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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Als häuslich Glück, als Glück des Bürgers, und die Ehre ppo_280.002
Ein guter Fürst des guten Volks zu seyn. ppo_280.003
Wer fromm und heilig war, trat in den Bund mit ein; ppo_280.004
Und wer sein Lebelang ein böser Mann gewesen; ppo_280.005
Der schwor zum Kreuz, der schiffte sich mit ein, ppo_280.006
Und sieh', sein Haupt umstralt' ein goldner Himmelsschein, ppo_280.007
Und seine Seele war vom Sündentod genesen. ppo_280.008
So zog noch jedes Jahr ein immer größ'res Heer ppo_280.009
Gekreuzter Heiligen und Thoren über's Meer; ppo_280.010
Oft, um zu büßen, oft, für Gottes Ruhm zu streiten, ppo_280.011
Doch öfter, wuchs kein Glück im Vaterlande mehr, ppo_280.012
Jn jener Welt die Gunst des Schicksals zu erbeuten. ppo_280.013
Ein rein'rer Trieb und ein Gelübde hieß ppo_280.014
Auch Richard, Englands Fürst, in jenem Paradies ppo_280.015
Für Gottes Ruhm und seinen Glauben kämpfen. ppo_280.016
Der Heiden Uebermuth zu dämpfen, ppo_280.017
Und seinen Vater, dessen Fluch ppo_280.018
Er brennend auf dem Haupte trug, ppo_280.019
Durch heiße, reuevolle Thränen ppo_280.020
Am Grabe Christi zu versöhnen: ppo_280.021
Dies war sein frommer Schwur, und den ppo_280.022
Mit aller Treu' erfüllt zu sehn, ppo_280.023
Mußt' er sein neues Reich, noch kaum gekrönt, verlassen, ppo_280.024
Jn Rom auf seinen Knie'n des Himmels Huld erflehn, ppo_280.025
Vom Papst sich segnend weihen lassen, ppo_280.026
Und dann mit Frankreichs Fürst nach Palästina gehn. ppo_280.027
Er zog, umjauchzt von seinem tapfern Volke, ppo_280.028
Als Held und Büßender, zum mühevollen Streit. ppo_280.029
Und wie, in herbstlich später Zeit, ppo_280.030
Wann sich auf einer goldnen Wolke ppo_280.031
Des Tages Königin am Abendmeere senkt ppo_280.032
Und ihren Segenslauf nach andern Welten lenkt, ppo_280.033
Wie, wann ihr letzter Stral erbleichet, ppo_280.034
Der Schatten schwarzes Heer aus seinen Höhlen schleichet,
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[280/0292] ppo_280.001 Als häuslich Glück, als Glück des Bürgers, und die Ehre ppo_280.002 Ein guter Fürst des guten Volks zu seyn. ppo_280.003 Wer fromm und heilig war, trat in den Bund mit ein; ppo_280.004 Und wer sein Lebelang ein böser Mann gewesen; ppo_280.005 Der schwor zum Kreuz, der schiffte sich mit ein, ppo_280.006 Und sieh', sein Haupt umstralt' ein goldner Himmelsschein, ppo_280.007 Und seine Seele war vom Sündentod genesen. ppo_280.008 So zog noch jedes Jahr ein immer größ'res Heer ppo_280.009 Gekreuzter Heiligen und Thoren über's Meer; ppo_280.010 Oft, um zu büßen, oft, für Gottes Ruhm zu streiten, ppo_280.011 Doch öfter, wuchs kein Glück im Vaterlande mehr, ppo_280.012 Jn jener Welt die Gunst des Schicksals zu erbeuten. ppo_280.013 Ein rein'rer Trieb und ein Gelübde hieß ppo_280.014 Auch Richard, Englands Fürst, in jenem Paradies ppo_280.015 Für Gottes Ruhm und seinen Glauben kämpfen. ppo_280.016 Der Heiden Uebermuth zu dämpfen, ppo_280.017 Und seinen Vater, dessen Fluch ppo_280.018 Er brennend auf dem Haupte trug, ppo_280.019 Durch heiße, reuevolle Thränen ppo_280.020 Am Grabe Christi zu versöhnen: ppo_280.021 Dies war sein frommer Schwur, und den ppo_280.022 Mit aller Treu' erfüllt zu sehn, ppo_280.023 Mußt' er sein neues Reich, noch kaum gekrönt, verlassen, ppo_280.024 Jn Rom auf seinen Knie'n des Himmels Huld erflehn, ppo_280.025 Vom Papst sich segnend weihen lassen, ppo_280.026 Und dann mit Frankreichs Fürst nach Palästina gehn. ppo_280.027 Er zog, umjauchzt von seinem tapfern Volke, ppo_280.028 Als Held und Büßender, zum mühevollen Streit. ppo_280.029 Und wie, in herbstlich später Zeit, ppo_280.030 Wann sich auf einer goldnen Wolke ppo_280.031 Des Tages Königin am Abendmeere senkt ppo_280.032 Und ihren Segenslauf nach andern Welten lenkt, ppo_280.033 Wie, wann ihr letzter Stral erbleichet, ppo_280.034 Der Schatten schwarzes Heer aus seinen Höhlen schleichet,

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/292>, abgerufen am 02.06.2024.