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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Und jetzt sank ich in süße Betäubung, so sanft, wie der Abend ppo_171.002
Jn die Arme der Nacht auf weiche Blumen dahin sinkt. ppo_171.003
Als ich erwacht', o Wunder, so schwebt' ich, vom Körper ppo_171.004
entfesselt, ppo_171.005
Und von ätherischem Schimmer umflossen, über dem Lager, ppo_171.006
Wo ich die irdische Hülle gelassen, um die ihr im Kreise ppo_171.007
Sprachlos standet. Mit schüchternem Blick voll froher ppo_171.008
Verwund'rung ppo_171.009
Sah ich zweifelnd umher, und des Lichts noch ungewohnt, ppo_171.010
schlossen ppo_171.011
Jmmer die Augen sich wieder, wiewohl der irdische Mittag ppo_171.012
Einem ätherischen Auge nur matter dämmernder Glanz ppo_171.013
scheint. ppo_171.014
Eine Göttergestalt trat aus dem eröffneten Lichtkreis ppo_171.015
Majestätisch hervor, und löschte der irdischen Schönheit ppo_171.016
Dunklere Bilder aus meinem Gemüth', wie die steigende ppo_171.017
Sonne ppo_171.018
Schnell das Morgengewölk und die flüchtigen Schimmer ppo_171.019
der Dämmrung ppo_171.020
Löscht, und in triumphirendem Glanz den Himmel erfüllet. ppo_171.021
Mein zu junges Gesicht ertrug den Anblick des Engels ppo_171.022
Einen Augenblick kaum; ich sank in sanfter Betäubung ppo_171.023
Jhm in die zärtlich eröffneten Arme. Die himmlischen Lüfte, ppo_171.024
Die sein duftender Fittig verweht', erweckten bald wieder ppo_171.025
Mein entschlafnes Gefühl. Er hatte mit schwächeren ppo_171.026
Farben ppo_171.027
Seine zu göttliche Pracht gemildert. Jetzt sah ich ihn kühner ppo_171.028
Und bald unverrückt an; die Liebe, die mir sein Lächeln ppo_171.029
Eingoß, stärkte mein Auge zum überirdischen Anblick. ppo_171.030
Er hieß mich folgen. Mein Blick zerfloß in der blendenden ppo_171.031
Aussicht ppo_171.032
Durch den ätherischen Raum. Sein unermeßlicher Umfang ppo_171.033
War noch glänzendes Chaos für mich; ich schaute verwundernd
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[171/0183] ppo_171.001 Und jetzt sank ich in süße Betäubung, so sanft, wie der Abend ppo_171.002 Jn die Arme der Nacht auf weiche Blumen dahin sinkt. ppo_171.003 Als ich erwacht', o Wunder, so schwebt' ich, vom Körper ppo_171.004 entfesselt, ppo_171.005 Und von ätherischem Schimmer umflossen, über dem Lager, ppo_171.006 Wo ich die irdische Hülle gelassen, um die ihr im Kreise ppo_171.007 Sprachlos standet. Mit schüchternem Blick voll froher ppo_171.008 Verwund'rung ppo_171.009 Sah ich zweifelnd umher, und des Lichts noch ungewohnt, ppo_171.010 schlossen ppo_171.011 Jmmer die Augen sich wieder, wiewohl der irdische Mittag ppo_171.012 Einem ätherischen Auge nur matter dämmernder Glanz ppo_171.013 scheint. ppo_171.014 Eine Göttergestalt trat aus dem eröffneten Lichtkreis ppo_171.015 Majestätisch hervor, und löschte der irdischen Schönheit ppo_171.016 Dunklere Bilder aus meinem Gemüth', wie die steigende ppo_171.017 Sonne ppo_171.018 Schnell das Morgengewölk und die flüchtigen Schimmer ppo_171.019 der Dämmrung ppo_171.020 Löscht, und in triumphirendem Glanz den Himmel erfüllet. ppo_171.021 Mein zu junges Gesicht ertrug den Anblick des Engels ppo_171.022 Einen Augenblick kaum; ich sank in sanfter Betäubung ppo_171.023 Jhm in die zärtlich eröffneten Arme. Die himmlischen Lüfte, ppo_171.024 Die sein duftender Fittig verweht', erweckten bald wieder ppo_171.025 Mein entschlafnes Gefühl. Er hatte mit schwächeren ppo_171.026 Farben ppo_171.027 Seine zu göttliche Pracht gemildert. Jetzt sah ich ihn kühner ppo_171.028 Und bald unverrückt an; die Liebe, die mir sein Lächeln ppo_171.029 Eingoß, stärkte mein Auge zum überirdischen Anblick. ppo_171.030 Er hieß mich folgen. Mein Blick zerfloß in der blendenden ppo_171.031 Aussicht ppo_171.032 Durch den ätherischen Raum. Sein unermeßlicher Umfang ppo_171.033 War noch glänzendes Chaos für mich; ich schaute verwundernd ppo_171.034

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/183>, abgerufen am 19.05.2024.