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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 97. Leipzig (Sachsen), 9. November 1854.

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Mannichfaltiges.
[Beginn Spaltensatz]

Der schädliche Einfluß des Mondlichts. Bei allen
Seeleuten ist der Glaube verbreitet, daß der Mondschein gif-
tig, wie sie sagen, einwirke. Jm Mondenscheine wird nie
ein Seemann mit unbedecktem Haupte auf dem Deck erschei-
nen. Aber selten wird irgend ein ähnlicher Glaube allge-
mein unter irgend einem Stande verbreitet sein, ohne daß
irgendwie eine Wahrheit, ein Thatsächliches zugrunde liegt.
Die Folge des Schlafens oder überhaupt nur das Liegen mit
unverhülltem Antlitz im Mondenscheine soll Geschwulst im
Gesicht, Lähmung, Blindheit, in manchen Fällen Wahnsinn
und mit dem Tode endende Raserei herbeiführen. Jn Eu-
ropa sind ähnliche Erfahrungen gemacht worden. Soldaten,
welche des Nachts auf den Wällen einer Festung Schildwacht
standen, wurden "mondblind". Mondblindheit ( Nyctalopia )
ist der wissenschaftliche Ausdruck für das Leiden, und die
vorzüglichste Erscheinung, mit welcher es, nach der Aussage
eines deutschen Arztes in Valparaiso, auftritt, ist eine mehr
oder weniger verbreitete Geschwulst in der Augengegend, und
die Eigenthümlichkeit, daß des Nachts vollständige Blindheit
eintritt, sei nun Mondlicht oder Feuerbeleuchtung. -- Ob wirk-
lich der keusche, unschuldige Mond die Schuld an dem Übel
trägt? Soviel steht indessen fest, daß man dem Liegen im
Mondschein viele Schuld aufbürdet und daß eine leichte Ver-
hüllung des Gesichts dagegen schützen soll. Es verdient noch
bemerkt zu werden, daß unter den Seeleuten der Glaube
herrscht, daß Fleisch geschlachteter Thiere, besonders aber das
von Fischen, dem Scheine des Vollmondes ausgesetzt, leich-
ter in Fäulniß übergehe als anderes, ja daß solches Fleisch
[Spaltenumbruch] beim Genusse selbst schädliche Eigenschaften habe. Es liegt
eine eigene Mystik in diesem Glauben, der zusammenzuhän-
gen scheint wit mancherlei Erfahrungen über die Einflüsse
des Mondes, welche man von andern Seiten her gewonnen
haben will.



Das Grün bildet, nach Schubert, den polarischen
Gegensatz des Rothen; an dem Pflanzenreiche deutet mithin
schon die herrschende Farbe auf den Gegensatz hin, welcher
zwischen ihm und dem Thierreiche besteht, an dessen vollkom-
menen Formen überall das Roth des Blutes vorherrschen
würde, wenn bei ihnen das innere Getriebe der Säfte nicht
durch die bergenden Decken des Fells überkleidet, sondern
ebenso offen dargelegt wäre wie bei den Kräutern. Wie also
die grüne Farbe, bekanntlich die einfache Aufhebung des Ge-
gensatzes der Grundfarben Blau und Gelb, in uns ein Ge-
fühl ruhiger Befriedigung erweckt, so scheint sie der affect-
vollen Farbe des Thierbluts gegenüber zugleich auszuspre-
chen, daß im ganzen Wesen der Pflanze noch keine Empfin-
dung und Leidenschaft, nur still und stumm fortgährendes
Säfteleben ist; da ist Erholung, Gefühl der Gesundheit; die
Farbe selbst haucht stille, labende Kühle. Das wiederkeh-
rende Grün der Wiese erfüllt uns, so oft es das Erwachen
der Erde aus ihrem Winterschlafe verkündet, mit der sichern
und ruhigen Zuversicht, daß in allem Wechsel der Erschei-
nungen der Kern und Saft des Lebens ausharren werde.

[Ende Spaltensatz]

Ankündigungen.
Karl Gutzkow's
Unterhaltungen am häuslichen Herd.

Jn einer großen Auflage erscheinend, ist diese vierteljährlich nur 16 Ngr. kostende Unterhaltungs-
schrift ihrem Ziele,

ein deutsches Haus= und familienbuch

zu werden, immer nähergerückt. Zwei Jahrgänge liegen vollendet vor. Es sind Sammelwerke der gediegen-
sten und geistreichsten Lecture. Ausgezeichnete Namen, wie Auerbach, Cotta, Förster, Fortlage, Frankl,
Frenzel, Hebbel, Hettner, Klemm, Kohl, Masius, Müller, Orges, Schedler, Steub, Strauß
und viele Andere, besonders auch jüngere Kräfte fördern durch den lebhaftesten Beistand das Unternehmen
Gutzkow's, der als Herausgeber auch für den neuen dritten Jahrgang denselben regen Eifer in
Aussicht gestellt hat, welcher die beiden ersten Jahrgänge bereits zu einer Lieblingslecture aller Gebildeten
machte. Jeder der bisher erschienenen beiden Bände ( von dem ersten Bande ist bereits eine unveränderte
zweite Auflage nöthig geworden ) kostet geheftet 2 Thlr. 4 Ngr., elegant gebunden 2 Thlr. 16 Ngr.

Unterzeichnungen auf das neue Quartal werden von allen Buchhandlungen und Postämtern angenom-
men. Wöchentlich erscheint eine Nummer, es findet aber auch eine Ausgabe in Monatsheften
statt. Alle Buchhandlungen können Probenummern sowie von Ende d. M. an das erste Heft der Monats-
ausgabe zur Ansicht liefern.

Leipzig, im November 1854.

   F. A. Brockhaus.



Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. -- Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.


Mannichfaltiges.
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Der schädliche Einfluß des Mondlichts. Bei allen
Seeleuten ist der Glaube verbreitet, daß der Mondschein gif-
tig, wie sie sagen, einwirke. Jm Mondenscheine wird nie
ein Seemann mit unbedecktem Haupte auf dem Deck erschei-
nen. Aber selten wird irgend ein ähnlicher Glaube allge-
mein unter irgend einem Stande verbreitet sein, ohne daß
irgendwie eine Wahrheit, ein Thatsächliches zugrunde liegt.
Die Folge des Schlafens oder überhaupt nur das Liegen mit
unverhülltem Antlitz im Mondenscheine soll Geschwulst im
Gesicht, Lähmung, Blindheit, in manchen Fällen Wahnsinn
und mit dem Tode endende Raserei herbeiführen. Jn Eu-
ropa sind ähnliche Erfahrungen gemacht worden. Soldaten,
welche des Nachts auf den Wällen einer Festung Schildwacht
standen, wurden „mondblind“. Mondblindheit ( Nyctalopia )
ist der wissenschaftliche Ausdruck für das Leiden, und die
vorzüglichste Erscheinung, mit welcher es, nach der Aussage
eines deutschen Arztes in Valparaiso, auftritt, ist eine mehr
oder weniger verbreitete Geschwulst in der Augengegend, und
die Eigenthümlichkeit, daß des Nachts vollständige Blindheit
eintritt, sei nun Mondlicht oder Feuerbeleuchtung. — Ob wirk-
lich der keusche, unschuldige Mond die Schuld an dem Übel
trägt? Soviel steht indessen fest, daß man dem Liegen im
Mondschein viele Schuld aufbürdet und daß eine leichte Ver-
hüllung des Gesichts dagegen schützen soll. Es verdient noch
bemerkt zu werden, daß unter den Seeleuten der Glaube
herrscht, daß Fleisch geschlachteter Thiere, besonders aber das
von Fischen, dem Scheine des Vollmondes ausgesetzt, leich-
ter in Fäulniß übergehe als anderes, ja daß solches Fleisch
[Spaltenumbruch] beim Genusse selbst schädliche Eigenschaften habe. Es liegt
eine eigene Mystik in diesem Glauben, der zusammenzuhän-
gen scheint wit mancherlei Erfahrungen über die Einflüsse
des Mondes, welche man von andern Seiten her gewonnen
haben will.



Das Grün bildet, nach Schubert, den polarischen
Gegensatz des Rothen; an dem Pflanzenreiche deutet mithin
schon die herrschende Farbe auf den Gegensatz hin, welcher
zwischen ihm und dem Thierreiche besteht, an dessen vollkom-
menen Formen überall das Roth des Blutes vorherrschen
würde, wenn bei ihnen das innere Getriebe der Säfte nicht
durch die bergenden Decken des Fells überkleidet, sondern
ebenso offen dargelegt wäre wie bei den Kräutern. Wie also
die grüne Farbe, bekanntlich die einfache Aufhebung des Ge-
gensatzes der Grundfarben Blau und Gelb, in uns ein Ge-
fühl ruhiger Befriedigung erweckt, so scheint sie der affect-
vollen Farbe des Thierbluts gegenüber zugleich auszuspre-
chen, daß im ganzen Wesen der Pflanze noch keine Empfin-
dung und Leidenschaft, nur still und stumm fortgährendes
Säfteleben ist; da ist Erholung, Gefühl der Gesundheit; die
Farbe selbst haucht stille, labende Kühle. Das wiederkeh-
rende Grün der Wiese erfüllt uns, so oft es das Erwachen
der Erde aus ihrem Winterschlafe verkündet, mit der sichern
und ruhigen Zuversicht, daß in allem Wechsel der Erschei-
nungen der Kern und Saft des Lebens ausharren werde.

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Ankündigungen.
Karl Gutzkow's
Unterhaltungen am häuslichen Herd.

Jn einer großen Auflage erscheinend, ist diese vierteljährlich nur 16 Ngr. kostende Unterhaltungs-
schrift ihrem Ziele,

ein deutsches Haus= und familienbuch

zu werden, immer nähergerückt. Zwei Jahrgänge liegen vollendet vor. Es sind Sammelwerke der gediegen-
sten und geistreichsten Lecture. Ausgezeichnete Namen, wie Auerbach, Cotta, Förster, Fortlage, Frankl,
Frenzel, Hebbel, Hettner, Klemm, Kohl, Masius, Müller, Orges, Schedler, Steub, Strauß
und viele Andere, besonders auch jüngere Kräfte fördern durch den lebhaftesten Beistand das Unternehmen
Gutzkow's, der als Herausgeber auch für den neuen dritten Jahrgang denselben regen Eifer in
Aussicht gestellt hat, welcher die beiden ersten Jahrgänge bereits zu einer Lieblingslecture aller Gebildeten
machte. Jeder der bisher erschienenen beiden Bände ( von dem ersten Bande ist bereits eine unveränderte
zweite Auflage nöthig geworden ) kostet geheftet 2 Thlr. 4 Ngr., elegant gebunden 2 Thlr. 16 Ngr.

Unterzeichnungen auf das neue Quartal werden von allen Buchhandlungen und Postämtern angenom-
men. Wöchentlich erscheint eine Nummer, es findet aber auch eine Ausgabe in Monatsheften
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ausgabe zur Ansicht liefern.

Leipzig, im November 1854.

   F. A. Brockhaus.



Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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[360/0008] 360 Mannichfaltiges. Der schädliche Einfluß des Mondlichts. Bei allen Seeleuten ist der Glaube verbreitet, daß der Mondschein gif- tig, wie sie sagen, einwirke. Jm Mondenscheine wird nie ein Seemann mit unbedecktem Haupte auf dem Deck erschei- nen. Aber selten wird irgend ein ähnlicher Glaube allge- mein unter irgend einem Stande verbreitet sein, ohne daß irgendwie eine Wahrheit, ein Thatsächliches zugrunde liegt. Die Folge des Schlafens oder überhaupt nur das Liegen mit unverhülltem Antlitz im Mondenscheine soll Geschwulst im Gesicht, Lähmung, Blindheit, in manchen Fällen Wahnsinn und mit dem Tode endende Raserei herbeiführen. Jn Eu- ropa sind ähnliche Erfahrungen gemacht worden. Soldaten, welche des Nachts auf den Wällen einer Festung Schildwacht standen, wurden „mondblind“. Mondblindheit ( Nyctalopia ) ist der wissenschaftliche Ausdruck für das Leiden, und die vorzüglichste Erscheinung, mit welcher es, nach der Aussage eines deutschen Arztes in Valparaiso, auftritt, ist eine mehr oder weniger verbreitete Geschwulst in der Augengegend, und die Eigenthümlichkeit, daß des Nachts vollständige Blindheit eintritt, sei nun Mondlicht oder Feuerbeleuchtung. — Ob wirk- lich der keusche, unschuldige Mond die Schuld an dem Übel trägt? Soviel steht indessen fest, daß man dem Liegen im Mondschein viele Schuld aufbürdet und daß eine leichte Ver- hüllung des Gesichts dagegen schützen soll. Es verdient noch bemerkt zu werden, daß unter den Seeleuten der Glaube herrscht, daß Fleisch geschlachteter Thiere, besonders aber das von Fischen, dem Scheine des Vollmondes ausgesetzt, leich- ter in Fäulniß übergehe als anderes, ja daß solches Fleisch beim Genusse selbst schädliche Eigenschaften habe. Es liegt eine eigene Mystik in diesem Glauben, der zusammenzuhän- gen scheint wit mancherlei Erfahrungen über die Einflüsse des Mondes, welche man von andern Seiten her gewonnen haben will. Das Grün bildet, nach Schubert, den polarischen Gegensatz des Rothen; an dem Pflanzenreiche deutet mithin schon die herrschende Farbe auf den Gegensatz hin, welcher zwischen ihm und dem Thierreiche besteht, an dessen vollkom- menen Formen überall das Roth des Blutes vorherrschen würde, wenn bei ihnen das innere Getriebe der Säfte nicht durch die bergenden Decken des Fells überkleidet, sondern ebenso offen dargelegt wäre wie bei den Kräutern. Wie also die grüne Farbe, bekanntlich die einfache Aufhebung des Ge- gensatzes der Grundfarben Blau und Gelb, in uns ein Ge- fühl ruhiger Befriedigung erweckt, so scheint sie der affect- vollen Farbe des Thierbluts gegenüber zugleich auszuspre- chen, daß im ganzen Wesen der Pflanze noch keine Empfin- dung und Leidenschaft, nur still und stumm fortgährendes Säfteleben ist; da ist Erholung, Gefühl der Gesundheit; die Farbe selbst haucht stille, labende Kühle. Das wiederkeh- rende Grün der Wiese erfüllt uns, so oft es das Erwachen der Erde aus ihrem Winterschlafe verkündet, mit der sichern und ruhigen Zuversicht, daß in allem Wechsel der Erschei- nungen der Kern und Saft des Lebens ausharren werde. Ankündigungen. Karl Gutzkow's Unterhaltungen am häuslichen Herd. Jn einer großen Auflage erscheinend, ist diese vierteljährlich nur 16 Ngr. kostende Unterhaltungs- schrift ihrem Ziele, ein deutsches Haus= und familienbuch zu werden, immer nähergerückt. Zwei Jahrgänge liegen vollendet vor. Es sind Sammelwerke der gediegen- sten und geistreichsten Lecture. Ausgezeichnete Namen, wie Auerbach, Cotta, Förster, Fortlage, Frankl, Frenzel, Hebbel, Hettner, Klemm, Kohl, Masius, Müller, Orges, Schedler, Steub, Strauß und viele Andere, besonders auch jüngere Kräfte fördern durch den lebhaftesten Beistand das Unternehmen Gutzkow's, der als Herausgeber auch für den neuen dritten Jahrgang denselben regen Eifer in Aussicht gestellt hat, welcher die beiden ersten Jahrgänge bereits zu einer Lieblingslecture aller Gebildeten machte. Jeder der bisher erschienenen beiden Bände ( von dem ersten Bande ist bereits eine unveränderte zweite Auflage nöthig geworden ) kostet geheftet 2 Thlr. 4 Ngr., elegant gebunden 2 Thlr. 16 Ngr. Unterzeichnungen auf das neue Quartal werden von allen Buchhandlungen und Postämtern angenom- men. Wöchentlich erscheint eine Nummer, es findet aber auch eine Ausgabe in Monatsheften statt. Alle Buchhandlungen können Probenummern sowie von Ende d. M. an das erste Heft der Monats- ausgabe zur Ansicht liefern. Leipzig, im November 1854. F. A. Brockhaus. Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 97. Leipzig (Sachsen), 9. November 1854, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig097_1854/8>, abgerufen am 01.06.2024.