Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

ppo_391.001
Handlung, die, nach ihrer Anlage, Haltung ppo_391.002
und Durchführung, entweder auf eine beständige ppo_391.003
oder abwechselnde Begleitung der ppo_391.004
Tonkunst,
und, vermittelst der Verbindung der ppo_391.005
dramatischen Dichtkunst mit der Tonkunst, auf eine ppo_391.006
hohe Bewegung und Rührung des Gefühlsvermögens, ppo_391.007
so wie auf die Hervorbringung eines reinen ppo_391.008
Wohlgefallens an der gleichmäßig durch Dichtkunst ppo_391.009
und Tonkunst vollendeten ästhetischen Form, berechnet ppo_391.010
ist. Es gilt daher von der dichterischen Behandlung ppo_391.011
des Singspiels alles, was (§. 29) im ppo_391.012
Allgemeinen von dem Verhältnisse der Cantate, als ppo_391.013
eines dichterischen Kunstwerkes, zur tonkünstlerischen ppo_391.014
Behandlung und Darstellung derselben gesagt worden ppo_391.015
ist. Der Dichter muß den Tonkünstler durchgehends ppo_391.016
im Auge behalten, und ihm vorarbeiten. Dies gilt ppo_391.017
sowohl von den in die dramatische Handlung aufgenommenen ppo_391.018
männlichen und weiblichen Personen, als ppo_391.019
auch von dem Umfange und Jnhalte, und von der ppo_391.020
Länge und Kürze der einzelnen Scenen und Acte, ppo_391.021
so wie von dem genau berechneten Verhältnisse der ppo_391.022
Arien und Cavatinen, der Duette, Terzette u. s. ppo_391.023
w., und der Chöre gegen einander. Da die ästhetische ppo_391.024
Vollendung des Singspiels auf dem gleichmäßigen ppo_391.025
Zusammenwirken zweier Künste beruht; ppo_391.026
so müssen auch beide in der Bildung und Ausprägung ppo_391.027
der dramatischen Form des Singspiels als ppo_391.028
unauflöslich verbunden sich ankündigen.

ppo_391.029

So gewiß aber die theatralische Wirkung des ppo_391.030
Singspiels von dieser unauflöslichen Verbindung ppo_391.031
der Dicht- und Tonkunst abhängt; so kann doch in ppo_391.032
einer wissenschaftlichen Darstellung des Gesammtgebietes ppo_391.033
der teutschen Sprache nur von den verschiedenen ppo_391.034
Formen des Singspiels, nach ihrem dichteri=

ppo_391.001
Handlung, die, nach ihrer Anlage, Haltung ppo_391.002
und Durchführung, entweder auf eine beständige ppo_391.003
oder abwechselnde Begleitung der ppo_391.004
Tonkunst,
und, vermittelst der Verbindung der ppo_391.005
dramatischen Dichtkunst mit der Tonkunst, auf eine ppo_391.006
hohe Bewegung und Rührung des Gefühlsvermögens, ppo_391.007
so wie auf die Hervorbringung eines reinen ppo_391.008
Wohlgefallens an der gleichmäßig durch Dichtkunst ppo_391.009
und Tonkunst vollendeten ästhetischen Form, berechnet ppo_391.010
ist. Es gilt daher von der dichterischen Behandlung ppo_391.011
des Singspiels alles, was (§. 29) im ppo_391.012
Allgemeinen von dem Verhältnisse der Cantate, als ppo_391.013
eines dichterischen Kunstwerkes, zur tonkünstlerischen ppo_391.014
Behandlung und Darstellung derselben gesagt worden ppo_391.015
ist. Der Dichter muß den Tonkünstler durchgehends ppo_391.016
im Auge behalten, und ihm vorarbeiten. Dies gilt ppo_391.017
sowohl von den in die dramatische Handlung aufgenommenen ppo_391.018
männlichen und weiblichen Personen, als ppo_391.019
auch von dem Umfange und Jnhalte, und von der ppo_391.020
Länge und Kürze der einzelnen Scenen und Acte, ppo_391.021
so wie von dem genau berechneten Verhältnisse der ppo_391.022
Arien und Cavatinen, der Duette, Terzette u. s. ppo_391.023
w., und der Chöre gegen einander. Da die ästhetische ppo_391.024
Vollendung des Singspiels auf dem gleichmäßigen ppo_391.025
Zusammenwirken zweier Künste beruht; ppo_391.026
so müssen auch beide in der Bildung und Ausprägung ppo_391.027
der dramatischen Form des Singspiels als ppo_391.028
unauflöslich verbunden sich ankündigen.

ppo_391.029

So gewiß aber die theatralische Wirkung des ppo_391.030
Singspiels von dieser unauflöslichen Verbindung ppo_391.031
der Dicht- und Tonkunst abhängt; so kann doch in ppo_391.032
einer wissenschaftlichen Darstellung des Gesammtgebietes ppo_391.033
der teutschen Sprache nur von den verschiedenen ppo_391.034
Formen des Singspiels, nach ihrem dichteri=

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0403" n="391"/><lb n="ppo_391.001"/> Handlung, die, nach ihrer Anlage, Haltung <lb n="ppo_391.002"/>und Durchführung, <hi rendition="#g">entweder auf eine beständige <lb n="ppo_391.003"/>oder abwechselnde Begleitung der <lb n="ppo_391.004"/>Tonkunst,</hi> und, vermittelst der Verbindung der <lb n="ppo_391.005"/>dramatischen Dichtkunst mit der Tonkunst, auf eine <lb n="ppo_391.006"/>hohe Bewegung und Rührung des Gefühlsvermögens, <lb n="ppo_391.007"/>so wie auf die Hervorbringung eines reinen <lb n="ppo_391.008"/>Wohlgefallens an der gleichmäßig durch Dichtkunst <lb n="ppo_391.009"/>und Tonkunst vollendeten ästhetischen Form, berechnet <lb n="ppo_391.010"/>ist. Es gilt daher von der dichterischen Behandlung <lb n="ppo_391.011"/>des Singspiels alles, was (§. 29) im <lb n="ppo_391.012"/>Allgemeinen von dem Verhältnisse der Cantate, als <lb n="ppo_391.013"/>eines dichterischen Kunstwerkes, zur tonkünstlerischen <lb n="ppo_391.014"/>Behandlung und Darstellung derselben gesagt worden <lb n="ppo_391.015"/>ist. Der Dichter muß den Tonkünstler durchgehends <lb n="ppo_391.016"/>im Auge behalten, und ihm vorarbeiten. Dies gilt <lb n="ppo_391.017"/>sowohl von den in die dramatische Handlung aufgenommenen <lb n="ppo_391.018"/>männlichen und weiblichen Personen, als <lb n="ppo_391.019"/>auch von dem Umfange und Jnhalte, und von der <lb n="ppo_391.020"/>Länge und Kürze der einzelnen Scenen und Acte, <lb n="ppo_391.021"/>so wie von dem genau berechneten Verhältnisse der <lb n="ppo_391.022"/>Arien und Cavatinen, der Duette, Terzette u. s. <lb n="ppo_391.023"/>w., und der Chöre gegen einander. Da die ästhetische <lb n="ppo_391.024"/>Vollendung des Singspiels auf dem <hi rendition="#g">gleichmäßigen</hi> <lb n="ppo_391.025"/>Zusammenwirken <hi rendition="#g">zweier</hi> Künste beruht; <lb n="ppo_391.026"/>so müssen auch beide in der Bildung und Ausprägung <lb n="ppo_391.027"/>der dramatischen Form des Singspiels als <lb n="ppo_391.028"/>unauflöslich verbunden sich ankündigen.</p>
          <lb n="ppo_391.029"/>
          <p>  So gewiß aber die theatralische Wirkung des <lb n="ppo_391.030"/>Singspiels von dieser unauflöslichen Verbindung <lb n="ppo_391.031"/>der Dicht- und Tonkunst abhängt; so kann doch in <lb n="ppo_391.032"/>einer wissenschaftlichen Darstellung des Gesammtgebietes <lb n="ppo_391.033"/>der teutschen Sprache nur von den verschiedenen <lb n="ppo_391.034"/>Formen des Singspiels, nach ihrem <hi rendition="#g">dichteri=
</hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0403] ppo_391.001 Handlung, die, nach ihrer Anlage, Haltung ppo_391.002 und Durchführung, entweder auf eine beständige ppo_391.003 oder abwechselnde Begleitung der ppo_391.004 Tonkunst, und, vermittelst der Verbindung der ppo_391.005 dramatischen Dichtkunst mit der Tonkunst, auf eine ppo_391.006 hohe Bewegung und Rührung des Gefühlsvermögens, ppo_391.007 so wie auf die Hervorbringung eines reinen ppo_391.008 Wohlgefallens an der gleichmäßig durch Dichtkunst ppo_391.009 und Tonkunst vollendeten ästhetischen Form, berechnet ppo_391.010 ist. Es gilt daher von der dichterischen Behandlung ppo_391.011 des Singspiels alles, was (§. 29) im ppo_391.012 Allgemeinen von dem Verhältnisse der Cantate, als ppo_391.013 eines dichterischen Kunstwerkes, zur tonkünstlerischen ppo_391.014 Behandlung und Darstellung derselben gesagt worden ppo_391.015 ist. Der Dichter muß den Tonkünstler durchgehends ppo_391.016 im Auge behalten, und ihm vorarbeiten. Dies gilt ppo_391.017 sowohl von den in die dramatische Handlung aufgenommenen ppo_391.018 männlichen und weiblichen Personen, als ppo_391.019 auch von dem Umfange und Jnhalte, und von der ppo_391.020 Länge und Kürze der einzelnen Scenen und Acte, ppo_391.021 so wie von dem genau berechneten Verhältnisse der ppo_391.022 Arien und Cavatinen, der Duette, Terzette u. s. ppo_391.023 w., und der Chöre gegen einander. Da die ästhetische ppo_391.024 Vollendung des Singspiels auf dem gleichmäßigen ppo_391.025 Zusammenwirken zweier Künste beruht; ppo_391.026 so müssen auch beide in der Bildung und Ausprägung ppo_391.027 der dramatischen Form des Singspiels als ppo_391.028 unauflöslich verbunden sich ankündigen. ppo_391.029 So gewiß aber die theatralische Wirkung des ppo_391.030 Singspiels von dieser unauflöslichen Verbindung ppo_391.031 der Dicht- und Tonkunst abhängt; so kann doch in ppo_391.032 einer wissenschaftlichen Darstellung des Gesammtgebietes ppo_391.033 der teutschen Sprache nur von den verschiedenen ppo_391.034 Formen des Singspiels, nach ihrem dichteri=

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/403
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/403>, abgerufen am 02.06.2024.