kouvertir' es postfrei an die Matzdorfsche Verlagshand¬ lung in Berlin und nenne sich mir, wenn sie fähig war, ihren armen Pastor fido nicht zu schinden und zu spiessen, noch mit Zwickelurtheln zu verfolgen, noch ihm mit den Kompressionsmaschinen der Hände sein Herz voll komplizirter Frakturen, mit der Fächer-Bastonade seinen Kopf voll Fissuren mit den Augen die Brust voll Brandblasen zu machen und ihm wie dem Rauchtabak mit Thränen eine Baize zu geben. . . . Wenigstens komm' ich selber gegenwärtig gerade aus einem solchen Zucht- und Hazhaus heraus und seh' erbärmlich aus in meiner Haut, als hätt' ich eine skalpirte um mich geschlagen.
Wir wollen nichts weiter davon reden. Meine Absicht bei allem ist, den Leser standhaft zu machen, weil ein ganz neues Regengestirn, das ich gar nicht nahmhaft gemacht, für ihn herauf steigt, um ihn einzuschneien. Das tobet ärger als alles Vorige. Ich meine so, ein Reichsbürger kann schon mit Allem zu Rande seyn -- seine Kasse und seine Feinde können schon gestürzt und seine Arbeiten vom Publi¬ kum oder vom Kollegio recht gut aufgenommen -- seine Fristgesuche bewilligt und die Quinquennels seiner Schuldner abgeschlagen worden seyn -- seine jüngste Tochter, die wie die älteste des Bruders des französischen Königs, Mademoiselle heisset, kann schon die Blattern überstanden haben und die Ver¬
kouvertir' es poſtfrei an die Matzdorfſche Verlagshand¬ lung in Berlin und nenne ſich mir‚ wenn ſie faͤhig war‚ ihren armen Pastor fido nicht zu ſchinden und zu ſpieſſen‚ noch mit Zwickelurtheln zu verfolgen‚ noch ihm mit den Kompreſſionsmaſchinen der Haͤnde ſein Herz voll komplizirter Frakturen‚ mit der Faͤcher-Baſtonade ſeinen Kopf voll Fiſſuren mit den Augen die Bruſt voll Brandblaſen zu machen und ihm wie dem Rauchtabak mit Thraͤnen eine Baize zu geben. . . . Wenigſtens komm' ich ſelber gegenwaͤrtig gerade aus einem ſolchen Zucht- und Hazhaus heraus und ſeh' erbaͤrmlich aus in meiner Haut‚ als haͤtt' ich eine ſkalpirte um mich geſchlagen.
Wir wollen nichts weiter davon reden. Meine Abſicht bei allem iſt‚ den Leſer ſtandhaft zu machen‚ weil ein ganz neues Regengeſtirn‚ das ich gar nicht nahmhaft gemacht, fuͤr ihn herauf ſteigt, um ihn einzuſchneien. Das tobet aͤrger als alles Vorige. Ich meine ſo, ein Reichsbuͤrger kann ſchon mit Allem zu Rande ſeyn — ſeine Kaſſe und ſeine Feinde koͤnnen ſchon geſtuͤrzt und ſeine Arbeiten vom Publi¬ kum oder vom Kollegio recht gut aufgenommen — ſeine Friſtgeſuche bewilligt und die Quinquennels ſeiner Schuldner abgeſchlagen worden ſeyn — ſeine juͤngſte Tochter, die wie die aͤlteſte des Bruders des franzoͤſiſchen Koͤnigs, Mademoiſelle heiſſet, kann ſchon die Blattern uͤberſtanden haben und die Ver¬
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kouvertir' es poſtfrei an die Matzdorfſche Verlagshand¬
lung in Berlin und nenne ſich mir‚ wenn ſie faͤhig war‚
ihren armen Pastor fido nicht zu ſchinden und zu ſpieſſen‚
noch mit Zwickelurtheln zu verfolgen‚ noch ihm mit den
Kompreſſionsmaſchinen der Haͤnde ſein Herz voll
komplizirter Frakturen‚ mit der Faͤcher-Baſtonade
ſeinen Kopf voll Fiſſuren mit den Augen die Bruſt
voll Brandblaſen zu machen und ihm wie dem
Rauchtabak mit Thraͤnen eine Baize zu geben. . . .
Wenigſtens komm' ich ſelber gegenwaͤrtig gerade aus
einem ſolchen Zucht- und Hazhaus heraus und ſeh'
erbaͤrmlich aus in meiner Haut‚ als haͤtt' ich eine
ſkalpirte um mich geſchlagen.
Wir wollen nichts weiter davon reden. Meine
Abſicht bei allem iſt‚ den Leſer ſtandhaft zu machen‚
weil ein ganz neues Regengeſtirn‚ das ich gar nicht
nahmhaft gemacht, fuͤr ihn herauf ſteigt, um ihn
einzuſchneien. Das tobet aͤrger als alles Vorige.
Ich meine ſo, ein Reichsbuͤrger kann ſchon mit
Allem zu Rande ſeyn — ſeine Kaſſe und ſeine Feinde
koͤnnen ſchon geſtuͤrzt und ſeine Arbeiten vom Publi¬
kum oder vom Kollegio recht gut aufgenommen —
ſeine Friſtgeſuche bewilligt und die Quinquennels
ſeiner Schuldner abgeſchlagen worden ſeyn — ſeine
juͤngſte Tochter, die wie die aͤlteſte des Bruders des
franzoͤſiſchen Koͤnigs, Mademoiſelle heiſſet, kann
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/16>, abgerufen am 21.05.2024.
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