[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.beym Worte. Die Widerspenstigen wurden entlassen, und giengen aus dem Lande. Ihre Stellen erhielten lauter geprüfte Obskuranten und Jesuiten-Zöglinge aus Bayern und Ober-Schwaben. Nie war die Strahlenbergische Kirche reiner, als nun nach dieser großen Reduktion. Simpert hatte den protestantischen Predigern des Landes eine ähnliche Mahlzeit zugedacht. Denn unter ihnen stack eben so viel Gift, als unter der Clique des Abbe, und fand man Gelegenheit sie zu entlassen, so war auch von dieser Seite das Land gesäubert, und man konnte dann durch den Verkauf ihrer Stellen dem Lutherthum wieder einen gewaltigen Stoß geben, und sich bey dem Fürsten empfehlen. Man hatte bey der allgemeinen Haus-Visitation auch ihre Bibliotheken und Pappiere versiegelt, und als der Befehl erfolgte, daß alle ketzerischen Bücher eingeliefert werden sollten, so nahmen ihnen unsere Kommissairs sogar Luthers Bibel und ihre Libros symbolicos hinweg. Unglücklicher Weise ist aber der König von Preußen der Garant des protestantischen Kirchenwesens in Strahlenberg. beym Worte. Die Widerspenstigen wurden entlassen, und giengen aus dem Lande. Ihre Stellen erhielten lauter geprüfte Obskuranten und Jesuiten-Zöglinge aus Bayern und Ober-Schwaben. Nie war die Strahlenbergische Kirche reiner, als nun nach dieser großen Reduktion. Simpert hatte den protestantischen Predigern des Landes eine ähnliche Mahlzeit zugedacht. Denn unter ihnen stack eben so viel Gift, als unter der Clique des Abbe, und fand man Gelegenheit sie zu entlassen, so war auch von dieser Seite das Land gesäubert, und man konnte dann durch den Verkauf ihrer Stellen dem Lutherthum wieder einen gewaltigen Stoß geben, und sich bey dem Fürsten empfehlen. Man hatte bey der allgemeinen Haus-Visitation auch ihre Bibliotheken und Pappiere versiegelt, und als der Befehl erfolgte, daß alle ketzerischen Bücher eingeliefert werden sollten, so nahmen ihnen unsere Kommissairs sogar Luthers Bibel und ihre Libros symbolicos hinweg. Unglücklicher Weise ist aber der König von Preußen der Garant des protestantischen Kirchenwesens in Strahlenberg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="233"/> beym Worte. Die Widerspenstigen wurden entlassen, und giengen aus dem Lande. Ihre Stellen erhielten lauter geprüfte Obskuranten und Jesuiten-Zöglinge aus <hi rendition="#g">Bayern</hi> und <hi rendition="#g">Ober-Schwaben</hi>. Nie war die Strahlenbergische Kirche reiner, als nun nach dieser großen Reduktion.</p> <p><hi rendition="#g">Simpert</hi> hatte den protestantischen Predigern des Landes eine ähnliche Mahlzeit zugedacht. Denn unter ihnen stack eben so viel Gift, als unter der Clique des Abbe, und fand man Gelegenheit sie zu entlassen, so war auch von dieser Seite das Land gesäubert, und man konnte dann durch den Verkauf ihrer Stellen dem Lutherthum wieder einen gewaltigen Stoß geben, und sich bey dem Fürsten empfehlen. Man hatte bey der allgemeinen Haus-Visitation auch ihre Bibliotheken und Pappiere versiegelt, und als der Befehl erfolgte, daß alle ketzerischen Bücher eingeliefert werden sollten, so nahmen ihnen unsere Kommissairs sogar <hi rendition="#g">Luthers</hi> Bibel und ihre <hi rendition="#aq">Libros symbolicos</hi> hinweg. Unglücklicher Weise ist aber der König von Preußen der Garant des protestantischen Kirchenwesens in <hi rendition="#g">Strahlenberg</hi>. </p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0233]
beym Worte. Die Widerspenstigen wurden entlassen, und giengen aus dem Lande. Ihre Stellen erhielten lauter geprüfte Obskuranten und Jesuiten-Zöglinge aus Bayern und Ober-Schwaben. Nie war die Strahlenbergische Kirche reiner, als nun nach dieser großen Reduktion.
Simpert hatte den protestantischen Predigern des Landes eine ähnliche Mahlzeit zugedacht. Denn unter ihnen stack eben so viel Gift, als unter der Clique des Abbe, und fand man Gelegenheit sie zu entlassen, so war auch von dieser Seite das Land gesäubert, und man konnte dann durch den Verkauf ihrer Stellen dem Lutherthum wieder einen gewaltigen Stoß geben, und sich bey dem Fürsten empfehlen. Man hatte bey der allgemeinen Haus-Visitation auch ihre Bibliotheken und Pappiere versiegelt, und als der Befehl erfolgte, daß alle ketzerischen Bücher eingeliefert werden sollten, so nahmen ihnen unsere Kommissairs sogar Luthers Bibel und ihre Libros symbolicos hinweg. Unglücklicher Weise ist aber der König von Preußen der Garant des protestantischen Kirchenwesens in Strahlenberg.
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Zitationshilfe: | [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/233>, abgerufen am 16.06.2024. |