Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 26. Leipzig (Sachsen), 1. Juli 1843.

Bild:
erste Seite
Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 26. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 1. Juli 1843.


Das Felsenschloss.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Das sogenannte Felsenschloß liegt in der Bretagne un-
gefähr eine halbe Stunde von Vitre und wird mit au-
ßerordentlicher Sorgfalt in seinem ursprünglichen Zu-
[Spaltenumbruch] stande erhalten. Hier lebte vor 200 Jahren die be-
rühmte Frau von Sevigne, und schrieb hier auch ihre
bekannten "Briefe".

[Ende Spaltensatz]

Der heilbringende Säbel.
( Beschluß aus Nr. 25. )
[Beginn Spaltensatz]

Nun folgte eine Scene, die wir am besten ungeschil-
dert lassen, da jede Schilderung doch nur ein Schatten-
bild von ihr geben würde. Jürge befand sich in der
That im Himmel, als er die Seinigen nach so langer
Trennung wieder umarmen konnte. Sprachlos stand er
unter ihnen und große Thränen rollten über sein gebleich-
tes Gesicht, das zum Glück für die Seinigen wegen des
tiefen Dunkels, das im Zimmer herrschte, nicht gesehen
werden konnte. Die Thränen Martha's, Hanka's und
Jan's waren daher nur Thränen der Freude. Die Mi-
nuten schwanden den Glücklichen wie Augenblicke, die
Stunden wie Minuten, und wären Hans und die drei
andern Kinder nicht gewesen, so möchte wol die ganze
[Spaltenumbruch] Nacht vorübergegangen sein, ohne daß Jemand an Licht
und Speise gedacht hätte. Hans aber hatte sich, nach-
dem er von seiner Überraschung zu sich gekommen, aus der
Stube geschlichen und kam bald darauf mit dem Lämp-
chen und einem Kruge Bier zurück. Martha kam nun auch
wieder zu sich, holte Butter, Brot und Käse, und es begann
auf dem kleinen Tische, den Hans fabricirt hatte, das
seligste Mahl, welches man sich denken kann.

Jürge erzählte, wie man ihm vor einigen Tagen er-
öffnet habe, der Regierung seien über seine Person und
die traurige Begebenheit, die ihn um seine Freiheit ge-
bracht habe, Berichte zugekommen, denen zufolge sie ge-
nöthigt sei, ihm seine Freiheit wieder zu geben. Martha
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 26. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 1. Juli 1843.


Das Felsenschloss.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Das sogenannte Felsenschloß liegt in der Bretagne un-
gefähr eine halbe Stunde von Vitré und wird mit au-
ßerordentlicher Sorgfalt in seinem ursprünglichen Zu-
[Spaltenumbruch] stande erhalten. Hier lebte vor 200 Jahren die be-
rühmte Frau von Sévigné, und schrieb hier auch ihre
bekannten „Briefe“.

[Ende Spaltensatz]

Der heilbringende Säbel.
( Beschluß aus Nr. 25. )
[Beginn Spaltensatz]

Nun folgte eine Scene, die wir am besten ungeschil-
dert lassen, da jede Schilderung doch nur ein Schatten-
bild von ihr geben würde. Jürge befand sich in der
That im Himmel, als er die Seinigen nach so langer
Trennung wieder umarmen konnte. Sprachlos stand er
unter ihnen und große Thränen rollten über sein gebleich-
tes Gesicht, das zum Glück für die Seinigen wegen des
tiefen Dunkels, das im Zimmer herrschte, nicht gesehen
werden konnte. Die Thränen Martha's, Hanka's und
Jan's waren daher nur Thränen der Freude. Die Mi-
nuten schwanden den Glücklichen wie Augenblicke, die
Stunden wie Minuten, und wären Hans und die drei
andern Kinder nicht gewesen, so möchte wol die ganze
[Spaltenumbruch] Nacht vorübergegangen sein, ohne daß Jemand an Licht
und Speise gedacht hätte. Hans aber hatte sich, nach-
dem er von seiner Überraschung zu sich gekommen, aus der
Stube geschlichen und kam bald darauf mit dem Lämp-
chen und einem Kruge Bier zurück. Martha kam nun auch
wieder zu sich, holte Butter, Brot und Käse, und es begann
auf dem kleinen Tische, den Hans fabricirt hatte, das
seligste Mahl, welches man sich denken kann.

Jürge erzählte, wie man ihm vor einigen Tagen er-
öffnet habe, der Regierung seien über seine Person und
die traurige Begebenheit, die ihn um seine Freiheit ge-
bracht habe, Berichte zugekommen, denen zufolge sie ge-
nöthigt sei, ihm seine Freiheit wieder zu geben. Martha
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[201]"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#c #fr">Das Pfennig=Magazin<lb/>
für<lb/><hi rendition="#g">Belehrung und Unterhaltung</hi>.</hi> </titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <docImprint><hi rendition="#fr">Nr</hi>. 26. ] <hi rendition="#c">Neue Folge. Erster Jahrgang.</hi><docDate><hi rendition="#right">[ 1. <hi rendition="#g">Juli</hi> 1843.</hi></docDate></docImprint>
      </titlePage><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das Felsenschloss.</hi> </head><lb/>
        <figure/><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>as sogenannte Felsenschloß liegt in der Bretagne un-<lb/>
gefähr eine halbe Stunde von Vitré und wird mit au-<lb/>
ßerordentlicher Sorgfalt in seinem ursprünglichen Zu-<lb/><cb n="2"/>
stande erhalten. Hier lebte vor 200 Jahren die be-<lb/>
rühmte Frau von Sévigné, und schrieb hier auch ihre<lb/>
bekannten &#x201E;Briefe&#x201C;.</p>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Der heilbringende Säbel.</hi><lb/>
( Beschluß aus Nr. 25. )</head><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">N</hi>un folgte eine Scene, die wir am besten ungeschil-<lb/>
dert lassen, da jede Schilderung doch nur ein Schatten-<lb/>
bild von ihr geben würde. Jürge befand sich in der<lb/>
That im Himmel, als er die Seinigen nach so langer<lb/>
Trennung wieder umarmen konnte. Sprachlos stand er<lb/>
unter ihnen und große Thränen rollten über sein gebleich-<lb/>
tes Gesicht, das zum Glück für die Seinigen wegen des<lb/>
tiefen Dunkels, das im Zimmer herrschte, nicht gesehen<lb/>
werden konnte. Die Thränen Martha's, Hanka's und<lb/>
Jan's waren daher nur Thränen der Freude. Die Mi-<lb/>
nuten schwanden den Glücklichen wie Augenblicke, die<lb/>
Stunden wie Minuten, und wären Hans und die drei<lb/>
andern Kinder nicht gewesen, so möchte wol die ganze<lb/><cb n="2"/>
Nacht vorübergegangen sein, ohne daß Jemand an Licht<lb/>
und Speise gedacht hätte. Hans aber hatte sich, nach-<lb/>
dem er von seiner Überraschung zu sich gekommen, aus der<lb/>
Stube geschlichen und kam bald darauf mit dem Lämp-<lb/>
chen und einem Kruge Bier zurück. Martha kam nun auch<lb/>
wieder zu sich, holte Butter, Brot und Käse, und es begann<lb/>
auf dem kleinen Tische, den Hans fabricirt hatte, das<lb/>
seligste Mahl, welches man sich denken kann.</p><lb/>
        <p>Jürge erzählte, wie man ihm vor einigen Tagen er-<lb/>
öffnet habe, der Regierung seien über seine Person und<lb/>
die traurige Begebenheit, die ihn um seine Freiheit ge-<lb/>
bracht habe, Berichte zugekommen, denen zufolge sie ge-<lb/>
nöthigt sei, ihm seine Freiheit wieder zu geben. Martha<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[201]/0001] Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 26. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 1. Juli 1843. Das Felsenschloss. [Abbildung] Das sogenannte Felsenschloß liegt in der Bretagne un- gefähr eine halbe Stunde von Vitré und wird mit au- ßerordentlicher Sorgfalt in seinem ursprünglichen Zu- stande erhalten. Hier lebte vor 200 Jahren die be- rühmte Frau von Sévigné, und schrieb hier auch ihre bekannten „Briefe“. Der heilbringende Säbel. ( Beschluß aus Nr. 25. ) Nun folgte eine Scene, die wir am besten ungeschil- dert lassen, da jede Schilderung doch nur ein Schatten- bild von ihr geben würde. Jürge befand sich in der That im Himmel, als er die Seinigen nach so langer Trennung wieder umarmen konnte. Sprachlos stand er unter ihnen und große Thränen rollten über sein gebleich- tes Gesicht, das zum Glück für die Seinigen wegen des tiefen Dunkels, das im Zimmer herrschte, nicht gesehen werden konnte. Die Thränen Martha's, Hanka's und Jan's waren daher nur Thränen der Freude. Die Mi- nuten schwanden den Glücklichen wie Augenblicke, die Stunden wie Minuten, und wären Hans und die drei andern Kinder nicht gewesen, so möchte wol die ganze Nacht vorübergegangen sein, ohne daß Jemand an Licht und Speise gedacht hätte. Hans aber hatte sich, nach- dem er von seiner Überraschung zu sich gekommen, aus der Stube geschlichen und kam bald darauf mit dem Lämp- chen und einem Kruge Bier zurück. Martha kam nun auch wieder zu sich, holte Butter, Brot und Käse, und es begann auf dem kleinen Tische, den Hans fabricirt hatte, das seligste Mahl, welches man sich denken kann. Jürge erzählte, wie man ihm vor einigen Tagen er- öffnet habe, der Regierung seien über seine Person und die traurige Begebenheit, die ihn um seine Freiheit ge- bracht habe, Berichte zugekommen, denen zufolge sie ge- nöthigt sei, ihm seine Freiheit wieder zu geben. Martha

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig026_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig026_1843/1
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 26. Leipzig (Sachsen), 1. Juli 1843, S. [201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig026_1843/1>, abgerufen am 17.05.2024.