine
z. B. etwas Tabak, besonders Schnupftabak, wovon
die Neger große Liebhaber sind. Für einen Dia-
manten von 8 — 10 Karat ein vollständiger An-
zug. Für einen Oktavo ( von17 1 / 2 Karat ) die
Freiheit, so daß die Regierung dafür bezahlt. Um
auf der andern Seite den Diebstahl zu verhindern,
werden mancherlei Maßregel angewandt. Die Neger
müssen die Tröge schnell und häufig wechseln, sie
werden entkleidet, durchsucht, bei dem geringsten
Verdachte, Steine verschluckt zu haben, purgirt, und
dgl. mehr. Jndessen will es scheinen, daß doch
nicht alle Entwendungen zu verhindern sind. Die
Reichhaltigkeit des Diamantbodens ist außerordent-
lich. Sämmtliche Werke sind mit eben so kostbaren
Lagern umringt — „Dieses Stück wird acht oder
zehn, oder zwölftausend Karats eintragen“ — heißt
es. So hat die Regierung für außerordentliche
Fälle Hilfsquellen in Ueberfluß! Als die kostbarsten
[Spaltenumbruch] Steine von Brasilien werden die von Rio Pardo
genannt. Sie liefern unter andern auch die bläu-
lichgrünen Diamanten, nach denen ehedem starke
Nachfrage war. Jm Allgemeinen trifft man die
Diamanten von sehr verschiedener Größe an. Einige
sind so klein, daß 16 — 20 auf den Karat gehen;
Steine über 20 Karat werden nicht häufig gefun-
den; die von dreißig sind eine ziemliche Seltenheit.
Der Gesammtertrag wird jährlich auf 20,000 Karat
geschätzt; die Diamantgruben sind ein Regale, wie
man weiß. Die schönsten und größten behält die
Krone für sich; wie denn der königliche Diaman-
tenschatz auf zwölf Millionen Kronenthaler und
darüber geschätzt wird. Die übrigen gehen nach
England, wo jetzt der Hauptmarkt dafür ist.



Die St. Lorenzkirche in Nürnberg.

Mit Recht wird Nürnberg die Stadt der
deutschen Vorzeit genannt, denn man findet daselbst
noch eine große Zahl von Wohnhäusern, deren äußere
Gestalt nicht allein noch ganz gothisch ist, sondern
selbst die innern Räume zeigen noch Spuren der
Lebensart unserer Voreltern. Unter die vorzüglich-
sten Gebäude des Mittelalters gehört auch die St.
Lorenzkirche, welche, in der Blüthezeit der alt-
deutschen Baukunst gegründet, zwar durch späteren
Anbau um die Einheit der ersten Anlage gebracht,
doch immer ein höchst sinnreiches und kunstvolles
Bauwerk bleibt. Den imposantesten Eindruck macht
der Vorderbau der Kirche durch seine schöne, kunst-
und geschmackvolle Anordnung. Zwei schlanke, in 8
Stockwerke abgetheilte Thürme schließen die von
dem Mittelschiff hervortretende Vorderseite ein, welche
unten mit einem prachtvollen Portale prangt, und
sich oben durch eine reich verzierte Giebelwand, in
deren Mitte ein schmales Thürmchen emporsteigt,
abschließt; dazwischen befindet sich die prachtvolle,
zirkelrunde Fensterrose, gewöhnlich der Stern ge-
nannt. Am meisten aber fällt, nicht nur wegen des
reichen Schmuckes und der künstlerischen Arbeit, son-
dern auch wegen der schönen Verhältnisse, die Haupt-
pforte in das Auge. Ein zierlicher Pfeiler, an wel-
chem die heilige Jungfrau Maria mit dem Kinde
steht, trennt die beiden Thüröffnungen. Oberhalb
der oben erwähnten Fensterrose mit einem Durch-
messer von 32 Fuß, und von ihr nur durch ein nie-
deres Gesimse getrennt, erhebt sich der Giebel, in
dessen Mitte ein Thürmchen hervorragt, mit einer
kleinen Treppe, welche zu den in 3 Abtheilungen
gallerienartig über einander gebauten und im gothi-
schen Styl reich geschmückten Logen führt. An der
Stelle der aus späterer Zeit herrührenden, durch-
brochenen Verzierung, welche die beiden schrägen
Seiten des Giebels einschließt, befanden sich ursprüng-
lich zwei Thürmchen, welche der ganzen Konstruktion
weit mehr entsprachen. Die beiden Thürme der
Kirche steigen zwar nicht, gleich andern altdeutschen
Kirchthürmen, aus einer Menge von Pfeilern pyra-
midenförmig zu einer schwindelnden Höhe empor;
vielmehr stehen diese dünnen, schlanken Thürme,
gleichwie die sehr ähnlichen der Sebalduskirche, ein-
fach und ziemlich schmucklos da, ohne jedoch darum
im Verhältniß zum Ganzen weniger anzusprechen.
Beide sind bis zum Umgange in sieben Stockwerken
aufgebaut, welche durch eben so viele, zum Theil
unten mit einer Reihe von Halbkreisbögen gezierte
Gesimse von einander abgetheilt sind. Bis zur hal-
[Ende Spaltensatz]

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[323/0003] Panorama des Universums. Dieser ist mit dicken Bohlen bedeckt, worauf der Cascalhao zwei bis drei Fuß hoch ausgebreitet wird. Von dem Kanale aus laufen der Länge nach gegen das andere Ende des Schupfens 20 Tröge hin. Sie sind jeder drei Fnß breit, und werden durch Breter gebildet, die unten eingegypset, auf beiden Seiten aber wie gewöhnlich befestigt sind. Sämmt- liche Tröge haben die gehörige Abschüssigkeit, so daß das Wasser vermittelst kleiner Oeffnungen oben hinein, und unten wieder hinaus laufen kann. Wenn nun die Wäsche anfangen soll, nehmen drei Aufse- her über dem Kanale und auf dem Cascalhao Platz. Sie haben hohe, in gleicher Entfernung auf Gerü- steu aufgerichtete Stühle, die aber, um sie wach zu erhalten, ohne alle Lehnen sind. Zu gleicher Zeit begeben sich die Neger, je drei bis sechs zu einem Troge, je nachdem die zu bearbeitende Masse mehr oder weniger nöthig macht. Sie stellen sich ausge- spreizt einer hinter dem andern darauf, so daß sie mit den Füßen auf beiden Rändern ruhen. Jeder ist mit einem eisernen Harken versehen, der einen kurzen Griff und fünf Zähne hat. Der erste harkt nun dem zweiten u. s. w. eine Ladung Cascalhao zu, worauf, da zugleich Wasser eingelassen wird, das Durcharbeiten derselben beginnt. Dies dauert so lange, bis alle erdigen Theile weggeschwemmt sind, und das Wasser völlig hell abfließt. Jetzt wird die grobe Steinmasse herausgeworfen, und das Uebrige sorgfältig untersucht. So wie ein Neger einen Diamanten findet, richtet er sich auf, klatscht in die Hände, hält ihn zwischen den Fingern empor, und übergibt ihn dem nächsten Aufseher, der ihn in die Gamelle legt. Dies ist eine trichterförmige, halb mit Wasser gefüllte Schale, die in der Mitte des Schupfens herabhängt, und alle Abende an den Oberbeamten abgeliefert wird. Eine Tagarbeit gibt acht bis zehn Diamanten im Durchschnitt. 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Der Gesammtertrag wird jährlich auf 20,000 Karat geschätzt; die Diamantgruben sind ein Regale, wie man weiß. Die schönsten und größten behält die Krone für sich; wie denn der königliche Diaman- tenschatz auf zwölf Millionen Kronenthaler und darüber geschätzt wird. Die übrigen gehen nach England, wo jetzt der Hauptmarkt dafür ist. Die St. Lorenzkirche in Nürnberg. Mit Recht wird Nürnberg die Stadt der deutschen Vorzeit genannt, denn man findet daselbst noch eine große Zahl von Wohnhäusern, deren äußere Gestalt nicht allein noch ganz gothisch ist, sondern selbst die innern Räume zeigen noch Spuren der Lebensart unserer Voreltern. Unter die vorzüglich- sten Gebäude des Mittelalters gehört auch die St. Lorenzkirche, welche, in der Blüthezeit der alt- deutschen Baukunst gegründet, zwar durch späteren Anbau um die Einheit der ersten Anlage gebracht, doch immer ein höchst sinnreiches und kunstvolles Bauwerk bleibt. Den imposantesten Eindruck macht der Vorderbau der Kirche durch seine schöne, kunst- und geschmackvolle Anordnung. Zwei schlanke, in 8 Stockwerke abgetheilte Thürme schließen die von dem Mittelschiff hervortretende Vorderseite ein, welche unten mit einem prachtvollen Portale prangt, und sich oben durch eine reich verzierte Giebelwand, in deren Mitte ein schmales Thürmchen emporsteigt, abschließt; dazwischen befindet sich die prachtvolle, zirkelrunde Fensterrose, gewöhnlich der Stern ge- nannt. Am meisten aber fällt, nicht nur wegen des reichen Schmuckes und der künstlerischen Arbeit, son- dern auch wegen der schönen Verhältnisse, die Haupt- pforte in das Auge. Ein zierlicher Pfeiler, an wel- chem die heilige Jungfrau Maria mit dem Kinde steht, trennt die beiden Thüröffnungen. Oberhalb der oben erwähnten Fensterrose mit einem Durch- messer von 32 Fuß, und von ihr nur durch ein nie- deres Gesimse getrennt, erhebt sich der Giebel, in dessen Mitte ein Thürmchen hervorragt, mit einer kleinen Treppe, welche zu den in 3 Abtheilungen gallerienartig über einander gebauten und im gothi- schen Styl reich geschmückten Logen führt. An der Stelle der aus späterer Zeit herrührenden, durch- brochenen Verzierung, welche die beiden schrägen Seiten des Giebels einschließt, befanden sich ursprüng- lich zwei Thürmchen, welche der ganzen Konstruktion weit mehr entsprachen. Die beiden Thürme der Kirche steigen zwar nicht, gleich andern altdeutschen Kirchthürmen, aus einer Menge von Pfeilern pyra- midenförmig zu einer schwindelnden Höhe empor; vielmehr stehen diese dünnen, schlanken Thürme, gleichwie die sehr ähnlichen der Sebalduskirche, ein- fach und ziemlich schmucklos da, ohne jedoch darum im Verhältniß zum Ganzen weniger anzusprechen. 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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 41. Prag, 1834, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama41_1834/3>, abgerufen am 01.06.2024.