Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.II. Aufzug. Zimmer auf Schloß Hohenburg. Casperl. Mich heißen's den Thorwartl und das ist wohl wahr, daß ich am Burgthor mein Stübl hab und die Schlüssel zum auf- und zusperren; aber was? Jch bin eigentlich Alles und Alles auf 'm Schloß. Wenn ich nit da wär, so ging nichts z'sam in dem Haus, seit der Herr Ritter selig abg'fahren ist. Hat die gnä' Frau ein' Zweifel, ein Anliegen, da heißt's nur immer: "Wo ist der Casperl?" Jch bin der Casperl oben und unten, hinten und vorn, links und rechts, rechts und links und besonders zeichn' ich mich durch meine Kouraschi aus; denn ich lauf immer gleich aus Aengsten da- von; wenn's aber was z' essen gibt, hau' ich tüchtig ein und im Keller drunten ganz beson- ders da bin ich wirklich ein Held und fürcht' gar nix, als wenn der Wein ausgegangen ist. II. Aufzug. Zimmer auf Schloß Hohenburg. Casperl. Mich heißen’s den Thorwartl und das iſt wohl wahr, daß ich am Burgthor mein Stübl hab und die Schlüſſel zum auf- und zuſperren; aber was? Jch bin eigentlich Alles und Alles auf ’m Schloß. Wenn ich nit da wär, ſo ging nichts z’ſam in dem Haus, ſeit der Herr Ritter ſelig abg’fahren iſt. Hat die gnä’ Frau ein’ Zweifel, ein Anliegen, da heißt’s nur immer: „Wo iſt der Casperl?‟ Jch bin der Casperl oben und unten, hinten und vorn, links und rechts, rechts und links und beſonders zeichn’ ich mich durch meine Kouraſchi aus; denn ich lauf immer gleich aus Aengſten da- von; wenn’s aber was z’ eſſen gibt, hau’ ich tüchtig ein und im Keller drunten ganz beſon- ders da bin ich wirklich ein Held und fürcht’ gar nix, als wenn der Wein ausgegangen iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0142"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Aufzug.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Zimmer auf Schloß Hohenburg.</hi> </head><lb/> <sp who="#CAST"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Mich heißen’s den Thorwartl und das iſt wohl<lb/> wahr, daß ich am Burgthor mein Stübl hab und<lb/> die Schlüſſel zum auf- und zuſperren; aber <hi rendition="#g">was?</hi><lb/> Jch bin eigentlich Alles und Alles auf ’m Schloß.<lb/> Wenn <hi rendition="#g">ich</hi> nit da wär, ſo ging nichts z’ſam in<lb/> dem Haus, ſeit der Herr Ritter ſelig abg’fahren<lb/> iſt. Hat die gnä’ Frau ein’ Zweifel, ein Anliegen,<lb/> da heißt’s nur immer: „Wo iſt der Casperl?‟<lb/> Jch bin der Casperl oben und unten, hinten und<lb/> vorn, links und rechts, rechts und links und<lb/> beſonders zeichn’ ich mich durch meine Kouraſchi<lb/> aus; denn ich lauf immer gleich aus Aengſten da-<lb/> von; wenn’s aber was z’ eſſen gibt, hau’ ich<lb/> tüchtig ein und im Keller drunten ganz beſon-<lb/> ders da bin ich wirklich ein Held und fürcht’ gar<lb/> nix, als wenn der Wein ausgegangen iſt.</p><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
II. Aufzug.
Zimmer auf Schloß Hohenburg.
Casperl.
Mich heißen’s den Thorwartl und das iſt wohl
wahr, daß ich am Burgthor mein Stübl hab und
die Schlüſſel zum auf- und zuſperren; aber was?
Jch bin eigentlich Alles und Alles auf ’m Schloß.
Wenn ich nit da wär, ſo ging nichts z’ſam in
dem Haus, ſeit der Herr Ritter ſelig abg’fahren
iſt. Hat die gnä’ Frau ein’ Zweifel, ein Anliegen,
da heißt’s nur immer: „Wo iſt der Casperl?‟
Jch bin der Casperl oben und unten, hinten und
vorn, links und rechts, rechts und links und
beſonders zeichn’ ich mich durch meine Kouraſchi
aus; denn ich lauf immer gleich aus Aengſten da-
von; wenn’s aber was z’ eſſen gibt, hau’ ich
tüchtig ein und im Keller drunten ganz beſon-
ders da bin ich wirklich ein Held und fürcht’ gar
nix, als wenn der Wein ausgegangen iſt.
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