Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846."Das ist auch meine Meinueg," fiel der Rittmeister rasch in's Wort, ohne den Hohn in der Stimme des Fabrikherrn zu bemerken, oder bemerken zu wollen, und fuhr freundlich fort: "Es würde Sie schmerzen, jemals Ihre Tochter weit von sich zu entfernen -- nun, ich denke, Sie schlagen mit Freuden ein, Sie müssen meinen Sohn von früher kennen, Sie haben den Vortheil, daß Ihre Tochter Ihnen unentführt bleibt, den Vortheil ihrer Standeserhöhung -- schlagen Sie ein, mein lieber Freund -- wir wollen aus unsern Kindern ein glückliches Paar machen --" und der Rittmeister hielt dem Fabrikanten mit freundlichem Lächeln die Hand hin. Dieser aber, statt, wie Jener wohl erwarten mochte, mit seiner Hand in die dargebotene einzuschlagen, schlug heftig mit dem Actenstück darauf, das er in der Hand hielt, warf aufspringend den Stuhl um, auf dem er gesessen, und zitternd vor Wuth brachte er nur die Worte heraus: "Nein, das ist zu unverschämt." Bleich stand er da, sein lederartiges Gesicht zuckte in jedem Fältchen seiner Haut, die zornsprühenden Augen drehten sich wild nach zwei verschiedenen Seiten, die einzelnen Haare seines Hauptes sträubten sich zur Decke. Auch der Rittmeister sprang auf, und indem er einige Schritte gewissermaßen furchtsam zurücktrat, sagte er: "Welches Benehmen, mein Herr -- in meinem Zimmer!" „Das ist auch meine Meinueg,“ fiel der Rittmeister rasch in’s Wort, ohne den Hohn in der Stimme des Fabrikherrn zu bemerken, oder bemerken zu wollen, und fuhr freundlich fort: „Es würde Sie schmerzen, jemals Ihre Tochter weit von sich zu entfernen — nun, ich denke, Sie schlagen mit Freuden ein, Sie müssen meinen Sohn von früher kennen, Sie haben den Vortheil, daß Ihre Tochter Ihnen unentführt bleibt, den Vortheil ihrer Standeserhöhung — schlagen Sie ein, mein lieber Freund — wir wollen aus unsern Kindern ein glückliches Paar machen —“ und der Rittmeister hielt dem Fabrikanten mit freundlichem Lächeln die Hand hin. Dieser aber, statt, wie Jener wohl erwarten mochte, mit seiner Hand in die dargebotene einzuschlagen, schlug heftig mit dem Actenstück darauf, das er in der Hand hielt, warf aufspringend den Stuhl um, auf dem er gesessen, und zitternd vor Wuth brachte er nur die Worte heraus: „Nein, das ist zu unverschämt.“ Bleich stand er da, sein lederartiges Gesicht zuckte in jedem Fältchen seiner Haut, die zornsprühenden Augen drehten sich wild nach zwei verschiedenen Seiten, die einzelnen Haare seines Hauptes sträubten sich zur Decke. Auch der Rittmeister sprang auf, und indem er einige Schritte gewissermaßen furchtsam zurücktrat, sagte er: „Welches Benehmen, mein Herr — in meinem Zimmer!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0184" n="174"/> <p> „Das ist auch meine Meinueg,“ fiel der Rittmeister rasch in’s Wort, ohne den Hohn in der Stimme des Fabrikherrn zu bemerken, oder bemerken zu wollen, und fuhr freundlich fort: „Es würde Sie schmerzen, jemals Ihre Tochter weit von sich zu entfernen — nun, ich denke, Sie schlagen mit Freuden ein, Sie müssen meinen Sohn von früher kennen, Sie haben den Vortheil, daß Ihre Tochter Ihnen unentführt bleibt, den Vortheil ihrer Standeserhöhung — schlagen Sie ein, mein lieber Freund — wir wollen aus unsern Kindern ein glückliches Paar machen —“ und der Rittmeister hielt dem Fabrikanten mit freundlichem Lächeln die Hand hin.</p> <p>Dieser aber, statt, wie Jener wohl erwarten mochte, mit seiner Hand in die dargebotene einzuschlagen, schlug heftig mit dem Actenstück darauf, das er in der Hand hielt, warf aufspringend den Stuhl um, auf dem er gesessen, und zitternd vor Wuth brachte er nur die Worte heraus:</p> <p>„Nein, das ist zu unverschämt.“ Bleich stand er da, sein lederartiges Gesicht zuckte in jedem Fältchen seiner Haut, die zornsprühenden Augen drehten sich wild nach zwei verschiedenen Seiten, die einzelnen Haare seines Hauptes sträubten sich zur Decke.</p> <p>Auch der Rittmeister sprang auf, und indem er einige Schritte gewissermaßen furchtsam zurücktrat, sagte er: „Welches Benehmen, mein Herr — in meinem Zimmer!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0184]
„Das ist auch meine Meinueg,“ fiel der Rittmeister rasch in’s Wort, ohne den Hohn in der Stimme des Fabrikherrn zu bemerken, oder bemerken zu wollen, und fuhr freundlich fort: „Es würde Sie schmerzen, jemals Ihre Tochter weit von sich zu entfernen — nun, ich denke, Sie schlagen mit Freuden ein, Sie müssen meinen Sohn von früher kennen, Sie haben den Vortheil, daß Ihre Tochter Ihnen unentführt bleibt, den Vortheil ihrer Standeserhöhung — schlagen Sie ein, mein lieber Freund — wir wollen aus unsern Kindern ein glückliches Paar machen —“ und der Rittmeister hielt dem Fabrikanten mit freundlichem Lächeln die Hand hin.
Dieser aber, statt, wie Jener wohl erwarten mochte, mit seiner Hand in die dargebotene einzuschlagen, schlug heftig mit dem Actenstück darauf, das er in der Hand hielt, warf aufspringend den Stuhl um, auf dem er gesessen, und zitternd vor Wuth brachte er nur die Worte heraus:
„Nein, das ist zu unverschämt.“ Bleich stand er da, sein lederartiges Gesicht zuckte in jedem Fältchen seiner Haut, die zornsprühenden Augen drehten sich wild nach zwei verschiedenen Seiten, die einzelnen Haare seines Hauptes sträubten sich zur Decke.
Auch der Rittmeister sprang auf, und indem er einige Schritte gewissermaßen furchtsam zurücktrat, sagte er: „Welches Benehmen, mein Herr — in meinem Zimmer!“
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/184>, abgerufen am 15.06.2024. |