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Polidori, John: Der Vampyr [Übers. n. n.]. Leipzig, 1819.

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Der erste war von seiner Schwester und athmete die reinste Zärtlichkeit; die andern waren von seinen Vormündern, und diese setzten ihn in Erstaunen. Hatte er schon vorher den Gedanken gehegt, daß in seinem Gefährten irgend ein böser Geist wohnen möge, so erhielt derselbe nun dadurch volle Bestätigung. Die Vormünder drangen in ihn, er möchte sogleich sich von seinem Freunde trennen, denn da dieser eine unwiderstehliche Macht der Verführung zu besitzen scheine, so werde sein Umgang höchst gefährlich. Man habe nämlich entdeckt, daß seine Verachtung gegen Lady Mercer nicht auf ihren Character sich gegründet, sondern daß er, um seine Gunstbezeugung zu erhöhen, verlangt habe, daß sein Schlachtopfer, die Theilnehmerin seiner Schuld, von dem Gipfel unbefleckter Tugend in den tiefsten Abgrund des Lasters

Der erste war von seiner Schwester und athmete die reinste Zärtlichkeit; die andern waren von seinen Vormündern, und diese setzten ihn in Erstaunen. Hatte er schon vorher den Gedanken gehegt, daß in seinem Gefährten irgend ein böser Geist wohnen möge, so erhielt derselbe nun dadurch volle Bestätigung. Die Vormünder drangen in ihn, er möchte sogleich sich von seinem Freunde trennen, denn da dieser eine unwiderstehliche Macht der Verführung zu besitzen scheine, so werde sein Umgang höchst gefährlich. Man habe nämlich entdeckt, daß seine Verachtung gegen Lady Mercer nicht auf ihren Character sich gegründet, sondern daß er, um seine Gunstbezeugung zu erhöhen, verlangt habe, daß sein Schlachtopfer, die Theilnehmerin seiner Schuld, von dem Gipfel unbefleckter Tugend in den tiefsten Abgrund des Lasters

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Der erste war von seiner Schwester und athmete die reinste Zärtlichkeit; die andern waren von seinen Vormündern, und diese setzten ihn in Erstaunen. Hatte er schon vorher den Gedanken gehegt, daß in seinem Gefährten irgend ein böser Geist wohnen möge, so erhielt derselbe nun dadurch volle Bestätigung. Die Vormünder drangen in ihn, er möchte sogleich sich von seinem Freunde trennen, denn da dieser eine unwiderstehliche Macht der Verführung zu besitzen scheine, so werde sein Umgang höchst gefährlich. Man habe nämlich entdeckt, daß seine Verachtung gegen Lady Mercer nicht auf ihren Character sich gegründet, sondern daß er, um seine Gunstbezeugung zu erhöhen, verlangt habe, daß sein Schlachtopfer, die Theilnehmerin seiner Schuld, von dem Gipfel unbefleckter Tugend in den tiefsten Abgrund des Lasters
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[21/0028] Der erste war von seiner Schwester und athmete die reinste Zärtlichkeit; die andern waren von seinen Vormündern, und diese setzten ihn in Erstaunen. Hatte er schon vorher den Gedanken gehegt, daß in seinem Gefährten irgend ein böser Geist wohnen möge, so erhielt derselbe nun dadurch volle Bestätigung. Die Vormünder drangen in ihn, er möchte sogleich sich von seinem Freunde trennen, denn da dieser eine unwiderstehliche Macht der Verführung zu besitzen scheine, so werde sein Umgang höchst gefährlich. Man habe nämlich entdeckt, daß seine Verachtung gegen Lady Mercer nicht auf ihren Character sich gegründet, sondern daß er, um seine Gunstbezeugung zu erhöhen, verlangt habe, daß sein Schlachtopfer, die Theilnehmerin seiner Schuld, von dem Gipfel unbefleckter Tugend in den tiefsten Abgrund des Lasters

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Zitationshilfe: Polidori, John: Der Vampyr [Übers. n. n.]. Leipzig, 1819, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polidori_vampyr_1819/28>, abgerufen am 28.04.2024.