Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Frommt der Sehnsucht langeverschollener That lebloser Hauch? Frommt jenes urzeitkundigen Mannes Bericht uns, Der erzählt, hier wurde geraubt ein Gespann Pflugstiere dem Sohne des Zeus, dort Legte den ewigen Grundstein Romulus, Hier am Egerischen Quell, Wo ein Hain sonst rauschte, trank Numa Weisheit, frommt es uns? Wüstenei'n blos blieben und Trümmer. Erspähn mag, zeigen mag Neugier den Unheilsort, wo der blutende Cäsar Lag, des Orts Bildsäule sogar, Bildsäule des göttlichen Feldherrn, Der, in Pharsalus entmannt, durch Tempe's Thal Floh, das elysische Thal, Wo des Stromgotts Urne längs Grüner Au'n Goldfluthen gießt. Doch ein Fahrzeug segelte bald in des Mordstrands Haven
ihn: Nicht ohne Gram, nicht ohne die Thräne der Wehmuth, Sah des Todfeinds Leiche der Sieger, gedenk ehmaliger Tage der Freundschaft, Oder beweinend im Geist Roms Loos, er selbst Römer, der Frevelnde, der Es gestürzt. Zeitläufte flohn, Aber Rom sank, sank und sinkt. Frommt der Sehnſucht langeverſchollener That lebloſer Hauch? Frommt jenes urzeitkundigen Mannes Bericht uns, Der erzaͤhlt, hier wurde geraubt ein Geſpann Pflugſtiere dem Sohne des Zeus, dort Legte den ewigen Grundſtein Romulus, Hier am Egeriſchen Quell, Wo ein Hain ſonſt rauſchte, trank Numa Weisheit, frommt es uns? Wuͤſtenei'n blos blieben und Truͤmmer. Erſpaͤhn mag, zeigen mag Neugier den Unheilsort, wo der blutende Caͤſar Lag, des Orts Bildſaͤule ſogar, Bildſaͤule des goͤttlichen Feldherrn, Der, in Pharſalus entmannt, durch Tempe's Thal Floh, das elyſiſche Thal, Wo des Stromgotts Urne laͤngs Gruͤner Au'n Goldfluthen gießt. Doch ein Fahrzeug ſegelte bald in des Mordſtrands Haven
ihn: Nicht ohne Gram, nicht ohne die Thraͤne der Wehmuth, Sah des Todfeinds Leiche der Sieger, gedenk ehmaliger Tage der Freundſchaft, Oder beweinend im Geiſt Roms Loos, er ſelbſt Roͤmer, der Frevelnde, der Es geſtuͤrzt. Zeitlaͤufte flohn, Aber Rom ſank, ſank und ſinkt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0308" n="298"/> <lg n="3"> <l>Frommt der Sehnſucht langeverſchollener That lebloſer<lb/><hi rendition="#et">Hauch?</hi></l><lb/> <l>Frommt jenes urzeitkundigen Mannes Bericht uns,</l><lb/> <l>Der erzaͤhlt, hier wurde geraubt ein Geſpann Pflugſtiere<lb/><hi rendition="#et">dem Sohne des Zeus, dort</hi></l><lb/> <l>Legte den ewigen Grundſtein Romulus,</l><lb/> <l>Hier am Egeriſchen Quell,</l><lb/> <l>Wo ein Hain ſonſt rauſchte, trank</l><lb/> <l>Numa Weisheit, frommt es uns?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wuͤſtenei'n blos blieben und Truͤmmer. Erſpaͤhn mag,<lb/><hi rendition="#et">zeigen mag</hi></l><lb/> <l>Neugier den Unheilsort, wo der blutende Caͤſar</l><lb/> <l>Lag, des Orts Bildſaͤule ſogar, Bildſaͤule des goͤttlichen<lb/><hi rendition="#et">Feldherrn,</hi></l><lb/> <l>Der, in Pharſalus entmannt, durch Tempe's Thal</l><lb/> <l>Floh, das elyſiſche Thal,</l><lb/> <l>Wo des Stromgotts Urne laͤngs</l><lb/> <l>Gruͤner Au'n Goldfluthen gießt.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Doch ein Fahrzeug ſegelte bald in des Mordſtrands Haven<lb/><hi rendition="#et">ihn:</hi></l><lb/> <l>Nicht ohne Gram, nicht ohne die Thraͤne der Wehmuth,</l><lb/> <l>Sah des Todfeinds Leiche der Sieger, gedenk ehmaliger<lb/><hi rendition="#et">Tage der Freundſchaft,</hi></l><lb/> <l>Oder beweinend im Geiſt Roms Loos, er ſelbſt</l><lb/> <l>Roͤmer, der Frevelnde, der</l><lb/> <l>Es geſtuͤrzt. Zeitlaͤufte flohn,</l><lb/> <l>Aber Rom ſank, ſank und ſinkt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0308]
Frommt der Sehnſucht langeverſchollener That lebloſer
Hauch?
Frommt jenes urzeitkundigen Mannes Bericht uns,
Der erzaͤhlt, hier wurde geraubt ein Geſpann Pflugſtiere
dem Sohne des Zeus, dort
Legte den ewigen Grundſtein Romulus,
Hier am Egeriſchen Quell,
Wo ein Hain ſonſt rauſchte, trank
Numa Weisheit, frommt es uns?
Wuͤſtenei'n blos blieben und Truͤmmer. Erſpaͤhn mag,
zeigen mag
Neugier den Unheilsort, wo der blutende Caͤſar
Lag, des Orts Bildſaͤule ſogar, Bildſaͤule des goͤttlichen
Feldherrn,
Der, in Pharſalus entmannt, durch Tempe's Thal
Floh, das elyſiſche Thal,
Wo des Stromgotts Urne laͤngs
Gruͤner Au'n Goldfluthen gießt.
Doch ein Fahrzeug ſegelte bald in des Mordſtrands Haven
ihn:
Nicht ohne Gram, nicht ohne die Thraͤne der Wehmuth,
Sah des Todfeinds Leiche der Sieger, gedenk ehmaliger
Tage der Freundſchaft,
Oder beweinend im Geiſt Roms Loos, er ſelbſt
Roͤmer, der Frevelnde, der
Es geſtuͤrzt. Zeitlaͤufte flohn,
Aber Rom ſank, ſank und ſinkt.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/308>, abgerufen am 18.06.2024. |