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Polidori, John: Der Vampyr [Übers. n. n.]. Leipzig, 1819.

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ihn schaudern ... sollte er denn gestatten, daß das Ungeheuer Verderben hauchend unter allen, was ihm theuer war, umhergehe, und nicht versuchen, seine Fortschritte zu hemmen? Seine eigene Schwester konnte ja von ihm erreicht werden. - Aber gesetzt auch, er wollte seinen Eid brechen und seine Vermuthungen laut werden lassen, wer würde ihm glauben? Er kam wohl auf den Gedanken, seine eigene Hand zu brauchen, um die Welt von solch einem Elenden zu befreien, allein der Tod, erinnerte er sich, hatte ja keine Gewalt über ihn. Mehrere Tage blieb er in diesem Zustande, schloß sich in seinem Zimmer ein, und genoß blos einige Nahrung, wenn seine Schwester zu ihm kam und ihn mit thränenden Augen bat, doch um ihretwillen seine Kräfte nicht sinken zu lassen. Endlich konnte er selbst die Stille

ihn schaudern … sollte er denn gestatten, daß das Ungeheuer Verderben hauchend unter allen, was ihm theuer war, umhergehe, und nicht versuchen, seine Fortschritte zu hemmen? Seine eigene Schwester konnte ja von ihm erreicht werden. – Aber gesetzt auch, er wollte seinen Eid brechen und seine Vermuthungen laut werden lassen, wer würde ihm glauben? Er kam wohl auf den Gedanken, seine eigene Hand zu brauchen, um die Welt von solch einem Elenden zu befreien, allein der Tod, erinnerte er sich, hatte ja keine Gewalt über ihn. Mehrere Tage blieb er in diesem Zustande, schloß sich in seinem Zimmer ein, und genoß blos einige Nahrung, wenn seine Schwester zu ihm kam und ihn mit thränenden Augen bat, doch um ihretwillen seine Kräfte nicht sinken zu lassen. Endlich konnte er selbst die Stille

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[55/0062] ihn schaudern … sollte er denn gestatten, daß das Ungeheuer Verderben hauchend unter allen, was ihm theuer war, umhergehe, und nicht versuchen, seine Fortschritte zu hemmen? Seine eigene Schwester konnte ja von ihm erreicht werden. – Aber gesetzt auch, er wollte seinen Eid brechen und seine Vermuthungen laut werden lassen, wer würde ihm glauben? Er kam wohl auf den Gedanken, seine eigene Hand zu brauchen, um die Welt von solch einem Elenden zu befreien, allein der Tod, erinnerte er sich, hatte ja keine Gewalt über ihn. Mehrere Tage blieb er in diesem Zustande, schloß sich in seinem Zimmer ein, und genoß blos einige Nahrung, wenn seine Schwester zu ihm kam und ihn mit thränenden Augen bat, doch um ihretwillen seine Kräfte nicht sinken zu lassen. Endlich konnte er selbst die Stille

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Zitationshilfe: Polidori, John: Der Vampyr [Übers. n. n.]. Leipzig, 1819, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polidori_vampyr_1819/62>, abgerufen am 13.05.2024.