Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Casperl. Also eine Feder soll ich Jhnen ausrupfen? Auf das kommt's mir auch nicht an. Jch rupf. Er thut es. Donnerschlag. Er fällt um. No, da dank ich! Das hat einen Kracher gethan. Auf einer Mauer der Ruine erscheint in Transparent römischer Lapidar- schrift geschrieben: "JEDER WUNSCH SEI DIR GEWAEHRT." Eule. Nun lies! Casperl. Jch kann nicht lateinisch lesen. Die Schrift verwandelt sich in deutsche Buchstaben. Casperl. So, jetzt laß ich mir's gefallen. (liest.) "Jeder Punsch sei dir gewährt." Was, was? Punsch? Punsch -- gewährt? Ja da muß ich mir schon die Bemerkung erlauben, daß ich den Punsch nicht mag und daß mir das Bier lieber ist. Eule. Es heißt nicht Punsch, sondern Wunsch. Casperl. Ah so! Das ist aber kein W, sondern ein P, wie ich's in der Schul gelernt hab. Casperl. Alſo eine Feder ſoll ich Jhnen ausrupfen? Auf das kommt’s mir auch nicht an. Jch rupf. Er thut es. Donnerſchlag. Er fällt um. No, da dank ich! Das hat einen Kracher gethan. Auf einer Mauer der Ruine erſcheint in Transparent römiſcher Lapidar- ſchrift geſchrieben: „JEDER WUNSCH SEI DIR GEWAEHRT.‟ Eule. Nun lies! Casperl. Jch kann nicht lateiniſch leſen. Die Schrift verwandelt ſich in deutſche Buchſtaben. Casperl. So, jetzt laß ich mir’s gefallen. (liest.) „Jeder Punſch ſei dir gewährt.‟ Was, was? Punſch? Punſch — gewährt? Ja da muß ich mir ſchon die Bemerkung erlauben, daß ich den Punſch nicht mag und daß mir das Bier lieber iſt. Eule. Es heißt nicht Punſch, ſondern Wunſch. Casperl. Ah ſo! Das iſt aber kein W, ſondern ein P, wie ich’s in der Schul gelernt hab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0246" n="240"/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Alſo eine Feder ſoll ich Jhnen ausrupfen? Auf<lb/><hi rendition="#g">das</hi> kommt’s mir auch nicht an. Jch rupf.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Er thut es. Donnerſchlag. Er fällt um.</hi> </stage><lb/> <p>No, da dank ich! Das hat einen Kracher<lb/> gethan.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Auf einer Mauer der Ruine erſcheint in Transparent römiſcher Lapidar-<lb/> ſchrift geſchrieben:</hi> </stage><lb/> <p> <hi rendition="#aq">„JEDER WUNSCH SEI DIR GEWAEHRT.‟</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun lies!</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch kann nicht lateiniſch leſen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Die Schrift verwandelt ſich in deutſche Buchſtaben.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>So, jetzt laß ich mir’s gefallen.</p> <stage>(liest.)</stage><lb/> <p> <hi rendition="#c">„Jeder Punſch ſei dir gewährt.‟</hi> </p><lb/> <p>Was, was? Punſch? Punſch — gewährt? Ja<lb/> da muß ich mir ſchon die Bemerkung erlauben,<lb/> daß ich den Punſch nicht mag und daß mir das<lb/> Bier lieber iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eule.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Es heißt nicht Punſch, ſondern Wunſch.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ah ſo! Das iſt aber kein W, ſondern ein P,<lb/> wie ich’s in der Schul gelernt hab.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0246]
Casperl.
Alſo eine Feder ſoll ich Jhnen ausrupfen? Auf
das kommt’s mir auch nicht an. Jch rupf.
Er thut es. Donnerſchlag. Er fällt um.
No, da dank ich! Das hat einen Kracher
gethan.
Auf einer Mauer der Ruine erſcheint in Transparent römiſcher Lapidar-
ſchrift geſchrieben:
„JEDER WUNSCH SEI DIR GEWAEHRT.‟
Eule.
Nun lies!
Casperl.
Jch kann nicht lateiniſch leſen.
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So, jetzt laß ich mir’s gefallen. (liest.)
„Jeder Punſch ſei dir gewährt.‟
Was, was? Punſch? Punſch — gewährt? Ja
da muß ich mir ſchon die Bemerkung erlauben,
daß ich den Punſch nicht mag und daß mir das
Bier lieber iſt.
Eule.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/246>, abgerufen am 18.06.2024. |