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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 95. Leipzig (Sachsen), 26. Oktober 1854.

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wandlungsproceß derselben in den eigentlichen Nahrungs-
saft. Andere ( Fig. 3 und 4 ) sind gewöhnlich mit
wässerigen Feuchtigkeiten angefüllt und dazu bestimmt,
[Abbildung] Fig. 3. [Abbildung] Fig. 4.
den überflüssigen Saft abzuleiten und, wenn die porö-
sen Röhren den eigentlichen Saft herstellen, ihrerseits
diesen Saft wieder in die härtere und feste Substanz
zu verwandeln.

Der äußerste Theil des Baumstamms heißt die
Rinde oder Borke ( F ) und besteht aus Lagen von
Baströhren, über den wieder schalenartige Schichten
von faseriger Bildung und in ein Zellgewebe einge-
schlossene Saftgefäße liegen. Die Röhren der faseri-
gen Theile scheinen Organe zur Aufnahme des Saftes
zu sein, während die Zellen wahrscheinlich zur Verar-
beitung des letztern und zum Austrieb desselben nach
der freien Luft hin bestimmt sind. Der äußerste Theil
der Rinde endlich ist die Epidermis oder Oberhaut,
die nicht bei allen Pflanzen gleichartig ist und nur an
jüngern Stammtheilen gefunden wird, weil sie mit den
Jahren abfällt und sich nicht wieder ersetzt. Gräser,
Riedgräser, Schilfe und dahin gehörige Pflanzen, die
einen hohlen Stengel haben, besitzen eine stärkere Epi-
dermis, die bei einigen Rohrarten so fest und vollkom-
men steinartig ist, daß sie am Stahl Funken gibt.
Diese wunderbare Rinde nimmt sich unter dem Ver-
größerungsglase wie ein Netzwerk von Glas aus.

Man war sonst der Meinung, daß die Pflanzen
gleichsam auf instinktmäßige und zufällige Weise ihre
Wurzeln hinabwärts richteten; allein dies verhält sich
nicht so, vielmehr ist es die Gravitation oder Schwer-
kraft der Erde, welche man auch als Anziehungskraft
bezeichnen kann, welche die Wurzel hinabwärts zieht,
ganz nach demselben Naturgesetz, nach welchem ein sich
ablösender Stein hinabwärts fällt. Deshalb nehmen
auch die Wurzeln einer Pflanze sogleich eine verschie-
denartige Richtung, wenn jener Anziehungskraft durch
irgend eine andere entgegengearbeitet wird.

Um diese Wahrnehmung anschaulich zu machen,
hat man folgendes Experiment angestellt: Man nahm

[Abbildung]
[Spaltenumbruch] eine gewisse Anzahl Scharlachbohnen und steckte sie
rings um die Peripherie eines Walzenrades, nachdem
man sie vorher gut mit Feuchtigkeit versorgt hatte.
Hierauf drehte man das Rad mit immer gesteigerter
Geschwindigkeit und der Erfolg zeigte, daß alle Wur-
zeln die Richtung nach auswärts annahmen, die Blät-
ter dagegen sich nach dem Centrum zuwandten. Als
man dem Rade eine horizontale Stellung gegeben hatte
und die Bewegung nicht mehr schnell genug geschah,
um den Druck der Schwere zu überwiegen, so nah-
men die Wurzeln und Blätter die Richtung an, die
auf der folgenden Abbildung vorgestellt ist. Jn die-
[Abbildung]
sem letztern Falle war es die der Attraction entgegen-
gesetzte Kraft, welche man die Centrifugalkraft nennt,
welche die Wurzeln verhinderte, sich abwärts zu sen-
ken und sie nöthigte, eine horizontale Richtung anzu-
nehmen.

Weiterhin nun werden die Gefäße, die man in
dem Stamme der Pflanze unterscheiden kann, und
ihre verschiedenen Bestandtheile auch, wiewol in ver-
änderter Gestalt und verringerter Größe, durch die
Zweige und bis in die Blätterstiele fortgesetzt, ja sogar
durch das Blatt selbst, sodaß man sie dort zum größ-
ten Theil bei einer genauen Untersuchung noch wahr-
nehmen kann. So gibt die beigefügte letzte Abbildung

[Abbildung]
eine Ansicht von der Art, wie jene spiralförmigen
Röhren sich nach dem Centrum eines Blattes hin ver-
zweigen.

Obgleich Wasser und Luft die vorzüglichsten Be-
förderungsmittel des Wachsthums einer Pflanze sind,
so bedarf sie doch, wenn sie blühen und Früchte tra-
gen soll, noch einer Art Nahrungsstoffe, welche vor-
züglich durch Verwesung vegetabilischer und animali-
scher Substanzen dem Boden mitgetheilt werden. Seine
Ergiebigkeit hängt von dem Reichthume daran ab und
es ist daher die hauptsächlichste Sorge des Landwirths,
wo der Boden sich in dieser Hinsicht mangelhaft zeigt,
diesem Mangel auf künstlichem Wege durch Düngung
abzuhelfen.



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wandlungsproceß derselben in den eigentlichen Nahrungs-
saft. Andere ( Fig. 3 und 4 ) sind gewöhnlich mit
wässerigen Feuchtigkeiten angefüllt und dazu bestimmt,
[Abbildung] Fig. 3. [Abbildung] Fig. 4.
den überflüssigen Saft abzuleiten und, wenn die porö-
sen Röhren den eigentlichen Saft herstellen, ihrerseits
diesen Saft wieder in die härtere und feste Substanz
zu verwandeln.

Der äußerste Theil des Baumstamms heißt die
Rinde oder Borke ( F ) und besteht aus Lagen von
Baströhren, über den wieder schalenartige Schichten
von faseriger Bildung und in ein Zellgewebe einge-
schlossene Saftgefäße liegen. Die Röhren der faseri-
gen Theile scheinen Organe zur Aufnahme des Saftes
zu sein, während die Zellen wahrscheinlich zur Verar-
beitung des letztern und zum Austrieb desselben nach
der freien Luft hin bestimmt sind. Der äußerste Theil
der Rinde endlich ist die Epidermis oder Oberhaut,
die nicht bei allen Pflanzen gleichartig ist und nur an
jüngern Stammtheilen gefunden wird, weil sie mit den
Jahren abfällt und sich nicht wieder ersetzt. Gräser,
Riedgräser, Schilfe und dahin gehörige Pflanzen, die
einen hohlen Stengel haben, besitzen eine stärkere Epi-
dermis, die bei einigen Rohrarten so fest und vollkom-
men steinartig ist, daß sie am Stahl Funken gibt.
Diese wunderbare Rinde nimmt sich unter dem Ver-
größerungsglase wie ein Netzwerk von Glas aus.

Man war sonst der Meinung, daß die Pflanzen
gleichsam auf instinktmäßige und zufällige Weise ihre
Wurzeln hinabwärts richteten; allein dies verhält sich
nicht so, vielmehr ist es die Gravitation oder Schwer-
kraft der Erde, welche man auch als Anziehungskraft
bezeichnen kann, welche die Wurzel hinabwärts zieht,
ganz nach demselben Naturgesetz, nach welchem ein sich
ablösender Stein hinabwärts fällt. Deshalb nehmen
auch die Wurzeln einer Pflanze sogleich eine verschie-
denartige Richtung, wenn jener Anziehungskraft durch
irgend eine andere entgegengearbeitet wird.

Um diese Wahrnehmung anschaulich zu machen,
hat man folgendes Experiment angestellt: Man nahm

[Abbildung]
[Spaltenumbruch] eine gewisse Anzahl Scharlachbohnen und steckte sie
rings um die Peripherie eines Walzenrades, nachdem
man sie vorher gut mit Feuchtigkeit versorgt hatte.
Hierauf drehte man das Rad mit immer gesteigerter
Geschwindigkeit und der Erfolg zeigte, daß alle Wur-
zeln die Richtung nach auswärts annahmen, die Blät-
ter dagegen sich nach dem Centrum zuwandten. Als
man dem Rade eine horizontale Stellung gegeben hatte
und die Bewegung nicht mehr schnell genug geschah,
um den Druck der Schwere zu überwiegen, so nah-
men die Wurzeln und Blätter die Richtung an, die
auf der folgenden Abbildung vorgestellt ist. Jn die-
[Abbildung]
sem letztern Falle war es die der Attraction entgegen-
gesetzte Kraft, welche man die Centrifugalkraft nennt,
welche die Wurzeln verhinderte, sich abwärts zu sen-
ken und sie nöthigte, eine horizontale Richtung anzu-
nehmen.

Weiterhin nun werden die Gefäße, die man in
dem Stamme der Pflanze unterscheiden kann, und
ihre verschiedenen Bestandtheile auch, wiewol in ver-
änderter Gestalt und verringerter Größe, durch die
Zweige und bis in die Blätterstiele fortgesetzt, ja sogar
durch das Blatt selbst, sodaß man sie dort zum größ-
ten Theil bei einer genauen Untersuchung noch wahr-
nehmen kann. So gibt die beigefügte letzte Abbildung

[Abbildung]
eine Ansicht von der Art, wie jene spiralförmigen
Röhren sich nach dem Centrum eines Blattes hin ver-
zweigen.

Obgleich Wasser und Luft die vorzüglichsten Be-
förderungsmittel des Wachsthums einer Pflanze sind,
so bedarf sie doch, wenn sie blühen und Früchte tra-
gen soll, noch einer Art Nahrungsstoffe, welche vor-
züglich durch Verwesung vegetabilischer und animali-
scher Substanzen dem Boden mitgetheilt werden. Seine
Ergiebigkeit hängt von dem Reichthume daran ab und
es ist daher die hauptsächlichste Sorge des Landwirths,
wo der Boden sich in dieser Hinsicht mangelhaft zeigt,
diesem Mangel auf künstlichem Wege durch Düngung
abzuhelfen.



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[340/0005] 340 wandlungsproceß derselben in den eigentlichen Nahrungs- saft. Andere ( Fig. 3 und 4 ) sind gewöhnlich mit wässerigen Feuchtigkeiten angefüllt und dazu bestimmt, [Abbildung Fig. 3.] [Abbildung Fig. 4.] den überflüssigen Saft abzuleiten und, wenn die porö- sen Röhren den eigentlichen Saft herstellen, ihrerseits diesen Saft wieder in die härtere und feste Substanz zu verwandeln. Der äußerste Theil des Baumstamms heißt die Rinde oder Borke ( F ) und besteht aus Lagen von Baströhren, über den wieder schalenartige Schichten von faseriger Bildung und in ein Zellgewebe einge- schlossene Saftgefäße liegen. Die Röhren der faseri- gen Theile scheinen Organe zur Aufnahme des Saftes zu sein, während die Zellen wahrscheinlich zur Verar- beitung des letztern und zum Austrieb desselben nach der freien Luft hin bestimmt sind. Der äußerste Theil der Rinde endlich ist die Epidermis oder Oberhaut, die nicht bei allen Pflanzen gleichartig ist und nur an jüngern Stammtheilen gefunden wird, weil sie mit den Jahren abfällt und sich nicht wieder ersetzt. Gräser, Riedgräser, Schilfe und dahin gehörige Pflanzen, die einen hohlen Stengel haben, besitzen eine stärkere Epi- dermis, die bei einigen Rohrarten so fest und vollkom- men steinartig ist, daß sie am Stahl Funken gibt. Diese wunderbare Rinde nimmt sich unter dem Ver- größerungsglase wie ein Netzwerk von Glas aus. Man war sonst der Meinung, daß die Pflanzen gleichsam auf instinktmäßige und zufällige Weise ihre Wurzeln hinabwärts richteten; allein dies verhält sich nicht so, vielmehr ist es die Gravitation oder Schwer- kraft der Erde, welche man auch als Anziehungskraft bezeichnen kann, welche die Wurzel hinabwärts zieht, ganz nach demselben Naturgesetz, nach welchem ein sich ablösender Stein hinabwärts fällt. Deshalb nehmen auch die Wurzeln einer Pflanze sogleich eine verschie- denartige Richtung, wenn jener Anziehungskraft durch irgend eine andere entgegengearbeitet wird. Um diese Wahrnehmung anschaulich zu machen, hat man folgendes Experiment angestellt: Man nahm [Abbildung] eine gewisse Anzahl Scharlachbohnen und steckte sie rings um die Peripherie eines Walzenrades, nachdem man sie vorher gut mit Feuchtigkeit versorgt hatte. Hierauf drehte man das Rad mit immer gesteigerter Geschwindigkeit und der Erfolg zeigte, daß alle Wur- zeln die Richtung nach auswärts annahmen, die Blät- ter dagegen sich nach dem Centrum zuwandten. Als man dem Rade eine horizontale Stellung gegeben hatte und die Bewegung nicht mehr schnell genug geschah, um den Druck der Schwere zu überwiegen, so nah- men die Wurzeln und Blätter die Richtung an, die auf der folgenden Abbildung vorgestellt ist. Jn die- [Abbildung] sem letztern Falle war es die der Attraction entgegen- gesetzte Kraft, welche man die Centrifugalkraft nennt, welche die Wurzeln verhinderte, sich abwärts zu sen- ken und sie nöthigte, eine horizontale Richtung anzu- nehmen. Weiterhin nun werden die Gefäße, die man in dem Stamme der Pflanze unterscheiden kann, und ihre verschiedenen Bestandtheile auch, wiewol in ver- änderter Gestalt und verringerter Größe, durch die Zweige und bis in die Blätterstiele fortgesetzt, ja sogar durch das Blatt selbst, sodaß man sie dort zum größ- ten Theil bei einer genauen Untersuchung noch wahr- nehmen kann. So gibt die beigefügte letzte Abbildung [Abbildung] eine Ansicht von der Art, wie jene spiralförmigen Röhren sich nach dem Centrum eines Blattes hin ver- zweigen. Obgleich Wasser und Luft die vorzüglichsten Be- förderungsmittel des Wachsthums einer Pflanze sind, so bedarf sie doch, wenn sie blühen und Früchte tra- gen soll, noch einer Art Nahrungsstoffe, welche vor- züglich durch Verwesung vegetabilischer und animali- scher Substanzen dem Boden mitgetheilt werden. Seine Ergiebigkeit hängt von dem Reichthume daran ab und es ist daher die hauptsächlichste Sorge des Landwirths, wo der Boden sich in dieser Hinsicht mangelhaft zeigt, diesem Mangel auf künstlichem Wege durch Düngung abzuhelfen.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 95. Leipzig (Sachsen), 26. Oktober 1854, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig095_1854/5>, abgerufen am 02.06.2024.