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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
Fäden oder Zasern/ z. E. von der Sarsaparilla, und endlich ist voneinigen
blos die oberste Haut abgenommen, als von der
Squina, Iris Florentina, in-
massen aus folgenden wird zu ersehen seyn.

Die Kenntnüß der Wurtzeln hat nicht geringere Schwierigkeiten/
als wie die Erkennung der Samen, so wohl, weil ihrer so gar viel und
unterschiedene Sorten und Gattungen sind, als auch, weil ihrer etliche
meist einerley Kennzeichen mit einander gemein haben. Derowegen soll
einer/ der sie suchen muß, fein behutsam gehen, und einer ieden eigent-
liches Zeichen wohl inne haben, will er sie recht von einander unterschei-
den; und dieses lernet man aus der Ubung und Gebrauch/ ist aber gar
bald wiederum vergessen, dafern man nicht stets damit zu thun gehabt.
Wer nun nothwendig Wurtzeln einkauffen muß, der sehe ja nie auf den
wohlfeilen Preiß, sondern verfüge sich zu solchen Kauffleuten, auf deren
Treu er sich verlassen darff, vor allen, wenn der Preiß etwas hoch ist.

Diejenigen, die ein weites Gewissen haben/ machen ihnen keinen
grossen Kummer, wenn sie eine Wurtzel an statt der andern einschie-
ben; verkauffen diesemnach eine Untze dieser untergeschobenen Wurtzeln
höher und theurer, als sonst ein gantzes Pfund: wie ich denn mit meinen
Augen selbst gesehen, daß sichere Personen das Pfund Tormentillwurtz,
für Contrayerva, um 50 Francken/ und dergleichen noch mehr/ verkauffet
haben.

Es ist aber kein grosser Vortheil dabey, wenn man sich mit dieser
Gattung Wahre überleget/ bevoraus mit solchen, welche nicht balde
vertrieben werden; dann, wann sie zu lange liegen, gehet ihnen zu viel
ab, theils werden wurmicht, wie die
Angelica, Acorus verus; andere ver-
derben gar, wie das Süßholtz/ Rhabarber und andere mehr.

Allein dieses Capitel würde viel zu weitläufftig werden, und ich
nicht auskommen/ wenn ich alle Wurtzeln in selbigem zu beschreiben ge-
dächte: will dannenhero mich nur bey denenjenigen aufhalten, welche
aus diesem oder jenem Orte der Welt zu uns gebracht werden/ ohne mich
um diejenigen zu bekümmern, welche bey uns in Gärten und Feldern, oder
auch in so entfernten Ländern wachsen, daß deren Kuntschaft noch nicht
zu uns gelanget ist.

[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]
Das erste Capitel.
Von der Jndianischen Wurtzel wider die Ruhr.
Siehe Fig. 37.

JPecacuanha, sonst auch Be-
guquella,
ingleichen Speca-
cuanha, Cagosanga, Beculo,
Beloculo, Mine d'Or
genannt,
ist eine kleine Wurtzel, wel-
che die Holländer und Portugisen von
Rio de Gen-
ceyro,
ist ein
Fluß in West-
indien.
einem Orte in Brasilien, Rio de Gen-
eeyro
benamset, zu uns bringen. Sel-
bige wird nirgends als um die Gold-
gruben gefunden, daher sie auch den
Namen bekommen. Sie wird von de-
nen zur Arbeit in den Goldgruben ver-
dammten Sclaven gesammlet: weil
nun der beste Kerl mehr nicht denn 12.
Pfund im Jahre sammlen kan, deshal-
ben ist sie so gar theuer, würde auch noch
viel theurer seyn, wenn man sie nicht
gegen andere Wahren eintauschte. Die
[Spaltenumbruch] Holländer überschicken uns drey Sor-
ten Ipecacuanha: eine braune/ welche
die erste und beste ist, und folglich auch
die theuerste. Die zweyte sieht grau,
und hat keine so heftige Wirckung, wie
die braune. Die dritte ist weiß/ von
der ich hiernächst handeln werde.

Die Pflantzen der braunen und
grauen Ipecacuanha sind von mittel-
mäßiger Höhe, zum Theil kriechend,
theils aber eines halben Fusses hoch er-
haben. Jhre Blätter kommen der Pa-
rietaria,
Tag und Nachtkraut/ ziem-
lich gleich; darzwischen wachsen kleine
fünffblätterichte Blümgen, auf kleinen
Knöpflein, aus welchen Beeren wer-
den, die wenn sie reiff worden, braun-
roth sind, und wie eine wilde Kirsche

groß.
D 2

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
Faͤden oder Zaſern/ z. E. von der Sarſaparilla, und endlich iſt voneinigen
blos die oberſte Haut abgenommen, als von der
Squina, Iris Florentina, in-
maſſen aus folgenden wird zu erſehen ſeyn.

Die Kenntnuͤß der Wurtzeln hat nicht geringere Schwierigkeiten/
als wie die Erkennung der Samen, ſo wohl, weil ihrer ſo gar viel und
unterſchiedene Sorten und Gattungen ſind, als auch, weil ihrer etliche
meiſt einerley Kennzeichen mit einander gemein haben. Derowegen ſoll
einer/ der ſie ſuchen muß, fein behutſam gehen, und einer ieden eigent-
liches Zeichen wohl inne haben, will er ſie recht von einander unterſchei-
den; und dieſes lernet man aus der Ubung und Gebrauch/ iſt aber gar
bald wiederum vergeſſen, dafern man nicht ſtets damit zu thun gehabt.
Wer nun nothwendig Wurtzeln einkauffen muß, der ſehe ja nie auf den
wohlfeilen Preiß, ſondern verfuͤge ſich zu ſolchen Kauffleuten, auf deren
Treu er ſich verlaſſen darff, vor allen, wenn der Preiß etwas hoch iſt.

Diejenigen, die ein weites Gewiſſen haben/ machen ihnen keinen
groſſen Kummer, wenn ſie eine Wurtzel an ſtatt der andern einſchie-
ben; verkauffen dieſemnach eine Untze dieſer untergeſchobenen Wurtzeln
hoͤher und theurer, als ſonſt ein gantzes Pfund: wie ich denn mit meinen
Augen ſelbſt geſehen, daß ſichere Perſonen das Pfund Tormentillwurtz,
fuͤr Contrayerva, um 50 Francken/ und dergleichen noch mehr/ verkauffet
haben.

Es iſt aber kein groſſer Vortheil dabey, wenn man ſich mit dieſer
Gattung Wahre uͤberleget/ bevoraus mit ſolchen, welche nicht balde
vertrieben werden; dann, wann ſie zu lange liegen, gehet ihnen zu viel
ab, theils werden wurmicht, wie die
Angelica, Acorus verus; andere ver-
derben gar, wie das Suͤßholtz/ Rhabarber und andere mehr.

Allein dieſes Capitel wuͤrde viel zu weitlaͤufftig werden, und ich
nicht auskommen/ wenn ich alle Wurtzeln in ſelbigem zu beſchreiben ge-
daͤchte: will dannenhero mich nur bey denenjenigen aufhalten, welche
aus dieſem oder jenem Orte der Welt zu uns gebracht werden/ ohne mich
um diejenigen zu bekuͤmmern, welche bey uns in Gaͤrten und Feldern, oder
auch in ſo entfernten Laͤndern wachſen, daß deren Kuntſchaft noch nicht
zu uns gelanget iſt.

[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]
Das erſte Capitel.
Von der Jndianiſchen Wurtzel wider die Ruhr.
Siehe Fig. 37.

JPecacuanha, ſonſt auch Be-
guquella,
ingleichen Speca-
cuanha, Cagoſanga, Beculo,
Beloculo, Mine d’Or
genañt,
iſt eine kleine Wurtzel, wel-
che die Hollaͤnder und Portugiſen von
Rio de Gen-
ceyro,
iſt ein
Fluß in Weſt-
indien.
einem Orte in Braſilien, Rio de Gen-
eeyro
benamſet, zu uns bringen. Sel-
bige wird nirgends als um die Gold-
gruben gefunden, daher ſie auch den
Namen bekommen. Sie wird von de-
nen zur Arbeit in den Goldgruben ver-
dammten Sclaven geſammlet: weil
nun der beſte Kerl mehr nicht denn 12.
Pfund im Jahre ſammlen kan, deshal-
ben iſt ſie ſo gar theuer, wuͤrde auch noch
viel theurer ſeyn, wenn man ſie nicht
gegen andere Wahren eintauſchte. Die
[Spaltenumbruch] Hollaͤnder uͤberſchicken uns drey Sor-
ten Ipecacuanha: eine braune/ welche
die erſte und beſte iſt, und folglich auch
die theuerſte. Die zweyte ſieht grau,
und hat keine ſo heftige Wirckung, wie
die braune. Die dritte iſt weiß/ von
der ich hiernaͤchſt handeln werde.

Die Pflantzen der braunen und
grauen Ipecacuanha ſind von mittel-
maͤßiger Hoͤhe, zum Theil kriechend,
theils aber eines halben Fuſſes hoch er-
haben. Jhre Blaͤtter kommen der Pa-
rietaria,
Tag und Nachtkraut/ ziem-
lich gleich; darzwiſchen wachſen kleine
fuͤnffblaͤtterichte Bluͤmgen, auf kleinen
Knoͤpflein, aus welchen Beeren wer-
den, die wenn ſie reiff worden, braun-
roth ſind, und wie eine wilde Kirſche

groß.
D 2
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[0063] Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. Faͤden oder Zaſern/ z. E. von der Sarſaparilla, und endlich iſt voneinigen blos die oberſte Haut abgenommen, als von der Squina, Iris Florentina, in- maſſen aus folgenden wird zu erſehen ſeyn. Die Kenntnuͤß der Wurtzeln hat nicht geringere Schwierigkeiten/ als wie die Erkennung der Samen, ſo wohl, weil ihrer ſo gar viel und unterſchiedene Sorten und Gattungen ſind, als auch, weil ihrer etliche meiſt einerley Kennzeichen mit einander gemein haben. Derowegen ſoll einer/ der ſie ſuchen muß, fein behutſam gehen, und einer ieden eigent- liches Zeichen wohl inne haben, will er ſie recht von einander unterſchei- den; und dieſes lernet man aus der Ubung und Gebrauch/ iſt aber gar bald wiederum vergeſſen, dafern man nicht ſtets damit zu thun gehabt. Wer nun nothwendig Wurtzeln einkauffen muß, der ſehe ja nie auf den wohlfeilen Preiß, ſondern verfuͤge ſich zu ſolchen Kauffleuten, auf deren Treu er ſich verlaſſen darff, vor allen, wenn der Preiß etwas hoch iſt. Diejenigen, die ein weites Gewiſſen haben/ machen ihnen keinen groſſen Kummer, wenn ſie eine Wurtzel an ſtatt der andern einſchie- ben; verkauffen dieſemnach eine Untze dieſer untergeſchobenen Wurtzeln hoͤher und theurer, als ſonſt ein gantzes Pfund: wie ich denn mit meinen Augen ſelbſt geſehen, daß ſichere Perſonen das Pfund Tormentillwurtz, fuͤr Contrayerva, um 50 Francken/ und dergleichen noch mehr/ verkauffet haben. Es iſt aber kein groſſer Vortheil dabey, wenn man ſich mit dieſer Gattung Wahre uͤberleget/ bevoraus mit ſolchen, welche nicht balde vertrieben werden; dann, wann ſie zu lange liegen, gehet ihnen zu viel ab, theils werden wurmicht, wie die Angelica, Acorus verus; andere ver- derben gar, wie das Suͤßholtz/ Rhabarber und andere mehr. Allein dieſes Capitel wuͤrde viel zu weitlaͤufftig werden, und ich nicht auskommen/ wenn ich alle Wurtzeln in ſelbigem zu beſchreiben ge- daͤchte: will dannenhero mich nur bey denenjenigen aufhalten, welche aus dieſem oder jenem Orte der Welt zu uns gebracht werden/ ohne mich um diejenigen zu bekuͤmmern, welche bey uns in Gaͤrten und Feldern, oder auch in ſo entfernten Laͤndern wachſen, daß deren Kuntſchaft noch nicht zu uns gelanget iſt. Das erſte Capitel. Von der Jndianiſchen Wurtzel wider die Ruhr. JPecacuanha, ſonſt auch Be- guquella, ingleichen Speca- cuanha, Cagoſanga, Beculo, Beloculo, Mine d’Or genañt, iſt eine kleine Wurtzel, wel- che die Hollaͤnder und Portugiſen von einem Orte in Braſilien, Rio de Gen- eeyro benamſet, zu uns bringen. Sel- bige wird nirgends als um die Gold- gruben gefunden, daher ſie auch den Namen bekommen. Sie wird von de- nen zur Arbeit in den Goldgruben ver- dammten Sclaven geſammlet: weil nun der beſte Kerl mehr nicht denn 12. Pfund im Jahre ſammlen kan, deshal- ben iſt ſie ſo gar theuer, wuͤrde auch noch viel theurer ſeyn, wenn man ſie nicht gegen andere Wahren eintauſchte. Die Hollaͤnder uͤberſchicken uns drey Sor- ten Ipecacuanha: eine braune/ welche die erſte und beſte iſt, und folglich auch die theuerſte. Die zweyte ſieht grau, und hat keine ſo heftige Wirckung, wie die braune. Die dritte iſt weiß/ von der ich hiernaͤchſt handeln werde. Rio de Gen- ceyro, iſt ein Fluß in Weſt- indien. Die Pflantzen der braunen und grauen Ipecacuanha ſind von mittel- maͤßiger Hoͤhe, zum Theil kriechend, theils aber eines halben Fuſſes hoch er- haben. Jhre Blaͤtter kommen der Pa- rietaria, Tag und Nachtkraut/ ziem- lich gleich; darzwiſchen wachſen kleine fuͤnffblaͤtterichte Bluͤmgen, auf kleinen Knoͤpflein, aus welchen Beeren wer- den, die wenn ſie reiff worden, braun- roth ſind, und wie eine wilde Kirſche groß. D 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/63>, abgerufen am 31.10.2024.