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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Nachdem der Römer Volk samt tausend Schiffen blieben, ppo_431.002
Hier hielt Germanicus! Dort floh hin der Cäcin! ppo_431.003
Der Menschenwürger auch, der Cäsar, zog hier hin! ppo_431.004
Es ist das Land, da wir gebohren und erzogen, ppo_431.005
Und mit der ersten Milch die Tugendlust gesogen. ppo_431.006
Es wird ohn Zweifel seyn von Grund auf umgekehrt. ppo_431.007
Wir sehens überall verwüstet und verheert, ppo_431.008
Der Gallier Gesind, das sehen wir bei Haufen. ppo_431.009
Dort tritt ein Wälscher her. Schau, wie sie herrisch laufen ppo_431.010
Die Spanier, recht aus Trotz! Hier zieht ein Schotte an; ppo_431.011
Ein Schwede und ein Finn steht dort beim Engelsmann. ppo_431.012
Ein Unstern böser Art muß haben dir geleuchtet; ppo_431.013
Ein giftig reicher Thau hat durch und durch befeuchtet ppo_431.014
Dich, liebstes Vaterland; bist du nun so veracht, ppo_431.015
Erbettelst Recht und Schutz vom Glück' und fremder Macht!
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3) von v. Hoffmannswaldau (+ 1679).

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Lobrede auf das liebwertheste Frauenzimmer. ppo_431.018
(Bruchstück)

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Hochwerthes Jungfernvolk, ihr holden Anmuths-Sonnen, ppo_431.020
Jhr auserwählter Schmuck, der Haus und Gassen ziert. ppo_431.021
Wer ist so steinern, der euch nicht hat liebgewonnen? ppo_431.022
Und welchen habt ihr nicht mit Fesseln heimgeführt? ppo_431.023
Wer ist so kühn, der darf vor eure Augen treten, ppo_431.024
Wenn ihr die Waaren habt der Schönheit ausgelegt? ppo_431.025
Wer will euch, Liebste, nicht als einen Gott anbeten, ppo_431.026
Weil ihr das Bildniß seyd, das Venus selbst geprägt. ppo_431.027
Jedoch ich will nur blos ein Theil von dem berühren, ppo_431.028
Mit welchem die Natur euch herrlich hat versehn. ppo_431.029
Der Sinnen Schiff soll mich in solche Länder führen, ppo_431.030
Wo auf der See voll Milch nur Liebeswinde wehn. ppo_431.031
Die Brüste sind mein Zweck, die schönen Marmorballen, ppo_431.032
Auf welchen Amor ihm ein Lustschloß hat gebaut; ppo_431.033
Die durch das Athemspiel sich heben und auch fallen,
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Nachdem der Römer Volk samt tausend Schiffen blieben, ppo_431.002
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Wir sehens überall verwüstet und verheert, ppo_431.008
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Die Spanier, recht aus Trotz! Hier zieht ein Schotte an; ppo_431.011
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Dich, liebstes Vaterland; bist du nun so veracht, ppo_431.015
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3) von v. Hoffmannswaldau († 1679).

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(Bruchstück)

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Hochwerthes Jungfernvolk, ihr holden Anmuths-Sonnen, ppo_431.020
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Wer ist so kühn, der darf vor eure Augen treten, ppo_431.024
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Weil ihr das Bildniß seyd, das Venus selbst geprägt. ppo_431.027
Jedoch ich will nur blos ein Theil von dem berühren, ppo_431.028
Mit welchem die Natur euch herrlich hat versehn. ppo_431.029
Der Sinnen Schiff soll mich in solche Länder führen, ppo_431.030
Wo auf der See voll Milch nur Liebeswinde wehn. ppo_431.031
Die Brüste sind mein Zweck, die schönen Marmorballen, ppo_431.032
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[431/0443] ppo_431.001 Nachdem der Römer Volk samt tausend Schiffen blieben, ppo_431.002 Hier hielt Germanicus! Dort floh hin der Cäcin! ppo_431.003 Der Menschenwürger auch, der Cäsar, zog hier hin! ppo_431.004 Es ist das Land, da wir gebohren und erzogen, ppo_431.005 Und mit der ersten Milch die Tugendlust gesogen. ppo_431.006 Es wird ohn Zweifel seyn von Grund auf umgekehrt. ppo_431.007 Wir sehens überall verwüstet und verheert, ppo_431.008 Der Gallier Gesind, das sehen wir bei Haufen. ppo_431.009 Dort tritt ein Wälscher her. Schau, wie sie herrisch laufen ppo_431.010 Die Spanier, recht aus Trotz! Hier zieht ein Schotte an; ppo_431.011 Ein Schwede und ein Finn steht dort beim Engelsmann. ppo_431.012 Ein Unstern böser Art muß haben dir geleuchtet; ppo_431.013 Ein giftig reicher Thau hat durch und durch befeuchtet ppo_431.014 Dich, liebstes Vaterland; bist du nun so veracht, ppo_431.015 Erbettelst Recht und Schutz vom Glück' und fremder Macht! ppo_431.016 3) von v. Hoffmannswaldau († 1679). ppo_431.017 Lobrede auf das liebwertheste Frauenzimmer. ppo_431.018 (Bruchstück) ppo_431.019 Hochwerthes Jungfernvolk, ihr holden Anmuths-Sonnen, ppo_431.020 Jhr auserwählter Schmuck, der Haus und Gassen ziert. ppo_431.021 Wer ist so steinern, der euch nicht hat liebgewonnen? ppo_431.022 Und welchen habt ihr nicht mit Fesseln heimgeführt? ppo_431.023 Wer ist so kühn, der darf vor eure Augen treten, ppo_431.024 Wenn ihr die Waaren habt der Schönheit ausgelegt? ppo_431.025 Wer will euch, Liebste, nicht als einen Gott anbeten, ppo_431.026 Weil ihr das Bildniß seyd, das Venus selbst geprägt. ppo_431.027 Jedoch ich will nur blos ein Theil von dem berühren, ppo_431.028 Mit welchem die Natur euch herrlich hat versehn. ppo_431.029 Der Sinnen Schiff soll mich in solche Länder führen, ppo_431.030 Wo auf der See voll Milch nur Liebeswinde wehn. ppo_431.031 Die Brüste sind mein Zweck, die schönen Marmorballen, ppo_431.032 Auf welchen Amor ihm ein Lustschloß hat gebaut; ppo_431.033 Die durch das Athemspiel sich heben und auch fallen,

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/443>, abgerufen am 02.06.2024.