[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.Seine Gemahlinn gehörte unter die Menschen von der subalternen Klasse. Sie konnte es den Lotharingischen Bauern nicht vergeben, daß sie ihre Hühner und Enten erwürgt hatten, und gerieth in gichterische Verzuckungen, als ihr ein Emigre meldete, die Mädchen ihres Dorfes schmücken nun die Haare und Hälse mit ihren Juwelen. Sie hielt das für die größte Ungebühr, die in dem ganzen Laufe der französischen Revolution geschehen, daß ein Geschmeide, das seit mehr als hundert Jahren nur adeliche Körper verherrlichte, itzt in dieser verkehrten Welt schlechte Bürgersdirnen zieren soll. Eine bedeutende Person war ihre Tochter, das Fräulein - Babet. Wenn ich alle herrlichen Floskeln aus allen teutschen Romanen, von Zieglers Banise an bis auf das neueste Produkt der Cramerischen n. Spießischen Muse zusammen läse, und ein Ganzes daraus machte, ihr hättet doch noch keinen vollständigen Begriff von ihren Reizen. Das Geistige und das Sinnliche, das Schöne und das Wollüstige, das Graziöse und das Einladende - hat die Natur noch in keinem weiblichen Körper in dieser Vollkommenheit vereinigt, als in dem Seine Gemahlinn gehörte unter die Menschen von der subalternen Klasse. Sie konnte es den Lotharingischen Bauern nicht vergeben, daß sie ihre Hühner und Enten erwürgt hatten, und gerieth in gichterische Verzuckungen, als ihr ein Emigrè meldete, die Mädchen ihres Dorfes schmücken nun die Haare und Hälse mit ihren Juwelen. Sie hielt das für die größte Ungebühr, die in dem ganzen Laufe der französischen Revolution geschehen, daß ein Geschmeide, das seit mehr als hundert Jahren nur adeliche Körper verherrlichte, itzt in dieser verkehrten Welt schlechte Bürgersdirnen zieren soll. Eine bedeutende Person war ihre Tochter, das Fräulein – Babet. Wenn ich alle herrlichen Floskeln aus allen teutschen Romanen, von Zieglers Banise an bis auf das neueste Produkt der Cramerischen n. Spießischen Muse zusammen läse, und ein Ganzes daraus machte, ihr hättet doch noch keinen vollständigen Begriff von ihren Reizen. Das Geistige und das Sinnliche, das Schöne und das Wollüstige, das Graziöse und das Einladende – hat die Natur noch in keinem weiblichen Körper in dieser Vollkommenheit vereinigt, als in dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0151" n="151"/> <p>Seine Gemahlinn gehörte unter die Menschen von der subalternen Klasse. Sie konnte es den <hi rendition="#g">Lotharingischen</hi> Bauern nicht vergeben, daß sie ihre Hühner und Enten erwürgt hatten, und gerieth in gichterische Verzuckungen, als ihr ein Emigrè meldete, die Mädchen ihres Dorfes schmücken nun die Haare und Hälse mit ihren Juwelen. Sie hielt das für die größte Ungebühr, die in dem ganzen Laufe der französischen Revolution geschehen, daß ein Geschmeide, das seit mehr als hundert Jahren nur adeliche Körper verherrlichte, itzt in dieser verkehrten Welt schlechte Bürgersdirnen zieren soll. Eine bedeutende Person war ihre Tochter, das Fräulein – <hi rendition="#g">Babet</hi>. Wenn ich alle herrlichen Floskeln aus allen teutschen Romanen, von <hi rendition="#g">Zieglers Banise</hi> an bis auf das neueste Produkt der <hi rendition="#g">Cramerischen n. Spießischen</hi> Muse zusammen läse, und ein Ganzes daraus machte, ihr hättet doch noch keinen vollständigen Begriff von ihren Reizen. Das Geistige und das Sinnliche, das Schöne und das Wollüstige, das Graziöse und das Einladende – hat die Natur noch in keinem weiblichen Körper in dieser Vollkommenheit vereinigt, als in dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0151]
Seine Gemahlinn gehörte unter die Menschen von der subalternen Klasse. Sie konnte es den Lotharingischen Bauern nicht vergeben, daß sie ihre Hühner und Enten erwürgt hatten, und gerieth in gichterische Verzuckungen, als ihr ein Emigrè meldete, die Mädchen ihres Dorfes schmücken nun die Haare und Hälse mit ihren Juwelen. Sie hielt das für die größte Ungebühr, die in dem ganzen Laufe der französischen Revolution geschehen, daß ein Geschmeide, das seit mehr als hundert Jahren nur adeliche Körper verherrlichte, itzt in dieser verkehrten Welt schlechte Bürgersdirnen zieren soll. Eine bedeutende Person war ihre Tochter, das Fräulein – Babet. Wenn ich alle herrlichen Floskeln aus allen teutschen Romanen, von Zieglers Banise an bis auf das neueste Produkt der Cramerischen n. Spießischen Muse zusammen läse, und ein Ganzes daraus machte, ihr hättet doch noch keinen vollständigen Begriff von ihren Reizen. Das Geistige und das Sinnliche, das Schöne und das Wollüstige, das Graziöse und das Einladende – hat die Natur noch in keinem weiblichen Körper in dieser Vollkommenheit vereinigt, als in dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/151 |
Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/151>, abgerufen am 16.06.2024. |