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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 164. Leipzig (Sachsen), 21. Mai 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] Anglers in seinem "Skizzenbuche", wo auf Walton be-
sonders Bezug genommen ist.



Pferderacen.
( Fortsetzung aus Nr. 163. )

Die deutschen Pferde sind im Allgemeinen groß,
schwer gebaut und langsam. Aber auch in mehren
deutschen Ländern ist man in neuern Zeiten bemüht ge-
wesen, die einheimische Race durch Kreuzung mit frem-
den zu veredeln. Die preußischen, mecklenburgischen,
holsteinischen und friesländischen Pferde gehören zu den
vorzüglichsten Racen. Sie sind meist von dunkelbrau-
ner Farbe, haben kleine Köpfe, weite Nüstern, große
dunkle Augen und sind rüstig und dauerhaft.

Die schwedischen Pferde sind klein, aber gut
gebaut und ungemein behende und feurig. Die finn-
ländischen
sind noch kleiner, nicht über 12 Hand
hoch, schön gebildet und sehr behende. Die Bauern
holen sie aus dem Walde, wenn sie gebraucht werden
sollen. Sie sind dem Anscheine nach wild, werden
aber unter sorgfältiger Aufsicht gehalten.

Die isländischen Pferde, die nach Einigen von
den norwegischen, nach Andern von den schottischen ab-
stammen sollen, sind sehr klein, aber kräftig und schnell.
Man findet sie in zahlreichen Haufen in den Gebirgen,
wo sie den Schnee wegkratzen, oder das Eis brechen,
um spärliche Nahrung zu suchen. Einige werden in
Ställen gehalten, aber wenn der Bauer mehre braucht,
fängt er so viele ein als er nöthig hat und beschlägt sie.

Die flamändischen und holländischen
Pferde sind groß, stark und gut gebaut. Die englischen
Pferdezüchter benutzen sie häufig, ihre Zugpferde durch
Kreuzung zu verbessern.

Die französischen Pferde sind, ungeachtet in
neuern Zeiten in den zahlreichen Gestüten viel zur Ver-
edlung der Race geschehen ist, den englischen an Schön-
heit, Behendigkeit und Stärke nicht gleich. Die besten
Pferde werden in der Normandie und der ehemaligen
Provinz Limosin gezogen. Auvergne und Poitou lie-
fern eine kleine Race, die aber dauerhaft ist. Die vor-
züglichsten Pferde für die Reiterei und für Wagen
kommen aus der Normandie.

Die spanischen Pferde waren schon in ältern
Zeiten berühmt, besonders die andalusischen, die wäh-
rend der Herrschaft der Araber durch Kreuzung mit afri-
kanischen veredelt wurden. Sie haben einen großen
Kopf, eine breite Brust, ein hohes Kreuz und einen
stolzen Gang und sind meist schwarz mit weißer Stirne.

Unter den italienischen Pferden waren früher
die neapolitanischen berühmt, die aber in neuern Zeiten
ausgeartet sind, wiewol einige derselben, die sich durch
Größe und stattliche Gestalt auszeichnen, vorzügliche
Wagenpferde sind. Man schreibt den Verfall der Pfer-
dezucht in Jtalien besonders dem Umstande zu, daß man
die einheimischen Racen nicht mit morgenländischen,
sondern mit europäischen gekreuzt hat.

Die ungarischen Pferde sind leicht, behende
und verrathen das morgenländische Blut.

Jn Nordamerika gibt es verschiedene Pferderacen.
Die canadische findet man außer Canada in den
nördlichen Staaten der Union. Sie sind zum Theil
von französischer Abkunft. Das Conestogapferd ist
in Pennsylvanien und in den mittlern Staaten ein-
heimisch. Es ist hochbeinig, leicht gebaut, zuweilen
gegen 17 Hand hoch und wird hauptsächlich als Zug-
pferd gebraucht. Jn Virginien und Kentucky gibt es
[Spaltenumbruch] meist Pferde von englischer Abkunft, die man auch in
größerer oder geringerer Zahl in den übrigen Staaten
findet, besonders aber haben sie sich in den südlichen
Staaten in großer Reinheit erhalten. Jn den entfern-
ten neuern Ansiedelungen, unter den sogenannten Hin-
terwäldlern, gleicht das Pferd den oben beschriebenen
wilden Pferden in Südamerika und scheint von gleichem
Ursprunge zu sein.

Die englischen Pferde sind seit langer Zeit mit
so großer Sorgfalt veredelt worden, daß sich aus dem
einheimischen Stamme eine der trefflichsten Racen ge-
bildet hat.. Wir glauben ihr eine umständlichere Be-
trachtung widmen zu müssen. Schon als die Römer
unter Julius Cäsar in Britannien landeten ( 50 v. Ch. ) ,
hatten die Briten zahlreiche Kriegswagen, welche
von Pferden gezogen wurden, die der Eroberer für
so vorzüglich hielt, daß er viele derselben nach Rom
führte, und britische Pferde wurden lange nachher in
mehren Theilen des römischen Reichs geschätzt. Die
Römer aber brachten mit ihrer Reiterei viele fremde
Pferde auf die Jnsel, und der einheimische Stamm
wurde durch die erste Kreuzung mit gallischen, spani-
schen und italischen Pferden verändert. Schon im 10.
Jahrhunderte war die Verbesserung der Pferdezucht ein
Gegenstand der Sorgfalt der Regierung. Jn derselben
Zeit wurde die Ausfuhr von englischen Pferden, ausge-
nommen als Geschenke des Königs, verboten. Jm 10.
Jahrhunderte gab ein Fürst von Wales Verfügungen
über den Preis und Verkauf der Pferde. Ein dreijäh-
riges Füllen kostete 60, ein ausgewachsenes 120 Pence.
Zu gleicher Zeit wurden Verordnungen gegen Betrug
im Verkaufe erlassen und für den Käufer verschiedene
Fristen bestimmt, während welcher er das Pferd erpro-
ben konnte, ob es frei von Schwindel, Engbrüstigkeit
und Druse sei. Auch ward eine Geldbuße für Diejeni-
gen festgesetzt, die gemiethete Pferde beschädigt hatten,
unter andern wenn das Fleisch bis auf den Knochen
aufgerieben war, 16 Pence. Es ist zu bemerken, daß
in den ältesten Nachrichten nichts von dem Gebrauche
des Pferdes vor dem Pfluge vorkommt; es wurden in
England, wie in andern Ländern, blos Ochsen dazu ge-
braucht. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts schlich
eine Neuerung ein, und es ward in Wales durch ein
Gesetz verboten, nicht mit Pferden und Kühen zu pflü-
gen. Nach der Mitte des 11. Jahrhunderts aber fin-
det man auf dem aus jener Zeit stammenden sogenann-
ten Teppich von Bayeux ein vor eine Egge gespanntes
Pferd, und dies ist die erste sichere Spur von der Be-
nutzung der Pferde zur Feldarbeit. Mit Wilhelm dem
Eroberer nahm die Pferdezucht in England einen Auf-
schwung. Er und die meisten seiner Begleiter kamen
aus einem Lande, wo der Ackerbau bereits größere Fort-
schritte gemacht hatte als in England. Von mehren
normannischen Rittern, die neue Besitzungen in Eng-
land erhielten, wurde das spanische Pferd eingeführt.
Jn der ersten Hälfte den 12. Jahrhunderts kam das
erste arabische Pferd nach England. Nach der Mitte
desselben Jahrhunderts wurde in Smithfield zu London
schon ein berühmter Pferdemarkt gehalten, und zur Er-
probung der verkäuflichen Pferde ward ein Wettrennen
eingeführt. Während der Kreuzzüge wurden nicht sel-
ten schöne morgenländische Pferde nach England gebracht.
Unter König Johann, welcher 1216 starb, hob sich die
Pferdezucht durch die Einführung flamändischer Hengste,
wodurch besonders der Grund zu der trefflichen engli-
schen Race der Zugpferde gelegt wurde. Der König
selbst hatte einen Marstall von erlesenen Pferden, die
sich durch ungewöhnliche Stärke auszeichneten. Zu An-
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] Anglers in seinem „Skizzenbuche“, wo auf Walton be-
sonders Bezug genommen ist.



Pferderacen.
( Fortsetzung aus Nr. 163. )

Die deutschen Pferde sind im Allgemeinen groß,
schwer gebaut und langsam. Aber auch in mehren
deutschen Ländern ist man in neuern Zeiten bemüht ge-
wesen, die einheimische Race durch Kreuzung mit frem-
den zu veredeln. Die preußischen, mecklenburgischen,
holsteinischen und friesländischen Pferde gehören zu den
vorzüglichsten Racen. Sie sind meist von dunkelbrau-
ner Farbe, haben kleine Köpfe, weite Nüstern, große
dunkle Augen und sind rüstig und dauerhaft.

Die schwedischen Pferde sind klein, aber gut
gebaut und ungemein behende und feurig. Die finn-
ländischen
sind noch kleiner, nicht über 12 Hand
hoch, schön gebildet und sehr behende. Die Bauern
holen sie aus dem Walde, wenn sie gebraucht werden
sollen. Sie sind dem Anscheine nach wild, werden
aber unter sorgfältiger Aufsicht gehalten.

Die isländischen Pferde, die nach Einigen von
den norwegischen, nach Andern von den schottischen ab-
stammen sollen, sind sehr klein, aber kräftig und schnell.
Man findet sie in zahlreichen Haufen in den Gebirgen,
wo sie den Schnee wegkratzen, oder das Eis brechen,
um spärliche Nahrung zu suchen. Einige werden in
Ställen gehalten, aber wenn der Bauer mehre braucht,
fängt er so viele ein als er nöthig hat und beschlägt sie.

Die flamändischen und holländischen
Pferde sind groß, stark und gut gebaut. Die englischen
Pferdezüchter benutzen sie häufig, ihre Zugpferde durch
Kreuzung zu verbessern.

Die französischen Pferde sind, ungeachtet in
neuern Zeiten in den zahlreichen Gestüten viel zur Ver-
edlung der Race geschehen ist, den englischen an Schön-
heit, Behendigkeit und Stärke nicht gleich. Die besten
Pferde werden in der Normandie und der ehemaligen
Provinz Limosin gezogen. Auvergne und Poitou lie-
fern eine kleine Race, die aber dauerhaft ist. Die vor-
züglichsten Pferde für die Reiterei und für Wagen
kommen aus der Normandie.

Die spanischen Pferde waren schon in ältern
Zeiten berühmt, besonders die andalusischen, die wäh-
rend der Herrschaft der Araber durch Kreuzung mit afri-
kanischen veredelt wurden. Sie haben einen großen
Kopf, eine breite Brust, ein hohes Kreuz und einen
stolzen Gang und sind meist schwarz mit weißer Stirne.

Unter den italienischen Pferden waren früher
die neapolitanischen berühmt, die aber in neuern Zeiten
ausgeartet sind, wiewol einige derselben, die sich durch
Größe und stattliche Gestalt auszeichnen, vorzügliche
Wagenpferde sind. Man schreibt den Verfall der Pfer-
dezucht in Jtalien besonders dem Umstande zu, daß man
die einheimischen Racen nicht mit morgenländischen,
sondern mit europäischen gekreuzt hat.

Die ungarischen Pferde sind leicht, behende
und verrathen das morgenländische Blut.

Jn Nordamerika gibt es verschiedene Pferderacen.
Die canadische findet man außer Canada in den
nördlichen Staaten der Union. Sie sind zum Theil
von französischer Abkunft. Das Conestogapferd ist
in Pennsylvanien und in den mittlern Staaten ein-
heimisch. Es ist hochbeinig, leicht gebaut, zuweilen
gegen 17 Hand hoch und wird hauptsächlich als Zug-
pferd gebraucht. Jn Virginien und Kentucky gibt es
[Spaltenumbruch] meist Pferde von englischer Abkunft, die man auch in
größerer oder geringerer Zahl in den übrigen Staaten
findet, besonders aber haben sie sich in den südlichen
Staaten in großer Reinheit erhalten. Jn den entfern-
ten neuern Ansiedelungen, unter den sogenannten Hin-
terwäldlern, gleicht das Pferd den oben beschriebenen
wilden Pferden in Südamerika und scheint von gleichem
Ursprunge zu sein.

Die englischen Pferde sind seit langer Zeit mit
so großer Sorgfalt veredelt worden, daß sich aus dem
einheimischen Stamme eine der trefflichsten Racen ge-
bildet hat.. Wir glauben ihr eine umständlichere Be-
trachtung widmen zu müssen. Schon als die Römer
unter Julius Cäsar in Britannien landeten ( 50 v. Ch. ) ,
hatten die Briten zahlreiche Kriegswagen, welche
von Pferden gezogen wurden, die der Eroberer für
so vorzüglich hielt, daß er viele derselben nach Rom
führte, und britische Pferde wurden lange nachher in
mehren Theilen des römischen Reichs geschätzt. Die
Römer aber brachten mit ihrer Reiterei viele fremde
Pferde auf die Jnsel, und der einheimische Stamm
wurde durch die erste Kreuzung mit gallischen, spani-
schen und italischen Pferden verändert. Schon im 10.
Jahrhunderte war die Verbesserung der Pferdezucht ein
Gegenstand der Sorgfalt der Regierung. Jn derselben
Zeit wurde die Ausfuhr von englischen Pferden, ausge-
nommen als Geschenke des Königs, verboten. Jm 10.
Jahrhunderte gab ein Fürst von Wales Verfügungen
über den Preis und Verkauf der Pferde. Ein dreijäh-
riges Füllen kostete 60, ein ausgewachsenes 120 Pence.
Zu gleicher Zeit wurden Verordnungen gegen Betrug
im Verkaufe erlassen und für den Käufer verschiedene
Fristen bestimmt, während welcher er das Pferd erpro-
ben konnte, ob es frei von Schwindel, Engbrüstigkeit
und Druse sei. Auch ward eine Geldbuße für Diejeni-
gen festgesetzt, die gemiethete Pferde beschädigt hatten,
unter andern wenn das Fleisch bis auf den Knochen
aufgerieben war, 16 Pence. Es ist zu bemerken, daß
in den ältesten Nachrichten nichts von dem Gebrauche
des Pferdes vor dem Pfluge vorkommt; es wurden in
England, wie in andern Ländern, blos Ochsen dazu ge-
braucht. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts schlich
eine Neuerung ein, und es ward in Wales durch ein
Gesetz verboten, nicht mit Pferden und Kühen zu pflü-
gen. Nach der Mitte des 11. Jahrhunderts aber fin-
det man auf dem aus jener Zeit stammenden sogenann-
ten Teppich von Bayeux ein vor eine Egge gespanntes
Pferd, und dies ist die erste sichere Spur von der Be-
nutzung der Pferde zur Feldarbeit. Mit Wilhelm dem
Eroberer nahm die Pferdezucht in England einen Auf-
schwung. Er und die meisten seiner Begleiter kamen
aus einem Lande, wo der Ackerbau bereits größere Fort-
schritte gemacht hatte als in England. Von mehren
normannischen Rittern, die neue Besitzungen in Eng-
land erhielten, wurde das spanische Pferd eingeführt.
Jn der ersten Hälfte den 12. Jahrhunderts kam das
erste arabische Pferd nach England. Nach der Mitte
desselben Jahrhunderts wurde in Smithfield zu London
schon ein berühmter Pferdemarkt gehalten, und zur Er-
probung der verkäuflichen Pferde ward ein Wettrennen
eingeführt. Während der Kreuzzüge wurden nicht sel-
ten schöne morgenländische Pferde nach England gebracht.
Unter König Johann, welcher 1216 starb, hob sich die
Pferdezucht durch die Einführung flamändischer Hengste,
wodurch besonders der Grund zu der trefflichen engli-
schen Race der Zugpferde gelegt wurde. Der König
selbst hatte einen Marstall von erlesenen Pferden, die
sich durch ungewöhnliche Stärke auszeichneten. Zu An-
[Ende Spaltensatz]

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[162/0002] Das Pfennig=Magazin. Anglers in seinem „Skizzenbuche“, wo auf Walton be- sonders Bezug genommen ist. Pferderacen. ( Fortsetzung aus Nr. 163. ) Die deutschen Pferde sind im Allgemeinen groß, schwer gebaut und langsam. Aber auch in mehren deutschen Ländern ist man in neuern Zeiten bemüht ge- wesen, die einheimische Race durch Kreuzung mit frem- den zu veredeln. Die preußischen, mecklenburgischen, holsteinischen und friesländischen Pferde gehören zu den vorzüglichsten Racen. Sie sind meist von dunkelbrau- ner Farbe, haben kleine Köpfe, weite Nüstern, große dunkle Augen und sind rüstig und dauerhaft. Die schwedischen Pferde sind klein, aber gut gebaut und ungemein behende und feurig. Die finn- ländischen sind noch kleiner, nicht über 12 Hand hoch, schön gebildet und sehr behende. Die Bauern holen sie aus dem Walde, wenn sie gebraucht werden sollen. Sie sind dem Anscheine nach wild, werden aber unter sorgfältiger Aufsicht gehalten. Die isländischen Pferde, die nach Einigen von den norwegischen, nach Andern von den schottischen ab- stammen sollen, sind sehr klein, aber kräftig und schnell. Man findet sie in zahlreichen Haufen in den Gebirgen, wo sie den Schnee wegkratzen, oder das Eis brechen, um spärliche Nahrung zu suchen. Einige werden in Ställen gehalten, aber wenn der Bauer mehre braucht, fängt er so viele ein als er nöthig hat und beschlägt sie. Die flamändischen und holländischen Pferde sind groß, stark und gut gebaut. Die englischen Pferdezüchter benutzen sie häufig, ihre Zugpferde durch Kreuzung zu verbessern. Die französischen Pferde sind, ungeachtet in neuern Zeiten in den zahlreichen Gestüten viel zur Ver- edlung der Race geschehen ist, den englischen an Schön- heit, Behendigkeit und Stärke nicht gleich. Die besten Pferde werden in der Normandie und der ehemaligen Provinz Limosin gezogen. Auvergne und Poitou lie- fern eine kleine Race, die aber dauerhaft ist. 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Schon als die Römer unter Julius Cäsar in Britannien landeten ( 50 v. Ch. ) , hatten die Briten zahlreiche Kriegswagen, welche von Pferden gezogen wurden, die der Eroberer für so vorzüglich hielt, daß er viele derselben nach Rom führte, und britische Pferde wurden lange nachher in mehren Theilen des römischen Reichs geschätzt. Die Römer aber brachten mit ihrer Reiterei viele fremde Pferde auf die Jnsel, und der einheimische Stamm wurde durch die erste Kreuzung mit gallischen, spani- schen und italischen Pferden verändert. Schon im 10. Jahrhunderte war die Verbesserung der Pferdezucht ein Gegenstand der Sorgfalt der Regierung. Jn derselben Zeit wurde die Ausfuhr von englischen Pferden, ausge- nommen als Geschenke des Königs, verboten. Jm 10. Jahrhunderte gab ein Fürst von Wales Verfügungen über den Preis und Verkauf der Pferde. Ein dreijäh- riges Füllen kostete 60, ein ausgewachsenes 120 Pence. Zu gleicher Zeit wurden Verordnungen gegen Betrug im Verkaufe erlassen und für den Käufer verschiedene Fristen bestimmt, während welcher er das Pferd erpro- ben konnte, ob es frei von Schwindel, Engbrüstigkeit und Druse sei. Auch ward eine Geldbuße für Diejeni- gen festgesetzt, die gemiethete Pferde beschädigt hatten, unter andern wenn das Fleisch bis auf den Knochen aufgerieben war, 16 Pence. Es ist zu bemerken, daß in den ältesten Nachrichten nichts von dem Gebrauche des Pferdes vor dem Pfluge vorkommt; es wurden in England, wie in andern Ländern, blos Ochsen dazu ge- braucht. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts schlich eine Neuerung ein, und es ward in Wales durch ein Gesetz verboten, nicht mit Pferden und Kühen zu pflü- gen. Nach der Mitte des 11. Jahrhunderts aber fin- det man auf dem aus jener Zeit stammenden sogenann- ten Teppich von Bayeux ein vor eine Egge gespanntes Pferd, und dies ist die erste sichere Spur von der Be- nutzung der Pferde zur Feldarbeit. Mit Wilhelm dem Eroberer nahm die Pferdezucht in England einen Auf- schwung. Er und die meisten seiner Begleiter kamen aus einem Lande, wo der Ackerbau bereits größere Fort- schritte gemacht hatte als in England. Von mehren normannischen Rittern, die neue Besitzungen in Eng- land erhielten, wurde das spanische Pferd eingeführt. Jn der ersten Hälfte den 12. Jahrhunderts kam das erste arabische Pferd nach England. Nach der Mitte desselben Jahrhunderts wurde in Smithfield zu London schon ein berühmter Pferdemarkt gehalten, und zur Er- probung der verkäuflichen Pferde ward ein Wettrennen eingeführt. Während der Kreuzzüge wurden nicht sel- ten schöne morgenländische Pferde nach England gebracht. Unter König Johann, welcher 1216 starb, hob sich die Pferdezucht durch die Einführung flamändischer Hengste, wodurch besonders der Grund zu der trefflichen engli- schen Race der Zugpferde gelegt wurde. Der König selbst hatte einen Marstall von erlesenen Pferden, die sich durch ungewöhnliche Stärke auszeichneten. Zu An-

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Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 164. Leipzig (Sachsen), 21. Mai 1836, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig164_1836/2>, abgerufen am 01.06.2024.