Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Doch wenn Wein und Waizen wieder Frucht trägt, Soll er hochzeitlich die Braut einholen. Als sie über solches sich vereinet, War die Zeit genaht zu Iwans Rückkehr,20 Gab ihm das Geleit die neue Freundschaft, So der Doge von Venedig selber, Als die beiden Falken, seine Söhne, Denen hundert der Lateiner folgten. Bei der Trennung jetzt verdarb es Iwan;25 Weise war er, thöricht seine Worte; Also sprach er zu dem neuen Schwager: "Freund und Schwager, Doge von Venedig! Harre mein mit tausend Hochzeitleuten! Minder sollen es nicht seyn, als tausend;30 Möglich immer, daß es mehr noch werden! Komm' ich über's Meer auf dieß Gefilde, Schütte auch Venedig lausend Mann aus, Daß sie meinen Hochzeitzug empfangen! Siehe, unter allen tausend Meinen,35 So wie unter Deinen tausend Mannen, Wird es keinen schönern Helden geben, Schöner als Maxim, als es mein Sohn ist. Als mein Sohn und bald Dein lieber Eidam!" -- Dieß vernahm der Doge von Venedig,40 Und die beiden Falken, seine Söhne, Dieß vernahmen hundert der Lateiner. Herzlich freute dessen sich der Doge, Doch wenn Wein und Waizen wieder Frucht trägt, Soll er hochzeitlich die Braut einholen. Als sie über solches sich vereinet, War die Zeit genaht zu Iwans Rückkehr,20 Gab ihm das Geleit die neue Freundschaft, So der Doge von Venedig selber, Als die beiden Falken, seine Söhne, Denen hundert der Lateiner folgten. Bei der Trennung jetzt verdarb es Iwan;25 Weise war er, thöricht seine Worte; Also sprach er zu dem neuen Schwager: „Freund und Schwager, Doge von Venedig! Harre mein mit tausend Hochzeitleuten! Minder sollen es nicht seyn, als tausend;30 Möglich immer, daß es mehr noch werden! Komm' ich über's Meer auf dieß Gefilde, Schütte auch Venedig lausend Mann aus, Daß sie meinen Hochzeitzug empfangen! Siehe, unter allen tausend Meinen,35 So wie unter Deinen tausend Mannen, Wird es keinen schönern Helden geben, Schöner als Maxim, als es mein Sohn ist. Als mein Sohn und bald Dein lieber Eidam!“ — Dieß vernahm der Doge von Venedig,40 Und die beiden Falken, seine Söhne, Dieß vernahmen hundert der Lateiner. Herzlich freute dessen sich der Doge, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0138" n="72"/> <lg> <l>Doch wenn Wein und Waizen wieder Frucht trägt,</l><lb/> <l>Soll er hochzeitlich die Braut einholen.</l><lb/> <l>Als sie über solches sich vereinet,</l><lb/> <l>War die Zeit genaht zu Iwans Rückkehr,<note place="right">20</note></l><lb/> <l>Gab ihm das Geleit die neue Freundschaft,</l><lb/> <l>So der Doge von Venedig selber,</l><lb/> <l>Als die beiden Falken, seine Söhne,</l><lb/> <l>Denen hundert der Lateiner folgten.</l><lb/> <l>Bei der Trennung jetzt verdarb es Iwan;<note place="right">25</note></l><lb/> <l>Weise war er, thöricht seine Worte;</l><lb/> <l>Also sprach er zu dem neuen Schwager:</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Freund und Schwager, Doge von Venedig!</l><lb/> <l>Harre mein mit tausend Hochzeitleuten!</l><lb/> <l>Minder sollen es nicht seyn, als tausend;<note place="right">30</note></l><lb/> <l>Möglich immer, daß es mehr noch werden!</l><lb/> <l>Komm' ich über's Meer auf dieß Gefilde,</l><lb/> <l>Schütte auch Venedig lausend Mann aus,</l><lb/> <l>Daß sie meinen Hochzeitzug empfangen!</l><lb/> <l>Siehe, unter allen tausend Meinen,<note place="right">35</note></l><lb/> <l>So wie unter Deinen tausend Mannen,</l><lb/> <l>Wird es keinen schönern Helden geben,</l><lb/> <l>Schöner als Maxim, als es mein Sohn ist.</l><lb/> <l>Als mein Sohn und bald Dein lieber Eidam!“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Dieß vernahm der Doge von Venedig,<note place="right">40</note></l><lb/> <l>Und die beiden Falken, seine Söhne,</l><lb/> <l>Dieß vernahmen hundert der Lateiner.</l><lb/> <l>Herzlich freute dessen sich der Doge,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0138]
Doch wenn Wein und Waizen wieder Frucht trägt,
Soll er hochzeitlich die Braut einholen.
Als sie über solches sich vereinet,
War die Zeit genaht zu Iwans Rückkehr,
Gab ihm das Geleit die neue Freundschaft,
So der Doge von Venedig selber,
Als die beiden Falken, seine Söhne,
Denen hundert der Lateiner folgten.
Bei der Trennung jetzt verdarb es Iwan;
Weise war er, thöricht seine Worte;
Also sprach er zu dem neuen Schwager:
„Freund und Schwager, Doge von Venedig!
Harre mein mit tausend Hochzeitleuten!
Minder sollen es nicht seyn, als tausend;
Möglich immer, daß es mehr noch werden!
Komm' ich über's Meer auf dieß Gefilde,
Schütte auch Venedig lausend Mann aus,
Daß sie meinen Hochzeitzug empfangen!
Siehe, unter allen tausend Meinen,
So wie unter Deinen tausend Mannen,
Wird es keinen schönern Helden geben,
Schöner als Maxim, als es mein Sohn ist.
Als mein Sohn und bald Dein lieber Eidam!“ —
Dieß vernahm der Doge von Venedig,
Und die beiden Falken, seine Söhne,
Dieß vernahmen hundert der Lateiner.
Herzlich freute dessen sich der Doge,
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Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/138>, abgerufen am 17.06.2024. |