Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.anfangs nur ein erster April, wo man die Narren Warte nur, armer Kerl, -- sieh, da bricht schon Welch' ein Schweifen nun über Berg und Thal; anfangs nur ein erſter April, wo man die Narren Warte nur, armer Kerl, — ſieh, da bricht ſchon Welch’ ein Schweifen nun über Berg und Thal; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="108"/> anfangs nur ein erſter April, wo man die Narren<lb/> „umherſchickt — in den April.“ Selbſt der Zuwachs<lb/> ſeiner Bibliothek, beſtehend aus den Schulbüchern ſeiner<lb/> Klaſſe und — Funke’s Naturgeſchichte, vermag ihn nur<lb/> mittelmäßig zu tröſten; ein größerer Freund iſt ihm in<lb/> dieſer Epoche ſeines Daſeins das alte wacklige Clavier,<lb/> welches ihm der Vater gemiethet und in ſein Dachſtüb-<lb/> chen geſtellt hat. Davor ſitzt der Arme und ſpielt ſeine<lb/> Choräle und Volksweiſen, — letztere nach dem Gehör<lb/> — und denkt zurück an ſein Dorf, an ſeine Eltern und<lb/> Geſchwiſter und vor allem an die Schule, wo er der<lb/> Erſte war, — ja ſogar in der Ernte den Vater zuweilen<lb/> vertreten durfte; während er hier — er der große Ben-<lb/> gel! ganz unten ſeinen Platz unter den Kleinſten und<lb/> Faulſten bekommen hat!</p><lb/> <p>Warte nur, armer Kerl, — ſieh, da bricht ſchon<lb/> der erſte freudige Strahl in Dein dunkles Sein. Ge-<lb/> wöhnlich giebt es auf jeder Schule einen Lehrer, der ein<lb/> Original, ein Sammler, vielleicht ein leidenſchaftlicher<lb/> Naturfreund iſt, womit meiſtens die Gabe der Mit-<lb/> theilung ſich verbindet, dem begegne Du armes einſames<lb/> Gemüth und Du wirſt einen Freund gefunden haben.<lb/> Jetzt verändert ſich Alles!</p><lb/> <p>Welch’ ein Schweifen nun über Berg und Thal;<lb/> welch’ ein Verſenken in all’ die kleinen und kleinſten ge-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0118]
anfangs nur ein erſter April, wo man die Narren
„umherſchickt — in den April.“ Selbſt der Zuwachs
ſeiner Bibliothek, beſtehend aus den Schulbüchern ſeiner
Klaſſe und — Funke’s Naturgeſchichte, vermag ihn nur
mittelmäßig zu tröſten; ein größerer Freund iſt ihm in
dieſer Epoche ſeines Daſeins das alte wacklige Clavier,
welches ihm der Vater gemiethet und in ſein Dachſtüb-
chen geſtellt hat. Davor ſitzt der Arme und ſpielt ſeine
Choräle und Volksweiſen, — letztere nach dem Gehör
— und denkt zurück an ſein Dorf, an ſeine Eltern und
Geſchwiſter und vor allem an die Schule, wo er der
Erſte war, — ja ſogar in der Ernte den Vater zuweilen
vertreten durfte; während er hier — er der große Ben-
gel! ganz unten ſeinen Platz unter den Kleinſten und
Faulſten bekommen hat!
Warte nur, armer Kerl, — ſieh, da bricht ſchon
der erſte freudige Strahl in Dein dunkles Sein. Ge-
wöhnlich giebt es auf jeder Schule einen Lehrer, der ein
Original, ein Sammler, vielleicht ein leidenſchaftlicher
Naturfreund iſt, womit meiſtens die Gabe der Mit-
theilung ſich verbindet, dem begegne Du armes einſames
Gemüth und Du wirſt einen Freund gefunden haben.
Jetzt verändert ſich Alles!
Welch’ ein Schweifen nun über Berg und Thal;
welch’ ein Verſenken in all’ die kleinen und kleinſten ge-
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