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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 152. Leipzig (Sachsen), 27. Februar 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] fische, Gründlinge, Barsche werden auch von Zeit zu
Zeit mit in die Hauptteiche geworfen und pflanzen sich
darin, wenn nicht Raubfische sie vertilgen, leicht fort.

Bei dem Ausfischen, welches gewöhnlich im Octo-
ber und November geschieht, läßt man das Wasser aus
den Teichen ablaufen, bis das Erdreich nach der gan-
zen Fläche derselben hervorzuragen beginnt. Die Fische
begeben sich nun nach dem Hauptgraben und in das
Fischbecken, wo sie bei großen Teichen gewöhnlich mit

[Abbildung] Die Schleie.
der Wade, einem großen von acht bis zehn Menschen
gezogenen Netze, aufgefangen und behutsam aus dem
Netze genommen werden. Jm Fischbette soll immer ei-
niges Wasser zurückbleiben, damit die Fische nicht ganz
im Schlamme liegen, weil sonst, wenn warme Witte-
rung eintritt, viele in wenigen Stunden abstehen. Die
herausgefangenen Fische schüttet man in1 1 / 4 --1 1 / 2
Elle hohe hölzerne Gefäße, Butten oder Töfen ge-
nannt, worin frisches Wasser befindlich ist. Jn diesen
Butten werden sie abgespült und sortirt, was besonders
bei den Hauptteichen mit der größten Sorgfalt gesche-
hen muß. Nach dem Abspülen und Sortiren werden
die Fische gezählt, abgewogen und in Tonnen, entwe-
der zur Vertheilung in andere Teiche oder in Behälter
gesetzt und zum Verkauf gebracht. Bei kleinern Fische-
reien geschieht dieser Transport am schnellsten und leich-
testen in offenen Zügern, die an Stangen getragen
werden. Jn den Fässern muß jeder Fisch so viel Raum
erhalten, daß er völlig im Wasser schwimmen kann.
Jn einem Faß von fünf Eimern können ungefähr
30 Schock Brut, 6 Schock einsömmeriger Satz, 4
Schock zweisömmeriger oder3 1 / 2 Centner Karpfen, wenn
nicht mehr als 45 Stück einen Centner wiegen, trans-
portirt werden. Zwei solcher Fässer setzt man gewöhn-
lich auf einen zweispännigen Wagen, indem man das
Spundloch mit Stroh verstopft, damit kein Wasser her-
ausspritzen könne.

Nach jedesmaligem Ausfischen läßt man die Stich-
oder Fischböcke gehörig von dem überflüssigen Schlamm
reinigen. Wenn mit der Zeit der Schlamm im gan-
zen Teiche zu sehr überhand nimmt, wird derselbe aus-
geführt und zur Verbesserung der Felder und Wiesen
benutzt. Man muß sich jedoch hüten, den Schlamm
bis auf den festen Grund wegzunehmen, weil sonst den
Teichen ein großer Theil der Fischnahrung entzogen wird
und die Fische in dem nächsten Jahre verkümmern;
dagegen ist das fleißige Wegräumen des Rohrs und des
Schilfes immer eine nützliche Verbesserung des Teiches.
Wo die Teichwirthschaft im Großen betrieben wird,
pflegt man auch die Teiche, wenn sie dazu günstig ge-
legen sind, regelmäßig nach einer bestimmten Reihe von
[Spaltenumbruch] Jahren ruhen zu lassen und mit Feldfrüchten zu be-
stellen; man nennt dieses Verfahren Brachen oder He-
bern. Die Hauptfrüchte, die darin gezogen werden,
sind Hafer, Hanf, Sommerölsaat, auch wol Kohl-
und Rübengewächse. Die Krankheiten der Fische sind
die Schwämme und die Blattern. Sehr schädlich kann
es für die Fische werden, wenn in die Teiche Kalkwas-
ser hineinfließt.



Der Languedockanal oder Canal du midi.

Ludwig XIV. Baulust ist bekannt. Noch zeugen dafür
Versailles, St.=Cloud und besonders der Languedocka-
nal, der so äußerst wichtig für Frankreich ist.

Frankreich wird von zwei Meeren bespült, vom
Ocean im Westen, vom mittelländischen Meere im
Südosten. Das zwischen beiden liegende, an die Py-
renäen grenzende Land kann von beiden den Nutzen
ziehen, den das Meer dem Menschen überall
schafft, sobald durch dieses Land ein den Ocean mit
dem mittelländischen Meere verbindender Kanal geht.
Dieser Gedanke ist so einfach, daß man ihn schon lange
vor seiner Ausführung hatte. Die Ausführung selbst
schien auch leicht, denn aus der von den Pyrenäen
herkommenden Bergkette, die das Land durchschneidet,
entspringen zwei große Flüsse, wovon einer ( die Ga-
ronne ) sich in den Ocean mündet und einer sich in einer
Entfernung von nicht mehr als 14 Stunden befindet; sie
schienen mithin nur einen Kanal von dieser Länge zu
fodern, um dann die Verbindung von selbst zu eröffnen.

Und doch war die Ausführung mit ungeheuren
Schwierigkeiten verbunden. Es kam darauf an, diesen
Kanal über und durch eine bedeutende Höhe zu leiten,
ihn, trotz dieser, mit hinreichendem Wasser zu versehen,
vor dem Einströmen vieler kleiner Bergflüsse und der
dadurch erfolgenden Versandung zu sichern, aber das
Genie des Baumeisters Riquet und Ludwig XIV.
Ehrgeiz wußten alle Hindernisse zu besiegen.

Riquet entdeckte in einem Gebirgskessel eine solche
Menge Wasser, hinreichend, um einen schiffbaren Ka-
nal zu unterhalten, und sein Geist fand Mittel, es
dahin zu leiten, wo er es brauchte. Das von ihm
eingerichtete Wasserbehältniß hält 1200 Fuß Länge und
Breite. Es ist auf einer Anhöhe, die zwei Thäler
beherrscht, wovon sich das eine nach der Garonne, das
andere nach dem mittelländischen Meere hinneigt. Aus
beiden Seiten ist es durch große Schleußen geschlossen.
Andere Schleußen weisen seinem Jnhalte den Weg nach
Osten und Westen an.

Als diese erste Bedingung des glücklichen Aus-
gangs der Unternehmung geschaffen war, wurde dieses
um 1667 nun selbst begonnen. Vierzehn Jahre ar-
beiteten 8 -- 10,000 Menschen daran und die Kosten
beliefen sich auf7 1 / 2 Mill. Thaler. Am 15. Mai
1681 wurde der Kanal eingeweiht. An der Spitze
von 23 Fahrzeugen aus Bordeaux, die mit Waaren
für die Messe von Beaucaire beladen waren, fuhr der
Jntendant von Languedoc. Es war ein Triumphzug,
und Jubelgeschrei begleitete die Fahrzeuge von einem
Orte zum andern. Die Länge des Kanals ist wegen
der vielen Krümmungen 55 Stunden. Die Breite ist
60 Fuß auf der Oberfläche, 32 aber auf dem Grunde.
Die Tiefe ist überall sechs Fuß. Auf beiden Ufern ist der
Rand 36 Fuß breit; auf dem einen, um einen Weg
zu haben, auf dem andern, um den Schlamm beim
Reinigen auszuwerfen. Dieser Rand ist herrlich angebaut.

Die Unterhaltungskosten betragen jährlich etwa
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] fische, Gründlinge, Barsche werden auch von Zeit zu
Zeit mit in die Hauptteiche geworfen und pflanzen sich
darin, wenn nicht Raubfische sie vertilgen, leicht fort.

Bei dem Ausfischen, welches gewöhnlich im Octo-
ber und November geschieht, läßt man das Wasser aus
den Teichen ablaufen, bis das Erdreich nach der gan-
zen Fläche derselben hervorzuragen beginnt. Die Fische
begeben sich nun nach dem Hauptgraben und in das
Fischbecken, wo sie bei großen Teichen gewöhnlich mit

[Abbildung] Die Schleie.
der Wade, einem großen von acht bis zehn Menschen
gezogenen Netze, aufgefangen und behutsam aus dem
Netze genommen werden. Jm Fischbette soll immer ei-
niges Wasser zurückbleiben, damit die Fische nicht ganz
im Schlamme liegen, weil sonst, wenn warme Witte-
rung eintritt, viele in wenigen Stunden abstehen. Die
herausgefangenen Fische schüttet man in1 1 / 4 —1 1 / 2
Elle hohe hölzerne Gefäße, Butten oder Töfen ge-
nannt, worin frisches Wasser befindlich ist. Jn diesen
Butten werden sie abgespült und sortirt, was besonders
bei den Hauptteichen mit der größten Sorgfalt gesche-
hen muß. Nach dem Abspülen und Sortiren werden
die Fische gezählt, abgewogen und in Tonnen, entwe-
der zur Vertheilung in andere Teiche oder in Behälter
gesetzt und zum Verkauf gebracht. Bei kleinern Fische-
reien geschieht dieser Transport am schnellsten und leich-
testen in offenen Zügern, die an Stangen getragen
werden. Jn den Fässern muß jeder Fisch so viel Raum
erhalten, daß er völlig im Wasser schwimmen kann.
Jn einem Faß von fünf Eimern können ungefähr
30 Schock Brut, 6 Schock einsömmeriger Satz, 4
Schock zweisömmeriger oder3 1 / 2 Centner Karpfen, wenn
nicht mehr als 45 Stück einen Centner wiegen, trans-
portirt werden. Zwei solcher Fässer setzt man gewöhn-
lich auf einen zweispännigen Wagen, indem man das
Spundloch mit Stroh verstopft, damit kein Wasser her-
ausspritzen könne.

Nach jedesmaligem Ausfischen läßt man die Stich-
oder Fischböcke gehörig von dem überflüssigen Schlamm
reinigen. Wenn mit der Zeit der Schlamm im gan-
zen Teiche zu sehr überhand nimmt, wird derselbe aus-
geführt und zur Verbesserung der Felder und Wiesen
benutzt. Man muß sich jedoch hüten, den Schlamm
bis auf den festen Grund wegzunehmen, weil sonst den
Teichen ein großer Theil der Fischnahrung entzogen wird
und die Fische in dem nächsten Jahre verkümmern;
dagegen ist das fleißige Wegräumen des Rohrs und des
Schilfes immer eine nützliche Verbesserung des Teiches.
Wo die Teichwirthschaft im Großen betrieben wird,
pflegt man auch die Teiche, wenn sie dazu günstig ge-
legen sind, regelmäßig nach einer bestimmten Reihe von
[Spaltenumbruch] Jahren ruhen zu lassen und mit Feldfrüchten zu be-
stellen; man nennt dieses Verfahren Brachen oder He-
bern. Die Hauptfrüchte, die darin gezogen werden,
sind Hafer, Hanf, Sommerölsaat, auch wol Kohl-
und Rübengewächse. Die Krankheiten der Fische sind
die Schwämme und die Blattern. Sehr schädlich kann
es für die Fische werden, wenn in die Teiche Kalkwas-
ser hineinfließt.



Der Languedockanal oder Canal du midi.

Ludwig XIV. Baulust ist bekannt. Noch zeugen dafür
Versailles, St.=Cloud und besonders der Languedocka-
nal, der so äußerst wichtig für Frankreich ist.

Frankreich wird von zwei Meeren bespült, vom
Ocean im Westen, vom mittelländischen Meere im
Südosten. Das zwischen beiden liegende, an die Py-
renäen grenzende Land kann von beiden den Nutzen
ziehen, den das Meer dem Menschen überall
schafft, sobald durch dieses Land ein den Ocean mit
dem mittelländischen Meere verbindender Kanal geht.
Dieser Gedanke ist so einfach, daß man ihn schon lange
vor seiner Ausführung hatte. Die Ausführung selbst
schien auch leicht, denn aus der von den Pyrenäen
herkommenden Bergkette, die das Land durchschneidet,
entspringen zwei große Flüsse, wovon einer ( die Ga-
ronne ) sich in den Ocean mündet und einer sich in einer
Entfernung von nicht mehr als 14 Stunden befindet; sie
schienen mithin nur einen Kanal von dieser Länge zu
fodern, um dann die Verbindung von selbst zu eröffnen.

Und doch war die Ausführung mit ungeheuren
Schwierigkeiten verbunden. Es kam darauf an, diesen
Kanal über und durch eine bedeutende Höhe zu leiten,
ihn, trotz dieser, mit hinreichendem Wasser zu versehen,
vor dem Einströmen vieler kleiner Bergflüsse und der
dadurch erfolgenden Versandung zu sichern, aber das
Genie des Baumeisters Riquet und Ludwig XIV.
Ehrgeiz wußten alle Hindernisse zu besiegen.

Riquet entdeckte in einem Gebirgskessel eine solche
Menge Wasser, hinreichend, um einen schiffbaren Ka-
nal zu unterhalten, und sein Geist fand Mittel, es
dahin zu leiten, wo er es brauchte. Das von ihm
eingerichtete Wasserbehältniß hält 1200 Fuß Länge und
Breite. Es ist auf einer Anhöhe, die zwei Thäler
beherrscht, wovon sich das eine nach der Garonne, das
andere nach dem mittelländischen Meere hinneigt. Aus
beiden Seiten ist es durch große Schleußen geschlossen.
Andere Schleußen weisen seinem Jnhalte den Weg nach
Osten und Westen an.

Als diese erste Bedingung des glücklichen Aus-
gangs der Unternehmung geschaffen war, wurde dieses
um 1667 nun selbst begonnen. Vierzehn Jahre ar-
beiteten 8 — 10,000 Menschen daran und die Kosten
beliefen sich auf7 1 / 2 Mill. Thaler. Am 15. Mai
1681 wurde der Kanal eingeweiht. An der Spitze
von 23 Fahrzeugen aus Bordeaux, die mit Waaren
für die Messe von Beaucaire beladen waren, fuhr der
Jntendant von Languedoc. Es war ein Triumphzug,
und Jubelgeschrei begleitete die Fahrzeuge von einem
Orte zum andern. Die Länge des Kanals ist wegen
der vielen Krümmungen 55 Stunden. Die Breite ist
60 Fuß auf der Oberfläche, 32 aber auf dem Grunde.
Die Tiefe ist überall sechs Fuß. Auf beiden Ufern ist der
Rand 36 Fuß breit; auf dem einen, um einen Weg
zu haben, auf dem andern, um den Schlamm beim
Reinigen auszuwerfen. Dieser Rand ist herrlich angebaut.

Die Unterhaltungskosten betragen jährlich etwa
[Ende Spaltensatz]

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Die Krankheiten der Fische sind die Schwämme und die Blattern. Sehr schädlich kann es für die Fische werden, wenn in die Teiche Kalkwas- ser hineinfließt. Der Languedockanal oder Canal du midi. Ludwig XIV. Baulust ist bekannt. Noch zeugen dafür Versailles, St.=Cloud und besonders der Languedocka- nal, der so äußerst wichtig für Frankreich ist. Frankreich wird von zwei Meeren bespült, vom Ocean im Westen, vom mittelländischen Meere im Südosten. Das zwischen beiden liegende, an die Py- renäen grenzende Land kann von beiden den Nutzen ziehen, den das Meer dem Menschen überall schafft, sobald durch dieses Land ein den Ocean mit dem mittelländischen Meere verbindender Kanal geht. Dieser Gedanke ist so einfach, daß man ihn schon lange vor seiner Ausführung hatte. 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Das von ihm eingerichtete Wasserbehältniß hält 1200 Fuß Länge und Breite. Es ist auf einer Anhöhe, die zwei Thäler beherrscht, wovon sich das eine nach der Garonne, das andere nach dem mittelländischen Meere hinneigt. Aus beiden Seiten ist es durch große Schleußen geschlossen. Andere Schleußen weisen seinem Jnhalte den Weg nach Osten und Westen an. Als diese erste Bedingung des glücklichen Aus- gangs der Unternehmung geschaffen war, wurde dieses um 1667 nun selbst begonnen. Vierzehn Jahre ar- beiteten 8 — 10,000 Menschen daran und die Kosten beliefen sich auf7 1 / 2 Mill. Thaler. Am 15. Mai 1681 wurde der Kanal eingeweiht. An der Spitze von 23 Fahrzeugen aus Bordeaux, die mit Waaren für die Messe von Beaucaire beladen waren, fuhr der Jntendant von Languedoc. Es war ein Triumphzug, und Jubelgeschrei begleitete die Fahrzeuge von einem Orte zum andern. Die Länge des Kanals ist wegen der vielen Krümmungen 55 Stunden. Die Breite ist 60 Fuß auf der Oberfläche, 32 aber auf dem Grunde. Die Tiefe ist überall sechs Fuß. Auf beiden Ufern ist der Rand 36 Fuß breit; auf dem einen, um einen Weg zu haben, auf dem andern, um den Schlamm beim Reinigen auszuwerfen. Dieser Rand ist herrlich angebaut. Die Unterhaltungskosten betragen jährlich etwa

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 152. Leipzig (Sachsen), 27. Februar 1836, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig152_1836/7>, abgerufen am 01.06.2024.