Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand eines anpfeiffens als einer ernsthafftigenWiderlegung werth. Es ist eben so unge- reimt/ daß man aus dem Gesichte Danie- lis, als aus den Büchern des Römischen Rechts/ die Gewalt des Teutschen Käy- sers beschreiben wolle. Daß der Käyser niemand als Gott und den Degen über sich erkennet/ solches eignet ihm nicht mehr ein freyes Gebiet über die Teutsche Fürsten zu/ als der Provintz Holland über die übrigen sechs/ dere freylich derselbigen Ruhm füg- lich kan beygeleget werden. Die vergeb- liche Titul (daß er nemlich von allen Stän- den Allergnädigster Herr genennet wird/ dz sie in den unterschreibungen der Brieffe und sonsten ihren Gehorsam weitläufftig zusagen) hat die Natur des Seculi und der styl des Landes auffgebracht/ die fast nichts mehr vermögen als andere Ehren- worte/ von welchen auch ein jeglicher Faul- lentzer weitläufftig zu seyn pfleget. Auch ist nur ein vergebliches Wort-gelaut/ die voll- kommenheit der Gewalt aus der Schrei- ber
Vom Zuſtand eines anpfeiffens als einer ernſthafftigenWiderlegung werth. Es iſt eben ſo unge- reimt/ daß man aus dem Geſichte Danie- lis, als aus den Buͤchern des Roͤmiſchen Rechts/ die Gewalt des Teutſchen Kaͤy- ſers beſchreiben wolle. Daß der Kaͤyſer niemand als Gott und den Degen uͤber ſich erkennet/ ſolches eignet ihm nicht mehr ein freyes Gebiet uͤber die Teutſche Fuͤrſten zu/ als der Provintz Holland uͤber die uͤbrigen ſechs/ dere freylich derſelbigen Ruhm fuͤg- lich kan beygeleget werden. Die vergeb- liche Titul (daß er nemlich von allen Staͤn- den Allergnaͤdigſter Herr genennet wird/ dz ſie in den unteꝛſchreibungen der Brieffe und ſonſten ihren Gehorſam weitlaͤufftig zuſagen) hat die Natur des Seculi und der ſtyl des Landes auffgebracht/ die faſt nichts mehr vermoͤgen als andere Ehren- worte/ von welchen auch ein jeglicher Faul- lentzer weitlaͤufftig zu ſeyn pfleget. Auch iſt nur ein vergebliches Wort-gelaut/ die voll- kommenheit der Gewalt aus der Schrei- ber
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Vom Zuſtand
eines anpfeiffens als einer ernſthafftigen
Widerlegung werth. Es iſt eben ſo unge-
reimt/ daß man aus dem Geſichte Danie-
lis, als aus den Buͤchern des Roͤmiſchen
Rechts/ die Gewalt des Teutſchen Kaͤy-
ſers beſchreiben wolle. Daß der Kaͤyſer
niemand als Gott und den Degen uͤber ſich
erkennet/ ſolches eignet ihm nicht mehr ein
freyes Gebiet uͤber die Teutſche Fuͤrſten zu/
als der Provintz Holland uͤber die uͤbrigen
ſechs/ dere freylich derſelbigen Ruhm fuͤg-
lich kan beygeleget werden. Die vergeb-
liche Titul (daß er nemlich von allen Staͤn-
den Allergnaͤdigſter Herr genennet wird/
dz ſie in den unteꝛſchreibungen der Brieffe
und ſonſten ihren Gehorſam weitlaͤufftig
zuſagen) hat die Natur des Seculi und
der ſtyl des Landes auffgebracht/ die faſt
nichts mehr vermoͤgen als andere Ehren-
worte/ von welchen auch ein jeglicher Faul-
lentzer weitlaͤufftig zu ſeyn pfleget. Auch iſt
nur ein vergebliches Wort-gelaut/ die voll-
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/244>, abgerufen am 17.06.2024. |