Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.Miene an und schreite hinaus. Welch' ein Anblick er- Die gute Alte hat höchst wahrscheinlich ihre Mittags- Festgebunden sitzt die Unglückliche in ihrem Stuhle; "Lischen -- so jag' sie doch weg -- (Elise hat vor Miene an und ſchreite hinaus. Welch’ ein Anblick er- Die gute Alte hat höchſt wahrſcheinlich ihre Mittags- Feſtgebunden ſitzt die Unglückliche in ihrem Stuhle; „Lischen — ſo jag’ ſie doch weg — (Eliſe hat vor <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="155"/> Miene an und ſchreite hinaus. Welch’ ein Anblick er-<lb/> wartet mich!</p><lb/> <p>Die gute Alte hat höchſt wahrſcheinlich ihre Mittags-<lb/> ruhe gehalten und iſt, das Strickzeug im Schooß, ein-<lb/> geſchlafen. Dieſen günſtigen Augenblick zu benutzen hat<lb/> der Taugenichts, der vielleicht mit ſehr guten Vorſätzen<lb/> die Treppe heraufkam, doch nicht unterlaſſen können.</p><lb/> <p>Feſtgebunden ſitzt die Unglückliche in ihrem Stuhle;<lb/> — Handtücher, Bindfaden, das Garn ihres Strickzeuges,<lb/> kurz alles nur mögliche Bindematerial iſt benutzt, ſie<lb/> unvermögend zu machen, ſich zu rühren. Vor ihr auf<lb/> einem, noch dazu ſehr zierlich gedeckten Tiſchchen, ſteht<lb/> — ein großer Napf Milch, der höchſt wahrſcheinlich zu<lb/> den wichtigſten culinariſchen Zwecken beſtimmt war und<lb/> um ihn im Kreis ſitzt ſchlürfend und ſchmatzend, — die<lb/> ganze Katzenwelt des Hauſes, — von Zeit zu Zeit einen<lb/> höhnenden Blick nach dem Lehnſtuhl werfend, wo die<lb/> gefeſſelte Küchentyrannin ſtrampelt und droht, in wahr-<lb/> haft tantaliſchen Qualen.</p><lb/> <p>„Lischen — ſo jag’ ſie doch weg — (Eliſe hat vor<lb/> Lachen die Kraft gar nicht dazu und ſitzt athemlos auf<lb/> einem Schemel) — o der Schlingel — aber Herr Wach-<lb/> holder jagen <hi rendition="#g">Sie</hi> ſie doch weg — es bleibt ja nichts<lb/> übrig — o meine ſchöne Milch — der Böſewicht!“ —<lb/> Ja der Böſewicht, — wo war er, als dieſe Tragico-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0165]
Miene an und ſchreite hinaus. Welch’ ein Anblick er-
wartet mich!
Die gute Alte hat höchſt wahrſcheinlich ihre Mittags-
ruhe gehalten und iſt, das Strickzeug im Schooß, ein-
geſchlafen. Dieſen günſtigen Augenblick zu benutzen hat
der Taugenichts, der vielleicht mit ſehr guten Vorſätzen
die Treppe heraufkam, doch nicht unterlaſſen können.
Feſtgebunden ſitzt die Unglückliche in ihrem Stuhle;
— Handtücher, Bindfaden, das Garn ihres Strickzeuges,
kurz alles nur mögliche Bindematerial iſt benutzt, ſie
unvermögend zu machen, ſich zu rühren. Vor ihr auf
einem, noch dazu ſehr zierlich gedeckten Tiſchchen, ſteht
— ein großer Napf Milch, der höchſt wahrſcheinlich zu
den wichtigſten culinariſchen Zwecken beſtimmt war und
um ihn im Kreis ſitzt ſchlürfend und ſchmatzend, — die
ganze Katzenwelt des Hauſes, — von Zeit zu Zeit einen
höhnenden Blick nach dem Lehnſtuhl werfend, wo die
gefeſſelte Küchentyrannin ſtrampelt und droht, in wahr-
haft tantaliſchen Qualen.
„Lischen — ſo jag’ ſie doch weg — (Eliſe hat vor
Lachen die Kraft gar nicht dazu und ſitzt athemlos auf
einem Schemel) — o der Schlingel — aber Herr Wach-
holder jagen Sie ſie doch weg — es bleibt ja nichts
übrig — o meine ſchöne Milch — der Böſewicht!“ —
Ja der Böſewicht, — wo war er, als dieſe Tragico-
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