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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Die Purpurmuschel war der Venus erste Wiege; ppo_434.002
Cupido muß gesäugt mit rothen Flammen seyn. ppo_434.003
Selbst die Natur steckt aus Merkmale meiner Siege, ppo_434.004
Des Himmels Garten blümt der Sterne rother Schein. ppo_434.005
Mit Rosen prangt die Welt, das Wasser mit Korallen, ppo_434.006
Wenn alle drei verliebt einander woll'n gefallen.
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Schwarz.

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Sagt, wie ihr dort und da geborgte Farben nehmet; ppo_434.009
Wenn ihr entfärbt seyd, scheint mein nie erbleichend Licht. ppo_434.010
Der Schnee erblaßt vor mir, die Röthe steht beschämet, ppo_434.011
Wenn ein verliebter Stral aus schwarzen Augen bricht. ppo_434.012
Aus diesen Wolken wird der Liebe Blitz gesämet; ppo_434.013
Es fährt aus heller Luft, aus Regenbogen nicht. ppo_434.014
Der Liebe Zeughaus ist in diese Nacht gebauet, ppo_434.015
Wo man mehr Sonnenschein, als nicht am Tage, schauet.
ppo_434.016

Weiß.

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Wenn meine Lilien gleich nicht woll'n den Rosen weichen, ppo_434.018
Da, wo die Braut von sich der Liebe Samen streut; ppo_434.019
So muß mein Silber doch nur vor der Röth' erbleichen, ppo_434.020
Wo ihren reinen Geist der süße Trieb erfreut. ppo_434.021
Jedoch ich werde noch des Ruhmes Zweck erreichen, ppo_434.022
Wenn, süßes Paar, mein Trieb euch noch was Lust verleiht. ppo_434.023
Weil sich mein Schnee nicht wird von euern Gliedern ppo_434.024
trennen, ppo_434.025
Wird süßer Liebesreiz in euern Herzen brennen.
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Roth.

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Kommt, Schwestern, kränzet mich mit Ros- und Myrthen=Zweigen; ppo_434.028
ppo_434.029
Komm, Venus, opfere den goldnen Apfel mir. ppo_434.030
Weil meine Flamme muß die Liebesfackel zeugen; ppo_434.031
So zieht ihr Nymphen mich jetzt allen Farben für. ppo_434.032
Es kann die keusche Braut nicht meinen Trieb verschweigen, ppo_434.033
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Der Wangen Röthe mahlt den Liebsten ab in ihr.
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[434/0446] ppo_434.001 Die Purpurmuschel war der Venus erste Wiege; ppo_434.002 Cupido muß gesäugt mit rothen Flammen seyn. ppo_434.003 Selbst die Natur steckt aus Merkmale meiner Siege, ppo_434.004 Des Himmels Garten blümt der Sterne rother Schein. ppo_434.005 Mit Rosen prangt die Welt, das Wasser mit Korallen, ppo_434.006 Wenn alle drei verliebt einander woll'n gefallen. ppo_434.007 Schwarz. ppo_434.008 Sagt, wie ihr dort und da geborgte Farben nehmet; ppo_434.009 Wenn ihr entfärbt seyd, scheint mein nie erbleichend Licht. ppo_434.010 Der Schnee erblaßt vor mir, die Röthe steht beschämet, ppo_434.011 Wenn ein verliebter Stral aus schwarzen Augen bricht. ppo_434.012 Aus diesen Wolken wird der Liebe Blitz gesämet; ppo_434.013 Es fährt aus heller Luft, aus Regenbogen nicht. ppo_434.014 Der Liebe Zeughaus ist in diese Nacht gebauet, ppo_434.015 Wo man mehr Sonnenschein, als nicht am Tage, schauet. ppo_434.016 Weiß. ppo_434.017 Wenn meine Lilien gleich nicht woll'n den Rosen weichen, ppo_434.018 Da, wo die Braut von sich der Liebe Samen streut; ppo_434.019 So muß mein Silber doch nur vor der Röth' erbleichen, ppo_434.020 Wo ihren reinen Geist der süße Trieb erfreut. ppo_434.021 Jedoch ich werde noch des Ruhmes Zweck erreichen, ppo_434.022 Wenn, süßes Paar, mein Trieb euch noch was Lust verleiht. ppo_434.023 Weil sich mein Schnee nicht wird von euern Gliedern ppo_434.024 trennen, ppo_434.025 Wird süßer Liebesreiz in euern Herzen brennen. ppo_434.026 Roth. ppo_434.027 Kommt, Schwestern, kränzet mich mit Ros- und Myrthen=Zweigen; ppo_434.028 ppo_434.029 Komm, Venus, opfere den goldnen Apfel mir. ppo_434.030 Weil meine Flamme muß die Liebesfackel zeugen; ppo_434.031 So zieht ihr Nymphen mich jetzt allen Farben für. ppo_434.032 Es kann die keusche Braut nicht meinen Trieb verschweigen, ppo_434.033 ppo_434.034 Der Wangen Röthe mahlt den Liebsten ab in ihr.

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/446>, abgerufen am 02.06.2024.