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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 165. Leipzig (Sachsen), 28. Mai 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] tigen Palast ist mehr zu sehen; er wurde während der
innern Kriege des 11. Jahrhunderts zerstört.

Cordova war einst berühmt durch die Treff-
lichkeit seiner vielen Manufacturen, besonders durch
ein feines Leder, das von der Stadt, wo es zuerst
und ausschließend verfertigt wurde, den Namen Cor-
duan
erhielt. Am nördlichen Ufer des Guadalquivir
findet man noch mehre, mit Ziegeln ausgemauerte Ger-
bergruben, welche die Mauren bei der Bereitung dieses
Leders benutzten. Sie hatten eine außerordentliche Ge-
schicklichkeit in dieser Gerberei, und nachdem sie die
Häute durch Anwendung verschiedener Mittel zubereitet
hatten, gaben sie ihnen eine lebhafte Farbe und zuletzt
[Spaltenumbruch] einen so hohen Glanz, als ob ein Firniß wäre aufge-
tragen worden. Man findet noch in einigen Gegenden
Andalusiens Überreste dieses Zweiges der Betriebsamkeit,
der bei der Vertreibung der Mauren fast ganz vernich-
tet ward und mit ihnen nach Marokko wanderte, wo
noch jetzt ähnliche feine Lederarten bereitet werden, die
den Namen Maroquin führen. Die dürftigen Ma-
nufacturen in Cordova beschränken sich jetzt meist auf die
Verfertigung von Bändern und baumwollenen Maul-
thierdecken. Nur mit Pferden wird noch ein bedeuten-
der Handel getrieben, und das königliche Gestüte im
alten maurischen Palaste gilt für das vorzüglichste in
Spanien.

[Ende Spaltensatz]

Das Reliquienkästchen des heiligen Spire zu Corbeil.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Dieses kunstvoll gearbeitete alterthümliche Meisterwerk,
das sich ehedem in der Kirche des heiligen Spire zu
Corbeil befand, und in welchem die Überreste des heiligen
Leo, des heiligen Regnobert und des Schutzpatrons der
Kirche selbst aufbewahrt wurden, war aus vergoldetem
Silber, wie die Abbildung zeigt, in Form einer gothi-
[Spaltenumbruch] schen Kapelle, gearbeitet, und die darin enthaltenen Re-
liquien waren drei Köpfe, ebenfalls aus vergoldetem
Silber, welche die wirklichen Häupter der Heiligen dar-
stellten. Zur Zeit der französischen Revolution machte
die Stadtbehörde von Corbeil mit diesem Schatz der Regie-
rung ein Geschenk, welche das Ganze einschmelzen ließ.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] tigen Palast ist mehr zu sehen; er wurde während der
innern Kriege des 11. Jahrhunderts zerstört.

Cordova war einst berühmt durch die Treff-
lichkeit seiner vielen Manufacturen, besonders durch
ein feines Leder, das von der Stadt, wo es zuerst
und ausschließend verfertigt wurde, den Namen Cor-
duan
erhielt. Am nördlichen Ufer des Guadalquivir
findet man noch mehre, mit Ziegeln ausgemauerte Ger-
bergruben, welche die Mauren bei der Bereitung dieses
Leders benutzten. Sie hatten eine außerordentliche Ge-
schicklichkeit in dieser Gerberei, und nachdem sie die
Häute durch Anwendung verschiedener Mittel zubereitet
hatten, gaben sie ihnen eine lebhafte Farbe und zuletzt
[Spaltenumbruch] einen so hohen Glanz, als ob ein Firniß wäre aufge-
tragen worden. Man findet noch in einigen Gegenden
Andalusiens Überreste dieses Zweiges der Betriebsamkeit,
der bei der Vertreibung der Mauren fast ganz vernich-
tet ward und mit ihnen nach Marokko wanderte, wo
noch jetzt ähnliche feine Lederarten bereitet werden, die
den Namen Maroquin führen. Die dürftigen Ma-
nufacturen in Cordova beschränken sich jetzt meist auf die
Verfertigung von Bändern und baumwollenen Maul-
thierdecken. Nur mit Pferden wird noch ein bedeuten-
der Handel getrieben, und das königliche Gestüte im
alten maurischen Palaste gilt für das vorzüglichste in
Spanien.

[Ende Spaltensatz]

Das Reliquienkästchen des heiligen Spire zu Corbeil.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Dieses kunstvoll gearbeitete alterthümliche Meisterwerk,
das sich ehedem in der Kirche des heiligen Spire zu
Corbeil befand, und in welchem die Überreste des heiligen
Leo, des heiligen Regnobert und des Schutzpatrons der
Kirche selbst aufbewahrt wurden, war aus vergoldetem
Silber, wie die Abbildung zeigt, in Form einer gothi-
[Spaltenumbruch] schen Kapelle, gearbeitet, und die darin enthaltenen Re-
liquien waren drei Köpfe, ebenfalls aus vergoldetem
Silber, welche die wirklichen Häupter der Heiligen dar-
stellten. Zur Zeit der französischen Revolution machte
die Stadtbehörde von Corbeil mit diesem Schatz der Regie-
rung ein Geschenk, welche das Ganze einschmelzen ließ.

[Ende Spaltensatz]

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[172/0004] Das Pfennig=Magazin. tigen Palast ist mehr zu sehen; er wurde während der innern Kriege des 11. Jahrhunderts zerstört. Cordova war einst berühmt durch die Treff- lichkeit seiner vielen Manufacturen, besonders durch ein feines Leder, das von der Stadt, wo es zuerst und ausschließend verfertigt wurde, den Namen Cor- duan erhielt. Am nördlichen Ufer des Guadalquivir findet man noch mehre, mit Ziegeln ausgemauerte Ger- bergruben, welche die Mauren bei der Bereitung dieses Leders benutzten. Sie hatten eine außerordentliche Ge- schicklichkeit in dieser Gerberei, und nachdem sie die Häute durch Anwendung verschiedener Mittel zubereitet hatten, gaben sie ihnen eine lebhafte Farbe und zuletzt einen so hohen Glanz, als ob ein Firniß wäre aufge- tragen worden. Man findet noch in einigen Gegenden Andalusiens Überreste dieses Zweiges der Betriebsamkeit, der bei der Vertreibung der Mauren fast ganz vernich- tet ward und mit ihnen nach Marokko wanderte, wo noch jetzt ähnliche feine Lederarten bereitet werden, die den Namen Maroquin führen. Die dürftigen Ma- nufacturen in Cordova beschränken sich jetzt meist auf die Verfertigung von Bändern und baumwollenen Maul- thierdecken. Nur mit Pferden wird noch ein bedeuten- der Handel getrieben, und das königliche Gestüte im alten maurischen Palaste gilt für das vorzüglichste in Spanien. Das Reliquienkästchen des heiligen Spire zu Corbeil. [Abbildung] Dieses kunstvoll gearbeitete alterthümliche Meisterwerk, das sich ehedem in der Kirche des heiligen Spire zu Corbeil befand, und in welchem die Überreste des heiligen Leo, des heiligen Regnobert und des Schutzpatrons der Kirche selbst aufbewahrt wurden, war aus vergoldetem Silber, wie die Abbildung zeigt, in Form einer gothi- schen Kapelle, gearbeitet, und die darin enthaltenen Re- liquien waren drei Köpfe, ebenfalls aus vergoldetem Silber, welche die wirklichen Häupter der Heiligen dar- stellten. Zur Zeit der französischen Revolution machte die Stadtbehörde von Corbeil mit diesem Schatz der Regie- rung ein Geschenk, welche das Ganze einschmelzen ließ.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 165. Leipzig (Sachsen), 28. Mai 1836, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig165_1836/4>, abgerufen am 14.06.2024.