Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

Bild:
<< vorherige Seite
Es kann nichts verborgen bleiben.


Küßten sich zwei Liebste auf der Wiese,
Und sie glaubten, daß sie Niemand sähe;
Doch es sahe sie die grüne Wiese,
Und sie kündet' es der weißen Heerde,
Und die Heerde sagt' es ihrem Hirten,
Und der Hirt dem Wandrer auf dem Heerweg;
Auf dem Meer dem Schiffer sagt's der Wandrer,
Und der Schiffer seinem Schiff von Nußbaum;
Schifflein saget es dem kalten Wasser,
Und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter.
Drauf verwünschend spricht das schöne Mädchen:
"O, du Wiese, sollst mir nimmer grünen!
Heerde, Wölfe mögen dich zerreißen!
O, Du Hirt, die Türken Dich enthaupten!
Wandrer, mögen Dir die Füße schwinden!
Schiffer, Dich hinweg die Wellen spülen!
Leichtes Schiff, du sollst in Brand auflodern!
Wasser, du sellst bis zum Grund versiechen!"


4*
Es kann nichts verborgen bleiben.


Küßten sich zwei Liebste auf der Wiese,
Und sie glaubten, daß sie Niemand sähe;
Doch es sahe sie die grüne Wiese,
Und sie kündet' es der weißen Heerde,
Und die Heerde sagt' es ihrem Hirten,
Und der Hirt dem Wandrer auf dem Heerweg;
Auf dem Meer dem Schiffer sagt's der Wandrer,
Und der Schiffer seinem Schiff von Nußbaum;
Schifflein saget es dem kalten Wasser,
Und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter.
Drauf verwünschend spricht das schöne Mädchen:
„O, du Wiese, sollst mir nimmer grünen!
Heerde, Wölfe mögen dich zerreißen!
O, Du Hirt, die Türken Dich enthaupten!
Wandrer, mögen Dir die Füße schwinden!
Schiffer, Dich hinweg die Wellen spülen!
Leichtes Schiff, du sollst in Brand auflodern!
Wasser, du sellst bis zum Grund versiechen!“


4*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0117" n="51"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Es kann nichts verborgen bleiben</hi>.</hi> </hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg>
              <l><hi rendition="#in">K</hi>üßten sich zwei Liebste auf der Wiese,</l><lb/>
              <l>Und sie glaubten, daß sie Niemand sähe;</l><lb/>
              <l>Doch es sahe sie die grüne Wiese,</l><lb/>
              <l>Und sie kündet' es der weißen Heerde,</l><lb/>
              <l>Und die Heerde sagt' es ihrem Hirten,</l><lb/>
              <l>Und der Hirt dem Wandrer auf dem Heerweg;</l><lb/>
              <l>Auf dem Meer dem Schiffer sagt's der Wandrer,</l><lb/>
              <l>Und der Schiffer seinem Schiff von Nußbaum;</l><lb/>
              <l>Schifflein saget es dem kalten Wasser,</l><lb/>
              <l>Und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter.</l><lb/>
              <l>Drauf verwünschend spricht das schöne Mädchen:</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>&#x201E;O, du Wiese, sollst mir nimmer grünen!</l><lb/>
              <l>Heerde, Wölfe mögen dich zerreißen!</l><lb/>
              <l>O, Du Hirt, die Türken Dich enthaupten!</l><lb/>
              <l>Wandrer, mögen Dir die Füße schwinden!</l><lb/>
              <l>Schiffer, Dich hinweg die Wellen spülen!</l><lb/>
              <l>Leichtes Schiff, du sollst in Brand auflodern!</l><lb/>
              <l>Wasser, du sellst bis zum Grund versiechen!&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw type="sig" place="bottom">4*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0117] Es kann nichts verborgen bleiben. Küßten sich zwei Liebste auf der Wiese, Und sie glaubten, daß sie Niemand sähe; Doch es sahe sie die grüne Wiese, Und sie kündet' es der weißen Heerde, Und die Heerde sagt' es ihrem Hirten, Und der Hirt dem Wandrer auf dem Heerweg; Auf dem Meer dem Schiffer sagt's der Wandrer, Und der Schiffer seinem Schiff von Nußbaum; Schifflein saget es dem kalten Wasser, Und das Wasser sagt's des Mädchens Mutter. Drauf verwünschend spricht das schöne Mädchen: „O, du Wiese, sollst mir nimmer grünen! Heerde, Wölfe mögen dich zerreißen! O, Du Hirt, die Türken Dich enthaupten! Wandrer, mögen Dir die Füße schwinden! Schiffer, Dich hinweg die Wellen spülen! Leichtes Schiff, du sollst in Brand auflodern! Wasser, du sellst bis zum Grund versiechen!“ 4*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-30T17:55:01Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/117
Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/117>, abgerufen am 16.06.2024.