Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 33. Leipzig, 19. August 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite
[Beginn Spaltensatz]
Behandlung der Todten.

Nicht nur die Griechen und Römer trugen Bedenken,
ihre Todten in der Erde den Übergang in die Elemente,
denen sie einst entnommen wurden, machen zu las-
sen, auch jetzt gibt es noch viele Nationen, welche die
Todten nicht beerdigen. Jn Siam, Cochinchina und bei
den Birmanen werden nur die Leichname der Armen beer-
digt, bei den Hindus nur die Verehrer des Schiwa be-
graben, die des Wischnu werden verbrannt. Auch die
Tschuktschen, Jakuten, Japanesen, Tibetaner, die Eski-
mos und einige peruanische Stämme verbrennen ihre
Todten. Auf mehren Jnseln der Südsee läßt man sie
auf hohen Gerüsten verfaulen. Die Tschaktas halten es
ebenso, worauf die Priester das Fleisch ablösen und ver-
brennen, die Knochen aber an der allgemeinen Begräb-
nißstelle aufbewahren. Die Kamtschadalen stecken die Leich-
name von Kindern in hohle Bäume und die Samojeden
hängen sie in Wiegen an Bäumen auf. Die Tibetaner,
Siamesen und mehre nordamerikanische Stämme tragen
die Todten auf die Hügel und die Gebirge, wo sie den
Elementen und Raubthieren preisgegeben sind. Jn Ti-
bet werden die Vornehmen einbalsamirt, die Armen aber
ins Wasser geworfen. Die Birmanen nehmen die Ein-
geweide heraus, füllen den Körper mit Specereien, über-
ziehen ihn mit Wachs, dann mit Flittergold und ver-
brennen ihn so nach einigen Monaten.



Miscellen.

Neuerdings hieß es wieder, der Jsthmus von Pa-
nama,
der Süd= und Nordamerika scheidet, solle nun wirk-
lich durchstochen werden, um die beiden Meere, das Stille und
das Atlantische, zu vereinigen. Das reiche Bankierhaus Ba-
ring und Comp. in London hat mit der Republik Neugranada
einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem diese den Unterneh-
mern die zur Grabung nöthigen Landstrecken nebst 80,000
Morgen an beiden Ufern des Kanals und 400,000 Morgen
im Jnnern des Landes abtritt. Der Kanal, an welchem bis
5000 Arbeiter beschäftigt werden sollen, wird in fünf Jahren
beendigt sein. An ihrer schmalsten Stelle, zwischen der Bai
von Mandinga und der von Panama, ist die Erdenge nur vier
Meilen breit. Leider ist auch diese Nachricht nicht bestätigt, da
das Haus Baring und Comp. jetzt erklärt, daß, wenigstens
so weit es seine Betheiligung betreffe, die Sache ganz un-
wahr sei.



Glas= und Porcellankitt. Man zerschneide zwei
Theile Hausenblase ganz fein, gieße 16 Theile Wasser darüber,
koche nach 24 Stunden diese 18 Theile zu 8 Theilen ein, ver-
mische diese nun mit 8 Theilen Weingeist und seihe die Mi-
schung durch ein Stückchen Leinwand. Nun mische man, wäh-
rend sie noch heiß ist, noch eine Mischung von einem Theile
Mastix und sechs Theilen Weingeist, sowie einen halben Theil
Gummi ammoniacum dazu. Das letztere wird möglichst fein
gerieben, das erstere nur nach und nach zugesetzt, damit eine
gleichförmige Flüssigkeit hergestellt werde. Bei Anwendung
dieses Kitts macht man den Kitt wie die Bruchstücke möglichst
warm, bestreicht beide Bruchflächen erst, ohne sie zusammen-
zudrücken, sobald sie aber trocken geworden sind, noch einmal,
um sie sogleich aneinander zu drücken. Jn 5--6 Stünden ist
der Kitt fest.



Neues Büchsensystem. Ein schweizer Jngenieur, Na-
mens Wild, hat ein Büchsensystem erfunden, das allen bishe-
rigen Mängeln abhilft und es möglich macht, die Schützen in
größerer Zahl in der Armee einzuführen. Diese Büchsen ha-
ben ein Gewicht von 9--10 Pf., eine Lauflänge von 22--25
Zoll und eine wirksame Schußweite auf 600 Schritte; sie las-
sen sich mit Patronen, ohne Schläger, so leicht laden, daß
[Spaltenumbruch] nichts Anderes als der Ladestock nöthig ist; das Eindringen
der Kugeln in feste Körper ist bei gleicher Ladung 1 / 4 größer
als bei den bis jetzt im Gebrauche gewesenen Büchsen, welche
10 Pf. wiegen; man kann mit ihnen in 12 Tagen 480 Schüsse
thun, ohne sie ein einziges Mal zu reinigen, und der Büch-
senschütze bedarf bei diesem neuen Systeme keiner andern Aus-
rüstung als der Jnfanterist.



Die Eisenproduction Europas beträgt jährlich un-
gefähr 50,373,434 Ctr., wovon auf England allein 29,632,500
Ctr. kommen. Die Länder des deutschen Zollvereins produci-
ren 2,550,762 Ctr. Am wenigsten producirt Portugal, näm-
lich 8000 Ctr.



Die Volksmenge Spaniens ist seit dem Anfange des
vorigen Jahrhunderts von7 1 / 2 auf 15 Millionen gestiegen.
Jn jedem Jahre werden jetzt in Spanien ungefähr 576,919
Menschen geboren und 454,645 begraben; die Bevölkerung
nimmt also um 1 auf je 23 zu. Jn der Bevölkerung stehen
die nördlichen Küstenstriche voran, ihnen folgen die an das
Mittelmeer grenzenden Provinzen, zuletzt kommen die südli-
chen Binnenprovinzen.



Unweit Cherson hat man Austernbänke entdeckt, deren
Austern an Geschmack und Frische die aus dem Orient bezoge-
nen übertreffen. Bisher kannte man keine Austern an der
nördlichen Küste des Schwarzen Meers.



Frankreich beschäftigt gegenwärtig bei der Construction
seiner Eisenbahnen und den Festungswerken von Paris nicht
weniger als 85,000 Personen.



Literarische Anzeige.

Mit dem eben versandten 16. Hefte ist der zweite
Band der

neunten
sehr verbesserten und vermehrten Original-Auflage

des
Conversations=Lexikon

vollendet worden. Diese Auflage erscheint in 15 Bän-
den oder 120 Heften zu dem Preise von

5 Ngr. für das Heft;

sie kann aber auch bandweise bezogen werden, und es
kostet dann der Band

    1 Thlr. 10 Ngr. auf Maschinenpapier,
    2 Thlr. auf Schreibpapier,
    3 Thlr. auf Velinpapier.

Die Theilnahme des Publicums war noch bei keiner
Auflage so groß wie bei der neunten, dieselbe zeichnet
sich aber auch vor allen frühern Auflagen und allen ähn-
lichen Werken durch Jnhalt und äußere Ausstattung in
gleicher Weise vortheilhaft aus. Da in der Regel, inso-
weit es die starke Auflage gestattet, monatlich drei Hefte
erscheinen, so vertheilen sich die Auslagen für die An-
schaffung des Werks auf drei Jahre.

Alle Buchhandlungen liefern das Conversa-
tions-Lexikon zu obigen Preisen, sowol in
Lieferungen als in Bänden. Sub-
scribentensammler erhalten auf 12 Exem-
plare ein Freiexemplar, auf einzelne Exemplare
kann aber kein Rabatt in Anspruch genommen
werden
.

Leipzig, im Juli 1843.

   F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

[Beginn Spaltensatz]
Behandlung der Todten.

Nicht nur die Griechen und Römer trugen Bedenken,
ihre Todten in der Erde den Übergang in die Elemente,
denen sie einst entnommen wurden, machen zu las-
sen, auch jetzt gibt es noch viele Nationen, welche die
Todten nicht beerdigen. Jn Siam, Cochinchina und bei
den Birmanen werden nur die Leichname der Armen beer-
digt, bei den Hindus nur die Verehrer des Schiwa be-
graben, die des Wischnu werden verbrannt. Auch die
Tschuktschen, Jakuten, Japanesen, Tibetaner, die Eski-
mos und einige peruanische Stämme verbrennen ihre
Todten. Auf mehren Jnseln der Südsee läßt man sie
auf hohen Gerüsten verfaulen. Die Tschaktas halten es
ebenso, worauf die Priester das Fleisch ablösen und ver-
brennen, die Knochen aber an der allgemeinen Begräb-
nißstelle aufbewahren. Die Kamtschadalen stecken die Leich-
name von Kindern in hohle Bäume und die Samojeden
hängen sie in Wiegen an Bäumen auf. Die Tibetaner,
Siamesen und mehre nordamerikanische Stämme tragen
die Todten auf die Hügel und die Gebirge, wo sie den
Elementen und Raubthieren preisgegeben sind. Jn Ti-
bet werden die Vornehmen einbalsamirt, die Armen aber
ins Wasser geworfen. Die Birmanen nehmen die Ein-
geweide heraus, füllen den Körper mit Specereien, über-
ziehen ihn mit Wachs, dann mit Flittergold und ver-
brennen ihn so nach einigen Monaten.



Miscellen.

Neuerdings hieß es wieder, der Jsthmus von Pa-
nama,
der Süd= und Nordamerika scheidet, solle nun wirk-
lich durchstochen werden, um die beiden Meere, das Stille und
das Atlantische, zu vereinigen. Das reiche Bankierhaus Ba-
ring und Comp. in London hat mit der Republik Neugranada
einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem diese den Unterneh-
mern die zur Grabung nöthigen Landstrecken nebst 80,000
Morgen an beiden Ufern des Kanals und 400,000 Morgen
im Jnnern des Landes abtritt. Der Kanal, an welchem bis
5000 Arbeiter beschäftigt werden sollen, wird in fünf Jahren
beendigt sein. An ihrer schmalsten Stelle, zwischen der Bai
von Mandinga und der von Panama, ist die Erdenge nur vier
Meilen breit. Leider ist auch diese Nachricht nicht bestätigt, da
das Haus Baring und Comp. jetzt erklärt, daß, wenigstens
so weit es seine Betheiligung betreffe, die Sache ganz un-
wahr sei.



Glas= und Porcellankitt. Man zerschneide zwei
Theile Hausenblase ganz fein, gieße 16 Theile Wasser darüber,
koche nach 24 Stunden diese 18 Theile zu 8 Theilen ein, ver-
mische diese nun mit 8 Theilen Weingeist und seihe die Mi-
schung durch ein Stückchen Leinwand. Nun mische man, wäh-
rend sie noch heiß ist, noch eine Mischung von einem Theile
Mastix und sechs Theilen Weingeist, sowie einen halben Theil
Gummi ammoniacum dazu. Das letztere wird möglichst fein
gerieben, das erstere nur nach und nach zugesetzt, damit eine
gleichförmige Flüssigkeit hergestellt werde. Bei Anwendung
dieses Kitts macht man den Kitt wie die Bruchstücke möglichst
warm, bestreicht beide Bruchflächen erst, ohne sie zusammen-
zudrücken, sobald sie aber trocken geworden sind, noch einmal,
um sie sogleich aneinander zu drücken. Jn 5—6 Stünden ist
der Kitt fest.



Neues Büchsensystem. Ein schweizer Jngenieur, Na-
mens Wild, hat ein Büchsensystem erfunden, das allen bishe-
rigen Mängeln abhilft und es möglich macht, die Schützen in
größerer Zahl in der Armee einzuführen. Diese Büchsen ha-
ben ein Gewicht von 9—10 Pf., eine Lauflänge von 22—25
Zoll und eine wirksame Schußweite auf 600 Schritte; sie las-
sen sich mit Patronen, ohne Schläger, so leicht laden, daß
[Spaltenumbruch] nichts Anderes als der Ladestock nöthig ist; das Eindringen
der Kugeln in feste Körper ist bei gleicher Ladung 1 / 4 größer
als bei den bis jetzt im Gebrauche gewesenen Büchsen, welche
10 Pf. wiegen; man kann mit ihnen in 12 Tagen 480 Schüsse
thun, ohne sie ein einziges Mal zu reinigen, und der Büch-
senschütze bedarf bei diesem neuen Systeme keiner andern Aus-
rüstung als der Jnfanterist.



Die Eisenproduction Europas beträgt jährlich un-
gefähr 50,373,434 Ctr., wovon auf England allein 29,632,500
Ctr. kommen. Die Länder des deutschen Zollvereins produci-
ren 2,550,762 Ctr. Am wenigsten producirt Portugal, näm-
lich 8000 Ctr.



Die Volksmenge Spaniens ist seit dem Anfange des
vorigen Jahrhunderts von7 1 / 2 auf 15 Millionen gestiegen.
Jn jedem Jahre werden jetzt in Spanien ungefähr 576,919
Menschen geboren und 454,645 begraben; die Bevölkerung
nimmt also um 1 auf je 23 zu. Jn der Bevölkerung stehen
die nördlichen Küstenstriche voran, ihnen folgen die an das
Mittelmeer grenzenden Provinzen, zuletzt kommen die südli-
chen Binnenprovinzen.



Unweit Cherson hat man Austernbänke entdeckt, deren
Austern an Geschmack und Frische die aus dem Orient bezoge-
nen übertreffen. Bisher kannte man keine Austern an der
nördlichen Küste des Schwarzen Meers.



Frankreich beschäftigt gegenwärtig bei der Construction
seiner Eisenbahnen und den Festungswerken von Paris nicht
weniger als 85,000 Personen.



Literarische Anzeige.

Mit dem eben versandten 16. Hefte ist der zweite
Band der

neunten
sehr verbesserten und vermehrten Original-Auflage

des
Conversations=Lexikon

vollendet worden. Diese Auflage erscheint in 15 Bän-
den oder 120 Heften zu dem Preise von

5 Ngr. für das Heft;

sie kann aber auch bandweise bezogen werden, und es
kostet dann der Band

    1 Thlr. 10 Ngr. auf Maschinenpapier,
    2 Thlr. auf Schreibpapier,
    3 Thlr. auf Velinpapier.

Die Theilnahme des Publicums war noch bei keiner
Auflage so groß wie bei der neunten, dieselbe zeichnet
sich aber auch vor allen frühern Auflagen und allen ähn-
lichen Werken durch Jnhalt und äußere Ausstattung in
gleicher Weise vortheilhaft aus. Da in der Regel, inso-
weit es die starke Auflage gestattet, monatlich drei Hefte
erscheinen, so vertheilen sich die Auslagen für die An-
schaffung des Werks auf drei Jahre.

Alle Buchhandlungen liefern das Conversa-
tions-Lexikon zu obigen Preisen, sowol in
Lieferungen als in Bänden. Sub-
scribentensammler erhalten auf 12 Exem-
plare ein Freiexemplar, auf einzelne Exemplare
kann aber kein Rabatt in Anspruch genommen
werden
.

Leipzig, im Juli 1843.

   F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0008" n="264"/>
      <fw type="pageNum" place="top">264</fw>
      <cb type="start"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Behandlung der Todten.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">N</hi>icht nur die Griechen und Römer trugen Bedenken,<lb/>
ihre Todten in der Erde den Übergang in die Elemente,<lb/>
denen sie einst entnommen wurden, machen zu las-<lb/>
sen, auch jetzt gibt es noch viele Nationen, welche die<lb/>
Todten nicht beerdigen. Jn Siam, Cochinchina und bei<lb/>
den Birmanen werden nur die Leichname der Armen beer-<lb/>
digt, bei den Hindus nur die Verehrer des Schiwa be-<lb/>
graben, die des Wischnu werden verbrannt. Auch die<lb/>
Tschuktschen, Jakuten, Japanesen, Tibetaner, die Eski-<lb/>
mos und einige peruanische Stämme verbrennen ihre<lb/>
Todten. Auf mehren Jnseln der Südsee läßt man sie<lb/>
auf hohen Gerüsten verfaulen. Die Tschaktas halten es<lb/>
ebenso, worauf die Priester das Fleisch ablösen und ver-<lb/>
brennen, die Knochen aber an der allgemeinen Begräb-<lb/>
nißstelle aufbewahren. Die Kamtschadalen stecken die Leich-<lb/>
name von Kindern in hohle Bäume und die Samojeden<lb/>
hängen sie in Wiegen an Bäumen auf. Die Tibetaner,<lb/>
Siamesen und mehre nordamerikanische Stämme tragen<lb/>
die Todten auf die Hügel und die Gebirge, wo sie den<lb/>
Elementen und Raubthieren preisgegeben sind. Jn Ti-<lb/>
bet werden die Vornehmen einbalsamirt, die Armen aber<lb/>
ins Wasser geworfen. Die Birmanen nehmen die Ein-<lb/>
geweide heraus, füllen den Körper mit Specereien, über-<lb/>
ziehen ihn mit Wachs, dann mit Flittergold und ver-<lb/>
brennen ihn so nach einigen Monaten.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jVarious" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Miscellen</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Neuerdings hieß es wieder, der <hi rendition="#g">Jsthmus von Pa-<lb/>
nama,</hi> der Süd= und Nordamerika scheidet, solle nun wirk-<lb/>
lich durchstochen werden, um die beiden Meere, das Stille und<lb/>
das Atlantische, zu vereinigen. Das reiche Bankierhaus Ba-<lb/>
ring und Comp. in London hat mit der Republik Neugranada<lb/>
einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem diese den Unterneh-<lb/>
mern die zur Grabung nöthigen Landstrecken nebst 80,000<lb/>
Morgen an beiden Ufern des Kanals und 400,000 Morgen<lb/>
im Jnnern des Landes abtritt. Der Kanal, an welchem bis<lb/>
5000 Arbeiter beschäftigt werden sollen, wird in fünf Jahren<lb/>
beendigt sein. An ihrer schmalsten Stelle, zwischen der Bai<lb/>
von Mandinga und der von Panama, ist die Erdenge nur vier<lb/>
Meilen breit. Leider ist auch diese Nachricht nicht bestätigt, da<lb/>
das Haus Baring und Comp. jetzt erklärt, daß, wenigstens<lb/>
so weit es seine Betheiligung betreffe, die Sache ganz un-<lb/>
wahr sei.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#g">Glas= und Porcellankitt.</hi> Man zerschneide zwei<lb/>
Theile Hausenblase ganz fein, gieße 16 Theile Wasser darüber,<lb/>
koche nach 24 Stunden diese 18 Theile zu 8 Theilen ein, ver-<lb/>
mische diese nun mit 8 Theilen Weingeist und seihe die Mi-<lb/>
schung durch ein Stückchen Leinwand. Nun mische man, wäh-<lb/>
rend sie noch heiß ist, noch eine Mischung von einem Theile<lb/>
Mastix und sechs Theilen Weingeist, sowie einen halben Theil<lb/><hi rendition="#aq">Gummi ammoniacum</hi> dazu. Das letztere wird möglichst fein<lb/>
gerieben, das erstere nur nach und nach zugesetzt, damit eine<lb/>
gleichförmige Flüssigkeit hergestellt werde. Bei Anwendung<lb/>
dieses Kitts macht man den Kitt wie die Bruchstücke möglichst<lb/>
warm, bestreicht beide Bruchflächen erst, ohne sie zusammen-<lb/>
zudrücken, sobald sie aber trocken geworden sind, noch einmal,<lb/>
um sie sogleich aneinander zu drücken. Jn 5&#x2014;6 Stünden ist<lb/>
der Kitt fest.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#g">Neues Büchsensystem.</hi> Ein schweizer Jngenieur, Na-<lb/>
mens Wild, hat ein Büchsensystem erfunden, das allen bishe-<lb/>
rigen Mängeln abhilft und es möglich macht, die Schützen in<lb/>
größerer Zahl in der Armee einzuführen. Diese Büchsen ha-<lb/>
ben ein Gewicht von 9&#x2014;10 Pf., eine Lauflänge von 22&#x2014;25<lb/>
Zoll und eine wirksame Schußweite auf 600 Schritte; sie las-<lb/>
sen sich mit Patronen, ohne Schläger, so leicht laden, daß<lb/><cb n="2"/>
nichts Anderes als der Ladestock nöthig ist; das Eindringen<lb/>
der Kugeln in feste Körper ist bei gleicher Ladung 1 / 4 größer<lb/>
als bei den bis jetzt im Gebrauche gewesenen Büchsen, welche<lb/>
10 Pf. wiegen; man kann mit ihnen in 12 Tagen 480 Schüsse<lb/>
thun, ohne sie ein einziges Mal zu reinigen, und der Büch-<lb/>
senschütze bedarf bei diesem neuen Systeme keiner andern Aus-<lb/>
rüstung als der Jnfanterist.   </p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Die <hi rendition="#g">Eisenproduction Europas</hi> beträgt jährlich un-<lb/>
gefähr 50,373,434 Ctr., wovon auf England allein 29,632,500<lb/>
Ctr. kommen. Die Länder des deutschen Zollvereins produci-<lb/>
ren 2,550,762 Ctr. Am wenigsten producirt Portugal, näm-<lb/>
lich 8000 Ctr.   </p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Die <hi rendition="#g">Volksmenge</hi> Spaniens ist seit dem Anfange des<lb/>
vorigen Jahrhunderts von7 1 / 2 auf 15 Millionen gestiegen.<lb/>
Jn jedem Jahre werden jetzt in Spanien ungefähr 576,919<lb/>
Menschen geboren und 454,645 begraben; die Bevölkerung<lb/>
nimmt also um 1 auf je 23 zu. Jn der Bevölkerung stehen<lb/>
die nördlichen Küstenstriche voran, ihnen folgen die an das<lb/>
Mittelmeer grenzenden Provinzen, zuletzt kommen die südli-<lb/>
chen Binnenprovinzen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Unweit Cherson hat man <hi rendition="#g">Austernbänke</hi> entdeckt, deren<lb/>
Austern an Geschmack und Frische die aus dem Orient bezoge-<lb/>
nen übertreffen. Bisher kannte man keine Austern an der<lb/>
nördlichen Küste des Schwarzen Meers.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Frankreich beschäftigt gegenwärtig bei der Construction<lb/>
seiner Eisenbahnen und den Festungswerken von Paris nicht<lb/>
weniger als 85,000 Personen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jAn" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Literarische Anzeige.</hi> </head><lb/>
        <p>Mit dem eben versandten 16. Hefte ist der zweite<lb/>
Band der</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#aq #c">neunten<lb/>
sehr verbesserten und vermehrten Original-Auflage</hi><lb/> <hi rendition="#c #g">des</hi><lb/> <hi rendition="#c #fr">Conversations=Lexikon</hi> </p><lb/>
        <p>vollendet worden. Diese Auflage erscheint in 15 Bän-<lb/>
den oder 120 Heften zu dem Preise von</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">5 <hi rendition="#fr">Ngr. für das Heft</hi>;</hi> </p><lb/>
        <p>sie kann aber auch bandweise bezogen werden, und es<lb/>
kostet dann der Band</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  1 Thlr. 10 Ngr. auf <hi rendition="#g">Maschinenpapier,</hi><lb/><space dim="horizontal"/>  2 Thlr. auf <hi rendition="#g">Schreibpapier,</hi><lb/><space dim="horizontal"/>  3 Thlr. auf <hi rendition="#g">Velinpapier.</hi></p><lb/>
        <p>Die Theilnahme des Publicums war noch bei keiner<lb/>
Auflage so groß wie bei der neunten, dieselbe zeichnet<lb/>
sich aber auch vor allen frühern Auflagen und allen ähn-<lb/>
lichen Werken durch Jnhalt und äußere Ausstattung in<lb/>
gleicher Weise vortheilhaft aus. Da in der Regel, inso-<lb/>
weit es die starke Auflage gestattet, monatlich drei Hefte<lb/>
erscheinen, so vertheilen sich die Auslagen für die An-<lb/>
schaffung des Werks auf drei Jahre.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Alle Buchhandlungen liefern das Conversa-<lb/>
tions-Lexikon zu obigen Preisen, sowol in<lb/>
Lieferungen als in Bänden. Sub-<lb/>
scribentensammler erhalten auf 12 Exem-<lb/>
plare ein Freiexemplar, auf einzelne Exemplare<lb/>
kann aber kein Rabatt in Anspruch genommen<lb/>
werden</hi>.</hi> </p><lb/>
        <p>Leipzig, im Juli 1843.</p><lb/>
        <p>
          <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#fr">F. A. Brockhaus.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
      <div type="imprint" n="1">
        <p> <hi rendition="#c">Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. <hi rendition="#g">Brockhaus</hi> in <hi rendition="#g">Leipzig</hi>.</hi> </p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[264/0008] 264 Behandlung der Todten. Nicht nur die Griechen und Römer trugen Bedenken, ihre Todten in der Erde den Übergang in die Elemente, denen sie einst entnommen wurden, machen zu las- sen, auch jetzt gibt es noch viele Nationen, welche die Todten nicht beerdigen. Jn Siam, Cochinchina und bei den Birmanen werden nur die Leichname der Armen beer- digt, bei den Hindus nur die Verehrer des Schiwa be- graben, die des Wischnu werden verbrannt. Auch die Tschuktschen, Jakuten, Japanesen, Tibetaner, die Eski- mos und einige peruanische Stämme verbrennen ihre Todten. Auf mehren Jnseln der Südsee läßt man sie auf hohen Gerüsten verfaulen. Die Tschaktas halten es ebenso, worauf die Priester das Fleisch ablösen und ver- brennen, die Knochen aber an der allgemeinen Begräb- nißstelle aufbewahren. Die Kamtschadalen stecken die Leich- name von Kindern in hohle Bäume und die Samojeden hängen sie in Wiegen an Bäumen auf. Die Tibetaner, Siamesen und mehre nordamerikanische Stämme tragen die Todten auf die Hügel und die Gebirge, wo sie den Elementen und Raubthieren preisgegeben sind. Jn Ti- bet werden die Vornehmen einbalsamirt, die Armen aber ins Wasser geworfen. Die Birmanen nehmen die Ein- geweide heraus, füllen den Körper mit Specereien, über- ziehen ihn mit Wachs, dann mit Flittergold und ver- brennen ihn so nach einigen Monaten. Miscellen. Neuerdings hieß es wieder, der Jsthmus von Pa- nama, der Süd= und Nordamerika scheidet, solle nun wirk- lich durchstochen werden, um die beiden Meere, das Stille und das Atlantische, zu vereinigen. Das reiche Bankierhaus Ba- ring und Comp. in London hat mit der Republik Neugranada einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem diese den Unterneh- mern die zur Grabung nöthigen Landstrecken nebst 80,000 Morgen an beiden Ufern des Kanals und 400,000 Morgen im Jnnern des Landes abtritt. Der Kanal, an welchem bis 5000 Arbeiter beschäftigt werden sollen, wird in fünf Jahren beendigt sein. An ihrer schmalsten Stelle, zwischen der Bai von Mandinga und der von Panama, ist die Erdenge nur vier Meilen breit. Leider ist auch diese Nachricht nicht bestätigt, da das Haus Baring und Comp. jetzt erklärt, daß, wenigstens so weit es seine Betheiligung betreffe, die Sache ganz un- wahr sei. Glas= und Porcellankitt. Man zerschneide zwei Theile Hausenblase ganz fein, gieße 16 Theile Wasser darüber, koche nach 24 Stunden diese 18 Theile zu 8 Theilen ein, ver- mische diese nun mit 8 Theilen Weingeist und seihe die Mi- schung durch ein Stückchen Leinwand. Nun mische man, wäh- rend sie noch heiß ist, noch eine Mischung von einem Theile Mastix und sechs Theilen Weingeist, sowie einen halben Theil Gummi ammoniacum dazu. Das letztere wird möglichst fein gerieben, das erstere nur nach und nach zugesetzt, damit eine gleichförmige Flüssigkeit hergestellt werde. Bei Anwendung dieses Kitts macht man den Kitt wie die Bruchstücke möglichst warm, bestreicht beide Bruchflächen erst, ohne sie zusammen- zudrücken, sobald sie aber trocken geworden sind, noch einmal, um sie sogleich aneinander zu drücken. Jn 5—6 Stünden ist der Kitt fest. Neues Büchsensystem. Ein schweizer Jngenieur, Na- mens Wild, hat ein Büchsensystem erfunden, das allen bishe- rigen Mängeln abhilft und es möglich macht, die Schützen in größerer Zahl in der Armee einzuführen. Diese Büchsen ha- ben ein Gewicht von 9—10 Pf., eine Lauflänge von 22—25 Zoll und eine wirksame Schußweite auf 600 Schritte; sie las- sen sich mit Patronen, ohne Schläger, so leicht laden, daß nichts Anderes als der Ladestock nöthig ist; das Eindringen der Kugeln in feste Körper ist bei gleicher Ladung 1 / 4 größer als bei den bis jetzt im Gebrauche gewesenen Büchsen, welche 10 Pf. wiegen; man kann mit ihnen in 12 Tagen 480 Schüsse thun, ohne sie ein einziges Mal zu reinigen, und der Büch- senschütze bedarf bei diesem neuen Systeme keiner andern Aus- rüstung als der Jnfanterist. Die Eisenproduction Europas beträgt jährlich un- gefähr 50,373,434 Ctr., wovon auf England allein 29,632,500 Ctr. kommen. Die Länder des deutschen Zollvereins produci- ren 2,550,762 Ctr. Am wenigsten producirt Portugal, näm- lich 8000 Ctr. Die Volksmenge Spaniens ist seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts von7 1 / 2 auf 15 Millionen gestiegen. Jn jedem Jahre werden jetzt in Spanien ungefähr 576,919 Menschen geboren und 454,645 begraben; die Bevölkerung nimmt also um 1 auf je 23 zu. Jn der Bevölkerung stehen die nördlichen Küstenstriche voran, ihnen folgen die an das Mittelmeer grenzenden Provinzen, zuletzt kommen die südli- chen Binnenprovinzen. Unweit Cherson hat man Austernbänke entdeckt, deren Austern an Geschmack und Frische die aus dem Orient bezoge- nen übertreffen. Bisher kannte man keine Austern an der nördlichen Küste des Schwarzen Meers. Frankreich beschäftigt gegenwärtig bei der Construction seiner Eisenbahnen und den Festungswerken von Paris nicht weniger als 85,000 Personen. Literarische Anzeige. Mit dem eben versandten 16. Hefte ist der zweite Band der neunten sehr verbesserten und vermehrten Original-Auflage des Conversations=Lexikon vollendet worden. Diese Auflage erscheint in 15 Bän- den oder 120 Heften zu dem Preise von 5 Ngr. für das Heft; sie kann aber auch bandweise bezogen werden, und es kostet dann der Band 1 Thlr. 10 Ngr. auf Maschinenpapier, 2 Thlr. auf Schreibpapier, 3 Thlr. auf Velinpapier. Die Theilnahme des Publicums war noch bei keiner Auflage so groß wie bei der neunten, dieselbe zeichnet sich aber auch vor allen frühern Auflagen und allen ähn- lichen Werken durch Jnhalt und äußere Ausstattung in gleicher Weise vortheilhaft aus. Da in der Regel, inso- weit es die starke Auflage gestattet, monatlich drei Hefte erscheinen, so vertheilen sich die Auslagen für die An- schaffung des Werks auf drei Jahre. Alle Buchhandlungen liefern das Conversa- tions-Lexikon zu obigen Preisen, sowol in Lieferungen als in Bänden. Sub- scribentensammler erhalten auf 12 Exem- plare ein Freiexemplar, auf einzelne Exemplare kann aber kein Rabatt in Anspruch genommen werden. Leipzig, im Juli 1843. F. A. Brockhaus. Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig033_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig033_1843/8
Zitationshilfe: Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 33. Leipzig, 19. August 1843, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig033_1843/8>, abgerufen am 15.06.2024.