Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.gewollt haben -- es ist gut, daß wir getrennt sind -- so wirst Du mich vergessen und Alles, was ich Dir sein sollte und nicht sein konnte und von mir ist der Druck genommen, als eine Heuchlerin durch's Leben gehen zu müssen." "Ich bin allein und grenzenlos elend -- aber eben weil ich allein bin, so trage ich's leichter -- so kann ich eher Ruhe finden. Deine Liebe und Größe wird mir nicht mehr zur Qual, und der Gedanke an Jaromir hat für mich keinen Stachel der Liebe mehr -- denn wenn ich jetzt noch an ihn denke, so geschieht es nur mit Haß und Verachtung. -- Mein Kind ist todt -- ich fange nun an, auch darüber ruhiger zu denken, denn es tröstet mich, daß es ein Mädchen war, und daß ein Mädchen zu keiner andern Bestimmung geboren wird, als zu der: unglücklich zu sein." "Lebe wohl und für immer -- vergieb mir, daß ich Dir viele Jahre Deines Lebens hindurch Glück und Frieden gestohlen habe -- ich kann Dir diesen Raub nicht vergüten -- aber ich will ihn wenigstens nicht noch vergrößern." "Noch Eines: Du bist durch die Ehe zu unglücklich geworden, als daß ich glauben sollte, es triebe Dich zu einer zweiten Verbindung, Sollte es aber einst so sein, und ich schleppte mich immer noch unglücklich durch's Leben, gewollt haben — es ist gut, daß wir getrennt sind — so wirst Du mich vergessen und Alles, was ich Dir sein sollte und nicht sein konnte und von mir ist der Druck genommen, als eine Heuchlerin durch’s Leben gehen zu müssen.“ „Ich bin allein und grenzenlos elend — aber eben weil ich allein bin, so trage ich’s leichter — so kann ich eher Ruhe finden. Deine Liebe und Größe wird mir nicht mehr zur Qual, und der Gedanke an Jaromir hat für mich keinen Stachel der Liebe mehr — denn wenn ich jetzt noch an ihn denke, so geschieht es nur mit Haß und Verachtung. — Mein Kind ist todt — ich fange nun an, auch darüber ruhiger zu denken, denn es tröstet mich, daß es ein Mädchen war, und daß ein Mädchen zu keiner andern Bestimmung geboren wird, als zu der: unglücklich zu sein.“ „Lebe wohl und für immer — vergieb mir, daß ich Dir viele Jahre Deines Lebens hindurch Glück und Frieden gestohlen habe — ich kann Dir diesen Raub nicht vergüten — aber ich will ihn wenigstens nicht noch vergrößern.“ „Noch Eines: Du bist durch die Ehe zu unglücklich geworden, als daß ich glauben sollte, es triebe Dich zu einer zweiten Verbindung, Sollte es aber einst so sein, und ich schleppte mich immer noch unglücklich durch’s Leben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="148"/> gewollt haben — es ist gut, daß wir getrennt sind — so wirst Du mich vergessen und Alles, was ich Dir sein sollte und nicht sein konnte und von mir ist der Druck genommen, als eine Heuchlerin durch’s Leben gehen zu müssen.“</p> <p>„Ich bin allein und grenzenlos elend — aber eben weil ich allein bin, so trage ich’s leichter — so kann ich eher Ruhe finden. Deine Liebe und Größe wird mir nicht mehr zur Qual, und der Gedanke an Jaromir hat für mich keinen Stachel der Liebe mehr — denn wenn ich jetzt noch an ihn denke, so geschieht es nur mit Haß und Verachtung. — Mein Kind ist todt — ich fange nun an, auch darüber ruhiger zu denken, denn es tröstet mich, daß es ein Mädchen war, und daß ein Mädchen zu keiner andern Bestimmung geboren wird, als zu der: unglücklich zu sein.“</p> <p>„Lebe wohl und für immer — vergieb mir, daß ich Dir viele Jahre Deines Lebens hindurch Glück und Frieden gestohlen habe — ich kann Dir diesen Raub nicht vergüten — aber ich will ihn wenigstens nicht noch vergrößern.“</p> <p>„Noch Eines: Du bist durch die Ehe zu unglücklich geworden, als daß ich glauben sollte, es triebe Dich zu einer zweiten Verbindung, Sollte es aber einst so sein, und ich schleppte mich immer noch unglücklich durch’s Leben, </p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0154]
gewollt haben — es ist gut, daß wir getrennt sind — so wirst Du mich vergessen und Alles, was ich Dir sein sollte und nicht sein konnte und von mir ist der Druck genommen, als eine Heuchlerin durch’s Leben gehen zu müssen.“
„Ich bin allein und grenzenlos elend — aber eben weil ich allein bin, so trage ich’s leichter — so kann ich eher Ruhe finden. Deine Liebe und Größe wird mir nicht mehr zur Qual, und der Gedanke an Jaromir hat für mich keinen Stachel der Liebe mehr — denn wenn ich jetzt noch an ihn denke, so geschieht es nur mit Haß und Verachtung. — Mein Kind ist todt — ich fange nun an, auch darüber ruhiger zu denken, denn es tröstet mich, daß es ein Mädchen war, und daß ein Mädchen zu keiner andern Bestimmung geboren wird, als zu der: unglücklich zu sein.“
„Lebe wohl und für immer — vergieb mir, daß ich Dir viele Jahre Deines Lebens hindurch Glück und Frieden gestohlen habe — ich kann Dir diesen Raub nicht vergüten — aber ich will ihn wenigstens nicht noch vergrößern.“
„Noch Eines: Du bist durch die Ehe zu unglücklich geworden, als daß ich glauben sollte, es triebe Dich zu einer zweiten Verbindung, Sollte es aber einst so sein, und ich schleppte mich immer noch unglücklich durch’s Leben,
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