doch auch hübsch ist und ob's Jhnen nicht auch auf die Länge gefallen könnt' wie in der Stadt?" fragte Fried- rich und sah dabei auf die Flinte nieder, auf die er sich gestämmt hatte.
"Ach, in der Stadt muß es schlecht wohnen sein, da möcht ich im Leben nicht hin!" warf Suschen dazwischen.
Laura aber antwortete: "Nun, leben läßt sich's in der Stadt schon auch, wenn's nur keine gar zu große ist, daß einem vor dem ewigen Menschenwirbel auf den Straßen und den hohen und finstern Häusern ganz angst und bange wird -- aber wohler ist's mir auf dem Lande, friedlicher und heimischer, ich weiß nicht wie ich sagen soll, mir ist gar als wären die Menschen hier besser und als würd' ich's selber mit."
Jn Friedrichs Gesicht war es bei diesen Worten als ginge eine Sonne auf, so von Glück und Freude strahlte es plötz- lich, aber er sagte kein Wörtlein darauf, die andern Bur- schen schäkerten indeß mit den andern Mädchen, wollten ih- nen über's Geländer weg Blumen stehlen und wurden end- lich von diesen zurückgewiesen, indem eines der Mäd- chen sagte: "Da ist aber kein Fertig werden, nun macht, daß Jhr fortkommt."
Die Burschen hatten nun alle in den Knopflöchern stattliche Blumen, die ihnen die Mädchen geschenkt. Nur Friedrich nicht. Er hatte auch um keine gebeten,
doch auch huͤbſch iſt und ob’s Jhnen nicht auch auf die Laͤnge gefallen koͤnnt’ wie in der Stadt?“ fragte Fried- rich und ſah dabei auf die Flinte nieder, auf die er ſich geſtaͤmmt hatte.
„Ach, in der Stadt muß es ſchlecht wohnen ſein, da moͤcht ich im Leben nicht hin!“ warf Suschen dazwiſchen.
Laura aber antwortete: „Nun, leben laͤßt ſich’s in der Stadt ſchon auch, wenn’s nur keine gar zu große iſt, daß einem vor dem ewigen Menſchenwirbel auf den Straßen und den hohen und finſtern Haͤuſern ganz angſt und bange wird — aber wohler iſt’s mir auf dem Lande, friedlicher und heimiſcher, ich weiß nicht wie ich ſagen ſoll, mir iſt gar als waͤren die Menſchen hier beſſer und als wuͤrd’ ich’s ſelber mit.“
Jn Friedrichs Geſicht war es bei dieſen Worten als ginge eine Sonne auf, ſo von Gluͤck und Freude ſtrahlte es ploͤtz- lich, aber er ſagte kein Woͤrtlein darauf, die andern Bur- ſchen ſchaͤkerten indeß mit den andern Maͤdchen, wollten ih- nen uͤber’s Gelaͤnder weg Blumen ſtehlen und wurden end- lich von dieſen zuruͤckgewieſen, indem eines der Maͤd- chen ſagte: „Da iſt aber kein Fertig werden, nun macht, daß Jhr fortkommt.“
Die Burſchen hatten nun alle in den Knopfloͤchern ſtattliche Blumen, die ihnen die Maͤdchen geſchenkt. Nur Friedrich nicht. Er hatte auch um keine gebeten,
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doch auch huͤbſch iſt und ob’s Jhnen nicht auch auf die
Laͤnge gefallen koͤnnt’ wie in der Stadt?“ fragte Fried-
rich und ſah dabei auf die Flinte nieder, auf die er ſich
geſtaͤmmt hatte.
„Ach, in der Stadt muß es ſchlecht wohnen ſein, da
moͤcht ich im Leben nicht hin!“ warf Suschen dazwiſchen.
Laura aber antwortete: „Nun, leben laͤßt ſich’s in
der Stadt ſchon auch, wenn’s nur keine gar zu große
iſt, daß einem vor dem ewigen Menſchenwirbel auf den
Straßen und den hohen und finſtern Haͤuſern ganz
angſt und bange wird — aber wohler iſt’s mir auf
dem Lande, friedlicher und heimiſcher, ich weiß nicht
wie ich ſagen ſoll, mir iſt gar als waͤren die Menſchen
hier beſſer und als wuͤrd’ ich’s ſelber mit.“
Jn Friedrichs Geſicht war es bei dieſen Worten als ginge
eine Sonne auf, ſo von Gluͤck und Freude ſtrahlte es ploͤtz-
lich, aber er ſagte kein Woͤrtlein darauf, die andern Bur-
ſchen ſchaͤkerten indeß mit den andern Maͤdchen, wollten ih-
nen uͤber’s Gelaͤnder weg Blumen ſtehlen und wurden end-
lich von dieſen zuruͤckgewieſen, indem eines der Maͤd-
chen ſagte: „Da iſt aber kein Fertig werden, nun macht,
daß Jhr fortkommt.“
Die Burſchen hatten nun alle in den Knopfloͤchern
ſtattliche Blumen, die ihnen die Maͤdchen geſchenkt.
Nur Friedrich nicht. Er hatte auch um keine gebeten,
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/26>, abgerufen am 09.05.2024.
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