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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 154. Leipzig (Sachsen), 12. März 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Karte vom Nordpol.
[Beginn Spaltensatz] britische Regierung, Entdeckungsfahrten im Polarmeere
zu unternehmen. Das Parlament versprach dem ersten
Seefahrer, der die nordwestliche Durchfahrt in das stille
Meer auffände, eine Belohnung von 140,000 Thalern,
demjenigen, der den Nordpol erreichte, 35,000 Thaler,
und der damalige Prinz Regent setzte noch besondere
Preise von 35,000--105,000 Thalern für Diejenigen aus,
welche bis zu gewissen Punkten in dem Polarmeere vor-
dringen würden. Jm Jahre 1818 ließ die britische
Regierung eine doppelte Fahrt nach dem Nordpol un-
ternehmen. Der Capitain Buchan sollte mit zwei
Schiffen zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja die
Durchfahrt über den Pol in das stille Meer versuchen
und Capitain Roß, den der damalige Lieutenant Parry
begleitete, gleichzeitig mit zwei Fahrzeugen die nord-
westliche Durchfahrt aus der Davisstraße und der
Baffinsbai von Nordwesten her einen Weg in die
Beringsstraße aufsuchen. Buchan kam über Spitz-
bergen hinaus bis zu 80° 31' und mußte im Som-
mer 1818, durch Eismassen gehemmt, wieder umkeh-
ren. Roß aber, der besonders die Westküste der Baf-
finsbai untersuchen sollte, drang bis gegen den 76.
Breitengrad vor, wo er die Westküste Grönlands un-
tersuchte und die Nordküste dieses Landes entdeckte, die
er das arktische Hochland nannte. Er erreichte die nörd-
lichste Grenze der Baffinsbai unter 77° 40' und be-
[Spaltenumbruch] stimmte die Lage dieser Bai genauer. Er hatte sich in
der Meinung befestigt, daß keine Durchfahrt aus der
Davisstraße und der Baffinsbai in das Eismeer vorhan-
den sei; da er aber den Lancastersund und eine Strecke,
wo sich eine Strömung zeigte, die ein offenes Meer
andeutete, nicht genau hatte untersuchen können, so
sandte die englische Regierung nach seiner Rückkehr
den Lieutenant Parry im Jahre 1819 mit zwei
Schiffen ab, um die Bafsinsbai genauer erforschen zu
lassen. Vom Lancastersund, der nach seinen Entdeckun-
gen eine Straße ist, kam er durch die von ihm zuerst
beschiffte Barrowstraße in das Polarmeer, überwinterte
im Hafen der Melville=Jnsel, entdeckte die auf der Karte
mit d bezeichnete Küste Banksland, mußte aber unter
74° 27', durch Eisfelder gehemmt, im August 1820
umkehren. Das Ergebniß war, daß eine Durchfahrt
aus der Baffinsbai ( ein Meer, keine Bai ) möglich, und
daß Grönland eine Jnsel sei. Jm Mai 1821 trat
Parry seine zweite Reise an, zwar ohne eine Durch-
fahrt zu finden, aber nicht ohne die Erdkunde durch ge-
nauere Beschreibung der Küsten zu bereichern. Die
dritte Reise unternahm er 1824 in Begleitung von
Capitain Lyon. Sie überwinterten im Hafen Bowen
in der Prinz=Regent=Bai. Eismassen hinderten weiteres
Vordringen. Jm Mai 1827 segelte er mit einem treff-
lich ausgerüsteten Schiffe nach der Richtung von Spitz-
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Karte vom Nordpol.
[Beginn Spaltensatz] britische Regierung, Entdeckungsfahrten im Polarmeere
zu unternehmen. Das Parlament versprach dem ersten
Seefahrer, der die nordwestliche Durchfahrt in das stille
Meer auffände, eine Belohnung von 140,000 Thalern,
demjenigen, der den Nordpol erreichte, 35,000 Thaler,
und der damalige Prinz Regent setzte noch besondere
Preise von 35,000—105,000 Thalern für Diejenigen aus,
welche bis zu gewissen Punkten in dem Polarmeere vor-
dringen würden. Jm Jahre 1818 ließ die britische
Regierung eine doppelte Fahrt nach dem Nordpol un-
ternehmen. Der Capitain Buchan sollte mit zwei
Schiffen zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja die
Durchfahrt über den Pol in das stille Meer versuchen
und Capitain Roß, den der damalige Lieutenant Parry
begleitete, gleichzeitig mit zwei Fahrzeugen die nord-
westliche Durchfahrt aus der Davisstraße und der
Baffinsbai von Nordwesten her einen Weg in die
Beringsstraße aufsuchen. Buchan kam über Spitz-
bergen hinaus bis zu 80° 31' und mußte im Som-
mer 1818, durch Eismassen gehemmt, wieder umkeh-
ren. Roß aber, der besonders die Westküste der Baf-
finsbai untersuchen sollte, drang bis gegen den 76.
Breitengrad vor, wo er die Westküste Grönlands un-
tersuchte und die Nordküste dieses Landes entdeckte, die
er das arktische Hochland nannte. Er erreichte die nörd-
lichste Grenze der Baffinsbai unter 77° 40' und be-
[Spaltenumbruch] stimmte die Lage dieser Bai genauer. Er hatte sich in
der Meinung befestigt, daß keine Durchfahrt aus der
Davisstraße und der Baffinsbai in das Eismeer vorhan-
den sei; da er aber den Lancastersund und eine Strecke,
wo sich eine Strömung zeigte, die ein offenes Meer
andeutete, nicht genau hatte untersuchen können, so
sandte die englische Regierung nach seiner Rückkehr
den Lieutenant Parry im Jahre 1819 mit zwei
Schiffen ab, um die Bafsinsbai genauer erforschen zu
lassen. Vom Lancastersund, der nach seinen Entdeckun-
gen eine Straße ist, kam er durch die von ihm zuerst
beschiffte Barrowstraße in das Polarmeer, überwinterte
im Hafen der Melville=Jnsel, entdeckte die auf der Karte
mit d bezeichnete Küste Banksland, mußte aber unter
74° 27', durch Eisfelder gehemmt, im August 1820
umkehren. Das Ergebniß war, daß eine Durchfahrt
aus der Baffinsbai ( ein Meer, keine Bai ) möglich, und
daß Grönland eine Jnsel sei. Jm Mai 1821 trat
Parry seine zweite Reise an, zwar ohne eine Durch-
fahrt zu finden, aber nicht ohne die Erdkunde durch ge-
nauere Beschreibung der Küsten zu bereichern. Die
dritte Reise unternahm er 1824 in Begleitung von
Capitain Lyon. Sie überwinterten im Hafen Bowen
in der Prinz=Regent=Bai. Eismassen hinderten weiteres
Vordringen. Jm Mai 1827 segelte er mit einem treff-
lich ausgerüsteten Schiffe nach der Richtung von Spitz-
[Ende Spaltensatz]

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[84/0004] Das Pfennig=Magazin. [Abbildung Karte vom Nordpol. ] britische Regierung, Entdeckungsfahrten im Polarmeere zu unternehmen. Das Parlament versprach dem ersten Seefahrer, der die nordwestliche Durchfahrt in das stille Meer auffände, eine Belohnung von 140,000 Thalern, demjenigen, der den Nordpol erreichte, 35,000 Thaler, und der damalige Prinz Regent setzte noch besondere Preise von 35,000—105,000 Thalern für Diejenigen aus, welche bis zu gewissen Punkten in dem Polarmeere vor- dringen würden. Jm Jahre 1818 ließ die britische Regierung eine doppelte Fahrt nach dem Nordpol un- ternehmen. Der Capitain Buchan sollte mit zwei Schiffen zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja die Durchfahrt über den Pol in das stille Meer versuchen und Capitain Roß, den der damalige Lieutenant Parry begleitete, gleichzeitig mit zwei Fahrzeugen die nord- westliche Durchfahrt aus der Davisstraße und der Baffinsbai von Nordwesten her einen Weg in die Beringsstraße aufsuchen. Buchan kam über Spitz- bergen hinaus bis zu 80° 31' und mußte im Som- mer 1818, durch Eismassen gehemmt, wieder umkeh- ren. Roß aber, der besonders die Westküste der Baf- finsbai untersuchen sollte, drang bis gegen den 76. Breitengrad vor, wo er die Westküste Grönlands un- tersuchte und die Nordküste dieses Landes entdeckte, die er das arktische Hochland nannte. Er erreichte die nörd- lichste Grenze der Baffinsbai unter 77° 40' und be- stimmte die Lage dieser Bai genauer. Er hatte sich in der Meinung befestigt, daß keine Durchfahrt aus der Davisstraße und der Baffinsbai in das Eismeer vorhan- den sei; da er aber den Lancastersund und eine Strecke, wo sich eine Strömung zeigte, die ein offenes Meer andeutete, nicht genau hatte untersuchen können, so sandte die englische Regierung nach seiner Rückkehr den Lieutenant Parry im Jahre 1819 mit zwei Schiffen ab, um die Bafsinsbai genauer erforschen zu lassen. Vom Lancastersund, der nach seinen Entdeckun- gen eine Straße ist, kam er durch die von ihm zuerst beschiffte Barrowstraße in das Polarmeer, überwinterte im Hafen der Melville=Jnsel, entdeckte die auf der Karte mit d bezeichnete Küste Banksland, mußte aber unter 74° 27', durch Eisfelder gehemmt, im August 1820 umkehren. Das Ergebniß war, daß eine Durchfahrt aus der Baffinsbai ( ein Meer, keine Bai ) möglich, und daß Grönland eine Jnsel sei. Jm Mai 1821 trat Parry seine zweite Reise an, zwar ohne eine Durch- fahrt zu finden, aber nicht ohne die Erdkunde durch ge- nauere Beschreibung der Küsten zu bereichern. Die dritte Reise unternahm er 1824 in Begleitung von Capitain Lyon. Sie überwinterten im Hafen Bowen in der Prinz=Regent=Bai. Eismassen hinderten weiteres Vordringen. Jm Mai 1827 segelte er mit einem treff- lich ausgerüsteten Schiffe nach der Richtung von Spitz-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 154. Leipzig (Sachsen), 12. März 1836, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig154_1836/4>, abgerufen am 01.06.2024.